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Das Kastell Boiodurum war Bestandteil des Limes in der romischen Provinz Noricum auf dem Gebiet der kreisfreien Stadt Passau Regierungsbezirk Niederbayern Ostbayern Deutschland Kastell und Lagerdorf vicus wurden in der Mitte des 2 Jahrhunderts n Chr zur Verteidigung und Kontrolle der Donaugrenze und eines Innubergangs angelegt Es folgte einem spatkeltischen Oppidum nach dessen Zentrum auf der Halbinsel zwischen Donau Danuvius und Inn Aenus lag Nach der gewaltsamen Zerstorung des Lagers durch einen Germaneneinfall in der zweiten Halfte des 3 Jahrhunderts ubernahm ab der Spatantike das etwas weiter flussaufwarts gelegene Kastell Boiotro die Sicherung dieses Abschnittes der Donaugrenze 1 Das Bodendenkmal ist seit 2021 Bestandteil des zum UNESCO Weltkulturerbe erhobenen Donaulimes Kastell Passau Innstadt RosenauAlternativname Boiodurum Boiodoro Bolodurum BoioduruLimes Limes NoricusAbschnitt Strecke 4Datierung Belegung domitianisch Ende 1 Jahrhundert n Chr bisMitte 3 Jahrhundert n Chr Typ Reiter und Kohortenkastell Einheit Alae Numerus Boiodurensium Cohors V Breucorum cR eq Grosse ca 1 3 haBauweise Holz Erde SteinErhaltungszustand rechteckige Anlage mit abgerundeten Ecken Toren und Zwischenturmen Nordseite vom Inn abgetragen oberirdisch nicht sichtbarOrt Passau InnstadtGeographische Lage 48 34 16 5 N 13 28 33 1 O 48 571252777778 13 47585 300Hohe 300 m u NHNVorhergehend Kastell Boiotro westlich Anschliessend Burgus Passau Haibach ostlich Vorgelagert Kastell Batavis nordlich Passau Altstadt Der ratische und norische DonaulimesLage der Kastelle in Passau und am sudlichen Ufer des Inn 1 bis 5 Jahrhundert n Chr Befundplan des Kastells der Therme und des Vicus 1 bis 3 Jahrhundert n Chr Befundplan der Grabungen 1905 1911 nach F J EngelBefundplan des OsttoresModell des Kastells Boiodurum um 200 n Chr Passau Romermuseum gallery111993ef47 20 Link zum Bild Bitte Urheberrechte beachten Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Topographie und Lage 3 Funktion 4 Forschungsgeschichte Fundspektrum 5 Entwicklung 6 Kastell 7 Innenbebauung 8 Garnison 9 Vicus 10 Therme 11 Graberfelder 12 Denkmalschutz 13 Hinweise und Fundverbleib 14 Siehe auch 15 Literatur 16 Anmerkungen 17 WeblinksName BearbeitenDer Ortsname ist mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit keltischen Ursprungs und bedeutet Festung des Boious oder Stadt der Boier Er wird vom griechischen Geographen Claudius Ptolemaus Mitte des 2 Jahrhunderts n Chr erstmals als Boioduron erwahnt 2 Weitere Nennungen sind aus dem Itinerarium Antonini wo das Kastell als an der Fernstrasse von Taurunum Zemun nach Vetera Xanten gelegen bezeichnet wird und der Tabula Peutingeriana bekannt 3 4 Auf letzterer ist der Ort falschlicherweise auf der linken Donauseite eingezeichnet Weiters existieren zwei Inschriften in deren Text Boiodurum ebenfalls aufscheint eine Weihinschrift fur Mithras aus Atrans Trojane und die Nennung auf einem heute verschollenen Meilenstein der Donaustrasse bei Engelhartszell 5 Die vor Ort geborgenen Ziegelstempel mit dem Aufdruck NVMB Numerus Boiodurensium stutzen zusatzlich die Theorie dass die Romer die Benennung des keltischen Oppidums auf das Kastell und seine Zivilsiedlung ubertragen haben 6 Der spatantike Name des Ortes Boiotro eine verschliffene Form von Boiodurum wird durch die Notitia dignitatum und die Lebensbeschreibung des Severin von Noricum uberliefert Bis um die Zeit um 1900 war das Kastellareal bei der einheimischen Bevolkerung als Biburg bekannt 7 Topographie und Lage BearbeitenDie Region um Passau gehort geologisch zu einem Auslaufer des Bayerischen Waldes der besonders durch die schiffbaren Flusse Donau und Inn gepragt wird Die von Norden in die Donau mundende Ilz erganzt dieses Flusssystem und eroffnet gleichzeitig eine Route nach Bohmen Die von West nach Ost fliessende Donau und die Nord Sud Achsen von Inn und Ilz bildeten schon seit vorgeschichtlicher Zeit einen bedeutenden Knotenpunkt fur Verkehr und Handel und begunstigten die Anlage von grosseren Siedlungen Ob hier auch in romischer Zeit eine Brucke existierte ist nicht bekannt Die Flusse schutzten vor allem die Halbinsel des sogenannten Dreiflusseecks auf naturliche Weise Der Zugang von der Landseite liess sich dadurch ohne grossen Aufwand blockieren Wie in den Jahrtausenden zuvor spielte auch fur die Kelten der Spatlatenezeit die gunstige topographische und wirtschaftsgeographische Lage der Flussinsel eine entscheidende Rolle fur die Anlage eines grosseren Oppidums obwohl gutes Ackerland nicht in unmittelbarer Nahe zu finden war Das romische Kastell liegt auf einer vor Hochwasser geschutzten Schwemmterrasse in der Rosenau am ostlichen Ende von Passau Innstadt am Ostufer des Inns direkt am Zusammenfluss von Donau und Inn gegenuber der Mundung der Ilz Es umschloss im Wesentlichen den Standort der ehemaligen St Egidius Kirche Nach der Sakularisation profaniert heute Kapuzinerstrasse 61 in Rosenau Der Ostteil des Lagerareals befindet sich auf dem Gelande einer Baufirma in der Kapuzinerstrasse 55 Die SO Ecke liegt unter dem Haus Kapuzinerstrasse 67 Unter der Kirche sind auch die Reste des Osttores zu finden auf Hohe eines Parkplatzes das Sudtor Bei Boiodurum traf eine den Inn am Westufer begleitende Strasse auf eine der wichtigsten Fernverkehrsrouten in den Suden und Osten des Reiches die entlang der Donau verlief die via iuxta Danuvium ihr Ausbau erfolgte erst am Beginn des 3 Jahrhunderts als die strategische Lage eine rasche Verbindung zwischen den Truppen an Rhein und Donau notwendig machte Der Abschnitt ab Boiodurum fuhrte uber Stanacum Oberranna Ioviacum Gstottenau zwischen Aschach an der Donau und Eferding und Ad Mauros Eferding nach Ovilavis Wels 8 Funktion BearbeitenDas Kastell war Bestandteil des norischen Limes Zu den Aufgaben der Besatzung zahlte wohl die Sicherung der Flussgrenze ripa bzw des Innuberganges von der romischen Provinz Raetia Ratien nach Noricum Norikum die Eintreibung von Zollen die Nachrichtenubermittlung entlang des Limes sowie die Uberwachung und Kontrolle der Strassenverbindung Ovilavis Reginum und des Schiffsverkehrs auf beiden Flussen Das Kastell war Standort einer Zollstation des publicum portorii Illyrici des Illyrischen Zollbezirks Bei der Einfuhr von Gutern in den gallischen Zollsprengel wurde die quadragesima Galliarum ein Zoll in Hohe von 2 5 des Warenwerts eingehoben Nach den Funden durfte die Station ebenfalls auf der norischen Seite gelegen haben 9 In Wernstein am Inn rund sieben Kilometer vom Kastell entfernt am Innubergang der Limesstrasse ist durch die Inschrift 230 n Chr des M Rustius Iunianis eines beneficiarius consularis der legio II Italica auch die Existenz eines Strassenwachpostens gesichert 10 Forschungsgeschichte Fundspektrum BearbeitenDie ersten romischen Funde aus der Rosenau Fragmente eines Mosaiks und eine Strassenpflasterung sind seit 1840 bekannt Alexander Erhard 1864 und Friedrich Ohlenschlager 1884 vermuteten erstmals das Kastell in der Rosenau Bei der St Egidius Kirche beobachtete Erhard romische Munzen und die Reste einer Strassenpflasterung 1869 wurden erneut antike Funde in diesem Bereich gemacht Von 1904 bis 1911 entdeckte der Gymnasialprofessor Franz Joseph Engel bei seinen Grabungen das Kastell und legte Teile der Wehrmauer und den ostlichen Flankenturm des Sudtores frei 1955 untersuchte das Bayerische Landesamt fur Denkmalpflege unter der Leitung von Hans Schonberger mittels Suchschnitten das Areal wobei der Verlauf des Westwalls festgestellt der davorliegende Graben und ein Teil der Sudmauer mit Zwischenturm entdeckt werden konnte Bis 1970 fanden nur wenige Ausgrabungskampagnen statt Ab 1986 wurden im Rahmen einer Notgrabung unter Walter Wandling und Jorg Peter Niemeier wieder das Kastell Sudtor und auch der Vicusbereich erforscht Ein betrachtlicher Teil des Kastellareals wurde 1993 unter Schutz gestellt 1995 wurden weitere Wehrgraben entdeckt 11 In unmittelbarer Nachbarschaft zum Archaotop Boiodurum befindet sich ein knapp 2400 Quadratmeter grosses Grundstuck das den sudwestlichen Bereich des ehemaligen Kastellinnenbereiches bedeckt Hier wurden im Herbst 1997 und im Sommer 1998 einige wichtige Rettungsgrabungen durchgefuhrt Die hier zu erwartende sudliche Wehrmauer konnte dabei aber nicht erfasst werden weil sie offenbar ausserhalb des Grundstuckes lag Das Gelande hatte hier unmittelbar hinter der Wehrmauer einen naturlichen Gelandeabfall Es gelang aber die Holzpfostenlocher einer langrechteckigen Kaserne zu dokumentieren 12 In der Kapuzinerstrasse wurden Anfang 2013 beim Bau eines Studentenwohnheimes Ausschachtungsarbeiten ohne die Begleitung durch Stadtarchaologen durchgefuhrt Dabei wurden Befunde der Zivilsiedlung aus dem 2 und 3 Jahrhundert unwiederbringlich zerstort 13 Bei den Untersuchungen konnten auch zahlreiche Gegenstande geborgen werden vor allem Metallfunde Sie belegen die militarische Funktion dieser Anlage So fanden sich unter anderem Waffenfragmente ein Pionierspaten und ein Bruchstuck eines bronzenen Bugels der ursprunglich am Hinterhaupthelm einer Paradeausrustung befestigt gewesen war Unter den bedeutendsten Funden befindet sich eine germanische Goldblechfibel mit blauer Glaspasteneinlage Sie stammt aus der Planierschicht des fruhen 3 Jahrhunderts Im Vicus konnte wiederum ein goldener Fingerring mit einer roten Steineinlage in Form einer Amphore geborgen werden Er stammt aus der Wende vom spaten 2 auf das 3 Jahrhundert n Chr und durfte in der Antike von grossem Wert gewesen sein Wahrscheinlich wurde er absichtlich vergraben 14 Entwicklung BearbeitenDie Besiedlung der Passauer Halbinsel zwischen Donau und Inn setzte schon vor 6000 Jahren ein In vorromischer Zeit hatten sich hier zahlreiche Kelten vom Stamm der Boier niedergelassen Ihr Siedlungszentrum lag auf der Halbinsel zwischen Inn und Donau Das Oppidum wurde vermutlich um 450 v Chr gegrundet Aus dem 20 Kilometer entfernten Kropfmuhl verhandelte man beispielsweise Graphit und Graphitton das zur Herstellung feuerfesten und warmeleitenden Kochgeschirrs verwendet wurde Weiters hatte man uber Inn und Salzach direkten Zugang zu den reichen Salzlagerstatten in den Ostalpen Das Oppidum wurde vermutlich nicht durch die Romer zerstort da seine Bewohner es schon lange vor deren Ankunft in der Zeit um 50 40 v Chr wieder aufgegeben hatten Das Kastell in der Rosenau entwickelte sich vermutlich ahnlich wie die benachbarten Kastelle von Straubing und Kunzing 15 Im Zuge des Limesausbaus wahrend der Regierungszeit des Kaisers Domitian 81 96 errichtete die romische Armee am Ende des 1 Jahrhunderts n Chr 80 100 zunachst wohl ein kleines Holz Erde Kastell In spaterer Zeit 150 160 n Chr wurden die Befestigungen und die wichtigsten Innenbauten in Stein neu aufgebaut Nach Ansicht Tilman Becherts wurde das Osttor erst im Zuge des Feldzuges Caracallas in das Barbaricum um 213 n Chr ausgebaut Der dazugehorige Vicus entstand moglicherweise erst in der zweiten Halfte des 2 Jahrhunderts Wahrend die Donau das Romische Reich vom freien Germanien Germania magna trennte markierte der Inn nicht nur die Grenze zwischen den Provinzen Raetia Passau Altstadt und Noricum Passau Innstadt sondern auch die zwischen dem gallischen und illyrischen Zollbezirk Kastell und Lagerdorf wurden wohl aufgrund von Alamanneneinfallen und Burgerkriegen die von der Mitte bis ins spate 3 Jahrhundert stattfanden zerstort und aufgegeben Eine Nutzung des Areals in der Spatantike konnte nicht nachgewiesen werden Nach 300 n Chr errichtete man als Ersatz unter Valentinian I etwa einen Kilometer innaufwarts ein wesentlich kleineres Bruckenkopfkastell Boiotro das bis ins fruhe 5 Jahrhundert belegt war 16 Kastell BearbeitenDie mehrphasige Befestigungsanlage hatte einen unregelmassigen quadratischen Grundriss mit abgerundeten Ecken Spielkartenform und bedeckte eine Flache von ca 1 3 bis 1 5 Hektar Ihre Ost West Erstreckung belief sich auf ungefahr 142 143 Meter die Nord Sud Achse vermutlich 90 95 Meter Vor der Beseitigung der Felsklippen beim Innstein und Scheibling wurde die Stromung auf das rechte Innufer gelenkt was im Laufe der Zeit die Abschwemmung eines Abschnittes des Lagerareals mit sich brachte 17 Ein weiterer Teil wurde im fruhen 20 Jahrhundert beim Bau einer Eisenbahntrasse von Passau Voglau nach Hauzenberg abgetragen Der Rest ist heute grosstenteils uberbaut und ebenfalls nicht mehr sichtbar Die anfangs noch in Holz Erde Technik errichtete Lagermauer Toranlagen und die innen angesetzten Zwischenturme wurden im Laufe des 2 Jahrhunderts n Chr in Stein umgebaut Das Holz Erde Lager konnte archaologisch nicht nachgewiesen werden Am Sud und Ostwall konnten jeweils die Flankenturme der beiden Tore und ein Zwischenturm beobachtet werden Die ausgegrabene Mauer im Ostsektor war noch bis auf eine Hohe von 80 Zentimeter erhalten Sie bestand aus vermorteltem Gneis und wies eine Starke von 1 20 bis 1 50 Meter auf die Sudmauer hatte eine Gesamtbreite von 1 70 Meter Die Mauer des Zwischenturmes war 1 30 Meter breit Die Westmauer ist noch nicht erforscht die Sudostecke konnte unter dem Haus Kapuzinerstrasse 67 lokalisiert werden Von den angenommenen vier Toren wurden bis dato das Sud und das Osttor lokalisiert und nur letzteres auch naher untersucht Das Nordtor ebenso wie der Nordwall wurden durch Unterspulung des Inns restlos zerstort Das mit zwei Durchfahrten ausgestattete Osttor wies eine Breite von 4 50 Metern auf Sein nordlicher Torturm hatte eine halbrunde Front und sprang etwas vor die Kastellmauer vor Das Sudtor war von zwei innen angesetzten quadratischen Flankenturmen gesichert Der ostliche besass eine Mauerstarke von 1 15 bis 1 30 Meter vom westlichen Exemplar waren nur mehr 1 20 Meter breite Westmauer und ein drei Meter langer Teil der Nordmauer erhalten geblieben Die Durchfahrt war ebenfalls vier Meter breit 18 19 Als Annaherungshindernis wurden drei Spitzgraben ausgehoben Der schon 1955 entdeckte Graben war zwei Meter tief und 6 70 Meter breit Ein grosserer Abschnitt des zweiten und dritten Kastellgrabens konnte auf dem Grundstuck Nr 259 genauer untersucht werden Diese Graben hatten die Stadtarchaologen zwar schon fruher entdeckt jedoch machte eine Plananderung eine erneute Untersuchung notig Man erwartete hier das Umbiegen der Wehrgraben jedoch scheint die Kurve nicht so exakt verlaufen zu sein wie man ursprunglich vermutete Innenbebauung BearbeitenIm Inneren konnten im Westen eine Hypokaustenanlage und die Uberreste eines im Zentrum gelegenen grosseren langrechteckigen Gebaudes principia beobachtet werden Die in den 1990er Jahren untersuchte Mannschaftsbaracke contubernia bestand aus Holz Ihre Stutzpfostensetzung lief wohl parallel zur sudlichen Kastellmauer Das Gebaude war unter anderem mit verglasten Fenstern ausgestattet wie die Funde von zahlreichen Glasbruchstucken und eisernen Fensterangeln belegten 20 Garnison BearbeitenUber die im Kastell stationierten Einheiten ist nur wenig bekannt Bislang wurden keine Inschriften geborgen die Aufschluss uber die Besatzungstruppen von Boiodurum geben konnten Es konnte aufgrund seiner Grosse eine aus 500 Mann bestehende Kohorte cohors quinquenaria beherbergt haben Zeitstellung Truppenname Bemerkung Abbildung1 bis 3 Jahrhundert n Chr a Alae Reiterschwadron b Numerus Batavinis oderc Numerus Boiodurensium 21 eine Schar Bataver bzw Boiodurienser Bei den Ausgrabungen konnten nur einige Ziegelstempel NVMB einer Hilfstruppeneinheit Auxilia aus Batavis oder Boiodurum und einer bis dato unbekannten Reitereinheit ALAE geborgen werden Die richtige Zuordnung dieser Stempel ist bis heute nicht gesichert nach Ansicht Rudolf Eggers stammen sie aus der Spatantike Auch muss der Fund solcher Ziegel nicht bedeuten dass diese Einheiten tatsachlich hier stationiert waren Vielleicht wurden sie auch aus einem anderen Lager hierher geliefert nbsp Ziegelstempel NVMB einer Hilfstruppeneinheit aus Passau 3 Jahrhundert nbsp Ziegelstempel ALAE einer Reitereinheit aus der Nahe von Passau 3 Jahrhundert 1 bis 4 Jahrhundert n Chr Cohors Quinta Breucorum Equitata Civium Romanorum die funfte teilberittene Kohorte der Breuker mit romischen Burgerrecht Als Besatzung kame auch eine Breukerkohorte vom Niederrhein in Frage die ab der Regierungszeit Kaiser Domitians einige Zeit in Noricum stationiert war Diese Annahme beruht auf dem Fund von zwei in Andiesen Holzleithen bei Scharding 1961 entdeckten Ziegelofen die allerdings aus der Spatantike stammen Die Zuordnung der dort gefundenen Ziegelstempel C OH V BR ist in der Fachwelt noch umstritten 22 Ein Ziegel dieser Einheit wurde auch im Lagerdorf gefunden Ziegelstempel dieser Truppe fanden sich haufig entlang des norischen Limes Schlogen Wallsee Zwentendorf und Zeiselmauer Diese Einheit war wohl an der Errichtung dieser Lager im 1 und 2 Jahrhundert n Chr beteiligt Vermutlich betrieb sie mehrere Ziegeleien Denkbar ware auch dass zur gleichen Zeit Vexillationen als Besatzungen fur diese Kastelle abgestellt wurden siehe auch Kastell Zwentendorf 23 nbsp Ziegelstempel C OH V BR eucorum 3 Jahrhundert n Chr Romermuseum Kastell Boiotro Passau Vicus Bearbeiten nbsp Skizze der Faustinusinschrift heute in der Severinsbasilika aufgestellt Der zugehorige Vicus umgab das Kastell im Suden Westen und Osten bzw verlief entlang der heutigen Nibelungenstrasse Passau Linz ca 100 Meter sudlich des Lagers bis zum Hammerberg Schon 200 Meter ostlich des Lagers dunnte die Verbauung merklich aus Der Kern der Siedlung befand sich vermutlich im Westen Seine Reste befinden sich heute unter einem Wohn und Gewerbegebiet 24 Die Bauweise des Lagerdorfs folgte der ublichen Anordnung in unterkellerten Streifenhausern Vom ostlich des Kastells gelegenen Teil des Lagerdorfs Areal um das Jesuitenschlossl sind die Grundrisse einiger holzernen Wohnbauten zwei mittelalterliche Brennofen mit unklarer Funktion und der Verlauf einer Kiesstrasse bekannt die offenbar zu den Kastelltoren und dann weiter auf die Limesstrasse Richtung Linz Kastell Lentia fuhrte Eines der Gebaude war mit einer Fussbodenheizung ausgestattet Materialreste deuten auf eine Glasblaserei in diesem Haus hin Moglich ware dass die zivile Besiedlung erst einige Jahrzehnte nach Fertigstellung des Kastells einsetzte 25 Wirtschaftlich waren fur die Siedlung vor allem eisenverarbeitende Werkstatten sowie die Erzeugung von Topfer und Glaswaren von einiger Bedeutung Aus der Lehmgruppe einer Topferei konnte ein Reibschalenfragment geborgen werden auf dem seine Handelsbezeichnung mortarium und sein Marktpreis 2 Denare eingeritzt waren Inschriften zeigten dass hier vor allem die Gotter Jupiter Victoria und Herkules verehrt wurden Die Funde aus dem ergrabenen Teil des Vicus stammen ausnahmslos aus dem spaten 2 Jahrhundert n Chr Durch den Fund von Inschriften sind auch die Namen zweier Bewohner der Zivilsiedlungen bekanntgeworden der Zollner Faustinianus und ein Weinhandler namens Publius Tenatius Essimnus Datierung 2 Jahrhundert n Chr Fundort Passau Flussbett des Inn 26 die hier ihre letzte Ruhestatte fanden Therme Bearbeiten nbsp Befunde Lagertherme von Boiodurum 2 bis 3 Jahrhundert n Chr Stand 1998 Die Lage des Kastellbades ist seit 1998 bekannt In diesem Jahr legte man im Flurstuck Nr 256 die Reste eines 21 7 Meter grossen Gebaudes frei dessen Mauern sich vermutlich noch uber den Grabungsbereich hinaus in westliche Richtung fortsetzten Es befand sich unmittelbar sudlich vor der porta principalis sinistra Sudtor nur knapp 75 Meter von der Kastellmauer und ca 40 Meter vom aussersten dritten Wehrgraben entfernt Seine Lage verrat dass es in enger Verbindung zum Kastell gestanden haben muss Das langrechteckige Gebaude Reihentypus war in mindestens vier Raume unterteilt drei von ihnen konnten fast vollstandig ergraben werden Der dritte Raum im Westen verfugte uber eine halbrunde Apsis Die noch erhaltenen Teile der Grundmauern bestanden aus Gneis und Granitbruchstucken sowie Kieseln Der ubrige Mauerverlauf konnte lediglich nach den Ausrissgraben die durch den Steinraub entstanden nachverfolgt werden Die Keramikfunde deuten darauf hin dass das Gebaude erst im 2 Jahrhundert n Chr errichtet worden ist Vergleiche mit einem ahnlichen Bau im benachbarten Kleinkastell Schlogen bewiesen dass es sich bei diesem Gebaude ebenfalls um eine Thermenanlage des Reihentypus gehandelt haben muss Sie durfte mit dem Kastell bei den Alamanneneinfallen zwischen 240 und 250 n Chr vernichtet worden sein Ihre Reste wurden schon gegen Ende des 3 Jahrhunderts abgetragen und das Steinmaterial wohl fur Neubauten wiederverwendet 27 Graberfelder BearbeitenWestlich der heutigen Brucke uber den Inn Kastell Boiotro Jahnstrasse konnten einige mittelkaiserzeitliche Brandbestattungen nachgewiesen werden 28 Denkmalschutz BearbeitenDas Kastellareal ist als eingetragenes Bodendenkmale im Sinne des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes geschutzt Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde sind den Denkmalbehorden anzuzeigen Hinweise und Fundverbleib BearbeitenDas Kastellgelande befindet sich rund zwei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt in Fahrtrichtung Linz linke Strassenseite am rechten Ufer des Inns bei einer Tankstelle Rechts vom Parkplatz Supermarkt Kapuzinerstrasse kann man unter einem roten Schutzdach die Reste der St Egidi Kirche sehen Unweit von ihr stand das Osttor des Kastells Hinter dem Jesuitenschlossl Areal des Vicus befinden sich die Uberreste des Hypokaustums der Glaswerkstatte Die Funde aus den Grabungen werden heute teils im Romermuseum Kastell Boiotro im Depot der Passauer Stadtarchaologie und in der Archaologischen Staatssammlung in Munchen aufbewahrt 29 Siehe auch BearbeitenListe der Kastelle in Noricum und OberpannonienLiteratur BearbeitenAlexander Erhard Geschichte und Topographie der Umgebung von Passau II rechtes Donauufer und Inn Helmut Bender Passau In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 22 Walter de Gruyter Berlin New York 2003 ISBN 3 11 017351 4 S 496 499 Mario Bloier Blick uber den Inn Die Verteidigungsbauten des norischen Kastells Boiodurum In Romische Wehrbauten Befund und Rekonstruktion Schriftenreihe des Bayerischen Landesamtes fur Denkmalpflege 7 Munchen 2013 S 70 81 Mario Bloier Boiodurum Forschungsgeschichte Befunde Rekonstruktion In Passauer Jahrbuch 55 2013 S 25 63 Ulrich Brandl Passau Boiodurum Kastell Vicus In Herwig Friesinger Fritz Krinzinger Hrsg Der romische Limes in Osterreich Fuhrer zu den archaologischen Denkmalern Wien 1997 S 150 153 Thomas Fischer Noricum Orbis Provinciarum Zaberns Bildbande der Archaologie Zabern Mainz 2002 ISBN 3 8053 2829 X S 31 32 Thomas Fischer Erika Riedmeier Fischer Der romische Limes in Bayern Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2008 ISBN 978 3 7917 2120 0 S 193 Kurt Genser Der osterreichische Donaulimes in der Romerzeit Ein Forschungsbericht Der Romische Limes in Osterreich Nr 33 Wien 1986 S 13 34 Gunther Moosbauer Passau Boiodurum Kastell vicus In Verena Gassner Andreas Pulz Hrsg Der romische Limes in Osterreich Fuhrer zu den archaologischen Denkmalern Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2015 ISBN 978 3 7001 7787 6 S 130 133 Jorg Peter Niemeier Das erste archaologische Reservat in einer bayerischen Stadt das mittelkaiserliche Kastell Boiodurum zu Passau Innstadt Stadt Passau Niederbayern In Das archaologische Jahr in Bayern 1994 S 122 Jorg Peter Niemeier Boiodurum neue Ausgrabungen in Kastell und Zivilsiedlung In Vortrage des Niederbayerischen Archaologentages 18 2000 S 59 73 Jorg Peter Niemeier Hrsg Passau Teil des Romischen Reiches Fuhrer durch das Romermuseum Kastell Boiotro Passau 2014 ISBN 978 3 929350 91 3 Herbert Schindler Passau Fuhrer zu den Kunstdenkmalern der Dreiflussestadt Passavia Passau 1990 ISBN 3 8761 6143 6 S 13 21 Wolfgang M Schmid Illustrierte Geschichte der Stadt Passau Ablassmayer amp Peninger Passau 1927 S 5 20 Digitalisat UB Heidelberg Hannsjorg Ubl Das norische Provinzheer der Prinzipatszeit im Spiegel neuer Diplom und Inschriftenfunde In Zsolt Visy Hrsg Limes XIX Proceedings of the XIXth International Congress of Roman frontier Studies held in Pecs Hungary September 2003 University of Pecs 2005 S 107 118 Walter Wandling Ausgrabungen im mittelkaiserzeitlichen Kastellvicus Boiodurum Passau Innstadt In Das archaologische Jahr in Bayern 1988 S 126 127 Anmerkungen Bearbeiten Fischer 2002 S 31 Ptolemaus 2 12 5 Boiodoyron Segmentum III 4 castellum Bolodurum vermutlich ein Abschreibfehler 249 5 Boiodoro CIL 3 5121 servus contrascriptor stationis Boiodurensis und CIL 3 5755 aus den Jahren 239 241 n Chr Boioduru Fischer 2002 S 31 f Notitia Dignitatum occ XXXIV 44 tribunus cohortis Boiodoro Vita Sancti Severini 22 36 Boitro Boiotro und ahnlich Gassner Pulz 2015 S 131 132 Gassner Pulz 2015 S 31 Fischer 2002 S 32 Kurt Genser 1986 S 31 Kurt Genser 1986 S 16 f Gassner Pulz 2015 S 131 Brandl 1997 S 151 Martin Reitmeier Riesenarger um Innstadt Bauprojekt Passauer Studi Wohnungen zerstoren romisches Stadterbe Bericht aus dem Wochenblatt vom 9 Januar 2013 Passau Archivierter Artikel mit Baustellenbild Memento vom 12 April 2013 im Webarchiv archive today Fischer 2002 S 32 Kurt Genser 1986 S 27 Fischer 2002 S 26 Gassner Pulz 2015 S 132 Wolfgang M Schmid 1927 S 8 Herbert Schindler 1990 S 16 Kurt Genser 1986 S 19 20 Fischer 2002 S 26 Paul Reinecke Brandl 1997 S 152 Ubl 2005 S 115 Brandl 1997 S 150 Brandl 1997 S 152 Gassner Pulz 2015 S 132 133 AE 1984 707 Gassner Pulz 2015 S 133 Gassner Pulz 2015 S 133 Gassner Pulz 2015 S 133 Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMapWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Kastell Boiodurum Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Lage des Kastells auf Vici org Animationsfilm Boiodurum Batavis Boiotro auf YouTube Satellitenfotos Archaologische Statten Kastellmodell und Audiobeschreibung aud museum de Thermenmodell und Audiobeschreibung aud museum de Vicusmodell und Audiobeschreibung aud museum deKastelle des Norischen Limes Kastell Boiotro Kastell Boiodurum Burgus Passau Haibach Burgus Oberranna Kleinkastell 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