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Karl Anton Philipp von Werther 31 Januar 1809 in Konigsberg 8 Februar 1894 in Munchen war ein deutscher Diplomat und Botschafter Werther war koniglich preussischer Wirklicher Geheimer Rat und Gesandter spater des Norddeutschen Bundes und des Deutschen Reiches unter anderem in der Schweiz in Griechenland Danemark Russland Osterreich Frankreich und der Turkei Karl von Werther 2 von rechts auf der Konferenz von Konstantinopel 1876 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Familie 1 2 Beruflicher Werdegang 1 2 1 Ausbildung und erste Berufserfahrungen 1 2 2 Revolution 1848 bis zur Grundung des Deutschen Reiches 1 2 3 Ruhestand und Tod 1 3 Ehe und Nachkommen 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFamilie Bearbeiten Karl Freiherr von Werther entstammte einer neumarkisch ostpreussischen Adelsfamilie Sein Grossvater Philipp August Wilhelm von Werther 1729 1802 war preussischer Generalleutnant und Regimentschef sein Vater Heinrich Wilhelm von Werther 1772 1859 wurde preussischer Diplomat und war von 1837 bis 1841 preussischer Aussenminister Ihm wurde 1841 der Freiherrentitel im Konigreich Preussen bestatigt Heinrich Wilhelm heiratete am 18 September 1797 in Donzdorf Josepha Maria Hyazintha Henriette Franziska Cajetana 14 Mai 1777 in Munchen 8 November 1853 in Berlin eine geborene Grafin von Sandizell die Mutter von Karl Er war eines von zwei Kindern des Paares seine Schwester Josephine 1804 1877 1 blieb unverheiratet Beruflicher Werdegang Bearbeiten Ausbildung und erste Berufserfahrungen Bearbeiten Werther studierte Rechtswissenschaften und bestand 1830 die erste juristische Prufung 1832 entschied er sich fur die diplomatische Laufbahn und wurde nach abgelegter diplomatischer Prufung 1834 als Legationssekretar nach Munchen versetzt Als solcher kam er 1835 nach Den Haag 1836 wurde er zu Heinrich von Bulow dem Schwiegersohn von Wilhelm von Humboldt nach London als Legationsrat berufen Noch im selben Jahr ernannte ihn Konig Friedrich Wilhelm III von Preussen zum Kammerherrn Bei den langwierigen Verhandlungen wahrend der Konferenz in London uber die Belgische Frage musste er oft vor allem 1839 den wegen Krankheit angeschlagenen Bulow zu vertreten 1840 wurde Werther nach Paris versetzt dort konnte er die Ereignisse in Folge der Orientkrise detailliert verfolgen Ende 1841 wurde er als ausserordentlicher Gesandter in die Schweiz nach Bern geschickt Diese Entscheidung wurde unter anderem von Karl August Varnhagen von Ense kritisiert der Werther fur unfahig hielt Von 1844 bis 1849 war er preussischer Gesandter in Athen Dort regierte Konig Otto I eine Rebellion von Militar und Volk hatte Otto im Herbst 1843 eine Verfassung abgenotigt 2 Revolution 1848 bis zur Grundung des Deutschen Reiches Bearbeiten Die Anfange der Marzrevolution erlebte er als Gesandter in Griechenland 1849 wurde Werther nach Kopenhagen versetzt wo im Januar 1848 Friedrich VII die Nachfolge seines Vaters angetreten hatte Am danischen Hof musste er Preussen bei den Verwicklungen wahrend der Schleswig Holsteinischen Erhebung vertreten So bewog er den Herzog Christian August von Schleswig Holstein zum Verzicht seiner Anspruche auf die Herzogtumer Schleswig und Holstein und deren Ubertragung an die danische Krone Im Fruhjahr 1854 wurde er zum Gesandten in Sankt Petersburg ernannt um die schwierigen Verhandlungen wegen des Ausgleichs zwischen Osterreich und Russland in Folge des Krimkrieges zu fuhren Einige Wochen zuvor betraute ihn Konig Friedrich Wilhelm IV von Preussen zeitweilig mit der Wahrnehmung der Geschafte eines Unterstaatssekretars im Aussenministerium Vor seiner Abreise nach Sankt Petersburg im Juni 1854 hatte Werther mit dem Konig Leopold von Gerlach Hermann Ludwig von Balan und weiteren preussischen Diplomaten eingehende Besprechungen Osterreich stellte Russland in Absprache mit Frankreich und Grossbritannien den osmanischen Verbundeten im Krimkrieg eine Vier Punkte Note als Grundlage fur ultimative Friedensverhandlungen vor Preussen unterstutzte die Vermittlung und versuchte mit Werthers Entsendung den russischen Staatskanzler Karl Robert von Nesselrode fur den Vorschlag zu gewinnen Als Begleiter wurde ihm der Militarbevollmachtigte Hugo Eberhard zu Munster Meinhovel zur Seite gestellt Nach dem Abschluss des Pariser Friedens am 30 Marz 1856 zur Beendigung des Krimkrieges erhielt er fur seine Verdienste am 5 Juni 1856 den Titel Exzellenz Zu Beginn des Oberitalienischen Krieges 1859 zwischen Osterreich auf der einen und Sardinien Piemont und Frankreich auf der anderen Seite wurde er nach Wien entsandt um einen Ausgleich herbeizufuhren Mit dem osterreichischen Ministerprasidenten Bernhard von Rechberg verstand er sich so gut dass eine angemessene Vertretung Preussens durch ihn in Berlin bezweifelt wurde Schwierig war seine Aufgabe auch in der Krise des Deutschen Zollvereins von 1862 bis 1863 und in der Folge bei den handelspolitischen Erorterungen mit Osterreich Bei der Beendigung des Deutsch Danischen Krieges 1864 hat Werther zusammen mit Hermann Ludwig von Balan beide als preussische Verhandlungsfuhrer den Wiener Frieden paraphiert und am 30 Oktober 1864 mit unterzeichnet und besiegelt Auch mit dem neuen Leiter der osterreichischen Politik Alexander von Mensdorff Pouilly war er sofort eng befreundet Wahrend des Deutschen Krieges von 1866 vertrat er Otto von Bismarck im Ministerium des Auswartigen in Berlin Werther fuhrte auch die Konferenzen mit dem osterreichischen Bevollmachtigten Adolph von Brenner Felsach zu Nikolsburg und Prag die am 23 August 1866 zur Unterzeichnung des Prager Friedens durch ihn als preussischen Vertreter fuhrten Nach dem Krieg wurde Werther erneut in Wien als preussischer Gesandter beglaubigt Mit dem neu ernannten osterreichischen Ministerprasidenten Friedrich Ferdinand von Beust verstand er sich ausgezeichnet Allerdings gab es im Laufe der Zeit verschiedene Konflikte die bei der Kronung von Kaiser Franz Joseph I zum Konig von Ungarn in Budapest 1867 an die Offentlichkeit gelangten Wahrend der Kronungsfeierlichkeiten kam es zur Auseinandersetzungen uber die Entstehung des letzten Krieges und es gab Vorwurfe von preussischer Seite Osterreich unterstutze den abgesetzten hannoverschen Konig Georg V Im Aussenministerium in Berlin sah man sich deshalb genotigt Werther 1869 nach Paris als Botschafter des Norddeutschen Bundes zu versetzen Seine Rolle zu Beginn des Deutsch Franzosischen Krieges wurde fur seine weitere diplomatische Laufbahn verhangnisvoll Nachdem sich Konig Wilhelm I von Preussen im Sommer 1870 zur Kur nach Bad Ems begeben hatte brach Werther am 4 Juli 1870 von Paris auf um den Konig zu treffen Kurz vor seiner Abfahrt traf er den neu ernannten franzosischen Aussenminister Antoine Alfred Agenor de Gramont den er noch von seiner Wiener Gesandtschaftszeit kannte Gramont forderte ihn nachdrucklich auf dem preussischen Konig den Verzicht seines hohenzollernschen Verwandten auf die spanische Konigskrone nahezulegen Aus franzosischer Sicht bedeutete dies eine erhebliche Gefahrdung der politischen Lage und dass Frankreich die Kandidatur nicht tolerieren werde Dem am 9 Juli in Bad Ems eintreffenden franzosischen Botschafter Vincent Benedetti erklarte er dass der Konig dem Prinzen Leopold die Annahme der Kandidatur nach den Hausgesetzen nicht verbieten konne Am 12 Juli war Werther bereits wieder in Paris bei Gramont der eben die Nachricht vom Verzicht des Hohenzollern erhielt Nun verlangte der franzosische Aussenminister dass Konig Wilhelm eine Erklarung abgeben solle dass die Hohenzollern fur alle Zeiten auf eine erneute Kandidatur verzichten werden Der Entwurf war bereits ausgefertigt Werther wies die Forderung von Gramont nicht zuruck sondern versprach Konig Wilhelm daruber zu informieren Als der preussische Ministerprasident Otto von Bismarck vom Verhalten seines Gesandten erfuhr schickte er ihm am 13 Juli 1870 einen Verweis mit der Aufforderung auf der Stelle wegen Unwohlseins Urlaub zu nehmen und Paris zu verlassen Als Werther die Weisung erhielt suchte er erneut Gramont auf und erklarte ihm dass er in einer misslichen Lage befinde Seine Regierung habe ihn scharf getadelt nachdem er die franzosischen Forderung weitergeleitet habe Bismarck verurteilte daraufhin Werthers Verhalten offentlich erneut in einer Reichstagsrede am 20 Juli 1870 scharf Ruhestand und Tod Bearbeiten Nach Beendigung des Deutsch Franzosischen Krieges wurde Werther im Juli 1871 aus dem diplomatischen Dienst verabschiedet Seinen Wohnsitz nahm er zunachst in Munchen Drei Jahre spater reaktivierte ihn Bismarck fur kurze Zeit indem er ihn im Mai 1874 zum Botschafter des Deutschen Reiches in Konstantinopel ernannte Werther galt auf Grund seiner Kenntnisse wahrend des Krimkrieges als Experte fur die orientalischen Verhaltnisse Bis zum Beginn des Russisch Turkischen Krieges 1877 ubte er den Botschafterposten im Osmanischen Reich aus Er vertrat Deutschland auch in der seit Ende 1876 zur Beendigung der Krise tagenden Botschafterkonferenz in Konstantinopel die aber wegen des Widerstandes von Sultan Abdulhamid II ergebnislos verlief Im Fruhjahr 1877 trat er endgultig in den Ruhestand und zog sich nach Munchen zuruck wo er einst seine diplomatische Laufbahn begonnen hatte Am 3 Mai 1879 verlieh ihm Konig Wilhelm von Preussen den Schwarzen Adlerorden die hochste Auszeichnung des Konigreiches Preussen Seine Investitur erfolgte ein Jahr spater am 24 Januar 1878 Nach seiner diplomatischen Tatigkeit ging er wie Ferdinand Gregorovius der ihn in Munchen kennen und schatzen lernte treffend dem gemeinsamen Freunde Hermann von Thile schrieb ruhig unter die Philosophen oder Eremiten als ein Mann der weiss dass der Mensch sein Leben anzusehen hat wie den Schatten einer Wolke die voruberzieht Er wurde wie sein Vater Ehrenritter des Johanniterordens Karl von Werther starb am 8 Februar 1894 im Alter von 85 Jahren in Munchen Sein schriftlicher Nachlass mit einer Laufzeit von 1859 bis 1870 befindet sich im Geheimen Staatsarchiv Preussischer Kulturbesitz in Berlin Ehe und Nachkommen Bearbeiten Werther heiratete am 30 Juli 1846 in Berlin Mathilde Sophie Adelheid Lobo da Silveira Grafin von Oriola 3 Februar 1827 in Berlin 30 Mai 1889 in Munchen aus dem portugiesischen Hochadel Sie war die Tochter des Diplomaten Joaquim von Oriola Aus der Ehe gingen ein Sohn und eine Tochter hervor Maximilian Wilhelm Friedrich Freiherr von Werther 5 Juni 1847 in Piraeus bei Athen 2 November 1920 in Graz der einzige Sohn wurde Besitzer des Rittergutes Damnig im Landkreis Namslau in Schlesien koniglich preussischer Kammerjunker und Rittmeister im Landwehrregiment Nr 38 Er heiratete 1875 Isabella von Ciechowski und hinterliess einen Sohn Maximilian Wilhelm Friedrichs jungere Schwester Olga Auguste Julie Josephine Freiin von Werther 12 April 1853 in Kopenhagen 31 Januar 1937 in Munchen heiratete am 28 Juni 1875 in Pera bei Konstantinopel Maximilian Konstantin Friedrich Alfons von Arco Graf von Arco Zinneberg 19 Februar 1850 in Munchen 24 Januar 1916 in Munchen den Sohn Maximilian von Arco Zinnebergs eines Urenkels der Kaiserin Maria Theresia Literatur BearbeitenAuswartiges Amt Historischer Dienst Hrsg In Johannes Hurter Red Biographisches Handbuch des deutschen Auswartigen Dienstes 1871 1945 Band 5 Bernd Isphording Gerhard Keiper Martin Kroger T Z Nachtrage Schoningh Paderborn 2014 ISBN 978 3 506 71844 0 S 248f Hermann Hengst Die Ritter des Schwarzen Adlerordens Verlag Alexander Duncker Berlin 1901 S 360 Herman von Petersdorff Werther Karl Freiherr von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 42 Duncker amp Humblot Leipzig 1897 S 113 116 Werther In Meyers Grosses Konversations Lexikon 6 Auflage Band 20 Bibliographisches Institut Leipzig Wien 1909 S 547 Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Hauser 25 Jahrgang Justus Perthes Gotha 1875 S 844 845 Digitalisat Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Hauser 40 Jahrgang Justus Perthes Gotha 1890 S 971 972 Digitalisat Weblinks BearbeitenWerke von und uber Karl von Werther in der Deutschen Digitalen Bibliothek Eintrag zu Karl von Werther in Kalliope Eintrag uber Werther Karl Freiherr von 1809 1894 in Zentrale Datenbank Nachlasse Eintrag uber Werther Karl von 1809 1892 in CERL ThesaurusEinzelnachweise Bearbeiten Gestorben In Koniglich privilegirte Zeitung von Staats und gelehrten Sachen Nr 76 1 April 1877 3 Beilage unpag Web Ressource Verfassung vom 2 Marz 1844VorgangerAmtNachfolgerChristian Karl Josias von BunsenPreussischer Gesandter in Bern 1841 1844Friedrich von Wylich und LottumJoseph Maria Anton Brassier de Saint Simon ValladePreussischer Gesandter in Athen 1844 1849Louis von WildenbruchvakantPreussischer Gesandter in Kopenhagen 1849 1854Alphonse von OriolaTheodor von RochowPreussischer Gesandter in Sankt Petersburg 1854 1859Otto von BismarckHeinrich Friedrich von Arnim Heinrichsdorff WerbelowPreussischer Gesandter in Wien 1859 1866 Botschafter des Norddeutschen Bundes in Wien 1866 1869Hans Lothar von SchweinitzRobert Heinrich Ludwig von der GoltzBotschafter des Norddeutschen Bundes in Paris 1869 1870 Robert von KeudellBotschafter des Deutschen Reiches in Konstantinopel 1874 1877Heinrich VII Prinz ReussNormdaten Person GND 117307017 lobid OGND AKS VIAF 40152442 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Werther Karl vonALTERNATIVNAMEN Werther Karl Anton Philipp von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Diplomat und BotschafterGEBURTSDATUM 31 Januar 1809GEBURTSORT KonigsbergSTERBEDATUM 8 Februar 1894STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl von Werther amp oldid 232860022