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Krimkrieg 1853 1856 Oltenița Achalziche Basgedikler Sinope Cetate Silistra Nigojeti Tscholok Odessa Kurekdere Petropawlowsk Kamtschatski Alma Sewastopol Bomarsund Balaklawa Inkerman Jewpatorija Taganrog Corgun Kars Tschernaja Malakow Kinburn Pariser Frieden Der Pariser Frieden wurde am 30 Marz 1856 in Paris zwischen dem Osmanischen Reich und seinen Verbundeten Frankreich Grossbritannien und Sardinien einerseits und Russland andererseits geschlossen Der Friedensvertrag beendete den Krimkrieg Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Verhandlungen und Unterzeichnung 3 Beteiligte Delegierte 4 Inhalt 5 Auswirkungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Die Verhandlungen zum Pariser Frieden nach einem zeitgenossischen HolzschnittBereits am 22 Juli 1854 wurden von den Regierungen in Paris und London Friedensartikel entworfen Die vier Punkte umfassende Note sollte die Grundlage fur zukunftige Friedensverhandlungen sein waren aber gleichzeitig die Kriegsziele der europaischen Verbundeten des Osmanischen Reiches Vereinbart wurde eine europaische Garantie der staatsrechtlichen Stellung der Donaufurstentumer an Stelle des bisherigen russischen Protektorates die Sicherung der freien Schifffahrt in den Donaumundungen die Beschrankung der russischen Macht auf das Schwarze Meer und gemeinsame Bemuhungen der Staaten fur den Schutz der nichtmuslimischen Bevolkerung in der Turkei ohne Beeintrachtigung der Souveranitat des Sultans Die deutschen Grossmachte Preussen und Osterreich erklarten sich mit diesen vier Punkten einverstanden und versuchten den russischen Zaren dafur zu gewinnen der sie aber schroff abwies Osterreich schloss darauf hin einen Allianzvertrag mit England und Frankreich worin sich die drei Regierungen verpflichteten keine Separatverhandlungen mit Russland aufzunehmen und sich vorbehielten noch weitere Bedingungen uber die vier Punkte hinaus zu stellen Die Verteidigung der Donaufurstentumer ubernahm Osterreich das mit Truppen in die von Russland geraumten Gebiete einruckte und diese besetzt hielt Osterreich selbst griff jedoch nicht militarisch in den Konflikt ein band aber mit seiner militarischen Prasenz in den Furstentumern einen erheblichen Teil der russischen Krafte Preussen und der Deutsche Bund erklarten sich neutral nbsp Die Hauptvertreter des Kongresses zeitgenossischer Holzschnitt 1856 Nach dem Sturm auf die Festung Sewastopol und der Besetzung durch alliierte Truppen am 8 September 1855 anderte sich die Lage grundlegend Die osterreichische Regierung sandte mit Einwilligung der Westmachte und der Unterstutzung Preussens den Grafen Esterhazy nach Sankt Petersburg wo er die vier Punkte in einer neuen Formulierung als Grundlage fur ultimative Verhandlungen anbot Am 16 Januar 1856 liess der russische Staatskanzler Nesselrode dem Grafen Esterhazy ausrichten dass Zar Alexander II die vier Punkte ohne weitere Vorbehalte als Friedenspraliminarien annehme Verhandlungen und Unterzeichnung BearbeitenAm 1 Februar 1856 kamen die Vertreter Grossbritanniens Frankreichs des Osmanischen Reichs und Russlands in Wien zu einer Konferenz zusammen bei der die osterreichische Note definitiv als Verhandlungsgrundlage angenommen wurde Zur endgultigen Vereinbarung sollten innerhalb von drei Wochen die Bevollmachtigten der Regierungen in Paris zusammenkommen Am 25 Februar kam es in Paris im Amtssitz des franzosischen Aussenministers Walewski der auch die Verhandlungen leitete zur Eroffnung des Friedenskongresses Eingeladen waren ausser dem Verhandlungsleiter der franzosische Botschafter in Wien Bourqueney der osterreichische Vertreter Graf Buol Schauenstein und der Botschafter Osterreichs in Paris Baron Hubner die englischen Bevollmachtigten Lord Clarendon und Lord Cowley die osmanischen Vertreter Grosswesir Ali Pascha und der osmanische Gesandte in Paris Djemil Bey von russischer Seite Graf Alexei Orlow und der Gesandte beim Deutschen Bund Philipp von Brunnow und sehr zum Arger Osterreichs der sardinische Minister des Auswartigen Graf Cavour und der Gesandte Viktor Emanuels am franzosischen Hof der Marquis von Villamarina Erst in der siebten Sitzung wurde beschlossen auch Preussen am Kongress teilnehmen zu lassen Bei der Losung der allgemeinen Probleme konnte man auf die Zustimmung und Mitarbeit der funften europaischen Grossmacht nicht verzichten Gegen den Widerstand von Grossbritannien hatten Osterreich und Frankreich die Einladung Preussens aber nicht des Deutschen Bundes durchgesetzt Ab der elften Sitzung am 18 Marz nahm der Aussenminister Preussens Otto von Manteuffel mit dem preussischen Gesandten in Paris Maximilian von Hatzfeldt Trachenberg an den Verhandlungen teil Auf die Etikette auf die sonst bei europaischen Kongressen grosser Wert gelegt wurde verzichtete man grosstenteils Die alphabetische Reihenfolge der Teilnehmerstaaten bestimmte die Ordnung bei Unterschriften der Protokolle und Noten Protokollfuhrer und Sekretar des Kongresses war der franzosische Staatssekretar im Aussenministerium Graf Benedetti Die ersten 19 von insgesamt 24 Sitzungen befassten sich ausschliesslich mit den orientalischen Angelegenheiten Das Ergebnis war der als Pariser Frieden bezeichnete Vertrag Die Unterzeichnung erfolgte am 30 Marz 1856 in Paris die Ratifikationsurkunden wurden am 27 April von den Bevollmachtigten in einer feierlichen Sitzung ausgetauscht Signatarstaaten waren Russland Frankreich Grossbritannien Sardinien Piemont das Osmanische Reich Osterreich und Preussen unterzeichnet wurde mit einer Feder die extra von einem grossen Adler aus dem Jardin des Plantes beschafft worden war Erganzt wurde der Friedensvertrag durch einen am 30 April 1856 ratifizierten Vertrag zwischen Frankreich Grossbritannien und Osterreich worin die drei Staaten erklarten dass jede Verletzung des Pariser Friedens als feindseliger Akt und Kriegsfall anzusehen ware Dem Osmanischen Reich wurde damit die Integritat und Unabhangigkeit garantiert Ausserdem hatte Walewski eine Reform des Seerechts angeregt die in einem Protokoll vom 16 April 1856 schriftlich fixiert wurde Die Kaperei sollte damit fur immer abgeschafft werden und der Grundsatz gelten dass die neutrale Flagge die feindliche Ware decke vorausgesetzt sie bestunde nicht aus Kriegskonterbande Beteiligte Delegierte Bearbeiten nbsp Le congres de Paris 25 fevrier au 30 mars 1856 Olgemalde von Edouard Dubufe stehend von links nach rechts Cavour Wellesley Buol Schauenstein Bourqueney Hubner Dschemil Bey Benedetti Brunnow Hatzfeldt Trachenberg Villamarina sitzend v l n r Orlow Manteuffel Colonna Walewski Villiers Ali Pascha nbsp Fotografie der DelegiertenAn den Vertragsverhandlungen waren unter dem Vorsitz Napoleons III Delegierte aller europaischen Grossmachte auch der nicht am Krimkrieg beteiligten sowie Sardinien Piemonts und des Osmanischen Reichs zugegen 1 Zweites Kaiserreich nbsp Napoleon III Zweites Kaiserreich nbsp Alexandre Colonna Walewski Frankreich 1848 nbsp Francois Adolphe de Bourqueney Zweites Kaiserreich nbsp Vincent Benedetti Vereinigtes Konigreich 1801 nbsp Henry Wellesley 1 Earl Cowley Vereinigtes Konigreich 1801 nbsp George Villiers 4 Earl of Clarendon Russisches Kaiserreich 1721 nbsp Alexei Fjodorowitsch Orlow Russisches Kaiserreich 1721 nbsp Philipp von Brunnow Sardinien Konigreich nbsp Camillo Benso von Cavour Sardinien Konigreich nbsp Salvatore Pes di Villamarina Osterreich Kaisertum nbsp Karl Ferdinand von Buol Schauenstein Osterreich Kaisertum nbsp Alexander von Hubner Preussen Konigreich nbsp Otto Theodor von Manteuffel Preussen Konigreich nbsp Maximilian von Hatzfeldt Trachenberg Osmanisches Reich 1844 nbsp Mehmed Emin Ali Pascha Osmanisches Reich 1844 nbsp Mehmed Dschemil BeyInhalt BearbeitenDer Hauptvertrag enthielt 34 Friedensartikel Vereinbart wurden die sofortige Raumung der eroberten Gebietsteile und der Austausch der Kriegsgefangenen Das Osmanische Reich wurde in das europaische Machtesystem aufgenommen und seine staatliche Unabhangigkeit von den Unterzeichnern garantiert Artikel 7 Die Lage der osmanischen Untertanen nichtmuslimischen Glaubens wortlich ohne Unterschied der Religion sollte nach dem Reformgesetz des Sultans vom 25 Januar 1856 verbessert werden Artikel 9 Das Schwarze Meer wurde fur neutral erklart und der Dardanellenvertrag von 1841 im Wesentlichen bestatigt Die Handelsschifffahrt wurde allen Nationen gestattet Fahrten ihrer Kriegsschiffe aber verboten Artikel 11 In einer besonderen Konvention zwischen Russland und dem Osmanischen Reich wurde eine genaue Anzahl von kleineren Kriegsschiffen festgelegt welche zur Aufrechterhaltung von Polizei bzw Zollaufgaben notwendig waren Die Schifffahrt auf der Donau wurde fur frei erklart und unter die Garantie der europaischen Machte gestellt Zur Regelung der bis dahin einschlagigen Fragen aber eine Kommission der Vertragsmachte die Europaische Donaukommission und eine zweite Kommission der Uferstaaten eingesetzt die Kommission der Donau Uferstaaten Zur Kontrolle durfte jeder Staat zwei leichte Kriegsfahrzeuge an der Mundung stationieren Russland musste den Suden Bessarabiens abtreten den Budschak zwischen Schwarzem Meer und Pruth Der sudliche Teil des Budschaks mit dem strategisch wichtigen Donaudelta zwischen dem Kilija Arm und dem St Georgs Arm fiel an das Osmanische Reich Der nordliche Teil mit der Festungsstadt Ismail ging an das Furstentum Moldau Die russisch moldawische Grenze verlief streckenweise nur wenige Kilometer oberhalb des einstigen Trajanswalls vom nun moldawischen Tuzla am Schwarzen Meer nach Westen bis zum ebenfalls moldawisch gewordenen Bolhrad Dort vollzog die Grenze einen plotzlichen Schwenk nach Norden bis etwa Sărăteni fruher Sărătsika bzw Sărătica Ab dort verlief die Grenze in nordwestlicher Richtung bis Nemțeni fruher Nemtseni von wo an der Pruth die beiden Lander Moldau und Russland schied Die verlorenen Gebiete jedoch nicht das Donaudelta erhielt Russland auf dem Berliner Kongress 1878 wieder zuruck Den Furstentumern Moldau und Walachei wurde die Aufrechterhaltung ihrer alten Privilegien und Immunitaten zugesichert auch dem Furstentum Serbien wobei das dortige osmanische Besatzungsrecht in Belgrad usw gewahrt blieb und diese unter der Garantie der Vertragsmachte gestellt Ihnen wurde gestattet eine nationale Armee zum Schutz ihrer Grenzen und zur Sicherheit im Inneren aufzustellen Eine weitere Konvention regulierte die Schliessung des Bosporus und der Dardanellen und das Verbot einer Befestigung der Alandinseln vor allem eine erneute Armierung von Bomarsund durch Russland Auswirkungen BearbeitenDer Pariser Frieden fuhrte zu einer neuen Machtekonstellation in Europa An Stelle der alten Kontinentalmacht Russland trat als fuhrende europaische Macht nun Frankreich Die Heilige Allianz zerbrach und die Beziehungen zwischen Russland und Osterreich blieben nachhaltig gestort Russland wendete sich nun Frankreich und Preussen zu Osterreich blieb isoliert Der russisch britische Gegensatz hatte sich vertieft und bestand noch bis zum Anfang des 20 Jahrhunderts Die militarische Macht Russlands wurde nicht entscheidend geschwacht Eines der wichtigsten Zugestandnisse Russlands die Neutralisierung des Schwarzen Meeres wurde bereits 1871 revidiert Wahrend des Deutsch Franzosischen Krieges hob Russland am 9 November 1870 einseitig die Bestimmungen auf Am 13 Marz 1871 wurde im Vertrag von London die Entneutralisierung des Schwarzen Meeres beschlossen Die Meerengen blieben allerdings fur fremde Kriegsschiffe gesperrt Nur der Sultan durfte Kriegsschiffe befreundeter Staaten passieren lassen Russland konnte jetzt jederzeit Schiffe und Festungen bauen und Sewastopol wurde wieder Kriegshafen Es wurde im Russisch Osmanischen Krieg 1877 1878 auch wieder militarisch gegen das Osmanische Reich aktiv Auch die Erwartungen des franzosischen Kaisers und Gastgebers Napoleon III wurden nicht erfullt Er erhoffte vergeblich von Grossbritannien und Osterreich die Zustimmung zu einer umfassenden Neuordnung Europas mit der Einigung Italiens und der Wiederherstellung eines Polnischen Staates Die Bestimmungen uber die neutrale Handelsschifffahrt waren allerdings von bleibender Wirkung So sprach man davon zum Teil auch noch heute dass die Seerechtsdeklaration von Paris vom 16 April 1856 eine neue Ara im internationalen Seerecht einleitete Literatur BearbeitenOskar Jager Geschichte der neuesten Zeit Vom Wiener Kongress bis zur Gegenwart 2 Band Oswald Seehagen Berlin 1882 Abkommen und Erklarungen zwischen den Machten betreffend Krieg Schiedssprechung und Neutralitat Pariser Deklaration 1856 Petersburger Deklaration 1868 Erklarungen Haag 1899 Genfer Konvention 1906 2te Friedenskonferenz Haag 1907 Londoner Erklarung 1909 Deutsch englisch franzosisch Nijhoff Haag 1915 Winfried Baumgart Der Friede von Paris 1856 Studien zum Verhaltnis von Kriegfuhrung Politik und Friedensbewahrung Habilitationsschrift Oldenbourg Munchen 1970 ISBN 3 486 43571 X Vom europaischen Konzert zum Volkerbund Friedensschlusse und Friedenssicherung von Wien bis Versailles Ertrage der Forschung Band 25 Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1974 ISBN 3 534 06399 6 2 Auflage 1987 2 Wilhelm Treue Der Krimkrieg Mittler Herford 1980 ISBN 3 8132 0123 6 Imanuel Geiss Hrsg Chronik des 19 Jahrhunderts Bechtermunz Augsburg 1997 ISBN 3 86047 131 7 Stefan Wunsch Paris und der Pariser Friede 1856 In Heinz Duchhardt Hrsg Stadte und Friedenskongresse Bohlau Koln 1999 Seite 159 183 ISBN 3 412 09698 9 Winfried Baumgart Zur Geschichte des Krimkriegs In Forschungsmagazin der Johannes Gutenberg Universitat Mainz 2011 Heft 2 Seite 37 44 doi 10 25358 openscience 527Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pariser Frieden 1856 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Traite de paix signe a Paris le 30 mars 1856 entre la Sardaigne l Autriche la France le Royaume Uni de la Grande Bretagne et d Irlande la Prusse la Russie et la Turquie Milan Turati 1856 Vertragstexte und Protokolle der Pariser FriedenskonferenzEinzelnachweise Bearbeiten Edouard Gourdon Histoire du Congres de Paris Librairie Nouvelle Paris 1857 S 5 8 franzosisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Kapitel I S 1 55 9 MB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pariser Frieden 1856 amp oldid 237061366