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Erlichmanit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung OsS2 3 4 und damit chemisch gesehen Osmiumdisulfid ErlichmanitAllgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1970 048 1 IMA Symbol Erl 2 Chemische Formel OsS2 3 4 Mineralklasse und ggf Abteilung Sulfide und SulfosalzeSystem Nummer nach Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana II D 17 110 2 EB 05a 02 12 01 16Kristallographische DatenKristallsystem kubischKristallklasse Symbol disdodekaedrisch 2 m3Raumgruppe Pa3 Nr 205 Vorlage Raumgruppe 205 3 Gitterparameter a 5 62 A 3 Formeleinheiten Z 4 3 Physikalische EigenschaftenMohsharte 7 bis 7 5 5 VHN100 1730 1950 kg mm2 6 7 Dichte g cm3 gemessen 8 28 berechnet 9 59 6 Spaltbarkeit nicht definiertFarbe grau bis grauweissStrichfarbe nicht definiertTransparenz undurchsichtig opak Glanz MetallglanzErlichmanit kristallisiert im kubischen Kristallsystem und findet sich meist in Form winziger Korner 20 mm in Platin Eisen Legierungen Ferroplatin 8 Platin Nuggets oder als Einschlusse in Chromit Selten werden auch abgerundete pyritoedrische Kristalle von bis zu einem Millimeter Grosse 6 entdeckt Das Mineral ist in jeder Form undurchsichtig opak und zeigt auf den Oberflachen der grauen bis grauweissen Korner einen metallischen Glanz Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Eigenschaften 6 Bildung und Fundorte 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenBereits 1928 stellte der norwegische Professor der Mineralogie Ivar Oftedal 1894 1976 neben Osmiumdisulfid OsS2 noch RuS2 AuSb2 und MnTe2 synthetisch her um die Kristallstruktur dieser Verbindungen vom Pyrit Typus zu analysieren 9 Als naturliche Mineralbildung wurde Erlichmanit erstmals in der MacIntosh Mine einer Edelmetall Seife etwa einen halben Kilometer nordlich von Willow Creek in den Klamath Mountains im Humboldt County des US Bundesstaates Kalifornien gefunden Die Erstbeschreibung erfolgte 1971 durch Kenneth G Snetsinger Er benannte das Mineral nach dem Mikrosondenanalytiker der Abteilung Planetologie im Ames Research Center der NASA Jozef Erlichman 1935 um dessen Leistungen bei der Analyse und Identifikation von mehreren neuen Mineralen unter anderem Sinoit Niningerit Brezinait Yagiit und Armalcolit zu ehren Das Typmaterial des Minerals wird in der Mineralogischen Sammlung der Stanford University in Kalifornien unter der Katalog Nr 51965 und dem National Museum of Natural History in Washington D C USA unter der Katalog Nr 123914 aufbewahrt 6 Zum Vergleich der chemischen Zusammensetzung von Erlichmanit stellte Dr Joachim Ottemann eine Probe aus West Athiopien zur Verfugung die auch das neue und 1967 durch Ottemann und Stylianos Savvas Augustithis erstbeschriebene 10 Mineral Roseit OsS enthalten sollte Das bereitgestellte Material enthielt allerdings kein Osmiummonosulfid obwohl diese Phase in anderen Proben aus der athiopischen Region vorhanden sein konnte 9 Ottemann und Augusthitis bezweifelten allerdings selbst aufgrund unzureichender Daten dass die Vergabe des Namens Roseit zu rechtfertigen sei zumal der gleiche Name bereits seit 1879 von Dana fur ein vermiculitahnliches und der Name Rosit seit 1840 fur eine pinitahnliche Pseudomorphose verwendet wurde 10 1971 wurde der Name Roseit von der IMA CNMNC mit einer Mehrheit von uber 60 der Kommission zuruckgewiesen diskreditiert 11 Klassifikation BearbeitenIn der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz ist der Erlichmanit noch nicht verzeichnet Einzig im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr II D 17 110 In der Lapis Systematik entspricht dies der Klasse der Sulfide und Sulfosalze und dort der Abteilung Sulfide mit dem Stoffmengenverhaltnis Metall S Se Te lt 1 1 wo Erlichmanit zusammen mit Aurostibit Fukuchilit Villamaninit Cattierit Changchengit Dzharkenit Geversit Hauerit Insizwait Krutait Laurit Maslovit Mayingit Michenerit Padmait Penroseit Pyrit Sperrylith Testibiopalladit Trogtalit und Vaesit die Pyrit Gruppe bildet Stand 2018 5 Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA bis 2009 aktualisierte 12 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Erlichmanit dagegen in die Abteilung der Metallsulfide mit M S 1 2 ein Diese ist weiter unterteilt nach dem genauen Stoffmengenverhaltnis und den in der Verbindung vorherrschenden Metallen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung M S 1 2 mit Fe Co Ni PGE usw zu finden ist wo es zusammen mit Aurostibit Cattierit Dzharkenit Fukuchilit Gaotaiit Geversit Hauerit Insizwait Iridisit Krutait Laurit Penroseit Pyrit Sperrylith Trogtalit Vaesit und Villamaninit die Pyritgruppe mit der System Nr 2 EB 05a bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Erlichmanit in die Klasse der Sulfide und Sulfosalze und dort in die Abteilung der Sulfidminerale ein Hier ist er ebenfalls in der Pyritgruppe Isometrisch Pa3 Vorlage Raumgruppe 205 mit der System Nr 02 12 01 innerhalb der Unterabteilung Sulfide einschliesslich Seleniden und Telluriden mit der Zusammensetzung AmBnXp mit m n p 1 2 zu finden Chemismus BearbeitenDer idealen theoretischen Zusammensetzung von Erlichmanit OsS2 zufolge besteht das Mineral aus 74 79 Osmium und 25 21 Schwefel 13 Die Mikrosondenanalyse des Typmaterials aus der MacIntosh Mine ergab allerdings neben 68 Osmium und 25 3 Schwefel zusatzlich geringe Gehalte von 3 8 Rhodium und 2 6 Iridium sowie Spuren von Palladium 0 5 und Ruthenium 0 4 die einen Teil des Osmiums ersetzen Substitution Diadochie Eine ahnliche Zusammensetzung hatte auch das analysierte Material aus Oromia in West Athiopien mit 64 3 Osmium und 25 5 Schwefel sowie 5 5 Rhodium 3 5 Iridium 0 6 Palladium und 0 4 Ruthenium 6 Kristallstruktur BearbeitenErlichmanit kristallisiert kubisch in der Pyritstruktur in der Raumgruppe Pa3 Raumgruppen Nr 205 Vorlage Raumgruppe 205 mit dem Gitterparameter a 5 62 A sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle 3 Eigenschaften BearbeitenMit einer Mohsharte von 7 bis 7 5 5 was einer VHN von 1730 1950 kg mm2 bei einer Prufkraft von 100 g entspricht 6 7 gehort Erlichmanit zu den harten Mineralen Bei entsprechender Grosse ware Erlichmanit ahnlich wie das Referenzmineral Quarz Harte 7 in der Lage Fensterglas zu ritzen Die Dichte von naturlichem Erlichmanit betragt gemessen durchschnittlich 8 28 g cm3 Die auf der Grundlage der idealisierten Kristalldaten berechnete Dichte ist mit 9 59 g cm3 etwas hoher 6 Bildung und Fundorte BearbeitenErlichmanit findet sich in Platinmetall Seifen die wahrscheinlich aus chromitithaltigen gebildet wurden und mit Ophiolith und anderen ultramafischen Komplexen vom alaskischen Typ vergesellschaftet waren Als Begleitminerale konnen unter anderem Hollingworthit Irarsit und Laurit gediegen Platin und Osmium sowie naturliche Pt Fe und viele andere Platinmetall Legierungen und Sulfide auftreten 6 Als eher seltene Mineralbildung kann Erlichmanit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein insgesamt ist er aber wenig verbreitet Bisher sind fast 120 Fundorte dokumentiert Stand 2020 14 Ausser an seiner Typlokalitat der MacIntosh Mine bei Willow Creek trat das Mineral in Kalifornien nur noch am American River nahe Folsom im Sacramento County auf Weitere bekannte Fundorte in den Vereinigten Staaten sind das Bergbaugebiet Ketchikan im gleichnamigen Gateway Borough und das Bethel Census Area in Alaska die East Boulder Mine im Sweet Grass County von Montana und nahe dem Nottingham Township im Chromit Bergbaubezirk State Line im Chester County von Pennsylvania In Osterreich konnte Erlichmanit bisher nur in einem Ultramafit Steinbruch mit Serpentinit bei Kraubath an der Mur und in einer unbenannten Chromit Grube am Mitterberg bei Sankt Stefan ob Leoben in der Steiermark gefunden werden Weitere Fundorte liegen unter anderem in Australien Brasilien Bulgarien China Costa Rica Ecuador Finnland Frankreich Griechenland Indien Indonesien Japan Kanada Kasachstan Kolumbien Kuba Madagaskar Mexiko der Mongolei Neuseeland Norwegen Oman den Philippinen in Russland Sierra Leone der Slowakei Spanien Schottland im Vereinigten Konigreich Sudafrika Turkei und Zypern 15 Der bisher einzige dokumentierte Fundort ausserirdischen Ursprungs ist der Meteorit Acfer 217 der 1991 im algerischen Teil der Sahara gefunden wurde 16 und in dem neben Erlichmanit unter anderem noch Ilmenit Irarsit Laurit Moncheit Pentlandit Sperrylith Spinell und Troilit nachgewiesen werden konnten 17 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenIvar Oftedal Uber die Kristallstrukturen der verbindungen RuS2 OsS2 MnTe2 und AuSb2 Mit einem Anhang uber die Gitterkonstant von Pyrit In Zeitschrift fur Physikalische Chemie Band 135 1928 S 291 299 rruff info PDF 376 kB abgerufen am 18 April 2020 Kenneth G Snetsinger Erlichmanite OsS2 a new mineral In American Mineralogist Band 56 1971 S 1501 1506 englisch rruff info PDF 400 kB abgerufen am 18 April 2020 Th Stingl B Mueller H D Lutz Crystal structure refinement of osmium II disulfide In Zeitschrift fur Kristallographie Band 202 1992 S 161 162 englisch rruff info PDF 64 kB abgerufen am 18 April 2020 Paul Ramdohr Die Erzmineralien und ihre Verwachsungen 4 bearbeitete und erweiterte Auflage Akademie Verlag Berlin 1975 S 879 Richard V Gaines H Catherine W Skinner Eugene E Foord Brian Mason Abraham Rosenzweig Dana s New Mineralogy 8 Auflage John Wiley amp Sons New York u a 1997 ISBN 0 471 19310 0 S 118 Weblinks BearbeitenErlichmanit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 18 April 2020 David Barthelmy Erlichmanite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 18 April 2020 englisch Erlichmanite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 18 April 2020 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Erlichmanite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 18 April 2020 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d e Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 104 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MnTe2 und AuSb2 Mit einem Anhang uber die Gitterkonstante von Pyrit In Zeitschrift fur Physikalische Chemie Band 135 1928 S 291 299 rruff info PDF 376 kB abgerufen am 18 April 2020 a b Michael Fleischer New Mineral Names In The American Mineralogist Band 52 Nr 9 10 1967 S 1579 englisch minsocam org PDF 800 kB abgerufen am 18 April 2020 H J Axon C V Waine International Mineralogical Association Commission on New Minerals and Mineral Names In Mineralogical Magazine Band 38 Nr 293 1971 S 102 105 englisch rruff info PDF 194 kB abgerufen am 19 April 2020 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 18 April 2020 englisch Erlichmanit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 18 April 2020 Localities for Erlichmanite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 18 April 2020 englisch Fundortliste fur Erlichmanit beim Mineralienatlas und bei Mindat abgerufen am 18 April 2020 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