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Hauerit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze mit der chemischen Zusammensetzung MnS2 und damit chemisch gesehen Mangandisulfid HaueritHaueritkristalle in Matrix aus der Destricella Mine Raddusa Provinz Catania Sizilien ItalienGrosse 7 0 cm 5 0 cm 2 7 cmAllgemeines und KlassifikationIMA Symbol Hr 1 Chemische Formel MnS2 2 3 Mineralklasse und ggf Abteilung Sulfide und SulfosalzeSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana II C 05 II D 17 060 2 EB 05a 02 12 01 09Kristallographische DatenKristallsystem kubischKristallklasse Symbol disdodekaedrisch 2 m3 4 Raumgruppe Pa3 Nr 205 Vorlage Raumgruppe 205 2 Gitterparameter a 6 10 A 2 Formeleinheiten Z 4 2 Physikalische EigenschaftenMohsharte 4 5 Dichte g cm3 gemessen 3 436 berechnet 3 444 5 Spaltbarkeit vollkommen nach 001 5 Bruch Tenazitat uneben bis schwach muschelig sprode 5 Farbe rotlichbraun bis braunlichschwarz 5 rote innere Reflexionen 6 Strichfarbe braunlichrot 5 Transparenz undurchsichtig bis schwach durchscheinend 5 Glanz Metallglanz bis Diamantglanz 5 KristalloptikBrechungsindex n 2 69 6 Doppelbrechung keine da optisch isotropHauerit kristallisiert im kubischen Kristallsystem und entwickelt vorwiegend isometrische oktaedrische Kristalle sowie andere kubische Kombinationen kommt aber auch in Form kugeliger Mineral Aggregate vor Das Mineral ist undurchsichtig in dunnen Schichten jedoch schwach durchscheinend Die Oberflachen der rotlichbraunen bis braunlichschwarzen Kristalle zeigen in frischem Zustand zunachst einem metallischen bis diamantahnlichen blendeartigen 7 Glanz laufen allerdings durch Verwitterung allmahlich an und werden matt Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Eigenschaften 5 1 Morphologie 5 2 Physikalische und chemische Eigenschaften 5 3 Optische Eigenschaften 6 Bildung und Fundorte 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenAuf der Versammlung der Freunde der Naturwissenschaften im November 1846 berichtete Franz Ritter von Hauer in Vertretung des erkrankten Wilhelm Ritter von Haidinger von der Entdeckung einer neuen Mineralart fur die Haidinger den Namen Hauerit vorgeschlagen hatte Die fur eine vollstandige Analyse benotigten Mineralproben wurden vom Kaiserlich koniglichen Hofconcipisten Berghofer zur Verfugung gestellt und stammten aus einem Schwefelbergwerk bei Kalinka einem Ortsteil von Vigľasska Huta Kalinka in der Mittelslowakei 8 Den Namen Hauerit wahlte Haidinger zum einen in Anerkennung um die Verdienste des osterreichischen Geologen und Palaontologen Joseph Ritter von Hauer und zum anderen zu Ehren von dessen Sohn Franz fur dessen Mithilfe bei der Identifikation des neuen Minerals 8 Das Typmaterial des Minerals insgesamt sechs Proben wird in der Sammlung des Naturhistorischen Museums Wien unter den Sammlungs Nr A k 894 A b 6859 und A x 421 aufbewahrt 9 Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Hauerit zur Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze und dort zur Abteilung der Sulfide mit M S lt 1 1 wo er zusammen mit Aurostibit Cattierit Geversit Laurit Michenerit Penroseit Pyrit Sperrylith Trogtalit Vaesit und Villamaninit die Pyrit Reihe mit der System Nr II C 05 bildete Im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr II D 17 60 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Sulfide mit Metall S Se Te lt 1 1 wo Hauerit zusammen mit Aurostibit Cattierit Changchengit Dzharkenit Erlichmanit Fukuchilit Geversit Insizwait Krutait Laurit Maslovit Mayingit Michenerit Padmait Penroseit Pyrit Sperrylith Trogtalit Testibiopalladit Vaesit und Villamaninit die Pyrit Gruppe bildet Stand 2018 10 Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA bis 2009 aktualisierte 11 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Hauerit in die allgemeinere Abteilung der Metallsulfide mit M S 1 2 ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach dem genauen Stoffmengenverhaltnis und den in der Verbindung vorherrschenden Metallen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung M S 1 2 mit Fe Co Ni PGE usw zu finden ist wo es zusammen mit Aurostibit Cattierit Dzharkenit Erlichmanit Fukuchilit Gaotaiit Geversit Insizwait Iridisit Krutait Laurit Penroseit Pyrit Sperrylith Trogtalit Vaesit und Villamaninit die Pyritgruppe mit der System Nr 2 EB 05a bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Hauerit in die Klasse der Sulfide und Sulfosalze und dort in die Abteilung der Sulfidminerale ein Hier ist er ebenfalls in der Pyritgruppe Isometrisch Pa3 Vorlage Raumgruppe 205 mit der System Nr 02 12 01 innerhalb der Unterabteilung Sulfide einschliesslich Seleniden und Telluriden mit der Zusammensetzung AmBnXp mit m n p 1 2 zu finden Chemismus BearbeitenDie idealisierte theoretische Zusammensetzung von Hauerit MnS2 besteht aus 46 14 Mangan Mn und 53 86 Schwefel S 4 In Mineralproben aus der Schwefelgrube Destricella bei Raddusa in der italienischen Region Sizilien konnten allerdings auch Spuren von Eisen und Siliciumdioxid nachgewiesen werden 5 Kristallstruktur BearbeitenHauerit kristallisiert kubisch in der Pyritstruktur in der Raumgruppe Pa3 Raumgruppen Nr 205 Vorlage Raumgruppe 205 mit dem Gitterparameter a 6 10 A sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle 2 Eigenschaften BearbeitenMorphologie Bearbeiten Die vorherrschende Kristallform beim Hauerit ist das Oktaeder 111 12 Es finden sich aber noch andere kubische Kombinationen wie beispielsweise das Kuboktaeder 13 oder der Oktaederstumpf Daneben sind auch kugelformige 5 und stengelige 12 Aggregatformen bekannt nbsp Scharfkantiger Hauerit Oktaeder Draufsicht nbsp Hauerit OktaederstumpfPhysikalische und chemische Eigenschaften Bearbeiten Mit einer Mohsharte von 4 gehort Hauerit zu den mittelharten Mineralen und lasst sich wie das gleich harte Referenzmineral Fluorit leicht mit einem Taschenmesser ritzen Auffallig an Hauerit ist seine leichte Spaltbarkeit nach dem Wurfel 100 Auf mechanische Belastung reagiert er sprode und bricht mit unregelmassigen bis schwach muscheligen Bruchflachen In einer Glasrohre vor dem Lotrohr erhitzt verfluchtigt sich viel Schwefel und hinterlasst einen grunen Ruckstand der in Sauren loslich ist und dabei Schwefelwasserstoff bildet Das Erhitzen zusammen mit Soda auf einem Platinblech erzeugt eine Manganreaktion 8 Optische Eigenschaften Bearbeiten Hauerit ist im Allgemeinen undurchsichtig opak und von dunkel rotlichbrauner bis braunlichschwarzer Farbe Die Strichfarbe des Minerals ist von ahnlicher braunlichroter Farbe In dunnsten Spaltblattchen ist Hauerit braunlichrot durchscheinend 8 was innerhalb der Pyrit Reihe eine sehr ungewohnliche Eigenschaft ist 12 Polierte Flachen erscheinen grauweiss mit sehr hellbrauner Tonung mit roten Innenreflexionen 5 Bildung und Fundorte BearbeitenHauerit bildet sich durch Sedimentation in schwefelreichen Tonmineral Lagerstatten und findet sich meist in Paragenese mit Calcit Gips Realgar und gediegen Schwefel 5 Als seltene Mineralbildung konnte Hauerit nur an wenigen Orten weltweit nachgewiesen werden wobei bisher rund 30 Fundorte dokumentiert sind Stand 2020 14 Seine Typlokalitat Kalinka in der bis zu 2 5 cm grosse Kristalle und Aggregate entdeckt wurden 15 ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in der Slowakei da sich ein weiterer Fund in Banska Stiavnica deutsch Schemnitz als falsch erwies Bekannt aufgrund von aussergewohnlichen Haueritfunden ist vor allem die bereits erwahnte Schwefelgrube Destricella bei Raddusa in Italien wo gut entwickelte Kristalle von bis zu 5 cm Durchmesser zutage traten Immerhin bis zu 1 5 grosse Kristalle fanden sich in verschiedenen Gruben nahe Tarnobrzeg in Polen 15 Der bisher einzige bekannte Fundort in Deutschland ist die ehemalige Absetzerhalde des Tagebaus Lichtenberg der Uran Lagerstatte bei Ronneburg in Thuringen Weitere Fundorte liegen unter anderem in der bulgarischen Oblast Dobritsch der chinesischen Provinz Hunan der Prafektur Aomori auf Honshu in Japan sowie in einigen Regionen der US amerikanischen Bundesstaaten Louisiana und Texas 16 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenW Haidinger Hauerit In Berichte Uber die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien Band 7 November 1846 S 2 3 rruff info PDF 461 kB abgerufen am 28 Marz 2020 T Chattopadhyay H G von Schnering R F D Stansfield G J McIntyre X ray and neutron diffraction study of the crystal structure of MnS2 In Zeitschrift fur Kristallographie Band 199 1992 S 13 24 englisch Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 252 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hauerite Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mineralienatlas Hauerit Wiki American Mineralogist Crystal Structure Database Hauerite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 26 Marz 2020 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 103 englisch Malcolm Back William D Birch Michel Blondieau und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated March 2020 PDF 1729 kB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Marz 2020 abgerufen am 26 Marz 2020 englisch a b David Barthelmy Hauerite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 28 Marz 2020 englisch a b c d e f g h i j k l Hauerite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 62 kB abgerufen am 27 Marz 2020 a b Hauerite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 28 Marz 2020 englisch Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 320 a b c d W Haidinger Hauerit In Berichte Uber die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien Band 7 November 1846 S 2 3 rruff info PDF 461 kB abgerufen am 28 Marz 2020 Catalogue of Type Mineral Specimens H PDF 81 kB In docs wixstatic com Commission on Museums IMA 12 Dezember 2018 abgerufen am 28 Marz 2020 Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1816 kB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 26 Marz 2020 englisch a b c Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 459 Erstausgabe 1891 Bild eines nahezu perfekt ausgebildeten Hauerit Kuboktaeders In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 28 Marz 2020 englisch Localities for Hauerite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 28 Marz 2020 englisch a b Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Edition Dorfler im Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 43 Fundortliste fur Hauerit beim Mineralienatlas und bei Mindat abgerufen am 27 Marz 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hauerit amp oldid 231625045