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Vaesit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze mit der chemischen Zusammensetzung NiS2 2 und damit chemisch gesehen Nickeldisulfid VaesitOktaedrische Vaesitkristalle auf Matrix aus der Provinz Modena Emilia Romagna Italien Sichtfeld 3 mm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Va 1 Chemische Formel NiS2 2 3 Mineralklasse und ggf Abteilung Sulfide und SulfosalzeSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana II C 05 II D 17 050 2 EB 05a 02 12 01 02Kristallographische DatenKristallsystem kubischKristallklasse Symbol disdodekaedrisch 2 m3Raumgruppe Pa3 Nr 205 Vorlage Raumgruppe 205Gitterparameter a 5 69 A 2 Formeleinheiten Z 4 2 Physikalische EigenschaftenMohsharte 3 5 VHN100 743 837 kg mm 4 Dichte g cm3 gemessen 4 45 berechnet 4 47 4 Spaltbarkeit vollkommen 5 nach 001 4 Farbe stahlgrau schwarz 5 Strichfarbe schwarz 6 Transparenz undurchsichtig opak 4 Glanz Metallglanz bis Halbmetallglanz 4 Vaesit kristallisiert im kubischen Kristallsystem und entwickelt oktaedrische oder wurfelformige Kristalle von bis zu einem Zentimeter Grosse mit einem metallischen Glanz auf den Oberflachen Er kommt aber auch in Form derber Mineral Aggregate vor Das in jeder Form undurchsichtige opake Mineral ist im Allgemeinen von stahlgrauer bis schwarzer Farbe und zeigt unter dem Auflichtmikroskop eine hellgrauviolette Reflexionsfarbe Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Modifikationen und Varietaten 6 Bildung und Fundorte 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenBereits 1840 soll Ludwig Rudolf von Fellenberg Nickeldisulfid synthetisch aus einer Schmelze aus NiCO3 und K2CO3 hergestellt haben 7 Als naturlich entstandenes Mineral wurde die Verbindung aber erst 100 Jahre spater im September 1943 in der Kasompi Mine auch Menda Mine einer Nickel Kupfer Cobalt Lagerstatte an der gleichnamigen Hugelkette etwa 70 Kilometer westsudwestlich von Kambove in der ehemaligen belgischen Kolonie Belgisch Kongo heute Demokratische Republik Kongo entdeckt Dessen Entdecker der belgische Mineraloge Johannes Franciscus Vaes 1902 1978 arbeitete zu dieser Zeit fur die Bergbaugesellschaft Union Miniere du Haut Katanga und fand das Mineral in einem Bohrkern der wahrend des Vortriebs der Diamantbohrungen in der Kasompi Mine gewonnen wurde Ein weiteres Mineral das spater als Cattierit bezeichnet wird konnte er in der nahe gelegenen Shinkolobwe Mine entdecken Vaes fuhrte unabhangige mineralogische Studien an den beiden neu entdeckten Sulfidmineralen durch und konnte als chemische Zusammensetzung NiS2 fur das Mineral aus der Kasompi Mine und CoS2 fur das Mineral aus der Shinkolobwe Mine ermitteln Die vorlaufigen Untersuchungsergebnisse liessen Vaes vermuten dass die Minerale zur Pyritgruppe gehoren konnten Die beiden Minerale wurden in den Laboren der Columbia University von Paul Francis Kerr untersucht Er konnte deren Zusammensetzung bestatigen und sie als neue Mineralarten identifizieren In seiner 1945 publizierten Erstbeschreibung benannte er das Nickeldisulfid zu Ehren seines Entdeckers Vaesit Das Typmaterial des Minerals wurde moglicherweise an der Columbia University aufbewahrt und ist jetzt vermutlich im American Museum of Natural History in New York USA hinterlegt 4 Der Aufbewahrungsort wird allerdings nicht vom IMA Typmineralkatalog bestatigt 8 Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Vaesit zur Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze und dort zur Abteilung der Sulfide mit M S lt 1 1 wo er zusammen mit Aurostibit Cattierit Geversit Hauerit Laurit Michenerit Penroseit Pyrit Sperrylith Trogtalit und Villamaninit die Pyrit Reihe mit der System Nr II C 05 bildete Im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr II D 17 50 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Sulfide mit Metall S Se Te lt 1 1 wo Vaesit zusammen mit Aurostibit Cattierit Changchengit Dzharkenit Erlichmanit Fukuchilit Geversit Hauerit Insizwait Krutait Laurit Maslovit Mayingit Michenerit Padmait Penroseit Pyrit Sperrylith Trogtalit Testibiopalladit und Villamaninit die Pyrit Gruppe bildet Stand 2018 5 Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA bis 2009 aktualisierte 9 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Vaesit in die allgemeinere Abteilung der Metallsulfide mit M S 1 2 ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach dem genauen Stoffmengenverhaltnis und den in der Verbindung vorherrschenden Metallen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung M S 1 2 mit Fe Co Ni PGE usw zu finden ist wo es zusammen mit Aurostibit Cattierit Dzharkenit Erlichmanit Fukuchilit Gaotaiit Geversit Hauerit Insizwait Iridisit Krutait Laurit Penroseit Pyrit Sperrylith Trogtalit und Villamaninit die Pyritgruppe mit der System Nr 2 EB 05a bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Vaesit in die Klasse der Sulfide und Sulfosalze und dort in die Abteilung der Sulfidminerale ein Hier ist er ebenfalls in der Pyritgruppe Isometrisch Pa3 Vorlage Raumgruppe 205 mit der System Nr 02 12 01 innerhalb der Unterabteilung Sulfide einschliesslich Seleniden und Telluriden mit der Zusammensetzung AmBnXp mit m n p 1 2 zu finden Chemismus BearbeitenDer idealisierten theoretischen Zusammensetzung von Vaesit NiS2 zufolge besteht das Mineral aus 47 78 Nickel Ni und 52 22 Schwefel S 10 Bei naturlichen Vaesiten kann aber durch Mischkristallbildung mit dem Cobaltdisulfid Cattierit immer ein geringer Teil des Nickels durch Cobalt ersetzt substituiert sein Zudem konnten bei der Mikrosondenanalyse am Typmaterial aus der Kasompi Mine sowie bei Proben aus Kalgoorlie in Australien geringe Beimengungen an Eisen Fe zwischen 2 2 und 2 6 ermittelt werden 4 Kristallstruktur BearbeitenVaesit kristallisiert kubisch in der Pyritstruktur in der Raumgruppe Pa3 Raumgruppen Nr 205 Vorlage Raumgruppe 205 mit dem Gitterparameter a 5 69 A sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle 2 Modifikationen und Varietaten BearbeitenBei der bisher einzigen bekannten Varietat von Vaesit die auch als Selenio Vaesit oder Selenvaesit bezeichnet wird ersetzt Selen einen Teil des Schwefels Selenvaesit entspricht daher der Mischformel Ni S Se 2 5 11 Bildung und Fundorte BearbeitenVaesit bildet sich durch Verwitterung aus beziehungsweise als Umwandlungsprodukt von arsenuntersattigtem Nickelskutterudit Chloanthit An seiner Typlokalitat der Kasompi Mine in der Demokratischen Republik Kongo fand er sich eingesprengt in Dolomit Als Begleitminerale traten neben Nickelskutterudit unter anderem noch Polydymit Pyrit und Uraninit auf 4 Als seltene Mineralbildung ist Vaesit bisher nur von wenigen Fundorten bekannt wobei bisher etwas mehr als 100 Fundorte dokumentiert sind 12 Ausser seiner Typlokalitat Kasompi Mine sowie der Shinkolobwe Mine die beide in der Provinz Haut Katanga liegen ist allerdings bisher kein weiterer Fundort in der Demokratischen Republik Kongo bekannt In Deutschland trat das Mineral bisher unter anderem in den Gruben Clara bei Oberwolfach und Marie in der Kohlbach bei Hohensachsen in Baden Wurttemberg im ehemaligen Blei Silber und Fluorit Bergwerk Furstenzeche bei Lam in Bayern in der Grube Wolfsberg bei Iba sowie der Grube Schnepfenbusch bei Bauhaus der nahe gelegenen Grube Munden und dem ehemaligen Cobalt und Baryt Bergewerk Wechselschacht bei Suss Nentershausen im Richelsdorfer Gebirge von Hessen im Steinbruch Calcit bei Holzen den Gruben Schone Aussicht bei Burbach und Stahlberg bei Musen den Erzgruben Breinigerberg Diepenlinchen und Zufriedenheit sowie im Abbaugebiet Mechernicher Bleiberg in Nordrhein Westfalen der Grube Fischbacher Werk bei Niederfischbach in Rheinland Pfalz in einer devonischen Antimonvererzung bei Dietersdorf Sudharz in Sachsen Anhalt auf der Halde des Schachtes Vater Abraham Schacht 139 bei Lauta Marienberg sowie im Bergbaurevier Schlema Alberoda Hartenstein bei Schneeberg im sachsischen Erzgebirgskreis und im ehemaligen Uran Bergwerk Schmirchau in der gleichnamigen Ortschaft in Thuringen 13 In Osterreich fand sich Vaesit bisher an der Nordflanke des Brennkogel sowie im Erasmusstollen des Bergbaureviers Leogang Schwarzleo im Salzburger Bezirk Zell am See in Gesteinsproben aus dem Galgenbergtunnel bei Sankt Michael in Obersteiermark sowie im Gertraudstollen am Grosskogel nahe St Gertraudi in Tirol Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien Aserbaidschan Australien Bolivien Brasilien Bulgarien China Finnland Frankreich Griechenland Indien Italien Japan Kanada Marokko Nordmazedonien Norwegen Polen Rumanien Russland Sambia Saudi Arabien Simbabwe der Slowakei Spanien Tschechien Ungarn im Vereinigten Konigreich England Schottland und den Vereinigten Staaten von Amerika Arizona Illinois Kalifornien Maine Missouri 13 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenPaul F Kerr Cattierite and vaesite New Co Ni minerals from the Belgian Congo In American Mineralogist Band 30 1945 S 483 497 englisch rruff info PDF 973 kB abgerufen am 3 Marz 2020 E Nowack D Schwarzenbach W Gonschorek T Hahn Deformationsdichten in CoS2 und NiS2 mit Pyritstruktur In Zeitschrift fur Kristallographie Band 186 1989 S 213 216 englisch rruff info PDF 131 kB abgerufen am 3 Marz 2020 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Vaesite Sammlung von Bildern Mineralienatlas Vaesit Wiki Vaesite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 3 Marz 2020 englisch Vaesite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 3 Marz 2020 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Vaesite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 3 Marz 2020 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 103 englisch Malcolm Back William D Birch Michel Blondieau und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2020 PDF 1729 kB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2020 abgerufen am 3 Marz 2020 englisch a b c d e f g h Vaesite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 64 kB abgerufen am 3 Marz 2020 a b c d Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Vaesite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 3 Marz 2020 englisch Paul F Kerr Cattierite and vaesite New Co Ni minerals from the Belgian Congo In American Mineralogist Band 30 1945 S 483 497 englisch rruff info PDF 973 kB abgerufen am 3 Marz 2020 Catalogue of Type Mineral Specimens V PDF 40 kB In docs wixstatic com Commission on Museums IMA 12 Dezember 2018 abgerufen am 3 Marz 2020 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1816 kB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 3 Marz 2020 englisch David Barthelmy Vaesite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 3 Marz 2020 englisch Seleniovaesite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 3 Marz 2020 englisch Localities for Vaesite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 3 Marz 2020 englisch a b Fundortliste fur Vaesit beim Mineralienatlas und bei Mindat abgerufen am 3 Marz 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vaesit amp oldid 239305761