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Dorla ist ein Dorf und seit dem 31 Dezember 1971 ein Ortsteil der Kleinstadt Gudensberg im nordhessischen Schwalm Eder Kreis Es liegt 3 km sudwestlich der Kernstadt Gudensberg an der Kreisstrasse K80 und der ehemaligen Bundesstrasse B3 heute als Landesstrasse 3150 Umgehungsstrasse und westlich der Bundesautobahn 49 auf einem nach Suden geneigten Gelandesattel in einer Schleife des Eder Zuflusses Ems Die Gemarkung Dorla hat eine Flache von etwa 230 Hektar DorlaStadt GudensbergKoordinaten 51 10 N 9 19 O 51 168486111111 9 3195388888889 192 Koordinaten 51 10 7 N 9 19 10 OHohe 192 m u NHNFlache 2 29 km 1 Einwohner 345 30 Jun 2020 HW NW 2 Bevolkerungsdichte 151 Einwohner km Eingemeindung 31 Dezember 1971Postleitzahl 34281Vorwahl 05603 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Mittelalter 1 2 Neuzeit 2 Bevolkerung 3 Religion 4 Politik 5 Dorfbild und Sehenswurdigkeiten 5 1 Kirche 5 2 Kandelaber Linde 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksGeschichte BearbeitenMittelalter Bearbeiten Im Jahre 860 wird der frankische Adlige Erphold als erster Graf in Tonna genannt Dieser gilt auch als Grunder und Namensgeber von Erfurt Konig Ludwig der Deutsche hatte ihm den Ort Tonna ubergeben Allerdings starb das Geschlecht mit Erphold im gleichen Jahr aus Kurz vor seinem Tod soll er seine Besitztumer im Grabfeld und im oberen Eichsfeld der Abtei Fulda und dem Hochstift Wurzburg geschenkt haben In dieser Urkunde wird auch Dorla Thurailohun genannt 3 Das Dorf wird im Jahre 1040 urkundlich erwahnt als Erzbischof Bardo von Mainz durch Tausch Guter und Unfreie des Klosters Kaufungen in Durloon erwarb Das Dorf war Eigentum der Grafen von Ziegenhain Nachkommen der Grafen von Reichenbach die es mitsamt der niederen Gerichtsbarkeit an in der Gegend sesshafte Adelige zu Lehen gaben So ist bekundet dass das halbe Gericht Dorla Ziegenhainer Lehen im Jahre 1313 von den Herren Hund zu Holzhausen an die Herren von Wehren verkauft wurde Aus dem Jahre 1390 ist beurkundet dass Graf Engelbert III von Ziegenhain die Hund von Holzhausen mit dem halben Gericht und einer Hube in Dorla belehnte Schon sieben Jahre spater 1397 kaufte das Kloster Breitenau das Dorf das halbe Gericht und das Kirchenpatronat in Dorla von den Herren von Wehren Die andere Halfte des Gerichts Dorla wurde im folgenden Jahr von Engelbert III von Ziegenhain an die Herren von Wehren zu Lehen gegeben 1399 verzichteten die Hund von Holzhausen gegenuber dem Kloster Breitenau auf alle ihre Anspruche an Dorla In den folgenden Jahrzehnten kam es zu wiederholten Besitzwechseln Graf Johann II von Ziegenhain belehnte das Kloster Breitenau im Jahre 1416 mit dem Dorf Dorla 1424 belehnte er Hermann von Hertingshausen mit dem halben Dorf Dorla der wiederum das halbe Gericht Dorla umgehend fur 9 Jahre an das Kloster Breitenau versetzte 1436 belehnte Graf Johann II das Kloster Breitenau mit Dorf und Gericht Dorla Diese Belehnung wurde nach dem Tod Johanns und dem darauf folgenden Anfall der Grafschaft Ziegenhain an die Landgrafschaft Hessen bis 1498 mehrfach durch die Landgrafen erneuert Neben den Lehnsherren und Lehnshaltern des Dorfes als solchem hatten auch andere weltliche und geistliche Herren bzw Institutionen Besitz in Dorla oder bezogen Einkunfte aus Dorla und diese Rechte wurden oftmals verkauft verpfandet wieder eingelost verschenkt vererbt oder getauscht So sind in den Jahren zwischen 1209 und 1528 als Besitzer von Gutern beurkundet das Kloster Breitenau das Petersstift in Fritzlar das Kloster Ahnaberg in Kassel das Stift St Martin in Heiligenstadt das Kloster Spieskappel das Kloster Haina verschiedene Kanoniker und Domherren aus Fritzlar und die Ritter von Venne von Riedesel die von Herzenrode von Gleichen und von Falkenberg In der gleichen Zeit bezogen u a das Fritzlarer Petersstift das Stift St Stephan in Mainz und die Hund von Holzhausen Einkunfte aus Dorla Neuzeit Bearbeiten nbsp Die Kirche Ostseite nbsp Die evangelische Dorfkirche Nordfront Nach der Einfuhrung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen durch Landgraf Philipp nach der Homberger Synode im Jahre 1526 und der damit verbundenen Sakularisation der Kloster ubertrug Philipp das Dorf im Jahre 1535 dem aus dem Kloster Merxhausen geschaffenen Landeshospital Merxhausen 1557 uberliess er Dorf und Kirchenpatronat Dorla endgultig dem Landeshospital im Tausch gegen andere Guter Verwaltungsrechtlich gehorte Dorla nunmehr zum Amt Gudensberg die niedere Gerichtsbarkeit lag beim Landeshospital Merxhausen die peinliche Gerichtsbarkeit beim Landgrafen Wahrend des kurzlebigen Konigreichs Westphalen 1807 1813 gehorte Dorla zum Kanton und Friedensgericht Gudensberg Mit der Wiederherstellung von Kurhessen war das Dorf wieder Teil des Amts Gudensberg dann ab 1821 Teil des im Zuge der kurhessischen Verwaltungsreform neu geschaffenen Kreises Fritzlar Die Gerichtsbarkeit lag nunmehr beim Justizamt Fritzlar bzw ab 1867 nach der Annexion von Hessen Kassel durch Preussen beim Amtsgericht Fritzlar Ab 1932 war das Dorf Teil des neuen Kreises Fritzlar Homberg 1939 umbenannt in Landkreis Fritzlar Homberg Besondere Ereignisse Am 8 Juni 1454 in der blutigsten Phase der Bundesherrenfehde zwischen verfeindeten niederhessischen Adelsgeschlechtern wurden Hermann Hund Heinrich Schenck zu Schweinsberg Hans von Born Heinrich von Wallenstein und Heinrich Henne von Grifte in der Nahe von Dorla von Johann von Meisenbug und dessen Leuten uberfallen und erschlagen 4 Hessische Gebietsreform 1970 1977 Zum 31 Dezember 1971 wurde die bis dahin selbstandige Gemeinde Dorla im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Stadt Gudensberg eingemeindet 5 Fur Dorla wurde wie fur die ubrigen Stadtteile ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet 6 Bevolkerung BearbeitenEinwohnerstruktur 2011Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9 Mai 2011 in Dorla 351 Einwohner Darunter waren 3 0 8 Auslander Nach dem Lebensalter waren 63 Einwohner unter 18 Jahren 156 zwischen 18 und 49 63 zwischen 50 und 64 und 69 Einwohner waren 65 und alter 7 Die Einwohner lebten in 150 Haushalten Davon waren 39 Singlehaushalte 33 Paare ohne Kinder und 57 Paare mit Kindern sowie 21 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften In 24 Haushalten lebten ausschliesslich Senioren und in 99 Haushaltungen lebten keine Senioren 7 EinwohnerentwicklungDas Dorf war nie sehr gross Im 16 und 17 Jahrhundert sind jeweils 16 Hausgesesse bekundet 1735 werden 21 Mannschaften erwahnt 1742 gab es 25 Hauser 1747 26 Hausgesesse Einwohnerzahlen als solche sind erst ab 1834 bekannt als 290 Menschen im Dorf lebten 1835 waren es 296 darunter 7 Juden Aus und Abwanderungen in den letzten Jahrzehnten des 19 Jahrhunderts fuhrten zu einem starken Ruckgang der Einwohnerzahl 1885 gab es nur noch 216 Einwohner 1925 mit 233 und 1939 mit 240 kaum mehr Erst die Nachwirkungen des Zweiten Weltkriegs fuhrten durch Ausgebombte und Heimatvertriebene zu einem starken Anstieg der Dorfbevolkerung so dass im Jahre 1950 insgesamt 386 Personen ansassig waren 1961 war die Zahl wieder auf 312 gesunken Im Jahr 2020 sind es 345 mit abnehmender Tendenz 1 Dorla Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020Jahr Einwohner1834 2901840 2881846 2661852 2301858 2611864 2651871 2471875 2221885 2161895 2131905 2041910 2101925 2331939 2401946 4051950 3861956 3511961 3121967 3101980 1990 2000 2011 3512020 345Datenquelle Histo risches Ge mein de ver zeich nis fur Hessen Die Be vol ke rung der Ge mei nden 1834 bis 1967 Wies baden Hes sisches Statis tisches Lan des amt 1968 Weitere Quellen LAGIS 1 Stadt Gudensberg 2 Zensus 2011 7 Historische Erwerbstatigkeit 1961 Erwerbspersonen 66 Land und Forstwirtschaft 58 Produzierendes Gewerbe 16 Handel und Verkehr 9 Dienstleistungen und Sonstiges 1 Religion BearbeitenSeit der Einfuhrung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ist die Dorfbevolkerung uberwiegend evangelisch Die wenigen im Jahre 1835 vermerkten judischen Einwohner sind spater nicht mehr erwahnt und durften wohl ins nahe Gudensberg mit seiner verhaltnismassig grossen judischen Gemeinde gezogen sein Heute sind etwa 15 der Einwohner katholischen Glaubens Kirchengeschichtlich ist beurkundet dass das Kloster Breitenau im Jahre 1397 mit dem Dorf und dem halben Gericht auch das Kirchenpatronat kaufte Im Jahre 1487 wird eine dem Hl Matthaus geweihte Kapelle erwahnt 1525 war Dorla eine selbstandige Pfarrei ab 1569 dann Filialkirche von Wehren Das Kirchenpatronat wurde 1557 durch Landgraf Philipp dem Landeshospital Merxhausen ubertragen Historische Religionszugehorigkeit Quelle Historisches Ortslexikon 1 1835 289 evangelische 7 judische Einwohner 1861 alle Einwohner evangelisch reformiert 1885 216 evangelische 100 Einwohner 1961 266 evangelische 85 26 44 katholische 14 10 EinwohnerPolitik BearbeitenDer Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern 6 Bei der Kommunalwahl 2021 betrug die Wahlbeteiligung zur Wahl des Ortsbeirats 60 20 Alle derzeitigen Mitglieder gehoren der Gemeinschaftsliste Dorla an 8 Der Ortsbeirat wahlte Karsten Heyner zum Ortsvorsteher 9 Dorfbild und Sehenswurdigkeiten Bearbeiten nbsp Dorfkirche und FachwerkhausDorla ist ein geschlossenes Haufendorf mit regellosem Grundriss und vielen zumeist schon restaurierten Fachwerkhausern in dichter Gehoftanordnung im alten Ortskern um die Dorfkirche Der mehr als hundert Jahre alte Friedrichsbrunnen im Dorf ist beliebter Treffpunkt fur Jung und Alt Bis weit in die zweite Halfte des 20 Jahrhunderts war Landwirtschaft auf den fruchtbaren Boden der Fritzlarer Borde die Basis des ortlichen Erwerbslebens Noch heute ist man stolz auf einen alten in Lesebuchern verbreiteten Spruch der sich auf die besondere Fruchtbarkeit des Bodens bezieht Dorla Werkel Lohne Hessenlandes Krone Heute findet die Mehrzahl der Einwohner Arbeit als Pendler in den umliegenden Stadten Kirche Bearbeiten Die 1717 1718 an der Stelle einer bereits im Jahre 1316 erstmals erwahnten Sankt Matthai Kapelle erbaute und 1999 aufwandig sanierte Kirche in der Mitte des Dorfes mit Mansarddach und barockem Dachreiter Glockenturm Auf den Emporen wurden im Barock emblematische bildliche Darstellungen und Zitate nach Vorlage der Emblemata sacra des Daniel Cramer aufgebracht 10 Ein Leben und Sterben unter christlichen Ideen spielt bei allen Emblemen eine zentrale Rolle Auch die Kirchenbanke fallen farblich aus dem ublichen Rahmen sie sind marmoriert und ihr Farbenspektrum reicht von dunkelbraun uber rotbraun bis flaschengrun Viele Banke tragen noch heute die Namen der Familien die fruher auf ihnen ihren angestammten Platz hatten Alle Malereien an den Ausstattungsstucken wurden 1964 uberarbeitet Die Wandmalereien an der Kopfwand und der Fensterseite wurden erst 1975 bei der Sanierung der Bausubstanz unter dem Kalkputz entdeckt und dann restauriert Weitere Malereien befinden sich unter dem weissen Anstrich der Decke und erwarten ihre Freilegung und Restaurierung Die Rokoko Orgel wurde zwischen 1730 und 1750 von einem bisher unbekannten Orgelbauer gebaut Im Dachreiter hangen drei 1971 erneuerte Glocken Kandelaber Linde Bearbeiten nbsp Die Kandelaberlinde auf dem Friedhof Mai 2015 vor ihrer Radikalstutzung im Juli 2015 nbsp Fuss der Kanderlaber Linde 2015 Auf dem Friedhof am nordlichen Dorfrand stand bis 2023 der 5 Meter hohe Stumpf einer im Juli 2015 auf diese Hohe gestutzten Kandelaber Linde Sie war vor ihrer Stutzung wegen ihrer insgesamt elf sogenannten Kerzen einmalig in Hessen Der Baum war 2015 etwa 22 Meter hoch und um die 500 Jahre alt Die Linde hatte sechs aufrecht wachsende Stamme und sah daher aus wie ein sechsarmiger Kandelaber Der Baum war durch Spaliere und Geruste in diese Form gebracht worden und hatte einst sogar sieben aufrecht wachsende Stamme so genannte Kerzen Die Linde diente auch als Gerichtsbaum und der Vogt des Landeshospitals Merxhausen dem das Dorf seit 1535 gehorte hielt dort noch bis 1802 mindestens zweimal jahrlich seine Gerichtstage 11 Im Mai 2023 musste der Baum wegen Pilzbefall endgultig gefallt werden 12 Literatur BearbeitenWerner Ide Von Adorf bis Zwesten Bernecker Melsungen 1972 Literatur uber Dorla nach Register nach GND In Hessische BibliographieEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Dorla Schwalm Eder Kreis Historisches Ortslexikon fur Hessen Stand 25 Marz 2022 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS a b Gudensberg und die Stadtteile Memento vom 13 Oktober 2020 im Internet Archive gudensberg de Abgerufen am 12 Oktober 2020 Guido Reinhardt Geschichte des Marktes Grafentonna Langensalza 1892 Inschriftsloses Steinkreuz bei Dorla Gemeindegebietsreform in Hessen Zusammenschlusse und Eingliederungen in Hessen vom 14 Dezember 1971 In Der Hessische Minister des Inneren Hrsg Staatsanzeiger fur das Land Hessen 1972 Nr 01 S 5 Punkt 8 Abs 59 Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags PDF 4 9 MB a b Hauptsatzung pdf 129 kB 5 In Webauftritt Stadt Gudensberg abgerufen im Juli 2023 a b c Ausgewahlte Daten uber Bevolkerung und Haushalte am 9 Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen PDF 1 0 MB Nicht mehr online verfugbar In Zensus 2011 Hessisches Statistisches Landesamt S 34 und 91 archiviert vom Original am 27 Oktober 2020 abgerufen im Marz 2022 Ortsbeiratswahl Dorla In Votemanager Stadt Gudensberg abgerufen im Juli 2023 Ortsvorsteher der Stadt Gudensberg In Webauftritt Stadt Gudensberg abgerufen im Juli 2023 Gotz J Pfeiffer Ratselhafte Bilder und altertumliche Zitate Barocke Malereien in den evangelischen Kirchen zu Dorla und Werkel nach den Emblemata sacra des Daniel Cramer In Schwalmer Jahrbuch 2023 S 118 123 Hessische Niedersachsische Allgemeine HNA vom 29 Januar 2009 Cora Zinn Jetzt ist das Naturdenkmal ganz weg Uber 500 Jahre alte Friedhofslinde in Dorla wurde wegen Pilzbefalls gefallt HNA vom 6 Mai 2023Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dorla Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Dorla In Webauftritt der Stadt Gudensberg Dorla Schwalm Eder Kreis Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Stadtteile der Stadt Gudensberg Deute Dissen Dorla Gleichen Maden Obervorschutz Normdaten Geografikum GND 4583059 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dorla Gudensberg amp oldid 235949370