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Die Blitzlehre war ein zentraler Bestandteil der religiosen Lehren und Praktiken der Etrusker die von den Romern als Etrusca disciplina bezeichnet wurden Weitere bedeutende Wahrsagepraktiken waren die Leberschau und die Deutung des Vogelflugs Die Ausubung der Wahrsagekunst war den Priestern Haruspices vorbehalten Die Romer ubernahmen die Blitzlehre im Wesentlichen von den Etruskern sie war aber nicht von so grosser Bedeutung im romischen Kult Einen Priester bei der Beobachtung und Deutung von Blitzen bezeichneten die Romer als Fulgurator lat Plural Fulguratores Selten auch Fulguriator oder Fulgerator Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Blitzdeutung bei den Etruskern 3 Blitzdeutung im Romischen Reich 4 Antike Quellen 5 Forschungen in der Neuzeit 5 1 Die Blitzgotter der Bronzeleber 6 Literatur 7 Siehe auch 8 EinzelnachweiseEtymologie Bearbeiten nbsp Haruspex und Fulguriator auf einer Inschrift Darunter in etruskischer Schrift netsvis und trutnvt frontac 1 Jh v Chr Die etruskische Bezeichnung fur einen Priester bei der Blitzschau und deutung ist nicht abschliessend geklart und lautete trutnvt oder trutnvt frontac 1 Das lateinische Fulgurator leitet sich ab vom Verb fulgurare blitzen und der Ableitungssilbe ator die den bezeichnet der eine entsprechende Handlung ausfuhrt Fulgurator bedeutet daher wortlich ubersetzt Blitzschleuderer 2 Entsprechend verehrten die Romer ihren hochsten Gott Jupiter unter anderem als Iuppiter Fulgurator 3 oder auch Iuppiter Fulgerator 4 Die Variante Fulgerator lasst sich zuruckfuhren auf die altlateinische Form fulgus fur fulgur Blitz mit Genitiv fulgeris 5 Die Bezeichnung Fulgurator fur einen Blitze deutenden Wahrsager wurde u a von Cicero verwendet 6 Die Schreibung Fulguriator findet man zusammen mit trutnvt frontac auf einer bilingualen Inschrift im archaologischen Museum von Pesaro Blitzdeutung bei den Etruskern Bearbeiten nbsp Blitzdeutung gemass den 16 Regionen des HimmelsIn der Etruskischen Religion war die Uberzeugung ausgepragt dass das menschliche Schicksal unabdingbar einem gottlichen Willen unterworfen war und dieser in Naturphanomenen und irdischen Begebenheiten erkennbar wurde Divination Dazu fuhrten die Haruspices die Eingeweideschau durch vor allem die Leberschau deuteten Blitze den Vogelflug und ungewohnliche himmlische und irdische Phanomene Zur charakteristischen Tracht der Haruspices gehorten eine oben zylindrisch endende Stoff oder Fellmutze und ein gefranster Mantel Ein weiteres Priesterattribut war der Lituus ein oben gekurvter Stab der aber nicht allein den Haruspices vorbehalten war 7 Nach antiker Auffassung waren die Fulguratores in der Lage Blitze zu deuten und zu suhnen Zunachst beobachtete der Blitzschauer woher der Blitz kam wohin er fuhrte und wo er gegebenenfalls eingeschlagen war Dazu teilte man den Himmel in vier Quadranten mit jeweils vier Sektoren ein 8 In diesen 16 Regionen des Himmelstempels templum caeleste wohnten die Blitzgotter 9 Die Vorgehensweise bei der Blitzschau und deutung war in den Fulguralbuchern libri fulgurales festgehalten Zuerst musste der Blitzdeuter den Standort auf der Erde richtig wahlen die Einteilung des Himmels auf die Erde ubertragen und dadurch den Standort zu einem heiligen Bezirk templum machen 10 Dazu bezog der Blitzdeuter Stellung im Schnittpunkt des von Nord nach Sud verlaufenden Cardo mit dem von West nach Ost fuhrenden Decumanus so dass er nach Suden blickte Im Osten lag der pars familiaris der freundliche Teil und im Westen der pars hostilis der feindliche Teil 11 Daher galt ein Blitz zur Linken als gunstig und einer zur Rechten als unheilvoll wobei ein Blitz in die nordliche Halfte einflussreicher als einer in die sudliche Halfte angesehen wurde Ein Blitz aus Nordosten kommend und dort verbleibend wurde als besonders gunstig beurteilt Bei niedergehenden Blitzen war der Einschlagsort von massgeblicher Bedeutung 12 Entscheidend war die Frage welche von neun in Frage kommenden Gottheiten den Blitz gesendet hatte wobei nur der Hauptgott Tinia uber drei verschiedene Blitze verfugte Daraus ergaben sich elf verschiedene Arten manubia von Blitzen nach Himmelsgegend Dauer und Tages und Jahreszeit Man unterschied auch Blitze aus den Wolken von irdischen die von der Erde aufgestiegen waren 13 Die Blitze konnten eine zu oder abratende billigende oder mahnende Bedeutung haben je nachdem ob sie vor oder nach der Ausfuhrung einer Handlung beobachtet wurden Die dritte Art von Blitzen nahm auf keine Unternehmung Bezug und konnte eine Drohung Verheissung oder Warnung bedeuten 14 Von den dreierlei Blitzen des Tinia waren diejenigen die er allein schickte eine sanfte Warnung Die Blitze die er nach Beratung mit den zwolf obersten Gottern der Etrusker dei consentes mit lautem Donner 15 schleuderte verhiessen Gutes aber oftmals verbunden mit einer Ungerechtigkeit Die Blitze zu denen die obersten und verhullten Schicksalsgotter dei superiores et involuti befragt worden waren kamen mit Feuer und kundigten gewaltige Veranderungen des gesamten gegenwartigen Zustands an 16 Blitze wurden beobachtet und gedeutet bei privaten und offentlichen Angelegenheiten Dabei erstreckte sich die Bedeutung der Blitze in Privatangelegenheiten nicht uber zehn Jahre hinaus Davon ausgenommen waren sog Familienblitze bei der Geburt oder Heirat die fur das ganze weitere Leben bedeutsam waren Die Wirksamkeit von Blitzen in offentlichen Angelegenheiten war auf 30 Jahre beschrankt ausser bei der Anlegung neuer Stadte 17 Auf die Blitzbeobachtung und deutung folgte gegebenenfalls die Suhnung des Blitzes Diese war offenbar immer dann erforderlich wenn der Blitz an einem bestimmten Ort eingeschlagen hatte Die Haupthandlung bei der Suhnung war die Bestattung des Blitzes fulmen condere die an den vom Blitz getroffenen Gegenstanden unter Trauergebeten und Opferritualen ausgefuhrt wurde 18 oder vielleicht auch an Steinkeilen die den Blitz verkorpern sollten 19 Die Stelle an der ein Blitz eingeschlagen hatte wurde umfriedet und dem Gott geweiht der den Blitz gesandt hatte 20 Der Ort an dem ein Mensch vom Blitz erschlagen worden war galt offenbar als verflucht und durfte weder betreten noch angesehen werden 21 Da nach etruskischer Uberzeugung der alles bestimmende Willen der Gotter nicht determiniert war konnte das Schicksal durch geeignete Rituale beeinflusst werden Daher versuchten die Fulguratores Blitze durch Gebete Opfer und Beschworungen zu verhindern oder herbeizuziehen so dass ein Ungluck abgewendet oder ein gunstiger Umstand herbeigefuhrt wurde 22 Allerdings gab es zwei Arten von Blitzen denen die Fulguratores machtlos gegenuberstanden die also unabwendbares Ungluck bedeuteten 23 Der Uberlieferung nach konnte der etruskische Konig Lars Porsenna ebenso Blitze herbeirufen wie vor ihm bereits Numa Pompilius der sagenhafte Konig von Rom Sein Nachfolger Tullus Hostilius wurde der Legende nach vom Blitz erschlagen als ihm bei der Beschworung desselben ein Fehler unterlaufen war 24 Dieser Mythos des Blitzebeschworens war anscheinend in Mittelitalien weiter verbreitet Die Rituale bei der Blitzdeutung und beschworung waren anspruchsvoll und peinlich genau einzuhalten Die Kenntnis uber Himmelsregionen Blitzerscheinungen Blitzdeutung Blitzsuhne und Blitzbeschworung erforderte daher von den Blitzdeutern ein umfangreiches Studium der Aufzeichnungen Die Eingeweideschau war den Etruskern durch Tages den Gott der Weisheit mitgeteilt worden 25 die Blitzlehre hingegen durch die Lasa Vecu 26 die von den Romern Vegoia oder Begoe genannt wurde 27 Die Lasen waren in der etruskischen Mythologie geflugelte Wesen aus dem Gefolge der Liebesgottin Turan 28 Blitzdeutung im Romischen Reich BearbeitenDie Romer versuchten ebenfalls anhand von besonderen Zeichen Prodigien den gottlichen Willen zu erforschen Dazu fuhrten die Auguren von der Magistratur bestellte Kultbeamte insbesondere bei allen offiziellen Angelegenheiten Auspizien durch Unter den Zeichen die der Augur zu beachten hatte waren neben dem Vogelflug auch Blitze In der Kunst der Blitzdeutung hatten die Romer offenbar einiges von den Etruskern ubernommen und sich von ihnen auch unterweisen lassen 29 Die Blitzlehre scheint nicht von so grosser Bedeutung gewesen zu sein da man nur zwei Arten von Blitzen unterschied Die sich am Tag ereignenden wurden Jupiter zugeschrieben die in der Nacht dem Summanus 30 Eine andere Quelle nennt dagegen vier unterscheidbare Blitze von den Gottern Jupiter Juno Minerva und Vulcanus 31 Wie schon bei den Etruskern galten die Blitze in der Nordhalfte des Himmelsgewolbes auch bei den Romern als die bedeutsameren 32 Jupiter konnte anscheinend seine Blitze aus allen Himmelsregionen werfen 33 Die ersten drei Himmelsregionen von Nord nach Nordost waren allein seinen Blitzen vorbehalten 34 Hatte ein Blitz eingeschlagen so wurden die Blitzmale bidentalia mit einem Puteal eingefasst Bereits in der Romischen Konigszeit sind etruskische Haruspices zur Beratung und Entsuhnung von ungewohnlichen Zeichen herangezogen worden 35 In der Romischen Republik standen Haruspices mehrfach dem Senat zur Deutung von Prodigien zur Seite 36 Auch diese Haruspices stammen aus vornehmen etruskischen Familien 37 Romische Feldherren und Provinzstatthalter liessen sich ebenfalls von Haruspices beraten 38 Die Romer hatten eine grosse Hochachtung vor etruskischen Wahrsagern wohingegen sie ihren eigenen skeptisch gegenuberstanden 39 Als besonders gewandt galten die Fulguratores von Faesulae 40 Hochgeschatzt war das Kollegium der 60 Haruspices von Tarquinia 41 Bereits in der Romischen Republik wurden Haruspices von manchen aber auch als Schwindler angesehen 42 Ein gewisses Misstrauen brachte auch der romische Senat den Haruspices entgegen indem er sich mehrfach uber ihre Deutungen und Weissagungen hinwegsetzte 43 Verdeutlicht wird die Vorgehensweise der Blitzdeuter anhand einer antiken Anekdote uber einen Blitzschlag in das Denkmal des Augustus kurz vor dessen Lebensende Dabei hatte der Blitz den Buchstaben C von Caesar zerstort Diesen Namen hatte Augustus von seinem Adoptivvater Gaius Iulius Caesar ubernommen Die herbeigerufenen Haruspices weissagten dass Augustus nur noch hundert Tage leben werde da der Buchstabe C in der Romischen Zahlschrift fur 100 steht und dass er kunftig unter die Gotter gerechnet werde da das ubrig gebliebene aesar im Etruskischen Gott bedeute 44 Allerdings gibt es im Etruskischen kein aesar Eine ahnliche Schreibweise ist aiser und bedeutet Gotter der Singular ais steht fur Gott 45 In der Romischen Kaiserzeit erfolgte unter Kaiser Claudius 10 v Chr 54 n Chr eine Restauration der etruskischen Lehren mit einer Neuordnung des Kollegiums der 60 Haruspices Claudius hat auch ein 20 bandiges Werk uber die Etrusker die Tyrrhenika verfasst das allerdings verloren gegangen ist 46 Man suchte aber auch unter dem Einfluss der Stoa nach rationalen Erklarungsmustern fur Naturphanomene wie Blitz und Donner 47 Die etruskische Blitzdeutung und beschworung wurde bis in die Spatantike tradiert und praktiziert Die Haruspices befolgten dabei die Libri Tarquitani eine lateinische Ubersetzung der etruskischen Ritualbucher da die etruskische Sprache bereits ausgestorben war 48 Nachdem Kaiser Konstantin 324 337 und seine Nachfolger mehrfach die etruskische Zeichendeutung verboten hatten hob der letzte heidnische Kaiser Julian 361 363 dieses Verbot wieder auf Seine christlichen Nachfolger Valentinian I 364 375 Valens 364 378 und Gratian 367 383 suchten einen Ausgleich zwischen Heiden und Christen und gestatteten wieder die Zeichendeutung Kaiser Theodosius I 347 395 erhob das Christentum zur Staatsreligion und verbot im Jahr 385 jede heidnische Religionsausubung und alle damit verbundenen Praktiken 49 Die heidnischen Kulte scheinen von staatlicher Seite kaum verfolgt worden zu sein da im fruhen 5 Jahrhundert etruskische Haruspices der Stadt Rom angeboten haben sollen die drohende Plunderung durch den westgotischen Heerkonig Alarich I mit Hilfe von Blitz und Donner abzuwenden Dies sei ihnen bereits gelungen als die Westgoten die Stadt Narnia belagert hatten 50 Pompeianus Befehlshaber der Stadt trug die Angelegenheit Papst Innozenz I vor der heimlich seine Zustimmung aussprach Da aber niemand offentlich an den heidnischen Ritualen teilnehmen wollte wurden die Haruspices wieder entlassen 51 Antike Quellen Bearbeiten nbsp Marcus Tullius CiceroDie Erkenntnisse uber die Eingeweideschau haruspicinum und die Blitzdeutung wurden von den Etruskern in den Buchern der Etrusca disciplina wie sie die Romer nannten uberliefert Zur Etrusca disciplina zahlten die libri haruspicini die libri fulgurales und die libri rituales 52 Diese Werke sind alle nicht mehr erhalten allerdings ubernahmen romische Schriftsteller einiges aus den lateinischen Ubersetzungen dieser Bucher 53 Da zahlreiche romische Werke ebenfalls verloren gegangen sind ist die verbliebene Literatur uber die Etrusker insgesamt fragmentarisch selektiv und teilweise tendenzios Eine der wichtigsten antiken Quellen zur Blitzdeutung der Etrusker ist das zweite Buch des Dialogs De divinatione von Cicero 106 43 v Chr In den Naturales quaestiones beschrieb Seneca ca 1 65 n Chr im Buch II Gewitterbuch ebenfalls die etruskische Blitzlehre die er einer rationalen Erklarung dieser Naturphanomene gegenuberstellte Auch Plinius der Altere 23 24 79 n Chr ging in seiner Naturalis historia bei der Behandlung meteorologischer Phanomene auf die Blitzdeutung bei den Etruskern ein Hinweise und Erganzungen zur etruskischen Blitzlehre finden sich in den Kommentaren zu Horaz von Acron 2 Jh n Chr und zu Vergils Aeneis von Servius Ende 4 Jh n Chr ebenso in den Res gestae von Ammianus Marcellinus 330 395 400 Martianus Capella ein romischer Enzyklopadist des 5 oder fruhen 6 Jahrhunderts ordnete in seinem Werk De nuptiis Philologiae et Mercurii den 16 Himmelsregionen romische Gotternamen zu 54 Dieser Zuordnung lag u a die Einteilung des Himmels nach der etruskischen Blitzlehre zugrunde Forschungen in der Neuzeit BearbeitenKarl Otfried Muller 1797 1840 befasste sich 1828 in seinem zweibandigen Werk Die Etrusker bei der Behandlung der etruskischen Blitzlehre eingehend mit antiken Quellen und meinte acht der neun Blitzgotter der Himmelsregionen anhand romischer Quellen belegen zu konnen Jupiter Juno Minerva Veiovis Summanus Vulcanus Saturnus und Mars Die etruskischen Bezeichnungen dieser Gottheiten konnte Muller gelegentlich angeben 55 nbsp Bronzeleber von Piacenza nbsp Schematische DarstellungMit der Entdeckung der Bronzeleber von Piacenza 1877 wurde es moglich die Blitzgotter der 16 Himmelsregionen weitest gehend zu identifizieren Die nach ihrem Fundort benannte Bronzeleber ist eine Nachbildung einer Schafsleber und diente vermutlich als Lehrmodell fur etruskische Priester bei der Eingeweideschau 56 Wilhelm Deecke 1831 1897 und spater Carl Olof Thulin 1871 1921 konnten darlegen dass die 16 umlaufenden Felder am Rand der Bronzeleber die 16 Himmelsregionen der etruskischen Blitzlehre darstellen Ein systematischer Vergleich mit den Gottheiten der Himmelsregionen von Martianus Capella ergab eine relativ grosse Ubereinstimmung auch mit antiken Quellen so dass auf die Bucher der Etrusca disciplina als gemeinsame Quelle beider Einteilungen geschlossen werden konnte 57 Es ergeben sich insgesamt 14 Gottheiten im Gegensatz zu antik uberliefert neun Blitzgottern Entsprechend den romischen Quellen und in Ubereinstimmung mit Martianus Capella werden von manchen Etruskologen Tinia drei Himmelsregionen zugeordnet die von Nord nach Nordost angeordnet sind 58 nbsp Gottheiten der 16 Himmelsregionen nach Martianus Capella aussen und der Bronzeleber von Piacenza innen Bereits Deecke nahm an dass die ersten beiden Regionen des Tinia der westlichen Halfte zuzuordnen sind und liess seine Zahlung mit diesen beiden Zonen im Norden enden 59 Thulin folgte diesem Ansatz da Blitze aus diesen beiden Regionen gemass antiker Quellen ein Ungluck ankundigen und vermutete eine Verschiebung der Zonen des Jupiter nach Osten in romischer Zeit 60 Diese Verschiebung ruckgangig gemacht ergaben sich dadurch uberzeugendere Ubereinstimmungen Dieser Ansatz wird in der modernen Forschung weiterverfolgt nbsp Alternative Zuordnung der Gottheiten in 16 Himmelsregionen innen mit entsprechenden Gottheiten nach Martianus Capella aussen teilweise gedrehtDie Unterteilung in Quadranten ergibt ein schlussiges Schema In der nordostlichen Halfte befinden sich die Wohnsitze der hochsten Himmelsgottheiten Es folgen im Sudosten die Naturgottheiten und im Sudwesten die Erdgottheiten wahrend im nach etruskischer Auffassung Unheil bringenden Nordwesten die Gotter der Unterwelt wohnen Von hier aus schleuderte Tinia seine zwei unheilvollen Blitze 61 Die Blitzgotter der Bronzeleber Bearbeiten Die Tabelle folgt den Bezeichnungen und Zuschreibungen von Friedhelm Prayon 62 Region Inschrift Etruskische Gottheit Gottheit und Region nach Martianus Capella1 Tins thne Tinia Jupiter oberster Blitzgott Jupiter III 2 Uni Mae Uni Juno Fruchtbarkeitsgottin Juno II 3 Tec vm Tecum Menrva Minerva Tochter von Tinia und Uni Minerva III 4 Lvsl Lusa 5 Neth Nethuns Neptun Gott des Meeres 6 Cath Cavtha Eos Sonnengottheit Solis filia VI 7 Fuflu ns Fufluns Dionysos Gott des Weines Liber VII 8 Selva Selvans Silvanus Naturgottheit Veris fructus VIII 9 Lethn Lethans 10 Tluscv Tluscu 11 Cels Cel Erdgottin 12 Cvl Alp Culsu Culsans Janus Gottheit der Tore 13 Vetisl Vetis Veiovis Gott der Unterwelt Veiovis XV 14 Cilensl Cilens Schicksalsgottin Nocturnus XVI 15 Tin Cil en Tinia mit der Schicksalsgottin Cilens Jupiter mit Nocturnus I 16 Tin Thvf Tinia in strafender Funktion Jupiter II Quadrant Gottergruppe Etruskische GottheitenNordost Gottheiten des Himmels 1 Tinia 2 Uni 3 Tecum 4 LusaSudost Gottheiten der Natur 5 Nethuns 6 Cavtha 7 Fufluns 8 SelvansSudwest Gottheiten der Erde 9 Lethans 10 Tluscu 11 Cel 12 Culsu CulsansNordwest Gottheiten der Unterwelt 13 Vetis 14 Cilens 15 Tinia und Cilens 16 Tinia in strafender FunktionUnklar ist ob Culsu oder Culsans etruskisch cul fur Tor am Eingang zur Unterwelt steht Culsu ist eine weibliche Culsans eine mannliche Gottheit Cilens haufig gleichgesetzt mit dem Nachtgott Nocturnus scheint eine weibliche Schicksalsgottheit zu sein Dementsprechend schleuderte Tinia aus Himmelsregion 15 seine vernichtenden Blitze die in Ubereinstimmung mit den antiken Quellen dort allerdings nach dem Ratschluss der verhullten Gotter dei superiores et involuti ein unabwendbares Schicksal ankundigten Die Schriftzeichen Thvf in Feld 16 konnten fur die Unterweltgottheit Thufultha stehen Naheliegender ist dass eine strafende Eigenschaft von Tinia beschrieben werden soll was der Mittelposition zwischen der vernichtenden und der eher positiven Himmelsregion entspricht 63 Gemass romischer Uberlieferung schleuderte Tinia diese Blitze nachdem er sich mit den zwolf obersten Gottern der Etrusker dei consentes beraten hatte Einzelne Gottheiten wie Lusa Lethans und Tluscu konnten bisher nicht eindeutig identifiziert werden Ebenso bleibt ungeklart warum unter den Blitzgottern wichtige Gottheiten wie die Unterweltherrscher Aita Hades und Phersipnai Persephone ebenso fehlen wie Apulu Apollon oder Turan Aphrodite die im Kult und in der bildenden Kunst von grosser Bedeutung waren Carl Olof Thulin versuchte zwischen 1906 und 1909 die Etrusca disciplina mit Hilfe antiker Quellen zu rekonstruieren und veroffentlichte passend zu den drei Buchern der Disciplina drei Bande darunter auch ein Band uber die Blitzlehre die heute noch als Materialsammlung und kritische Deutung der literarischen Quellen massgebend sind 64 Literatur BearbeitenKarl Otfried Muller Die Etrusker 2 Bande Breslau 1828 online Wilhelm Deecke Etruskische Forschungen Viertes Heft Das Templum von Piacenza Stuttgart 1880 online Carl Olof Thulin Die Gotter des Martianus Capella und der Bronzeleber von Piacenza Giessen 1906 online Carl Olof Thulin Die etruskische Disciplin I Die Blitzlehre II Die Haruspicin III Die Ritualbucher Goteborg 1906 1909 online Massimo Pallottino Etruskologie Geschichte und Kultur der Etrusker 7 Auflage Springer Basel 1988 ISBN 303486048X Herbert Alexander Stutzer Die Etrusker und ihre Welt DuMont Koln 1992 ISBN 3770131282 Nancy Thomson de Grummond Etruscan Myth Sacred History and Legend University of Pennsylvania Philadelphia 2006 ISBN 9781931707862 Friedhelm Prayon Die Etrusker Jenseitsvorstellungen und Ahnenkult Philipp von Zabern Mainz 2006 ISBN 3805336195 Friedhelm Prayon Die Etrusker Geschichte Religion Kunst 5 Auflage C H Beck Munchen 2010 ISBN 9783406598128 Siehe auch BearbeitenEtruskische Religion Etruskische Sprache Etruskische Schrift Bronzeleber von PiacenzaEinzelnachweise Bearbeiten Massimo Pallottino Etruskologie Geschichte und Kultur der Etrusker S 318 Karl Ernst Georges Ausfuhrliches lateinisch deutsches Handworterbuch 8 Auflage Hannover 1918 S 2868 fulgurator Corpus Inscriptionum Latinarum III 1596 1680 3953 3954 6342 Corpus Inscriptionum Latinarum VI 377 Manu Leumann Johann Baptist Hofmann Anton Szantyr Lateinische Grammatik Erster Band Lateinische Laut und Formenlehre Neuauflage C H Beck Munchen 1977 ISBN 3406014267 S 83 Cicero De divinatione 1 109 Massimo Pallottino Etruskologie Geschichte und Kultur der Etrusker S 325 und S 377 Plinius Naturalis historia 2 143 Cicero De divinatione 2 42 Massimo Pallottino Etruskologie Geschichte und Kultur der Etrusker S 316 Varro De lingua Latina VII 6 Herbert Alexander Stutzer Die Etrusker und ihre Welt S 162 Plinius Naturalis historia 2 143 144 Plinius Naturalis historia 2 138 Seneca Naturales quaestiones II 39 Servius Kommentar zu Vergils Aeneis 8 429 Seneca Naturales quaestiones II 41 Plinius Naturalis historia 2 139 Lukan De bello civili I 605 608 Scholion zu Persius II 26 Lukan De bello civili I 863 Ammianus Marcellinus Res gestae 23 5 13 Plinius Naturalis historia 2 140 Seneca Naturales quaestiones II 50 Plinius Naturalis historia 2 140 Cicero De divinatione 2 50 Herbert Alexander Stutzer Die Etrusker und ihre Welt S 163 Ammianus Marcellinus Res gestae 17 10 2 Servius Kommentar zu Vergils Aeneis 6 72 Herbert Alexander Stutzer Die Etrusker und ihre Welt S 96 Cicero De divinatione 1 92 Plinius Naturalis historia 2 138 Servius Kommentar zu Vergils Aeneis 1 42 Servius Kommentar zu Vergils Aeneis 2 693 Servius Kommentar zu Vergils Aeneis 8 427 Acron Commentarii in Q Horatium Flaccum 1 12 18 Livius Ab urbe condita 1 31 Livius Ab urbe condita 24 10 und 40 2 Tacitus Annales 11 15 Livius Ab urbe condita 8 9 und 27 16 Herbert Alexander Stutzer Die Etrusker und ihre Welt S 161 Silius Punica 8 477 Massimo Pallottino Etruskologie Geschichte und Kultur der Etrusker S 329 Cicero De divinatione 2 51 und 1 36 Cicero De divinatione 1 97 Sueton De vita Caesarum Augustus 97 Cassius Dio Romische Geschichte 56 29 4 Dieter H Steinbauer Neues Handbuch des Etruskischen Scripta Mercaturae Verlag 1999 S 395 Massimo Pallottino Etruskologie Geschichte und Kultur der Etrusker S 2 und 243 Seneca Naturales quaestiones II Ammianus Marcellinus Res gestae 15 2 7 Carl Olof Thulin Die etruskische Disciplin III Die Ritualbucher S 140 141 Sozomenos Historia Ecclesiastica IX 6 Zosimos Historia nea 5 41 1 5 Cicero De divinatione 1 72 Herbert Alexander Stutzer Die Etrusker und ihre Welt S 155 ff Martianus Capella De nuptiis Philologiae et Mercurii I 41 61 Karl Otfried Muller Die Etrusker Band 2 S 162 178 und S 43 ff Herbert Alexander Stutzer Die Etrusker und ihre Welt S 157 Wilhelm Deecke Etruskische Forschungen Carl Olof Thulin Die Gotter des Martianus Capella und der Bronzeleber von Piacenza Nancy Thomson de Grummond Etruscan Myth Sacred History and Legend S 48 51 Wilhelm Deecke Etruskische Forschungen S 101 Carl Olof Thulin Die Gotter des Martianus Capella und der Bronzeleber von Piacenza S 32 33 Friedhelm Prayon Die Etrusker Geschichte Religion Kunst S 68 69 Friedhelm Prayon Die Etrusker Geschichte Religion Kunst S 68 76 und Die Etrusker Jenseitsvorstellungen und Ahnenkult S 76 78 Friedhelm Prayon Die Etrusker Jenseitsvorstellungen und Ahnenkult S 76 78 Carl Olof Thulin Die etruskische Disciplin I III Goteborg 1906 1909 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Blitzlehre amp oldid 220180215