Fufluns ist der etrurische Gott der Fruchtbarkeit und des Weins. Er wird mit dem griechischen Dionysos gleichgesetzt.
Ursprünglich scheint Fufluns ein etrurischer Gott des Wachstums und der Vegetation gewesen zu sein. Das deutet jedenfalls der Name an, der sich von der etrurischen Wurzel *pople oder *puple („knospen“, „sprießen“) ableitet. Diese Wurzel findet sich auch im lateinischen populus („Volk“).
Einer seiner Kultorte scheint die offenbar nach ihm benannte etruskische Stadt Populonia gewesen zu sein. In Münzprägungen erscheint der Ortsname als pupluna, pufluna oder fufluna, also etwa „Stadt Fufluns“.
Sofern der Mythos aus etruskischen Inschriften und Bildnissen erschlossen werden kann, stimmt er weitgehend mit den Erzählungen aus der griechischen Mythologie überein. Fufluns wurde ab dem 5. und wahrscheinlich schon ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. mit Dionysos/Bakchos identifiziert. Dementsprechend die ebenfalls überlieferte Benennung Fufluns Pacha, wobei „Pacha“ für „Bakchos“ steht.
In den Darstellungen (Keramik, Spiegelgravierungen) ist Fufluns der Sohn von Tinia (Zeus) und Semla (Semele). Auch er wird aus der Hüfte bzw. dem Schenkel Tinias entbunden. Auf einer etruskischen Spiegelgravierung findet sich eine Darstellung der Szene: außer Tinia-Zeus sind zwei Ammen, Mean und Thalna, sowie Apulu (Apollon) anwesend. Auch Darstellungen Fufluns mit seiner Gemahlin/Braut Areatha (entsprechend Ariadne) sind bekannt. Eine schwarzfigurige etruskische Hydria des 6. Jahrhunderts zeigt die sich in Delphine verwandelnden Piraten, die Fufluns-Dionysos gefangen genommen hatten.
Soweit finden sich keine erheblichen Abweichungen gegenüber dem griechischen Mythos. Auffällig an der Ikonographie Fufluns ist lediglich, dass er häufiger als auf den griechischen Darstellungen als nackter Knabe erscheint, und die relative Prominenz seiner Mutter Semla-Semele. Häufig werden sie zusammen dargestellt. Auf einer Spiegelgravierung sieht man zum Beispiel den nackten Fufluns seiner Mutter mit nach hinten geneigtem Kopf in einem Kuss hingegeben.
Der Kult des Fufluns wurde möglicherweise in Zusammenhang mit dem Bacchanalienskandal 186 v. Chr. vom römischen Staat unterdrückt. Livius deutet an, dass die „Infektion“ etrurische Wurzeln gehabt hätte. In späterer Zeit finden sich jedenfalls keine Belege für eine weitere Verehrung Fufluns. Vermutlich ist sein Kult mit dem des Bacchus bzw. Liber verschmolzen.
Zitat Bearbeiten
Weblinks Bearbeiten
Einzelnachweise Bearbeiten
- M. Cristofani: La legenda de un tipo monetale etrusco. In: L'Italie préromain et la Rome républicaine.: Mélanges offerts à J. Heurgon. Rom 1976
- Neapel, Nationalmuseum. Siehe: B. Gerhard, A. Klugmann, G. Korte: Etruskische Spiegel. Berlin 1840-1897. Nr. 82
- Toledo Museum of Art 82.134
- Berlin, Antikenmuseum. Siehe: B. Gerhard, A. Klugmann, G. Korte: Etruskische Spiegel. Berlin 1840-1897. Nr. 83
- Titus Livius ab urbe condita 39, 8-19. Siehe auch A. Pfiffig: Religio etrusca. Graz 1975. Pfiffig meint, der Bericht des Livius lasse keine Schlüsse auf den Kult Fufluns in Etrurien zu.
Literatur Bearbeiten
- Larissa Bonfante: Fufluns Pacha: The Etruscan Dionysos. In: Thomas H. Carpenter, Christopher A. Faraone (Hrsg.): Masks of Dionysos. Cornell University Press, Ithaca + London 1993. S. 221–235