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Abwehr im biologischen Sinn bezeichnet bei Tieren und Pflanzen alle Strategien durch die ein Schaden durch Fressfeinde oder Parasiten im weiteren Sinne auch durch Umwelteinflusse verhindert oder zumindest gemindert werden soll Abwehrmechanismen bei Interaktionen zwischen Fressfeind und Beute konnen eingeteilt werden in primare und sekundare Abwehrmechanismen 1 Abwehrreaktion einer Krote die sich aufblaht Inhaltsverzeichnis 1 Rauber Beute Interaktion 2 Primare Abwehrmechanismen 2 1 Tarnung 2 2 Warnfarbe 3 Sekundare Abwehrmechanismen 3 1 Lokomotion 3 1 1 Flucht 3 1 2 Verstecken 3 1 3 Verteidigungskampf 3 2 Mechanische Abwehr 3 2 1 Aussenhulle 3 2 2 Bewehrungen 3 3 Optische Abwehr 3 4 Akustische Abwehr 3 5 Chemische Abwehr 3 5 1 Verspritzen von Abwehrsekret 3 5 2 Freisetzung von Abwehrstoffen 3 5 3 Eingelagerte Toxine 4 Soziale Strategien 5 Zu Pflanzen siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseRauber Beute Interaktion BearbeitenDie Interaktionen beinhalten oft funf Stufen 1 Wahrnehmung und Erkennen der Beute durch den Rauber und deren Verhinderung durch primare Abwehrmechanismen durch die Beute Annaherung an die Beute Flucht der Beute und Verfolgung durch den Rauber eine sekundare Abwehr Widerstand und sekundare Abwehr der Beute Uberwaltigung und Verzehr der BeuteAktive Abwehrmechanismen eines Beutetiers bezeichnet man auch als Antipradatorverhalten 2 3 Primare Abwehrmechanismen BearbeitenVermeidungsstrategien und passive Schutzmassnahmen werden vielfaltig genutzt Sie wirken bevor ein Feind angreift 1 Tarnung Bearbeiten Hauptartikel Tarnung Biologie Viele Tiere halten sich versteckt oder passen sich der Umgebung an um nicht die Aufmerksamkeit von Pradatoren zu erregen durch Scheu hohe Fluchtdistanz Tarnung Wandelndes Blatt Stabheuschrecke Chamaleons und durch Schallabsorption mittels Behaarung Nachtfalter tragen gegen die Ultraschall Ortung der Fledermause eine Behaarung 4 Viele Tiere sind nachtaktiv sie halten sich tagsuber verborgen So sinkt Plankton bei Tageslicht ab um optisch weniger aufzufallen Baue dienen als Versteck konnen aber ebenfalls die Funktion der Aussensicherung ubernehmen insbesondere wenn sie den Zugang erschweren oder mit Notausgangen versehen sind So sind Biberbaue mit regulierter Wasserhohe uber dem Eingang von etwa 60 cm nicht zuganglich fur Pradatoren ausser Ottern Andere unterirdische Baue besitzen mehrere Fluchtwege Fuchs Erdmannchen Eine andere Form der Tarnung ist die Mimese das Nachahmen ungeniessbarer Naturobjekte unbewegliche leblose Gegenstande 1 Warnfarbe Bearbeiten Hauptartikel Aposematismus Giftige Tiere signalisieren ihre Giftigkeit oft durch Warnfarbung Entsprechend funktioniert Mimikry d h das Vortauschen einer grosseren oder giftigen Art Sekundare Abwehrmechanismen BearbeitenLokomotion Bearbeiten Sie wirken als Reaktion auf die Begegnung mit einem Fressfeind meist als aktive Abwehr 1 Auf bedrohliche Situationen reagieren Tiere wie Menschen mit Angst 5 6 Allerdings lassen sich Abwehrhandlungen nicht streng generalisieren denn sie erfolgen artspezifisch SSDR englisch species specific defense reaction s 7 6 8 Drei Verhaltensmuster sind moglich erstens eine vorsichtige Einschatzung der Lage zweitens Auseinandersetzung Flucht Ruckzug oder Verstecken und drittens Panik oft kopflose Flucht oder blinder Angriff 5 Drei aktive Strategiemoglichkeiten stellen sich wenn die Fluchtdistanz uberschritten wird fluchten bewegungslos verstecken oder Verteidigung 7 Flucht Bearbeiten Viele Tiere besitzen im Gegensatz zu Pflanzen und Pilzen die Moglichkeit zur Flucht Fluchtverhalten Meist fluchten sie nicht in gerader Linie sondern mit irregularen Richtungswechseln Haken schlagender Feldhase 9 In Gruppen auf dem Land lebende Beutetiere konnen ihre Artgenossen oft auch andere Beutetiere bei Gefahr akustisch oder optisch warnen Wasserbewohner auch durch Geruchsstoffe 10 Dadurch konnen Massenfluchtbewegungen ausgelost werden Stampede Einige verkriechen sich in Locher Mause oder in Baue Kaninchen Murmeltier auf Baume Vogel Fluginsekten Gleithornchen Gleitbeutlern entfliehen in die Luft Nachtfalter lassen sich bei Ultraschall Ortung fallen 4 Klettertiere konnen sich fallen lassen kugelige Kafer Tintenfische konnen sich hinter Pigmentwolken oder hinter Leuchtwolken in der Tiefsee verbergen Zur Unterstutzung der Flucht dient manchmal das Abstossen oder Ausstossen von Korperteilen Seegurke opferbare Korperteile die noch zucken und spater nachwachsen konnen z B Eidechsen Sollbruchstellen bei Grasern entgehen manche Organismen der Nachstellung Verstecken Bearbeiten Oft mundet ein Fluchtverhalten darin ein Versteck aufzusuchen und dort bewegungslos zu verharren Einige grabende Tiere oder Wassertiere am Grund haben Strategien entwickelt sich durch Einwuhlen in den Boden zu entziehen nbsp Mosaikdarstellung zweier Kampfszenen Archaologisches Museum Sousse Verteidigungskampf Bearbeiten Wehrhafte Tiere konnen in der direkten Konfrontation zunachst ein Drohverhalten durch Gerausche Gebarden Stampfen auf den Boden aussern und so ihre Wehrhaftigkeit demonstrieren Alternativ oder parallel konnen Stoffe die als Signale zum Fernhalten dienen abgegeben werden Allomone In der Folge konnen sie in einen Abwehrkampf eingehen Im Fall eines Angriffes Beispiel ein Muttertier verteidigt seinen Nachwuchs oder auch praventiv zum Beispiel bei Vogeln zur Verteidigung einer Brutkolonie Dazu konnen Bisse auch mit Gift Schnabelhiebe Stiche Giftstachel Stacheln Stachelschweine Schlage z B mit Hufen oder bewehrten Korperteilen Sporn des Hahnes Stachelschwanz Bildung der Faust des Menschen 11 12 Stosse mit Hornern Geweih Abwehr mit Russel Russeltiere Schwanz Pferdeschwanz gegen Fliegen Abwehr durch Korpermasse gross gegen klein Abgabe von Brennhaaren Spucken von Speichel Lama Wehrsekreten oder Gift Speikobra Verspritzen heisser giftiger Flussigkeit Bombardierkafer oder stinkender Sekrete Stinktier eingesetzt werden Bisse mit und ohne Giftzahne Stiche mit einem Giftstachel Schnabeltier oder mittels anderer Aktivmassnahmen Hirsche dienen oft sowohl der Verteidigung gegen Feinde als auch zur Uberwaltigung erbeuteter Tiere oder werden bei intraspezifischen Auseinandersetzungen eingesetzt Andere Abwehrreaktionen bestehen in Hygiene Detergentien gegen Krankheitserreger und in der Immunabwehr gegen Bakterien Parasiten und Viren anhand ihrer korperfremden Biopolymere Mechanische Abwehr Bearbeiten Aussenhulle Bearbeiten Einen passiven Schutz stellt insbesondere eine aussere Hulle dar Dies gilt fur Pflanzen wie Tiere Dazu gehoren mehr oder weniger feste Eischalen Auch Einzeller wie Foraminiferen vermogen sich fest zu umhullen Pilze bilden Sporenkapseln Feste Rinde schutzt gegen Fressfeinde und kurzfristig gegen Hitze und Feuer Nussschalen oder feste Samenkapseln sind entsprechende Schutzvorrichtungen Viele Weichtiere nutzen feste Muschelschalen oder Schneckenhauser Der Schadel der Wirbeltiere und des Menschen schutzt das zentrale Nervensystem die Einbettung in den Wirbelkanal dient ebenso dem Schutz des Ruckenmarks Der beste passive Schutz besteht in einer Ganzkorper Panzerung Ein Grossteil aller Tiere die Gliedertiere tragen ein Exoskelett aus Sklerotin mit eingelagerten Chitin Fasermolekulen Ahnlich wirken Knochenpanzer der Schildkroten Panzerungen der Stegosaurier Placodermi Schuppentiere Gurteltiere und des Panzernashorns Placoidschuppen der Knorpelfische Elasmoidschuppen der Knochenfische Hornschuppen der Schlangen und Echsen Allerdings vermindert die Panzerung die Mobilitat Manche Tiere blahen sich auch auf vergrossern ihr Korpervolumen um nicht verschlungen zu werden Kugelfisch Igelfisch andere strauben zu diesem Zweck ihr Haarkleid Bewehrungen Bearbeiten Eine andere Moglichkeit besteht in der Ausbildung bewehrter Korperteile an exponierten Stellen zum Beispiel Nadeln Stacheln oder Dornen Igel Rosen Agaven Schlehe Robinie Brombeeren viele Ranken und Graser Dornenkronenseestern Kakteengewachse Harte glatte oder behaarte Blatter und bewehrte Blattkanten schutzen gegen Schneckenfrass und andere Fressfeinde wie Larven oder kleinere Wirbeltiere Starke Behaarung und dicke Haut schutzt gegen Bisse und Stiche Zusatzlichen Schutz gewahren Mechanismen die bei Beruhrung Gifte frei setzen z B bei Brennnesseln oder Feuerquallen die speziell auf das Hervorrufen einer starken Schmerzprovokation ausgerichtet sind Eine weitere Strategie welche zwar nicht das Individuum schutzen kann sondern auf der Lernerfahrung des Pradators baut besteht darin sich als ungeniessbar zu erweisen durch eingelagerte Nadeln Sklerite der Glasschwamme Einlagerung von Lignin durch Holzpflanzen Optische Abwehr Bearbeiten Optische aktive Abwehrmechanismen konnen Schrecktracht Ablenkverhalten oder Schreckstarre beinhalten 1 Eine besondere Form der optischen Abwehr bei der Flucht besteht darin dass das angegriffene Tier den Fressfeind im Zuge seiner Flucht auf sich aufmerksam macht und ihn so vom ungeschutzten aber noch unentdeckten Gelege weg lockt Viele Tiere verfallen in die Strategie bei Bedrohung zunachst unbeweglich zu werden Maus 6 Einige behalten diese Strategie auch in grosseren Bedrohungslagen bei Zikaden Chamaleons Faultier einige konnen sich tot stellen Opossum oder starr verharren in deckungslosem Gelande Mahnenspringer Akustische Abwehr Bearbeiten Eine aktive akustische Abwehr kann in einer Stridulation bestehen 1 Chemische Abwehr Bearbeiten Verspritzen von Abwehrsekret Bearbeiten Einige Tiere konnen bei Gefahr aktiv uble Geruchsstoffe Skunks oder Toxine Harlekinschrecken 13 aus exokrinen Drusen als Wehrsekret verspritzen Freisetzung von Abwehrstoffen Bearbeiten Einige Organismen setzen Toxine oder unangenehme Geruchsstoffe bei kleinsten Verletzungen oberflachlich frei Unter den Giftpflanzen sind beispielsweise milchsafthaltige Wolfsmilchgewachse und alkaloidhaltige Pflanzen bekannt Unter den Tieren sind es besonders die Gifte sequestrierenden Baumsteigerfrosche Schmetterlingslarven und Nacktkiemer Einige Holzpflanzen besitzen Baumharze zur Abwehr bei Verletzungen Andere Pflanzen reagieren mit Freisetzung chemisch aktiver Substanzen Eingelagerte Toxine Bearbeiten Hauptartikel Sequestrierung von Toxinen Eine Strategie welche zwar nicht das Individuum schutzen kann sondern auf die Lernerfahrung des Pradators baut besteht darin sich als ungeniessbar zu erweisen durch toxische oder ubel schmeckende oder riechende Korperbestandteile Diese Strategie setzt zusatzlich auf ein optisch auffalliges Erkennungsmuster den Aposematismus Warnfarbung um einen Lernerfolg zu erzielen Soziale Strategien BearbeitenSoziale Tiergemeinschaften haben daruber hinaus weitere Strategien zur aktiven Abwehr zur Flucht oder zum Verstecken in der Masse primare Abwehr entwickelt Soziale Korperpflege gegen Parasiten Schwarmverhalten Schwarmfische Vogel kollektive Aufmerksamkeit Grillen Wasservogel gemeinsame Abwehrkampfe Meeresschildkroten und andere marine Tiere schlupfen synchronisiert sodass mehr Jungtiere uberleben Zu Pflanzen siehe auch BearbeitenPflanzliche Abwehr von Herbivoren Pflanzliche Abwehr von PathogenenLiteratur BearbeitenJessica Hullinger 7 Absolutely Insane Animal Defense Mechanisms In mental floss 6 Oktober 2013 abgerufen am 10 Juli 2015 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Konrad Dettner Gifte und Pharmaka aus Insekten ihre Herkunft Wirkung und okologische Bedeutung Memento vom 9 Juli 2015 im Internet Archive PDF In Entomologie heute Band 19 2007 S 3 28 Amphibien und Reptilienschutz aktuell NABU D P J Kuijper E Sahlen B Elmhagen et al Paws without claws Ecological effects of large carnivores in anthropogenic landscapes Abschnitt 3 b a b Auf der Jagd mit Radar Memento vom 3 April 2011 im Internet Archive Auf der Jagd mit Radar Mit den Ohren sehen Uber Abwehrmechanismen von Nachtfaltern gegen Fledermause a b Rosana Shuhama Cristina M Del Ben Sonia R Loureiro Frederico G Graeff Animal defense strategies and anxiety disorders In An Acad Bras Cienc Band 79 Nr 1 2007 doi 10 1590 S0001 37652007000100012 a b c Michael S Fanselow Neural organization of the defensive behavior system responsible for fear In Psychonomic Bulletin amp Review Band 1 Nr 4 1994 S 429 438 doi 10 3758 BF03210947 a b Robert C Bolles Species specific defense reactions and avoidance learning PDF In Psychological Review Band 77 Nr 1 1970 S 32 48 Michael S Fanselow Species specific defense reactions Retrospect and prospect In Mark E Bouton Michael S Fanselow Hrsg Learning motivation and cognition The functional behaviorism of Robert C Bolles S 321 341 Washington DC 1997 American Psychological Association Abstract D A Humphries P M Driver Protean defence by prey animals In Oecologia Band 5 S 285 302 1970 doi 10 1007 BF00815496 Douglas P Chivers R Jan F Smith Chemical alarm signalling in aquatic predator prey systems a review and prospectus In Ecoscience Band 5 Nr 3 1998 S 338 352 doi 10 1080 11956860 1998 11682471 Michael H Morgan David R Carrier Protective buttressing of the human fist and the evolution of hominin hands PDF In Journal of Experimental Biology Band 216 2013 S 236 244 DOI falsch angegeben 10 1242 jeb 075713 T Ryan Gregory Another just so story this time about fists Memento vom 15 Juli 2015 im Internet Archive In Genomicronvom 21 Dezember 2012 Ricardo Marino Perez Phylogenetic Systematics and Evolution of the Gaudy Grasshopper Family Pyrgomorphidae Insecta Orthoptera Dissertation Texas A amp M University 12 Dezember 2018 hdl 1969 1 174509 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Abwehr Biologie amp oldid 232755313