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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Mimikry Begriffsklarung aufgefuhrt Die Mimikry bezeichnet in der Biologie eine Form der Nachahmung visueller auditiver oder olfaktorischer Signale die dazu fuhrt dass dem Nachahmer und Falscher Vorteile durch die Tauschung des Signalempfangers entstehen 1 Bei der Mimikry konnen aus Sicht des Signalfalschers insbesondere zwei haufige Varianten unterschieden werden zum einen Schutzmimikry durch Imitation von Vorbildern die zum Beispiel potentielle Fressfeinde abschrecken zum anderen Lockmimikry durch Imitation von Vorbildern die zum Beispiel fur potentielle Beute oder fur Bestauber attraktiv sind Imitation einer Biene bei der HainschwebfliegeImitation einer Wespe bei Ceriana vespiformisEin bekanntes Beispiel fur Mimikry ist die Ahnlichkeit von Gestalt und Farbmuster der Blutenblatter bestimmter Orchideen der Gattung Ophrys und bestimmter Insekten die so auffallend ist dass sie namensgebend wurde Bienen Ragwurz Hummel Ragwurz Fliegen Ragwurz Die Bluten der Grossen Spinnen Ragwurz ahmen das Lock Pheromon weiblicher Sandbienen der Art Andrena nigroaenea nach fur die schwarmenden Drohnen eine unwiderstehliche Verlockung auf diesen Orchideen Bluten zu landen und sie auf der Suche nach dem Weibchen zu bestauben 2 Nachahmung einer Wespe durch eine Heuschrecke Sucre Bolivien 2014 Wie diese und weitere bis in den Bereich der Molekularbiologie hineinreichenden Varianten der Mimikry fundiert zu unterscheiden und jeweils zu benennen sind wird unter den Forschern kontrovers erortert einige Wissenschaftler schlagen vor die Bezeichnung Mimikry auf die Bates sche Mimikry zu beschranken Inhaltsverzeichnis 1 Wortherkunft 2 Prinzip Signalfalschung 2 1 Drei Faktoren 2 2 Problematik der genauen Klassifizierung 3 Bates sche Mimikry 3 1 Uberblick 3 2 Historisches 3 3 Genaueres zur Entdeckung von Bates 3 4 Europaisches Beispiel fur Bates sche Mimikry 3 5 Beispiele bei Pflanzen 4 Muller sche Mimikry 4 1 Entdeckung 4 2 Beispiele im Tierreich 4 3 Beispiele bei den Pflanzen 5 Mertens sche Mimikry 6 Peckham sche Mimikry 7 Chemische Mimikry 8 Molekulare Mimikry 9 Siehe auch 10 Literatur 11 Weblinks 12 BelegeWortherkunft BearbeitenDie Bezeichnung Mimikry ist abgeleitet von englisch mimicry Nachahmung was wiederum abgeleitet ist von to mimic nachahmen mimen Suffix ry entsprechend dt erei und entlehnt aus altgriechisch mimos mimos Nachahmer Imitator Schauspieler Prinzip Signalfalschung BearbeitenDrei Faktoren Bearbeiten Jedes Mimikry System besteht aus einem Vorbild einem Nachahmer Mimet und einem Signalempfanger der in annahernd gleicher Weise auf Vorbild und Nachahmer reagiert Ein solches Mimikry System bewirkt durch seine spezifischen Gestalten Farben oder Geruche eine Tauschung des Signalempfangers dem gleichsam ein gefalschtes Signal zukommt das der Signalempfanger entweder als Verlockung als Gefahr oder auch als fur ihn irrelevant interpretiert Diese im Verlauf der Stammesgeschichte entstandenen analogischen Muster haben im Kontext der Evolutionstheorie den biologischen Nutzen die Uberlebenschancen der Mimeten und hierdurch die Wahrscheinlichkeit der Weitergabe ihrer Gene an die nachfolgende Generation zu erhohen Wie fur die Entstehung aller Arten nahm Charles Darwin auch in Bezug auf Mimikry Systeme an dass sich die Nachahmung von Vorbildern nach und nach auf dem Wege der selektiv begunstigenden Verstarkung entsprechender Mutationen herausgebildet hat Problematik der genauen Klassifizierung Bearbeiten Nicht immer ist es moglich eine klare Abgrenzung zwischen Mimikry und Mimese zu erzielen ein Beispiel hierfur ist die afrikanische Teufelsblume Idolomantis diabolicum eine Fangschrecke deren mit blattformig gewachsenen Fangarmen ausgestatteter Vorderleib einer Blute ahnelt Wahrend viele Insektenarten diese Blute nur als fur sie vermeintlich harmlosen Ruheplatz anfliegen Mimese werden andere Arten von ihrem vermeintlichen Futterplatz angelockt Peckham sche Mimikry und gefressen Diese Unterscheidung macht deutlich dass die Art der Interpretation des Signals durch den jeweiligen Empfanger massgeblich ist ob das Signal als Mimese oder als Mimikry klassifiziert wird Auch die Abgrenzung zur Tarnung ist fliessend Bates sche Mimikry BearbeitenUberblick Bearbeiten Die Bates sche Mimikry ist die bekannteste Form der Mimikry Sie wurde 1862 von Henry Walter Bates in den Transactions der Linnean Society zu London erstmals wissenschaftlich beschrieben nachdem er zwischen 1849 und 1860 in den Urwaldern im brasilianischen Amazonasgebiet umhergestreift war und dort u a die Schmetterlingsarten erforscht hatte Bates bezeichnete die Nachahmung eines wehrhaften oder ungeniessbaren Tieres durch harmlose Tiere zur Tauschung von Feinden als Mimikry Inzwischen ist bekannt dass es sich hierbei um einen Spezialfall der Schutzmimikry handelt die den Namen des Entdeckers erhielt Bates war sich der weit reichenden evolutionsbiologischen Konsequenzen seiner Entdeckung 3 wohl bewusst denn er schrieb bereits 1862 The process by which a mimetic analogy is brought about in nature is a problem which involves that of the origin of all species and all adaptations Der Prozess durch den die mimetische Analogie in der Natur hervorgerufen wird ist ein Problem das verknupft ist mit dem Problem des Entstehens aller Arten und aller Anpassungen Henry Walter Bates 4 Historisches Bearbeiten Im Jahre 1844 erschien in England unter dem Titel Vestiges of the Natural History of Creation eine von Robert Chambers anonym verfasste Broschure 5 die jahrelang fur Aufregung sorgte denn sie enthielt eine Reihe von Theorien uber die Entstehung der Welt und der Tiere Die Broschure wurde in Deutschland unter dem Titel Naturliche Geschichte der Schopfung bekannt Der junge britische Zoologe Alfred Russel Wallace interessierte sich fur diese Broschure und er begann uber die Entstehung der Arten nachzudenken Er lernte den britischen Entomologen Henry Walter Bates kennen der ebenfalls von dieser Broschure sehr angetan war Wallace schlug Bates vor gemeinsam eine Reise nach Sudamerika zu unternehmen Beide verfolgten ein ehrgeiziges Ziel denn sie wollten in den Tropen Tatsachen uber den Ursprung der Arten sammeln Dort sind die beiden unabhangig von Darwin auf die Idee des Prinzips der naturlichen Zuchtwahl Auslese gekommen Wahrend Wallace nur drei Jahre im Amazonas Regenwald Brasiliens blieb und dann in den malaiischen Archipel weiterzog sammelte Bates elf Jahre lang dort Tiere und Pflanzen Er hatte eine sehr grosse Kollektion mit vielen ganzlich unbekannten Arten doch im Unterschied zu vielen fruheren Reisenden betatigte sich Bates bereits als echter Naturforscher der nicht nur seltenen Tieren nachspurte sondern auch die Wechselbeziehungen zwischen verschiedenen Tierarten und deren Verhaltensweisen beobachtete Er stellte beim Sortieren seiner umfangreichen Schmetterlingssammlung immer wieder fest dass sich unter den farbenprachtigen Edelfaltern einzelne Exemplare befanden die sehr selten waren und zu einer ganz anderen Familie den Weisslingen gehorten Die Ahnlichkeit dieser beiden Arten war so gross dass sie als lebende Falter praktisch nicht voreinander zu unterscheiden waren Bates erwahnte einmal Es ist mir nie gelungen die Leptalis Arten von den ihnen ahnlichen Arten zu unterscheiden Genaueres zur Entdeckung von Bates Bearbeiten nbsp Abbildung von Bates 1862 Die obere und die dritte Reihe zeigen Dismorphia Arten die zweite und die letzte Reihe zeigen Ithomiini Arten Zur Gattung Dismorphia fruher Leptalis gehoren eine ganze Reihe verschiedener Arten Diese Arten gleichen ausserordentlich verschiedenen Ithomiini Arten Dismorphia zahlt zur Familie der Weisslinge Pieridae Sehr auffallend ist es dass Dismorphia nicht nur in ihrer Farbung sondern auch in ihrer Flugelform ganz erheblich von ihren Verwandten abweicht Selbst der gute Schmetterlingskenner Bates hatte die Art beim Sortieren seiner Sammlung beinahe falsch eingeordnet Denn viele Dismorphia Arten gleichen ausserlich verschiedenen Ithomiini Arten viel mehr als der eigenen Verwandtschaft Die Ithomiini gehoren jedoch zu einer ganz anderen Familie namlich den Edelfaltern Nymphalidae Weder Verwandtschaft noch ahnliche Lebensweise kamen als Grund fur die grossartige Ubereinstimmung zwischen Dismorphia und den Ithomiini in Frage Bates suchte nach einer anderen Erklarung Das Grundproblem war warum die Schmetterlinge ausgerechnet den Edelfaltern der Tribus Ithomiini glichen Er hatte beobachtet dass die Ithomiini Arten sehr haufig vorkamen auffallend bunt waren und so langsam flogen dass sie leicht zu fangen waren Dies machte den Gelehrten stutzig Bates konnte nie beobachten dass die von Vogeln erbeuteten Ithomiini Arten von diesen wirklich gefressen werden Daraus folgerte er dass diese Schmetterlinge ungeniessbar sein mussten Ekelgeschmack Giftigkeit Vogel wurden dies schnell feststellen sich das Aussehen der ungeniessbaren Falter einpragen und sie kunftig meiden Gabe es nun im selben Gebiet einen deutlich selteneren Schmetterling der obwohl prinzipiell geniessbar die Ithomiini Arten in Aussehen und Verhalten nachahmte so wurde er die Vogel tauschen und gleichfalls nicht gefressen werden Solche selteneren Schmetterlinge waren Dismorphia Europaisches Beispiel fur Bates sche Mimikry Bearbeiten nbsp Gemeine Wespe wehrhaftes Vorbild Weibchen haben Stachel nbsp Wespenschwebfliege Nachahmer der Wespe nbsp Echter Widderbock Clytus arietis ein Kafer Nachahmer der Wespe nbsp Hornissen Glasflugler Sesia apiformis ein Schmetterling Nachahmer der WespeIn Europa sind Wespen Bienen und Hummeln weit verbreitet Sie alle jedenfalls die stachelbewehrten Weibchen werden von einigen anderen offenbar vollig wehrlosen Insekten nachgeahmt Giftige und ungeniessbare Arten haben oft eine auffallende Farbung eine so genannte Warntracht Wird diese nachgeahmt spricht man auch von Scheinwarntracht Insbesondere in der Familie der Schwebfliegen haben viele Arten eine Signalfalschung entwickelt Das Aussehen der Angehorigen zahlreicher Arten ahnelt jenem von wehrhaften Wespen und Honigbienen Zum Beispiel ahmen die Schwebfliegen der Gattung Eristalis die Europaische Honigbiene nach und werden deshalb auch als Mistbienen bezeichnet ihre Rattenschwanzlarven entwickeln sich meist in der Gulle von Misthaufen Noch auffalliger ist die Ahnlichkeit zahlreicher Schwebfliegen mit Wespen Sie besitzen das leuchtend gelb schwarze Warnsignal auf den Hinterleibern ihrer wehrhaften Vorbilder und verunsichern so haufig Menschen die Schwebfliegen und Wespen nicht unterscheiden konnen Wenn man jedoch Schwebfliegen genauer betrachtet sind sie relativ leicht als ganz normale harmlose Fliegen zu identifizieren denn ihnen fehlen einige charakteristische Merkmale der Wespen die in die Ordnung der Hautflugler gehoren wahrend Schwebfliegen in die Ordnung der Zweiflugler gehoren Wespen haben immer vier Flugel und langere gekniete Fuhler wahrend Fliegen nur zwei Hauptflugel und stummelformige Fuhler haben Zudem konnen Schwebfliegen schweben das heisst ahnlich einem Hubschrauber in der Luft am selben Ort verharren Das Warnsignal der Wespen nutzen auch andere Insektenarten Unter den Kafern kann man etwa den Wespenbock und einige andere Bockkafer auf den ersten Blick fur Wespen halten Die Nachahmung der grossen Hornissen und Wespen durch den Hornissen Glasflugler einen harmlosen Schmetterling ist so vollkommen dass er in der Grosse Farbung und Flugelhaltung der gefurchteten Hornisse fast gleicht Auch Hummeln werden von einem Schmetterling nachgeahmt vom Hummelschwarmer Die Nachahmung wehrhafter Vorbilder sollte sich nicht nur auf Korpermerkmale beschranken Weitere Ubereinstimmungen im Verhalten im Lebensraum und im Lebensrhythmus tragen dazu bei dass das Vorbild und der Nachahmer miteinander verwechselt werden Unerfahrene Rauber fressen die wehrlosen Nachahmer z B wespenahnliche Schwebfliegen sogar sehr gerne Erjagten aber Kroten und Vogel zuerst einige der wehrhaften Wespen lehnen sie anschliessend auch ahnliche Schwebfliegen fur lange Zeit ab Allerdings konnen viele Vogel und andere Rauber Farben und Muster sehr gut erkennen und genau unterscheiden Nachahmer stehen somit vor dem Problem dass sie ihren Vorbildern so weitgehend wie moglich gleichen mussen Da die Existenz ungiftiger Nachahmer den Lernerfolg bzw das Vermeidungsverhalten der Fressfeinde verringert ist es wichtig dass das zahlenmassige Verhaltnis unausgewogen ist also nicht zu viele harmlose Nachahmer entstehen Beispiele bei Pflanzen Bearbeiten Imitierte Eier auf den Laubblattern von Passionsblumen Arten als Abwehr gegen eiablagebereite Schmetterlinge der Gattung HeliconiusMuller sche Mimikry BearbeitenEntdeckung Bearbeiten Der deutsche Biologe Johann Friedrich Theodor Muller 1821 1897 fand bei seinen Beobachtungen von Schmetterlingen heraus dass gleich aussehende Tiere nicht immer derselben Gattung angehoren mussen Im Laufe der Stammesgeschichte hatten sich ungeniessbare Schmetterlinge eine gemeinsame Warntracht zugelegt so dass die Fressfeinde sie nicht mehr auseinanderhalten konnten Daher musste der Fressfeind nur bei einem Tier die schlechte Erfahrung machen und mied in Zukunft alle gleich aussehenden Tiere Hiervon profitieren beide Arten Nach Lunau liegt hier im eigentlichen Sinne keine Mimikry vor sondern Signalnormierung denn hier passen sich verschiedene Arten aus verschiedenen Gattungen aneinander an die ihre Vorzuge teilen Beispiele im Tierreich Bearbeiten die in Amerika und Ostasien vorkommenden giftigen Schmetterlinge der Unterfamilie Danainae Ameisenspinnen wie die AmeisenspringspinneBeispiele bei den Pflanzen Bearbeiten Hier betrifft es vor allem Bluten die sich sehr ahnlich sehen und alle z B Nektar anbieten viele Arten Ranunculus im alpinen Bereich Dryas octopetala und Ranunculus campestris rote Vogelblumen z B Mimulus cardinalis Penstemon campanulatus Entwicklung aus blauen Hummelblumen um Nektarkonkurrenz zu vermeidenMertens sche Mimikry BearbeitenPasst sich eine gefahrliche oder ungefahrliche Art einer massig gefahrlichen Art an so spricht man von Mertens scher Mimikry Diese Bezeichnung wurde durch den deutschen Zoologen Robert Mertens 1894 1975 begrundet Ein Beispiel fur diese Art Mimikry sind die giftigen nordamerikanischen Korallenschlangen der Gattung Micrurus und diverse Nachahmer nbsp Die giftige Texas Korallenotter Micrurus tener nbsp Die ungiftige Scharlachnatter Cemophora coccinea nbsp Die ungiftige Rote Konigsnatter Lampropeltis elapsoides nbsp Die ungiftige Dreiecksnatter Lampropeltis triangulum Auf dem amerikanischen Kontinent kommen etwa 75 aussergewohnlich farbenprachtige Korallenschlangenarten vor Ihre leuchtenden Farben Gelb und Rot dominieren neben dem Schwarz Sie konnen daher leicht verwechselt werden Diese Schlangen sind nicht naher verwandt und gehoren zu 18 verschiedenen Gattungen Es gibt eine Unterscheidung der Gefahrlichkeit der Korallenschlangen nach drei verschiedenen Gruppen die hochgiftigen Korallenottern Micrurus und Arizona Korallenottern Micruroides die nur massig giftigen Arten der Gattung Erythrolamprus die vollig harmlosen Konigsnattern Lampropeltis wie etwa die Dreiecksnatter Lampropeltis triangulum Die echten Korallenschlangen haben einen sehr effektiven Giftapparat und das Gift ist ein todliches Nervengift Sie sind aber so klein und ihre Kiefer sind so schwach dass ihr Biss fur den Menschen zwar sehr schmerzhaft aber nicht sehr gefahrlich ist Die nur massig giftigen Korallennattern zahlen zu den Trugnattern Bei ihnen sind im Unterschied zu den Giftnattern nur die hinteren Zahne als Giftzahne ausgebildet Sie haben ein verhaltnismassig schwaches Gift das fur den Menschen nicht todlich ist Die Korallennattern gehoren wie die vollig harmlose Milchschlange zu den ungiftigen Nattern Nach Einschatzung einiger Forscher haben sich in diesem Fall die hochgiftigen und die ungiftigen Schlangen den massig giftigen im Aussehen angepasst Die hochgiftigen Schlangen konnen sich auf Grund ihrer Giftigkeit aber geringeren Starke zwar gut gegen kleinere Feinde mit nicht zu dicker Haut zur Wehr setzen Da diese aber falls sie gebissen worden sind mit grosser Wahrscheinlichkeit am Gift sterben und deswegen nicht aus ihrem Verhalten lernen konnen profitieren die hochgiftigen Korallenschlangen davon der weniger giftigen Gattung zu ahneln Ein potentieller Angreifer konnte eine Begegnung mit Exemplaren der letzteren Gattung durchaus uberlebt haben aber aufgrund dieser unangenehmen Erfahrung Schlangen dieses Aussehens meiden Auch die ungiftigen Korallenschlangen geniessen Schutz durch ihre Ahnlichkeit zur massig giftigen Gattung Peckham sche Mimikry Bearbeiten nbsp Kopf des Seeteufels mit deutlich erkennbarer Angel nbsp Gorteria diffusaAnders als die oben genannten Mimikry Formen hat die Peckham sche Mimikry nach George Peckham und Elizabeth Peckham 1889 auch aggressive Mimikry genannt nicht zur Folge dass Angreifer abgewendet werden im Gegenteil sie bewirkt dass andere Arten angelockt werden Ein Beispiel ist der Seeteufel Lophius spec eine Meeresfischart Er hat am isoliert stehenden vordersten Strahl seiner Ruckenflosse ein Hautanhangsel das er wie einen Wurm bewegen kann mit der Folge dass andere Fische angelockt und so zu einer leichten Beute werden Ein anderes Beispiel sind Orchideen der Gattung Ophrys Sie ahmen mit ihren Blutenblattern nicht nur das Aussehen und das Anfuhlen weiblicher Solitar Bienen nach und locken so paarungsbereite Mannchen an sondern sie sezernieren sogar noch wirkungsvollere Sexuallockstoffe Insektenpheromone als die echten Weibchen Die Mannchen bestauben so beim Begattungsakt genannt Pseudokopulation die Bluten 6 Auch die Kronblatter der Bluten des sudafrikanischen Korbblutlers Gorteria diffusa ahmen weibliche Insekten nach die insbesondere Mannchen aus der Gruppe der Wollschweber bombyliid flies anlocken 7 Die getauschten Individuen einer Art Signalempfanger erleiden statistisch gesehen einen Fortpflanzungsnachteil Es pflanzen sich mehr jener Individuen fort die sich nicht tauschen liessen Auch der erfolgreiche Tauscher Signalfalscher geniesst hohere Fortpflanzungschancen Dadurch kommt es zum evolutionaren Wettlauf galoppierende Koevolution bei dem die Tauschungsqualitat der Signalfalscher und das Unterscheidungsvermogen der Signalempfanger ein hohes Niveau erreichen konnen So tauschen Pflanzen der Gattung Rafflesia mit ihren Bluten mittels Farbe Grosse Geruch und Oberflachenstruktur einen Kadaver vor Viele Fliegen die diese Blute passieren fallen auf den Trick trotz der Kombination an Tauschreizen nicht herein Um das Erkennen zu erschweren ist die Variation der Tauschungsreize innerhalb einer Art intraspezifisch oft sehr hoch kein Ophrys Blutenblatt gleicht dem anderen Mimikry nicht nur die aggressive muss sich auch nicht auf das Aussehen beziehen Weibchen der Leuchtkafer Gattung Photuris ahmen die charakteristischen Leuchtsignale von Weibchen anderer Leuchtkaferarten aus der Gattung Photinus nach locken deren Mannchen an und verzehren sie Die Mannchen ihrerseits landen haufig erst in der naheren Umgebung um sich ein Bild vom Weibchen zu machen Spinnenfresser zupfen mit den Beinen an den Netzen anderer Spinnen imitieren auf diese Weise im Netz gefangene Beute und fressen die herbeieilende Netzbesitzerin Chemische Mimikry Bearbeiten Hauptartikel Chemische Mimikry Das Phanomen Mimikry wurde im 19 Jahrhundert anhand von auffalligen visuellen Merkmalen beschrieben die dem Beobachter und seiner wissenschaftlichen Analyse zumeist leicht zuganglich waren Die Tauschung von Signalempfangern mit Hilfe anderer nicht visueller Signale blieb hingegen lange Zeit unbeachtet obwohl bekannt war dass zahlreiche Tierarten zum Beispiel uber eine ausgepragte empfindliche olfaktorische Wahrnehmung verfugen Erst aus jungerer Zeit wurden Studien uber Mimikry durch Ausnutzung gefalschter chemischer Signale publiziert 8 Die nur auf der sudchinesischen Insel Hainan vorkommende Orchideenart Dendrobium sinense lockt ihre Bestauber Hornissen der Art Vespa bicolor an indem sie unter anderem die chemische Verbindung Z 11 Eicosen 1 ol produziert Diese Substanz wurde erstmals 2009 bei einer Pflanze nachgewiesen Sie ist aber seit langem bekannt dafur dass sie im Alarmpheromon von Honigbienen vorkommt die von Hornissen haufig als Beute gejagt werden In Verhaltensexperimenten wurde gezeigt dass Hornissen vom Duft dieser Verbindung angelockt werden Weitere Beobachtungen ergaben dass Hornissen nicht auf den Bluten landen sondern nur kurz und heftig mit dem Kopf gegen das rote Zentrum einer Blute stossen als ob sie einen Beutezugriff durchfuhren wurden und dadurch zur Bestaubung der Blute beitragen 9 Der Kurzflugler Trichopsenius frosti lebt als Untermieter in den Termitenhugeln der Termiten Art Reticulitermes flavipes Das von ihm selbst synthetisierte Kohlenwasserstoff Profil seiner Cuticula wurde als qualitativ gleichwertig mit dem seiner Gastgeber beschrieben 10 11 Die Germerblattrige Stendelwurz Epipactis veratrifolia lockt Schwebfliegen durch pheromone mimicry dt Pheromon Mimikry als Bestauber an Die Pflanze produziert die Substanzen a und b Pinen b Myrcen sowie b Phellandren die auch die chemischen Alarmsubstanzen von Blattlausen sind Wahrnehmung dieser Substanzen lost bei Schwebfliegen Eiablage neben den vermeintlichen Blattlausen aus da schlupfende Schwebfliegenlarven die Lause als Nahrung nutzen 12 Molekulare Mimikry Bearbeiten Hauptartikel Molekulare Mimikry Als molekulare Mimikry wird der Umstand bezeichnet dass Molekule auf der Oberflache von Krankheitserregern korpereigenen Molekulen ahneln oder mit ihnen identisch sind Dies stellt fur den Erreger eine Tarnung gegenuber immunkompetenten Zellen dar denen das Erkennen der Keime als Fremdstruktur somit erschwert wird Werden diese Molekule trotzdem vom Immunsystem als Antigen erkannt kann sich die darauf folgende Immunreaktion nicht nur gegen den Erreger sondern auch gegen korpereigenes Gewebe richten Dieser Vorgang wird auch Kreuzreaktion genannt und gilt als eine mogliche Ursache fur die Entstehung von Autoimmunerkrankungen Molekulare Mimikry wird als Ursache fur Krankheiten wie Multiple Sklerose 13 rheumatoide Arthritis und das Magengeschwur diskutiert Siehe auch BearbeitenAnpassungsfahigkeit Kommunikation Biologie SplittertarnLiteratur BearbeitenKlaus Lunau Warnen Tarnen Tauschen Mimikry und andere Uberlebensstrategien in der Natur Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2002 ISBN 3 534 14633 6 Georges Pasteur A classificatory review of mimicry systems In Annual Review of Ecology and Systematics Band 13 1982 S 169 199 doi 10 1146 annurev es 13 110182 001125 Graeme D Ruxton Thomas N Sherratt Michael P Speed Avoiding Attack The Evolutionary Ecology of Crypsis Warning Signals and Mimicry Oxford University Press Oxford 2004 ISBN 0 19 852859 0 Richard Irwin Vane Wright A unified classification of mimetic resemblances In Biological Journal of the Linnean Society Band 8 Nr 1 1976 S 25 56 doi 10 1111 j 1095 8312 1976 tb00240 x Wolfgang Wickler Mimikry Nachahmung und Tauschung in der Natur Kindler Munchen 1971 ISBN 3 463 00469 0 mit einem Vorwort von Konrad Lorenz Delbert Wiens Mimicry in Plants Kapitel 6 in Max K Hecht William C Steere und Bruce Wallace Hrsg Evolutionary Biology Band 11 Springer Science Business Media New York 1978 S 365 403 ISBN 978 1 4615 6958 9 Helge Zabka Tarnung und Tauschung bei Pflanzen und Tieren Urania Leipzig 1989 ISBN 3 332 00274 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mimicry Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Mimikry Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wilhelm Bolsche Mimikry in der Tierwelt Bilder und kurze Texte zur Mimikry in der Illustrierten Halbwochenbeilage Der Welt Spiegel Berliner Tageblatt 14 September 1905 Belege Bearbeiten Diese Definition folgt Klaus Lunau Warnen Tarnen Tauschen S 7 F P Schiestl et al Sex pheromone mimicry in the early spider orchid Ophrys sphegodes patterns of hydrocarbons as the key mechanism for pollination by sexual deception In Journal of Comparative Physiology A Band 186 Nr 6 2000 S 567 574 doi 10 1007 s003590000112 Tauschende Schonheiten Max Planck Institut fur chemische Okologie Forschungsbericht 2010 auf mpg de H W Bates Contributions to an insect fauna of the Amazon Valley Lepidoptera Heliconidae In Transactions of the Linnean Society London Band 23 Nr 3 1862 S 495 ff Wolfgang Wickler Mimikry Nachahmung und Tauschung in der Natur Kindler Munchen 1971 ISBN 3 463 00469 0 S 243 Text von Vestiges of the Natural History of Creation bei Internet Archive Dies kann sogar zur Auftrennung benachbarter Arten fuhren siehe dazu Philipp M Schluter u a Stearoyl acyl carrier protein desaturases are associated with floral isolation in sexually deceptive orchids In PNAS Band 108 Nr 14 2011 S 5696 5701 doi 10 1073 pnas 1013313108 Allan G Ellis Steven D Johnson Floral Mimicry Enhances Pollen Export The Evolution of Pollination by Sexual Deceit Outside of the Orchidaceae In The American Naturalist Band 176 2010 S E143 E151 doi 10 1086 656487 Konrad Dettner und Caroline Liepert Chemical Mimicry and Camouflage In Annual Review of Entomology Band 39 1994 S 129 154 doi 10 1146 annurev en 39 010194 001021 Jennifer Brodmann u a Orchid Mimics Honey Bee Alarm Pheromone in Order to Attract Hornets for Pollination In Current Biology 19 Nr 16 2009 S 1368 1372 doi 10 1016 j cub 2009 06 067 Ralph W Howard C A McDaniel und Gary J Blomquist Chemical Mimicry as an Integrating Mechanism Cuticular Hydrocarbons of a Termitophile and Its Host In Science Band 210 Nr 4468 1980 S 431 433 doi 10 1126 science 210 4468 431 Ralph W Howard C A McDaniel und Gary J Blomquist Chemical Mimicry as an Integrating Mechanism for Three Termitophiles Associated With Reticulitermes Virginicus Banks In Psyche Band 89 Nr 1 2 1982 S 157 167 doi 10 1155 1982 91358 Orchidee trickst Schwebfliegen aus Germerblattrige Stendelwurz verkleidet sich chemisch als Blattlaus und lockt so Bestauber an Auf mpg de vom 14 Oktober 2010 Johannes Stokl u a Smells like aphids orchid flowers mimic aphid alarm pheromones to attract hoverflies for pollination In Proceedings of the Royal Society B Band 278 Nr 1709 2010 S 1216 1222 doi 10 1098 rspb 2010 1770 J L Olson u a A virus induced molecular mimicry model of multiple sclerosis In Current Topics in Microbiology and Immunology 296 2005 S 39 53 PMID 16323419 Normdaten Sachbegriff GND 4169992 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mimikry amp oldid 238243673