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Sklerite altgriechisch sklhros skleros deutsch hart sind Hartteile von Wirbellosen insbesondere der Gliederfusser in deren Aussenskelett Schwammen und Octocorallia in deren Weichteilen 1 Die Bezeichnung bezieht sich nicht auf knocherne Skelettteile oder Zahne der Wirbeltiere oder Schalen von Weichtieren Schwammnadel Spiculum der Grosse eines MillimetersFur die Gesamtheit der Sklerite eines Organs z B Radula 2 oder Skelettsystems eines Nichtwirbeltieres z B alle Skelettnadeln eines Glasschwamms pragte Stefan Bengtson 1985 zusammenfassend den Begriff Skleritom 3 Diese Bezeichnung ist wenig gebrauchlich wird aber verwendet 4 lateraler Teil des Pterothorax mit erkennbaren Skleriten des Exoskeletts Erzwespe a Scutellum b Scutum c Pronotum d Vorderflugel e Hilfs Sklerite f Tegula g Prepectum h Mesepisternum i 3 Coxa j 2 Coxa k 1 CoxaInhaltsverzeichnis 1 Exoskelett 1 1 Gliederfusser 2 Gewebenadeln 2 1 Korallen 2 2 Schwamme 2 3 Weichtiere 2 4 Manteltiere 2 5 Stachelhauter 3 Hilfsmittel zur taxonomischen Zuordnung 4 EinzelnachweiseExoskelett BearbeitenGliederfusser Bearbeiten Sklerite bei Gliederfussern sind die durch Sklerotisierung bei Krebstieren zusatzlich oft durch Kalzifizierung verharteten Einzelplatten des Exoskeletts Sklerite konnen isoliert in weichere Cuticula eingelagert sein Oft bedecken sie das gesamte Integument und sind durch membranose Nahte gelenkig miteinander verbunden sie konnen auch teilweise unbeweglich verbundene verstarkte Hullen bilden z B Kopfkapseln bei Insekten Unterschieden werden Tergite dorsal Sternite ventral und Pleurite lateral 1 Sklerite bilden Ansatzstellen fur die Muskulatur an das Exoskelett die als Apodeme bezeichnet werden Gewebenadeln BearbeitenAls Skelettnadeln lateinisch Spiculum Stachel Plural Spicula konnen Sklerite der Stabilitat und als Frassschutz von Blumentieren Schwammen Stachelhautern Weichtieren und Manteltieren dienen Wahrend viele Sklerite mikroskopische Feinstrukturen darstellen messen die grossten bis zu drei Meter Spicula sind Kalk aus Calcit CaCO3 oder Kieselnadeln aus Kieselsaure SiO2 im Korper vieler mariner Nichtweichtiergruppen zur Stabilisierung ihrer Korperform die Nadelform ist zur Abschreckung grosserer Fressfeinde geeignet 5 Neben dem mineralischen Hauptanteil enthalten sie komplexe organische Substanzen Korallen Bearbeiten Nach dem Absterben der Oktokorallen bleibt nicht wie bei den Steinkorallen ein massives Skelett zuruck an Hartteilen bleiben nur die Sklerite Bei der Lederkoralle Sinularia leptoclados sind die Sklerite in der Koloniebasis jedoch so dicht gepackt dass aus den Ruckstanden bis zu sechs Meter hohe Riffstrukturen entstehen konnen Sie ist die einzige riffbildende Weichkoralle nbsp Nadeln eines Schwamms aus der Familie der PachastrellidaeSchwamme Bearbeiten Die Skelettnadeln der Schwamme Schwammnadeln 6 sind entweder Kalknadeln Kalkschwamme 7 oder Kieselnadeln Kieselschwamme Glasschwamme 8 Skelettreste der Kieselschwamme konnen nach dem Absterben der Tiere als sogenannte Klappersteine erhalten bleiben bei einigen Schwammgruppen verschmelzen die Einzelsklerite zu einem rigiden Skelett nbsp Hakenformiger Sklerit des fleischfressenden Hornkieselschwamms Chondrocladia turbiformisBei den Hornkieselschwammen ersetzen kollagenahnliche Sponginfasern weitgehend die Skelettnadeln Manche Glasschwamme bilden ein besonders grosses Spiculum das der Verankerung im Untergrund dient Selbst im Englischen wird diese manchmal als Pfahlnadel bezeichnet 9 Eine Anpassung an spezielle Funktionen erfullen die hakenformigen Sklerite des fleischfressenden Hornkieselschwamms Chondrocladia turbiformis Der Glasschwamm Monorhaphis chuni bildet nur ein einziges verankerndes Spiculum allerdings das grosste Sklerit mit bis zu drei Meter Lange Mittels Bestimmung der Sauerstoffisotope und des Verteilungsverhaltnisses von Kalzium zu Magnesium kann das Jahreswachstum bestimmt werden Wahrend ihre Dicke der Jahresringe Aussagen uber die damalige Meerwassertemperatur erlaubt gibt deren Abfolge ein Klimaarchiv und ihre Abzahlung das erreichte Lebensalter Bei einem Fund im Ostchinesischen Meer wurde so ein Alter von 11 000 3 000 Jahren ermittelt 10 Weichtiere Bearbeiten Manche Weichtiere besonders Nacktkiemer tragen vielfach im Gewebe eingelagerte Kalkspicula zu ihrem Schutz vor Fressfeinden 11 Auch die Hartstrukturen von Zahnchen in der Radula von Weichtieren werden als Sklerite bezeichnet Manteltiere Bearbeiten Manteltiere besonders Seescheiden zeigen hohe Variabilitat ihrer Mikrospicula 12 Bei Herdmania momus liegen zwei kalzifizierte Spiculatypen vor 1 5 2 5 mm lange spindelformige mit jeweils 100 oder mehr Reihen uberlappender Mikrospitzen sowie kleineren Spicula mit jeweils 20 40 Reihen nichtuberlappender Mikrospitzen die mittels einer spinnenformigen Struktur im Fuss des Tieres verankert sind 13 Stachelhauter Bearbeiten nbsp Sklerite einer GorgonieFur die Stachelhauter typisch sind oft verbundene Skelettplatten die als Ossikel bezeichnet werden Kleine und isolierte in weiches Gewebe eingelagerte Ossikel die zur Gewebeverstarkung dienen werden auch Sklerite genannt 14 Hilfsmittel zur taxonomischen Zuordnung BearbeitenSklerite haben oft eine fur eine Art charakteristische Form und Grosse und sind deshalb ein wichtiges Hilfsmittel fur eine taxonomische Zuordnung Bestimmung von Arten Der Form der Sklerite wird auch forensische Bedeutung zugemessen bei der Artenbestimmung beispielsweise von Schmeissfliegen Larven in Leichenteilen 15 Beim Zerfall mariner Wirbelloser werden oft ihre Einzelsklerite freigesetzt sie werden dann Bestandteil des ozeanischen Detritus und Teil des Korallensandes oder die Einzelpartikel verfullen Lucken im Substrat Die Bestimmung fossiler Sklerite erlaubt taxonomische Zuordnungen und damit oft den Schluss auf Meerestiefe und Temperatur vergleichende Analysen konnen auch Ruckschlusse auf marinen Artenwechsel Meeresspiegelschwankungen und Klimawandel geben und damit eine Klimachronologie gestatten Einzelnachweise Bearbeiten a b Herder Lexikon der Biologie Siebenter Band praealpin bis Spindelstrauch Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg Berlin Oxford 1994 ISBN 3 86025 156 2 S 440 N J Butterfield An early Cambrian radula In Journal of Paleontology Band 82 Nr 3 2008 543 554 doi 10 1666 07 066 1 S Bengtson Taxonomy of disarticulated fossils In Journal of Paleontology Band 59 Nr 6 1985 S 1350 1358 Simon Conway Morris Die Burgess Shale Fauna und die fruhe Evolution der Tiere In Biologie in unserer Zeit Band 22 Nr 5 1992 S 256 263 doi 10 1002 biuz 19920220510 J B McClintock Investigation of the relationship between invertebrate predation and biochemical composition energy content spicule armament and toxicity of benthic sponges at McMurdo Sound Antarctica In Marine Biology Band 94 Nr 3 1987 S 479 487 http geology gsapubs org content 25 4 303 short W C Jones The composition development form and orientation of calcareous sponge spicules In Symp Zool Soc London Band 25 1970 Heidi Zanker Chemische und okologische Studien an Nordseeschwammen PDF 6 9 MB Diss Universitat Frankfurt Main 2005 Xiaohong Wang Heinz C Schroder Werner EG Muller Giant siliceous spicules from the deep sea glass sponge Monorhaphis chuni In International Review of Cell and Molecular Biology Band 273 2009 S 69 115 doi 10 1016 S1937 6448 08 01803 0 Klaus Peter Jochum et al Siliceous deep sea sponge Monorhaphis chuni A potential paleoclimate archive in ancient animals In Chemical Geology Band 300 2012 S 143 151 doi 10 1016 j chemgeo 2012 01 009 Riccardo Cattaneo Vietti et al Mineral composition of nudibranch spicules In Journal of Molluscan Studies Band 61 Nr 3 1995 S 331 337 Magdalena Lukowiak First record of late eocene Ascidians Ascidiacea Tunicata from Southeastern Australia In Journal of Paleontology Band 86 Nr 3 2012 S 521 526 doi 10 1666 11 112 1 G Lambert C C Lambert Spicule formation in the solitary ascidian herdmania momus In J Morphol Band 192 Nr 2 1987 S 145 159 doi 10 1002 jmor 1051920206 Amelia Ocana Martin J Manuel Tierno de Figueroa Rogelio J Palomino Morales 2006 Sclerites in Different Tissues of Mediterranean Echinodermata Zoological Science Vol 23 Issue 6 557 564 doi 10 2108 zsj 23 557 C Reiter G Wollenek Zur Artbestimmung der Maden forensisch bedeutsamer Schmeissfliegen In Zeitschrift fur Rechtsmedizin Band 90 Nr 4 1983 S 309 316 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sklerit amp oldid 236080189