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Als Speikobras bezeichnet man eine Reihe von Giftnattern Elapidae die ihr Gift auf potenzielle Feinde verspritzen konnen Durch eine Muskelkontraktion wird Gift von der Giftdruse in speziell angepasste Giftzahne gepumpt aus denen es dann als Strahl austritt Dabei zielen die Schlangen auf das Gesicht des Angreifers und konnen so je nach Art Distanzen von mehreren Metern uberbrucken Auf der Haut zeigt das Gift keine Wirkung gelangt es jedoch in die Augen verursacht es starke Schmerzen und eine Beeintrachtigung der Sehfahigkeit Bleiben die betroffenen Augen unbehandelt sind langerfristige Schaden bis hin zur Blindheit moglich Ringhalskobra Hemachatus haemachatus Zu den Speikobras zahlen etwa ein Viertel der Echten Kobras Naja sowie die Ringhalskobra die allerdings der eigenstandigen Gattung Hemachatus angehort und deren einzige Art ist Die Speikobras sind somit keine zusammengehorige taxonomische Verwandtschaftsgruppe Bei der Fahigkeit Gift zu verspritzen handelt es sich um eine in der Evolution mehrfach unabhangig voneinander erworbene Anpassung Konvergenz 1 Die Vorkommen von Speikobras liegen in Afrika und im sudlichen Asien Inhaltsverzeichnis 1 Gift speien als Feindabwehr 2 Bau der Giftzahne 3 Speiverhalten 3 1 Ablauf des Speiakts 3 2 Mechanismus der Giftabsonderung 4 Systematik und Evolution 4 1 Taxonomie 4 2 Evolution der Speifahigkeit 5 Toxikologie 5 1 Symptomatik 5 2 Zusammensetzung und Wirkweise des Gifts 5 3 Epidemiologie 5 4 Behandlung 6 Forschungsgeschichte und Kultur 7 Weblinks 8 Quellen 8 1 Literatur 8 2 Belege Gift speien als Feindabwehr BearbeitenBei allen Speikobras ist das Speien ihres Giftes ein wichtiger Bestandteil der Feindabwehr Falls das Gift in die Augen eines potentiellen Aggressors gelangt sind die Schmerzen und Beeintrachtigung der Sehfahigkeit meist ausreichend um ihn zu vertreiben Es stellt eine vorteilhafte Defensivstrategie mit geringem Risiko dar denn es erlaubt der Speikobra eine Verteidigung aus sicherer Distanz Sich mit einem Giftbiss zu verteidigen erfordert physischen Kontakt mit dem Aggressor was fur eine Schlange ein deutlich hoheres Risiko darstellt Dies zeigt sich auch darin dass Speikobras mogliche Feinde tendenziell haufiger konfrontieren als nicht speiende Kobras letztere weisen eine hohere Neigung zur Flucht auf 2 Ausserdem wird beim Speien nur ein Bruchteil des fur einen Abwehrbiss benotigten Gifts verbraucht 3 Beim Verspritzen von Gift handelt sich um ein angeborenes Verhalten das selbst bei noch teilweise im Ei befindlichen Schlupflingen beobachtet werden kann 4 Um Beute zu toten bedienen sich Speikobras dennoch des Giftbisses weil unter normalen Umstanden der Tod eines Beutetieres nicht allein durch Gift in den Augen herbeigefuhrt werden kann 5 Ebenso dient das Speien nicht dem innerartlichen Kampf da die Augen von Speikobras wie bei allen Schlangen durch die durchsichtige sogenannte Ocularschuppe geschutzt sind 6 Bau der Giftzahne Bearbeiten nbsp Schematischer Vergleich der Giftzahne von Speikobras rechts und anderen Kobras Der Zahn ist grau der Giftkanal in grun dargestellt Erste Zeile Querschnitt zweite Zeile horizontaler Schnitt auf Hohe der Austrittsoffnung dritte Zeile Frontalansicht der Austrittsoffnung Allen Speikobras gemeinsam ist ein spezieller Aufbau ihrer Giftzahne der ihnen das gezielte Verspritzen von Gift ermoglicht Die Giftzahne von Kobras besitzen einen geschlossenen Giftkanal der mit der Giftdruse verbunden ist und der Absonderung des Gifts dient Durch eine oben am Zahn gelegene Offnung des Giftkanals gelangt das Gift aus der Giftdruse in den Zahn wahrend es durch eine unten gelegene Offnung den Zahn verlasst Beide Offnungen liegen auf der Vorderseite des Zahns Die Anpassungen an die spezielle Verteidigungsweise der Speikobras finden sich vorwiegend im Verlauf des Giftkanals und in der Form des Austrittslochs fur das Gift Im Gegensatz zu anderen Kobras verlauft der Giftkanal bei Speikobras nicht durchgehend senkrecht im Zahn sondern ist kurz vor seinem Ende stark abgeknickt so dass er in etwa waagerecht zur Austrittsoffnung des Gifts fuhrt Dies bewirkt dass das Gift den Zahn in einem horizontalen nach vorne gerichteten Strahl und nicht nach unten verlasst 7 Dazu tragt auch das bei Speikobras modifizierte Austrittsloch bei welches relativ klein und rundlich bis tranenformig ist und damit als eine Art Duse fungieren kann Es zeigt bei Speikobras nach vorne und liegt mittig wahrend es bei nicht speienden Kobras eher nach unten zeigt und leicht zur Seite verschoben ist Bei nicht speienden Kobras ist diese Offnung ausserdem deutlich grosser und eher schlitzformig und zusatzlich verlauft vom Austrittsloch zur Spitze des Giftzahns eine Rinne die ebenso einen Austritt des Gifts nach unten begunstigt 8 Eine weitere Anpassung des Giftkanals stellen nur bei Speikobras vorhandene typischerweise paarig angelegte Leisten auf der Innenoberflache des Giftkanals dar Diese beginnen meist im unteren Drittel des Giftkanals und enden kurz vor der Austrittsoffnung Sie beeinflussen das Stromungsverhalten des Gifts dergestalt dass fur den Giftstrom im Zahn vor der Austrittsoffnung ein hoherer Druck erzielt wird und die Kobra somit ihr Gift weiter speien kann 9 Speiverhalten BearbeitenAblauf des Speiakts Bearbeiten Wenn Speikobras Gift speien befinden sie sich meistens bereits in der kobratypischen Drohhaltung mit aufgerichtetem Oberkorper und gespreiztem Nackenschild Das Maul wird leicht geoffnet dann verlasst die Zahne ein Giftstrahl der zunachst nach unten zeigt dann jedoch innerhalb von etwa 10 Millisekunden in seine typische horizontale Flugbahn aufsteigt Zum Ende des Speivorgangs biegt sich der Strom von Gift wieder nach unten 10 Der gesamte Speivorgang dauert im Schnitt etwa 50 Millisekunden 11 Das Gift kann dabei je nach Art entweder in Form von zwei definierten Strahlen bei afrikanischen Speikobras oder als nebelartige Spruhwolke bei asiatischen Speikobras und der Ringhalskobra verspritzt werden 12 Bei afrikanischen Speikobras sind Speidistanzen von bis zu 3 Metern moglich bei asiatischen Arten und Hemachatus bis zu 1 5 Metern 13 Die abgegebene Menge von Gift beim Speien variiert stark fur die Rote Speikobra Naja pallida werden zum Beispiel 3 2 Milligramm Trockengewicht angegeben 14 Weil das verspritzte Gift nur spezifisch in den Augen wirkt mussen Speikobras sehr zielgenau sein Dabei stellen sich den Tieren jedoch eine Reihe von Herausforderungen das Zielareal ist vergleichsweise klein das als Feind wahrgenommene Tier ist in Bewegung und die Flugbahn des Gifts kann nachtraglich nicht geandert werden All diese Faktoren mussen von den Schlangen in der kurzen Zeitspanne des Speivorgangs berucksichtigt werden 11 Zunachst zielen Speikobras nicht spezifisch auf die Augen sondern mittig auf das Gesicht des Angreifers Das Gesicht erkennen die Kobras durch seine Form seine geringe Entfernung da es meist der Kobra zugewandt ist und durch seine Bewegungen Es handelt sich hierbei um ein vorteilhaftes Verhalten denn nicht immer konnen die Augen des Angreifers genau erkannt werden Dies kann der Fall sein wenn die Sicht der Schlange etwa in der Nacht oder kurz vor der Hautung durch ihre getrubte Augenschuppe eingeschrankt ist Um trotzdem einen Treffer im Auge sicherzustellen fuhren Speikobras wahrend des Austritts des Gifts schnelle Bewegungen ihres Kopfs durch wodurch das Gift auf eine grossere Flache verteilt wird 15 Wie weit sie mit diesen kreisformigen Bewegungen ausschlagen passen Speikobras der wahrgenommenen Grosse des Ziels an bei weiter entfernten Zielen die auf der Netzhaut kleiner erscheinen wird zum Beispiel der Winkel der Giftverteilung verkleinert und somit akkurater 16 Ausserdem sind Speikobras in der Lage in schneller Sukzession Gift zu verspritzen experimentell sind zum Beispiel 45 aufeinanderfolgende Speiakte bei der Roten Speikobra Naja pallida und 57 bei der Afrikanischen Speikobra Naja nigricollis nachgewiesen 17 Selbst wenn der erste Versuch fehlschlagt so trifft eine Speikobra im Laufe einer Feindbegegnung sehr wahrscheinlich mindestens ein Auge des Aggressors 15 Ausserdem verfolgen Speikobras die Bewegungen ihres Ziels und erhohen so ihre Zielgenauigkeit In Experimenten von Guido Westhoff und Kollegen 2010 fuhrte eine mit einer Maske geschutzte Versuchsperson abgehackte Bewegungen mit ihrem Kopf durch um die Schlangen zu einem Angriff mit verspritztem Gift zu provozieren Die Kobras verfolgten die Bewegungen ihres Ziels und richteten ihren Kopf danach aus wenn das Ziel einen Richtungswechsel einschlug wurde im Schnitt 200 Millisekunden spater Gift verspritzt Diese 200 Millisekunden sind die Reaktionszeit die von der visuellen Wahrnehmung des Auslosers dem Richtungswechsel bis zur Aktivierung des Giftapparats vergeht Durch diese Reaktionszeit von optischem Reiz zu einer Muskelaktivierung bedingt konnen die Kobras die Bewegungen des Ziels auch nicht perfekt spiegeln sondern hinken sozusagen 200 Millisekunden hinterher Wenn der Ausloser wahrgenommen wird beschleunigen die Kobras ihren Kopf uberproportional stark in die Richtung welche das Ziel direkt nach dem Richtungswechsel einschlagt Damit eilen sie gewissermassen dem Ziel voraus und kompensieren so ihre eigene Reaktionszeit Ansonsten wurden die Kobras ihr Gift dorthin verspritzen wo das Ziel sich 200 Millisekunden fruher befand Die Wahl des Zeitpunkts direkt nach einem Richtungswechsel ist insofern sinnvoll da kurz nach einem Richtungswechsel ein unmittelbarer weiterer Richtungswechsel unwahrscheinlich ist Zu diesen Verfolgungsbewegungen kommen noch die Drehbewegungen zur Verstreuung des Gifts dazu dadurch werden komplexe motorische Fahigkeiten und eine neuronale Verarbeitung von Sinneseindrucken notwendig die unter Schlangen ungewohnlich sind 18 Individuelle Speikobras weisen oft stark verschiedene Neigungen dazu auf ihr Gift zu verspritzen Bei Experimenten in Gefangenschaft reicht die Palette von sehr nervosen und aggressiven Exemplaren bis hin zu Schlangen die kaum zum Speien zu bewegen sind 19 Mechanismus der Giftabsonderung Bearbeiten Beim Speien von Gift ahnelt die Funktionsweise des Giftapparats zunachst den Ablaufen bei einem normalen Biss Am Anfang steht die Kontraktion des sogenannten Musculus adductor mandibulae externus superficialis 20 dabei handelt es sich um einen zweigeteilten Muskel des Kobraschadels bei dem die obere Halfte am Scheitelbein Os parietale und Hinteraugenknochen Postorbitale und die untere Halfte am nicht zahnetragenden Knochen des Unterkiefers engl compound bone ansetzt Beide Teilmuskeln sind mit der in der Schlafenregion gelegenen Giftdruse verbunden und uben durch ihre Kontraktion Druck auf sie aus 21 Dadurch wird das Gift durch den Giftkanal und den Giftzahn gepresst Um eine unnotige Absonderung von Gift bei Bewegungen des Unterkiefers zu verhindern sind die Giftzahne bei Giftschlangen zusatzlich von der bindegewebigen muskelfreien Zahnscheide eingehullt welche eine physische Barriere fur den Giftfluss darstellt Bei einem Biss in Beute oder einen Feind wird sie von der Korperoberflache des Opfers zuruckgedruckt und damit der Weg fur den Giftfluss freigemacht Speikobras sondern ihr Gift anders als die meisten Giftschlangen jedoch auch ohne physischen Kontakt mit einem anderen Tier ab daher benotigen sie einen speziellen Mechanismus um ihre Zahnscheide zu verschieben Dazu dient bei Speikobras der Musculus protractor pterygoideus der an Scheitelbein Parietale und Keilbein Basisphenoid ansetzt und auf der hinteren Halfte des Gaumenbeins Pterygoid endet Seine Kontraktion erzielt Drehungen und Verschiebungen der Knochen und Gelenke von Oberkiefer und Gaumen die schlussendlich zu einem Ruckzug der Fangscheide nach oben fuhren und somit eine physische Barriere fur das Gift entfernen Dieser Mechanismus ist ausserlich erkennbar als Verformungen und vertikale Verschiebung des Schnauzenkomplexes der Kobras Die synchrone Kontraktion dieser beiden Muskeln fuhrt dann zum Ausstossen des Gifts 22 Systematik und Evolution BearbeitenTaxonomie Bearbeiten nbsp Naja katiensis nbsp Philippinische Kobra Naja philippinensis Gegenwartig zahlt man 15 der 28 Arten von Echten Kobras Naja sowie die Ringhalskobra aus der monotypischen nur eine Art enthaltenden Gattung Hemachatus zu den Speikobras Dabei sind alle afrikanischen Arten der Speikobras in der Untergattung Afronaja zusammengefasst und alle nicht speienden Kobras in Afrika werden entweder der Untergattung Uraeus oder Boulengerina zugerechnet Alle asiatischen Kobras ob speiend oder nicht speiend werden in die Untergattung Naja gestellt 23 24 25 Gattung HemachatusRinghalskobra H haemachatus dd Gattung Echte Kobras Naja Untergattung Afronaja afrikanische Arten N ashei N katiensis Mosambik Speikobra N mossambica N nigricincta Afrikanische Speikobra N nigricollis Nubische Speikobra N nubiae Rote Speikobra N pallida Untergattung Naja asiatische Arten Chinesische Kobra N atra N mandalayensis Indochinesische Speikobra N siamensis N saggitifera Samar Kobra N samarensis Sumatra Kobra N sumatrana Javanische Speikobra N sputatrix Philippinische Kobra N philippinensis Evolution der Speifahigkeit Bearbeiten Hemachatus Naja Naja Untergattung Afronaja Boulengerina UraeusKladogramm der Naja Hemachatus Gruppe Die Stammesgeschichte der oft pauschal als Kobras zusammengefassten Gattungen von Giftnattern wurde in einer Studie des britischen Herpetologen Wolfgang Wuster und Kollegen 2007 erforscht Die gemeinhin als Kobras bezeichneten Schlangen stellen jedoch keine verwandtschaftlich begrundete monophyletische Gruppe dar ein Beispiel dafur ist die Konigskobra Ophiophagus hannah welche mit den Echten Kobras Naja nicht naher verwandt ist Wuster und Kollegen zeigten durch die kladistische Analyse von mitochondrialer DNA allerdings dass Hemachatus und Naja Schwestergruppen sind von einem unmittelbaren gemeinsamen Vorfahren abstammen und somit zusammen eine naturliche monophyletische Verwandtschaftsgruppe bilden Ausserdem wurde gezeigt dass innerhalb von Naja alle afrikanischen Arten eine monophyletische Untergruppe aus drei Untergattungen Afronaja Boulengerina und Uraeus darstellen und somit eine Schwestergruppe zu den asiatischen Kobras der Untergattung Naja bilden 26 Die so gewonnenen Erkenntnisse zu den Verwandtschaftsverhaltnissen von Naja Arten und Hemachatus zeigen dass die Fahigkeit zum Verspritzen von Gift keinen gemeinsamen Ursprung hat sondern in verschiedenen Gruppen unabhangig voneinander evolutionar erworben wurde konvergente Evolution 1 Hemachatus und Afronaja enthalten ausschliesslich Speikobras und innerhalb von Naja scheinen auch alle asiatischen Speikobras eine monophyletische Verwandtschaftsgruppe zu bilden Es liegen also drei unabhangige evolutionare Linien von Speikobras vor damit haben sich auch die notwendigen Anpassungen des Korperbaus sowie das Verhalten dreimal unabhangig voneinander in der Kobra Gruppe entwickelt Daher stellen die Speikobras auch kein Taxon im eigentlichen Sinne dar sondern werden aufgrund einer konvergent erworbenen Anpassung als Gruppe zusammengefasst 27 Toxikologie BearbeitenSymptomatik Bearbeiten Wenn eine Speikobra mit ihrem Schlangengift einen Menschen ins Auge trifft stellen sich beim Getroffenen unmittelbar starke Schmerzen in den Augen ein Es bilden sich Schwellungen Odeme der Bindehaut Chemosis sowie der Augenlider Epiphora tritt auf und am Auge entstehen weissliche Abscheidungen Die Hornhaut trubt sich und es bildet sich eine Hornhautentzundung Keratitis aus Am folgenden Tag tritt oft Regenbogenhautentzundung Uveitis und eine Uberempfindlichkeit der Augen gegenuber Licht Photophobie auf Es kann sich eine Eiteransammlung in der Vorderkammer des Auges Hypopyon bilden die Iris kann getrubt sein Das Auge ist gerotet 28 In den Tagen nach der Vergiftung bleibt der Schmerz bestehen jedoch beginnt auch die Regeneration des geschadigten Gewebes Das Sehvermogen bleibt eingeschrankt in schweren Fallen kann unter Umstanden noch bis zu 8 Tage lang die visuelle Wahrnehmung auf die Unterscheidung von Licht und Dunkelheit beschrankt sein Nach etwa zwei Wochen ist das Sehvermogen ublicherweise wiederhergestellt sofern eine Behandlung erfolgte Trubungen in der Hornhaut konnen jedoch noch langer verbleiben Erfolgt hingegen keine oder nur eine verspatete Behandlung konnen im Auge Infektionen ein Durchbruch Perforation der Hornhaut sowie Nekrosen auftreten Dabei kann es auch zu langfristigen Einschrankungen der Sehfahigkeit bis hin zur Blindheit kommen 28 Der genaue Ablauf und die Schwere der Symptome variieren von Fall zu Fall dabei spielt die Menge des erhaltenen Gifts und insbesondere auch die Artzugehorigkeit der Kobra eine entscheidende Rolle Einige Arten sind weniger toxisch als andere und tendenziell verlaufen Vergiftungen durch afrikanische Speikobras heftiger als diejenigen durch asiatische Arten 29 Zusammensetzung und Wirkweise des Gifts Bearbeiten Das Gift von Speikobras ahnelt in der Zusammensetzung den Giften anderer Giftnattern und enthalt Neurotoxine Cytotoxine Cardiotoxine und Enzyme wie Phospholipase A2 PLA2 Fur die schadliche Wirkung in den Augen scheinen insbesondere die cardiotoxischen Bestandteile verantwortlich zu sein 30 Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht abschliessend ergrundet eine Versuchsreihe mit den verschiedenen Fraktionen von Kobragiften identifizierte jedoch bei Speikobras die Cardiotoxine als massgeblich fur die toxische Aktivitat in den Augen Interessant ist dabei dass ahnliche cardiotoxische Komponenten auch in Giften von nicht speienden Kobras in ahnlicher Menge vorhanden sind das nicht fraktionierte Gift von solchen Kobras wirkt aber sehr viel weniger schadigend auf Augen als die Gifte von Speikobras Der Toxikologe Mohammad Ismail und Kollegen 1993 vermuten dass in den Giften von nicht speienden Kobras mehr saure Proteine enthalten sind zum Beispiel saure PLA2 als bei Speikobras Von sauren Proteinen ist bekannt dass sie sich mit Cardiotoxinen verbinden konnen Dimerisation solche Bindungen konnten die augenschadigenden Aktivitaten von Cardiotoxinen bei nicht speienden Kobras einschranken 31 Epidemiologie Bearbeiten Die Epidemiologie von Speikobravergiftungen ist gegenwartig noch unzureichend erforscht Bei einer in Nord Nigeria Local Government Area Malumfashi durchgefuhrten Studie aus dem Jahr 1980 wird fur Augenvergiftungen durch die Afrikanische Speikobra Naja nigricollis eine Inzidenz von sechs bis acht Fallen unter 100 000 Menschen pro Jahr angeben Angriffe dieser Art erfolgen in den landlichen Gebieten Afrikas meist im Haus der Betroffenen in der Nahe ihres Hauses oder bei der Feldarbeit Zu der Haufigkeit von Zwischenfallen mit asiatischen Speikobras liegen keine statistisch relevanten Daten vor In Afrika wie in Asien erleiden Hunde und andere Haustiere ebenfalls oft Augenverletzungen durch Speikobras 32 Neben den Vergiftungen des Auges sind Speikobras auch durch ihren Giftbiss medizinisch relevant 1980 wurden in Malumfashi durchschnittlich 48 von 100 000 Menschen pro Jahr von der Afrikanischen Speikobra gebissen 33 Auch in Asien sind Bisse durch Speikobras haufig so etwa ist die Philippinische Speikobra fur den Grossteil der Giftschlangenbisse auf den Philippinen verantwortlich 34 Behandlung Bearbeiten Falls das Gift einer Speikobra in die Augen einer Person gelangt sollten diese so bald wie moglich und sehr grosszugig mit Wasser oder einer beliebigen anderen milden Flussigkeit ausgewaschen werden Alternativ ist zum Beispiel auch Milch oder bei Ermangelung anderer Optionen etwa in Trockengebieten selbst Urin verwendbar Diese Massnahme zur Ersten Hilfe hat sich als sehr effektiv herausgestellt um weitere Komplikationen vorzubeugen In der Praxis ist diese Behandlung jedoch nicht selten dadurch erschwert dass sich die Augen des Patienten aufgrund des intensiven Schmerzes krampfhaft schliessen Blepharospasmus In solchen Fallen wird die Gabe von einem gefassverengenden Mittel Vasokonstriktor in die Augen wie etwa 0 5 Adrenalin sowie lokalanasthetischen Betaubungstropfen zum Beispiel 0 4 Oxybuprocain empfohlen um die Verkrampfung zu losen Gleichzeitig wird so dem Patienten eine Linderung der Schmerzen verschafft Analgesie Die Anwendung von Betaubungstropfen sollte jedoch nur beschrankt erfolgen da die Anasthetika oft selbst toxisch auf Zellen der Hornhaut wirken und die Produktion von Tranenflussigkeit behindern und so zum Beispiel die Entstehung von bakteriellen Infektionen im geschadigten Auge begunstigen Eine weitere Massnahme nach Augenkontakt mit dem Gift stellt die Gabe von Zykloplegika z B Homatropin und Mydriatika z B Atropin oder Scopolamin dar welche eine fur den Patienten unangenehmen Verkrampfung des inneren Augenmuskels Musculus ciliaris verhindern und einer Regenbogenhautentzundung Uveitis sowie Verklebungen im Auge Synechien vorbeugen Bei Personen mit einer flachen vorderen Augenkammer ist als Nebenwirkung dieser Mittel jedoch ein Glaukomanfall moglich Die topische Anwendung oder intravenose Verabreichung eines Antivenins Gegengift ist bei Speikobra Vergiftungen im Auge kontraindiziert In den Augen ist die Anwendung eines Antivenins aufgrund des Auswaschens nicht notwendig und kann stattdessen zu Irritationen fuhren und weil das Gift sich aus den Augen nicht in den Blutkreislauf verbreitet ist intravenos verabreichtes Antivenin wirkungslos und kann zu einer schadlichen Uberreaktion des Immunsystems Anaphylaxie fuhren Ein Augenpflaster kann bis zum Abklingen der Symptome getragen werden 35 Im Anschluss an die ersten Hilfsmassnahmen nach einem Vorfall mit einer Speikobra sollten die Augen mit einer Spaltlampe im Verfahren der Fluoresceinangiographie untersucht werden um eine eventuelle Erosion der Hornhaut zu erkennen Dabei wird der Farbstoff Fluorescein in das Auge gegeben der tote Zellen der Hornhaut durch Fluoreszenz anzeigt Sollte eine solche Erosion vorliegen ist eine ortliche Behandlung mit Antibiotika zum Beispiel Tetracyclin indiziert um eine sekundare Infektion des Auges zu verhindern 36 Haustiere konnen nach dem Angriff einer Speikobra ahnlich wie Menschen durch intensives Auswaschen der betroffenen Augen sowie im Anschluss durch die topische Gabe von Antibiotika behandelt werden Zur Analgesie kann in die Augen ausserdem Adrenalin oder Atropin gegeben werden 36 Forschungsgeschichte und Kultur BearbeitenIn den Herkunftsregionen von Speikobras ist deren Verteidigungsweise den Menschen seit jeher bekannt 37 So sei etwa nach der Agyptologin Margaret Alice Murray das altagyptische Symbol der gift und feuerspeienden Urausschlange von Speikobras hergeleitet Es stellte im alten Agypten ein Schutzsymbol insbesondere fur den Pharao dar 38 Im ersten Jahrhundert berichtete Plinius der Altere 23 24 79 in seiner Naturalis historia von einer Schlange namens ptya die ihr Gift in die Augen ihrer Opfer verspritzen kann er bezog sich dabei wahrscheinlich auf eine der nordafrikanischen Speikobras 39 Ebenfalls bei Plinius findet sich die Beschreibung des Basilisken einer angeblich ebenfalls in Nordafrika vorkommenden Schlange die alleine durch ihren Atem totet Speikobras oder die symbolische Uraus konnten nach Alexander 1963 somit ursachlich sein fur den Basiliskenmythos der Antike und des Mittelalters 40 Afrikareisende des 18 und 19 Jahrhunderts wie zum Beispiel Prospero Alpini brachten weitere Berichte von Gift speienden Schlangen nach Europa 39 Die erste formal beschriebene Speikobra ist die Indochinesische Speikobra Naja siamensis ihre Erstbeschreibung erfolgte 1768 41 durch Josephus Nicolaus Laurenti 1735 1805 Laurenti war es sehr wahrscheinlich unbekannt dass sich diese Art durch das Verspritzen von Gift verteidigen kann Die erste Erwahnung von Gift speienden Kobras in moderner wissenschaftlicher Literatur findet sich bei Friedrich Boie 1780 1870 er beschrieb 1827 42 die Art Naja sputatrix wortlich spuckende Kobra 37 Noch am Anfang des 20 Jahrhunderts war es eine weit verbreitete Ansicht dass die Kobras ihr Gift durch das Ausstossen von Luft regelrecht spucken oder es von ihren Zahnen abschutteln erst eine Arbeit des amerikanischen Herpetologen Charles Mitchill Bogert 1908 1992 von 1943 43 bewies abschliessend das Austreten des Gifts als Strahl aus dem Giftzahn und erlauterte dessen Zusammenhang mit dem Feinbau der Giftzahne 44 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Speikobras Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Video einer Speikobra Video Spuckverhalten von Speikobras Institut fur den Wissenschaftlichen Film IWF 2005 zur Verfugung gestellt von der Technischen Informationsbibliothek TIB doi 10 3203 IWF C 12830 Quellen BearbeitenLiteratur Bearbeiten R McN Alexander 1963 The Evolution of the Basilisk Greece amp Rome Second Series 10 2 S 170 181 Ruben A Berthe 2011 Spitting behaviour and fang morphology of spitting cobras Dissertation Rheinische Friedrich Wilhelms Universitat Bonn Ruben Andres Berthe Stephanie de Pury Horst Bleckmann amp Guido Westhoff 2009 Spitting cobras adjust their venom 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