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Sequestrierung von Toxinen spatlateinisch sequestrare absondern trennen 1 bezeichnet die Aufnahme die Einlagerung und Akkumulation von Toxinen Giftstoffe aus Lebewesen aus der naturlichen Umwelt durch Tiere Eine Folge der Aufnahme von Toxinen ist ein grosserer Schutz vor Parasiten und Pradatoren 2 Die giftigen Ausgangsprodukte konnen aus allen Organismenreichen stammen Bei der Inkorporation ist es erforderlich dass Schutzmechanismen bestehen um Giftwirkungen zu vermeiden Die Einlagerung erfolgt haufig in bestimmte Organe wie eine Giftblase oder die Haut Eine Sequestrierung von Giften betreiben nur Tiere die nicht selbst zur direkten Biosynthese giftiger Stoffe befahigt sind Metabolische Anderungen an den Giftmolekulen sind manchmal moglich Glaucus atlanticus ein Nacktkiemer nahrt sich von der Portugiesischen Galeere Physalia physalis und lagert deren Nesselzellen ins Gewebe einErdbeerfroschchen Oophaga pumilio ein Pfeilgiftfrosch aus Costa Rica nahrt sich u a von Schuppenameisen der Gattungen Brachymyrmex sowie Paratrechina und lagert deren Pumiliotoxine unter der Haut ein Sporngans Plectropterus gambensis aus Afrika nahrt sich u a von Olkafern Meloidae und lagert deren Cantharidin im Muskelgewebe ein Die Toxinologie ein Teilbereich der Toxikologie beschaftigt sich u a mit sequestrierten Toxinen Inhaltsverzeichnis 1 Sequestrierende Tiere 1 1 Vogel 1 2 Frosche 1 3 Fische 1 4 Weichtiere 1 5 Schlangen 1 6 Insekten 2 Giftquellen 2 1 Bakterielle Gifte 2 2 Gifte aus Einzellern 2 3 Mykotoxine 2 4 Pflanzliche Gifte 2 5 Tierische Gifte 3 Gegenmassnahmen 4 EinzelnachweiseSequestrierende Tiere BearbeitenDie Gift sequestrierenden Tiere sind vielfach als die eigentlichen Gifttrager bekannt Viele dieser Gifttiere betreiben Aposematismus das heisst sie tragen eine Warnfarbung Haufig ist der Vorgang der Sequestrierung und die Mechanismen die aufgenommene Giftmenge zu tolerieren nicht gut aufgeklart Vogel Bearbeiten Als Giftvogel sind einige Pitohui aus Neuguinea bekannt so der Zweifarbenpitohui Pitohui dichrous Pitohui ferrugineus und Mohrenpitohui Pitohui nigrescens sowie Blaukappenfloter Ifrita kowaldi die das Insektengift Batrachotoxin wahrscheinlich aus dem Verzehr von Kafern der Gattung Choresine beziehen und in Haut und Gefieder sequestrieren 3 4 5 6 Die Sporngans bezieht ihr Korpergift Cantharidin aus Olkafern Meloidae 7 Dieses reichert sie in ihrem Gewebe an sodass der Verzehr der Sporngans je nach aufgenommener Menge der Kafer fur Pradatoren und Menschen giftig ist 8 Frosche Bearbeiten Unter den giftigen Amphibien konnen einige ihre Amphibiengifte selbst synthetisieren Frosche sind dazu nicht in der Lage Als Gift sequestrierend fallen besonders Pfeilgiftfrosche auf Sie lagern die Giftstoffe meist von Insekten oder Hornmilben in oder unter ihrer Haut ein 9 Pfeilgiftfrosche sind sehr haufig aposematisch Mit ihren Hautgiften kontaminiert z B durch Verletzungen konnen Pfeilgiftfrosche Vergiftungen erleiden Fische Bearbeiten Planktonfressende Fische konnen durch Fressen von Cyanobakterien oder Dinoflagellaten deren Gifte im Korper anreichern und fur den Menschen oder Fressfeinde giftig werden Durch Sequestrierung uber die Nahrungskette konnen selbst Raubfische zu potenten Gifttragern werden und Fischvergiftungen vermitteln Weichtiere Bearbeiten Einige Nacktkiemer Schnecken Unterordnung Nudibranchia die sich von Polypen der Nesseltiere ernahren konnen die Nesselzellen in der Haut ihres Hinterleibs speichern wo sie bei Raubern zu unliebsamen Erfahrungen fuhren konnen Die Nesselzellen passieren dabei unbeschadet den Verdauungstrakt und werden durch besondere Darmausstulpungen an die entsprechenden Stellen im Hinterleib gebracht Die Nacktkiemer selbst haben Abwehrmechanismen gegen den Nesselangriff der Polypen entwickelt Wahrscheinlich spielen dabei Spezialzellen mit grossen Vakuolen in der Haut eine Rolle Gift sequestrierende Nacktkiemer sind haufig aposematisch Muscheln konnen durch Plankton Filtration grosse Mengen an giftigen Dinoflagellaten oder Cyanobakterien konsumieren sodass ihr Muschelfleisch z B durch Saxitoxin neurotoxisch wird Schlangen Bearbeiten Tigernattern fressen Japanische Erdkroten um deren Bufadienolide anzureichern 10 Experimente mit unterschiedlichem Futter mit und ohne Japanische Erdkroten zeigen dass die Schlange die Giftstoffe nicht selber herstellen kann Insekten Bearbeiten Obgleich viele Insekten dazu in der Lage sind selbst verschiedenste Gifte herzustellen sequestrieren einige Schmetterlinge der Spanner z B Arichanna gaschkevitchii und Rauschbeerenspanner Widderchen sowie Gespinst und Knospenmotten pflanzliche Gifte z B Diterpenoide 11 Pflanzengift sequestrierende Schmetterlinge sind haufig aposematisch Auch Heuschrecken konnen Chinone Phenole und andere pflanzliche Gifte in ihrem Korper einlagern zum Beispiel Romalea microptera 12 Die Pyrrolizidinalkaloid Anreicherung bei einigen Schmetterlingen und Heuschrecken beruht auf der Sequestrierung dieser pflanzlichen Gifte 13 14 15 Giftquellen BearbeitenBakterielle Gifte Bearbeiten Gifte von Cyanobakterien konnen sich uber die Nahrungskette in Muscheln und Fischen anreichern Am bekanntesten sind die Microcystine von Vertretern der Blaualgengattung Microcystis Auch die neurotoxische Aminosaure b Methylamino alanin BMAA kommt vor Gifte aus Einzellern Bearbeiten Giftige Dinoflagellaten konnen in grosser Menge auftauchen wodurch Planktonfresser wie Fische und Muscheln soweit sie nicht selbst vergiftet werden zu Gifttragern werden deren Verzehr auch fur den Menschen lebensbedrohende Auswirkungen haben kann Die Krankheit Ciguatera 16 eine Art Fischvergiftung wird durch Stoffwechselprodukte der Dinoflagellaten Art Gambierdiscus toxicus hervorgerufen Uber die Nahrungskette gelangen die Dinoflagellaten Toxine Ciguatoxin und Maitotoxin in Fische die dadurch ebenfalls stark giftig werden Mykotoxine Bearbeiten Mykotoxine werden meist uber die Nahrungskette angereichert Pflanzliche Gifte Bearbeiten Viele wirbellose Gifttiere beziehen ihre Giftstoffe aus ihren Frasspflanzen 17 Da junge Pflanzenteile oft hohere Giftkonzentrationen enthalten konnen die Herbivoren die Giftaufnahmemenge beeinflussen Giftige sekundare Metabolite wie Dipertene oder Pyrrolizidinalkaloide werden von einigen Schmetterlingen und Heuschrecken aufgenommen Die Nutzung von Wolfsmilchgewachsen mit giftigem Milchsaft wurde fur einige Schmetterlingsgruppen namensgebend so fur Wolfsmilchschwarmer Wolfsmilch Rindeneule Wolfsmilchspanner und Wolfsmilch Ringelspinner Tierische Gifte Bearbeiten Insektengifte und Gifte aus Spinnentieren wie Hornmilben werden sowohl von Gift sequestrierenden Froschen wie Vogeln verwendet Giftige Nesseltiere dienen Nacktkiemern als Giftquelle Gegenmassnahmen BearbeitenDie wichtigste Gegenmassnahme ist das Kennen und Vermeiden von Gifttieren Eine Sequestrierung von Giften uber die Nahrungskette kommt insbesondere bei Muscheln und Fischen vor In Schlachtfleisch und Kuhmilch z B kann die Anreicherung von Mykotoxinen aus dem Futter erfolgen der dann mit spezifischen Adsorptionsmitteln begegnet wird 18 19 20 Einzelnachweise Bearbeiten Duden sequestrieren abgerufen am 8 Juli 2015 Alan H Savitzky Akira Mori Deborah A Hutchinson Ralph A Saporito Gordon M Burghardt Harvey B Lillywhite Jerrold Meinwald Sequestered defensive toxins in tetrapod vertebrates principles patterns and prospects for future studies In Chemoecology Band 22 Nr 3 September 2012 S 141 158 doi 10 1007 s00049 012 0112 z John Tidwell The intoxicating birds of New Guinea PDF 276 kB In ZooGoer Band 30 Nr 2 2001 Stephanie Greenman Stone Pat Kilduff New Research Shows that Toxic Birds and Poison dart Frogs Likely Acquire their Toxins from Beetles Memento vom 3 Dezember 2012 im Internet Archive Newsroom der California Academy of Sciences Beitrag vom 12 Oktober 2004 John P Dumbacher Avit Wako Scott R Derrickson Allan Samuelson Thomas F Spande John W Daly Melyrid beetles Choresine A putative source for the batrachotoxin alkaloids found in poison dart frogs and toxic passerine birds PDF In PNAS 101 Nr 45 2004 S 15857 15860 doi 10 1073 pnas 0407197101 Bethany Halford Birds and beetles A toxic trail In Chemical amp Engineering News 82 Nr 45 2004 S 17 Stefan Bartram Wilhelm Boland Chemistry and ecology of toxic birds In ChemBioChem 2 Nr 11 November 2001 S 809 811 doi 10 1002 1439 7633 20011105 2 11 lt 809 AID CBIC809 gt 3 0 CO 2 C Karem Ghoneim Cantharidin toxicosis to animal and human in the world A review 1 2 Vorlage Toter Link www standresjournals org Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis In Standard Res J Toxicol Environ Health Sci 1 2013 S 001 022 Alan H Savitzky Akira Mori Deborah A Hutchinson Ralph A Saporito Gordon M Burghardt Harvey B Lillywhite Jerrold Meinwald Sequestered defensive toxins in tetrapod vertebrates principles patterns and prospects for 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Toxinen amp oldid 223381280