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Dieser Artikel beschreibt den Milchsaft von Pflanzen fur den Milchsaft bei Tieren siehe Lymphe Unter Milchsaft oder Chylus versteht man das von manchen Organismen Taxa gebildete flussige Sekret das im Pflanzenkorper in Milchrohren oder in den Hyphen von Pilzen gebildet und transportiert wird Der Name des Milchsaftes ruhrt von seinem milchig truben Aussehen her Meist ist der Milchsaft weiss selten auch gelb bis orange Milchsaft besitzt eine mehr oder weniger dickflussige Konsistenz und hartet an der Luft aus Eine bekannte Form des Milchsaftes ist Latex welches den Kautschuk liefert Ebenso bekannt ist der Milchsaft aus den unreifen Kapselfruchten des Schlafmohns aus dem das Opium und die darin enthaltenen Alkaloide beispielsweise Morphin gewonnen werden Pflanzen mit Milchsaft wurden in der Antike und im Mittelalter auch haufig als Zauber oder Hexen Pflanzen dann auch Hexenmilch oder Teufelsmilch genannt betrachtet Dieser Artikel wurde aufgrund von formalen oder inhaltlichen Mangeln in 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vorkommen sind unter anderem Wolfsmilchgewachse Euphorbiaceae beispielsweise Zypressen Wolfsmilch Euphorbia cyparissias Christusdorn Euphorbia millii Weihnachtsstern Euphorbia pulcherrima Der getrocknete Milchsaft die erhartete Wolfsmilch einiger sukkulenter Wolfsmilchgewachse wie vor allem Euphorbia resinifera wurde in der alten Pharmazie als Euphorbium 1 bezeichnet Mohngewachse Papaveraceae beispielsweise Schlafmohn Papaver somniferum Schollkraut Chelidonium maius Korbblutler Asteraceae beispielsweise Gewohnlicher Lowenzahn Taraxacum sect Ruderalia Gemuse Gansedistel Sonchus oleraceus Giftlattich Lactuca virosa Maulbeergewachse Moraceae beispielsweise Gummibaum Ficus elastica Hundsgiftgewachse Apocynaceae beispielsweise Immergrun Vinca minor Einschliesslich der Unterfamilie Seidenpflanzengewachse Asclepiadoideae beispielsweise Schwalbenwurz Vincetoxicum hirundinaria Milchsaft kommt auch bei einigen Pilzen vor beispielsweise bei der Gattung der Milchlinge Lactarius deren Hyphen weissen Larchen Reizker oder rot orangen Edel Reizker Fichten Reizker Lachs Reizker Wechselblauer Edel Reizker Weinroter Kiefern Reizker Spangruner Kiefern Reizker oder blau grunen Blaumilchender Reizker Indigo Reizker Milchsaft mit gesattigten Fettsauren enthalten Bei manchen Arten verfarbt sich der Milchsaft an der Luft Einige Milchlinge schmecken roh mehr oder weniger scharf brennend einzelne Arten konnen auch gekocht zu einer Vergiftung durch Magen Darm Reizung fuhren Chemische Zusammensetzung BearbeitenMilchsaft besteht hauptsachlich aus Isoprenoiden oder Terpenen die artspezifisch in verschiedenen Anteilen in einer wassrigen Basis emulgiert werden Daneben enthalt Milchsaft in verschiedenen Anteilen Zucker Starkekorner Tannine Glykoside Alkaloide beispielsweise im Opium des Schlafmohns atherische Ole Wachse und Gummiharze organische Sauren Starke Proteine Enzyme z B Papain bei der Papaya Carica papaya und Ole die entweder darin gelost emulgiert oder suspendiert sind Das Vorhandensein von emulgierten Tropfchen der in Wasser unloslichen organischen Stoffe Isoprenoide Ole bewirkt die milchige Trubung des Milchsafts Haufig ist der Milchsaft wegen der darin enthaltenen Alkaloide oder Glykoside giftig Etwa 2000 Pflanzenarten enthalten als Bestandteil ihres Milchsafts mehr oder weniger grosse Mengen von Kautschuk doch nur bei etwa 500 von ihnen ist die Menge so gross dass man von gummihaltigen Pflanzen sprechen kann Der Gehalt an Kautschuk im Milchsaft dieser Pflanzen schwankt zwischen 1 und 20 der Trockenmasse nach Nultsch siehe Literatur Kautschuk liegt in Form von feinen Partikeln in der proteinreichen Grundmasse suspendiert vor Kautschuk enthaltender Milchsaft wird auch als Latex bezeichnet Dem Kautschuk chemisch ahnlich sind Guttapercha Balata und Chicle Anatomie der Milchrohren Bearbeiten nbsp Milchrohren rechte Textspalte untere Halfte Die Milchrohren sind verzweigte Gefasssysteme in den Organen der Milchsaft bildenden hoheren Pflanzen die den Milchsaft erzeugen und speichern Milchrohren wurden erstmals 1679 von Marcello Malpighi beschrieben Man unterscheidet je nach der Entstehungsweise der Milchrohren zwischen gegliederten und ungegliederten Milchrohren Ausserdem unterscheidet man anastomisierende durch Querverbindungen ein Netzwerk bildende und nicht anastomisierende Milchrohren Es gibt auch Arten mit einfachen milchsaftfuhrenden Zellen deren Cytoplasma nicht oder nur uber Plasmabrucken verbunden ist z B Parthenium argenteum Gegliederte Milchrohren haben beispielsweise Hevea brasiliensis Kautschukbaum und Lactuca serriola Kompasspflanze Ungegliederte Milchrohren besitzen Euphorbia lathyris Kreuzblattrige Wolfsmilch und Ficus elastica Gummibaum Ungegliederte Milchrohren wachsen von der Keimung an mit der Pflanze mit und durchziehen den Pflanzenkorper als lange mitunter weit verzweigte Schlauche Gegliederte Milchrohren entstehen spater in der bereits ausgewachsenen Pflanze durch Fusionierung von langgestreckten Parenchymzellen Die Reste der aufgelosten Querwande sind im Mikroskop nur noch schwach sichtbar Durch Bildung von seitlichen Aussackungen konnen die Milchrohren seitliche Verzweigungen bilden und mit anderen Milchrohren in Verbindung treten anastomisieren Dadurch entsteht im Pflanzenkorper ein dichtes Netzwerk In vielen Pflanzenarten bleiben jedoch die Schlauche auch ohne Querverbindungen Von ihrer Physiologie und ihrer Funktionsweise her besteht kein Unterschied zwischen ungegliederten und gegliederten Milchrohren Das Gefasssystem ist in beiden Fallen vielkernig Die Zellkerne und Mitochondrien werden dabei an die Zellmembran und die Zellwand gedrangt wahrend das gesamte Cytoplasma durch den Milchsaft ersetzt ist in dem die restlichen Organellen beispielsweise Ribosomen enthalten sind Milchsaft ist also keine tote Flussigkeit sondern lebendes Cytoplasma Neubildung von Milchsaft BearbeitenWird das Gefasssystem in einer lebenden Pflanze oder einem Pilzfruchtkorper verletzt so fliesst der Milchsaft mit den darin enthaltenen Ribosomen und Mitochondrien aus Der austretende Milchsaft hartet an der Luft aus und verschliesst so die Wunde Unmittelbar nach dem Ausfliessen beginnt sofort die Neubildung von Milchsaft die je nach ausgeflossener Menge nach etwa 2 Tagen abgeschlossen ist Das ist nur deshalb moglich weil normalerweise einige funktionstuchtige Organellen und Zellkerne sowie Enzyme in den leergelaufenen Milchrohren verbleiben und die Synthese der im Milchsaft enthaltenen Stoffe durchfuhren konnen Bedeutung des Milchsafts fur die Organismen BearbeitenDie Bedeutung des Milchsafts war zur Zeit seiner Entdeckung noch weitgehend unklar Man vermutete zunachst dass die Milchrohren zur Leitung und Speicherung von Nahrstoffen verwendet wurden Hanstein 1864 Schmalhausen 1877 Spater wurde deutlich dass dazu in den Pflanzen die Siebrohren dienen Eine eher wahrscheinliche Funktion des Milchsafts ist der Schutz gegen Tierfrass Der bittere Geschmack und die Giftigkeit der enthaltenen Stoffe bewirkt dass vor allem Wirbeltiere vom Fressen der milchsaftfuhrenden Pflanzen abgeschreckt werden Gegen die Raupen des Wolfsmilchschwarmers Hyles euphorbiae und des Oleanderschwarmers Daphnis nerii nutzt dieser Schutz jedoch nichts Moglicherweise haben sich in ihrem Stoffwechsel Schutzmechanismen gegen die giftigen Inhaltsstoffe entwickelt Eine weitere Funktion des Milchsaftes durfte der Schutz der Organismen vor Infektionen sein Zum einen wirken die enthaltenen Gerbstoffe und Alkaloide antibiotisch zum anderen wird durch das Eintrocknen und Festwerden des Milchsafts beim Austritt aus einer Wunde ein rascher Wundverschluss erreicht Bedeutung des Milchsafts fur den Menschen Bearbeiten nbsp LatexgewinnungMilchsafte verschiedenster Pflanzen aber auch Harze Baumsafte Honig Blut Bitumen und andere Substanzen wurden schon seit dem Altpalaolithikum von Menschen und Neandertalern als Klebemittel bei der Schaftung zur Herstellung von Kompositgeraten verwendet 2 auch im Mittelpalaolithikum 3 und von Jagern und Sammlern des 21 Jahrhunderts 4 Die Alkaloide die im Milchsaft vieler Arten enthalten sind werden vom Menschen schon lange medizinisch genutzt In der Naturheilkunde wird der giftige Milchsaft von Wolfsmilch Wolfsmilch in getrockneter Form Euphorbium Gansedistel oder Schollkraut gegen Magenbeschwerden Leberschwache und Kurzatmigkeit eingesetzt Ausserlich wird der Milchsaft zur Veratzung von Warzen und verdunnt bei Hautkrankheiten eingesetzt Wegen seiner Giftigkeit wurden und werden von verschiedenen Ethnien Pfeilspitzen mit Milchsaft benetzt 4 Latex der Milchsaft des Kautschukbaums Hevea brasiliensis heisst in getrockneter Form Kautschuk und wird zur Produktion von Naturkautschuk verwendet Durch Vulkanisation also das Einbringen von Schwefel und Erhitzen wird das Material stabilisiert dieses Endprodukt wird als Gummi bezeichnet Latexkleidung wird ublicherweise aus naturlichem Gummi hergestellt Latexhandschuhe werden wegen der allergenen Wirkung oft durch Kunststoffe substituiert Als umweltfreundliche Alternative zur Gewinnung des Rohstoffes auf Kautschukplantagen fur die oft tropischer Regenwald gerodet wird wird mittlerweile auch Lowenzahn Kautschuk vom Russischen Lowenzahn verwendet Wahrend aus diesem Produkt bereits Fahrradreifen erhaltlich sind befinden sich Reifen fur LKW und PKW noch in der Testphase 5 Der Milchsaft des Breiapfelbaums Chicle dient zur Produktion von Kaugummi Aus dem Milchsaft von Akazien gewinnt man Gummi arabicum Zur Gewinnung des Milchsafts wird in jedem Fall die Rinde des Baumes v formig angeritzt so dass die Flussigkeit an einer Seite des Stamms heraustropft und dort in Behaltern aufgefangen werden kann Anschliessend wird der Saft durch Verdampfung oder Zentrifugierung eingedickt und mit Ammoniak stabilisiert Aus dem Milchsaft unreifer Fruchtkapseln des Schlafmohns wird Opium gewonnen das wie die davon abgeleiteten Produkte Morphin und Heroin nicht nur als Rauschdroge sondern auch als Schmerzmittel Verwendung fand oder noch findet Wegen der suchterzeugenden Wirkung wird die medizinische Nutzung jedoch im Allgemeinen unter strenger Kontrolle durchgefuhrt Der Milchsaft der orientalischen Purgierwinde diente wegen seines Gehaltes an dem glykosidischen Skammonin als drastisches Abfuhrmittel Der Latextest oder Latex Agglutinationstest ist ein Verfahren der Laboratoriumsmedizin zum Nachweis und Sichtbarmachen von Antigen Antikorper Reaktionen bei dem Antikorper oder Antigene an Latexpartikel gebunden wurden Allerdings bestehen die Partikel meist aus Polystyrol 6 Literatur BearbeitenWilhelm Nultsch Allgemeine Botanik 7 Auflage Thieme 1982 Richter Gerhard Stoffwechselphysiologie der Pflanzen 5 Auflage Thieme 1988 Eduard Strasburger Lehrbuch der Botanik 51 Aufl 1978 Otto Schmeil Flora von Deutschland 88 Aufl Quelle und Meyer 1988Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Latex Album mit Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Vgl etwa Ulrich Stoll Das Lorscher Arzneibuch Ein medizinisches Kompendium des 8 Jahrhunderts Codex Bambergensis medicinalis 1 Text Ubersetzung und Fachglossar Philosophische Dissertation Wurzburg 1989 Steiner Stuttgart 1992 Sudhoffs Archiv Beiheft 28 ISBN 3 515 05676 9 S 430 Yonatan Sahle Ethnoarchaeology of compound adhesive production and scraper hafting Implications from Hadiya Ethiopia In Journal of Anthropological Archaeology Band 53 2019 S 43 50 doi 10 1016 j jaa 2018 11 001 Ilaria Degano Sylvain Soriano Paola Villa Luca Pollarolo Jeannette J Lucejko Zenobia Jacobs Katerina Douka Silvana Vitagliano Carlo Tozzi Hafting of Middle Paleolithic tools in Latium Central Italy New data from Fossellone and Sant Agostino Caves In PLOS ONE Band 14 Nr 6 Juni 2019 Artikel e0213473 doi 10 1371 journal pone 0213473 a b Lyn Wadley Gary Trower Lucinda Backwell Francesco d Errico Traditional glue adhesive and poison used for composite weapons by Ju hoan San in Nyae Nyae Namibia Implications for the evolution of hunting equipment in Prehistory In PLOS ONE Band 10 Nr 10 Oktober 2015 Artikel e0140269 doi 10 1371 journal pone 0140269 PDF Eileen Stiller Blumen zu Reifengummi In National Geographic Nr 3 vom Marz 2022 S 18 19 LaborMedizin Schattauer Verlag 2011 ISBN 978 3 7945 6656 3 S 75 google de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Milchsaft amp oldid 237948565