www.wikidata.de-de.nina.az
Der Edel Reizker oder Echte Reizker Lactarius deliciosus ist eine Pilzart aus der Familie der Taublingsverwandten Russulaceae Charakteristisch ist der an verletzten Stellen austretende Milchsaft der im Unterschied zu anderen Reizkern lebhaft und unverandert orangerot gefarbt ist Der Pilz lebt mit Kiefern in Symbiose Deshalb wird die Art auch Kiefern Blutreizker genannt Der Blatterpilz gilt als guter Speisepilz Nach dem Verzehr verfarbt sich der Harn rot was jedoch harmlos ist Der lateinische Artname deliciosus bedeutet kostlich Der deutsche Name Reizker ist ein Wort slawischen Ursprungs und lasst sich mit Rotmilchling ubersetzen Edel ReizkerEdel Reizker Lactarius deliciosus SystematikUnterklasse unsichere Stellung incertae sedis Ordnung Taublingsartige Russulales Familie Taublingsverwandte Russulaceae Gattung Milchlinge Lactarius Sektion Reizker Deliciosi Art Edel ReizkerWissenschaftlicher NameLactarius deliciosus L Fr Gray 1821 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Makroskopische Merkmale 1 2 Mikroskopische Merkmale 2 Artabgrenzung 3 Okologie und Phanologie 4 Verbreitung 5 Systematik 6 Bedeutung 6 1 Speisewert 6 2 Briefmarken 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksMerkmale Bearbeiten nbsp Hutunterseite eines Fruchtkorpers nbsp Typisch fur den Edel Reizker sind die deutlichen orangen Gruben am StielMakroskopische Merkmale Bearbeiten Der Hut erreicht einen Durchmesser von 10 bis 20 cm Der Rand ist oft wellig verbogen Die Huthaut ist etwas klebrig und bei Trockenheit bereift Auf einem ocker orangefarbenen bis ziegelroten Grund befindet sich eine ausgepragte dunklere Zonierung oder ein konzentrisch getropftes Muster Die Lamellen haben einen blass orangen Ton An verletzten Stellen farben sie sich erst spat grun Das Sporenpulver ist hellocker gefarbt Der Stiel fallt mit einer Lange von bis zu 5 cm relativ kurz und einem Durchmesser von etwa 2 cm stammig aus Er hat fast die gleiche Farbe wie der Hut und zeigt meist deutlich abgesetzte dunklere Gruben Das orange Fleisch ist fest hart und bricht nur schwer Auch die Milch ist orange gefarbt Sie verblasst spater etwas und farbt sich schliesslich leicht grun Der Geruch ist angenehm fruchtig der Geschmack mild Mikroskopische Merkmale Bearbeiten Die elliptischen Sporen sind 7 2 9 µm lang und 5 9 7 µm breit Q Wert Quotient aus Sporenlange und Sporenbreite ist 1 2 1 4 Das Sporenornament bis zu 0 5 µm hoch und steht aus wenigen Warzen sowie Rippen die fast vollstandig netzig verbunden sind Die keuligen Basidien 40 60 µm lang und 9 11 µm breit und tragen je 4 Sterigmen Die Cheilozystiden kommen in zwei Modifikationen vor Einmal als spindel bis pfriemformige 25 35 µm lange und 4 6 µm breite Makrozystiden und dann als zylindrische bis schwach keulige Zystiden die zwei bis vierfach septiert und 33 70 µm lang und 4 7 µm breit sind Beide Formen sind wenig zahlreich Die Pleuromakrozystiden sind spindelformig bis pfriemformig und 45 60 µm lang und 6 8 µm breit und sehr sparlich Die Huthaut besteht mehrheitlich parallel liegenden 2 6 µm breiten gelatinisierten Hyphen 1 Artabgrenzung Bearbeiten nbsp Wechselblauer Edelreizker Lactarius quieticolor mit konzentrisch gezontem und blaulich getontem HutUnter der Bezeichnung Echte Reizker oder Blut Reizker meint man im Volksmund manchmal noch ahnliche Arten die allesamt essbar oder zumindest ungiftig sind Ein gemeinsames und sicheres Merkmal ist ihre rotliche Milch die sie von ungeniessbaren oder giftigen Milchlingen unterscheidet Besonders ahnlich ist der Wechselblaue Edel Reizker Lactarius quieticolor der manchmal auch als Varietat des Edel Reizkers eingestuft wird siehe Abschnitt Systematik Als sehr gute Speisepilze gelten der Spangrune Kiefern Reizker Lactarius semisanguifluus sowie der Weinrote Kiefern Reizker Lactarius sanguifluus Ersterer unterscheidet sich vom Edel Reizker durch den nicht grubigen Stiel und die bei alteren Exemplaren dunkelgrun verfarbenden Hute Letzterer bildet an Schnittstellen eine sich rasch weinrot verfarbende Milch Der am haufigsten vorkommende Reizker Fichten Reizker Lactarius deterrimus ist geschmacklich eher minderwertiger als die oben genannten Verwandten Diese Art bekommt an Beruhrungsstellen schon bald grune Flecken Er kommt nur unter Fichten vor sein Fleisch schmeckt deutlich bitter die Milch farbt sich nach etwa 15 Minuten weinrot und der Hut ist schwacher gezont 2 Eine weitere Art die nur unter Tannen wachst ist der Lachs Reizker Lactarius salmonicolor Dessen Milch farbt sich nach bis zu 30 Minuten ebenfalls weinrot Sein Geschmack weist eine bittere Komponente auf weshalb der Pilz bei vielen Pilzsammlern als ungeniessbar gilt Ahnlich kann auch der Zottige Birken Milchling aussehen Er besitzt jedoch einen wolligen Hut sowie weisse scharf schmeckende Milch und ist unter Birken zu finden 3 Okologie und Phanologie Bearbeiten nbsp Der Edel Reizker ist ein KiefernbegleiterDer Edel Reizker ist ein Mykorrhiza Pilz der meist mit Kiefern vor allem Waldkiefern zusammenlebt Er ist in Kiefernwaldern sowie in Nadel und Mischwaldern mit Kiefern an lichten Stellen oder Waldwegrandern zu finden Ausserdem ist er in Parks Garten und ahnlichen Biotopen anzutreffen Sehr schattige Lagen sowie sehr feuchte zum Beispiel staunasse Boden und stark mit Stickstoff angereicherter Untergrund werden gemieden Der Pilz besiedelt frische bis trockene meist flachgrundige Boden uber Kalk Sand und Urgestein Diese sind sauer bis alkalisch und schwach bis massig nahrstoffhaltig Die Fruchtkorper erscheinen vor allem von September bis Oktober Verbreitung Bearbeiten nbsp Verbreitung des Edel Reizker in Europa Grun eingefarbt sind Lander in denen der Milchling nachgewiesen wurde Grau dargestellt sind Lander ohne Quellen oder Lander ausserhalb Europas 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Der Edel Reizker ist in der Holarktis verbreitet So ist er in Nordamerika auf Madeira Europa Nordafrika und Asien Israel Armenien Ostsibirien und China 13 zu finden In Europa ist der Pilz von Belgien und den Balearen uber Italien Serbien und Ungarn bis nach Russland sowie bis Sudfinnland im Norden weit jedoch sehr ungleichmassig verbreitet Haufiger ist er dabei im Osten seltener dagegen im Westen und Suden In Deutschland ist er weit verbreitet allerdings von unterschiedlicher Dichte Systematik BearbeitenVom Edel Reizker sind zahlreiche Formen und Varietaten bekannt die von einigen Autoren auch als eigenstandige Arten aufgefasst werden Dazu zahlen unter anderem die Taxa hemicyaneus pinastri quieticolor und semisanguinascens Sie werden heute als Synonyme des Wechselblauer Edel Reizkers Lactarius quieticolor gefuhrt Die Art unterscheidet sich vom Edel Reizker durch einen etwas blasser gefarbten jung etwas blau getonten Hut Mikroskopisch besitzt der Milchling mehr kugelige und innerhalb der Sektion Deliciosi die am grobsten ornamentierten Sporen 14 Als untergeordnetes Taxon des Edel Reizkers wird inzwischen nur noch die Form rubescens angesehen Sie ist durch Fruchtkorper gekennzeichnet deren Milch nach einigen Minuten rotlich verfarbt wahrend die Typusvarietat mit oranger unveranderlicher Milch beschrieben wurde Allerdings tritt haufig nach einigen Stunden ein entsprechender Farbwechsel auf 14 Bedeutung BearbeitenSpeisewert Bearbeiten nbsp Marktstand in La Boqueria Barcelona mit Edel Reizkern und anderen WildpilzenAls Speisepilz entfaltet der Edel Reizker seinen angenehmen etwas susslichen Geschmack durch kraftiges Anbraten Sein Wert leidet aber unter Madenbefall der bei diesem Pilz recht haufig auftritt Samtliche Reizkerarten sind weniger zum Kochen geeignet sondern besser zum Braten Nach dem Genuss von Reizkern kann sich der Urin rot farben was jedoch harmlos ist Briefmarken Bearbeiten nbsp Briefmarke aus Rumanien 1958 nbsp Briefmarke aus der Sowjetunion 1964Literatur BearbeitenGerman Josef Krieglsteiner Andreas Gminder Wulfard Winterhoff Hrsg Die Grosspilze Baden Wurttembergs Band 2 Standerpilze Leisten Keulen Korallen und Stoppelpilze Bauchpilze Rohrlings und Taublingsartige Ulmer Stuttgart 2000 ISBN 3 8001 3531 0 Marcel Bon Pareys Buch der Pilze Franckh Kosmos Verlag Stuttgart 2005 ISBN 3 440 09970 9 Einzelnachweise Bearbeiten Josef Breitenbach Fred Kranzlin Hrsg Pilze der Schweiz Beitrag zur Kenntnis der Pilzflora der Schweiz Band 6 Russulaceae Milchlinge Taublinge Mykologia Luzern 2005 ISBN 3 85604 060 9 Ewald Gerhardt BLV Handbuch Pilze BLV Verlag Munchen 2006 ISBN 3 8354 0053 3 S 311 Hans E Laux Andreas Gminder Der grosse Kosmos Pilzfuhrer Alle Speisepilze mit ihren giftigen Doppelgangern Franckh Kosmos Stuttgart 2010 ISBN 978 3 440 12408 6 S 432 Lactarius deliciosus in der PILZOEK Datenbank In pilzoek de Abgerufen am 15 September 2011 Weltweite Verbreitung von Lactarius deliciosus In GBIF Portal data gbif org Abgerufen am 14 September 2011 Jacob Heilmann Clausen et al The genus Lactarius Hrsg The Danish Mycological Society Fungi of Northern Europe Vol 2 1998 ISBN 87 983581 4 6 S 271 273 Cvetomir M Denchev Boris Assyov CHECKLIST OF THE MACROMYCETES OF CENTRAL BALKAN MOUNTAIN BULGARIA In Mycotaxon Band 111 2010 S 279 282 mycotaxon com PDF 578 kB Z Tkalcec A Mesic Preliminary checklist of Agaricales from Croatia V Families Crepidotaceae Russulaceae and Strophariaceae In Mycotaxon Band 88 2003 ISSN 0093 4666 S 289 online abgerufen am 9 Januar 2012 D M Dimou G I Zervakis E Polemis Mycodiversity studies in selected ecosystems of Greece I Macrofungi from the southernmost Fagus forest in the Balkans Oxya Mountain central Greece In Mycotaxon Vol 82 2002 S 177 205 online S Petkovski National Catalogue Check List of Species of the Republic of Macedonia Skopje 2009 protectedareas mk Memento vom 15 Februar 2010 im Internet Archive PDF 1 6 MB abgerufen am 9 Juli 2013 Paula Baptista et al Diversity and fruiting pattern of macrofungi associated with chestnut Castanea sativa in the Tra s os Montes region Northeast Portugal In Fungal Ecology Vol 3 2010 S 9 19 doi 10 1016 j funeco 2009 06 002 online PDF T V Andrianova et al Lactarius of the Ukraine Fungi of Ukraine In www cybertruffle org uk ukrafung eng 2006 abgerufen am 1 Marz 2012 englisch Jorinde Nuytinck et al Descriptions and taxonomy of the Asian representatives of Lactarius sect Deliciosi In Fungal Diversity 22 Juni 2006 abgerufen am 28 Oktober 2021 a b Jacob Heilmann Clausen Annemieke Verbeken Jan Vesterholt The genus Lactarius Fungi of Northern Europe Volume 2 Svampetryk Mundelstrup Danemark 2000 ISBN 87 983581 4 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Edel Reizker Lactarius deliciosus Album mit Bildern Videos und Audiodateien Artportrait des Edel Reizkers Auf Website des Pilzvereins der Region Baden Verbreitung von Lactarius deliciosus in der Slowakei mit Bildergalerie slowakisch auf Nahuby sk Lactarius deliciousus auf Pilzportal info mit Bildergalerie nbsp Bitte die Hinweise zum Pilzesammeln beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Edel Reizker amp oldid 232647980