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Der Birken Milchling Lactarius torminosus ist eine Pilzart aus der Familie der Taublingsverwandten Es ist ein recht haufiger mittelgrosser Milchling mit stark eingerolltem filzig zottigem Rand Der Hut ist gelblichrosa gefarbt und hat mehrere dunklere konzentrische Zonen Der Stiel ist schon bald hohl und hat oft grubige Flecken Der Milchling besitzt reichlich weissen brennend scharfen Milchsaft und wirkt daher wohl leicht giftig Trotzdem wird er in vielen osteuropaischen Staaten nach entsprechender Vorbehandlung gegessen Das lateinische Artattribut Epitheton torminosus bedeutet an einer Kolik leidend Andere Namen fur diesen typischen Birkenbegleiter sind Zottiger Birken Milchling aber auch Birkenreizker oder Zottiger Reizker obwohl es sich bei der Art um keinen echten Reizker handelt Birken MilchlingBirken Milchling Lactarius torminosus SystematikKlasse AgaricomycetesUnterklasse unsichere Stellung incertae sedis Ordnung Taublingsartige Russulales Familie Taublingsverwandte Russulaceae Gattung Milchlinge Lactarius Art Birken MilchlingWissenschaftlicher NameLactarius torminosus Schaeff Gray Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Makroskopische Merkmale 1 2 Mikroskopische Merkmale 2 Artabgrenzung 3 Okologie 4 Verbreitung 5 Infragenerische Systematik 6 Speisewert 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenMakroskopische Merkmale Bearbeiten Der Hut ist 5 12 15 Zentimeter breit und anfangs gewolbt und spater ausgebreitet Die Mitte ist bei reifen Exemplaren etwas vertieft alte Fruchtkorper sind flach trichterformig Der blass lachsfarbene rosa fleischrotlich bis fleischbraunliche Hut besitzt konzentrisch angeordnete Ringe aus helleren und dunkleren Zonen Die Farben blassen im Alter ein wenig aus Der Rand bleibt lange eingerollt und besitzt eine zottig haarige Saumung Die Hutoberflache ist filzig und bei Feuchtigkeit schmierig Alte Exemplare neigen zum Verkahlen Der weissliche bis blass rosa gefarbte und feste Stiel ist 2 8 9 Zentimeter lang und 1 2 3 Zentimeter dick und zeigt oft grubige fleischrosa Flecken Er wird im zunehmenden Alter hohl nbsp Junger Fruchtkorper mit filzig gesaumtem und eingebogenem Rand und am Stiel gegabelten LamellenDie Lamellen stehen sehr gedrangt und sind gerade angewachsen oder laufen leicht am Stiel herab in Stielnahe sind sie oft gegabelt Sie sind weisslich cremefarben bis blass fleischfarben Das Sporenpulver ist blass gelblich Das Fleisch ist weiss fest aber sprode Bei Verletzungen sondert es weisse unveranderliche Milch aus Diese ist wie das Fleisch im Geruch obstartig und schmeckt scharf Die brennend scharfe und reichliche Milch ist rein weiss Sie gilbt nicht oder nur kaum Nur auf einem weissen Taschentuch ist ein leichtes Gilben festzustellen Das harte feste und sprode Fleisch ist weiss bis blass rosa und riecht leicht fruchtig oder geraniumartig Es schmeckt wie die Milch brennend scharf 1 2 3 Mikroskopische Merkmale Bearbeiten Die Sporen sind etwa 8 10 Mikrometer lang und von 6 8 Mikrometer breit Sie sind annahernd kugelformig bis breit elliptisch Das amyloide Ornament auf der Oberflache der Sporen ist teilweise netzig mit unterbrochenen Graten und einigen isolierten Warzen Die Protuberanzen sind etwa 0 5 0 7 Mikrometer hoch Der Apiculus ist sehr markant Die keulen bis walzenformigen Basidien das sind die Sporen tragenden Zellen sind 30 47 7 Mikrometer lang und 7 3 8 2 Mikrometer breit Sie tragen je vier Sporen Die Pleurozystiden sind Makrozystiden also sehr lange Zystiden die in das Hymenium eingebettet sind in dem sie meist auch ihren Ursprung haben Einige entspringen aber auch im oberen Subhymenium Sie sind 40 80 Mikrometer lang und 5 9 5 Mikrometer breit Die Macrozystiden sind reichlich vorhanden sie sind spindelformig bis bauchig und oft einseitig angeschwollen Sie verjungen sich allmahlich zur Spitze hin und ihr Inhalt ist kornig und hyalin Die Cheilozystiden auf der Lamellenschneide sind etwas kleiner etwa 30 52 Mikrometer lang und 4 5 8 0 Mikrometer dick sie entsprechen aber ansonsten den Makrozystiden 4 Artabgrenzung BearbeitenDer Birken Milchling wird in vielen Pilzfuhrern als Doppelganger des Edel Reizkers Lactarius deliciosus bezeichnet Beide Arten haben aber nur eine entfernte Ahnlichkeit der eine ist ein Birkenbegleiter der andere wachst unter Kiefern Allein schon die Milchfarbe hier weiss dort orangerot unterscheidet sich so eindeutig dass eine Verwechslung ausgeschlossen ist Eine grosse Ahnlichkeit besteht hingegen zum Fransen Milchling oder zum Blassen Zottenreizker Lactarius citriolens der ebenfalls unter Birken vorkommt einen bartigen Rand hat und ebenfalls mehr oder weniger konzentrisch gezont ist Er ist mehr blass gelblich gefarbt und hat einen auch im reifen Zustand vollen nicht hohlen Stiel Sein Fleisch verfarbt sich im Schnitt gelblich und riecht deutlich nach Geranienblattern oder alten Zitronen nbsp Der Flaumige Milchling sieht ahnlich aus sein Hut ist aber ungezont Eine weitere in Deutschland extrem seltene Art ist der Wimpern Milchling Lactarius resimus Dessen Fruchtkorper sind anfangs weisslich und spater mehr gelblich gefarbt Der Hut ist mehr oder weniger ungezont Der Milchling ist ein Birkenbegleiter der nahrstoffarme saure Sandboden bevorzugt Auch der Flaumige Milchling welcher ebenfalls unter Birken wachst ahnelt dem Birken Milchling in Form und Oberflache sehr Allerdings ist der Hut weisslich bis blass rosa gefarbt und stets ungezont Auch die Sporen sind mit 6 8 5 5 6 5 Mikrometer etwas kleiner 1 5 Okologie BearbeitenDer Birken Milchling ist ein Mykorrhizapilz der in Deutschland streng an die Birke gebunden ist In Nordamerika kann er aber auch mit Hemlocktannen Tsuga oder Espen 6 eine Partnerschaft eingehen 4 Man findet den Pilz meist gesellig in Waldern Garten und Parkanlagen wo er unter oder bei Birken wachst Der Milchling ist nicht an bestimmte Waldtypen oder Gesellschaften gebunden und kann fast uberall vorkommen wo auch sein Wirt die Birke wachst Er mag gern saure trockene bis massig feuchte Boden kommt aber auch auf anderen Boden vor Die Fruchtkorper erscheinen zwischen August und Oktober 5 7 Verbreitung Bearbeiten nbsp Verbreitung des Birken Milchlings in Europa Grun eingefarbt sind Lander in denen der Milchling nachgewiesen wurde Grau dargestellt sind Lander ohne Quellen oder Lander ausserhalb Europas 8 9 10 11 12 13 14 15 Der Birken Milchling ist eine holarktische Art die in der gemassigten und borealen Klimazone vorkommt und bis in subarktische Bereiche vordringt Der Pilz kommt in Nordasien Sibirien China Korea und Japan in Nordamerika Mexiko USA Kanada und Gronland auf den Kanarischen Inseln in Nordafrika und Europa vor Ausserdem gibt es Nachweise aus Neuseeland und Australien Die nordamerikanische Verbreitung erstreckt sich nach Norden in den Yukon und bis nach Alaska 16 und im Suden bis nach Mexiko 17 In Europa findet man ihn vor allem in Grossbritannien Mittel Ost und Nordeuropa In Skandinavien ist er bis ins arktisch alpine Lappland verbreitet und auch in Island kommt er vor In West und Sudeuropa ist der Pilz seltener In Deutschland ist der Milchling zwar weit verbreitet aber nicht sehr haufig doch trotz leichter Ruckgangstendenzen ist die Art weiterhin ungefahrdet 7 Auch in Osterreich 18 und der Schweiz 19 ist die Art weit verbreitet wenn auch nicht haufig Infragenerische Systematik BearbeitenDie Art wird von Marcel Bon in die Sektion Tricholomoidei gestellt Die Vertreter dieser Sektion haben Hute mit fransig zottig oder wollenem Hutrand und stets weisse Milch Bei einigen Arten kann die Milch an der Luft deutlich gilben Nahe verwandte Arten sind der Flaumige Birken und der Fransen Milchling Speisewert BearbeitenDer Birken Milchling ist roh und ohne entsprechende Behandlung giftig Fur die Giftigkeit und den scharfen Geschmack sind Terpene verantwortlich Das Gift wirkt sich vor allem auf den Verdauungstrakt aus wobei die Schleimhaute gereizt werden gastrointestinale Vergiftung Als Folgeerscheinungen konnen nach einer Latenzzeit von einer halben Stunde bis drei Stunden Bauchschmerzen Koliken Wadenkrampfe starke Durchfalle und Erbrechen sowie Azidose und Exsikkose auftreten In Nord und Osteuropa wird der Birken Milchling wie auch viele andere scharf schmeckende Milchlinge dennoch in grossen Mengen gesammelt und nach entsprechender Vorbehandlung ohne Beschwerden verzehrt Dazu werden die Pilze klein geschnitten uber Nacht gewassert in frischem Wasser 5 Minuten abgekocht und nach Abgiessen des Bruhwassers wie andere Pilze verwendet Oft werden sie danach in Salz oder gewurztem Essigsud eingelegt Bei diesem Prozess werden die schadlichen in der Milch enthaltenen harzartigen und bitteren Stoffe entfernt 1 3 20 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Birken Milchling Lactarius torminosus Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Birkenreizker Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten a b c Hermann Jahn Pilze rundum Lactarius torminosus PDF 6 1 MB In pilzbriefe de Westfalische Pilzbriefe S 163 Nr 212 abgerufen am 24 Juni 2011 Hans E Laux Der neue Kosmos PilzAtlas Franckh Kosmos Stuttgart 2002 ISBN 3 440 07229 0 S 200 a b Ewald Gerhart Pilze Band 1 Lamellenpilze Taublinge Milchlinge und andere Gruppen mit Lamellen BLV Verlagsgesellschaft Munchen Wien Zurich 1984 ISBN 3 405 12927 3 S 282 a b J F Ammirati J A Traquair P A Horgen Poisonous Mushrooms of Canada Including other Inedible Fungi Fitzhenry amp Whiteside Markham Ontario 1985 ISBN 0 88902 977 6 S 273 74 a b Marcel Bon Hrsg Pareys Buch der Pilze Franckh Kosmos Verlag Stuttgart 2005 ISBN 3 440 09970 9 S 82 D Arora Mushrooms Demystified a Comprehensive Guide to the Fleshy Fungi Ten Speed Press Berkeley CA 1986 ISBN 0 89815 169 4 S 73 online a b German Josef Krieglsteiner Hrsg Andreas Gminder Wulfard Winterhoff Die Grosspilze Baden Wurttembergs Band 2 Standerpilze Leisten Keulen Korallen und Stoppelpilze Bauchpilze Rohrlings und Taublingsartige Ulmer Stuttgart 2000 ISBN 3 8001 3531 0 S 374 Lactarius torminosus in der PILZOEK 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26 Juni 2011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Birken Milchling amp oldid 243007577