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Die Bombardierkafer Brachininae stellen eine Unterfamilie in der Familie der Laufkafer Carabidae dar die weltweit mit etwa 500 Arten vorkommen In Mitteleuropa sind sie mit zwei Gattungen und sechs Arten vertreten In ganz Europa sind es 51 Arten 1 Von manchen Autoren werden sie als eigenstandige Familie Brachinidae angesehen Die Kafer sind auf offenem Gelande haufig in kleinen Gruppen unter Steinen zu finden BombardierkaferBombardierkafer der Gattung BrachinusSystematikUberklasse Sechsfusser Hexapoda Klasse Insekten Insecta Ordnung Kafer Coleoptera Unterordnung Adephagaincertae sedisUnterfamilie BombardierkaferWissenschaftlicher NameBrachininaeBonelli 1810Pheropsophus verticalis aus Australien Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verteidigungsmechanismus 3 Systematik 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksMerkmale BearbeitenDie Bombardierkafer werden 5 bis 15 Millimeter lang Ihr Korper ist langgestreckt ihre Deckflugel sind kurzer als ihr Hinterleib und am Ende gerade oder schrag nach innen abgestutzt Sie sind meist blau oder grun selten sind sie auch schwarz gefarbt Der grosse Kopf und der Halsschild sind meist rot Sie haben komplett behaarte Fuhler Am Augenrand befindet sich nur eine Supraorbitalborste Die ersten drei Tarsenglieder der Vorderbeine der Mannchen sind verbreitert Das wichtigste Merkmal dieser Kafer ist ihr Explosionsapparat am Hinterleibsende aus dem bei Gefahr dem Angreifer reizende und ubelriechende Gase aus zwei Rohren direkt entgegen geblasen werden Dabei ist ein deutlicher Explosionsknall zu vernehmen Verteidigungsmechanismus BearbeitenDie Bombardierkafer besitzen ein eindrucksvolles Verteidigungssystem Werden sie von einem Feind bedroht blasen sie dem Angreifer atzende und ubelriechende Gase direkt entgegen Der paarige Explosionsapparat am Hinterleibsende besteht aus einer Druse die Sekret produziert einer Sammelblase und einer Explosionskammer Hermann Schildknecht ein deutscher Chemiker untersuchte die Bombardierkafer und stellte fest dass die Kafer ihren Sprengstoff unmittelbar vor dem Hinausblasen durch Mischen zweier sehr reaktiver Chemikalien Hydrochinon und Wasserstoffperoxid herstellen 2 3 4 5 Wenn sich den Kafern ein Feind nahert wie beispielsweise Ameisen oder ein Frosch spritzen sie die in der Sammelblase gelagerten Chemikalien in die Explosionskammer und geben dort genau im richtigen Moment die Enzyme Katalase und Peroxidase hinzu um die Reaktion zu beschleunigen In der Folge spaltet sich Wasserstoffperoxid zu Wasser und Sauerstoff und Hydrochinon oxidiert zu giftigem 1 4 Benzochinon Dabei kommt es zu einer heftigen chemischen Reaktion bei der sowohl Warme als auch ein hoher Druck entstehen Dadurch schiesst ein atzendes etwa 100 C heisses Gasgemisch mit einem Knall aus dem Hinterleib auf den Angreifer Ein Kafer kann diesen Mechanismus mehrmals auslosen weil bei einer gerichteten Explosion nicht der gesamte Chemikalienvorrat auf einmal verbraucht wird Daruber hinaus ist der Hinterleib sehr beweglich so dass sogar unter dem Korper nach vorne geschossen werden kann Das Gemisch wirkt als giftiges Wehrsekret 6 Die Wand der Explosionskammer ist mit einer dicken Cuticula versehen und ist mit kugeligen Gruppen einzelliger Enzymdrusen ausgestattet Bombardierkafer konnen nicht nur prazise ihre Waffe einsetzen sondern sogar um die Ecke schiessen Dafur haben sie zwei scheibenformige Reflektoren an jeder Seite der Spritzduse mit denen sie die Gase umlenken konnen 7 Die Explosion stellt ein abwehrendes oder zumindest Erschrecken hervorrufendes akustisches und optisches Signal dar Novid Beheshti und Andy McIntosh von der Universitat Leeds haben die gasdruckabhangigen Eingangs und Ausgangsventile der Explosionskammer der Bombardierkafer untersucht und den genauen Vorgang dieser Flash Verdampfung apparativ nachvollzogen 8 9 Dabei konnte sowohl die Spruhdistanz als auch die Tropfchengrosse kontrolliert eingestellt werden beides Faktoren die bei der Verabreichung von Medikamenten durch Aerosolisierung eine wichtige Rolle spielen Systematik BearbeitenIn Mitteleuropa kommen funf Arten aus zwei Gattungen vor Aptinus Schwarzer Bombardierkafer oder Alpen Bombardierkafer Aptinus bombarda Brachinus Grosser Bombardierkafer Brachinus crepitans Kleiner Bombardierkafer Brachinus explodens Brachinus sclopeta Brachinus ganglbaueriEinzelnachweise Bearbeiten Brachininae Fauna Europaea abgerufen am 31 Mai 2007 Hermann Schildknecht Karl Holoubek Die Bombardierkafer und ihre Explosionschemie In Angewandte Chemie Band 73 Nr 1 1961 S 1 7 doi 10 1002 ange 19610730102 Werner Nachtigall Alfred Wisser Biologisches Design Systematischer Katalog fur bionisches Gestalten Springer Berlin u a 2005 ISBN 3 540 22789 X Google Books Gerhard G Habermehl Gift Tiere und ihre Waffen 5 aktualisierte und erweiterte Auflage Springer Berlin u a 1994 ISBN 3 540 56897 2 Google Books Rolf Frobose Wenn Frosche vom Himmel fallen Die verrucktesten Naturphanomene Wiley VCH Weinheim 2007 ISBN 978 3 527 31659 5 Google Books Bernhard Klausnitzer Kafer Lizenzausgabe 2 Auflage Nikol Hamburg 2005 ISBN 3 937872 15 9 Rolf Sauermost Doris Freudig Redaktion Blatt bis Cistusol Lexikon der Biologie Band 3 Spektrum Heidelberg 2000 ISBN 3 8274 0328 6 Novid Beheshti Andy C McIntosh The bombardier beetle and its use of a pressure relief valve system to deliver a periodic pulsed spray In Bioinspiration and Biomimetics Band 2 Nr 4 2007 doi 10 1088 1748 3182 2 4 001 Deutsche ZusammenfassungLiteratur BearbeitenEkkehard Wachmann Ralph Platen Dieter Barndt Laufkafer Beobachtung Lebensweise Naturbuch Augsburg 1995 ISBN 3 89440 125 7 Jiri Zahradnik Kafer Mittel und Nordwesteuropas Parey Hamburg u a 1985 ISBN 3 490 27118 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Brachininae Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bombardierkafer amp oldid 235627682