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Wolf Dietrich von Raitenau 26 Marz 1559 in Schloss Hofen Lochau am Bodensee 16 Janner 1617 auf der Festung Hohensalzburg war Fursterzbischof und regierte von 1587 bis 1612 das Erzstift Salzburg Nach wie vor pragen seine Bauten und Platze die er unter Mitwirkung von Vincenzo Scamozzi planen liess das Bild der Stadt Salzburg Wolf Dietrich von Raitenau von Kaspar MembergerWappen Wolf Dietrichs als Erzbischof von Salzburg von 1594 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Bauherr und Kunstmazen 3 Ableben 4 Nachwirken 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWolf Dietrich stammte aus dem suddeutschen Kleinadelsgeschlecht Raitenau das im Bodenseeraum begutert war Er war der alteste Sohn des Hans Werner von Raitenau hatte spater acht Halbgeschwister 1 und hatte uber seine Mutter Helene von Hohenems eine Nichte von Giovanni Angelo Medici dem spateren Papst Pius IV eine entfernte Verwandtschaft zu den Medici einer stadtadeligen Familie aus Mailand die nicht verwandt war mit den Medici aus Florenz Daruber hinaus war er mit Kardinal Karl Borromaus verwandt der zu Wolf Dietrichs Lebzeiten heiliggesprochen wurde Fur seine Mutter liess er nach 1586 in der Pfarrkirche St Peter und Paul in Orsingen durch Hans Morinck ein Grabmal mit einer lebensgrossen Figur der Grafin anfertigen sein Vater wurde in einem uberlebensgrossen Monumentalgrab in der Stiftskirche St Peter Salzburg bestattet Sein Bruder Werner von Raitenau wurde in der durch ihn 1627 angebauten Orsinger Johanniterkapelle heute Sakristei bestattet 2 Er wurde am Germanicum in Rom ausgebildet Im Mai 1587 als Kompromisskandidat zum Erzbischof gewahlt wurde er im Oktober desselben Jahres vom Passauer Bischof Urban von Trennbach zum Priester und Bischof geweiht Schon nach kurzer Zeit fuhrte er Reformen in der Liturgie und Verwaltung durch Anfanglich verfolgte er eine strikte gegenreformatorische Linie und verwies im Jahr 1589 alle Protestanten der Stadt Salzburg 1587 war er kurz Furstabt des Klosters Murbach gewesen Er rief die Kapuziner und die Augustiner Eremiten ins Land um die Gegenreformation weiterzufuhren Wolf Dietrich fand jedoch bald zu einer Politik der Toleranz die ihn aber der Kurie entfremdete Er stand mit Tycho Brahe in Kontakt und rezipierte Machiavellis Ideal vom souveranen Renaissancefursten das er im fruhabsolutistischem Sinn umdeutete Der hochgebildete Erzbischof besass einen scharfen Verstand war aber oft unberechenbar und jahzornig Fur seine Lebensgefahrtin Salome Alt die ihn auch bei offiziellen Anlassen stets begleitete und mit der er 15 Kinder hatte liess er das Schloss Altenau bauen das von seinem Nachfolger in Mirabell umbenannt wurde Zu Fall brachten ihn die Konflikte mit Bayern Sein Fernbleiben von der Katholischen Liga lief der Politik Maximilians von Bayern zuwider Weitere Streitpunkte waren der Salzpreis sowie die salzreiche und reichsunmittelbare Furstpropstei Berchtesgaden uber die Salzburg schon immer seinen Einfluss ausbreiten wollte die damals aber stark unter bayerischem Einfluss stand Ein Einmarsch der Salzburger Truppen in Berchtesgaden im Oktober 1611 wurde von den Bayern mit einem Einmarsch in Salzburg beantwortet Wolf Dietrich wurde auf der Flucht gefasst und bis an sein Lebensende von seinem Nachfolger und Vetter Markus Sittikus Graf von Hohenems zuerst vom 11 Oktober bis 16 November 1611 in der Festung Hohenwerfen und spater in der Furstenstube der Festung Hohensalzburg in strenger Einzelhaft eingesperrt Er ritzte in die Wand der Festung Hohenwerfen den im Jahr 1905 gefundenen Spruch Lieb ist Leides Anfang der sich auf die Liebe zu seiner Lebensgefahrtin Salome Alt bezieht 3 zerstort beim Brand 1931 Gibt in der Welt vil Trug Tue recht und furcht die Lug Damit ward ich betrogen Ich tat recht und ward belogen Lieb ist Laydes Anfangkh uber kurz oder langkh 4 Am Ende seines Lebens hat sich Wolf Dietrich in das Unabanderliche seines Schicksals gefugt und seine Gefangenschaft als gottgewollt angenommen Seine Barbiere Johannes Strauss und Adam Stainer sagten Wolf Dietrich habe geaussert er sei allein schuld an seinem Schicksal nur seine geliebten Kinder hatte er gerne um sich gehabt 5 ein Wunsch der ihm bis zu seinem Lebensende nicht mehr erfullt wurde Trotz des plotzlichen Endes seiner Regierung verdankt die Stadt Salzburg ihr barockes Aussehen in erster Linie ihm Sie ist die alteste Barockstadt in Mitteleuropa und wurde von den spateren Zeitgenossen deswegen deutsches Rom genannt Diese Vorbildwirkung half dem Barockstil wesentlich bei seiner Verbreitung nordlich der Alpen Bauherr und Kunstmazen Bearbeiten nbsp Detail der Decke im Gloriensaal der Neuen Residenz um 1602 nbsp Decke der unter Wolf Dietrich erbauten Sala Terrena in der ResidenzWolf Dietrich gilt als grosser Kunstsammler Bedeutend ist er vor allem auch als Bauherr manche Bauten wurden dabei nachtraglich geandert erst nach seiner Regierungszeit fertiggestellt oder kamen nicht zur Ausfuhrung Zunachst wurde um 1588 die Neue Residenz im Osten des Domes begonnen die um 1600 ihre teilweise erhaltene Innenausstattung mit Stuckdecken und Kassettendecken erhielt Als nachstes wurde die eigentliche erzbischofliche Residenz im Westen des Domes in Angriff genommen Von den zahlreichen Flugeln und drei Hofen existiert nur noch der Teil im Osten Die nach Westen um zwei Hofe anschliessende Gartenanlage mit Grottenhallen wurde um 1790 weitgehend abgetragen und ist nur noch in Teilen erhalten nbsp Turmtaler Klippe von 1593 Wolf Dietrichs von Raitenau Erzbischof von SalzburgNach dem Brand des Salzburger Doms 1598 wurde die Ruine gemeinsam mit 55 Burgerhausern niedergerissen um Platz fur einen neuen Dombau zu machen der allerdings erst unter seinem Nachfolger mit veranderter Planung in Angriff genommen wurde Die Planungen wurden von Vincenzo Scamozzi durchgefuhrt der zugleich einen neuen Raster fur die Innenstadt entwarf Residenz und Mozartplatz gehen auf diese Planungen zuruck Die zahlreichen kunstlerisch besonderen Turmgeprage die als Talerteilstucke Taler und Mehrfachtaler in Klippenform und als Goldabschlage sowie in mehreren Pragevarianten geschlagen wurden liess der Erzbischof zum Gedenken an die Turkenkriege pragen Sie sind jedoch viel eher Zeugen seiner Tatigkeit als Kunstsammler da seine Truppen nicht unmittelbar an den Kampfen beteiligt waren 6 Ableben Bearbeiten nbsp Mausoleum Erzbischof Wolf Dietrichs in St SebastianWolf Dietrichs Todesnahe ausserte sich anfallsartig durch Zuckungen Schaum vor dem Mund und linksseitiger Lahmung Bereits 1605 hatte ihn ein ahnlicher kleiner Anfall heimgesucht nach welchem er ca vier Monate nicht mehr eigenhandig signieren konnte da seine Rechte gelahmt war er musste sich eines Truckerls eines Stempels bedienen Nach seinem Ableben wurde wegen der beabsichtigten Schaustellung des Leichnams das Gehirn Wolf Dietrichs nicht geoffnet die Todesursache Schlaganfall also nicht verifiziert aber vermutet 7 Obwohl Wolf Dietrich schon 1600 fur sich ein einfaches Leichenbegangnis verfugt hatte nur begleitet von Dienern und Franziskanern im Alltagsgewand zur Nachtzeit und ohne Glockengelaute und seiner Ablehnung einer Leichenoffnung veranlasste sein Nachfolger Markus Sittikus das genaue Gegenteil Nach einer offentlichen Aufbahrung in der St Veits Kapelle im Stift St Peter bekront mit der Inful wurde er unter Begleitung des Erzbischofs der Domherren der Korporationen und Zunfte in die Gabriels Kapelle in der Mitte des von ihm im Stil eines italienischen Campo Santo angelegten Sebastiansfriedhofs in Salzburg uberfuhrt und dort feierlich beigesetzt 8 Nachwirken BearbeitenVerschiedene Schriftsteller haben Leben und Wirken des Wolf Dietrich von Raitenau literarisch verarbeitet Ein Roman uber sein Leben stammt von Arthur Achleitner Celsissimus Ein Salzburger Roman Berlin Alfred Schall 1902 Erhard Buschbeck verfasste einen expressionistischen Roman Wolf Dietrich Roman Leipzig Wolgast Der Kentaur 1919 Ludwig Huna schrieb einen Roman uber Wolf Dietrich von Raitenau Der Wolf im Purpur Leipzig Grethlein 1919 Literatur BearbeitenAstrid Ducke Thomas Habersatter Hrsg Wolf Dietrich von Raitenau Auf den Spuren des Fursterzbischofs im DomQuartier Salzburg Salzburg 2017 Gerhard Ammerer Ingonda Hannesschlager Hrsg Strategien der Macht Hof und Residenz in Salzburg um 1600 Architektur Reprasentation und Verwaltung unter Fursterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau 1587 bis 1611 12 Salzburg 2011 Christoph Brandhuber Oliver Ruggenthaler OFM Das Weltbild eines Kirchenfursten im Spiegel des Bildprogramms der Dietrichsruh Wolf Dietrichs verlorenes Paradies In Roswitha Juffinger Hrsg Zentrum der Macht Die Kunstsammlungen der Salzburger Fursterzbischofe Gemalde Graphik Kunstgewerbe Salzburg 2011 S 394 509 Christoph Brandhuber Oliver Ruggenthaler OFM Wolf Dietrich und die Franziskaner Ein Hofkloster fur die Salzburger Residenz in Strategien der Macht Hof und Residenz in Salzburg um 1600 hg von Gerhard Ammerer Ingonda Hannesschlager Salzburg 2011 S 231 272 Ernst von Frisch Wolf Dietrich von Salzburg im Lichte seiner Kunstsammlung Das Bergland Buch Salzburg 1949 Ernst Hintermaier Es gehe confuse in verrichtung des Gottesdienstes zue vnnd wolle demnach denn Chorum in ein bessere und richtigere Ordnung bringen Liturgie Reform Kirchenmusik und hofisches Musikleben unter den Erzbischofen Wolf Dietrich von Raitenau 1587 1612 und Markus Sittikus von Hohenems 1612 1619 In Jurg Stenzl Ernst Hintermaier Gerhard Walterskirchen Hrsg Salzburger Musikgeschichte Vom Mittelalter bis ins 21 Jahrhundert Salzburg 2005 ISBN 978 3 7025 0511 0 S 121 138 Franz Martin Erzbischof Wolf Dietrich von Salzburg und sein Mausoleum E Holzel Wien 1923 Franz Martin Wolf Dietrich von Raitenau Erzbischof von Salzburg A Hartleben Wien 1925 Walter Schlegel Baumassnahmen des Fursterzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau 1587 1612 In Vision und Realitat Die Salzburger Residenz 1587 1727 Horn Wien 2009 S 27 51 OZKD LXIII 2009 Heft 1 2 Georg W Seunig Die stadtebauliche Entwicklung der Stadt Salzburg unter Fursterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau 1587 1612 1981 doi 10 3929 ethz a 000244132 Hermann Spies Die Tonkunst in Salzburg in der Regierungszeit des Fursten und Erzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau 1587 1612 Spies Salzburg 1932 Eva Stahl Wolf Dietrich von Salzburg Weltmann auf dem Bischofsthron Amalthea Wien Munchen 1987 ISBN 3 85002 230 7 Katalog der 4 Salzburger Landesausstellung Fursterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau Grunder des Barocken Salzburg Amt der Salzburger Landesregierung Salzburg 1987 Karl Mayr Deisinger Wolf Dietrich von Raittenau Erzbischof von Salzburg In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 43 Duncker amp Humblot Leipzig 1898 S 723 726 Manfred Horner Wolf Dietrich von Raitenau In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 7 Bautz Herzberg 1994 ISBN 3 88309 048 4 Sp 1291 1295 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wolf Dietrich von Raitenau Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Wolf Dietrich von Raitenau im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Wolf Dietrich von Raitenau auf catholic hierarchy org Wolf Dietrichs Bibliothek Ausfuhrliche Biografie und zahlreiche Bilder bei der Uni Salzburg Ausfuhrliche Biografie bei Salzburg Coins Interactive Eintrag zu Wolf Dietrich von Raitenau im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Landkarten mit baulichen Veranderungen in der Zeit Wolf Dietrichs Einige Legenden zu Wolf Dietrichs TodEinzelnachweise Bearbeiten Fredy Meyer Die Edelfreien von Aach Ein Beitrag zur Adelsgeschichte des Hegaus im Mittelalter In Hegau Zeitschrift fur Geschichte Volkskunde und Naturgeschichte des Gebietes zwischen Rhein Donau und Bodensee Selbstverlag des Hegau Geschichtsvereins Singen e V Band 41 42 Singen Hohentwiel September 1986 S 24 37 Fredy Meyer Adel und Herrschaft am Bodensee S 161 ff Spuk in Osterreich Unheimliche Orte und mysteriose Begegnungen Gabriele Hasmann Ursula Hepp Ueberreuther Wien http members kabsi at seeau Encyclopaedia LinienVaeter Seeau AnekdotenAltenau htm Reinhard R Heinisch Wolf Dietrichs Sturz und Gefangenschaft In Salzburger Landesregierung Kulturabteilung Hrsg 4 Salzburger Landesausstellung Fursterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau Grunder des barocken Salzburgs S 79 82 Salzburg 1987 Heinz Fengler transpress Lexikon Numismatik 1976 S 400 Alois Proschko Die Todeskrankheiten der Erzbischofe von Salzburg In Mitteilungen der Gesellschaft fur Salzburger Landeskunde Nr 86 87 Jahrgang 1946 47 S 95 Heinisch 1987 S 82 Erzbischofe von Salzburg seit 1403 Vorganger Gregor Schenk von Osterwitz Erzbischofe und FursterzbischofeEberhard III von Neuhaus Berthold von Wehingen ernannter Gegenerzb Eberhard IV von Starhemberg Johann II von Reisberg Friedrich IV Truchsess von Emmerberg Sigismund I von Volkersdorf Burkhard II von Weisspriach Bernhard von Rohr Johann III Beckenschlager Christoph Ebran von Wildenberg letzter gewahlter Gegenerzbischof Friedrich V Graf von Schaunberg Sigmund II von Hollenegg Leonhard von Keutschach Matthaus Lang von Wellenburg Ernst Herzog von Bayern Administrator Michael von Kuenburg Johann Jakob Khuen von Belasi Georg von Kuenburg Wolf Dietrich von Raitenau Markus Sittikus Graf von Hohenems Paris Graf von Lodron Guidobald Graf von Thun und Hohenstein Max Gandolf von Kuenburg Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein Franz Anton Furst von Harrach Leopold Anton Freiherr von Firmian Jakob Ernst Graf von Liechtenstein Kastelkorn Andreas Jakob Graf von Dietrichstein Sigismund III Christoph Graf von Schrattenbach Hieronymus Graf von Colloredo letzter regierender Fursterzbischof Sigmund Christoph Graf von Waldburg zu Zeil und Trauchburg Administrator Leopold Maximilian Graf von Firmian Administrator Augustin Johann Joseph Gruber Friedrich Johannes Furst zu Schwarzenberg Maximilian Joseph von Tarnoczy Franz Albert Eder Johannes Evangelist Haller Johannes Baptist Katschthaler Balthasar Kaltner Ignatius Rieder Sigismund Waitz Andreas Rohracher letzter titul FursterzbischofErzbischofeEduard Macheiner Karl Berg Georg Eder Alois Kothgasser Franz Lackner VorgangerAmtNachfolgerGeorg von KuenburgErzbischof von Salzburg 1587 1612Markus Sittikus von HohenemsNormdaten Person GND 118597973 lobid OGND AKS LCCN nr89001134 VIAF 74645591 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Raitenau Wolf Dietrich vonKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Fursterzbischof von Salzburg 1587 1612 GEBURTSDATUM 26 Marz 1559GEBURTSORT Schloss Hof bei BregenzSTERBEDATUM 16 Januar 1617STERBEORT Festung Hohensalzburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wolf Dietrich von Raitenau amp oldid 237206283