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Der Wiener Oktoberaufstand 1848 oft auch Wiener Oktoberrevolution genannt war die letzte Erhebung der osterreichischen Revolution von 1848 49 Hinrichtung Robert Blums Gemalde von Carl Constantin Heinrich Steffeck 1848 49 Inhaltsverzeichnis 1 Ablauf 1 1 Der Aufstand vom 6 Oktober 1 2 Gegenreaktionen der Kaiserlichen 1 3 Generalsturm der Kaiserlichen 1 4 Schlacht bei Schwechat 2 Folgen 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAblauf BearbeitenDer Aufstand vom 6 Oktober Bearbeiten Als am 6 Oktober 1848 kaiserliche osterreichische Truppen von Wien aus gegen das aufstandische Ungarn ziehen sollten versuchten die mit den Ungarn sympathisierenden Wiener Arbeiter Studenten und aufstandischen Truppen den Abmarsch zu verhindern Den Auftakt zur Wiener Oktoberrevolution markierte die Meuterei eines Grenadierregiments in der Arbeitervorstadt Gumpendorf das den Befehl zum Auszug missachtete und die Einrichtungen seiner eigenen Kaserne beschadigte Die Akademische Legion und Teile der burgerlichen Nationalgarde schlossen sich den Revoltierenden an Generalmajor Hugo von Bredy war mit der Fuhrung einer kaiserlichen Gegenwehr beauftragt Sein Versuch die Bogen der beschadigten Taborbrucke die von den Aufstandischen zur Errichtung von Barrikaden verwendet worden waren durch Pioniere wieder instand setzen zu lassen und somit den Abmarsch der Truppen nach Ungarn zu ermoglichen scheiterte In einem Gefecht mit den Aufstandischen verlor Bredy sein Leben und die regularen Truppen waren gezwungen sich angesichts der zahlenmassigen Uberlegenheit der Gegenpartei zuruckzuziehen 1 Im Folgenden kam es zu weitreichenden Strassenkampfen in der Wiener Innenstadt wobei selbst im Stephansdom Menschen umkamen nbsp Die Leiche des gelynchten Kriegsministers wird an eine Laterne gehangtKriegsminister Graf Baillet von Latour der den Abmarsch der Truppen befohlen hatte wurde von der aufgebrachten Volksmenge gelyncht Nachdem den Aufstandischen die Eroberung des ergiebigen Kaiserlichen Zeughauses in der Renngasse gelungen war verliess das kaiserliche Militar die Stadt sodass Wien in der Hand der Revolutionare war Kaiser Ferdinand und sein Hof flohen noch am 7 Oktober mit der neuen Eisenbahn nach Olmutz Gegenreaktionen der Kaiserlichen Bearbeiten Die Kroaten welche unter ihrem Ban Joseph Jelacic von Buzim den Kaiserlichen nach Wien zur Hilfe entgegenruckten hatten am 6 Oktober Ungarisch Altenburg erreicht und erhielten dort Nachricht von der Ermordung des Kriegsministers Auf Befehl des Kommandierenden Generals in Prag Furst Alfred I zu Windisch Graetz ruckten jetzt zwei Korps aus Bohmen nach Wien um die dortige Revolte niederzuschlagen Es handelte sich dabei um das II Korps unter Feldmarschallleutnant FML Laszlo Wrbna und ein neu aufgestelltes Reserve Korps unter Graf Serbelloni Bis zum 9 Oktober hatte Windisch Graetz die Eisenbahnlinie zwischen Prag und Lundenburg in seine Hand bekommen und dadurch den Transport und Nachschub seiner Truppen gesichert Am 10 Oktober erreichten vom Osten die kroatischen Vorposten die Laaer Berge am 12 erfolgte deren Vereinigung mit den regularen Truppen Wiens unter FML Furst Maximilian von Auersperg nbsp Angriff auf die Barrikade in der Jagerzeile nbsp Alfred Furst zu Windisch Graetz Feldmarschall Lithographie von Joseph Kriehuber 1848Am 15 Oktober wurde Furst Windisch Graetz zum Feldmarschall und Oberkommandanten aller ausser Italien stehenden k k Truppen ernannt Am 19 Oktober verlegte er sein Hauptquartier von Olmutz nach Lundenburg drei Tage spater nach Stammersdorf wo sich seine Armee versammelte Andere Truppenteile waren bei Krems uber die Donau gegangen und trafen vom Westen her in Wien ein Der Reichstag wurde am 22 Oktober nach Kremsier verlegt Am gleichen Tag war die Einschliessung Wiens abgeschlossen das unter dem Banus stehende I Korps der Kroaten war von Kaiser Ebersdorf bis gegen Himberg aufgestellt um die Abschliessung der St Marxer Linie zu bewirken Furst Windisch Graetz traf am 24 Oktober in seinem Hauptquartier zu Hetzendorf ein Der Banus empfing nun alle weiteren Befehle direkt von ihm Am 24 Oktober war die Brigittenau besetzt bis zum 27 waren die Truppen der Division des FML Ramberg aus der Au gegen den Prater vorgeruckt Generalsturm der Kaiserlichen Bearbeiten Am 26 Oktober befahl Furst Windisch Graetz die Beschiessung Wiens Die Verteidiger fuhrte der polnische General Josef Bem an der sich seit 14 Oktober in der Stadt befand Am 28 Oktober wurde der Beschuss fortgesetzt Furst Windisch Graetz kommandierte vom Laaerberg aus den Angriff auf die inneren Stadtteile Jelacics Korps griff gegen die Vorstadte Landstrasse Erdberg und Weissgerber an Eine Division unter FML Hartlieb trat vom Walltor an und ersturmte nacheinander elf Barrikaden bis gegen 19 Uhr war nach einem achtstundigen Kampfe auch die ganze Jagerzeile bis an den Donaukanal erobert General Csorich kommandierte die kaisertreuen Truppen in der Leopoldstadt und ubernahm spater das Kommando uber die Einheiten welche die innere Stadt einschlossen Seine Verbande drangen gegen die Matzleinsdorfer Linie und gegen den Wien Gloggnitzer Bahnhof vor Alle gegen Wien verwendeten Teile des II Korps unter FML von Auersperg verblieben in ihren Stellungen nur die Brigade Grammont wurde aus der Leopoldstadt abgezogen um sich den aus Osten gemeldeten Ungarn entgegenzustellen Die Brigade Parrot besetzte die Nussdorfer Linie ohne Kampf und ruckte an den Alserbach vor und entwaffnete die dort liegenden Burgerkrafte Am 29 Oktober bot die revoltierende Nationalgarde unter Wenzel Messenhauser die Kapitulation an die Weitschweifigkeit des Fursten Windischgratz verhinderte aber einen formlichen Abschluss 2 Schlacht bei Schwechat Bearbeiten Mittlerweile hatte das Heer der ungarischen Insurgenten am 28 Oktober die Leitha am 29 die Fischa passiert Gegen Abend des 29 Oktober bemerkte man von kaiserlicher Seite die ungarischen Kolonnen unter Oberbefehl von General Janos Moga zu beiden Seiten der von Schwadorf nach Schwechat fuhrenden Strasse heute B 10 wo sie auf der Hohe eine Aufstellung nahmen Am 30 Oktober gegen 9 Uhr vormittags hatten die Ungarn die Stellungen des Banus bei Mannsworth erreicht und den Kampf mit heftigem Geschutzfeuer eroffnet Die Starke der Ungarn in der folgenden Schlacht bei Schwechat betrug etwa 23 500 Mann und 71 Geschutze Erst gegen Abend konnte der Banus durch das Eingreifen einer Brigade unter General Zeisberg den Angriff der Gegner zuruckwerfen 3 Als den Aufstandischen in der Stadt der Angriff der Ungarn gemeldet wurde brachen am Nachmittag des 30 Oktober Teile der revoltierenden Nationalgarde den Waffenstillstand und griffen Windisch Graetz Truppen an Messenhauser zeigte sich dabei unentschlossen 4 Die Antwort von Windisch Graetz war ein schwerer Beschuss der Vorstadte Mariahilf Gumpendorf und Wieden der ihn noch am 31 Oktober vollstandig in den Besitz der Hauptstadt brachte Windisch Graetz hatte seine Streitmacht inzwischen auf 33 Bataillone 52 Eskadronen und 198 Geschutze verstarkt Nachdem die kaiserlichen Truppen die Hauptstadt Wien wieder unter ihre Kontrolle gebracht hatten wurde die Hauptarmee nach Ungarn gesandt um die letzte Bedrohung des Kaiserreichs zu eliminieren Folgen Bearbeiten nbsp Hinrichtung des Casar Wenzel MessenhauserDie kaiserlichen Truppen eroberten am 31 Oktober auch die Innere Stadt zuruck Wenzel Messenhauser der bedeutendste Anfuhrer der Aufstandischen die Journalisten Alfred Julius Becher und Hermann Jellinek sowie der dem linken Flugel der Liberalen Demokraten zugeordnete Abgeordnete der Frankfurter Nationalversammlung Paulskirchenversammlung Robert Blum wurden in den darauf folgenden Tagen hingerichtet Blums Exekution am 9 November 1848 gegen die sich Furst Windisch Graetz ausgesprochen hatte war ein klares politisches Signal des osterreichischen Ministerprasidenten Felix Furst zu Schwarzenberg an die deutsche Nationalversammlung und spiegelte abermals die realpolitische Machtlosigkeit der Paulskirchenversammlung wider Blum der als Abgeordneter de jure parlamentarische Immunitat besessen hatte wurde de facto ohne Zustimmung ja sogar ohne Befragung der Nationalversammlung hingerichtet 5 Insgesamt waren bei den Kampfen rund 2000 Menschen gefallen Die Errungenschaften der Marzrevolution gingen zum grossten Teil verloren und Osterreich trat unter dem am 2 Dezember 1848 zum Kaiser proklamierten Franz Joseph I in die Phase des Neoabsolutismus ein Als wichtige Ergebnisse der Revolution blieben aber die Bauernbefreiung und die Demokratisierung der Kommunalverwaltung Der Erfolg der kaiserlichen Truppen in Wien gab auch der Reaktion in Preussen Auftrieb Wenige Tage nach der Niederschlagung des Wiener Oktoberaufstands am 10 November marschierte General Wrangel in Berlin ein sprengte die Preussische Nationalversammlung im Schauspielhaus auseinander und erklarte am 12 November den Belagerungszustand und am 14 schliesslich das Kriegsrecht uber die preussische Hauptstadt Die militarischen Erfahrungen aus dem Oktoberaufstand schlugen sich in Wien spater unter Kaiser Franz Joseph I auch stadtebaulich nieder unter Bildung eines Festungsdreiecks wurden jeweils in strategischer Bahnhofsnahe das Arsenal ab 1849 die Franz Josephs Kaserne ab 1854 und die Rossauer Kaserne ab 1865 errichtet die gegen innere Bedrohungen untauglichen Wiener Stadtmauern wurden ab 1858 geschleift und an ihrer Stelle die nicht zuletzt zwecks allfalliger Beschiessung unregelmassig achteckig gestaltete Wiener Ringstrasse errichtet 6 Siehe auch BearbeitenMarzrevolution Unterartikel Osterreich Revolution von 1848 49 im Kaisertum OsterreichLiteratur BearbeitenPeter Enne Ein Dokument der Todesangst Latours Rucktrittsangebot vom 6 Oktober 1848 in Viribus Unitis Jahresbericht 2010 des Heeresgeschichtlichen Museums Wien 2011 S 92 99 ISBN 978 3 902551 19 1 Wolfgang Hausler Von der Massenarmut zur Arbeiterbewegung Demokratie und soziale Frage in der Wiener Revolution von 1848 Jugend und Volk Wien Munchen 1979 ISBN 3 7141 6550 9 Verlagsausgabe der Habilitationsschrift Wolfgang Hausler Ernst Violand Hrsg Die soziale Geschichte der Revolution in Osterreich 1848 Osterreichischer Bundesverlag Wien 1984 ISBN 3 215 05479 5 Wolfgang Hausler Ernst Bruckmuller Hrsg 1848 Revolution in Osterreich Osterreichischer Bundesverlag Wien 1999 ISBN 3 215 13631 7 Wolfgang Hausler Das Gefecht bei Schwechat am 30 Oktober 1848 Osterreichischer Bundesverlag Wien 1977 Rudolf Kiszling Die Revolution im Kaisertum Osterreich Zwei Bande Universum Verlag Wien 1948 49 Herbert Steiner Karl Marx in Wien Die Arbeiterbewegung zwischen Revolution und Restauration 1848 Europaverlag Wien Munchen Zurich 1978 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Revolution Marz Oktober 1848 Quellen und Volltexte Friedrich Engels Revolution und Konterrevolution in Deutschland Kapitel XI Der Wiener Oktoberaufstand sowie Nachfolgekapitel XII Die Ersturmung Wiens Der Verrat an Wien Eintrag zu Wiener Oktoberaufstand 1848 im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Mike Rapport 1848 Revolution in Europa Theiss 2011 S 290 f Franz Mehring Gesammelte Schriften Band 7 Zur deutschen Geschichte III Dietz Berlin 1965 S 73 Anatole Wacquant Die ungarische Donau Armee 1848 49 Breslau 1900 S 20 Reuben John Rath The Viennese Revolution of 1848 Greenwood Press New York NY 1969 S 356 ff vgl etwa Frank Lorenz Muller Die deutsche Revolution von 1848 49 4 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2012 S 117 Rainer Hackauf Auch Wien auch Wien muss brennen In igkultur at 5 Juli 2011 abgerufen am 23 Februar 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wiener Oktoberaufstand 1848 amp oldid 238956323