www.wikidata.de-de.nina.az
Hermann Jellinek 22 Januar 1822 in Drslawitz Mahren 23 November 1848 in Wien war ein osterreichischer Schriftsteller Journalist und Revolutionar Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenHermann Jellinek war ein jungerer Bruder des Rabbiners Adolf Jellinek Uber Pressburg ging er nach Prag wo er sich mit den Lehren von Immanuel Kant und Friedrich Wilhelm Schelling beschaftigte und kleinere Aufsatze zu philosophischen und theologischen Themen verfasste Zu dieser Zeit beabsichtigte er noch Rabbiner zu werden 1 doch spater lehnte er jedwede Religion ab Wie sein Bruder Adolf wechselte er von Prag 1842 an die Universitat Leipzig wo er Hegel und Ludwig Feuerbach studierte und sich mit Naturwissenschaften Volkswirtschaft und sozialistischen Ideen befasste Erstes Aufsehen erregte als er in einem Vortrag an der Leipziger Universitat anlasslich des 200 Geburtstages von Gottfried Leibniz gegen dessen Philosophie polemisierte 2 Der Ton auch seiner Schriften war stets polemisch aggressiv oft sarkastisch wie etwa wenn er sich in der Broschure Die Tauschung der aufgeklarten Juden und ihre Fahigkeit zur Emancipation 1847 uber die Bestrebungen von Juden lustig machte die glauben Gleichberechtigung dadurch zu erreichen dass sie den judischen Glauben als eine aufgeklarte Religion darstellen die den Zielen der Aufklarung entspreche Als Jellinek sich politischen Themen zuwandte entfremdete er sich durch seine Radikalitat von seinem alteren Bruder Zwar konnte er in Leipzig noch promovieren aber seine politischen Aktivitaten fuhrten 1847 zu seiner Ausweisung aus dem Konigreich Sachsen worauf er mit dem Pamphlet Das Denunciationssystem des Sachsischen Liberalismus und das kritisch nihilistische System Hermann Jellineks reagierte Auch aus Berlin wo er in engem Kontakt zu Bruno Bauer stand wurde er bald wegen der Radikalitat seiner politischen Artikel ausgewiesen Im Revolutionsjahr 1848 ging er schon im Marz nach Wien wo er Herausgeber der Schriftenreihe Kritischer Sprechsaal fur die Hauptfragen der osterreichischen Politik wurde und mehrere Leitartikel fur die Osterreichische Allgemeine Zeitung verfasste in denen er das Haus Habsburg heftigst attackierte wodurch er u a Alfred Julius Becher kennenlernte in dessen Zeitschrift Der Radikale er sich ebenfalls oft mit polemischen politischen Artikeln zu Wort meldete Nach der Niederschlagung des Wiener Oktoberaufstands 1848 und der Ausrufung des Kriegsrechts wurde Jellinek der entgegen dem Rat von Freunden in Wien geblieben war am 9 November 1848 verhaftet und als einer der Hauptradelsfuhrer zusammen mit Alfred Julius Becher durch ein Militartribunal zum Tode durch den Strang verurteilt denn Feldmarschall Furst Windisch Gratz schrieb die Schuld an den Aufstanden in erster Linie der Presse und namentlich Jellinek und Becher zu Wahrend die Urteile anderer Revolutionare wie Casar Wenzel Messenhauser oder Robert Blum die standrechtlich erschossen wurden mit ihrem bewaffneten Widerstand begrundet wurden soll von den beiden verurteilten Schreibtischtatern nur Jellinek tatsachlich hingerichtet worden sein Der ehemalige Ministerialrat Adolf Fischhof selbst Jude der im Marz 1849 wegen Aufruhrs und Hochverrats angeklagt und erst nach neun Monaten enthaftet wurde erklarte dies damit dass Jellinek ein Jude Becher hingegen Protestant gewesen sei 3 Die Berichte hieruber sind allerdings widerspruchlich 4 Fischhof selber sei der Hinrichtung knapp entgangen an seiner Stelle habe man eben Jellinek exekutiert schreibt dessen Neffe Georg Jellinek 5 Allerdings hatte Jellinek wahrend des Tribunals seine Richter verbal derart gereizt dass man ihm mit korperlicher Zuchtigung drohte Bemuhungen ihn zur Distanzierung vom Inhalt seiner polemischen Schriften zu bewegen damit man ihm die Freiheit oder wenigstens das Leben schenken konne waren fruchtlos Seine Ideen schrieb er am Abend vor der Hinrichtung werde man nicht erschiessen konnen 6 Als sein Bruder Adolf Jellinek 1867 seine Eulogie auf den standrechtlich erschossenen Kaiser Maximilian von Mexiko den jungeren Bruder des osterreichischen Kaisers verfasste spielte er darin deutlich auf seinen eigenen ebenfalls von einem Militartribunal hingerichteten jungeren Bruder an und forderte dann die Abschaffung der Todesstrafe fur politische Handlungen sowie eine Reform der Gerichtsverfahren 7 nbsp Denkmal im Andenken an Hermann Jellinek Alfred Becher Wenzel Messenhauser und Robert Blum im Wahringer Park Schriften BearbeitenUriel Acostas Leben und Lehre Kummer Zerbst 1847 Das Verhaltniss der Lutherischen Kirche zu den reformatorischen Bestrebungen Leipzig 1847 Das Denunciationssystem des Sachsischen Liberalismus und das kritisch nihilistische System Hermann Jellineks Leipzig 1847 Die Tauschungen der aufgeklarten Juden und ihre Fahigkeit zur Emancipation Kummer Zerbst 1847 Die Gegenwartige Krisis der Hegelschen Philosophie Thomas Leipzig 1847 Kritik der Religion der Liebe Kummer Zerbst 1847 Die geheimen Beschlusse der Wiener Cabinetskonferenzen vom Jahre 1834 Thomas Leipzig 1848 Die religiosen und socialen Zustande der Gegenwart Kummer Zerbst 1848 Kritische Geschichte der Wiener Revolution vom 13 Marz bis zum constituirenden Reichstag K k Hof Buchdruckerei Sommer Wien 1848 Kritischer Sprechsaal fur die Hauptfragen der osterreichischen Politik Wien 1848 Kritisch Philosophische Schriften Aus dem Nachlass Wien 1849 Literatur BearbeitenEmil Lehmann H Jellinek zur Erinnerung Weller Leipzig 1851 Constantin von Wurzbach Jellinek Hermann In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 10 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1863 S 157 160 Digitalisat Berthold Bretholz Jellinek Hermann In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 50 Duncker amp Humblot Leipzig 1905 S 649 f Jellinek Hermann In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 3 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1965 S 102 Ernest Hamburger Juden im offentlichen Leben Deutschlands Regierungsmitglieder Beamte und Parlamentarier in der monarchischen Zeit 1848 1918 J C B Mohr 1968 Wolfgang Hausler u a Das Judentum im Revolutionsjahr 1848 Studia Judaica Austriaca I hg v Osterreichisches Judisches Museum in Eisenstadt Herold Wien 1974 Erich Zollner Hermann Jellinek im Vormarz Seine Entwicklung zum revolutionaren Demokraten In Beitrage zur neueren Geschichte Osterreichs Bohlau Wien 1974 S 345 359 Hans Otto Horch Horst Denkler Conditio Judaica Judentum Antisemitismus und deutschsprachige Literatur vom 18 Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg Werner Reimers Stiftung Niemeyer Tubingen 1988 ISBN 3 484 10607 7 Klaus Kempter Die Jellineks 1820 1955 Eine familienbiographische Studie zum deutschjudischen Bildungsburgertum Droste Dusseldorf 1998 ISBN 3 7700 1606 8 Klaus Kempter Hermann Jellinek Lehrjahre eines Revolutionars 1846 1848 In Wiener Geschichtsblatter hg vom Verein fur Geschichte der Stadt Wien Wien 1998 Encyclopaedia Judaica 22 Bande 2 Auflage Macmillan New York 2006 ISBN 0 02 865928 7 Weblinks BearbeitenJewish Virtual Library Jewish Encyclopedia Hermann Jellinek Herrmann Jellinek Kritische Geschichte der Wiener Revolution Briefe von uber Jellinek Hanna Delf von Wolzogen Itta Shedletzky Hrsg Theodor Fontane und Wilhelm Wolfsohn eine interkulturelle Beziehung Schriftenreihe des Leo Baeck Instituts 71 Mohr Siebeck Tubingen 2006 Portratgemalde im Bildarchiv AustriaEinzelnachweise Bearbeiten Jewish Encyclopedia Jacob Rothschild Hermann Jellinek In Jewish Virtual Library Jewisch Virtual Library Hermann Jellinek vgl Wikipedia Alfred Julius Becher Susanne Blumesberger Michael Doppelhofer Gabriele Mauthe Handbuch osterreichischer Autorinnen und Autoren judischer Herkunft 18 bis 20 Jahrhundert Band 1 A I Hrsg von der Osterreichischen Nationalbibliothek Saur Munchen 2002 ISBN 3 598 11545 8 S 81 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche in ASR I S 270 nach Vittorio Klostermann Hrsg Victor Ehrenberg und Georg Jellinek Briefwechsel 1872 1911 Max Planck Institut fur Europaische Rechtsgeschichte 2005 ISBN 3 465 03406 6 S 200 Anm Jewisch Virtual Library Hermann Jellinek Gershom Sholem Meir Lamed Arthur Jellinek In Jewish Virtual Library Normdaten Person GND 117614874 lobid OGND AKS LCCN nr99007472 VIAF 52471818 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jellinek HermannKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Schriftsteller und RevolutionarGEBURTSDATUM 22 Januar 1822GEBURTSORT DrslaviceSTERBEDATUM 23 November 1848STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Jellinek amp oldid 236173433