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Alfred Julius Becher 27 April 1803 in Manchester 23 November 1848 in Wien war Musikkritiker Komponist und einer der Hauptfuhrer des Wiener Oktoberaufstands von 1848 Alfred Julius Becher Lithographie von Gabriel Decker 1844Anschlagzettel zu Bechers Quartett Abend am 6 Januar 1846 Wienbibliothek Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBecher war der alteste Sohn des Kaufmanns Carl Christian Becher 1777 in Hanau 21 Marz 1836 in Koln der 1832 zu den Mitbegrundern der Rheinisch Westindischen Handelskompanie gehorte In Heidelberg Gottingen und Berlin studierte er die Rechte und kam wegen demokratischer Umtriebe Mitgliedschaft in der Alten Berliner Burschenschaft 1 in Untersuchungshaft Spater liess er sich als Advokat in Elberfeld nieder redigierte dann in Koln die von seinem Vater begrundete Zeitung Allgemeines Organ fur Handel und Gewerbe die er bis 1839 fortfuhrte Spater wandte er sich aus Liebe zur Kunst nach Dusseldorf wo er mit Felix Mendelssohn Bartholdy Carl Leberecht Immermann Friedrich von Uchtritz und besonders mit Christian Dietrich Grabbe Umgang pflegte 1838 holte ihn ein Freund der Musiker Johann Heinrich Lubeck an das von diesem gegrundete Koninklijk Conservatorium Den Haag wo Becher Professor fur Musiktheorie und Asthetik wurde Infolge einer missliebigen Kunstkritik ging er 1840 nach London wo er Professor an der Royal Academy of Music wurde Wegen eines Verlagsprozesses gegen einen englischen Peer kam er 1842 nach Wien wo er blieb Hier lebte er sich rasch in das kulturelle und gesellschaftliche Leben ein 2 und arbeitete bald als Musikrezensent der Wiener Allgemeinen Musik Zeitung sowie der Sonntagsblatter Hier machte er auch Bekanntschaft mit dem jungen Eduard Hanslick Sein Ruf als tuchtiger aber scharfer Rezensent und seine liebenswurdige Personlichkeit machten ihn trotz seines ungestumen himmelsturmerischen Wesens zum Lieblinge der feinen schongeistigen Kreise und Bach Wehli L Neumann Tausenau Max Lowenthal Bauernfeld L A Frankl besonders aber Lenau waren ihm von Herzen Freund 3 Bald schon erregte Becher durch seine scharfen Kritiken Aufmerksamkeit und trat mit Liedern und Streichquartetten auf Spater gab er Monologe am Klavier und ein Schriftchen Jenny Lind eine Skizze ihres Lebens 2 Auflage Wien 1847 heraus Die Marztage von 1848 rissen ihn in den Strudel der Politik Dem demokratischen Zentralkomitee angehorig wurde er mit Hermann Jellinek Herausgeber des taglich erschienenen Kampfblattes Der Radikale Deshalb wurde er nach Niederschlagung des Oktoberaufstands am 13 November 1848 verhaftet und am 22 November von einem militarischen Standgericht zum Tod verurteilt Am 23 November dem Tag seiner Hinrichtung schrieb er um 1 Uhr morgens noch einen Brief an seinen Freund Gustav Nottebohm mit der Bitte sich um seinen Nachlass zu kummern Am 7 Uhr wurde er zusammen mit Hermann Jellinek vor dem Neutor in Wien erschossen 1971 wurde die Bechergasse in Wien Favoriten nach ihm benannt Werke BearbeitenAls Komponist von 25 Werken war Becher ebenso radikal progressiv wie erfolglos Er orientierte sich an Beethoven Berlioz Mendelssohn und Schumann nahm aber vielfach schon Entwicklungen der Neudeutschen Schule vorweg Sich als Componist Geltung zu erringen gelang ihm nicht seine geistreiche aber abstrakte auf den spateren Beethoven fortbauende Musik vermochte im besten Fall den Kenner zu interessieren aber niemand zu erfreuen 4 Zu Bechers Reaktion auf das Stillschweigen das seinem 1843 im Wiener Gesellschaftszirkel Concordia aufgefuhrten Streichquartett in A Dur entgegengebracht wurde berichtet ein Zeitzeuge Da rieb sich Becher wir sehen ihn noch vergnugt die Hande und sagte Das freut mich das stumme Verblufftsein spricht fur mein Talent Es freut mich dass meine Zeitgenossen mich nicht verstehen 5 Franz Grillparzer dichtete unter dem Eindruck dieses Streichquartetts ein bekannt gewordenes Epigramm Dein Quartett klang als wenn Einer Mit der Axt gewicht gen Schlagen Und drei Weiber welche sagen Eine Klafter Holz verkleiner 6 Ein weiteres 1847 auf Becher gedichtetes Epigramm Grillparzers lautet Man sagt du verachtest die Melodie Schon das Wort erfullt dich mit Schauer So gings auch dem Fuchs dem enthaltsamen Vieh Der fand die Trauben sauer 7 Im Gegensatz zur nur schwach ausgepragten Melodik sind Form und insbesondere Harmonik im kompositorischen Schaffen Bechers in hohem Mass avanciert und konstruiert So werden bereits Entwicklungen der Spatromantik vorweggenommen wie z B Tristanharmonik oder frei einsetzende und unaufgeloste Dissonanzen Becher hinterliess u a Klaviermusik drei Streichquartette in A Dur G Dur und C Dur Ferner existiert eine 1847 uraufgefuhrte Elegische Phantasie fur Violoncello und das Fragment einer Symphonie in d Moll komponiert um 1846 Im Druck erschienen u a op 1 Acht Gedichte Elberfeld Betzold 1834 Digitalisat op 2 Neun lyrische Stucke fur Klavier Koln Eck amp Co 1837 op 3 Sechs Gedichte Bonn Mompour 1837 op 5 Rondo G Dur Wien Mechetti op 7 Nr 1 Klaviersonate Nr 1 D Dur Wesel Prinz 1841 op 7 Nr 2 Klaviersonate Nr 2 C Dur Wesel Prinz 1841 op 9 Monologe am Klavier Wien H F Muller 1845 Digitalisat op 10 Sechs Gedichte Wien Haslinger 1847 op 11 Klaviersonate Nr 3 F Dur Wien H F Muller 1846 8 op 12 Streichquartett Nr 1 G Dur ungedruckt 9 op 13 Streichquartett Nr 2 C Dur ungedruckt 10 op 18 Lyrische Stucke fur Klavier Wien Mechetti 1847 op 19 Sechs Humoresken fur das Pianoforte ungedruckt 11 op 20 Adagio appassionato fur Klavier Jenny Lind gewidmet Wien H F Muller 1847 12 Digitalisat Schriften BearbeitenDas niederrheinische Musikfest asthetisch und historisch betrachtet Koln 1836 Jenny Lind Eine Skizze ihres Lebens und ihrer Kunstler Laufbahn bis auf die neueste Zeit Wien 1847 Digitalisat Literatur BearbeitenConstantin von Wurzbach Becher Alfred Julius In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 1 Theil Universitats Buchdruckerei L C Zamarski vormals J P Sollinger Wien 1856 S 207 f Digitalisat Franz Freiherr von Sommaruga Becher Alfred Julius In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 2 Duncker amp Humblot Leipzig 1875 S 200 f Ludwig August Frankl Dr Alfred Julius Becher in Neue Freie Presse Nr 9535 vom 13 Marz 1891 Morgenblatt S 2 4 Digitalisat Hermann Ullrich Alfred Julius Becher und sein Wiener Kreis In Jahrbuch des Vereins fur Geschichte der Stadt Wien 23 25 1967 69 ISSN 1011 4726 S 293 334 Hermann Ullrich Alfred Julius Becher in Rheinische Musiker 6 Folge hrsg von Dietrich Kamper Beitrage zur rheinischen Musikwissenschaft Heft 80 Koln 1969 S 12 15 Hermann Ullrich Alfred Julius Becher 1803 1848 als Komponist in Beitrage zur Musikwissenschaft Jg 13 Berlin 1971 Heft 3 S 182 220 Hermann Ullrich Alfred Julius Becher Der Spielmann der Wiener Revolution Studien zur Musikgeschichte des 19 Jahrhunderts Band 40 Regensburg 1974 Renate Federhofer Konigs Das Verhaltnis von Alfred Julius Becher zu Robert Schumann mit unveroffentlichten Briefen in Studien zur Musikwissenschaft Band 40 1991 S 97 131 Renate Federhofer Konigs Der unveroffentlichte Briefwechsel Alfred Julius Becher 1803 1848 Felix Mendelssohn Bartholdy 1809 1847 in Studien zur Musikwissenschaft Beihefte der Denkmaler der Tonkunst in Osterreich Band 41 1992 S 7 94 Helge Dvorak Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft Band I Politiker Teilband 1 A E Winter Heidelberg 1996 ISBN 3 8253 0339 X S 64 65 Ulrich Konrad Walther von Goethes Nachruf auf Alfred Julius Becher Ein unbeachtetes Zeugnis zur Wiener Musikgeschichte in Festschrift fur Gernot Gruber zum 65 Geburtstag hrsg von Joachim Brugge Tutzing Schneider 2004 ISBN 3 7952 1173 5 S 39 47Weblinks BearbeitenJewish Encyclopedia Becher Alfred Julius von Isidore Singer und Edgar Mels 1906 Alfred Gyula Becher in A Pallas Nagy Lexikona ungarisch Einzelnachweise Bearbeiten Horst Grimm Leo Besser Walzel Die Corporationen Handbuch zu Geschichte Daten Fakten Personen Umschau Verlag Frankfurt am Main 1986 ISBN 3 524 69059 9 So war er Mitglied von Mannerzirkeln wie dem Juridisch Politischen Leseverein der Concordia und dem Soupiritum Ernst Victor Zenker Geschichte der Wiener Journalistik Ein Beitrag zur Deutschen Culturgeschichte Bd 1 Wien 1892 S 114f Eduard Hanslick Geschichte des Concertwesens in Wien Wien 1870 S 322 Ludwig August Frankl Dr Alfred Julius Becher in Neue Freie Presse Nr 9535 vom 13 Marz 1891 S 2 Eduard Hanslick Geschichte des Concertwesens in Wien Wien 1870 S 357 Franz Grillparzer Samtliche Werke hg v Peter Frank und Karl Pornbacher Munchen 1960 Bd I 480 Vgl die Besprechung in der Allgemeinen musikalischen Zeitung 19 Januar 1848 Sp 43 45 Digitalisat Abschriften der Stimmen besitzen die Wienbibliothek im Rathaus Sign MHc 1933 und das Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde Sign IX 27405 Partitur und Stimmenabschrift unvollstandig im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde Partitur Fragment in der Wienbibliothek Autograph im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde Sign VII 52137 Vgl die Besprechung in Neue Musikalische Zeitung fur Berlin Jg 1 Nr 24 vom 16 Juni 1847 S 202 Digitalisat Normdaten Person GND 118654268 lobid OGND AKS LCCN nb2007003156 VIAF 59359849 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Becher Alfred JuliusKURZBESCHREIBUNG Hauptfuhrer des Wiener Oktoberaufstand 1848GEBURTSDATUM 27 April 1803GEBURTSORT ManchesterSTERBEDATUM 23 November 1848STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alfred Julius Becher amp oldid 233224088