www.wikidata.de-de.nina.az
Das Arsenal in Wien ist ein ehemals militarischer Gebaudekomplex im Sudosten der Stadt im 3 Wiener Gemeindebezirk gelegen Die machtige aus mehreren Backsteinbauten bestehende Anlage befindet sich auf einem rechteckigen Grundriss auf einer Anhohe sudlich des Landstrasser Gurtels Wiener Arsenal Objekt 1 das ehemalige Kommandanturgebaude an der Ghegastrasse heute Wohnhaus mit Buros Durchgangsmoglichkeit zum Heeresgeschichtlichen Museum Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutung 2 Geschichte bis 1945 3 Geschichte ab 1945 4 Verkehrsanbindung 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 Einzelnachweise 9 AnmerkungenBedeutung BearbeitenDas Arsenal ist die bedeutendste profane Baugruppe des Romantischen Historismus in Wien und wurde in italienisch mittelalterlichen bzw byzantinisch maurischen Formen ausgefuhrt Im Wesentlichen ist die Anlage in ihrer ursprunglichen Form erhalten lediglich die ehemaligen Werkstattengebaude innerhalb der begrenzenden von aussen sichtbaren Trakte wurden durch Neubauten ersetzt Geschichte bis 1945 Bearbeiten nbsp Vogelschau des Arsenalkomplexes Blick Richtung Osten Lithografie Alexander Kaiser 1855 nbsp Luftbild von 2013 links vorne die Baustelle des Wiener Hauptbahnhofes nbsp Wiener Arsenal Heeresgeschichtliches Museum Objekt 18 dahinter ehemaliges Kommandanturgebaude Objekt 1 dahinter Schweizergarten und Landstrasser Gurtel nbsp Ruine des Objekts 15 nordostlich neben dem Heeresgeschichtlichen Museum nach den Luftangriffen 1944Die Anlage mit insgesamt 31 Objekten Gebauden wurde aus Anlass der Marzrevolution 1848 von 1849 bis 1856 erbaut und war der erste Bau des die alte Wiener Stadtmauer ablosenden Festungsdreiecks mit der Rossauer Kaserne und der heute nicht mehr existierenden Franz Joseph Kaserne am Stubenring Diese Bauten sollten nicht dazu dienen aussere Feinde von der Stadt abzuhalten sondern die Staatsmacht fur den Fall revolutionarer Erhebungen in Wien absichern Die Entscheidung zum Bau des Arsenals traf der 19 jahrige am 2 Dezember 1848 auf den Thron gelangte Kaiser Franz Joseph I Der Entwurf fur das k k Artillerie Arsenal stammte von General Artillerie Director Vincenz Freiherr von Augustin dem in weiterer Folge auch die Bauleitung ubertragen wurde 1 Unter seiner Fuhrung wurden die Bauwerke unter Zuweisung von Sektoren von den Architekten Carl Roesner Antonius Pius de Riegel August Sicard von Sicardsburg Eduard van der Null Theophil von Hansen und Ludwig Forster geplant und von der Firma des Baumeisters Leopold Mayr gebaut Von 1853 bis 1856 wurde nach den Planen des Architekten Carl Roesner die Arsenalkirche gebaut Das k k Hof Waffenmuseum spater k k Heeresmuseum ab 1889 k u k Heeresmuseum heute Heeresgeschichtliches Museum in einem eigenen reprasentativen freistehenden Trakt untergebracht wurde baulich 1856 fertiggestellt war aber erst 1869 erstmals zuganglich Fur den Bau des Arsenals wurden 177 Millionen Ziegel verbaut Die Baukosten beliefen sich auf insgesamt 8 5 Millionen Gulden 2 In der Folgezeit gab es immer wieder Erweiterungen Von 1869 bis 1907 beherbergte das Arsenal die k u k Artilleriekadettenschule Ihre Schulgebaude lagen am Sudostrand des Arsenalgelandes und umschlossen auf drei Seiten die Arsenalkirche Anm 1 Im Oktober 1900 wurde in Traiskirchen mit dem Bau einer neuen Artilleriekadettenschule begonnen welche 1907 die bisherige Artilleriekadettenschule im Wiener Arsenal ersetzte Wahrend der beiden Weltkriege diente der Gebaudekomplex des Wiener Arsenals als Waffenfabrik und Waffendepot vor allem aber als Kaserne Der Personalhochststand im Arsenal wurde im Ersten Weltkrieg mit rund 20 000 Beschaftigten erreicht Nach 1918 wurde der militarisch industrielle Betrieb mit eigenem Stahlwerk in eine Gemeinwirtschaftliche Anstalt mit dem Namen Osterreichische Werke Arsenal umgewandelt Es gab aber nahezu unlosbare Konversionsprobleme beim Ubergang zur Friedensproduktion die Produktpalette war zu gross und die Misswirtschaft betrachtlich Die Mitarbeiterzahl sank kontinuierlich und das Unternehmen wurde zu einem der grossen wirtschaftlichen Skandalfalle der Ersten Republik 3 Bis zum Herbst 1938 gehorte das Areal zum 10 Bezirk Favoriten Als jedoch wahrend des Dritten Reichs der Reichsgau Gross Wien errichtet wurde wurden der Arsenalkomplex und die sudostlich davon gelegenen Gebiete im Zuge von Bezirksgrenzenanderungen Teile des 3 Bezirks Wahrend des Zweiten Weltkrieges wurden im Arsenal Panzerreparaturwerkstatten der Waffen SS eingerichtet In den letzten beiden Kriegsjahren wurden mehrere Gebaude durch Bombentreffer schwer beschadigt Im Verlauf der Schlacht um Wien in den Tagen vom 7 bis 9 April 1945 war das Arsenal von der 3 SS Panzer Division Totenkopf verteidigt Brennpunkt der Kampfe wobei die Rote Armee vor ihrem Sieg hohe Verluste zu verzeichnen hatte 4 Geschichte ab 1945 Bearbeiten nbsp Es gibt drei langgestreckte Depotgebaude Objekte 4 6 und 15 hier das Objekt 6 an der Arsenalstrasse nbsp Arsenal Objekt 3 Ecke Ghegastrasse Arsenalstrasse heute Wohnhaus nbsp Der Richtfunkturm Teil des von 1973 bis 1978 errichteten Fernmeldezentrums an der Adresse Arsenal 22Nach schweren Bombenschaden im Laufe des Zweiten Weltkrieges wurden die Gebaude des Arsenals weitgehend in den ursprunglichen Formen wiederhergestellt Im sudlichen Teil und im ehemaligen Innenhof des Arsenals kamen mehrere Neubauten hinzu darunter 1959 bis 1963 die Dekorationswerkstatten der Bundestheater nach den Planen der Architekten Erich Boltenstern und Robert Weinlich Rund um das Objekt 4 entstand 1960 das Tenniszentrum Arsenal das bis heute zu einer der grossten Tennisanlagen Wiens gehort 5 Von 1961 bis 1963 wurde das Fernmeldezentralamt nach den Planen des Architekten Fritz Pfeffer errichtet Von 1973 bis 1975 wurden Betriebs und Burogebaude der Post und Telegraphendirektion fur Wien Niederosterreich und das Burgenland heute Technologiezentrum Arsenal der Telekom Austria mit dem 150 Meter hohen Funkturm Wien Arsenal nach den Planen des Architekten Kurt Eckel gebaut In den 1990er Jahren wurde nach Planen von Gustav Peichl eine Probebuhne des Burgtheaters errichtet und im Jahr 2012 kam die Probebuhne fur die Wiener Staatsoper errichtet nach den Planen von Kiskan Kaufmann Venturo ZT Architekten hinzu Auch das Osterreichische Forschungs und Prufzentrum Arsenal nunmehr Arsenal Research das sich durch eine der grossten Klimakammern weltweit inzwischen nach Floridsdorf ubersiedelt siehe Rail Tec Arsenal einen Namen gemacht hat war in dem Komplex untergebracht Ein kleinerer Teil der Anlage wird auch heute noch vom osterreichischen Bundesheer als Kaserne genutzt Des Weiteren sind die Zentraldesinfektionsanstalt der Stadt Wien das Chemische Zentrallabor des Bundesdenkmalamtes und das Wirtschaftsforschungsinstitut im Arsenal untergebracht Das Heeresgeschichtliche Museum nutzt mehrere Objekte als Depots Die Objekte 1 2 3 5 12 14 15 und 16 wurden zu Wohngebauden umgebaut Die Objekte 7 bis 11 wurden als Wohngebaude neu errichtet Das Arsenal bildet einen eigenen zwei Zahlsprengel umfassenden Zahlbezirk der laut Volkszahlung 2001 2 058 Einwohner hatte 6 Ende 2003 wurde das Arsenal im Zusammenhang mit anderen Liegenschaften von der staatlichen Bundesimmobiliengesellschaft BIG an eine private Investorengruppe verkauft Seit Anfang 2006 sind der Badener Anwalt Rudolf Fries und der Industrielle Walter Scherb Mehrheitseigentumer der 72 000 m2 grossen historischen Anlage die sie sanieren und nach Moglichkeit neu vermieten wollen 7 Fries plant auch die vorhandene Wohnflache um mehr als die Halfte etwa 40 000 m2 zu vergrossern Einige Objekte wurden seit 2010 fur die Nutzung durch die Technische Universitat Wien adaptiert Objekt 227 die so genannte Panzerhalle wird Labors des Instituts fur Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik beherbergen Im Objekt 221 der Siemens Halle sind Labors des Instituts fur Energietechnik und Thermodynamik sowie des Instituts fur Fertigungstechnik und Photonische Technologien eingerichtet Im Objekt 214 ist neben der Technischen Versuchs und Forschungsanstalt TVFA auch die zweite und die dritte Ausbaustufe des Vienna Scientific Cluster untergebracht eines Supercomputers der gemeinsam von der TU Wien der Universitat Wien und der Universitat fur Bodenkultur errichtet wurde 8 9 Auf dem Gelande errichtete Wien Energie 2013 2015 das neue Fernheizwerk Arsenal Osterreichs grosstes fossil befeuertes Heizwerk mit einer Leistung von 340 MW 10 Die Anlage arbeitet mit zwei Kesseln diese konnen mit Erdgas oder Heizol befeuert werden Ca 70 000 Haushalte konnen so mit Fernwarme versorgt werden 11 Verkehrsanbindung BearbeitenDas Arsenal wurde historisch vor allem uber den Landstrasser Gurtel erschlossen Heute verlauft sudostlich in unmittelbarer Nahe die Sudosttangente genannte Stadtautobahn A23 mit ihrem Anschluss Gurtel Landstrasser Hauptstrasse Sudwestlich des Areals verlauft die Ostbahn der neue Wiener Hauptbahnhof schliesst im Westen an das Arsenal an Zwei neue Brucken uber die Ostbahn der Arsenalsteg und die Sudbahnhofbrucke und eine Unterfuhrung im Zuge von Ghegastrasse und Alfred Adler Strasse stellen die Verbindung zum jenseits der Bahnanlagen gelegenen Sonnwendviertel im 10 Bezirk her das auf dem ehemaligen Areal des Frachtenbahnhofs Wien Sudbahnhof errichtet wird Stadtzentrumsseitig befindet sich zwischen Arsenal und Landstrasser Gurtel der ehemalige Maria Josefa Park heute Schweizergarten genannt Hier steht an der Arsenalstrasse das 21er Haus eine Dependance der Osterreichischen Galerie Belvedere Anfang 2018 in Belvedere 21 umbenannt Am zentrumsseitigen Rand des Schweizergartens hat die stark befahrene S Bahn Stammstrecke die Haltestelle Wien Quartier Belvedere an der auch die von den Wiener Linien betriebenen Strassenbahnlinien D 18 und O halten Die Buslinie 69A verbindet das Arsenal uber die Arsenalstrasse und das Sonnwendviertel mit dem Wiener Hauptbahnhof Siehe auch BearbeitenKaiserliches Arsenal Wien Militarische Einrichtungen in Wien Liste der Kasernen des osterreichischen BundesheeresLiteratur BearbeitenAnton Dolleczek Geschichte der osterreichischen Artillerie von den fruhesten Zeiten bis zur Gegenwart Nach authentischen und grosstenteils offiziellen Quellen verfasst Wien 1887 Dehio Handbuch Die Kunstdenkmaler Osterreichs Wien II bis IX und XX Bezirk III Bezirk Landstrasse Monumentalbauten Arsenal Verlag Anton Schroll amp Co Wien 1993 ISBN 3 7031 0680 8 S 73 77 Heeresgeschichtliches Museum Militarhistorisches Institut Hrsg Das Heeresgeschichtliche Museum im Wiener Arsenal Verlag Militaria Wien 2016 ISBN 978 3 902551 69 6 Peter amp Wolfgang Schubert Das Wiener Arsenal Mayer amp Comp Klosterneuburg 2003 ISBN 3 902177 03 9 Josef Gerdenitsch Das Wiener Arsenal in der Ersten Republik die politische wirtschaftliche und militarische Bedeutung in den Jahren 1918 1927 Dissertation Universitat Wien 1968 Erich Schroll Alfred Diemling Arsenal 2000 Bundesversuchs und Forschungsanstalt Arsenal anlasslich des 40 Jahr Jubilaums Metrica Fachverlag Bartak 1990 ISBN 3 900368 19 8 Richard Hufschmied Die unmittelbaren Nachkriegsplane zum Wiener Arsenal und dem Heeresgeschichtlichen Museum in Viribus Unitis Jahresbericht 2003 des Heeresgeschichtlichen Museums Wien 2004 S 51 60 Speziell zum Wirtschafts und Sozialproblem des Arsenals nach dem Ersten Weltkrieg Rudolf Gerlich Die gescheiterte Alternative Sozialisierung in Osterreich nach dem Ersten Weltkrieg Wien 1980 Ferdinand Steiner Das verkrachte Wiener Arsenal Wien 1926 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Arsenal Wien Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Das Arsenal Bezirksmuseum Landstrasse archiviert vom Original am 14 Oktober 2013 abgerufen am 3 Januar 2018 Heeresgeschichtliches Museum Arsenal Objekt 210 Neues Leben auf ZeitEinzelnachweise Bearbeiten Anton Dolleczek Geschichte der osterreichischen Artillerie von den fruhesten Zeiten bis zur Gegenwart Nach authentischen und grosstenteils offiziellen Quellen verfasst Wien 1887 S 350 Johann Christoph Allmayer Beck Das Heeresgeschichtliche Museum Wien Das Museum und seine Reprasentationsraume Salzburg 1981 S 9 Osterreichische Werke Gemeinwirtschaftliche Anstalt in Wien Kurzdarstellung des Arsenalskandals Manfried Rauchensteiner Phonix aus der Asche Zerstorung und Wiederaufbau des Heeresgeschichtlichen Museums 1944 bis 1955 Begleitband der Sonderausstellung des Heeresgeschichtlichen Museums 21 Juni bis 20 Oktober 2005 Wien 2005 ISBN 3 85028 411 5 S 23 f Tennisplatze Wien Sandplatze Hardcourtplatze Tenniskurse Abgerufen am 24 April 2023 Statistik Austria Hrsg Ortsverzeichnis 2001 Wien Wien 2005 S 40 Irina Fruhmann In Tageszeitung Wirtschaftsblatt Wien 9 Dezember 2007 Werner F Sommer Start fur das Science Center der TU Wien am Arsenal Technische Universitat Wien 7 Dezember 2010 abgerufen am 27 Februar 2011 Vienna Scientific Cluster http derstandard at 1392686279625 Fernblick vom neuen Fernheizwerk im Arsenal slide 1 Der Standard Fernheizwek Arsenal Nicht mehr online verfugbar Wien Energie archiviert vom Original am 16 August 2016 abgerufen am 16 August 2016 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www wienenergie at Anmerkungen Bearbeiten Wurde nach Schliessung als Kaserne verwendet Siehe Einzelnachweis zu Infanteriekadettenschule Triest Die langst nicht mehr bestehenden Schulgebaude lagen am Sudostrand des Arsenalgelandes heute Lilienthalgasse 9 9A 9B und umschlossen auf drei Seiten die nach 1945 restaurierte Arsenalkirche Normdaten Geografikum GND 4808611 3 lobid OGND AKS VIAF 242761138 48 181944444444 16 390833333333 Koordinaten 48 10 55 N 16 23 27 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Arsenal Wien amp oldid 233112689