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WeissgerberWappen KarteWeissgerber Unter den Weissgerbern Weissgerberviertel oder Weissgerbergrund fruher auch Weissgerbervorstadt oder Altunaw Gemeinde der Weissgerber genannt ist ein am Donaukanal gelegener Stadtteil Wiens im 3 Wiener Gemeindebezirk Landstrasse Die fruhere Vorstadt Weissgerber wurde 1850 nach Wien eingemeindet und wird heute auch als Weissgerberviertel bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Geografie 2 Geschichte 3 Bauwerke 4 Siehe auch 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksGeografie BearbeitenDer um 1830 auf einem Plan des damaligen Polizeibezirks Landstrasse als Weissgarber oder Weissgerbergrund bezeichnete Stadtteil liegt im Norden des 3 Bezirks und wird wie folgt begrenzt im Norden und Osten durch den Donaukanal der hier von der Wienflussmundung ostwarts fliessend nach der Franzensbrucke die den Verkehr Richtung Praterstern aufnimmt einen Bogen nach Suden macht am Ufer Dampfschiffstrasse und Weissgerberlande im Suden und Sudwesten durch die Linie Rotundenbrucke Rasumofskygasse Marxergasse Seidlgasse Kegelgasse und ihre gedachte Verlangerung bis zum Wienfluss im Westen durch den Wienfluss Vordere Zollamtsstrasse bis zu seiner Mundung 1 Damit ist Weissgerber die nordlichste der drei Vorstadte aus denen 1850 der 3 Wiener Gemeindebezirk gebildet wurde Der Stadtteil ist Namensgeber des gleichnamigen neun Zahlsprengel umfassenden statistischen Zahlbezirks der allerdings uber die historische Vorstadt hinausreicht Geschichte Bearbeiten nbsp Weissgerber um 1830 damalige Schreibung Weissgarber nbsp Pfarrkirche St Othmar unter den WeissgerbernDie Vorstadt Weissgerber ist wesentlich junger als die umliegenden Vorstadte Der Ort wurde im 16 Jahrhundert als Unter den Weissgerbern erstmals erwahnt Er entstand nach der Ersten Wiener Turkenbelagerung im uberschwemmungsgefahrdeten Ruckstaugebiet des Wienflusses und beherbergte Flecksieder Rot und Weissgerber Diese mussten sich ausserhalb der Stadt ansiedeln da ihr Handwerk mit starker Geruchsbelastigung verbunden war Der jeweilige in Wien residierende Herzog bzw Erzherzog von Osterreich meist auch Romisch deutscher Kaiser ubte die Grundherrschaft aus 1693 kam sie auf Entscheid von Kaiser Leopold I um 10 000 Gulden an den Wiener Magistrat Unter den Weissgerbern wurde zur Vorstadt erhoben Bis ins 19 Jahrhundert entwickelte sich Weissgerber auf grossteils gartnerisch genutzten Grunden planlos und zahlte zu Beginn des 19 Jahrhunderts 2 300 Einwohner in 108 Hausern Um 1704 als Albrechtsburg bezeichnet wurde der nach Czeike schlossartige Pfefferhof mit dem Gasthof Zum goldenen Adler unweit der fruheren Kirche in der heutigen Lowengasse zum Zentrum der Siedlung Das bei den heutigen Verkehrsflachen Pfefferhofgasse und Matthausgasse gelegene Areal wurde 1860 in neun Liegenschaften parzelliert wobei die vorher nicht vorhandene Radetzkystrasse angelegt wurde Dies erklart auch deren in diesem Abschnitt fast geschlossen fruhhistoristischen Charakter Der Ort hinterliess wenige Spuren in der Wiener und osterreichischen Geschichtsschreibung umfasste aber zwei wichtige Ortlichkeiten Auf der Ganseweide am Rand der Ortschaft nahe der heutigen Rotundenbrucke fanden vom 14 bis zum 18 Jahrhundert Hinrichtungen statt Die Ganseweide war aber auch Ort eines grausamen Judenpogroms der so genannten Wiener Gesera Herzog Albrecht V vertrieb 1421 die Angehorigen der judischen Gemeinde Wiens Wahrend den armeren Juden die Ausreise gestattet wurde zwang man die Vermogenden unter Anwendung der Folter zur Preisgabe ihres Vermogens Die uberlebenden 90 Manner und 120 Frauen wurden am 12 Marz 1421 auf der Ganseweide offentlich verbrannt Auch die einzige Hexenverbrennung in der Geschichte Wiens die Hinrichtung von Elisabeth Plainacher fand am 27 September 1583 dort statt Die zweite historisch wichtige Ortlichkeit in Weissgerber war das dreistockige holzerne Hetztheater an der heutigen Adresse Hetzgasse 2 Ecke Hintere Zollamtsstrasse dessen Bau 1755 erlaubt wurde Hier wurden vor bis zu 3 000 Besuchern Lowen Tiger Baren Wolfe und Wildschweine von Hunden oder Menschen zu Tode gehetzt 1796 brannte das Theater ab der Wiederaufbau wurde untersagt Die Wiener Redensart Des woar a Hetz Das war lustig erinnert noch heute an die Tierhatz Bis zur Biedermeierzeit war der Weissgerbergrund eine dunn besiedelte grune Gartenvorstadt Ihre Nahe zur ummauerten Stadt Wien fuhrte aber dazu dass 1803 westlich von Weissgerber nahe dem Wienfluss der Hafen des Wiener Neustadter Kanals eroffnet wurde der in den folgenden Jahrzehnten wichtiger Umschlagplatz fur Anlieferungen aus dem sudlichen Niederosterreich wurde Der Ende der 1830er Jahre ventilierte Plan den Gloggnitzer Bahnhof den 1 Sudbahnhof an Stelle der Schifffahrtseinrichtungen nahe der Wienflussmundung zu bauen wurde vom Staat abgelehnt Der Hafen wurde erst 1847 zugeschuttet dann vom weiter sudlich errichteten Gloggnitzer Bahnhof auf der ehemaligen Kanaltrasse fur den Guterverkehr ein Gleis zum Hauptzollamt errichtet Auf dem ehemaligen Hafenareal wurde 1859 der Vorlaufer des heutigen Bahnhofs Wien Mitte in Betrieb genommen Er lag an der neu gebauten Verbindungsbahn vom Nordbahnhof zum Hauptzollamt und weiter zur Sudbahn Vom damaligen Bahnhof Hauptzollamt fuhrte die Strecke nach Norden durch das Weissgerberviertel zum Donaukanal mit der Verbindungsbahnbrucke Die fast geradlinige Trassierung der Bahn durchschnitt die fruhere Siedlungsstruktur die nur ganz wenige Gebaude umfasste 1848 49 ging das System der feudalen Grundherrschaft in Osterreich zu Ende Der Weissgerbergrund hatte allerdings keine Gelegenheit die neue Gemeindeautonomie in Anspruch zu nehmen Im Zuge der 1850 erfolgten Eingemeindung aller Vorstadte die Wien umgaben wurde aus den Vorstadten Weissgerber Landstrasse und Erdberg der neue 3 Gemeindebezirk mit dem Namen Landstrasse gebildet 1862 wurden zur Vermeidung von Orientierungsproblemen Doppelbelegungen von Strassennamen im neuen Stadtgebiet beseitigt und zahlreiche Verkehrsflachen neu benannt Der historische Weissgerbergrund ging damit im neuen Gemeindebezirk auf Er lebt als statistischer Zahlbezirk und als Weissgerberviertel weiter dieser Begriff wurde in den letzten Jahrzehnten zur leichteren Verortung von auf den Markt gebrachten Immobilien und Wohnungen von der Stadtplanung und privaten Anbietern verwendet 2014 betrug der Einwohnerstand von Weissgerber 11 137 Personen 2 Bauwerke BearbeitenDie fruheste dichte Verbauung der Vorstadt bestand zwischen Wienflussmundung und Franzensbrucke an der damaligen Weissgerber Hauptstrasse seit 1862 Obere Weissgerberstrasse Um 1830 bestanden auch bereits die heutige Lowengasse der dem Donaukanal nahere Abschnitt hiess damals Kirchengasse und die Untere Weissgerberstrasse damals Untere Gartnergasse Die meisten anderen Hauserblocke und Gassen entstanden wesentlich spater Heute ist der grosste Teil des Viertels von der Stadt Wien als bauliche Schutzzone unter dem Namen Untere Weissgerber definiert 3 Das heute uberregional bekannteste Bauwerk des Viertels ist das in den 1980er Jahren erbaute Hundertwasserhaus bzw Hundertwasser Krawina Haus Ecke Kegelgasse Lowengasse Das beliebte Ansichtskartenmotiv ein Wohnhaus der Stadt Wien wurde und wird von Gasten aus aller Welt fotografiert Das Palais des Beaux Arts in der Lowengasse 47 47A ist seit 1994 Sitz der Botschaft der Republik Litauen Das mit Elementen des Spathistorismus und Dekorationsmotiven des westeuropaischen Jugendstils ausgestattete Palais wurde 1908 09 nach Planen von Anton und Josef Drexler gebaut Das 1991 eroffnete ebenfalls von Friedensreich Hundertwasser gestaltete KunstHausWien zwischen Unterer Weissgerberstrasse 13 und Weissgerberlande 14 ein Ausstellungshaus fur Werke Hundertwassers und anderer Kunstler wird seit 2007 von der Wien Holding einem Unternehmen im Eigentum der Stadt Wien gefuhrt Die katholische Pfarrkirche St Othmar unter den Weissgerbern wurde im neugotischen Stil nach Planen von Dombaumeister Friedrich von Schmidt erbaut und 1873 geweiht Der 80 m hohe Turm ist der funfthochste Kirchturm in Wien Die Kirche ersetzte die fruhere in der Lowengasse gelegene Kirche die dem Bau des Radetzkyplatzes weichen musste Das 1969 1974 errichtete Bundesrechenzentrum an der Hinteren Zollamtsstrasse 4 und das Bundesamtsgebaude Radetzkystrasse 2 Ecke Hintere Zollamtsstrasse Sitz des Verkehrsministeriums des Gesundheitsministeriums und des Finanzamtes fur den 1 und den 23 Bezirk wurden auf dem Areal des einstigen Hauptzollamtes erbaut Das 1840 1844 unter Kaiser Ferdinand I von Paul Sprenger errichtete Amtsgebaude in der Vorderen Zollamtsstrasse 5 am Wienfluss beherbergt heute das Osterreich weit tatige Finanzamt fur Gebuhren Verkehrssteuern und Glucksspiel Der Sitz des Rechnungshofs befindet sich seit den 1980er Jahren in einem fur ihn erbauten Gebaude in der Dampfschiffstrasse 2 Obere Weissgerberstrasse 1 Auf dem Grundstuck stand zuvor das 1853 1855 errichtete Gebaude der Generaldirektion der Ersten Donau Dampfschiffahrts Gesellschaft In der Radetzkystrasse 1 befindet sich seit 1897 die Zentrale des stadtischen Rettungsdienstes Der von der Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft errichtete Dienst wurde 1938 unter dem NS Regime zwangsweise der Stadtverwaltung ubergeben die das Gebaude fur die Berufsrettung Wien heute MA 70 Rettungs und Krankenbeforderungsdienst der Stadt Wien weiterhin nutzte An der Weissgerberlande und der Unteren Weissgerberstrasse ab der Krieglergasse an den einmundenden Strassen und auch am Rudolf von Alt Platz besteht ein nahezu geschlossenes Ensemble grossburgerlicher Zinshauser im spathistoristisch secessionistischen Stil das uberwiegend von Julius Muller und den Gebrudern Anton und Josef Drexler stammt 4 Siehe auch BearbeitenListe der Strassennamen von Wien LandstrasseEinzelnachweise Bearbeiten Wiener Bezirkshandbucher 3 Bezirk Landstrasse Wien 2002 S 34 f Plan des kaiserlich koniglichen Polizeibezirks Landstrasse von Anton Ziegler MA 23 der Stadt Wien Bevolkerungsentwicklung in Wien und den 23 Gemeinde und 250 Zahlbezirken PDF Datei 10 MB Karte der Schutzzone Geza Hajos Eckart Vancsa Die Kunstdenkmaler Wiens Die Profanbauten des III IV und V Bezirks Osterreichische Kunsttopographie Band XLIV Verlag Anton Schroll amp Co 1980 ISBN 3 7031 0470 8 S 184 f Literatur BearbeitenFelix Czeike Historisches Lexikon Wien Band 4 Kremayr amp Scheriau Wien 1995 ISBN 3 218 00546 9 S 537 Felix Czeike Historisches Lexikon Wien Band 5 Kremayr amp Scheriau Wien 1997 ISBN 3 218 00547 7 S 608 Wiener Bezirkshandbucher 3 Bezirk Landstrasse Wien 2002 ISBN 3 85431 246 6 Friedrich Umlauft Namenbuch der Stadt Wien Die Namen der Strassen und Gassen Platze und Hofe Vorstadte und Vororte im alten und neuen Wien A Hartleben s Verlag Wien Pest Leipzig 1895 S 194 Weissgerber in der Google Buchsuche Weblinks BearbeitenWeissgerber Wien im Wien Geschichte Wiki der Stadt WienBezirksteile der Landstrasse Erdberg Landstrasse Weissgerber 48 211111111111 16 394166666667 Koordinaten 48 13 N 16 24 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Weissgerber Wien amp oldid 231343865