www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel oder Absatz stellt die Situation in Deutschland dar Bitte hilf uns dabei die Situation in anderen Staaten zu schildern Die Gehorsamsverweigerung fruher auch als Befehlsverweigerung bezeichnet ist die Weigerung eines Soldaten den Befehl eines Vorgesetzten auszufuhren Dieser wurde als Befehlsverweigerer bezeichnet Die Verweigerung des Gehorsams gegenuber einem legalen Befehl ist in allen Armeen der Welt ein strafbares Vergehen oder sogar ein Verbrechen das mit schweren Strafen geahndet wird Fruher wurde es nicht selten mit Erschiessung geahndet Als Meuterei wird uber die reine Gehorsamsverweigerung hinausgehend eine Revolte gegen Vorgesetzte bezeichnet Dieser Begriff wird nicht nur im militarischen Kontext verwendet sondern ist vor allem in der zivilen Schifffahrt gelaufig In diesem Kontext ist es auch ein bekanntes Thema in Literatur und Film Auch Meuterei gilt auf Schiffen sowie im Strafvollzug als Straftat Im Strafvollzug sind Gefangene grundsatzlich zu Folgeleistung und Gehorsam gegenuber den aufsichtsfuhrenden Beamten und Angestellten verpflichtet Eine entsprechende Verweigerung stellt zwar in der Regel keine Straftat dar hat jedoch in den meisten Fallen interne Sanktionen zur Folge Inhaltsverzeichnis 1 Gehorsamsverweigerung und Meuterei im deutschen Wehrstrafrecht 1 1 Gehorsamsverweigerung 1 2 Meuterei 1 3 Straffreiheit 2 Meuterei in der Schifffahrt 3 Meuterei im Strafvollzug 3 1 Situation in Deutschland 4 Geschichte 4 1 Meutereien im Ersten Weltkrieg 4 2 Die Revolution von 1918 19 4 3 Zweiter Weltkrieg 4 4 Historische Brandbekampfung 5 Gehorsamsverweigerung in der Literatur 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 Einzelnachweise und AnmerkungenGehorsamsverweigerung und Meuterei im deutschen Wehrstrafrecht BearbeitenGehorsamsverweigerung Bearbeiten Gehorsamsverweigerung ist im deutschen Recht eine Straftat nach 20 Wehrstrafgesetz WStG Gehorsamsverweigerung beinhaltet dabei nicht das einfache Nichtbefolgen eines erhaltenen Befehls sondern sich mit Wort oder Tat gegen diesen Befehl aufzulehnen oder ihn auch nach Wiederholung dieses Befehls nicht auszufuhren Demgegenuber ist das einfache Nichtbefolgen eines Befehls nur bei Eintritt einer schwerwiegenden Folge wie etwa Gefahr fur die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland die Schlagkraft der Truppe Leib oder Leben eines Menschen oder Sachen von bedeutendem Wert die dem Tater nicht gehoren eine Straftat namlich Ungehorsam nach 19 Wehrstrafgesetz WStG Ansonsten kann es nur nach der Wehrdisziplinarordnung geahndet werden Auch das leichtfertige Nichtbefolgen eines Befehls das eine schwere Folge nach sich zieht reicht fur die Strafbarkeit gemass 21 WStG aus Im zivilen Umfeld spricht man umgangssprachlich von einer Befehlsverweigerung meint aber die hier rechtlich beschriebene Gehorsamsverweigerung Befehlsverweigerung ist korrekterweise die Bezeichnung fur die Weigerung eines vorgesetzten Soldaten Untergebenen einen Befehl zu erteilen Es sind vergleichsweise nur wenige Falle von Befehlsverweigerung in Gerichtsakten dokumentiert 1 Meuterei Bearbeiten Als Meuterei gilt 27 nach dem deutschen Wehrstrafgesetz wenn sich Soldaten zusammenrotten und eine gemeinschaftlich begangene Gehorsamsverweigerung 20 eine Bedrohung 23 Notigung 24 oder einen tatlichen Angriff 25 gegen einen Vorgesetzten durchfuhren Der Strafrahmen liegt bei Freiheitsstrafe zwischen sechs Monaten und funf Jahren bei schweren Fallen als Radelsfuhrer oder der Verursachung einer schwerwiegenden Folge Gefahr fur die Sicherheit die Schlagkraft der Truppe Leib oder Leben oder fremden Sachen von bedeutendem Wert liegt die Freiheitsstrafe zwischen einem und zehn Jahren Bereits der Versuch und die Verabredung zur Gehorsamsverweigerung Verabredung zur Unbotmassigkeit ist gemass 28 WStG strafbar und fur eine Beteiligung wird man selbst nach einem Rucktritt also dem Entschluss sich doch nicht zu beteiligen noch bestraft Straffreiheit Bearbeiten Im deutschen Wehrrecht gibt es heutzutage die Moglichkeit straffrei den Gehorsam zu verweigern wenn ein Befehl unverbindlich ist insbesondere wenn er nicht zu dienstlichen Zwecken erteilt ist oder wenn er die Menschenwurde verletzt oder wenn durch das Befolgen eine Straftat begangen wurde 11 SG 22 WStG wenn ein schwerer Verstoss gegen das Humanitare Volkerrecht vorliegt Nicht ausgefuhrt werden darf 11 Abs 2 SG ein Befehl dessen Befolgen selbst eine Straftat oder einen schweren Verstoss gegen den Kerngehalt des Volkerrechts zur Folge hatte wie beispielsweise die standrechtliche Erschiessung von Gefangenen oder das grundlose Toten von Zivilisten 2 Meuterei in der Schifffahrt Bearbeiten Hauptartikel Meuterei in der Schifffahrt 146 Abs 1 in Verbindung mit 145 Abs 1 Nr 16 124 Abs 1 Satz 2 des Seearbeitsgesetzes SeearbG bestraft die vorsatzliche Nichterfullung einer vollziehbaren Anordnung eines zustandigen Vorgesetzten die dazu dient eine drohende Gefahr fur Menschen fur das Schiff oder dessen Ladung abzuwehren schwere Storungen des Schiffsbetriebs zu verhindern oder Vorschriften uber die Schiffssicherheit zu erfullen mit Freiheitsstrafe bis zu funf Jahren oder mit Geldstrafe 3 4 Das rechtswidrige Ubernehmen der Herrschaft uber ein im zivilen Seeverkehr eingesetztes Schiff bzw das Einwirken auf dessen Fuhrung wird als Angriff auf den Seeverkehr 316c StGB mit Freiheitsstrafe von funf bis funfzehn Jahren in minder schweren Fallen von einem bis zu zehn Jahren bestraft Meuterei im Strafvollzug BearbeitenSituation in Deutschland Bearbeiten Im Strafvollzug wird die gewaltsame Zusammenrottung von Strafgefangenen um gewaltsam auf Justizbeamte einzuwirken oder den Ausbruch einzelner oder mehrerer zu ermoglichen auch als Gefangenenmeuterei bezeichnet Die Gefangenenmeuterei ist im deutschen Strafrecht in 121 StGB definiert Das Delikt ist kein Unternehmensdelikt Die Vorschrift soll die Aufrechterhaltung der Ordnung in den Justizvollzugsanstalten und die Sicherheit der mit der Verwahrung befassten Amtstrager gewahrleisten Als Tater kommen allein Gefangene und Sicherungsverwahrte 121 Abs 4 StGB in Betracht Die Vorschrift ist unanwendbar auf Menschen die wegen einer sonstigen Massregel der Besserung und Sicherung untergebracht wurden Nichtgefangene oder Nichtsicherungsverwahrte konnen jedoch Teilnehmer der Tat sein Das Zusammenrotten bedeutet dass mindestens zwei Gefangene raumlich zusammentreten um gemeinschaftlich einen gewaltsamen Zweck zu fordern Nach innen hin muss der friedensstorende Wille in Erscheinung treten Zusatzlich wird nach dem deutschen Strafrecht auch verlangt dass die Tater mit vereinten Kraften handeln Die Tater mussen ihre Tathandlung auf einen Gemeinschaftswillen grunden Das Tatbestandsmerkmal bedeutet aber keineswegs technische Mittaterschaft Die Tat muss nicht innerhalb der Justizvollzugsanstalt stattfinden sondern ist u a auch beim Transport denkbar Die Vollendung tritt mit der gewaltsamen Einwirkung oder dem Ausbruch ein Der Versuch ist strafbar Gegen Gefangene darf in diesem Fall von der Schusswaffe nach 100 Abs 1 Nr 2 Strafvollzugsgesetz Gebrauch gemacht werden Geschichte BearbeitenMeutereien im Ersten Weltkrieg Bearbeiten nbsp Demonstration der Matrosen in Wilhelmshaven 10 November 1918Im Fruhjahr 1917 kam es nach gescheiterten Offensiven in der franzosischen Armee zu Meutereien von denen zeitweilig bis zu 16 Korps erfasst wurden Deshalb wurde der franzosische Oberbefehlshaber Nivelle durch General Petain abgelost der die Verteidigung Verduns organisiert hatte Durch den Ubergang zu einer strikten Defensivhaltung konnte Petain die Unruhe in der franzosischen Armee vorerst eindammen Gegen meuternde Soldaten wurde mit ausserster Harte vorgegangen Kriegsgerichte fallten 629 Todesurteile davon wurden 43 vollstreckt 5 6 Petain erkannte die Gefahr und sorgte fur Verbesserungen bei Verpflegung und bei den Ruhezeiten der Truppen Die Soldaten wurden kunftig durch sorgfaltiger geplante und vorsichtigere Operationen sowie verstarkten Materialeinsatz etwas entlastet In der Folge setzte in der franzosischen Armee ein langsamer Regenerationsprozess ein die Moral festigte sich wieder 1918 befahl die deutsche Admiralitat ungeachtet der deutschen Waffenstillstandsbemuhungen im Flottenbefehl vom 24 Oktober 1918 fur den 29 Oktober das Auslaufen der Flotte zu einer letzten verzweifelten Schlacht ehrenvoller Untergang gegen die uberlegene Royal Navy Daraufhin kam es in Wilhelmshaven zu Meutereien Man verlegte die Flotte deshalb zum Teil nach Kiel und wollte die Meuterer bestrafen Es brach ein Matrosenaufstand aus der innerhalb weniger Tage zur Revolution der Novemberrevolution anwuchs Die Revolution von 1918 19 Bearbeiten Ihren Ausgang hatte die Novemberrevolution mit der kollektiven Gehorsamsverweigerung Meuterei der Matrosen in Kiel genommen Soldatenrate sollten ihren Forderungen Ausdruck verleihen Eine spontane Bewegung erfasste weitere Hafenstadte und auch Mittel und Suddeutschland Beauftragte der Arbeiterparteien und Gewerkschaften ubernahmen als Arbeiterrate oder Arbeiter und Soldatenrate vor Ort die politischen Funktionen Die Revolution erfasste am 9 November auch Berlin wo Reichskanzler Prinz Max von Baden aus Sorge vor einem radikalen politischen Umsturz eigenmachtig die Abdankung des Kaisers sowie den Thronverzicht des Kronprinzen bekanntgab und die Reichskanzlerschaft auf den Vorsitzenden der SPD Friedrich Ebert ubertrug Am Nachmittag desselben Tages rief Philipp Scheidemann die deutsche Republik aus Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Im Zweiten Weltkrieg wurden Befehlsverweigerer in Deutschland mit Freiheitsstrafe oder mit dem Tode bestraft Unabhangig aus welchen Grunden sie ihre Tat begingen wurden sie Opfer der NS Militarjustiz Am 9 Juni 1942 erteilte Hitler dem Oberbefehlshaber des deutschen Afrikakorps Generalfeldmarschall Erwin Rommel Wustenfuchs schriftlich den Fuhrerbefehl 7 dass deutsche politische Fluchtlinge die auf franzosischer Seite im Afrikafeldzug kampften zu erschiessen seien Rommel verweigerte die Ausfuhrung dieses Befehls Ein besonders bekanntes Beispiel von Befehlsverweigerung geschah im August 1944 Der deutsche Stadtkommandant von Paris General Dietrich von Choltitz 1894 1966 kapitulierte und ignorierte damit einen Befehl Hitlers Fuhrerbefehl vom 23 August 1944 bekannt als Trummerfeldbefehl Paris zu verteidigen oder nur als Trummerfeld in die Hand des Feindes fallen zu lassen 8 Gotthard Heinrici ein mehrfach hochdekorierter General Generaloberst seit 1 Januar 1943 hatte an der Ostfront 1944 und 1945 einige Ruckzuge befohlen ohne zuvor Hitler um Erlaubnis zu fragen Er wurde von Hitler am 29 April 1945 also am Tag vor Hitlers Suizid seines Postens enthoben und sollte vor ein Kriegsgericht gestellt werden Karl Donitz den Hitler zu seinem Nachfolger ernannt hatte ignorierte dies und unternahm nichts gegen Heinrici Am 22 April 1945 befahl Hitler dem SS Obergruppenfuhrer Felix Steiner den Entsatzangriff seiner Armeegruppe in der Schlacht um Berlin Steiner verweigerte diesen Fuhrerbefehl als undurchfuhrbar Hitler erlitt einen Nervenzusammenbruch als er dies erfuhr Er klagte nun sei alles verloren auch die SS habe ihn verraten und entliess Teile seines Stabes Er beschloss in Berlin im Fuhrerbunker zu bleiben und beauftragte seinen Chefadjutanten SS Obergruppenfuhrer Julius Schaub alle Papiere und Dokumente aus seinen Privattresoren in Berlin in Munchen und auf dem Berghof zu verbrennen 9 Am 30 April 1945 beging Adolf Hitler Suizid Im Zuge des Ruckzugs im Rahmen des Westfeldzugs der Wehrmacht aus Bordeaux sollte im August 1944 der Hafen der Stadt gesprengt werden Der damit beauftragte Sprengstoffspezialist Heinz Stahlschmidt weigerte sich und verhinderte somit die vollstandige Zerstorung Auf dem deutschen Minensuchboot M 612 meuterte am 5 Mai 1945 die Besatzung als das Minensuchboot entgegen den Bestimmungen der Teilkapitulation Order erhielt von Danemark nach Kurland zu laufen Die Meuterei wurde zufallig von einem deutschen Schnellboot bemerkt und daraufhin niedergeschlagen Elf Besatzungsmitglieder wurden noch am gleichen Tag nach einem Standgerichtsverfahren erschossen Historische Brandbekampfung Bearbeiten Nachdem in vielen Dorfern des Herrschaftsgebiets immer wieder ganze Hauserreihen abbrannten wurden unter Pfalzgraf Karl IV im Jahr 1772 der Verhutung eines Feuerbrandes dienende strenge Anordnungen erlassen Hierin wurde auch festgelegt dass Gehorsamsverweigerung dem Loschkommando gegenuber unerlaubtes Entfernen von der Brandstatte oder absichtliches Beschadigen der Loschgerate mit empfindlicher Leibesstrafe zu ahnden ist 10 Gehorsamsverweigerung in der Literatur BearbeitenEines der bedeutendsten literarischen Werke das Gehorsam und Gehorsamsverweigerung zum zentralen Thema hat ist Heinrich von Kleists Drama Der Prinz von Homburg Siehe auch BearbeitenFahnenflucht Milgram Experiment Ziviler Ungehorsam Bordgewalt Wasser und Luftfahrzeuge Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Befehlsverweigerung Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wiktionary Meuterei Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Thomas Albrich Winfried R Garscha Martin F Polaschek Hrsg Holocaust und Kriegsverbrechen vor Gericht Der Fall Osterreich StudienVerlag Innsbruck Wien Bozen 2006 ISBN 3 7065 4258 7 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Vgl auch SanABw Rechtsberater und WDA Eingang 2 Januar 2006 Hinweise fur Rechtsberater und Rechtslehrer Umgang mit Soldaten und Soldatinnen die aus Gewissensgrunden Befehle nicht befolgen wollen online PDF Prozess um Meuterei bei der Marine Deutsche Welle 24 September 2013 Meuterei auf Schiff Marinesoldaten vor Gericht Augsburger Allgemeine 24 September 2013 Francois Caron Frankreich im Zeitalter des Imperialismus 1851 1918 Jean Favier Hrsg Geschichte Frankreichs Bd 5 DVA Stuttgart 1991 ISBN 3 421 06455 5 S 600 ein Beispiel www cheminsdememoire gouv fr Auf dem Plateau de Californie bei Ailette Chemin des Dames wird der Meuterer und der Toten einer vergeblichen Offensive im April 1917 gedacht Das 18 Infanterie Regiment lag am 16 April 1917 in Reserve es musste ab dem 4 Mai kampfen und verlor dabei 40 seiner Manner Die traumatisierten Uberlebenden weigerten sich nach einer Erholungspause am 27 Mai an die Front zuruckzukehren Das loste erste Meutereien aus 12 Soldaten kamen vor ein Kriegsgericht 5 wurden zum Tode verurteilt wegen revolte sous les armes Einer wurde begnadigt einer konnte fliehen drei wurden hingerichtet am 12 Juni NS Archiv Dokumente zum Nationalsozialismus Fuhrerbefehl an Rommel vom 9 Juni 1942 Der Vormarsch der Alliierten in Frankreich 1944 Stiftung Deutsches Historisches Museum abgerufen am 17 November 2018 Ian Kershaw Hitler 1936 1945 Stuttgart 2000 S 1036 Franz Josef Sehr Das Feuerloschwesen in Obertiefenbach aus fruherer Zeit In Jahrbuch fur den Kreis Limburg Weilburg 1994 Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg Weilburg Limburg 1993 S 151 153 Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4169757 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gehorsamsverweigerung amp oldid 233984193