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Theophanu um 997 5 Marz 1058 in Essen war von 1039 bis zu ihrem Tod Abtissin des Stiftes Essen und ebenso Abtissin des Stiftes Gerresheim Sie gilt nach Mathilde als bedeutendste Abtissin der Essener Geschichte Theophanu fugte dem Schatz des Stiftes Essen mehrere bedeutende Kunstwerke hinzu liess die Essener Stiftskirche erweitern und forderte die Entwicklung der Klostersiedlung zur Stadt Essen durch das Marktrecht das sie von Kaiser Heinrich III erhielt Das Stifterbild des Theophanu Evangeliars Abtissin Theophanu legt das Evangeliar Maria zu Fussen Inhaltsverzeichnis 1 Familie und Leben vor dem Abtissinnenamt 2 Wirken als Abtissin 2 1 Theophanu und die Entwicklung der Stadt Essen 2 2 Kunststiftungen 2 2 1 Theophanu Evangeliar 2 2 2 Theophanu Kreuz 2 2 3 Kreuznagel Reliquiar 2 2 4 Mathildenkreuz 2 3 Bautatigkeit 2 3 1 Essener Munster 2 3 2 Weitere Bautatigkeit 2 4 Wirken ausserhalb des Stifts Essen 3 Theophanu Testament 4 Wurdigung 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenFamilie und Leben vor dem Abtissinnenamt BearbeitenTheophanu war wahrscheinlich die zweitalteste Tochter Ezzos des lothringischen Pfalzgrafen und seiner Frau Mathilde Diese wiederum war die Tochter des Kaisers Otto II und der Theophanu nach der die Enkelin benannt wurde Somit gehorte die Enkelin Theophanu zur Familie der Ezzonen und uber ihre Mutter auch zur Familie der Ottonen Auf diese Abkunft legte sie grossen Wert Wo Theophanu erzogen wurde ist nicht bekannt es erscheint allerdings moglich dass dies in Essen geschah Sie durfte dann die Abtissin Mathilde die 1011 starb noch kennengelernt haben Bei Mathildes Tod war sie allerdings zu jung um die Nachfolge ubernehmen zu konnen Aufgrund der politischen Spannungen zwischen den Ezzonen und Kaiser Heinrich II die sich am Streit um das Erbe der ottonischen Hauptlinie aus der Theophanus Mutter stammte entzundet hatten ist unwahrscheinlich dass sie vor 1024 dem Todesjahr Heinrichs unter der Abtissin Sophia wichtige Aufgaben im Stift Essen wahrgenommen hat Sophia war eine verlassliche Parteigangerin Heinrichs zwei Schwestern Theophanus die unter Sophias direkter Aufsicht in Gandersheim lebten verliessen das Stift Gandersheim kurz nach Heinrichs Tod eigenmachtig da Sophia sie schlecht behandelt haben soll Dass Sophia Theophanu besser behandelt hat ist nicht anzunehmen allerdings residierte Sophia in Gandersheim und hatte nach dem Tod Heinrichs II keinen politischen Ruckhalt mehr so dass moglich ist dass Theophanu die erst nach Sophias Tod 30 Januar 1039 im Alter von 44 Jahren Abtissin in Essen wurde bereits vor diesem Zeitpunkt in Essen deren Aufgaben ubernommen hatte Auch wenn Theophanu in Essen ihre Verwandtschaft zu den Ottonen betonte kummerte sie sich auch um die Angelegenheiten der Ezzonen soweit dieses notwendig war Belegt ist ihre Mitwirkung an der Neuordnung des Ezzonischen Besitzes am Niederrhein durch eine Urkunde vom 17 Juli 1051 in der Theophanu ihr Bruder Hermann und ihre Schwester Richeza das Ezzonische Hauskloster Brauweiler an das Erzbistum Koln ubertrugen Vorangegangen war ein Rechtsstreit vor dem Kaiser da diese Ubertragung angeblich bereits unter Ezzo selbst geschehen war dieses hatten die drei noch lebenden Kinder Ezzos angefochten und Recht erhalten Der Grund fur die Ubertragung war vermutlich dass die Zukunft der Ezzonen am Niederrhein nicht mehr gesichert war Von Ezzos zehn Kindern hatten nur Richeza und der 1047 verstorbene Otto Kinder die jedoch nicht am Niederrhein ansassig waren Wirken als Abtissin BearbeitenTheophanu hinterliess in Essen bedeutende Spuren Dass sie ahnlich wie ihre beiden Vorgangerinnen reichspolitisch gewirkt hatte ist nicht belegt und angesichts fehlender verwandtschaftlicher Bindungen zu den Regierenden auch eher unwahrscheinlich Theophanus Bedeutung fur Essen grundet sich auf ihre Kunststiftungen ihre Bautatigkeit am Essener Munster und auf ihren Einfluss auf die Entwicklung der Stadt Essen Theophanu und die Entwicklung der Stadt Essen Bearbeiten Um das Stift Essen bestand schon vor Theophanu eine Siedlung von stiftszugehorigen Handwerkern und Bauern Das Stift erhielt unter Theophanu auf ihre Bitte und die Intervention des Kolner Erzbischofs Hermann ihres Bruders hin das Recht drei Tage vor und nach dem Tag der Stiftspatrone der Heiligen Cosmas und Damian einen Markt abzuhalten dessen Ertrag dem Stift zugutekam Mit dem Entstehen dieses Marktes war wahrscheinlich auch die Errichtung der Gertrudiskapelle verbunden deren Nachfolgebau die heutige Marktkirche in der Essener Innenstadt ist Dafur dass Theophanu diese Kirche die erstmals in ihrem Testament belegt ist grundete spricht die Auswahl des Patroziniums Die Verehrung der Heiligen Gertrudis ist vor Theophanu in Essen nicht bezeugt Die Reliquien dieser Heiligen fur ihre Kirchenstiftung konnte Theophanu zudem aus ihrer Verwandtschaft erhalten Adelheid eine ihrer Schwestern war Abtissin im Damenstift Nivelles dessen Kirche der Heiligen Gertrudis geweiht war Markt und Gertrudiskapelle waren wichtige Meilensteine auf der Entwicklung der Stiftssiedlung zur Stadt Essen Kunststiftungen Bearbeiten Theophanu erganzte den Essener Stiftsschatz durch einige seiner bedeutendsten Stucke Das Ensemble aus Theophanu Evangeliar Kreuznagel und Kreuzreliquiar ist durch formale Ubernahmen einzelner Gestaltungsmerkmale als Gruppe gekennzeichnet Vermutlich wurden diese Stucke im Rahmen der Osterliturgie am Karfreitag an Christi Stelle in ein Ostergrab auf der Empore des Westwerks gelegt und in der Osternacht wieder erhoben 1 Moglicherweise wurden diese drei Objekte der Abtissin auch bei feierlichen Anlassen als Hoheitszeichen vorausgetragen 2 Neben diesen Stucken steht das sogenannte jungere Mathildenkreuz als Einzelstuck Nicht erhalten ist ein Schrein der Heiligen Pinnosa den sie laut alterer Forschungsmeinung gestiftet haben soll Eine Zuschreibung der Stiftung an Theophanu muss wegen fehlender Quellen offen bleiben 3 Theophanu Evangeliar Bearbeiten Hauptartikel Theophanu Evangeliar nbsp Zentrale Elfenbeintafel des vorderen BuchdeckelsDas Theophanu Evangeliar befindet sich heute Textteil und Buchdeckel getrennt in der Essener Domschatzkammer Die Trennung der beiden Teile von denen kunsthistorisch der Buchdeckel bedeutsamer ist erfolgte im 18 Jahrhundert Dass es sich bei dem Evangeliar um eine Stiftung der Theophanu handelt ist durch ihre Abbildung im unteren Bildfeld des Buchdeckels gesichert Dort uberreicht eine kniende Figur die nur durch die Beschriftung THEOPHANU ABBA tissa als die Abtissin Theophanu zu identifizieren ist der thronenden Maria ein Buch Der Buchdeckel des Evangeliars misst 35 7 cm in der Hohe und 26 cm in der Breite Er ist uber einem Kern aus Eichenholz aus Gold Elfenbein und Edelsteinen gefertigt wobei je zwei aus Goldblech getriebene Quer und zwei Langsfelder die zentrale Elfenbeintafel umgeben Bereits in der Wahl der Materialien beginnt das ikonographische Programm des Buchdeckels Gold steht fur die Herrlichkeit Elfenbein fur die Reinheit des Glaubens Die zentrale Elfenbeintafel bei der es sich um eine Kolner Kopie einer Lutticher Arbeit handelt stellt begleitet von den vier Evangelisten das Leben Jesu dar am unteren Rand die Geburt zentral die Kreuzigung und daruber die Himmelfahrt Die Darstellung der Himmelfahrt verbindet das Bildprogramm der Tafel mit dem oberen Querfeld auf dem der im Himmelreich thronende Christus abgebildet ist Auf den Langsfeldern links und rechts der Elfenbeintafel verbinden Petrus und Paulus beziehungsweise die Essener Stiftspatrone Cosmas und Damian das untere Querfeld mit dem oberen sie dienen der unten mit abgebildeten Theophanu gleichsam als Vermittler Das untere Bildfeld enthalt schliesslich das Dedikationsbild Theophanu namentlich benannt legt der thronenden Maria das Evangeliar zu Fussen wobei Marias im Handgelenk nach oben abgeknickte Hand Theophanus Bitte an den daruber abgebildeten Christus vermittelt Neben Theophanu sind zwei Heilige abgebildet die sie unterstutzen Bei diesen handelt es sich um die Hl Pinnosa und die Hl Walburga Die Darstellung des unteren Bildfeldes charakterisiert das Evangeliar als Gedachtnisstiftung Die unter der Signatur Essener Domschatzkammer Hs 3 gefuhrte Handschrift besteht aus 157 Pergamentblattern die von einem Schreiber der moglicherweise in Essen wirkte sehr sorgfaltig mit karolingischen Minuskeln denen gelegentlich rote Capitalis untergemischt sind beschrieben wurde Die Miniaturen von denen die Evangelisten bemerkenswert sind gehen auf altere unbekannte und unterschiedliche Vorlaufer zuruck wie aus der unterschiedlichen Wahl der Perspektiven Gestaltung der Buchstander und Bildhintergrunde geschlossen wird Bei den Vorbildern konnte es sich um maaslandische Arbeiten gehandelt haben Stilistisch steht das Evangeliar in der Tradition spatantiker und karolingischer Vorbilder 4 Theophanu Kreuz Bearbeiten Hauptartikel Theophanu Kreuz nbsp Das Theophanu KreuzBeim so genannten Theophanu Kreuz handelt es sich um das zweitjungste der vier Essener Vortragekreuze Es handelt sich um ein lateinisches Kreuz mit querrechteckigen Krucken an den Kreuzenden dessen Holzkern aus Zedernholz besteht Zedernholz galt aufgrund seiner Herkunft aus dem Heiligen Land als besonders wertvoll Das Kreuz ist 44 5 cm hoch und 30 cm breit eine seitlich umlaufende nur teilweise erhaltene Inschrift verweist auf die Schenkerin Edita regale genere nobilis abbatissa Theophanu hoc signum dedit deutsch Die aus koniglichem Geschlecht stammende vornehme Abtissin Theophanu stiftete dieses Zeichen Die insgesamt 18 Emailtafelchen des Kreuzes stammen aus verschiedenen Quellen bei den acht Tafelchen auf den Krucken handelt es sich wahrscheinlich um byzantinische Arbeiten die sechs Tafelchen auf dem Querbalken und dem oberen Teil des Langsbalkens sind leicht gewolbt und gebogen Von diesen wird angenommen dass sie zuvor den Heiligenschein der Goldenen Madonna schmuckten der bereits im 11 Jahrhundert entfernt wurde da er die Kronung der Marienfigur mit der ebenfalls im Domschatz befindlichen Lilienkrone hinderte Die Tafeln des unteren Langsbalken sind von geringerer Qualitat und wurden moglicherweise fur das Kreuz geschaffen Unter dem Kreuzfuss befindet sich ein geschnittener Bergkristall ursprunglich ein fatimidisches Parfumflaschchen Das Kreuz besitzt keinen Korpus an seiner Stelle befindet sich ein mit Goldblech und rotem Samt unterlegter Bergkristall unter dem zwei kleine gekreuzte Holzsplitter sichtbar sind die angeblich vom Kreuz Christi stammen Das Kreuz ist damit zugleich ein Kreuzreliquiar Kreuznagel Reliquiar Bearbeiten nbsp Das Kreuznagel ReliquiarDas Kreuznagel Reliquiar im Essener Domschatz in seiner heutigen Gestalt ist ein Tafelreliquiar mit einem bekronenden gotischen Kleeblattbogen und einem gotischen Griff Ohne die gotischen Zutaten hat es eine Hohe von 14 cm und eine Breite von 11 7 cm Es wurde im 14 Jahrhundert aus zwei selbstandigen Reliquientafeln zusammengesetzt Eine dieser beiden goldblechbeschlagenen Eichenholztafeln kann Theophanu zugeordnet werden Auf dieser befinden sich vier Emailtafelchen die in Form und Wolbung mit denen des Querbalkens des Theophanu Kreuzes ubereinstimmen Die Aufteilung der Tafel in vier trapezformige Felder um ein mittleres Feld entspricht der Aufteilung des Buchdeckels des Theophanu Evangeliars Die der Elfenbeintafel des Buchdeckels entsprechende zentrale Stelle nimmt bei dem Reliquiar die Reliquie ein 6 cm langer Nagel vom Kreuz Christi hinter einem schutzenden durchscheinenden Bergkristall ein Eine Beischrift QUI XPM PASSU CREDITIS HIC CERNITE CLAVUM deutsch die ihr an Christi Leiden glaubt schaut hier den Nagel ist diesem beigefugt Die Funktion des Reliquiars ist unbekannt Moglicherweise war es auf einem Stab befestigt und diente zusammen mit dem Kreuz und vielleicht auch dem Evangeliar als Hoheitszeichen der Abtissin bei feierlichen Ereignissen vergleichbar dem kaiserlichen Zeremoniell bei dem dem Herrscher das Reichskreuz und das Reichsschwert vorangetragen wurden 5 Mathildenkreuz Bearbeiten Hauptartikel Mathildenkreuz nbsp Das MathildenkreuzDas Mathildenkreuz ist das jungste der vier Essener Vortragekreuze es entstand vermutlich um 1050 Es besteht aus Goldblech uber einem Eichenholzkern Seine Masse sind 45 cm in der Hohe und 30 5 cm in der Breite Das Kreuz weist eine deutliche Anlehnung an das altere Otto Mathilden Kreuz auf Der Gesamtaufbau der ein Gemmenkreuz mit einem Kruzifix verbindet ist ebenso gleich wie die Anbringung und Gestaltung von Kreuzinschrift und Stifterbild Auf dem Stifterbild ist die Abtissin Mathilde mit einem Nimbus in demutiger Haltung und in der Kleidung einer Sanctimonalen vor der thronenden Madonna abgebildet Bei der Kantenrahmung nimmt das jungere Mathildenkreuz auf das Kreuz mit den grossen Senkschmelzen eine weitere Stiftung der Abtissin Mathilde Bezug Die Kantenrahmung besteht aus abwechselnd gesetzten Emailtafelchen und Edelsteinen mit diagonal zugesetzten Turkisperlen wobei die ursprungliche Anordnung der Emails bei einer Restaurierung zerstort wurde Von den ursprunglich 36 Emailtafelchen sind 33 erhalten Der Korpus des Kruzifixus ist aus Bronze gegossen kunstlerisch steht er dem um 1049 entstandenen Kolner Herimann Kreuz nahe Links und rechts des Kruzifixus befinden sich zwei runde Emails die die Personifikationen von Mond und Sonne darstellen Die Ruckseite des Kruzifixus ist hohl und birgt Reliquien der Heiligen Laurentius sowie Innocentius Beide Heiligen sind mit der ottonischen Dynastie der Mathilde angehorte eng verbunden Laurentius dessen Unterstutzung man den Sieg in der Schlacht auf dem Lechfeld zuschrieb mit dem von Otto I gegrundeten Bistum Merseburg Innocentius ist einer der Patrone des ottonischen Familienstifts Gandersheim Die eingebrachten Reliquien unterstrichen damit sowohl Theophanus Selbstverstandnis als Ottonin wie auch die Bedeutung des Kreuzes als Memorialobjekt fur Mathilde als Reprasentantin der ottonischen Dynastie Die auffallige zeitliche Distanz zwischen dem Tod der als Stifterin abgebildeten Mathilde und der Fertigung des Kreuzes und des Stifterbilds sind dahin zu deuten dass Theophanu sich parallel zu ihren Bauvorhaben bemuhte die Verehrung ihrer Vorgangerin Mathilde als Vorbild fur die Sanctimonialen moglicherweise sogar als Heiliger zu fordern Mathilde ist nicht wie auf dem Otto Mathilden Kreuz als vornehme Adelige in byzantinisierender Hofkleidung sondern in der weissen Kleidung einer einfachen Religiosen abgebildet die mit gebeugten Knien die thronende Madonna verehrt Bautatigkeit Bearbeiten Essener Munster Bearbeiten Die Weihedaten der noch erhaltenen Krypta 6 des Essener Munster wie auch des nicht mehr erhaltenen Ostchores fallen in Theophanus Amtszeit beide Bauteile wurden unter ihr errichtet Inschriften in der Krypta und auf Reliquienbehaltern die aus aufgefundenen Altarfundamenten stammen belegen dieses ohne Zweifel Lange Zeit galt Theophanu auch als Erbauerin des erhaltenen Westwerks des Essener Munsters Aufgrund der Interpretation der Ausgrabungen 1952 durch Walter Zimmermann galt dieses als gesichert Diese Auffassung wurde an einer Stelle in der Brauweiler Familienchronik der Ezzonen festgemacht nach der Theophanu das Essener monasterium nachdem es aufgrund seines Alters schon teilweise eingefallen war mit allen seinen officia von seinen Fundamenten auf neu errichtet und bewundernswert erweitert habe Zimmermann der unter dem Westwerk Fundamente eines bis dahin unbekannten Vorgangerbaus gefunden hatte der seiner Auffassung zufolge nach 946 entstanden sein musste interpretierte diese Stelle dahin dass mit monasterium die Kirche gemeint sei und schrieb das Westwerk dessen Wandmalereien in jedem Fall von Theophanu in Auftrag gegeben wurden ganz Theophanu zu 7 Inzwischen hat sich die Auffassung durchgesetzt dass das Westwerk bereits unter der Abtissin Mathilde errichtet wurde Hierfur spricht insbesondere der Umstand dass das Bauprogramm des Westwerks auf Ideen Kaiser Ottos III Bezug nimmt Auch war der ottonische Baustil des Westwerks in Theophanus Zeit bereits vom romanischen abgelost in dem beispielsweise Theophanus Schwestern die von ihnen in Auftrag gegebenen Kirchenbauten errichten liessen wie beispielsweise ihre Schwester Ida mit der Kolner Stiftskirche St Maria im Kapitol Fremer und Lange kritisieren an Zimmermanns Deutung der Brauweiler Chronik dass Kirche als ecclesia ubersetzt sein musste wahrend unter monasterium die klosterliche Gemeinschaft oder auch die Gesamtanlage des Klosters zu verstehen ist so dass diese Stelle entweder als Hinweis auf Bautatigkeit an den nicht erhaltenen Klostergebauden oder sogar ubertragen als spirituelle Erneuerung des Klosterlebens verstanden werden konne 8 Weitere Bautatigkeit Bearbeiten nbsp Moglicherweise wirkte Theophanu beim Bau der St Nikolaus Kapelle in Nimwegen mitSofern Theophanu als Abtissin von Gerresheim dort oder in Rellinghausen wo sie als Propstin genannt ist Bauwerke errichten liess ist von diesen nichts erhalten An beiden Orten ist die fruhe Baugeschichte der Kirchenbauten nicht hinreichend bekannt oder Baureste fehlen 9 Moglich ist jedoch dass Theophanu an einem anderen erhaltenen Kirchenbau mitgewirkt hat namlich der St Nikolaus Kapelle in der ehemaligen Kaiserpfalz von Nimwegen 10 Bei dieser um 1030 datierten Kapelle handelt es sich um einen Memorialbau fur die 991 in Nimwegen verstorbene Kaiserin Theophanu die Grossmutter der Abtissin Darauf deutet bereits das Patrozinium des Heiligen Nikolaus dessen Verehrung durch die Kaiserin im Frankenreich eingefuhrt wurde und dem besonders viele Kirchenbauten von Theophanus ezzonischen Verwandten gewidmet wurden Die Kapelle selbst ist ein oktogonaler Zentralbau der wie das Westwerk des Essener Munsters deutlich die Aachener Pfalzkapelle zitiert und sich damit in eine ottonische moglicherweise auch Essener Tradition stellt Fehlende Gemeinsamkeiten zwischen der Bauplastik des Essener Westwerkes und der Nikolauskapelle mussten falls Theophanu an Letzterer beteiligt war als weiteres Indiz dafur angesehen werden dass das Essener Westwerk ihr nicht zugeschrieben werden kann Wirken ausserhalb des Stifts Essen Bearbeiten Fur Theophanus Tatigkeit als Abtissin im Stift Essen ist wenn man die erhaltene Bausubstanz und Kunstwerke zu den wenigen schriftlichen Quellen hinzunimmt die Quellenlage verglichen mit anderen Frauen der Zeit gut Weniger gut ist die Quellenlage jedoch fur ihre Tatigkeiten ausserhalb der Essener Stiftsgemeinschaft In Gerresheim ist Theophanu als Abtissin durch eine im Gerresheimer Evangeliar abschriftlich erhaltene Urkunde sowie durch die Memorialuberlieferung als Abtissin belegt Laut der Urkunde bei der Erzbischof Anno II von Koln als Zeuge handelte was eine Datierung zwischen 1056 und 1058 erlaubt vermehrte Theophanu den Kleiderfonds des Gerresheimer Klosters Gerresheim wurde auch im Testament Theophanus bedacht besonders im Nachtrag Wann Theophanu Abtissin in Gerresheim wurde lasst sich wegen der fehlenden Quellen nicht erschliessen Die Kirche in Rellinghausen wird im Testament Theophanus erstmals benannt dass es dort jedoch bereits eine klosterliche Gemeinschaft gab ist nicht belegt Die Geschichte des Stifts Rellinghausen wurde im 17 Jahrhundert vor dem Hintergrund eines Rechtsstreits uber die Vorrechte des Stifts Essens in Rellinghausen massiv verfalscht Im Rahmen dieser Beweisfalschungen wurden von Essener Stiftsherren erfunden dass die bedeutendste Essener Abtissin Mathilde als angebliche Grunderin Rellinghausens und auch Theophanu in Rellinghausen begraben seien und eine Liste Rellinghausener Propstinnen zusammengeschrieben auf der Theophanu genannt wurde Theophanu soll nach dieser Grundungsgeschichte Rellinghausens dort auch ein vergoldetes Silberkreuz und einen Prunkschild ihres Vaters gestiftet haben Die genaue Beziehung Theophanus zum Stift Rellinghausen ist ungeklart Unklar ist auch ob ein Bezug Theophanus zum Borghorster Stiftskreuz besteht Das Frauenstift Borghorst war um 970 von Essen aus gegrundet worden und besass bis zu seiner Aufhebung 1802 ein noch heute erhaltenes prunkvolles Kreuzreliquiar Auf der Vorderseite dieses Kreuzes ist als Stifter ein Kaiser Heinrich wahrscheinlich Heinrich III als Stifter abgebildet Das ubrige Bildprogramm der Vorderseite verweist auf Essen Die Goldtreibarbeit zeigt wie das Theophanu Evangeliar die Heiligen Cosmas und Damian sowie Petrus und Paulus Bezuge zum Kloster Borghorst stellt lediglich die spater erneuerte Ruckseite des Kreuzes her Fremer halt es daher fur moglich dass das Borghorster Kreuz ursprunglich eine Schenkung Heinrichs III an das Stift Essen war Bei Untersuchungen der Bienenwachsfullungen der Treibarbeiten wurde festgestellt dass das Kreuz um 1050 jedenfalls in Essen gefertigt wurde Theophanu Testament Bearbeiten nbsp Vorderseite der Testamentsurkunde nbsp Ruckseite der Urkunde nbsp Die Steinplatte aus dem Sarkophag Theophanus Essener DomschatzkammerTheophanu hinterliess ihre irdischen Angelegenheiten geregelt Eine Urkunde die sie errichtete und die in der alteren Literatur als ihr Testament bezeichnet wird beginnt mit den Worten Weil es jedermann unbekannt und fremd ist was zukunftig sein wird oder wann der zukunftige Tag herannaht sollten wir Gott gehorchen und die Frucht der uns anvertrauten Gaben mehren damit wir nicht bis er selbst oder der jungste Tag kommen werden wegen der Sunde des Mussiggangs oder des Ungehorsams verdammt werden Geschrieben steht namlich der Tag des Herren kommt so wie der Dieb in der Nacht Auch einen solchen so unbemerkt und heimlich heranruckenden Tag habe ich Abtissin Theophanu wenn auch unwurdig und sundig mit Schmerzen angenommen weil ich schon Arme und Reiche so sehr im Geiste verwirrt gesehen hatte dass sie weder von ihren irdischen Gutern noch von ihren Besitzungen irgendeine Erwahnung gemacht haben 11 Im Anschluss an diese auf Matthaus Kapitel 24 bezugnehmende Einleitung regelte Theophanu detailliert wie ihr Totengedenken geregelt werden sollte einschliesslich des Hinweises wo sie das Geld zur Bezahlung der Priester und Trauerfrauen hinterlegt hatte Die Urkunde regelt nur dieses Totengedenken was mit Theophanus weltlichen Besitztumern geschehen sollte ist nicht geregelt so dass die Bezeichnung als Testament fehlerhaft ist die heutige Forschung bezeichnet die Urkunde als Memorial Urkunde Das sogenannte Testament schliesst mit einer Ermahnung an die Zeugen unter diesen ihre Nachfolgerin Suanhild die Gebetsgemeinschaft die sie mit der Verstorbenen verbindet weiterzufuhren Die Urkunde Theophanus die im Stift aufbewahrt wurde gelangte nach der Sakularisation 1803 in das Hauptstaatsarchiv Dusseldorf wo sie heute verwahrt wird Die Urkunde auf einem 43 40 5 cm messenden Pergamentblatt ist nicht datiert aus dem Text wird geschlossen dass die acht Zeilen auf der Ruckseite ein Nachtrag zu den 27 Zeilen auf der Vorderseite sind Da neben dem Namen Theophanus der Name Liudgero besonders hervorgehoben ist wird vermutet dass die Urkunde von einem Monch des nahen Klosters Werden geschrieben wurde Theophanu starb am 5 Marz 1058 in Essen Begraben wurde sie in der Essener Munsterkirche in einem Anbau der an den Ostabschluss ihrer Krypta angebaut wurde und nicht im Ursprungsplan enthalten war Dieser Anbau wurde bereits im Mittelalter wieder entfernt Bei den Ausgrabungen im kriegszerstorten Essener Munster 1952 wurden aber die Fundamente und der Sarkophag Theophanus wiederentdeckt 12 Eine Steinplatte mit der Inschrift Am 5 Marz starb Abtissin Theophanu eine Tochter Mathildes die eine Tochter Ottos II war erlaubte die Identifizierung Dass Theophanu in einem Anbau bestattet wurde und nicht an dem prominentesten Platz der Krypta vor deren Hauptaltar ist nach neuerer Forschung damit zu erklaren dass dieser Platz bereits durch ihre Vorgangerin Mathilde belegt war Moglicherweise plante Theophanu ursprunglich daher ein Begrabnis an anderer Stelle etwa im Familienstift der Ezzonen in Brauweiler Wurdigung BearbeitenDie Brauweiler Chronik der Ezzonen aus der zweiten Halfte des 11 Jahrhunderts beschrieb Theophanu in der Einleitung zu der Stelle aus der Zimmermann sie zur Bauherrin des Westbaus kurte mit den Worten Theophanu die sich vom Charakter her wie ein Mann benahm 13 Sie selbst bezeichnete sich in ihrem Testament als unwurdig und sundig Beide Stellen sind fur eine Charakterisierung Theophanus ungeeignet da es sich um Topoi handelt 14 Die mannliche Tatkraft die der Brauweiler Chronist ihr zuschrieb war auch ein Charakteristikum Theophanus gleichnamiger Grossmutter der Kaiserin Theophanu Aussagekraftiger ist da die Grabinschrift in der auffallt dass ihr Vater nicht genannt ist sondern stattdessen auf die Abstammung ihrer Mutter aus dem Kaiserhaus hingewiesen wird auf die Theophanu anscheinend grossen Wert legte da auch die Stifterinschrift des Theophanu Kreuzes auf die konigliche Abstammung hinweist Theophanu war die letzte ottonische Abtissin Essens Dabei wahlte sie trotz der Betonung ihrer Abstammung und der ottonischen Tradition des Stiftes zeitgemasse Formen Ihr Handeln war nicht zuruckgerichtet sondern auf ihr eigenes Totengedenken das sie vorbereitete ausgerichtet Literatur BearbeitenKarl Uhlirz Theophanu Kaiserin In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 37 Duncker amp Humblot Leipzig 1894 S 717 722 hier erwahnt veraltet Thomas Schilp Theophanu In Neue Deutsche Biographie NDB Band 26 Duncker amp Humblot Berlin 2016 ISBN 978 3 428 11207 4 S 99 Digitalisat Paul Abel Die Familie der Abtissin Theophanu von Essen In Das Munster am Hellweg Bd 23 1970 S 143 160 Klaus Gereon Beuckers Die Ezzonen und ihre Stiftungen Lit Verlag Munster 1993 ISBN 3 89473 953 3 Torsten Fremer Abtissin Theophanu 1039 1058 Ottonischer Schlussakkord in Essen In Gunter Berghaus Thomas Schilp Michael Schlagheck Hrsg Herrschaft Bildung und Gebet Grundung und Anfange des Frauenstifts Essen Klartext Verlag Essen 2000 ISBN 3 88474 907 2 S 59 70 Alfred Pothmann Der Essener Kirchenschatz aus der Fruhzeit der Stiftsgeschichte In Gunter Berghaus Thomas Schilp Michael Schlagheck Hrsg Herrschaft Bildung und Gebet Klartext Verlag Essen 2000 ISBN 3 88474 907 2 S 135 153 Torsten Fremer Abtissin Theophanu und das Stift Essen Gedachtnis und Individualitat in ottonisch salischer Zeit Verlag Peter Pomp Bottrop Essen 2002 ISBN 3 89355 233 2 Ekkart Sauser Theophanu Abtissin von Essen In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 21 Bautz Nordhausen 2003 ISBN 3 88309 110 3 Sp 1484 1486 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Klaus Gereon Beuckers Ulrich Knapp Farbiges Gold Die ottonischen Kreuze in der Domschatzkammer Essen und ihre Emails Domschatzkammer Essen 2006 ISBN 3 00 020039 8 Weblinks BearbeitenPortal Rheinische Geschichte Theophanu um 997 1058 Abtissin von Essen und Gerresheim 1039 1056 Webseite der Domschatzkammer Essen zum KreuznagelreliquiarAnmerkungen Bearbeiten Zur Funktion der Objekte in der Essener Osterliturgie Klaus Gereon Beuckers Liturgische Ensembles in hochmittelalterlichen Kirchenschatzen Bemerkungen anhand der Essener Ostergrabliturgie und ihrer Schatzstucke In das Heilige sichtbar machen Domschatze in Vergangenheit Gegenwart und Zukunft Schnell Steiner Regensburg 2010 ISBN 978 3 7954 2245 5 S 83 106 Katharina Ulrike Mersch Soziale Dimensionen visueller Kommunikation in hoch und spatmittelalterlichen Frauenkommunitaten Stifte Chorfrauenstifte und Kloster im Vergleich V amp R Unipress Gottingen 2012 ISBN 978 3 89971 930 7 S 55 65 beide mit weiterer Literatur Klaus Gereon Beuckers Die Ezzonen und ihre Stiftungen Lit Verlag Munster 1993 ISBN 3 89473 953 3 S 104 Torsten Fremer Abtissin Theophanu 1039 1058 Ottonischer Schlussakkord in Essen In Gunter Berghaus Thomas Schilp Michael Schlagheck Hrsg Herrschaft Bildung und Gebet Grundung und Anfange des Frauenstifts Essen Klartext Verlag Essen 2000 ISBN 3 88474 907 2 S 59 70 hier S 62 Klaus Gereon Beuckers Die Ezzonen und ihre Stiftungen Lit Verlag Munster 1993 ISBN 3 89473 953 3 S 107 Anna Pawlik Buchdeckel des Theophanu Evangeliar In Birgitta Falk Hrsg Der Essener Domschatz Klartext Verlag Essen 2009 ISBN 978 3 8375 0200 8 S 82 Klaus Gereon Beuckers Die Ezzonen und ihre Stiftungen Lit Verlag Munster 1993 ISBN 3 89473 953 3 S 104 Klaus Lange Die Krypta der Essener Stiftskirche In Jan Gerchow Thomas Schilp Hrsg Essen und die sachsischen Frauenstifte im Fruhmittelalter Klartext Verlag Essen 2003 ISBN 3 89861 238 4 S 161 183 Walther Zimermann Das Munster zu Essen Kunstdenkmaler des Rheinlandes Beihefte 3 Essen 1956 S 52 Torsten Fremer Abtissin Theophanu 1039 1058 Ottonischer Schlussakkord in Essen In Gunter Berghaus Thomas Schilp Michael Schlagheck Hrsg Herrschaft Bildung und Gebet Grundung und Anfange des Frauenstifts Essen Klartext Verlag Essen 2000 ISBN 3 88474 907 2 S 59 70 hier S 67 Zu Theophanus Stifter und Bautatigkeit in Gerresheim und in Rellinghausen siehe Klaus Gereon Beuckers Die Ezzonen und ihre Stiftungen Eine Untersuchung zur Stiftungstatigkeit im 11 Jahrhundert Kunstgeschichte Bd 42 Lit Munster u a 1993 ISBN 3 89473 953 3 S 115 118 So Torsten Fremer Abtissin Theophanu und das Stift Essen Gedachtnis und Individualitat in ottonisch salischer Zeit Peter Pomp Bottrop 2002 S 79 81 Zitiert nach Torsten Fremer Abtissin Theophanu 1039 1058 Ottonischer Schlussakkord in Essen In Gunter Berghaus Thomas Schilp Michael Schlagheck Hrsg Herrschaft Bildung und Gebet Grundung und Anfange des Frauenstifts Essen Klartext Verlag Essen 2000 ISBN 3 88474 907 2 S 59 70 hier S 69 Walther Zimmermann Das Grab der Abtissin Theophanu von Essen In Bonner Jahrbucher 152 1952 S 226 227 Zitiert nach Torsten Fremer Abtissin Theophanu 1039 1058 Ottonischer Schlussakkord in Essen In Gunter Berghaus Thomas Schilp Michael Schlagheck Hrsg Herrschaft Bildung und Gebet Grundung und Anfange des Frauenstifts Essen Klartext Verlag Essen 2000 ISBN 3 88474 907 2 S 59 70 hier S 66 Torsten Fremer Abtissin Theophanu 1039 1058 Ottonischer Schlussakkord in Essen In Gunter Berghaus Thomas Schilp Michael Schlagheck Hrsg Herrschaft Bildung und Gebet Grundung und Anfange des Frauenstifts Essen Klartext Verlag Essen 2000 ISBN 3 88474 907 2 S 59 70 hier S 62 und 68 nbsp Dieser Artikel wurde am 4 Juli 2006 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Person GND 123983444 lobid OGND AKS LCCN n2004111886 VIAF 18145357 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME TheophanuKURZBESCHREIBUNG Abtissin im Stift EssenGEBURTSDATUM um 997STERBEDATUM 5 Marz 1058STERBEORT Essen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Theophanu Essen amp oldid 236341140