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Suanhild 30 Juli 1085 in Essen in moderneren Schreibweisen oft auch Swanhild Svanhild oder Schwanhild war von wahrscheinlich 1058 bis zu ihrem Tode Abtissin im Stift Essen Wie ihre Vorgangerinnen liess sie einen Kirchenbau errichten und erweiterte den Essener Domschatz um Kunstwerke Suanhild stiftete 1073 die Stiftskirche Essen Stoppenberg als Pfarrkapelle Dem Essener Domschatz fugte sie ein Armreliquiar des Hl Basilius hinzu Das Stifterbild S 17r des Svanhild Evangeliars Suanhild und die Essener Propstin Brigida uberreichen das Buch der stehenden Gottesmutter Maria Die Stifterinnen sind namentlich bezeichnet um ihr Gedachtnis zu vermitteln die Figuren tragen jedoch keine individuellen Zuge Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 2 1 Die Stiftskirche Stoppenberg 2 2 Das Basilius Armreliquiar 2 3 Das Suanhild Evangeliar 3 Nachwirken 4 Beurteilung 5 LiteraturLeben BearbeitenEs gibt nur wenige schriftliche Quellen zu Suanhild Wahrscheinlich war sie die direkte Nachfolgerin der letzten mit einem Kaiser verwandten Essener Abtissin Theophanu 1039 1058 in deren undatiertem Testament sie als Zeugin genannt ist Dieses ist zugleich die erste urkundliche Erwahnung Suanhilds Ihr Geburtsdatum ist unbekannt Das kanonische Mindestalter um Abtissin zu werden betrug 30 Jahre sollte sie tatsachlich Theophanus direkte Nachfolgerin sein musste sie vor 1028 geboren sein Suanhilds Eintrittsdatum in das Stift Essen ist ebenso unbekannt wie ihre familiare Abstammung Zwar sind ihre Erbguter bekannt jedoch nicht wer diese vor Suanhild besessen hat so dass auch hieruber keine Zuordnung zu einem Adelsgeschlecht moglich ist Die in der Literatur zum Stift Essen haufiger zu findende Zuordnung zum Geschlecht der Grafen von Huckeswagen die auf einem auch in anderen Punkten unzuverlassigen fruhneuzeitlichen Abtissinnenkatalog des Stifts Essen beruht leidet darunter dass das Geschlecht der Grafen von Huckeswagen erstmals 1133 urkundlich erwahnt ist Im Theophanu Testament erscheint Suanhild unter den als Zeugen zugezogenen Stiftsdamen verfugte aber uber kein erwahntes Amt wie Propstin oder Dechantin Ein solches Amt war jedoch keine Voraussetzung fur das Abtissinnenamt Gesichert ist das Abbatiat Suanhilds erst fur das Jahr 1073 durch eine Urkunde des Erzbistums Koln in der die Kirche in Stoppenberg die sie gestiftet und der Kolner Erzbischof Anno II geweiht hatte von Anno Privilegien erhielt Mai Juni 1085 versuchte Suanhild auf einer Synode in Mainz von Kaiser Heinrich IV eine Bestatigung und Schutzerklarung fur die von ihr vorgenommene Schenkung ihrer Erbguter Gesseron Vuedereke und Hukengesuuage Geissern bei Wachtendonk und Huckeswagen der dritte Ort ist unbekannt an das Stift Essen zu erhalten Die Urkunde wurde jedoch nicht vollzogen obschon sich auf ihr ein Vollziehungsstrich befindet Es fehlt aber das im Urkundstext genannte Siegel und die Datumszeile so dass davon ausgegangen wird dass der Vollziehungsstrich von unbekannter Hand auf einen Entwurf gesetzt wurde Moglicherweise geschah dies um Anspruche von Verwandten Suanhilds abzuwehren denn die Schenkung wurde vollzogen Die Besitzung bei Wachtendonk gehorte noch bei Auflosung des Stiftes 1803 zu dessen Besitztumern Moglich ist auch dass diese Urkunde eine nach Suanhilds Tod aus gleichen Grunden entstandene Totalfalschung ist gegen diese These spricht jedoch die Unvollstandigkeit der Urkunde Suanhild verstarb nach dem Essener Nekrolog an einem 30 Juli vermutlich 1085 da kein weiterer Versuch unternommen wurde die Bestatigung fur die Schenkung vom Kaiser zu erhalten Beigesetzt wurde Suanhild vor dem Hauptaltar der Krypta des Essener Munsters wahrscheinlich in einem Hochgrab uber dem Grab der bedeutenden Essener Abtissin MathildeWerke BearbeitenDie Stiftskirche Stoppenberg Bearbeiten Hauptartikel Stiftskirche Maria in der Not nbsp Die Stiftskirche in Stoppenberg geht auf eine Grundung Suanhilds zuruckDer heutige Essener Stadtteil Stoppenberg ist zu Fuss mehr als eine Stunde von dem Essener Munster entfernt im 11 Jahrhundert war der Weg zum Gottesdienst von dort fur die stiftshorigen Bauern noch langer und beschwerlicher so dass diese besonders im Winter dem Gottesdienst fernblieben Aus diesem Grund veranlasste Suanhild dort den Bau einer Pfarrkapelle aus ihren eigenen Mitteln also ihrem personlichen Vermogen Diese Kapelle wurde am 29 Januar 1073 geweiht Es handelt sich um eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit quadratischem Chorhaus geweiht dem Heiligen Nikolaus Der Kolner Erzbischof Anno II der die Weihe vornahm stattete die Kapelle auf Intervention Suanhilds mit dem Privileg aus dass die Umwohnenden dort in Notfallen das Sakrament empfangen und das Begrabnisamt halten konnten Die Pfarrkapelle wurde im 12 Jahrhundert Klosterkirche eines Pramonstratenserklosters aufgrund dessen wird sie heute als Stiftskirche bezeichnet Das Basilius Armreliquiar Bearbeiten Ein Armreliquiar des Essener Domschatzes wird ebenfalls als Stiftung Suanhilds betrachtet Es handelt sich um ein 46 cm hohes Reliquiar das in Form eines rechten Unterarms aus Eichenholz geschnitzt ist das anschliessend mit Silber und vergoldetem Kupferblech uberzogen wurde Da der Heilige Basilius zu den Patronen der Kirche in Stoppenberg gehorte und das Reliquiar im Mittelalter alljahrlich von der Munsterkirche nach Stoppenberg uberfuhrt wurde ist die Zuschreibung an Suanhild unumstritten Das Reliquiar selbst lasst erkennen dass nicht die besten Kunstler daran tatig waren Der mittlere Teil der Hand ist zu kurz im Verhaltnis zu den Fingern Die Metallplatten die die Finger umkleiden sind zusammengestuckelt Der Arm ist besser gelungen Dort zeigt das Reliquiar die Armel eines Ober und eines Untergewandes wobei der Faltenwurf unterschiedlich schwerer Stoffe nachgeahmt ist Bei beiden Armeln ist die Gewandborte durch aufgenietete Metallstreifen angedeutet Einer von diesen zeigt ein Rautenmuster das kleine Blattornamente einschliesst die andere tragt ein Rankenmuster und die Inschrift Serve Dei Vivi Benedic Nos Sancte Basili dt Diener des lebendigen Gottes segne uns Heiliger Basilius Die beiden Borten der Armel des Obergewandes und der mit zwei Scharnieren befestigte Boden des Reliquiars sind aus vergoldetem Kupferblech die ubrigen Beschlage aus Silberblech gefertigt Die Hand weist noch zwei besondere Merkmale auf Zum einen ist auf ihrer Aussenseite eine runde Platte aus Goldblech aufgenietet auf der ein Kreuz mit einer nach oben gerichteten Hand eingraviert ist Auf dem Rand dieser Platte befindet sich die Inschrift Dextera Di was als die rechte Hand Gottes zu lesen ist Vergleichbare Medaillons befanden sich an Handschuhen die ab dem 10 Jahrhundert zur liturgischen Bekleidung von Bischofen gehorten und wurden unter Innozenz III vorgeschrieben Ein vergleichbarer Handschuh ist in der Schatzkammer der Abtei Werden erhalten Die andere Besonderheit ist ein 1 2 cm mal 0 6 cm messendes 6 cm tiefes Loch im Holzkern zwischen Daumen und Zeigefinger dessen Zweck unklar ist Moglicherweise diente es zur Befestigung eines kleineren Reliquienbehalters eines Kreuzes oder eines ikonographischen Attributs des Heiligen Basilius Bei dem Basilius Armreliquiar handelt es sich um eines der altesten erhaltenen Armreliquiare bei dem sich zudem durch den Essener Liber ordinarius nachweisen lasst dass das Reliquiar benutzt wurde um mit ihm den Segen zu erteilen Das Suanhild Evangeliar Bearbeiten Suanhild stiftete auch ein prachtiges Evangeliar dessen Deckel mit Goldplatten und Edelsteinen besetzt war Sie knupfte dabei an ihre Vorgangerin Theophanu an die ebenfalls ein Prachtevangeliar gestiftet hatte das noch heute im Essener Domschatz erhalten ist Das Evangeliar der Suanhild galt hingegen lange als verloren noch Kuppers und Paul Mikat schrieben in ihrem 1966 erschienenen Buch uber den Essener Domschatz es sei verloren gegangen Tatsachlich ist die Handschrift allerdings ohne die wertvollen Buchdeckel erhalten sie befindet sich unter der Signatur Ms Latin 110 in der John Rylands Library in Manchester Wie die Handschrift von Essen nach Manchester gelangte ist nicht im Einzelnen bekannt Nachweislich befand sich die Handschrift noch im 18 Jahrhundert im Besitz des Stiftes Essen 1895 tauchte sie dann in einer Kunsthandlung in London auf wo sie ein Lord Lindsay fur 300 Pfund erwarb 1901 erwarb Ms Rylands die Sammlung Lindsays fur die von ihr zum Gedachtnis an ihren verstorbenen Ehemann gestiftete John Rylands Library Die wahrscheinlichste Annahme ist dass die Handschrift nach Mediatisierung des Stiftes infolge des Reichsdeputationshauptschlusses 1803 von einem der Kanoniker an sich genommen wurde und nach dessen Tod in den Kunsthandel gelangte Bei dem Evangeliar handelt es sich um ein pleonarius welches an hohen Feiertagen benutzt wurde Es ist 22 15 5 cm gross der Schriftspiegel misst 15 5 8 cm die Buchmalereien 15 5 10 cm Das Buch enthalt die vier vollstandigen Evangelien sowie vier Vorreden die in karolingischen Minuskeln einspaltig mit 28 Zeilen pro Seite geschrieben sind insgesamt 176 Seiten aus 24 Lagen Pergament Den Schmuck des Buches bilden sechs ganzseitige Bilder vier Zierseiten funf Rankeninitialen und 13 Kanontafeln Ein Handschriftenwechsel hinter dem Ende des Evangeliums nach Markus lasst erkennen dass zwei Schreiber oder Schreiberinnen an dem Werk geschrieben haben Wo die Handschrift entstand ist unbekannt Die Buchmalerei ist keiner bekannten klosterlichen Malschule zuzuordnen Insbesondere das Stifterbild das neben Suanhild die Propstin Brigida ihre Stellvertreterin im Stift Essen als Mitstifterin ausweist ist ungewohnlich da es als Empfangerin der Stiftung die Gottesmutter Maria in einer fur den westlichen Raum untypischen Rolle als Maria orans zeigt Kahsnitz halt daher sogar fur moglich dass die Handschrift in Essen selbst geschrieben wurde Nachwirken Bearbeiten nbsp Die Figuren des Schwanhildbrunnens Anno mit der Urkunde Suanhild und Heinrich von Essen mit einem Modell der StiftskircheSuanhild stiftete aus den Ertragen der von ihr dem Stift ubertragenen Guter ein Klosteramt das stets von einem Kanoniker des Essener Stifts ausgeubt wurde Die Pflichten des Inhabers des Schwanhildis Amtes war die Verwaltung der von ihr gestifteten Guter und die Ausrichtung des Memorialdienstes Zu diesem gehorte alljahrlich vier Messen und eine Vigil die an ihrem Sterbetag gelesen werden mussten die Verteilung einer bestimmten Anzahl Brote an Stiftspersonen sowie Geldspenden Das Amt bestand nach Auflosung des Stiftes noch funf Jahre weiter bis 1808 als der ehemalige Essener Kanoniker Nikolaus Poger als letzter Inhaber starb Die Stiftung wurde dann vom preussischen Staat in ein Beneficium zugunsten der Pfarrstelle in Borbeck und der Landschule in Frintrop umgewandelt das mit der Verpflichtung fur den Inhaber der Pfarrstelle verbunden war eine Seelenmesse fur Suanhild an ihrem Sterbetag zu lesen Diese Verpflichtung wurde erst 1913 durch das Erzbistum Koln auf Anregung des Borbecker Pfarrers aufgehoben da das jahrliche Stipendium durch die Stiftung nur noch 8 05 Mark betrug Suanhild wird im Essener Stadtteil Stoppenberg der sich um ihre Stiftskirche entwickelt hat besonders verehrt Dort befindet sich auch der 1915 nach Entwurf des Kolner Architekten Carl Moritz in Werkstein und Bronze ausgefuhrte Schwanhildenbrunnen auf dem sie Erzbischof Anno von Koln und der Kanoniker Henricus von Essen der die Bauausfuhrung fur Suanhild uberwachte abgebildet sind In seiner Nahe fuhrt die kleine Strasse Schwanhildenhohe auf jene Anhohe auf der sie ihre Kapelle erbauen liess Im selben Stadtteil befindet sich auch die Schwanhildenstrasse die ebenfalls nach der Abtissin benannt ist Beurteilung BearbeitenDie Einstufung Kuppers und Mikats in ihrem Buch zum Domschatz dass die eigentliche Glanzzeit des Essener Stifts mit dem Tod Theophanus der letzten Abtissin aus einem Kaiserhaus beendet war ist fragwurdig Suanhild handelte in jeder Hinsicht in der Tradition ihrer Vorgangerinnen Sie mehrte die Guter ihres Stifts durch die Stiftung ihrer Erbguter Da das Essener Munster unter ihrer Vorgangerin fertiggestellt worden war Suanhild vielleicht aber auch erst ihre Nachfolgerin erneuerte dort das Atrium baute sie mit der Pfarrkirche in Stoppenberg an anderer Stelle Auch mit der Stiftung eines wertvollen Reliquiars und der eines Prunkevangeliars knupfte sie an die Traditionen ihrer Vorgangerinnen an Erst von Suanhilds Nachfolgerin Lutgardis ist trotz einer langen Amtszeit keine Kunst oder Kirchenstiftung bekannt Es erscheint daher moglich dass Suanhild aufgrund ihrer unbekannten Abstammung und der durftigen Quellenlage unterbewertet wird Literatur BearbeitenSonja Hermann Armreliquiar mit Reliquien des hl Basilius In Birgitta Falk Hrsg Gold vor Schwarz Der Essener Domschatz auf Zollverein Katalog zur Ausstellung 2008 Klartext Verlag Essen 2008 ISBN 978 3 8375 0050 9 Lutger Horstkotter Abtissin Schwanhild ca 1058 ca 1085 ihr Jahresgedachtnis und das Schwanhildisamt an der Essener Munsterkirche bis 1808 In Munster am Hellweg Mitteilungsblatt des Vereins fur die Erhaltung des Essener Munsters Essen 2003 S 11 ff Martina Junghans Die Armreliquiare in Deutschland vom 11 bis zur Mitte des 13 Jahrhunderts Dissertation Bonn 2002 Kat Nr 4 Georg Humann Die Kunstwerke der Munsterkirche zu Essen Schwann Dusseldorf 1904 Rainer Kahsnitz Die Essener Abtissin Svanhild und ihr Evangeliar in Manchester In Essener Beitrage Beitrage zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 85 Essen 1970 S 13 80 Leonhard Kuppers Paul Mikat Der Essener Munsterschatz Fredebeul amp Koenen Essen 1966 nbsp Dieser Artikel wurde am 27 August 2006 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Person GND 137246900 lobid OGND AKS VIAF 81464511 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME SuanhildALTERNATIVNAMEN Swanhild Svanhild SchwanhildKURZBESCHREIBUNG Abtissin im Stift EssenGEBURTSDATUM 10 Jahrhundert oder 11 JahrhundertSTERBEDATUM 30 Juli 1085STERBEORT Essen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Suanhild Essen amp oldid 236341157