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Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands SAPD haufig auch Sozialistische Arbeiterpartei SAP genannt war eine linkssozialistische marxistische Partei die am 4 Oktober 1931 in Berlin gegrundet wurde und bis 1945 bestand Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der SAPD 1 1 1931 1933 1 2 Exil und Illegalitat 1 3 Nach 1945 1 4 Willy Brandt und die SAPD 2 Neben und Vorfeldorganisationen 3 Mitgliederzahlen 4 Parteivorsitzende der SAPD 5 Wahlbeteiligungen 5 1 Reichstagswahlen 5 2 Landtagswahlen 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte der SAPD Bearbeiten1931 1933 Bearbeiten Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands SAPD war eine linke Abspaltung der SPD im Herbst 1931 sie entstand als sechs Mitglieder der SPD Reichstagsfraktion Kurt Rosenfeld Max Seydewitz August Siemsen Heinrich Strobel Hans Ziegler und Andreas Portune wegen des Bruches der Fraktionsdisziplin ausgeschlossen wurden Der neu gegrundeten Partei schloss sich eine Minderheit des linken SPD Flugels darunter auch einige bekanntere Politikerinnen wie Anna Siemsen und Kate Frankenthal und des Jugendverbandes SAJ ein Teil der KPO um Paul Frolich Jacob Walcher August Enderle August Ziehl und Heinrich Galm einige Gruppen und Personen aus der Versohnlerfraktion der KPD wie Heinrich Stahmer die Rest USPD um Theodor Liebknecht der Sozialistische Bund von Georg Ledebour die Arbeitsgemeinschaft fur linkssozialistische Politik um Fritz Kuster eine entristisch arbeitende Gruppe der Roten Kampfer um Bernhard Reichenbach 1932 ausgeschlossen sowie bekannte unabhangige marxistische Intellektuelle wie Fritz Sternberg an Ein Durchbruch auf Wahlebene blieb der SAPD grosstenteils versagt Landtagsmandate in Hessen und Stadt sowie Gemeinderatssitze in ihren kommunalen Hochburgen Offenbach Geesthacht Breslau Dresden Zwickau sowie vor allem einigen kleineren Gemeinden im Vogtland im vogtlandischen Dorf Morgenrothe Rautenkranz erhielt die Partei bei den Kommunalwahlen am 13 November 1932 die absolute Mehrheit der Stimmen und Mandate 1 Auch gelang es ihr nicht zu einem Attraktionspol fur parteilose Linke oder kritische SPD und KPD Mitglieder zu werden Die SAPD setzte sich vehement fur eine Einheitsfront von SPD KPD Gewerkschaften und anderen Massenorganisationen der Arbeiterbewegung gegen den Faschismus ein was aufgrund der Ablehnung dieser Strategie durch die leitenden Burokratien wenig erfolgreich war Gemeinsam mit der KPO und dem Leninbund fuhrte die SAPD eine Reihe von antifaschistischen Kundgebungen und Diskussionsveranstaltungen durch auf welchen der Einheitsfrontgedanke propagiert wurde Anfang 1933 spitzten sich innerhalb der SAPD fraktionelle Auseinandersetzungen zu als die Mehrheit des Vorstandes um Rosenfeld und Seydewitz eine Auflosung der Partei zugunsten von SPD und KPD propagierten der linke Flugel widersetzte sich dem und fuhrte schon unter den Bedingungen der Illegalitat einen Parteitag durch auf welchem ein neuer Vorstand gewahlt wurde Dem Auflosungsaufruf des rechten Flugels schloss sich von den damals 15 600 Mitgliedern ein knappes Zehntel an Hintergrund fur diese Auseinandersetzung war die Unzufriedenheit einer Mehrheit der Mitglieder mit dem gemassigten linkssozialdemokratischen und pazifistischen Kurs der Parteifuhrung und ehemaligen Reichstagsabgeordneten die SAPD Linke um die ehemaligen KPO Mitglieder Frohlich und Walcher die Intellektuellen Sternberg und Klaus Zweiling und die Leitung des SJVD strebte den Aufbau einer neuen revolutionaren Partei und einer neuen kommunistischen Internationalen an In diesem Zusammenhang ist zu erwahnen dass die SAPD dem Londoner Buro einem Zusammenschluss linkssozialistischer und unabhangiger kommunistischer Parteien wie der POUM der britischen ILP und der niederlandischen RSP und OSP angehorte und 1934 mit der Internationalen Kommunistischen Liga Leo Trotzkis Fusionsverhandlungen fuhrte Die SAPD gab die Tageszeitung Sozialistische Arbeiter Zeitung die Wochenzeitung Die Fackel mehrere regionale Zeitungen wie das Kampfsignal Berlin heraus das bisherige theoretische Organ der SPD Linken Der Klassenkampf erschien nun unter Herausgeberschaft der SAPD Junge Mitglieder und Sympathisanten der SAPD schlossen sich zum Sozialistischen Jugendverband SJVD zusammen der etwa 8 000 bis 10 000 Mitglieder die SAPD zu Hochzeiten ca 25 000 zahlte Einen gewissen Einfluss entfaltete die SAPD auf die pazifistische Deutsche Friedensgesellschaft DFG zumal deren geschaftsfuhrender Vorsitzender Fritz Kuster auch dem SAPD Vorstand angehorte und in verschiedenen Kulturorganisationen der Arbeiterbewegung Freidenker Arbeitersportbewegung In den Gewerkschaften blieb der Einfluss der SAPD eher massig Exil und Illegalitat Bearbeiten nbsp Gedenktafel zur Erinnerung an die illegale Druckerei der SAPD in Hamburg Bergedorf Ab 1933 arbeiteten ihre Mitglieder in der Illegalitat gegen den Nationalsozialismus Uber die Halfte der Mitgliedschaft nahm am antifaschistischen Widerstand teil ein sehr viel hoherer Prozentsatz als bei den Massenparteien SPD und KPD In Berlin gab es enge Kooperationen zwischen Mitgliedern der SAPD und dem linkssozialistischen Roten Stosstrupp der damals bis zu 500 Mitglieder hatte Daraus entstand ein offizielles Kampfbundnis welches am 18 Juli 1933 im SAPD Flugblatt Informationen aus Politik und Wirtschaft bekannt gemacht wurde Gemeinsam planten beide Gruppen die Wiedererneuerung der Arbeiterbewegung auf dem Boden der revolutionaren Grundsatze Das Bundnis wurde Ende 1933 Anfang 1934 aufgrund von Massenverhaftungen in Berliner Widerstandskreisen weitgehend unwirksam 2 Viele SAPD Mitglieder v a die in der Offentlichkeit bekannten emigrierten von den in Deutschland gebliebenen wurden viele in Zuchthauser oder Konzentrationslager gesperrt einige wie Ernst Eckstein und Franz Bobzien ermordet Nachdem 1937 38 die meisten SAPD Strukturen zerschlagen worden waren gab es nur noch kleinere Gruppen und Zirkel welche weiterhin teilweise bis zum Kriegsende 1945 aktiv waren Im Exil der Exilvorstand befand sich in Paris beteiligte sich die SAPD am Lutetia Kreis dem Versuch eine deutsche Volksfront zu grunden Mitglieder der Partei kampften wahrend des spanischen Burgerkrieges in den Arbeitermilizen der POUM der Milizeinheit Rovira Zur Unterstutzung notleidender oder gefangener Genossen wurde eine Unterstutzungskasse der Ernst Eckstein Fonds ins Leben gerufen 1937 wurde eine Gruppe von Mitgliedern um Erwin Ackerknecht Walter Fabian und Peter Blachstein aus der Partei ausgeschlossen nachdem diese eine zu unkritische Haltung der SAPD gegenuber der KPD und den Moskauer Prozessen kritisiert hatte die Ausgeschlossenen konstituierten sich als Gruppe Neuer Weg 1939 brachen die Kontakte zwischen Exil und Untergrundgruppen auf Grund des Kriegsausbruches weitestgehend zusammen die Exilstrukturen selbst zeigten Desintegrationstendenzen u a zerbrach die Exilleitung in rivalisierende Gruppen um Walcher und Frolich die noch aktiven Gruppen in Schweden welche noch einzelne Kontakte zu Mitgliedern im norddeutschen Raum unterhielten und Grossbritannien welche sich schon 1941 der Union deutscher sozialistischer Organisationen in Grossbritannien angeschlossen hatten naherten sich wieder der SPD an Nach 1945 Bearbeiten Nach dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur schlossen sich 1945 die meisten Mitglieder der SAPD in den Westzonen nach einer Unterredung zwischen dem spateren SPD Vorsitzenden Kurt Schumacher der vom Buro Dr Schumacher aus agierte und dem als SAPD Vertreter fungierenden Otto Brenner der SPD an wahrend andere vor allem in der sowjetischen Zone auch der KPD oder spater der SED beitraten so Klaus Zweiling Jacob Walcher Max Seydewitz und Edith Baumann Versuche der Wiedergrundung einer dezidiert linkssozialistischen Partei auf lokaler Ebene wie unter Heinrich Galm in Offenbach Arbeiterpartei AP oder unter August Ziehl in Geesthacht dort unter dem Namen SAP scheiterten Einige ehemalige SAPD Mitglieder wie Fritz Lamm spielten in der unabhangigen radikalen Linken der 1950er und 1960er Jahre eine wichtige Rolle andere schlossen sich der in der Tradition der KPD O stehenden Gruppe Arbeiterpolitik an Willy Brandt und die SAPD Bearbeiten In Mein Weg nach Berlin der Autobiographie von Willy Brandt dem spateren SPD Parteivorsitzenden 1964 1987 und Bundeskanzler 1969 1974 heisst es dazu Im Herbst 1931 schlossen sich Nazis und Deutschnationale SA und Stahlhelm in der Harzburger Front zusammen Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt kam es auch als Ergebnis organisatorisch disziplinarischer Massnahmen der Parteifuhrung zur Abspaltung des linken Flugels der Sozialdemokratie Einige wenige Reichstagsabgeordnete eine Reihe aktiver Parteigruppen vor allem in Sachsen nicht zuletzt aber ein grosser Teil der sozialistischen Jugend folgte denen die zur Grundung einer Sozialistischen Arbeiterpartei SAP aufriefen Willy Brandt zu der Zeit noch unter seinem Geburtsnamen Herbert Frahm trat als 17 jahriger Jugendlicher in seiner Heimatstadt Lubeck gegen den Rat seines Mentors Julius Leber der SAP bei war Mitglied des Ortsvorstandes und Vorsitzender des ortlichen SJVD Infolge der Machtubernahme der Nationalsozialisten in Deutschland emigrierte er ins norwegische Exil wo er fortan unter seinem Kampfnamen Willy Brandt das SAPD Buro und die Zentrale Anlaufstelle des SJVD in Oslo leitete ferner vertrat er vom Februar 1934 bis zum Herbst 1937 den SJVD beim Internationalen Buro revolutionarer Jugendorganisationen Neben und Vorfeldorganisationen BearbeitenSozialistischer Jugend Verband Deutschlands SJVD Sozialistischer Studentenverband SStV bei Grundung 1931 ca 80 Mitglieder Sozialistischer Schutzbund SSB Marxistische Buchergemeinde Ernst Eckstein FondsMitgliederzahlen Bearbeiten1931 ca 25 000 Marz 1933 ca 15 600 Ende 1933 ca 13 000 14 000 Mitglieder mehr als 100 im Exil Anfang 1935 ca 10 000 davon ca 5 000 aktiv und ca 180 im Exil Januar 1937 ca 1 000 illegal arbeitende Mitglieder in DeutschlandParteivorsitzende der SAPD BearbeitenSeptember 1931 bis Ende Dezember 1931 Kurt Rosenfeld Max Seydewitz Heinrich Strobel Ende Dezember 1931 bis Marz 1933 Kurt Rosenfeld Max Seydewitz ab Marz 1933 kollektive Leitung de facto Jacob Walcher als einziges hauptamtliches Vorstandsmitglied im ExilWahlbeteiligungen BearbeitenReichstagswahlen Bearbeiten Reichstagswahl Juli 1932 72 630 Stimmen 0 2 0 Mandate Verlust der funf ursprunglich waren es sogar sechs 3 durch Ubertritt von der SPD erhaltenden Mandate Reichstagswahl November 1932 45 200 Stimmen 0 1 0 MandateLandtagswahlen Bearbeiten Hessen 15 November 1931 8170 Stimmen 1 0 0 Mandate Preussen 24 April 1932 80 392 Stimmen 0 4 0 Mandate Verlust der drei durch Ubertritt von der SPD Kate Frankenthal Hans Marckwald und KPO Hermann Gebhardt erhaltenen Mandate Bayern 24 April 1932 13 437 Stimmen 0 3 0 Mandate Anhalt 24 April 1932 806 Stimmen 0 4 0 Mandate Hamburg 24 April 1932 2 302 Stimmen 0 3 0 Mandate Oldenburg 29 Mai 1932 1 469 Stimmen 0 5 0 Mandate Mecklenburg Schwerin 5 Juni 1932 957 0 3 0 Mandate Hessen 19 Juni 1932 11 689 Stimmen 1 6 1 Mandat Heinrich Galm Ubertritt von der KPO konnte seinen Sitz halten Fritz Ohlhof Ubertritt von der SPD verlor seinen Sitz Thuringen 31 Juli 1932 2 067 0 2 0 MandateSiehe auch BearbeitenMitglieder der SAPDLiteratur BearbeitenHelmut Arndt Heinz Niemann Auf verlorenem Posten Zur Geschichte der Sozialistischen Arbeiterpartei Zwei Beitrage zum Linkssozialismus in Deutschland Dietz Berlin 1991 ISBN 3 320 01699 7 Jorg Bremer Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands SAP Untergrund und Exil 1933 1945 Campus Forschung Bd 35 Campus Verlag Frankfurt am Main u a 1978 ISBN 3 593 32329 X Zugleich Heidelberg Universitat Dissertation 1977 Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands SAP im Untergrund und im Exil von neunzehnhundertdreiunddreissig bis neunzehnhundertfunfundvierzig Klaus Dagenbach Markus Rupp Die Pforzheimer SAPD im Widerstand Darstellung und Dokumentation Stadtarchiv Pforzheim Materialien zur Stadtgeschichte 6 Stadtarchiv Pforzheim 1995 ISBN 3 9803529 9 4 Hanno Drechsler Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands SAPD Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung am Ende der Weimarer Republik Marburger Abhandlungen zur politischen Wissenschaft Bd 2 ISSN 0542 6480 Hain Meisenheim am Glan 1965 Einhart Lorenz Mehr als Willy Brandt Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands SAP im skandinavischen Exil Lang Frankfurt am Main 1997 ISBN 3 631 31428 0 Dagmar Schlunder Die Presse der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands im Exil 1933 1939 Eine analytische Bibliographie Sonderveroffentlichungen der Deutschen Bibliothek Nr 8 Mit einem Vorwort von Walter Fabian Hanser Munchen u a 1981 ISBN 3 446 12980 4 Florian Wilde Den nach Hoffnung hungernden Massen den Sozialismus als einzig mogliche Rettung aus der Krise zeigen Die Entwicklung der SPD Linken von der Klassenkampf Gruppe zur Sozialistischen Arbeiterpartei SAP In Marcel Bois Bernd Huttner Hrsg Beitrage zur Geschichte einer pluralen Linken Heft 1 Theorien und Bewegungen vor 1968 Rosa Luxemburg Stiftung Berlin 2010 S 22 26 PDF 276 kB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands 1931 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Sozialistische Arbeiter Zeitung Tageszeitung der SAPD 1931 33 online Einige Texte Resolutionen Programme der SAPD aus den Jahren 1931 bis 1932 in der Marxistischen Bibliothek Memento vom 29 April 2007 im Internet Archive Literaturliste Uberblick der Publikationen von und uber die SAPD im Archiv der Friedrich Ebert Stiftung PDF library fes de Sozialistische Arbeiterpartei in PforzheimEinzelnachweise Bearbeiten Hanno Drechsler Die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands SAPD Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung am Ende der Weimarer Republik 1965 S 286 Dennis Egginger Gonzalez Der Rote Stosstrupp Eine fruhe linkssozialistische Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus Lukas Verlag fur Kunst und Geistesgeschichte Berlin 2018 S 87ff ursprunglich sechs Mandate Heinrich Strobel hatte die Partei schon Anfang 1932 verlassenNormdaten Korperschaft GND 4055794 7 lobid OGND AKS VIAF 140776914 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands 1931 amp oldid 230232486