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Der Sozialistische Bund SB war eine linkssozialistische Splitterpartei im Deutschen Reich wahrend der Weimarer Republik Er wurde ab Ende 1923 auf Initiative von Georg Ledebour dem vormaligen Vorsitzenden und Reichstagsabgeordneten der Unabhangigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands USPD zunachst informell als innerparteiliche Oppositionsgruppe der USPD aufgebaut schliesslich im Marz 1924 fur die anstehende Reichstagswahl als eigenstandige Partei formell gegrundet Der SB bestand bis Oktober 1931 und ging schliesslich in der zu der Zeit neu gegrundeten ebenfalls parlamentarisch ohne massgeblichen Einfluss bleibenden Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands SAPD auf Historischer Kontext Bearbeiten nbsp Georg Ledebour der Vorsitzende des Sozialistischen Bundes zuvor auch der USPD Fotografie um 1920 Der Sozialistische Bund war eine Abspaltung von der bereits geschwachten USPD Mit der Grundung des SB zogen Ledebour und seine Anhanger darunter auch der Reichstagsabgeordnete Paul Wegmann die Konsequenz aus einem innerparteilichen Konflikt um die Haltung der linkssozialdemokratischen Partei zur Ruhrbesetzung bzw zum deutschen Widerstand gegen die Besetzung des Ruhrgebiets durch franzosische und belgische Truppen zwischen Januar und Oktober 1923 dem Ruhrkampf im sogenannten Krisenjahr der Weimarer Republik Wahrend die Gruppierung um Ledebour die Parole der KPD Schlagt Poincare an der Ruhr und Cuno an der Spree unterstutzte wurde dieses programmatische Motto von der Mehrheit der USPD die in der entsprechenden Frage einen revolutionaren Defatismus vertrat als nationalistisch abgelehnt In der Folge versuchte Ledebour mit dem SB eine weitere sozialistische Partei zwischen den parteipolitisch als links geltenden Polen SPD und KPD zu etablieren Dabei hatte die wahrend des Ersten Weltkriegs aus dem Widerspruch gegen die Burgfriedenspolitik der Mehrheits SPD gegrundete USPD die bis 1924 noch im Reichstag vertreten war durch Zerfallsprozesse seit Beginn der 1920er Jahre bereits einen erheblichen Mitgliederschwund hinter sich Im Dezember 1920 war ihr grosser linker Flugel zur KPD gewechselt vgl VKPD im Oktober 1922 war der grosste Teil des rechten Flugels zur SPD zuruckgekehrt Nach der Abspaltung des SB wurde die dadurch weiter geschwachte USPD unter dem Vorsitz von Theodor Liebknecht und Elsa Wiegmann weiter gefuhrt Mit der Trennung von der USPD ging Ledebours Reichstagsmandat fur die Monate bis zur nachsten Reichstagswahl in den Status eines fraktionslosen Abgeordneten uber Damit hatte die USPD ihren zu der Zeit deutschlandweit prominentesten als redegewandt und erfahren geltenden Politiker im Reichstag verloren Durch die Grundung des Sozialistischen Bundes dessen Vorsitz Ledebour ubernahm wurde die Zersplitterung der politischen Linken in der Weimarer Republik zwischen der reformorientierten SPD und der am revolutionaren Anspruch der Sowjetunion und der Komintern ausgerichteten KPD fortgesetzt Ein parlamentarischer Erfolg war dem SB trotz seiner von einer Bevolkerungsmehrheit im Prinzip getragenen Haltung gegen die Ruhrbesetzung nicht beschieden Bei der Reichstagswahl im Mai 1924 erhielt er lediglich 26 418 Wahlerstimmen 0 09 und konnte damit kein Mandat erringen 1 Auch die USPD mit einem Ergebnis von 0 8 verlor bei dieser Wahl alle ihre nach 1922 noch verbliebenen Reichstagsmandate Nicht nur fur den SB sondern auch fur die bis 1920 21 noch relativ einflussreiche Rest USPD bedeutete diese Wahlniederlage den Gang in die endgultige parlamentarische Bedeutungslosigkeit Abgesehen von der Landtagswahl im Freistaat Oldenburg im Mai 1925 mit einem Ergebnis von 403 Stimmen bzw 0 23 ebenfalls erfolglos 2 trat der SB als eigenstandige Organisation bei weiteren uberregionalen Wahlen nicht mehr an Zur Reichstagswahl 1928 rief Ledebour seine Anhanger dazu auf die KPD zu wahlen Im Zuge des Young Plans einer Neuregelung der Reparationsverpflichtungen Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg und der kurz darauf infolge des Borsenkrachs vom Schwarzen Donnerstag einsetzenden Weltwirtschaftskrise spitzte sich Ende der 1920er Jahre die wirtschaftliche und soziale Lage in Deutschland innerhalb kurzer Zeit dramatisch zu Unter anderem durch das dadurch bedingte schnelle Anwachsen der Arbeitslosenquote veranderten sich auch rasch die politischen Mehrheitsverhaltnisse in der Weimarer Republik ab 1929 im Sinne einer Polarisierung breiter Teile der deutschen Bevolkerung zugunsten radikaler Losungsvorstellungen an den einander entgegengesetzten politischen Randern Im Oktober 1931 wurde mit der Grundung der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands einer zunachst aus Opposition gegen die Tolerierungspolitik der SPD gegenuber den wirtschafts und sozialpolitischen Einschnitten des konservativ dominierten Prasidialkabinetts Heinrich Brunings Kabinett Bruning I entstandenen linken Abspaltung von der SPD der Versuch unternommen eine Partei der Einheitsfront gegen den sich verstarkenden Einfluss der NSDAP und anderer Rechtsparteien zu etablieren Neben einzelnen KPD Abtrunnigen sowie Teilen der Kleinparteien Kommunistische Partei Opposition und des Leninbundes welche die von der Sowjetunion vorgegebene Sozialfaschismusthese ablehnten schlossen sich sowohl der SB als auch die ubrig gebliebene sogenannte Rest USPD dieser neuen Partei an bzw gingen in ihr auf Aber auch die SAPD konnte sich in den noch verbleibenden letzten Jahren der krisengeschuttelten Weimarer Republik parlamentarisch nicht etablieren Ein einheitliches Vorgehen der linken politischen Krafte gegen den seit Beginn der Weltwirtschaftskrise ab 1929 erstarkten Nationalsozialismus wurde nicht erreicht Literatur BearbeitenDieter Engelmann Die Nachfolgeorganisationen der USPD In Beitrage zur Geschichte der Arbeiterbewegung BzG Bd 33 Nr 1 1991 ISSN 0942 3060 S 37 45 zur USPD und zum Sozialistischen Bund 1922 1931 Minna Ledebour Hrsg Georg Ledebour Mensch und Kampfer Europa Verlag Zurich 1954 Ursula Ratz Georg Ledebour 1850 1947 Weg und Wirken eines sozialistischen Politikers Veroffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin beim Friedrich Meinecke Institut der Freien Universitat Berlin Bd 31 ISSN 0440 9663 Publikationen zur Geschichte der Arbeiterbewegung Bd 2 de Gruyter Berlin 1969 Zugleich Frankfurt am Main Universitat Dissertation 1968 Einzelnachweise Bearbeiten StatDR 1928 III S 96ff online www gonschior de StatJBDR 1926 S 454f StHbOl 1925 S 114f online www gonschior de Normdaten Korperschaft GND 16049282 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sozialistischer Bund 1923 amp oldid 217298575