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Dieser Artikel behandelt das Jagdschloss in der Stadt Schloss Holte Stukenbrock Zum gleichnamigen Stadtteil siehe Schloss Holte Das Schloss Holte ist ein barockes Wasserschloss aus dem 17 Jahrhundert im ostwestfalischen Schloss Holte Stukenbrock in Nordrhein Westfalen Es ist der Nachfolgebau einer Wasserburg des 14 Jahrhunderts die 1556 durch ein Feuer zerstort wurde Von 1608 bis 1616 unter Einbezug vorhandener Baureste von Graf Johann III von Ostfriesland und seiner Frau Sabina Catharina von Rietberg als Jagdschloss wiederaufgebaut gelangte es durch Heirat Ende des 17 Jahrhunderts an die Familie der Grafen von Kaunitz Im Jahr 1822 erwarb Friedrich Ludwig Tenge die vernachlassigte Anlage und baute sie zu einem Wohnsitz fur seinen Schwiegersohn um Zeitgleich liess der Unternehmer sudlich des Schlosses eine Eisenhutte errichten Das Anwesen ist heute noch Privatbesitz der Familie Tenge Rietberg die im Schloss Mietwohnungen eingerichtet hat Die Gebaude und der Park sind nicht zu besichtigen Schloss Holte Ansicht von Sudwesten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Wurzeln des heutigen Schlosses liegen in einer wehrhaften Burg die wohl in der zweiten Halfte des 14 Jahrhunderts errichtet wurde 1 Zu jener Zeit bestand die Anlage aus einem befestigten Burghaus mit zwei Turmen und einer Kapelle 2 Ihre Erbauer waren aller Wahrscheinlichkeit nach Konrad III von Rietberg und seine Frau Irmiswind von Reifferscheid 1 Die Grafen von Rietberg nutzten sie als Grenzbastion gegen die Herrschaft Lippe die nordlich an ihre reichsunmittelbare Grafschaft grenzte Die damalige Burg erfullte somit die Funktion einer Landesburg die 1529 1 erstmals urkundlich erwahnt wurde Im Jahr 1541 musste Landgraf Philipp von Hessen als Lehnsherr der Region einen Streit zwischen den Stiefbrudern Otto IV und Johann II von Rietberg um die Grafschaft schlichten Das Hauss die Holte genannt 3 kam daraufhin als Allodialbesitz an Otto IV der ihn aber schon kurze Zeit spater im Schmalkaldischen Krieg wieder verlor 1 1551 1552 gelangte die Anlage an Johann II Wahrend seiner Zeit als Burgherr wurde die Anlage durch lippische Soldaten zerstort denn Johann II lag im Streit mit Bernhard VIII zur Lippe der Haus Holte 1556 niederbrennen liess nbsp Schloss Holte auf einer Lithografie von 1864 65Mit Johanns Tod im Jahr 1562 starb seine Familie im Mannesstamm aus Durch die Heirat seiner Tochter Walburgis gelangte Haus Holte mitsamt der ganzen Grafschaft Rietberg an die Grafen von Ostfriesland Walburgisʼ Tochter Sabina Catharina und ihr Mann Johann III von Ostfriesland liessen Holte vermutlich ab 1608 auf den Fundamenten der Vorgangeranlage als Jagdschloss wiederaufbauen 4 5 Moglicherweise war dabei derselbe Baumeister in Holte wie am Schloss Rietberg tatig 4 Ungeklart ist bisher wie viel von der Ruine der alten Burg im Neubau Wiederverwendung fand Die Bauarbeiten waren 1616 beendet 2 Unter den Grafen von Ostfriesland wurde die Grafschaft Rietberg rekatholisiert Johanns III und Sabinas Sohn Johann IV begann zusammen mit seiner Frau Anna Katharina von Salm Reifferscheidt den Bau einer neuen der heiligen Ursula gewidmeten Schlosskapelle und liess 1630 dafur eine neue Glocke giessen Die Kapelle befand sich unter der Observanz der Minoriten und erhielt ihre Weihe im Jahr 1654 durch den Paderborner Weihbischof Frick 6 Vermutlich war sie erst kurz zuvor fertiggestellt worden 6 Im Jahr 1664 waren weitere Bauarbeiten im Gange entweder weil das Schloss erst in jenem Jahr endgultig fertiggestellt oder weil es umgebaut wurde 5 Die Anlage bestand damals aus einem rechteckigen Herrenhaus mit einem Treppenturm und zwei Eckturmen mit barocken Hauben die von einer sechseckigen Ringmauer mit Turmen an den Ecken umgeben war Vermutlich fuhrte eine Zugbrucke uber die Grafte zum Tor in der Umfassungsmauer 2 1687 starb mit Ferdinand Maximilian der letzte Graf von Ostfriesland Seine Erbtochter Maria Ernestine Francisca wurde erst zwei Monate nach seinem Tod geboren Die Regentschaft in der Grafschaft Rietberg ubernahm deshalb vorerst ihr Onkel ehe Kaiser Leopold I andere Vormunder fur das minderjahrige Madchen einsetzte Mit ihrer Heirat 1699 brachte sie den Besitz an ihren Mann den mahrischen Grafen Maximilian Ulrich von Kaunitz Anlasslich der Eheschliessung wurde eine Beschreibung des Schlosses erstellt in der 19 Zimmer im Hauptgebaude und weitere Raume in den Nebengebauden erwahnt wurden 7 Das Paar hielt sich jedoch fast immer am kaiserlichen Hof in Wien oder in Mahren auf wo der neue Schlossherr das Amt des Landeshauptmanns bekleidete Es ist nicht sicher ob die beiden oder ihre Nachfahren jemals in Holte gewesen sind 8 Unter Dominik Andreas von Kaunitz Rietberg wurde die Grafschaft mediatisiert und zunachst dem napoleonischen Konigreich Westphalen zugeschlagen ehe sie 1818 in den preussischen Landkreis Wiedenbruck eingegliedert wurde nbsp Abbildung des Schlosses mit der Holter Eisenhutte aus dem Jahr 1842Nach Ende der Grafschaft als Territorium verausserte Graf Aloys von Kaunitz Rietberg Schloss Holte mit dem gesamten ubrigen Besitz der Grafen von Rietberg am 22 September 1822 fur 340 000 Augsburger Gulden ca 225 000 Reichstaler an den Rittergutsbesitzer Friedrich Ludwig Tenge der auf dem Gut Barkhausen wohnte 8 Zum Zeitpunkt des Verkaufs war die gesamte Anlage in einem stark vernachlassigten Zustand 9 Tenge liess sie ab 1839 instand setzen modernisieren und als Wohnsitz fur seinen Schwiegersohn Julius Meyer umbauen Leitender Architekt fur die durchgreifenden Veranderungen war der Baumeister Althof aus Bielefeld 8 Das Haupthaus erhielt dabei ein neues Schieferdach und die rechteckigen Renaissance Fenster bekamen einen barocken Rundbogenabschluss 10 Zudem wurde unter Tenge die schmale Grafte zu einem Hausteich mit Insel erweitert 11 Zu weiteren Veranderungen gehorten der Umbau der rundbogigen Hofeinfahrt und das Anbringen eines gusseisernen Bruckengelanders Dieses stammte aus der von Tenge sudlich des Schlosses errichteten Eisenhutte in der das in der Senne vorhandene Raseneisenerz verhuttet und verarbeitet wurde Da die Hutte ab 1839 10 im Bereich des Schlossgartens gebaut worden war liess Tenge als Ersatz einen neuen Garten nordlich das Schlosses anlegen Dafur wurde 1840 7 der nordliche Teilabschnitt der Ringmauer niedergelegt und ein Damm zur Insel im Schlossteich aufgeschuttet Auf dem so gewonnenen Areal und der Insel liess der Schlossherr anschliessend einen Englischen Landschaftsgarten anlegen Zur gleichen Zeit entstanden auf dem Schlossgrund einige Stauteiche die zum Betrieb der Eisenhutte notwendig waren Im Schloss kam es in den Jahren vor der Revolution 1848 1849 zu wiederholten Treffen von Demokraten des Vormarz die den sogenannten Holter Kreis bildeten Zu ihm gehorten neben Julius Meyer u a Otto Luning Georg Herwegh Rudolf Rempel und Hermann Kriege 12 8 Schlossherr Meyer und seine Frau Hermine gaben die Anlage 1846 aber als Wohnsitz auf weil sie andernorts Eigentum erworben hatten 8 Am Neujahrstag 1864 brannten das Dach und das Gewolbe der Schlosskapelle ab 13 nbsp Gartenfassade des Schlosses im Jahr 18991927 erhielt das Schloss einen neuen Anstrich 2 An Ostern des Jahres 1945 beschlagnahmten amerikanische Truppen die Anlage Sie raumten das Schloss im Sommer des gleichen Jahres aber wieder sodass die Eigentumerfamilie zuruckkehren konnte 13 Zwei Jahre spater wurde die kleine Schlosskapelle nach Planen des Berliner Architekten Werner March erweitert denn bis 1947 war die evangelische Gemeinde durch Fluchtlinge derart stark angewachsen dass das kleine Gotteshaus nicht mehr genugend Platz fur alle Glaubigen bot und um sechs Meter verlangert werden musste 14 15 Dabei entdeckten Bauarbeiter im Altarsockel eine alte Mensaplatte aus Sandstein mit den Abbildungen zweier Wappen 1 Eines davon gehorte den Rietberger Grafen Bei weiteren Bauarbeiten im Jahr 1955 wurde im Herrenhaus eine alte Balkendecke mit Stuckverzierungen freigelegt 7 Carl Friedrich Tenge Rietberg liess das gesamte Schloss ab 1978 grundlich renovieren und dabei das Aussehen der Anlage nach ihrem Umbau 1839 1840 wiederherstellen 2 Die Deckung des Daches aus Naturschiefer wurde ersetzt und die Kapelle wieder auf die ursprunglichen Proportionen gebracht Ausserdem erhielten alle Gebaude ihren heutigen ockergelben Anstrich Die Industrieanlagen der stillgelegten Holter Eisenhutte wurden 1979 abgerissen Das Innere des Herrenhauses und der Randbebauung sowie der Torturme liess der Eigentumer zudem in Wohnungen umwandeln Weil das Schloss seither zu privaten Wohnzwecken dient ist es aus diesem Grund nicht fur die Offentlichkeit zuganglich Beschreibung Bearbeiten nbsp Lageplan von 1899Das Schloss Holte steht in der Senne rund 800 Meter sudwestlich des Ortskerns von Schloss Holte Stukenbrock im Holter Wald Das etwa ein Hektar 11 grosse Anwesen liegt an der Landstrasse L751 nach Kaunitz Zu ihm gehort ein das Schloss umgebender Landschaftspark in dem noch einige alte Baume stehen die um 1840 gepflanzt wurden Ein in jener Zeit angelegter Garten auf einer kleinen Garteninsel ist indes nicht mehr erhalten Das Areal wird heute durch dichtes Geholz dominiert 11 Das Wasserschloss steht auf einer Insel in einem Hausteich der vom Olbach gespeist wird und besitzt eine eigenwillige Grundrissform die selbst fur die Spatrenaissance und das beginnende Barock ungewohnlich ist 12 Das Herrenhaus ist von einer nicht ganz regelmassig geformten sechseckigen Ringmauer umgeben die eine Insel ahnlicher Form begrenzt Von der Mauer fehlen heute der nordliche und nordwestliche Teil Von innen lehnen sich an sie eingeschossige ehemalige Wirtschaftsgebaude an An den Ecken der Umfassungsmauer stehen polygonale Turme die nur noch an der Sudseite in voller Hohe erhalten sind Zwei weitere stehen als Stumpfe an der West und Ostseite Letzterer markiert zugleich das Kopfende der Schlosskapelle und besitzt drei Fuss 7 dicke Mauern Er diente fruher als Waschkuche mit angeschlossener Badestube 7 Der Zugang zur Schlossinsel erfolgt von Suden uber eine gemauerte Brucke aus der Zeit um 1840 11 die ein Brustungsgitter aus Eisenguss im spatklassizistischen Stil besitzt Dieses zeigt geflugelte Greifen und ist ein Produkt der Holter Eisenhutte Die Brucke fuhrt zum Schlosstor dessen Torbogen die Inschrift IOANNES ET SABINA CATHARINA COMES ET COMITISSA FRISIAE ORIENTALIS ET RETBERGAE tragt Die ebenfalls dort zu findende Jahreszahl 1616 gibt den wahrscheinlichen Abschluss der Neubauarbeiten unter Johann III von Ostfriesland und seiner Frau an 4 Das schmucklose und ungegliederte Hauptgebaude besitzt einen rechteckigen Grundriss An seiner sudlichen Eingangsfassade stehen zwei quadratische Eckturme mit geschweiften barocken Hauben und bekronender Laterne In der Mitte ist ihr ein achteckiger Treppenturm aus der Zeit um 1664 vorgebaut Sein Portal besitzt eine rustizierte Hausteinrahmung und ist von einem Gesims abgeschlossen welches das von einem Dreiecksgiebel bekronten und von zwei liegenden Lowen flankierte Wappen der graflichen Familie Rietberg tragt An der Ruckseite des Gebaudes liegen auf Hohe des Dachgeschosses anstelle der Turme drei Zwerchgiebel nbsp Ansicht von Westen nbsp Sudansicht nbsp Tor in der Ringmauer nbsp Portal des TreppenturmsLiteratur BearbeitenThomas Bufe Walter Neuling et al Garten Landschaft OstWestfalenLippe Dokumentation bedeutender Park und Gartenanlagen im Regierungsbezirk Detmold Beitrage zur Landschafts und Baukultur in Westfalen Lippe Heft 3 Band 3 3 Kreis Gutersloh Kreis Minden Lubbecke 2002 ISSN 1617 8270 online Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Nordrhein Westfalen Band 2 Westfalen Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1969 S 295 296 Rudolf Gurtler Aus der Geschichte des Jagdschlosses Holte In Gutersloher Beitrage zur Heimat und Landeskunde des Kreises Wiedenbruck Nr 7 1967 S 142 148 Rainer A Krewerth Westfalen Land der Wasserburgen Hornemann Bielefeld 1990 ISBN 3 928193 05 8 S 210 Albert Ludorff Die Bau und Kunstdenkmaler des Kreises Wiedenbruck Die Bau und Kunstdenkmaler von Westfalen Band 10 Schoningh Munster 1901 S 35 36 38 Digitalisat Ernst Maoro Schloss Holte im Kreis Gutersloh In Schlosser Burgen Herrensitze in Ostwestfalen Lippe Westfalen Verlag Bielefeld 1986 ISBN 3 88918 038 8 S 135 137 Karl Eugen Mummenhoff Schlosser und Herrensitze in Westfalen Nach alten Stichen Burgen Schlosser Herrensitze Band 3 Weidlich Frankfurt a M 1961 S 67 68 Horst Nieder Die schonsten Schlosser und Burgen in Ostwestfalen Lippe 1 Auflage Wartberg Gudensberg Gleichen 2003 ISBN 3 8313 1169 2 S 36 37 Dorothea Prins Das Holter Schloss In Der Minden Ravensberger Berichte und Bilder aus der Region Jg 56 1984 ISSN 0947 2444 S 88 89 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Holte Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag von Heike Tausendfreund und Jens Friedhoff zu Schloss Holte in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Schlossanlage Holte Schloss Holte Stuckenbrock bei LWL GeodatenKultur des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe Schloss Holte auf baukunst nrw Schloss Holte auf burgerbe deEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Rudolf Gurtler Aus der Geschichte des Jagdschlosses Holte 1967 S 143 a b c d e Dorothea Prins Das Holter Schloss 1984 S 88 Rudolf Gurtler Aus der Geschichte des Jagdschlosses Holte 1967 S 142 a b c Rudolf Gurtler Aus der Geschichte des Jagdschlosses Holte 1967 S 144 a b Eintrag von Heike Tausendfreund und Jens Friedhoff zu Schloss Holte in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts a b Rudolf Gurtler Aus der Geschichte des Jagdschlosses Holte 1967 S 145 a b c d e Rudolf Gurtler Aus der Geschichte des Jagdschlosses Holte 1967 S 146 a b c d e Rudolf Gurtler Aus der Geschichte des Jagdschlosses Holte 1967 S 147 Horst Nieder Die schonsten Schlosser und Burgen in Ostwestfalen Lippe 2003 S 37 a b Schloss Holte auf baukunst nrw Zugriff am 23 November 2017 a b c d Schlossanlage Holte Schloss Holte Stuckenbrock bei LWL GeodatenKultur des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe Zugriff am 23 November 2017 a b G Ulrich Grossmann Ostliches Westfalen Vom Hellweg zur Weser Kunst und Kultur zwischen Soest und Paderborn Minden und Warburg 2 Auflage DuMont Koln 1984 ISBN 3 7701 1436 1 S 66 a b Rudolf Gurtler Aus der Geschichte des Jagdschlosses Holte 1967 S 148 Ernst Maoro Schloss Holte im Kreis Gutersloh 1986 S 136 Dorothea Prins Das Holter Schloss 1984 S 89 51 898654 8 602424 Koordinaten 51 53 55 2 N 8 36 8 7 O Normdaten Geografikum GND 7783046 5 lobid OGND AKS VIAF 305184718 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Holte amp oldid 211028880