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Robert Lehr 20 August 1883 in Celle 13 Oktober 1956 in Dusseldorf war ein deutscher Politiker DNVP CDU Er war Mitglied des Parlamentarischen Rates und von 1950 bis 1953 Bundesminister des Innern Robert Lehr 1950 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Ausbildung und Beruf 1 2 Politik 1 3 Gesellschaftliches Engagement 2 Auszeichnungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenLehr war Sohn von Oskar Lehr 1847 1923 dem spateren preussischen Generalmajor und luxemburgischen Hofmarschall 1 Ausbildung und Beruf Bearbeiten Nach dem Abitur begann er das Jurastudium in Marburg 1905 wurde er Mitglied des Corps Teutonia Marburg 2 Er wechselte an die Friedrich Wilhelms Universitat Berlin und spater an die Rheinische Friedrich Wilhelms Universitat Bonn Er beendete das Studium 1907 mit dem ersten und 1912 mit dem zweiten juristischen Staatsexamen 1908 wurde er zum Dr iur promoviert mit der Dissertation Das Reichshaftpflichtgesetz in seiner heute geltenden Gestalt verglichen mit dem BGB 3 1908 heiratete er Aenne Steinbach eine aus Oberbrugge bei Ludenscheid stammende Fabrikantentochter 1 4 Er war von 1912 bis 1913 als Richter am Amtsgericht Kassel und juristischer Hilfsarbeiter bei der Stadtverwaltung von Rheydt tatig 1913 trat er in die Verwaltung der Stadt Dusseldorf ein Von Ende 1914 bis 1919 war er dort Polizeidezernent und von 1919 bis 1924 Finanzdezernent 1924 wurde er Oberburgermeister der Stadt Wegen seiner oppositionellen Haltung gegenuber dem Nationalsozialismus wollten die Nationalsozialisten ihn nach der Machtergreifung absetzen Daher verdachtigten sie ihn im April 1933 offentlich des Betrugs und verhafteten ihn Er wurde dann in seinem Amt von Hans Wagenfuhr abgelost und am 22 September 1933 durch den preussischen Minister des Innern in den Ruhestand versetzt 5 6 1935 wurde er Mitglied der spater nach ihm benannten Widerstandsgruppe in Dusseldorf die ihre Treffen 1943 beendeten 7 8 Er lebte bis 1945 als Privatmann im Sauerland Politik Bearbeiten Von 1929 bis 1933 gehorte Lehr der Deutschnationalen Volkspartei DNVP an Nach Kriegsende war er 1945 einer der Mitbegrunder der CDU Im Oktober 1945 wurde er von der britischen Besatzungsmacht zum Oberprasidenten der Provinz Nordrhein ernannt Dieses Amt ubte er bis August 1946 aus Von 1946 bis 1948 war er Mitglied und Vorsitzender des Zonenbeirates der britischen Besatzungszone Ebenfalls 1946 wurde er Mitglied des Landtages von Nordrhein Westfalen bis 1950 als dessen Landtagsprasident er in den Jahren 1946 47 amtierte Ab 1948 verwaltete er als Aufsichtsrat und Vorstand gemeinsam mit Gunther Henle CDU innerhalb der Deutschen Bank Gruppe die Rheinisch Westfalische Bank mit einer damaligen Bilanzsumme von 891 Millionen DM 9 1948 49 gehorte Lehr dem Parlamentarischen Rat an und war dort Vorsitzender des Ausschusses fur die Organisation des Bundes und ab Dezember 1948 stellvertretender Vorsitzender der CDU CSU Fraktion 1949 wurde er als direkt gewahlter Abgeordneter des Wahlkreises Dusseldorf I in den Deutschen Bundestag gewahlt dem er in der ersten Legislaturperiode angehorte Im Parlament war er von 1949 bis 1950 als stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses fur Angelegenheiten der inneren Verwaltung tatig Von 1950 bis 1951 war er zudem Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Am 11 Oktober 1950 wurde er nach dem Rucktritt Gustav Heinemanns als Bundesminister des Innern in die von Bundeskanzler Konrad Adenauer gefuhrte Bundesregierung berufen dem damals grossten Ministerium der Bundesrepublik welches von Sport und Kultur bis zum Grenz und Verfassungsschutz reichte 10 Da er mit 70 Jahren aus Altersgrunden zur Bundestagswahl 1953 auf eine erneute Kandidatur verzichtete schied er am 20 Oktober 1953 aus der Bundesregierung aus Lehr stellte im Juni 1951 Strafantrag gegen Otto Ernst Remer wegen Verleumdung was letztlich den historisch bedeutsamen Remer Prozess einleitete in dessen Urteilsbegrundung festgestellt wurde dass der nationalsozialistische Staat kein Rechtsstaat sondern ein Unrechtsstaat war der nicht dem Wohle des deutschen Volkes diente All das was das deutsche Volk angefangen vom Reichstagsbrand uber den 30 Juni 1934 und den 9 November 1938 hat uber sich ergehen lassen mussen war schreiendes Unrecht dessen Beseitigung geboten war In der Folge wurden die Widerstandskampfer im Dritten Reich in der deutschen Offentlichkeit von fast niemandem mehr als Verrater gesehen Auch erhielt die Witwe des Attentaters Claus Schenk Graf von Stauffenberg nach dem Urteil Offizierswitwenrente von der Bundesrepublik Lehr war ein scharfer Gegner der rechtsradikalen SRP und wurde von der Presse wegen seines Engagements gegen den Rechtsextremismus Kanonen Lehr genannt Er verklagte den Bundestagsabgeordneten Fritz Rossler und betrieb das erste Parteiverbotsverfahren der Bundesrepublik gegen die SRP 11 Nach Lehr wurde der sogenannte Lehr Entwurf fur ein neues Bundeswahlgesetz BT Drs I 4090 benannt der vorsah 242 Abgeordnete in Einmann Wahlkreisen und 242 Abgeordnete uber eine Bundesliste zu wahlen wobei jeder Wahler eine Haupt und eine Hilfsstimme erhalten sollte die er nicht derselben Partei geben durfte Da dieses Konstrukt die burgerlichen Parteien gegenuber der SPD die damals keinen Partner fur die Hilfsstimmen hatte bevorzugt hatte wurde es als Koalitionssicherungsgesetz kritisiert Dolf Sternberger schrieb in einem Leitartikel Kerls wollt Ihr denn ewig regieren Der Entwurf wurde von der Bundesregierung bald darauf zuruckgezogen Lehr starb drei Jahre nach seinem Ruckzug aus der aktiven Politik Teilnachlasse Lehrs befinden sich im Bundesarchiv in Koblenz im Stadtarchiv Dusseldorf Bestand 4 27 und im Kosener Archiv im Institut fur Hochschulkunde an der Universitat Wurzburg Bestand N 6 Gesellschaftliches Engagement Bearbeiten nbsp Entwurf von Robert Lehr zur neuen Flagge der Bundesrepublik Deutschland 1948Von 1947 bis 1956 war Robert Lehr erster Prasident der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald SDW 1952 ubernahm er ausserdem von Paul Duden den Vorsitz des Marburger Universitatsbundes den er bis zu seinem Tod innehatte Zudem war er Vorsitzender des Industrie Club Dusseldorf Aufsichtsratsvorsitzender der Gothaer Feuerversicherungsbank und stellvertretender Vorstand des Parkhotels Dusseldorf Auszeichnungen BearbeitenEhrendoktor der Medizinischen Fakultat der Westfalischen Wilhelms Universitat Munster Ehrenburger der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universitat Bonn Ehrenburger der Medizinischen Akademie Dusseldorf Ehrensenator der Universitat Marburg 1927 Grosskreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland Benennung des Robert Lehr Ufers in Dusseldorf Namensgeber der Liegenschaft Dr Robert Lehr der Bundespolizeiakademie und der HS Bund Fachbereich Bundespolizei in Lubeck St Hubertus Ehrenmitglied des Corps Teutonia Marburg 1956 1 Literatur Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens Der Mann von der Dachrinne Prozessbericht von Argus Hamburg cia gov Die Weltbuhne IX Jahrgang vom 2 Juni 1954 S 693 695 PDF Datei Walter Forst Robert Lehr als Oberburgermeister Ein Kapitel deutscher Kommunalpolitik Econ Dusseldorf 1962 Walther Hensel Robert Lehr In Christliche Demokraten der ersten Stunde Bonn 1966 S 211 241 Brigitte Kaff Lehr Robert In Neue Deutsche Biographie NDB Band 14 Duncker amp Humblot Berlin 1985 ISBN 3 428 00195 8 S 112 f Digitalisat Brigitte Kaff Robert Lehr 1883 1956 Bundesinnenminister In Gunter Buchstab Brigitte Kaff Hans Otto Kleinmann Hrsg Christliche Demokraten gegen Hitler Aus Verfolgung und Widerstand zur Union Herausgegeben im Auftrag der Konrad Adenauer Stiftung Herder Freiburg im Breisgau 2004 ISBN 3 451 20805 9 S 337 343 Eleonore Sent Dr Robert Lehr 20 8 1883 13 10 1956 Dusseldorfer Oberburgermeister Oberprasident der Nord Rheinprovinz und Bundesinnenminister In Dusseldorfer Jahrbuch Beitrage zur Geschichte des Niederrheins Jg 78 2008 S 88 115 Stefan Marx Robert Lehr 1883 1956 Landtagsabgeordneter Nordrhein Westfalen PDF Datei In Gunter Buchstab Hans Otto Kleinmann Hrsg In Verantwortung vor Gott und den Menschen Christliche Demokraten im Parlamentarischen Rat 1948 49 Herder Freiburg 2008 ISBN 978 3 451 29973 5 S 245 260 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Robert Lehr Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Robert Lehr im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Robert Lehr in den Historischen Pressearchiven der ZBW Robert Lehr beim Landtag Nordrhein Westfalen Kurzbiografie der Gedenkstatte Deutscher Widerstand Teilnachlass Robert Lehr im Institut fur Hochschulkunde Kosener Archiv Lothar Weiss Kurzbiographie im Portal Rheinische Geschichte Nachlass BArch N 1244Einzelnachweise Bearbeiten a b c Blaubuch des Corps Teutonia zu Marburg 1825 bis 2000 Marburg 2000 Kosener Corpslisten 1960 102 937 Das Reichshaftpflichtgesetz in seiner heute geltenden Gestalt verglichen mit dem BGB Robert Lehr Heidelberg Univ Diss 1909 Stefan Marx Robert Lehr 1883 1956 Landtagsabgeordneter Nordrhein Westfalen kas de S 248 abgerufen am 31 Juli 2020 Thomas Eicher Barbara Panse Henning Rischbieter Theater im Dritten Reich Theaterpolitik Spielplanstruktur NS Dramatik Kallmeyer Seelze Velber 2000 ISBN 3 7800 0117 9 Online bei Google Books S 104 Chronik 1933 Stadtarchiv Dusseldorf abgerufen am 27 September 2022 Robert Lehr Gedenkstatte Deutscher Widerstand abgerufen am 31 Juli 2020 Brigitte Kaff Robert Lehr In Gunter Buchstab Brigitte Kaff Hans Otto Kleinmann Hrsg Christliche Demokraten gegen Hitler Aus Verfolgung und Widerstand zur Union Herder Freiburg 2008 ISBN 978 3 451 20805 8 S 337 343 Zitat S 338 Lothar Gall Die Deutsche Bank 1870 1995 S 485 Posten eingezogen Der Spiegel 38 1953 15 September 1953 abgerufen am 27 September 2022 Peter Maxwill Rechtsradikale SRP Geheim ins Reich Der Spiegel einestages 2 Marz 2012 Innenminister der Bundesrepublik Deutschland Gustav Heinemann CDU 1949 1950 Robert Lehr CDU 1950 1953 Gerhard Schroder CDU 1953 1961 Hermann Hocherl CSU 1961 1965 Paul Lucke CDU 1965 1968 Ernst Benda CDU 1968 1969 Hans Dietrich Genscher FDP 1969 1974 Werner Maihofer FDP 1974 1978 Gerhart Baum FDP 1978 1982 Jurgen Schmude SPD 1982 Friedrich Zimmermann CSU 1982 1989 Wolfgang Schauble CDU 1989 1991 Rudolf Seiters CDU 1991 1993 Manfred Kanther CDU 1993 1998 Otto Schily SPD 1998 2005 Wolfgang Schauble CDU 2005 2009 Thomas de Maiziere CDU 2009 2011 Hans Peter Friedrich CSU 2011 2013 Thomas de Maiziere CDU 2013 2018 Horst Seehofer CSU 2018 2021 Nancy Faeser SPD seit 2021 Siehe auch Deutsche Innenminister seit 1871 und Bundesministerium des Innern und fur HeimatKabinett Adenauer I 20 September 1949 bis 20 Oktober 1953 Konrad Adenauer CDU Franz Blucher FDP Gustav Heinemann CDU Robert Lehr CDU Thomas Dehler FDP Fritz Schaffer CSU Ludwig Erhard CDU Wilhelm Niklas CSU Anton Storch CDU Hans Christoph Seebohm DP Hans Schuberth CSU Eberhard Wildermuth FDP Fritz Neumayer FDP Hans Lukaschek CDU Jakob Kaiser CDU Heinrich Hellwege DP Oberburgermeister von Dusseldorf Engelbert Schramm Lambert 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RobertKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker DNVP CDU MdBGEBURTSDATUM 20 August 1883GEBURTSORT CelleSTERBEDATUM 13 Oktober 1956STERBEORT Dusseldorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Robert Lehr amp oldid 235500751