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Fritz Rossler alias Dr Franz Richter 17 Januar 1912 in Gottleuba Amtshauptmannschaft Pirna Konigreich Sachsen 11 Oktober 1987 in Radstadt Land Salzburg Osterreich war ein deutscher Politiker Der Nationalsozialist war ab 1949 unter falschem Namen Mitglied des Deutschen Bundestages fur die rechtsgerichtete DKP DRP und die rechtsextreme SRP 1952 wurde Rossler enttarnt Inhaltsverzeichnis 1 Leben bis 1945 2 Nach 1945 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben bis 1945 BearbeitenZum 1 Oktober 1930 trat Rossler der NSDAP bei Mitgliedsnummer 319 948 1 war zunachst Ortsgruppen Propagandaleiter bzw Ortsgruppenleiter ab 1935 wurde er Schulungsleiter der Gauschulungsburg Augustusburg danach Gauhauptstellenleiter der NSDAP und deren Fachberater fur Ostlandsfragen beim agrarpolitischen Apparat in Sachsen 1945 war er in der Reichspropagandaleitung der NSDAP tatig 2 Er heiratete am 30 Mai 1936 Ruth Rossler geb von Schonberg Potting auf dem Standesamt in Gottleuba 2 Nach 1945 BearbeitenNach 1945 galt Rossler zunachst als vermisst Um seine Ehefrau erneut heiraten zu konnen dieses Mal unter dem neuen Namen als Dr Franz Richter behauptete er unter Eid am 21 Oktober 1946 vor dem Standesamt in Luthe bei Hannover Zeuge fur den Tod des Hauptmanns Dr jur Fritz Rossler gewesen zu sein Er selbst sei ledig und wolle dessen Witwe ehelichen und die Kinder adoptieren 2 Weiterhin gab er zur Person an Dr Franz Richter geboren am 6 Juni 1911 im turkischen Smyrna Izmir Studium der Philologie in Prag Studienrat im Sudetenland 1940 bis 1945 Soldat und nicht Mitglied der NSDAP gewesen zu sein Diese Angaben waren schwer uberprufbar weil die Unterlagen des Standesamtes von Izmir wahrend des Griechisch Turkischen Krieges 1922 verbrannt waren und die meisten Akten der deutschen Verwaltung im Sudetenland kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs ebenfalls vernichtet worden waren Somit konnte Rossler am 7 November 1946 vor dem Standesamt in Luthe unter seinem neuen Namen erneut seine angeblich verwitwete Frau heiraten 3 2 Die Kinder behielten dabei den Namen Rossler bei Mit den gefalschten Personalangaben trat Rossler am 2 April in Idensen und ab 5 Oktober 1946 in Luthe als Volksschullehrer in den niedersachsischen Schuldienst ein 2 Nach rechtsextremistischen und antisemitischen Ausserungen wurde er am 20 Mai 1949 wieder entlassen Als Mitglied der Deutschen Konservativen Partei Deutsche Rechtspartei DKP DRP kandidierte er unterstutzt durch die Sudetendeutsche Landsmannschaft die ihn fur einen der ihren hielt bei der Bundestagswahl 1949 erfolgreich fur den Deutschen Bundestag und wurde einer der funf Abgeordneten der Partei Am 28 August 1949 setzte er sich gegen Adolf von Thadden als neuer DKP DRP Landesvorsitzender in Niedersachsen durch und wurde auch Mitglied des Bundesvorstandes Er setzte sich bereits 1949 fur eine Generalamnestie aller NS Verbrechen ein Rossler war 1950 an der Zusammenfuhrung von DKP DRP und NDP zur Deutschen Reichspartei beteiligt Er wurde Direktoriumsmitglied der neuen Partei musste das Amt aber am 30 April wegen seiner Kontakte zur SRP Fuhrung niederlegen Im September 1950 wurde er aus der DRP ausgeschlossen und wechselte zur Sozialistischen Reichspartei die er fortan gemeinsam mit dem Bundesvorsitzenden Fritz Dorls im Parlament vertrat vom 13 Dezember 1950 bis zum 26 September 1951 hospitierten beide bei der WAV Fraktion ohne ihre eigene Partei zu verlassen Im Mai 1951 beteiligte sich Rossler in Malmo Schweden an der Grundung der faschistischen Europaischen Sozialen Bewegung Unter Fuhrung des italienischen MSI schlossen sich hierin Organisationen aus Deutschland Italien Osterreich Schweden und der Schweiz zusammen Als Richter fiel er im Bundestag durch seine aggressive Wortwahl auf Wegen der Beleidigung von vier Ministern der niedersachsischen Landesregierung wurde er am 20 Juli 1951 zu vier Monaten Gefangnis verurteilt wogegen er Berufung einlegte Wahrend der Debatte uber ein erstes Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel hielt er Mitte November 1951 eine antisemitische Rede fur die ihn Bundestagsprasident Hermann Ehlers zur Ordnung rief 3 Bundestagsvizeprasident Hermann Schafer schloss ihn am 10 Januar 1952 wegen unparlamentarischen Verhaltens fur drei Sitzungstage aus Anfang 1952 wurde Rossler enttarnt und am 20 Februar 1952 in der Wandelhalle des Bundestages festgenommen Dies war trotz seiner parlamentarischen Immunitat moglich weil er auf frischer Tat bei der Urkundenfalschung ertappt wurde als er sich als Dr Richter in die Anwesenheitsliste eintrug Diese Situation hatte Bundestagsprasident Ehlers arrangiert und kurzfristig eine dringliche Sitzung des Ausschusses fur Geschaftsordnung und Immunitat einberufen in der der Ausschuss nach Kenntnisnahme des Sachverhalts einstimmig die Aufhebung der Immunitat Richters fur den Deutschen Bundestag beantragte Noch am gleichen Tag dem 20 Februar 1952 wurde im Bundestag einstimmig der Beschlussempfehlung des Ausschusses gefolgt womit der Weg fur eine Verhaftung und Strafverfolgung frei wurde 2 Tags darauf verzichtete Rossler auf sein Abgeordnetenmandat 3 Am 2 Mai 1952 verurteilte das Landgericht Bonn ihn wegen Urkundenfalschung und anderer Delikte zu 18 Monaten Gefangnis Nach der Haftentlassung zog er nach Kairo wo er wiederum unter Falschnamen wie Achmed Rossler 4 lebte 5 Von 1953 bis 1957 trat Rossler auf internationalen rechtsextremistischen Kongressen auf 1966 zog er zuruck nach Deutschland und wurde Geschaftsmann in Essen 4 Rossler starb im Alter von 75 Jahren in Osterreich Schriften BearbeitenRossler war Herausgeber der F R Briefe Mitteilungen des Bundestagsabgeordneten Dr Richter die von 1950 bis zu seiner Enttarnung 1952 erschienen Literatur BearbeitenWilfried Loth Bernd A Rusinek Verwandlungspolitik NS Eliten in der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft Campus Verlag 1998 ISBN 3 593 35994 4 Franz Richter in Internationales Biographisches Archiv 15 1952 vom 31 Marz 1952 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Rudolf Vierhaus Ludolf Herbst Hrsg Bruno Jahn Mitarb Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages 1949 2002 Bd 2 N Z Anhang K G Saur Munchen 2002 ISBN 3 598 23782 0 S 699 Martin Will Ephorale Verfassung Das Parteiverbot der rechtsextremen SRP von 1952 Thomas Dehlers Rosenburg und die Konstituierung der Bundesrepublik Deutschland Mohr Siebeck Tubingen 2017 ISBN 978 3 16 155893 1 zu Rosslers Enttarnung als NS Funktionar S 278 ff Weblinks BearbeitenSven Felix Kellerhoff Als ein NS Funktionar Bundestagsabgeordneter wurde Fritz Rossler gehorte zur NS Fuhrungsriege 1945 tauchte er unter um 1949 als Dr Franz Richter fur den Bundestag zu kandidieren Er war kein Einzelfall In Welt Online 20 Februar 2012 Rechtsradikale SRP Geheim ins Reich http einestages spiegel de Felix Forsbach Der Fall Fritz Rossler in augustusburger protokolle orgEinzelnachweise Bearbeiten Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 35390098 a b c d e f Bundestag Hrsg 194 Sitzung 1 Wahlperiode 20 02 1952 Protokoll S 8341 f bundestag de PDF 2 2 MB abgerufen am 20 Februar 2022 a b c Sven Felix Kellerhoff Als ein NS Funktionar Bundestagsabgeordneter wurde Die Welt 20 Februar 2012 a b Philip Rees Biographical Dictionary of the Extreme Right Since 1890 S 328 Rudolf Vierhaus Ludolf Herbst Hrsg Bruno Jahn Mitarb Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages 1949 2002 Bd 2 N Z Anhang K G Saur Munchen 2002 ISBN 3 598 23782 0 S 699 Normdaten Person GND 1100200576 lobid OGND AKS VIAF 303258607 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rossler FritzALTERNATIVNAMEN Richter Franz Tarnname KURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker NSDAP DRP SRP MdBGEBURTSDATUM 17 Januar 1912GEBURTSORT Gottleuba Amtshauptmannschaft Pirna Konigreich Sachsen Deutsches ReichSTERBEDATUM 11 Oktober 1987STERBEORT Radstadt Land Salzburg Osterreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fritz Rossler amp oldid 237513874