www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel behandelt den Krieg von 1919 bis 1922 Fur den Turkisch Griechischen Krieg von 1896 bis 1897 siehe dort Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite unter Uberarbeiten angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Der Griechisch Turkische Krieg bezeichnet kriegerische Auseinandersetzungen zwischen dem Konigreich Griechenland und dem anatolischen Teil des im Ersten Weltkrieg zerschlagenen Osmanischen Reiches in den Jahren 1919 1922 Griechisch Turkischer Krieg Teil von Turkischer Befreiungskrieg Evakuierung verwundeter griechischer Soldaten wahrend der Schlacht am Sakarya Datum 1919 1922Ort WestanatolienAusgang Turkischer SiegFolgen Revolution des 11 September 1922 in GriechenlandSturz der Regierung von David Lloyd George in GrossbritannienEinvernehmen beider Regierungen beim Austausch der Bevolkerungen Landabtretungen von Griechenland an die TurkeiFriedensschluss Vertrag von LausanneKonfliktparteienOsmanisches Reich 1844 Nationale Widerstandsbewegung um Mustafa Kemal Ankaraer Regierung nach 1920 Turkisches Heer Kuvayi Milliye bis 1920 unterstutzt durch Russische Sozialistische Foderative Sowjetrepublik SowjetrusslandItalien 1861 Konigreich Italien Konigreich Griechenland Konigreich Griechenland unterstutzt durch Vereinigtes Konigreich 1801 Vereinigtes KonigreichBefehlshaberTurkei Mustafa Kemal PaschaTurkei Fevzi PaschaTurkei Ismet Pascha Konigreich Griechenland Georgios HatzianestisKonigreich Griechenland Leonidas ParaskevopoulosKonigreich Griechenland Anastasios PapoulasTruppenstarke1920 15 000 35 000 1921 90 000 96 000 1922 208 000 Mann 1 2 93 000 Gewehre 2 025 leichte MGs 839 schwere MGs 323 Kanonen 198 LKW 33 PKW und Ambulanzen 10 Kampfflugzeuge 1920 15 000 spater bis 50 000 1921 123 000 215 000 Mann 3 4 130 000 Gewehre 3 139 leichte MGs 1 280 schwere MGs 418 Kanonen 4 036 LKW 1 776 PKW und Ambulanzen 50 Kampfflugzeuge 2 500 armenische FreiwilligeVerluste9 167 Tote11 150 Vermisste31 097 Verwundete6 522 Gefangene 19 362 Tote18 095 Vermisste48 880 Verwundeteca 13 740 Gefangene Westfront Smyrna I Aydin Inonu I Inonu II Eskisehir Sakarya Grosse Offensive Dumlupinar Smyrna II Truppenbewegungen und Schlachten im Griechisch Turkischen Krieg griechische Siege in blau turkische Siege in rot Dieser Krieg schloss sich unmittelbar an den Ersten Weltkrieg an in dem sich Griechenland seit dem Regierungswechsel 1917 der Entente angeschlossen hatte wahrend das Osmanische Reich kurz nach Beginn des Weltkriegs als Verbundeter der Mittelmachte in den Krieg eingetreten war Zu einer nennenswerten militarischen Konfrontation zwischen beiden Staaten wahrend des Weltkriegs kam es aber nicht Als sich im Winter 1918 19 der endgultige Zerfall des Osmanischen Reiches abzeichnete schien fur die griechische Regierung der Zeitpunkt gekommen die Megali Idea griechisch Megalh Idea Grosse Idee in die Tat umzusetzen Es sollten Teile Kleinasiens in denen auch Griechen lebten und auch die teilweise griechisch bewohnten europaischen Restgebiete der Turkei fur Griechenland gewonnen werden Auch der Gewinn der Hauptstadt Istanbul erschien moglich nachdem das infolge der Oktoberrevolution kommunistisch gewordene Russland dem aufgrund der ursprunglichen interalliierten Abkommen die Stadt zugestanden hatte aus dem Kreis der Alliierten ausgeschieden war und als Gegner militarisch bekampft wurde Im Gegenzug versprach die griechische Regierung den aufkommenden turkischen Widerstand gegen die alliierten Plane fur eine Nachkriegsordnung die einen quasi kolonialen Status fur den osmanischen Reststaat vorsahen militarisch zu brechen In Griechenland wurde die Niederlage gegen die Turken als Kleinasiatische Katastrophe wahrgenommen aus turkischer Sicht handelt es sich dagegen um einen Sieg im Turkischen Befreiungskrieg Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Vorgeschichte 3 Erster Weltkrieg und Besetzung des Osmanischen Reiches 4 Kleinasiatische Katastrophe 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseUberblickIm Gefolge des Waffenstillstands von Moudros Mondros in der turkischen Literatur mit dessen Unterzeichnung am 30 Oktober 1918 die Kampfhandlungen des Ersten Weltkrieges mit dem Osmanischen Reich beendet wurden kam es zur Besetzung vieler Orte im Osmanischen Reich durch alliierte Truppen Gegen die Besetzung von Izmir die am 15 Mai 1919 mit der Ankunft griechischer Truppen in Izmir begann regte sich aber alsbald der turkische Widerstand Es entwickelte sich eine rege Partisanentatigkeit die immer wieder Uberfalle durch Angehorige der Kuvayi Milliye umfassten in die sich auch Angehorige der in Westanatolien bereits seit Jahrhunderten aktiven Banden siehe die Artikel Celali Aufstande und Zeybek einschalteten und andere kriegsahnliche Handlungen gegen griechische Truppen umfasste Im Gegenzug unternahm die griechische Armee Strafexpeditionen Ziel dieser Handlungen mit der Zerstorung von Siedlungen waren zumeist Zivilisten was auf griechischer wie turkischer Seite die Erbitterung steigerte Nachdem sich abzuzeichnen begann dass die Alliierten die Aufteilung des Osmanischen Reiches und dessen Beseitigung als eines unabhangigen Staates beabsichtigten verstarkte sich der turkische Widerstand in Anatolien der nach seiner Landung in Samsun am 19 Mai 1919 von Mustafa Kemal organisiert wurde Ab dem Sommer 1920 wurden aufgrund einer Absprache zwischen der griechischen und britischen Regierung dann umfassenden Militaroperationen durchgefuhrt mit dem Ziel die inzwischen konstituierte Nationalregierung in Ankara zur Annahme der alliierten Aufteilungsplane zu zwingen Mit der formlichen Besetzung Istanbuls und Ubernahme der Verwaltung am 16 Marz 1920 hatten die Alliierten zwar die Regierung des Sultans unter ihre Kontrolle gebracht und die Auflosung des oppositionellen osmanischen Parlaments erzwungen doch war die Beseitigung der Gegenregierung und der Nationalversammlung durch die Kuva yi Inzibatiye gescheitert Zum einen wollten die kriegsmuden Alliierten die durch den turkischen Widerstand uberrascht waren nach dem verlustreichen Ersten Weltkrieg keine Militaroperationen mit eigenen Soldaten durchfuhren zum andern waren die Ententemachte auch aufgrund ihrer unterschiedlichen zum Teil unvereinbaren Interessen uneinig Wahrend die Briten die griechische Regierung starkten und Hoffnungen auf die Verwirklichung der Megali Idea machten unternahm der Bundnispartner Italien der seine Interessen durch die Prasenz der Griechen in Izmir und den inzwischen abgeschlossenen Vertrages von Sevres nicht genugend berucksichtigt fand viel um diesen Vertrag zu torpedieren indem es Waffen und Kriegsmaterial an die Jungturken und Mustafa Kemal lieferte Nach der Wahlniederlage des ententefreundlichen Ministerprasidenten Eleftherios Venizelos im November 1920 und dem Sieg der so genannten Vereinten Opposition u a um Dimitrios Gounaris der auch die Ruckkehr des als deutschfreundlich geltenden Konigs Konstantin auf den griechischen Thron veranlasste erkaltete zunehmend auch die Parteinahme der Westmachte fur Griechenland Hatte die Opposition um Gounaris wahrend des Wahlkampfs 1920 noch mit der Parole heimwarts griech oἴkade oikade geworben und dem kriegsmuden griechischen Volk versprochen das Heer von allen Konfliktherden abzuziehen so tat sie nach ihrer Regierungsubernahme das genaue Gegenteil und weitete die Militaroperationen mit anfanglichen Erfolgen weiter ins kleinasiatische Hinterland aus Trotz der im Vergleich uberlegenen griechischen Logistiktruppen stellte sich die Truppenversorgung fernab der Kuste ziemlich bald als entscheidende strategische Achillesferse des griechischen Heeres heraus 5 Nachdem ein griechischer Vorstoss auf Ankara im Sommer 1921 von turkischen Truppen in der Schlacht am Sakarya zuruckgeschlagen worden war fuhrte der turkische Gegenangriff nach etwa einem Jahr das ohne grossere militarische Unternehmungen an der griechisch turkischen Front verlaufen war binnen nur weniger Tage zum totalen Zusammenbruch der Front Ende August 1922 Die damaligen Ministerprasidenten Gounaris und Nikolaos Stratos sowie vier weitere fur die Niederlage hauptverantwortliche Politiker wurden einige Monate spater in Athen zum Tode verurteilt Das Ende des Krieges erlebten wichtige Stadte Kleinasiens als totalen Untergang verursacht durch den ethnischen Hass auf beiden Seiten Der unerbittliche Krieg und das mit ihm verbundene Trauma zusammen mit der anschliessenden Ruckeroberung haben Generationen turkischer Dichter und Schriftsteller in ihren Werken beeinflusst So wurde der von Turgut Ozakman geschriebene Roman Su Cilgin Turkler deutsch Diese verruckten Turken millionenfach in der Turkei verkauft Auf griechischer Seite sind als literarische Bearbeitungen der Roman von Dido Sotiriou Matwmena xwmata deutsch Gruss mir die Erde die uns beide geboren hat hervorzuheben sowie das Theaterstuck von Mimi Denisi Smyrnh moy agaphmenh Mein geliebtes Smyrna VorgeschichteMit der Eroberung von Konstantinopel durch die Osmanen unter Mehmed II herrschten die Osmanen von 1453 bis 1830 uber die Griechen Viele griechisch besiedelte Regionen kamen teilweise erst im Laufe dieser Zeitspanne unter osmanische Herrschaft Mit der Schwachung des Osmanischen Reiches und dem Erstarken des griechischen Nationalbewusstseins kam es am Anfang des 19 Jahrhunderts zu einer Unabhangigkeitsbewegung auf dem Gebiet des seit Jahrtausenden von Griechen bewohnten Gebietes Die Aufstande der Griechen fur Freiheit und Unabhangigkeit von der osmanischen Beherrschung konnten von der Hohen Pforte nur zum Teil niedergeschlagen werden 1830 setzten die europaischen Grossmachte gegenuber dem Osmanischen Reich ein unabhangiges Griechenland durch Erst im Balkankrieg von 1912 13 konnte Griechenland gegenuber dem Osmanischen Reich grosse Landgewinne verzeichnen Die vorangegangenen Kriege hatte das junge Griechenland zum Teil verloren Siehe auch Turkisch Griechischer KriegErster Weltkrieg und Besetzung des Osmanischen Reiches Hauptartikel Turkischer Befreiungskrieg nbsp Geplante Gebietserwerbungen Griechenlands Griechenland zugesagte Gebiete des Osmanischen Reiches Westthrakien von Bulgarien Dodekanes seit 1912 von Italien besetzt Griechenland schloss sich im Ersten Weltkrieg unter dem Eindruck der Besetzung weiter Landesteile durch alliierte Truppen seit 1915 und nach der durch diese erzwungenen Abdankung des deutschfreundlichen Konigs Konstantin I erst sehr spat am 27 Juni 1917 der Entente an und beteiligte sich unter der Regierung Venizelos an den Kampfen an der Salonikifront Zu den Gegenleistungen der alliierten Regierungen fur den Kriegseintritt gehorte das Versprechen auf Beteiligung an der territorialen Aufteilung des Osmanischen Reiches nach dem Krieg In Aussicht gestellt wurden Griechenland unter anderem Ostthrakien die Inseln Imbros und Tenedos sowie die bedeutende Hafenstadt Smyrna turk Izmir mit Umland In der damaligen Zeit war unter den national gesinnten Griechen die Idee der Megali Idea sehr popular Demnach sollten alle griechisch besiedelten Gebiete in Anatolien und auf dem Balkan in einem grossen Nationalstaat vereinigt werden Ziel war die Annexion von Gebieten in Westanatolien und Thrakien mit hohen griechischen Bevolkerungsanteilen Aber auch Konstantinopel heute Istanbul sollte eventuell gewonnen und dann zur neuen Hauptstadt gemacht werden Aufgrund des weitgehenden militarischen Zusammenbruchs der Mittelmachte im Herbst 1918 sah sich das Osmanische Reich gezwungen am 30 Oktober 1918 mit den durch Grossbritannien vertretenen Entente Machten den Waffenstillstand von Moudros zu schliessen Dieser raumte den alliierten Machten unter anderem das Recht ein im Sinne der Aufrechterhaltung der offentlichen Ordnung Truppen an nahezu beliebigen Punkten in Kleinasien zu stationieren Unter den Bedingungen des Waffenstillstands wurde noch im November 1918 Istanbul besetzt Gemass den wahrend des Krieges abgeschlossenen Geheimabkommen der Entente Machte waren grosse Gebiete des Osmanischen Reiches unter den Siegermachten in Einflusszonen aufgeteilt worden Die arabischen Besitztumer des Reiches wurden Frankreich und Grossbritannien unterstellt Italien wurde im Sudwesten der heutigen Turkei eine Besatzungszone zugesprochen die nach den ursprunglichen Absprachen auch das Smyrna Gebiet umfassen sollte Letztlich sollte der turkische Staat auf eine kleine Region in Zentralanatolien beschrankt werden Auf der Pariser Friedenskonferenz 1919 die keine endgultige Regelung fur die Gebiete der heutigen Turkei traf erreichte Venizelos die Zustimmung der Hauptsiegermachte zur Besetzung Smyrnas was zu einem unterschwelligen Konflikt mit Italien fuhrte nbsp Griechische Soldaten im Mai 1919 in IzmirDie Besetzung Izmirs durch griechische Truppen begann am 15 Mai 1919 Zunachst waren die griechischen Soldaten die mit Waffen und Material von Grossbritannien unterstutzt wurden siegreich Sofort nach Ankunft begingen die griechischen Truppen Massaker an turkischen Zivilisten 6 Griechenland verpflichtete sich spater in den Vertragen von Lausanne Reparationen an die Turkei zu leisten fur Schaden die aufgrund von gegen das Kriegsrecht verstossenden Taten der Armee entstanden Allerdings verpflichtete sich die Turkei in Anbetracht der Umstande des Krieges und der finanziellen Situation Griechenlands auf diese Zahlungen zu verzichten 7 Auf Bemuhung von Mustafa Kemal losten die Invasion und das Massaker landesweit Proteste aus Mustafa Kemal damals Inspektor fur Anatolien hatte Schreiben an alle Gouverneure und Armeekommandeure geschickt landesweit Aktionen zu starten und Protestschreiben an die Alliierten und an die Regierung in Konstantinopel zu schicken 8 nbsp Ein britischer Offizier zweiter von links inspiziert griechische Truppen und Schutzengraben Zwischen dem 20 und 23 Mai 1919 kam es zu Massendemonstrationen in Konstantinopel Man spielte mit dem Gedanken das Militargefangnis Bekiraga in dem wegen potenzieller Kriegsverbrechen wahrend des Ersten Weltkriegs verdachtigte Osmanen sassen zu sturmen Grosswesir Damat Ferid der nach der Invasion Izmirs zuruckgetreten aber einige Tage spater erneut zum Grosswesir ernannt worden war entliess aus Furcht vor dieser Gefahr mehrere Personen aus der Haft 9 und stimmte dem von den Briten lange erwunschten Plan der Verbannung der Inhaftierten nach Malta zu Am 28 Mai 1919 holten die Briten 67 Gefangene aus dem Gefangnis Bekiraga und verlegten sie nach Malta Inzwischen hatte sich unter Mustafa Kemal in Ankara der Kern einer zukunftigen turkischen Regierung gebildet Gemass dem Abkommen von Amasya zwischen Mustafa Kemal und Salih Pascha einem Vertreter der Regierung des Sultans vom 20 Oktober 1919 war nach Wahlen am 12 Januar 1920 letztmals das osmanische Parlament in Istanbul zusammengetreten in dem die Anhanger der Nationalbewegung die Mehrheit besassen Nach einer Vorlage des Komitees in Ankara beschloss das Parlament am 28 Januar 1920 den Nationalpakt Misak i Milli dessen Inhalt den Vorstellungen der Alliierten zuwiderlief Angesichts dieser oppositionellen Haltung besetzten die Alliierten am 16 Marz 1920 formell Istanbul und begannen nationalistische Politiker zu verhaften die indes von den Italienern gewarnt worden waren und in grosser Zahl nach Ankara flohen Am 11 April 1920 loste der Sultan das Parlament formell auf und liess durch den Seyhulislam eine Fetwa verkunden die die Nationalisten als Apostaten mit dem Tode bedrohte Mustafa Kemal konterte indem er den Mufti von Ankara eine Gegen Fetwa verkunden liess die den Sultan Kalifen als Gefangenen der Unglaubigen darstellte Auch militarische Massnahmen der Sultansregierung gegen die Nationalisten scheiterten sei es durch die von der Regierung aufgestellte Kuvva yi Inzibatiye Disziplinierungskrafte bzw Hilafet Ordusu Armee des Kalifats sei es durch tscherkessische Freischaren unter dem Kommando von Anzavur Vielmehr wurde am 24 April 1920 unter pomposen religiosen Zeremonien die erste turkische Nationalversammlung einberufen was in Fernwirkung zur fortschreitenden Erosion der Autoritat und des Ansehens der Sultansregierung und schliesslich des Sultans selbst fuhrte Schliesslich begannen nationalistische Freischarler auch die Prasenz der Alliierten in Istanbul zu bedrohen 10 Als keine der alliierten Machte sich bereit erklarte die 27 Divisionen bereitzustellen die der franzosische Marschall Ferdinand Foch zur Bezwingung der turkischen Nationalisten fur erforderlich hielt erklarte sich Venizelos der hier eine Chance zur Verwirklichung der gross griechischen Plane witterte fur Griechenland hierzu bereit Auf der Konferenz von Sanremo vom 19 26 April 1920 verabredeten die Alliierten die Aufteilung der Turkei wobei Venizelos den britischen Premierminister David Lloyd George auf seine Seite ziehen konnte Die franzosische Regierung die in ihrer Deutschlandpolitik auf britische Hilfe angewiesen war folgte Das Smyrna Gebiet wurde nun nicht Italien zugesprochen In der Folge begann Italien die alliierten Plane gegenuber der Turkei zu sabotieren Zunachst aber gestatteten am 20 Juni 1920 Lloyd George und der franzosische Ministerprasident Alexandre Millerand dass im Austausch fur eine griechische Division zur Stationierung auf der Izmit Halbinsel zum Schutz Istanbuls griechische Truppen im Rahmen einer konzertierten Aktion die Milne Linie die die Grenze der Griechenland zugestandenen Besatzungszone um Izmir uberschreiten durften Unmittelbar danach liess Venizelos die griechischen Truppen vorrucken 11 Die griechischen Truppen ruckten in Anatolien zunachst schnell vor Am 30 Juni 1920 eroberten sie Balikesir kurz darauf Bursa Das beabsichtigte Ziel die turkische Seite unter Mustafa Kemal zum Nachgeben zu zwingen erreichte die Offensive aber nicht Vielmehr verstarkte sich der turkische Widerstand wahrend die logistischen Probleme der griechischen Armee zunahmen und ihre Reputation wegen der Behandlung der Zivilbevolkerung zu leiden begann Griechenland erhielt nach dem Vertrag von Sevres vom 10 August 1920 Ostthrakien und die Verwaltungshoheit uber Smyrna Izmir Nach den Planen des Vertrages sollten daneben ein unabhangiger armenischer Staat im Nordosten und eventuell spater ein kurdischer Staat im Sudosten entstehen Dieser Vertrag wurde nur unter Protest von der nominellen osmanischen Regierung des Sultans Mehmed VI unterzeichnet die sich in Istanbul in der faktischen Gewalt der Siegermachte befand Die sich abzeichnende oppositionelle Bewegung unter General Mustafa Kemal lehnte die Bedingungen des Vertrages ab Ziel von Mustafa Kemal war die Grundung eines modernen Nationalstaates der auf die Kernregionen der turkisch besiedelten Gebiete im Osmanischen Reich begrenzt war und damit alle imperialen Gebietsanspruche in Arabien im Kaukasus und auf dem Balkan aufgab Im Oktober 1920 erlag der griechische Konig Alexander vollig uberraschend einer Blutvergiftung In den nachfolgenden Parlamentswahlen vom November 1920 erlitt die Liberale Partei Venizelos eine Niederlage gegen die konservative Opposition die mit einer Beendigung des Krieges fur sich geworben hatte Der im Exil lebende Konstantin wurde im folgenden Monat in einem Referendum auf den Thron zuruckgerufen der entgegen den Wahlversprechen den Krieg fortsetzte nbsp Der griechische Konig Konstantin I 1921 beim Besuch der Truppen bei Kutahya nbsp Frontverlaufe im Griechisch Turkischen Kriegin beige die maximale Ausdehnung des griechischen Vorstosses 1921 in blau die Front im August 1922In einem Gefecht bei der Ortschaft Inonu am 10 Januar 1921 brachte der dortige turkische Oberbefehlshaber Ismet Pascha der spatere turkische Minister und Staatsprasident Ismet Inonu den Vormarsch der Griechen vorubergehend zum Stehen Eine Friedenskonferenz in London im Februar 1921 erbrachte keine Ergebnisse Einen erneuten Vormarsch der griechischen Truppen in Richtung Eskisehir konnten die Turken unter Ismet Pascha in der zweiten Schlacht von Inonu vom 23 Marz 1921 bis zum 1 April 1921 wiederum aufhalten und die Griechen auf eine Linie von Kutahya bis Afyonkarahisar zuruckzudrangen Auf ihrem Ruckzug zerstorten die griechischen Truppen Stadte und Dorfer und vertrieben deren Bewohner Irregulare griechische Einheiten die sich Mavri Mira schwarzes Schicksal nannten toteten bei ihren Kampfen mit turkischen Irregularen auch unbeteiligte Dorfler Eine Interalliierte Untersuchungskommission stellte fest There is a systematic plan of destruction of Turkish villages and extinction of the Moslem population dt Es gibt einen systematischen Plan zur Zerstorung turkischer Dorfer und zur Ausloschung der moslemischen Bevolkerung 12 Vor der erneuten Offensive der Griechen im Juli 1921 zogen sich die turkischen Truppen dann nach den Schlachten von Kutahya und Eskisehir bis hinter den Sakarya zuruck Wegen der kritischen Lage ubernahm Mustafa Kemal damals schon Prasident der Nationalversammlung in Ankara den Oberbefehl uber die turkischen Truppen Am 23 August 1921 begann mit einem griechischen Angriff die Schlacht am Sakarya in der Nahe der heutigen Stadt Polatli etwa 70 km von Ankara entfernt Die Griechen ruckten zunachst bis auf eine Entfernung von 50 km auf Ankara vor so dass dort bereits der Geschutzdonner zu horen war doch gelang es den Turken in vielen kleineren Gefechten den griechischen Vormarsch nach drei Wochen zum Stehen zu bringen und dann mit einer Gegenoffensive die Griechen auf ihre Ausgangspositionen zuruckzuwerfen Mit der Unterzeichnung der Konvention von Ankara am 20 Oktober 1921 schied Frankreich aus dem Kreis der Gegner der turkischen Nationalregierung in Ankara aus Mit dem Vertrag von Kars vom 13 Oktober 1921 war auch der Krieg an der Ostgrenze der Turkei beendet Nach einem Jahr ohne grossere Unternehmungen an der Westfront begannen die Turken am 26 August 1922 mit ihrer Gegenoffensive dem Grossen Angriff Buyuk Taarruz Die griechischen Linien wurden bereits am zweiten Tag der Offensive durchbrochen und Afyonkarahisar zuruckerobert In der erbittert gefuhrten Schlacht von Dumlupinar 80 km sudlich von Kutahya brachten die Turken unter General Mustafa Kemal den Griechen am 30 August 1922 eine vernichtende Niederlage bei In der Folge dieser Niederlage mussten sich alle griechischen Truppen aus Anatolien zuruckziehen Seit diesem Tag wird der 30 August in der Turkei als Zafer Bayrami Tag des Sieges jedes Jahr gefeiert Infolge des verlorenen Krieges fand in Griechenland ein Staatsstreich statt Konig Konstantin musste abdanken Prinz Andreas von Griechenland wurde am 2 Dezember 1922 wegen Befehlsverweigerung und Verrats wahrend des Turkei Feldzugs degradiert und verbannt Ministerprasident Dimitrios Gounaris wurde zusammen mit hohen Offizieren des Hochverrats angeklagt und am 28 November 1922 in Goudi bei Athen hingerichtet Kleinasiatische Katastrophe Siehe auch Griechenverfolgungen im Osmanischen Reich 1914 1923 Am 9 September 1922 geschah das was Griechen die kleinasiatische Katastrophe griechisch Mikrasiatikh katastrofh nennen Mustafa Kemal Ataturk in Thessaloniki geboren eroberte Izmir mit seinen Truppen In den ersten Tagen nach der Eroberung wurden 40 000 Einwohner umgebracht und die armenischen und griechischen Viertel der Stadt wurden in einem grossen mehrtagigen Feuer Brand von Izmir zerstort 13 Nun wurde die griechische Bevolkerung und auch der Teil der armenischen Bevolkerung der dem Volkermord wahrend des Ersten Weltkrieges in Kleinasien durch die Intervention des deutschen Generals Liman von Sanders entkommen war vertrieben Kurz zuvor war noch ein Teil der griechischen Bevolkerung von englischen Schiffen aus der Stadt evakuiert worden Schriftsteller wie der Literaturnobelpreistrager Giorgos Seferis und Jeffrey Eugenides in Middlesex machten diese Ereignisse zum Gegenstand ihrer literarischen Arbeiten Die griechischen Truppen zerstorten auf ihrem Ruckzug zahlreiche turkische Stadte und Dorfer In Alasehir dem antiken Philadelphia wurden 4300 von 4500 Hausern zerstort 3000 Menschen kamen dabei ums Leben In Manisa dem antiken Magnesia blieben nur 1400 von 14000 Hausern unversehrt 14 Die Folgen des verlorenen Krieges waren schwerwiegend es kam zu Zwangsumsiedlungen und Vertreibungen grossen Ausmasses auf beiden Seiten Hunderttausende von orthodoxer Griechen wurden vertrieben oder mussten aus ihrer Heimat fliehen zehntausende starben auf der Flucht Das Griechentum in Kleinasien mit einer uber 2 500 Jahre alten Geschichte wurde beendet Arnold J Toynbee der fur den Manchester Guardian uber den Krieg berichtete kam zu dem Schluss dass Greece had proved as incapable as Turkey or for that matter any western country of governing well a mixed population containing an alien majority and a minority of her own nationality Griechenland erwies sich als genauso unfahig wie die Turkei oder jedes westliche Land in dieser Hinsicht eine gemischte Bevolkerung aus einer auslandischen Mehrheit und einer Minderheit ihrer eigenen Nation zu regieren Arnold J Toynbee cit in Andrew Mango Ataturk London 1999 ISBN 0 7195 5612 0 S 329 12 nbsp Denkmal zum Griechisch Turkischen Krieg in Volos Region ThessalienAus Griechenland wurden hunderttausende von Turken vertrieben oder mussten fliehen wobei auch dort zehntausende auf der Flucht starben Angemerkt werden muss hierbei dass die Unterscheidung zwischen Turken und Griechen zu der damaligen Zeit fast ausschliesslich uber die Religionszugehorigkeit erfolgte 1923 wurde im Vertrag von Lausanne im Einvernehmen beider Regierungen ein Austausch der Bevolkerungen beschlossen Die Zwangsumsiedlung betraf etwa 900 000 Griechen und 400 000 Turken 15 Abweichende Zahlen ergeben sich daraus dass bereits vor dem vereinbarten Bevolkerungsaustausch beginnend mit den Balkankriegen und wahrend des griechisch turkischen Krieges zu Fluchtbewegungen und Vertreibungen gekommen war die durch den vereinbarten Tausch legalisiert wurden Die zuruckgelassene Habe der Fluchtlinge Vertriebenen und Zwangsumgesiedelten insbesondere Grund und Boden wurde namlich nicht entschadigt sondern an die Fluchtlinge Vertriebene und Zwangsumgesiedelten der jeweiligen Gegenseite verteilt 16 Als ausschlaggebendes Kriterium der Volkszugehorigkeit wurde die Religion festgelegt orthodox griechisch muslimisch turkisch die nicht immer der ethnischen Zugehorigkeit entsprach Durch den Zuzug der Griechen aus dem anatolischen Festland und dem Pontos hatte Griechenland eine Fluchtlingsquote von ca 25 zu bewaltigen d h jeder vierte Grieche war Fluchtling Die meisten der 400 000 Turken die zwangsumgesiedelt wurden siedelten zuvor in Nord Griechenland Makedonien und auf den Agaischen Inseln ca ein Drittel der zwangsumgesiedelten Griechen in der Stadt Izmir Ausnahmen wurden nur fur die Turken im westlichen Thrakien und fur die Griechen in Konstantinopel sowie auf den vorgelagerten Inseln Imbros Gokceada und Tenedos Bozcaada gemacht Viele der von der Umsiedlung ausgenommenen Griechen folgten jedoch spater ihren vertriebenen Landsleuten besonders nach den Pogromen an Griechen in der Nacht vom 6 auf den 7 September 1955 und aufgrund der staatlichen Diskriminierungspolitik und Enteignungen 17 so dass die griechische Gemeinde in Istanbul heute auf geschatzte 2 500 Mitglieder geschrumpft ist Die Einwohnerzahl der turkischen Gemeinde im griechischen Thrakien ist trotz der staatlichen Diskriminierungspolitik Enteignungen und dem gegen den Vertrag von Lausanne verstossenden Entzug des Aufenthaltsrechts 17 und Massenausschreitungen gegenuber dieser Minderheit 18 je nach Schatzwert ebenfalls geschrumpft bzw doch leicht angestiegen Ihre Zahl wird je nach Quelle heute auf 80 000 bis 120 000 geschatzt Auslandische Schatzungen tendieren dabei eher nach unten wohingegen paradoxerweise sowohl die Vertreter der turkischen Minderheit als auch die griechische Regierung von bis zu 120 000 sprechen 19 Die damaligen Ereignisse bedeuten fur viele Turken und Griechen bis heute ein Trauma und sind eine Hauptursache fur die teils bis heute schwelenden Ressentiments zwischen beiden Volkern etwa auf Zypern Auf die blutigen Ubergriffe auf die turkischen Zyprer folgte das ebenfalls blutige Pogrom am 6 7 September 1955 gegen die Griechen von Istanbul und in Folge eine Diskriminierungspolitik gegen die dortigen Griechen auf die wiederum auch der griechische Staat ab 1955 seine Diskriminierungspolitik gegen die Turken im griechischen Thrakien einleitete 17 Ein lebendiges Denkmal fur die Vertreibungen von einst sind die Fussballvereine AEK Athen und PAOK Saloniki Bei PAOK steht das K im Vereinsnamen fur Konstantinoupoliton also fur der Konstantinopoliten Genitiv und bei AEK fur Konstantinoupoleos also der Stadt Konstantinopel Weitere Vereine aus dem griechischen Kleinasien sind der 1891 in Smyrna gegrundete Verein GS Apollon Smyrnis sowie der ebenfalls ursprunglich aus Smyrna stammende Verein Panionios LiteraturPhilip S Jowett Armies of the Greek Turkish War 1919 22 Men at Arms 501 Osprey Publishing 2015 ISBN 1 4728 0684 0 Louis de Bernieres Traum aus Stein und Federn Roman S Fischer Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 10 007125 5 Marjorie Housepian Dobkin Smyrna 1922 The Destruction of a City New York Kent State University Press 1988 Neuausgabe ISBN 0 571 10108 9 Garabed Hatscherian Smyrna 1922 hrsg v Dora Sakayan Klagenfurt Wien Kitab 2006 ISBN 3 902005 87 4 Turgut Ozakman Su Cilgin Turkler dt Diese verruckten Turken ISBN 975 22 0127 X Weblinks nbsp Commons Griechisch Turkischer Krieg Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Gorgulu Ismet Buyuk Taarruz 70 nci yil armagani Genelkurmay basimevi 1992 S 1 4 10 360 Klaus Kreiser Christoph K Neumann Kleine Geschichte der Turkei Verlag Reclam 2003 ISBN 3 15 010540 4 S 403 General Staff of Army Geschichte des Kleinasienfeldzugs Generalstab der Armee Directorate of Army History Athen 1967 S 140 Alexander Anastasius Pallis Greece s Anatolian Venture and After A Survey of the Diplomatic and Political Aspects of the Greek Expedition to Asia Minor 1915 1922 Methuen 1937 S 56 Fussnote 5 englisch Griechischer Generalstab Direktion fur Militargeschichte Versorgung und Transport im Kleinasienfeldzug Anefodiasmoi kai Metaforai kata thn Mikrasiatikhn Ekstrateian 1919 1922 GES DIS 1969 Taner Akcam Armenien und der Volkermord Die Istanbuler Prozesse und die turkische Nationalbewegung Hamburg 2004 S 108 Paul C Helmreich From Paris to Sevres The Partition of the Ottoman Empire at the Peace Conference of 1919 1920 Ohio 1974 S 169 ff Cemil Bilsel Lozan Band I S 261 272 Treaty of Lausanne In World War I Document Archive 24 Juli 1923 abgerufen am 23 Mai 2008 englisch Artikel 59 Mustafa Kemal Ataturk Nutuk de Die Rede Band I 1919 1920 Istanbul 1934 S 16 ff Meldung der Zeitung Spectateur d Orient vom 21 Mai 1919 aus Vahakn N Dadrian Genocide as a Problem of National and International Law The World War I Armenian Case and its Contemporary Legal Ramifications In The Yale Journal of International Law Band 14 1989 S 284 f Andrew Mango Ataturk John Murray London 1999 ISBN 978 0 7195 6592 2 S 271 281 Andrew Mango Ataturk John Murray London 1999 ISBN 978 0 7195 6592 2 S 271 281 a b Andrew Mango Ataturk London 1999 ISBN 0 7195 5612 0 S 329 Speros Vryonis Greek Labor Battalions Asia Minor In Richard Hovannisian The Armenian Genocide Cultural and Ethical Legacies New Jersey 2007 Andrew Mango Ataturk London 1999 ISBN 0 7195 5612 0 S 343 Erik Jan Zurcher Turkey A Modern History 3 Auflage I B Tauris London 2004 ISBN 978 1 86064 958 5 S 164 Ellinor Morack The Dowry of the State The Politics of Abandoned Property and the Population Exchange in Turkey 1921 1945 Dissertation University of Bamberg Press Bamberg 2017 ISBN 978 3 86309 463 8 S 15 Online a b c Greece The Turks of Western Thrace PDF 342 KB In hrw org Januar 1999 S 2 abgerufen am 5 September 2019 Destroying Ethnic Identity The Turks of Greece Human Rights Watch 1990 ISBN 0 929692 70 5 S 20 f englisch hrw org abgerufen am 18 Mai 2019 Greece The Turks of Western Thrace PDF 342 KB In hrw org Januar 1999 S 2 Fussnote abgerufen am 13 April 2019 Normdaten Sachbegriff GND 4202100 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Griechisch Turkischer Krieg amp oldid 235298106