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Das Kloster St Johannes der Taufer auf dem Berge war eine bedeutende Benediktinerabtei in der Nahe der Stadt Magdeburg bei Buckau 1565 wandelte es sich in ein protestantisches Stift um Als evangelische Klosterschule bestand es bis Anfang des 19 Jahrhunderts Kloster Berge aus nordwestlicher Sicht 1780Inhaltsverzeichnis 1 Grundung 2 Abriss im Schmalkaldischen Krieg 3 Wiederaufbau Protestantismus 4 Zerstorung des Klosters und Magdeburgs im Dreissigjahrigen Krieg 5 Blute der Klosterschule 6 Schliessung zugunsten der Universitat Halle 7 Endgultiger Abriss 8 Einzelnachweise 9 Literatur 10 WeblinksGrundung BearbeitenDas genaue Grundungsjahr des Klosters Berge ist nicht bekannt vermutet wird das Jahr 955 im Zusammenhang mit dem Beginn des von Otto I begonnenen Neubaus des spateren Magdeburger Doms Die geplante und im Jahr 968 verwirklichte Umwandlung des 937 gestifteten Moritzklosters in das Erzbistum Magdeburg machte die Einrichtung einer geistlichen Korperschaft notig in die die Monche umziehen konnten die nicht in das Domstift eintreten sollten Die erste urkundliche Erwahnung des Klosters ist datiert auf den 12 April 965 Die Echtheit dieser Urkunde sie beinhaltet die Schenkung des Zehnten aus einigen ostelbischen Dorfern an das bluhende Kloster Johannes des Taufers durch Kaiser Otto I wird jedoch angezweifelt 1 Unstreitig sind jedoch Urkunden Otto I vom 14 und 17 Januar 970 2 Mit der ersten wird dem Kloster die freie Abtwahl gewahrt die zweite Urkunde behandelt Schenkungen an das Kloster Aufgrund der Lage des neuen Klosters auf einer leichten Bodenerhebung nahe der Elbe burgerte sich der Name Kloster Berge ein Diese Bezeichnung ist erstmals 1363 urkundlich nachweisbar Von 1009 bis 1022 war der spatere Munsteraner Bischof Siegfried von Walbeck ein Bruder Thietmars Abt auf Berge Um das Jahr 1010 wurde die Klosterkirche fertiggestellt Bei einem Brand im Jahr 1017 wurden jedoch Teile der Klosteranlage wieder zerstort 1082 erfolgte die Einweihung einer neuen im romanischen Stil erbauten Kirche Die Abtei Berge hatte eine erhebliche Bedeutung fur das geistige Leben der Region und durfte auch missionarische Aufgaben fur die ostelbischen Gebiete ubernommen haben Wahrend im Hochstift Halberstadt der Bauernkrieg tobte wurde das Kloster im Mai 1525 durch Magdeburger und Sudenburger Burger geplundert 3 Abriss im Schmalkaldischen Krieg BearbeitenDa das protestantische dem Schmalkaldischen Bund angehorende Magdeburg einen Krieg gegen den katholischen Kaiser als unvermeidlich sah besetzten auf Beschluss des Rates der Stadt am 1 Juli 1546 gegen 21 00 Uhr 200 Magdeburger Burger das vor den Toren der Stadt liegende katholische Kloster Um zu verhindern dass bei einer moglichen Belagerung das Kloster Berge zum Nachteil Magdeburgs besetzt werden konnte liess man es komplett abreissen Alle Gebaude die Klosterkirche und die Mauern wurden vollstandig abgebrochen Das Bauholz sieben schone Glocken ein neues Uhrwerk die kostbaren Kirchengefasse die Dokumente des Klosters und weiteres Inventar wurden nach Magdeburg gebracht Den Abt Heinrich und das Konvent quartierte man in das Pauliner Kloster ein 4 Die Befurchtungen der Magdeburger sollten sich bewahrheiten Nach der vernichtenden Niederlage des Schmalkaldischen Heeres 1547 kam es 1550 zu der befurchteten Belagerung der Stadt durch kaiserliche Truppen unter Moritz von Sachsen die 1551 mit einem ausgehandelten Vergleich endete Nach Kriegsende erhob die Abtei Anspruch auf Schadensersatz gegen die Stadt Magdeburg verweigerte jedoch Zahlungen Wiederaufbau Protestantismus Bearbeiten nbsp Peter Ulner nbsp Kloster Berge um 1580Nachdem Peter Ulner von Gladenbach 1559 die Nachfolge des verstorbenen Abts Heinrich Zierow antrat begann der Wiederaufbau des Klosters und die Einrichtung einer neuen Bibliothek Es entstanden ein neues Abteigebaude eine neue Abteikirche und ein massives Tor Im Jahr 1565 bekannte sich das Kloster Berge zum Protestantismus und verliess damit den Benediktinerorden Das Convent diente nun der Ausbildung evangelischer Theologen Zudem wurden 12 Kinder als Alumnen aufgenommen die kostenfrei Wohnung und Unterricht erhielten Abt Ulner heiratete 1573 eine Magdeburger Burgerstochter 1577 wurde die Konkordienformel das Bergische Buch verkundet um die Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen lutherischen Stromungen zu beenden Im Bergischen Vertrag von 1585 wurde der Streit zwischen dem Magdeburger Rat und dem Erzstift geschlichtet Zerstorung des Klosters und Magdeburgs im Dreissigjahrigen Krieg BearbeitenWahrend des Dreissigjahrigen Krieges litt auch das Kloster Berge schwer 1623 wurde der Schulbetrieb eingestellt Wenig spater besetzte der kaiserliche Feldherr Wallenstein das Kloster und vertrieb 1628 den protestantischen Abt Crusius um wieder einen katholischen Abt mit Benediktinern einzusetzen Nach dem vorubergehenden Abzug der kaiserlichen Truppen liess Christian Wilhelm von Brandenburg der lutherische Administrator des Erzbistums Magdeburg die meisten Klostergebaude abdecken und unbewohnbar machen Kurz darauf wurde bei der Eroberung und Zerstorung Magdeburgs durch die kaiserlichen Truppen unter Tilly auch das Kloster so weit zerstort dass nur noch Aussenmauern standen Crusius Nachfolger Sebastian Gobel liess ab 1660 wichtige Gebaude wieder aufbauen und nahm ab 1664 zunachst in geringer Zahl auch wieder Freischuler auf 1666 wurde hier der Klosterbergische Vertrag geschlossen Die im Dreissigjahrigen Krieg 1631 schwer zerstorte Stadt Magdeburg gab hierin ihren alten Anspruch auf Reichsfreiheit auf unterwarf sich dem 1648 aus dem Erzstift hervorgegangenen Herzogtum Magdeburg unter August von Sachsen das nach dessen Tod an den Grossen Kurfursten Friedrich Wilhelm von Brandenburg ubergehen sollte Im Vorgriff auf diesen Ubergang akzeptierte die Stadt eine kurbrandenburgische Garnison Blute der Klosterschule BearbeitenDie Klosterschule gelangte zu starkerer Bedeutung und wurde ab 1686 von Abt Simon Friedrich Wolfhardt erweitert Im 18 Jahrhundert nahm das Padagogium zunehmend zahlende Schuler auf Die grosste Bedeutung erlangte die Schule unter Abt Johann Adam Steinmetz Unter seiner Leitung 1732 1762 durchliefen insgesamt 930 Eleven die Schule darunter Christoph Martin Wieland Carl Friedrich Fasch und Friedrich von Matthison Die Einrichtung hatte sich zu einem Zentrum des Pietismus entwickelt Es bestand eine enge Verbindung zu den Franckeschen Stiftungen in Halle Saale 1735 wurde ein Landschullehrerseminar eingerichtet Am Kloster Berge wurde auch wissenschaftlich gearbeitet Im Juni 1761 entdeckte Georg Christoph Silberschlag zusammen mit Heinrich Wilhelm Bachmann vom Observatorium des Klosters die Atmosphare der Venus Mit dem Amtsantritt des Abtes Johann Friedrich Hahn im Jahr 1762 begann der Niedergang der Schule Nach der Suspendierung Hahns 1771 ubernahm Erhard Andreas Frommann das Amt dem 1774 Friedrich Gabriel Resewitz folgte Auch ihm gelang es jedoch nicht den ursprunglichen in der Phase des Pietismus erlangten erstklassigen Ruf wiederherzustellen Resewitz fuhrte zwar Neuerungen wie um 1777 die Einfuhrung des Lehrfaches Technologie und die Anstellung des Fachlehrers Johann Gottlieb Cunradi ein konnte sich aber mit seinen Reformansatzen im Schulbetrieb nicht durchsetzen Nach diversen Streitigkeiten und einer Schulvisitation wurde Ende 1796 Christian Friedrich Schewe neuer Oberdirektor des Padagogiums Zweiter Direktor wurde Johann Gottfried Gurlitt Resewitz blieb jedoch weiter Abt und legte dieses Amt 1805 nieder Schliessung zugunsten der Universitat Halle BearbeitenNach der preussischen Niederlage gegen Napoleons bei Jena und Auerstedt begann das letzte Kapitel des Klosters Berge Im Jahr 1806 wurden auf Befehl des preussischen Gouvernements am 17 Oktober die Schule geraumt und der alte Baumbestand des sogenannten Poetengangs 300 jahrige Ulmen und Eichen aus strategischen Grunden abgeholzt Die Festung Magdeburg kapitulierte dann jedoch kampflos vor dem franzosischen Heer Unter Marschall Ney und dann im Konigreich Westphalen wurde der Schulbetrieb zunachst wieder aufgenommen aber die Schulerzahl nahm weiter ab 1810 erliess die Regierung des Konigreichs Westphalen ein Dekret die Klosterschule zu schliessen und ihre materielle Ausstattung der Universitat Halle zugutekommen zu lassen Die Klosterbibliothek und die Naturaliensammlung wurden der Universitat direkt gegeben die Schulbibliothek zugunsten eines Studienfonds versteigert Endgultiger Abriss BearbeitenAb September 1811 diente das Kloster Berge als Lazarett fur Uberlebende des franzosischen Russlandfeldzugs Napoleon selbst erteilte im Februar 1812 den Befehl alle Gebaude abzureissen die im Schussbereich der Festung Magdeburg lagen 5 Davon betroffen war die gesamte Vorstadt Sudenburg 1812 und etwa 2 3 der Vorstadt Neustadt 1812 13 Der Abrissbefehl traf ebenfalls das Dorf Buckau und das Kloster Berge da sie im Schussfeld der vorgelagerten Sternschanze lagen Der Abriss des Klosters begann am 20 Dezember 1813 Ein Wiederaufbau erfolgte nicht mehr 1816 wurde eine Kloster Berge Stiftung gegrundet An der Stelle des Klosters entstand in spaterer Zeit der Klosterbergegarten Einzelnachweise Bearbeiten George Adalbert von Mulverstedt Regesta Archiepiscopatus Magdeburgensis Bd 1 Sammlung von Auszugen aus Urkunden und Annalisten zur Geschichte des Erzstifts und Herzogthums Magdeburg Erster Theil Bis zum Tode des Erzbischofs Wichmann 1192 Baensch 1886 Digitalisiert Original von Harvard College Library Nr 170 S 65 online George Adalbert von Mulverstedt Regesta Archiepiscopatus Magdeburgensis Bd 1 Sammlung von Auszugen aus Urkunden und Annalisten zur Geschichte des Erzstifts und Herzogthums Magdeburg Erster Theil Bis zum Tode des Erzbischofs Wichmann 1192 Baensch 1886 Digitalisiert Original von Harvard College Library Nr 242 243 S 104 online Hugo Holstein Peter Ulner erster evangelischer Abt des Klosters Berge bei Magdeburg in den Magdeburger Geschichtsblattern 8 Jahrg 1873 S 386 ff Heinrich Rathmann Geschichte der Stadt Magdeburg von ihrer ersten Entstehung an bis auf gegenwartige Zeiten Band 3 Creutz 1801 Original von Bayerische Staatsbibliothek Digitalisiert 2 September 2008 S 256f online Adolph Bock Das Armenwesen die milden Stiftungen und sonstigen Wohlthatigkeitsanstalten zu Magdeburg L Schafer A Rudiger 1860 Original von Bayerische Staatsbibliothek Digitalisiert 14 Oktober 2008 Seite 125 Digitalisat Literatur BearbeitenHugo Holstein Geschichte der ehemaligen Schule zu Kloster Berge Leipzig 1886 Hans Joachim Krenzke Kirchen und Kloster zu Magdeburg Stadtplanungsamt Magdeburg 2000 Christof Romer Das Kloster Berge bei Magdeburg und seine Dorfer 968 1565 1970 Gottingen Kloster Berge Klosterbergegarten Gesellschaftshaus Telemann Zentrum Zu Geschichte Gegenwart und Zukunft eines Magdeburger Areals Bericht des Wissenschaftlichen Kolloquiums am 29 30 August 2003 in Magdeburg hrsg von Carsten Lange Halle Saale 2004 Beitrage zur Regional und Landeskultur Sachsen Anhalts hrsg vom Landesheimatbund Sachsen Anhalt Heft 35 Darin auch Der Klosterbergische Vergleich von 1666 Die Stadt Magdeburg zwischen Reichsfreiheit und brandenburgischer Festungsstadt Soboth Christian Hrsg Johann Adam Steinmetz und Kloster Berge Zwei Institutionen im 18 Jahrhundert Hallesche Forschungen 60 Verlag der Franckeschen Stiftungen Halle Halle Saale 2021 ISBN 978 3 447 11586 5 Bayrische StaatsBibliothek digital Neue Schulgesetze fur das Padagogium zu Kloster Berge welche am 19 September 1775 mit einer kurzen Rede feyerlich bekannt gemacht worden von Friedrich Gabriel Resewitz Abt zu Kloster Berge Originaltext Magdeburg 1775 Allgemeine Encyclopadie von 1827 uber Kloster BergeWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster Berge Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kirchengebaude in Magdeburg Evangelische Kirche in Mitteldeutschland Magdeburger Dom St Ambrosius St Briccius St Eustachius und Agathe Sankt Egidius St Georg St Gertraud St Gertrauden Hoffnungskirche Ida Hubbe Stift St Johann der Taufer Kreuzkirche St Laurentius Martin Gallus Kirche Gemeindezentrum St Michael St Nicolai St Pauli St Petrus und Paulus Beyendorf Kirche der Pfeifferschen Stiftungen Samariterkirche Reformationskirche St Sebastian Lemsdorf St Sophie St Stephani St Stephanus St Thomas WallonerkircheBistum Magdeburg Kathedrale St Sebastian St Adalbert St Agnes St Andreas St Josef Magdalenenkapelle St Maria Hilf St Marien St Marienstift Kapelle St Mechthild St Norbert St PetriNeuapostolische Kirche Mitteldeutschland Neuapostolische Kirche Magdeburg Sud Neuapostolische Kirche Magdeburg NeustadtEhemalige Kirchen Alexiuskapelle Deutsch reformierte Kirche Franzosisch reformierte Kirche Gertraudkapelle Heilig Geist Kirche Immanuel St Jakobi St Johannes Baptist Salbke St Johannis St Katharinen Lutherkirche Mauritiuskloster St Martin St Martini Matthauskirche St Ulrich und Levin 52 11304 11 63311 Koordinaten 52 6 46 9 N 11 37 59 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Berge amp oldid 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