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Dieser Artikel erlautert den katholischen Orden zu anderen Bedeutungen siehe Kartauser Begriffsklarung Die Kartauser lateinisch Ordo Cartusiensis Ordenskurzel OCart sind ein Orden in der romisch katholischen Kirche der die eremitische mit der zonobitischen Lebensweise verbindet Der Orden geht auf den heiligen Bruno von Koln zuruck Der Wahlspruch der Kartauser lautet Stat crux dum volvitur orbis Das Kreuz steht fest wahrend die Welt sich dreht Wappen des Kartauserordens Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung 1 2 Reformation 1 3 Gegenwart 2 Monche 2 1 Chormonche 2 1 1 Tagesablauf 2 1 2 Ausbildung 2 2 Brudermonche 2 3 Donaten 3 Nonnen 4 Organisation 5 Spiritualitat 6 Kartauser im Film 7 Bestehende und ehemalige Kartausen 8 Literatur 8 1 Zur Ordensgeschichte 8 2 Uber den hl Bruno 8 3 Zur Ordensspiritualitat 9 Siehe auch 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp La Grande Chartreuse das Mutterkloster des Kartauserordens nbsp Haupteingang der Grossen Kartause in Saint Pierre de Chartreuse departement Isere nbsp Die Kartause Marienau in DeutschlandGrundung Bearbeiten 1084 zog sich der heilige Bruno von Koln der Begrunder des Kartauserordens mit sechs Gefahrten in die Chartreuse zuruck eine einsame Gebirgsgegend bei Grenoble in Frankreich Das Land wurde ihnen vom heiligen Hugo um 1053 1132 dem damaligen Bischof von Grenoble aufgrund einer Vision zur Verfugung gestellt Er hatte im Traum gesehen wie sich in La Chartreuse sieben Sterne niederliessen Bruno und seine Gefahrten bauten sich kleine Eremitagen sowie die fur ein Kloster notwendigen Gemeinschaftsraume und eine Kirche Alle Raume wurden durch einen Kreuzgang verbunden Bald schlossen sich ihnen weitere Manner an Die Gemeinschaft wuchs und La Grande Chartreuse die Grosse Kartause das Mutterkloster des Kartauserordens entstand und gab dem Orden seinen Namen Bruno selbst schrieb keine Ordensregel Die Lebensweise der ersten Einsiedler sollte einfach von allen zukunftigen ubernommen werden Erst nachdem sich auch in anderen Landern Manner der Lebensweise des heiligen Bruno anschlossen mussten die Lebensgewohnheiten der Kartauser schriftlich niedergelegt werden So verfasste 1127 der heilige Guigo I der von 1109 bis 1136 als funfter Prior die Grosse Kartause leitete die Consuetudines Cartusiae die Lebensgewohnheiten der Kartauser 1133 wurde die Regel von Papst Innozenz II approbiert 1170 wurde die Gemeinschaft von Papst Alexander III als Orden anerkannt Weitere Veranderungen wurden in den Jahren 1259 Statuta antiqua 1367 Statuta nova 1509 Tertia compilatio statutorum und 1581 Nova collectia statutorum ordinis cartusiensis vorgenommen 1145 schlossen sich erstmals Frauen zusammen die die Lebensweise der Kartauser ubernahmen und grundeten damit den weiblichen Zweig des Ordens Im 18 Jahrhundert bestanden funf Kartauserinnenkloster Trotz der strengen Lebensweise breitete sich der Orden nach einigen anfanglichen Schwierigkeiten ab etwa 1200 rasch aus So gab es 1137 vier Kartausen 1151 waren es 14 und 1258 schliesslich 56 Ordenshauser im 14 Jahrhundert 175 und im 15 Jahrhundert 220 Seine Blutezeit hatte der Orden im Spatmittelalter zur Zeit der Mystik Grundungswelle um 1480 Einen besonderen Einfluss auf die Entwicklung des Ordens hatte die Bewegung der Devotio moderna in deren Zuge das Phanomen der Stadtkartausen aufkam Kartausen wurden bis zu jener Zeit in abgelegenen Gegenden gegrundet nun aber kam es zu Neugrundungen in Stadten beispielsweise in London und Koln Stadtkartausen wurden zu Zentren des Humanismus Der Orden war zwischen 1378 und 1415 wahrend des Grossen abendlandischen Schismas in einen romischen und einen avignonesischen Zweig geteilt Nach dem Ende des Schismas traten auch die beiden konkurrierenden Generaloberen zuruck und Johannes von Grazienburg trat an die Spitze des Ordens 1508 bestimmte der Papst dass immer der Prior der Chartreuse die Kartauser leiten sollte Reformation Bearbeiten nbsp Ehemalige Kartause Gaming grosstes Kartauserkloster der deutschen Ordensprovinz und 1782 aufgelostDie Reformation fuhrte im 16 Jahrhundert zu einem starken Ruckgang des Ordens in den protestantischen Gebieten Seither stagnierte die Zahl der Kartausermonche und nonnen bzw fiel kontinuierlich In England wurden die Kartauser unter Konig Heinrich VIII verfolgt da sie sich weigerten ihn als Oberhaupt der Kirche Englands anzuerkennen Insbesondere gegen die Monche der Londoner Kartause ging der Konig brutal vor Im Zuge der Aufklarung wurde der Nutzen der kontemplativen Kartauser in Frage gestellt und viele Kartausen aufgehoben beispielsweise 1782 unter Kaiser Joseph II Durch Aufklarung Josephinismus Franzosische Revolution und den Reichsdeputationshauptschluss sank die Zahl der Kartausen noch einmal stark ab wahrend sie um 1700 noch 168 betragen hatte Gegenwart Bearbeiten In Deutschland wurden mit der Sakularisation alle Kartausen aufgehoben 1869 wurde in Unterrath bei Dusseldorf die Kartause Maria Hain als neue Kartause auf deutschem Boden gegrundet In der Grossen Kartause konnten sich Widerstandskampfer zur Zeit des Nationalsozialismus verstecken Heute sind die Kartauser neben den Zisterziensern strengerer Observanz der einzige Mannerorden der sich das hochmittelalterliche Ideal eines strikt kontemplativen Lebens erhalten hat Andere ursprunglich kontemplative Orden wie Benediktiner und Zisterzienser haben sich im Laufe ihrer Geschichte der Welt geoffnet und Aufgaben vor allem in den Bereichen Seelsorge und Lehre ubernommen 2004 zahlten die Kartauser 18 Monchs und 4 Nonnenkloster in denen 335 Bruder darunter 170 Priestermonche und 48 Nonnen lebten 1 In den letzten 50 Jahren hat der Orden etwa 50 der Mitglieder verloren Niederlassungen bestehen in Europa Amerika und Asien Im deutschsprachigen Raum gibt es ein Mannerkloster der Kartauser die Kartause Marienau in Bad Wurzach Baden Wurttemberg Gegrundet wurde sie 1964 als Ersatz der 1869 errichteten Kartause Maria Hain bei Dusseldorf da sich die Kartauser wegen des Ausbaus des Flughafens dort zuruckziehen mussten Monche Bearbeiten nbsp Kartausermonch Odo von Novara Fresco 1629 Unser Bemuhen und unsere Berufung bestehen vornehmlich darin im Schweigen und in der Einsamkeit Gott zu finden Statuten 12 1 Die Suche nach Gott in Schweigen und Einsamkeit ist allen Kartausern gemein Je nach Eignung und personlicher Mentalitat lebt der einzelne Kartauser seine Berufung Die Kartauser unterscheiden daher drei Arten von Monchen Priestermonche lat Patres auch Chormonche oder wegen der um den Grossen Kreuzgang angeordneten Zellen die sie bewohnen auch Kreuzgang bzw Zellenmonche genannt Brudermonche lat Fratres conversi auch Laienbruder oder Konversen genannt und Donaten Chormonche Bearbeiten Die Chormonche leben in um den grossen Kreuzgang herum gebauten kleinen Hauschen mit Garten Diese Hauschen bestehen aus vier Raumen Beim Betreten der Zelle gelangt der Monch zunachst in einen Vorraum der das Hauschen mit dem Kreuzgang verbindet Dieser Raum heisst Ave Maria ein Raum mit einem Marienaltar in dem der Monch beim Betreten und Verlassen des Hauschens ein Ave Maria betet Der Hauptraum ist das Cubiculum mit einem Arbeitstisch einem Tisch zum Essen einem kleinen Oratorium einem Kleiderschrank einem Bett und einem Ofen Die Monche schlafen auf einem Strohbett Traditionell gibt es zum Waschen nur kaltes Wasser Auch ein Handwerksraum gehort zum Hauschen in dem der Monch das Holz fur seinen Ofen hackt und seiner Handarbeit nachgeht Die Hauschen sind traditionell zweigeschossig werden aber bei modernen Grundungen auch eingeschossig gebaut Tagesablauf Bearbeiten nbsp Kartauser der Kartause von Portes beim sonntaglichen SpaziergangDer Tagesablauf eines Chormonchs beginnt um 23 30 Uhr Nach etwa vierstundigem Schlaf steht er das erste Mal auf und beginnt mit den anderen Monchen in der Kirche das Stundengebet das bei den Kartausern noch aus acht Gebetszeiten Matutin Laudes Prim Terz Sext Non Vesper und Komplet besteht nach dem Psalmwort Siebenmal am Tag singe ich dein Lob und nachts stehe ich auf um dich zu preisen Verbindung aus Ps 119 164 EU und Ps 119 62 EU Ist das Nachtoffizium das aus Matutin und Laudes besteht und von allen gemeinsam in der Kirche gebetet wird beendet die Dauer betragt zwei bis drei Stunden legt sich der Monch zu einem zweiten etwa vierstundigen Schlaf ins Bett Um 06 30 Uhr steht er zum zweiten Mal zum Offizium und zur Betrachtungszeit auf Um 7 Uhr versammeln sich alle Patres in der Kirche zur funfzehnminutigen eucharistischen Anbetung und zur anschliessenden Konventmesse Danach feiern die Patres jeder fur sich in kleinen Kapellen Stillmessen ggf mit einem Novizen als Ministrant Im weiteren Verlauf des Tages wechseln sich Gebet insgesamt etwa acht Stunden Studium und Handarbeit ab Nachtruhe ist spatestens um 19 30 Uhr Die Chormonche essen ausser am Sonntag an dem das Mittagessen gemeinsam im Refektorium stattfindet allein Ein Fruhstuck gibt es fur die Chormonche traditionell nicht Im Winterhalbjahr von Kreuzerhohung bis Karsamstag gibt es nur mittags eine warme Mahlzeit und abends etwas Brot und ein Getrank Eine gemeinsame Rekreation gibt es nur sonntags Wochentlich findet ein gemeinsamer etwa vierstundiger Spaziergang spatiamentum der Patres statt Ausbildung Bearbeiten nbsp Plan der Kartause von Clermont 1856Die Ausbildung zum Chormonch dauert mindestens sieben Jahre Wer Chormonch werden will muss mindestens 20 Jahre alt sein und einen Schulabschluss haben der zum Hochschulstudium berechtigt Daneben muss er Kenntnisse in Latein haben und singen konnen Beides kann er sich aber auch noch nach seinem Eintritt in den Orden aneignen Neben diesen ausserlichen Voraussetzungen halten die Kartauser vor allem die innere Einstellung eines Kandidaten fur wichtig Wer in den Orden eintreten mochte muss sich mit dessen Spiritualitat identifizieren konnen Ein Interessent verbringt zunachst eine Probezeit Postulat von drei bis zwolf Monaten in der Kartause In dieser Zeit soll er die Lebensweise der Monche kennen lernen und prufen ob er dafur geeignet ist Umgekehrt pruft auch der Orden in dieser Zeit ob der Kandidat sich fur das Kartauserleben eignet Ist das Postulat beendet und entscheidet sich der Kandidat zu bleiben so wird von den Chormonchen traditionell mit schwarzen und weissen Bohnen abgestimmt ob der Kandidat bleiben darf Stimmen die Patres fur den Kandidaten so folgt seine Aufnahme ins Noviziat und seine Einkleidung mit dem Habit des Ordens der aus einer ungebleichten Tunika und einem Skapulier mit Kapuze besteht Fur die Dauer des Noviziats tragt der Novize ausserhalb seiner Zelle einen schwarzen Chormantel uber dem Habit Das Noviziat dauert zwei Jahre wobei der Novize ab dem zweiten Noviziatsjahr mit dem ordensinternen Studium der Theologie beginnt Nach Beendigung des Noviziats muss sich der Kandidat wieder entscheiden ob er den Weg im Orden weiter gehen will und die Chormonche stimmen erneut uber sein Bleiben ab Bleibt der Novize im Orden so legt er nun die zeitliche Profess ab und bindet sich damit fur drei Jahre an den Orden Diese Gelubde werden dann fur weitere zwei Jahre erneuert Wenn sich danach Orden und Monch fureinander entscheiden legt der Monch die feierliche Profess ab und bindet sich damit lebenslang an den Orden Traditionell werden bei den Kartausern alle Chormonche zu Priestern geweiht Der Zellenmonch wird nach dem Vorbild Christi Priester und Opfer zugleich Gott zum lieblichen Wohlgeruch und durch die Gemeinschaft mit dem Opfer des Herrn erhalt er Anteil an den unergrundlichen Reichtumern seines Herzens Statuten 3 8 Wenn nach der Entscheidung des Priors die Zeit gekommen ist dass der Monch die Weihen empfangt wird ihm die Diakonenweihe und fruhestens sechs Monate danach die Priesterweihe gespendet Brudermonche Bearbeiten nbsp Ordenshabit der Kartauser 17 JahrhundertNeben den Patres leben in den Kartausen auch Brudermonche Die Bruder haben eine eigene Form des einsamen Lebens Sie sorgen durch ihre Arbeit fur die Bedurfnisse des Hauses die ihnen in besonderer Weise anvertraut sind Dank der Hilfe der Bruder konnen sich die Zellenmonche freier dem Schweigen der Zelle hingeben Statuten 11 5 Wahrend sich die Chormonche vornehmlich dem Gebet widmen ist bei den Brudern die Handarbeit starker betont Chor und Brudermonche erganzen sich in ihren Lebensweisen gegenseitig Die Chormonche konnten nicht ohne die Bruder auskommen die sie versorgen und die Bruder konnten nicht ohne die Patres auskommen die ihnen die Sakramente spenden und sie seelsorgerisch betreuen Die Brudermonche leben getrennt von den Chormonchen in einem eigenen Gebaude Traditionell haben die Bruder kein eigenes Haus sondern nur eine Zelle die dem Cubiculum der Patres entspricht Tagsuber verlassen die Bruder ihre Zelle um in ihren Werkstatten Oboedienzen oder sonstigen Tatigkeitsbereichen Pforte Klosterverwaltung Sakristei zu arbeiten Damit die Bruder ihre Aufgaben erfullen konnen gelten fur sie weniger strenge Regeln So ist das tagliche Offizium nicht so umfangreich wie das der Patres Auch gelten fur sie weniger strenge Fastenregeln So gibt es fur die Bruder auch Fruhstuck Ausserdem sind die Klausurvorschriften fur sie weniger streng Vornehmlich die Bruder erledigen alles Notige in den umliegenden Stadten Hauptsachlich sorgen die Bruder durch ihre handwerklichen Tatigkeiten fur den Unterhalt der Kartausen Beruhmt sind die Kartauser fur ihre Tier und Pflanzenzucht die Kartauserpferde Kartauserrosen und die Kartausernelken Die Kartauserkatze heisst nur wegen ihrer grauen Fellfarbe so hat aber nichts mit dem Orden zu tun Haupteinnahmequelle des Ordens ist der bekannte Kartauserlikor Chartreuse der in einer eigenen Fabrik in Voiron nahe der Grossen Kartause aus einer Mischung von 130 Krautern hergestellt und von dort in alle Welt verkauft wird Wer als Bruder in eine Kartause eintreten mochte muss mindestens 20 Jahre alt sein und eine abgeschlossene Berufsausbildung vorzugsweise eine handwerkliche haben Der Ausbildungsweg ist ahnlich dem der Chormonche Nach dem Postulat das drei bis zwolf Monate dauert erfolgt die Einkleidung und die Aufnahme ins Noviziat das zwei Jahre dauert Danach legt der Bruder seine erste Profess fur drei Jahre und daran anschliessend eine weitere Profess auf zwei Jahre ab Entschliesst er sich nach dieser Zeit zu bleiben bindet er sich in der ewigen Profess fur immer an den Orden Donaten Bearbeiten Die Donaten haben den gleichen Aufgabenbereich wie die Bruder Sie unterscheiden sich von ihnen dadurch dass sie sich nicht mit Gelubden an den Orden binden sondern mit ihm einen Donationsvertrag abschliessen Donaten haben den gleichen Ausbildungsweg wie die Bruder Nach dem ersten Noviziatsjahr kann sich ein Brudernovize entschliessen Donate zu werden Statt der zeitlichen Profess auf zunachst drei und dann noch einmal zwei Jahre legt der Donate eine zeitliche Donation auf drei und dann zwei Jahre ab Daran schliesst sich die ewige Donation an wenn der Donate im Orden bleiben mochte Im Kloster selbst leben die Donaten in personlicher Armut jedoch konnen sie ausserhalb des Klosters Eigentum haben und frei daruber verfugen In der Gestaltung ihres Tagesablaufes sind sie freier als die Bruder und konnen auch sonst Erleichterungen gewahrt bekommen Nonnen Bearbeiten nbsp Kartausernonne Beatrix d Ornacieux Fresco 1629Seit 1145 gibt es auch Kartauserinnen Zunachst unterschied sich ihre Lebensform noch von der der Monche Im Hinblick auf Abgeschiedenheit und Fasten war das Leben der Schwestern nicht so streng wie das der Monche So lebten die Nonnen nicht in eigenen Hauschen sondern in abgetrennten Zimmern Das Essen nahmen sie taglich gemeinsam ein und eine gemeinsame Rekreation gab es nicht nur einmal in der Woche sondern taglich Mit der Zeit kam bei den Kartauserinnen der Wunsch auf das Ordensideal authentischer zu leben So kam es in den 1970er Jahren zur Grundung zweier Frauenkonvente die ein weitgehend der Lebensweise der Monche entsprechendes Leben fuhren wollten 1971 wurde die Kartause Beauregard bei Voiron nahe der Grossen Kartause von Schwestern bezogen 1977 kamen Kartauserinnen in die Kartause Vedana Italien die bisher von Kartausermonchen bewohnt wurde von ihnen aber wegen Nachwuchsmangels aufgegeben werden musste und seit 2014 auch von den Nonnen wegen Nachwuchsmangel aufgegeben wurde 1978 siedelte die in der Zwischenzeit gewachsene Gemeinschaft von Beauregard in die neu gebaute Kartause Reillanne in der Haute Provence uber Heute hat der Orden insgesamt funf Konvente fur Nonnen davon zwei in Frankreich sowie je einen in Italien und Spanien In Sudkorea wo 2004 die Kartause Sudowon von Monchen bezogen wurde wurde im Jahr 2008 mit der Kartause der Verkundigung auch ein Frauenkonvent gegrundet Auch bei den Nonnen gibt es drei Arten von Konventsmitgliedern Chorschwestern Konversschwestern und Donatinnen Die Aufgabenverteilung ist prinzipiell die gleiche wie bei den Monchen Auf Wunsch wird den Schwestern im Rahmen der feierlichen Profess die Jungfrauenweihe gespendet Bei der Jungfrauenweihe erhalten die Kartauserinnen vom Bischof neben den traditionellen Insignien von Ring und Schleier auch die Stola uberreicht Sie tragen die Stola unter anderem bei der Verkundigung des Evangeliums in der Matutin 2 Das ist eine Besonderheit im Eigenrecht der Kartauser Die Chorschwestern verrichten in ihren Zellen als Handarbeit vornehmlich Naharbeiten oder Paramentenstickerei Geleitet werden die Nonnenkloster von einer Priorin Der Habit ist wie der der Monche naturfarben Dazu tragen die Professen einen schwarzen Schleier die Novizinnen einen weissen In den Kartausen der Schwestern wohnen ausserdem in einem eigenen Gebaudetrakt etwas abseits von den Nonnen noch drei Kartausermonche zwei Patres und ein Bruder Die Patres die im Frauenkonvent die Stellung eines Vikars und eines Koadjutors einnehmen sind fur die Seelsorge und Sakramentenspendung im Kloster zustandig Der Bruder hilft den Konversschwestern bei den anfallenden Arbeiten Beim Bau der Kartause Reillanne wurde die in der letzten Zeit im Orden laut gewordene Uberlegung auch den Brudern bzw Konversschwestern Hauschen mit Garten zu bauen die der Forderung der Einsamkeit zutraglicher sind als einfache Zellen umgesetzt Die Erfahrungen mit dieser Neuerung sind gut und so konnte sie bald zum ordensweiten Standard werden Organisation BearbeitenOberstes Organ des Kartauserordens ist das Generalkapitel das alle zwei Jahre in der Grossen Kartause abgehalten wird und aus den Prioren der einzelnen Hauser besteht Dies ist gewissermassen die Legislative des Ordens Von ihr wird ein Gremium das sog Definitorium gewahlt das aus acht Monchen besteht und gewissermassen die Exekutive darstellt Wahrend des Generalkapitels sollen alle wichtigen Angelegenheiten des Ordens geregelt werden In der Zeit zwischen zwei Generalkapiteln wird der Orden vom Prior der Grossen Kartause dem Reverendus Pater geleitet der obwohl er dem ganzen Orden vorsteht nur von den Monchen der Grossen Kartause gewahlt wird Als Oberer eines Einsiedlerordens verlasst er wahrend seiner Amtszeit die Grosse Kartause nie So ist es fur ihn unmoglich beispielsweise zum Heiligen Stuhl nach Rom zu reisen und den Orden dort zu vertreten Dies ubernimmt stattdessen ein dazu beauftragter Pater Die einzelnen Kartausen werden von einem Prior geleitet der von den Monchen des jeweiligen Hauses auf zwei Jahre gewahlt wird Der Stellvertreter des Priors ist der Vikar Ein Prokurator ist fur die Finanzen zustandig Der Novizenmeister Magister ist fur die Ausbildung der Paternovizen zustandig Die Ausbildung der Bruder und Donatennovizen ubernimmt normalerweise der Vikar Zur Erhaltung der klosterlichen Disziplin wird jede Kartause alle zwei Jahre von zwei Prioren anderer Kartausen visitiert Der bekannte Spruch Papst Innozenz XI Cartusia numquam reformata quia numquam deformata Die Kartause wurde nie reformiert da sie nie deformiert wurde weist auf die Treue der Kartauser zu ihren Ursprungen hin Jedoch hat auch der Kartauserorden im Laufe der Zeit Veranderungen in seinen Regeln erfahren So musste beispielsweise 1917 die bis dahin vorgeschriebene Beichte beim Prior in Angleichung an das Kirchenrecht abgeschafft werden Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurden zu Beginn der 1970er Jahre die Erneuerten Statuten des Kartauserordens abgefasst Diese wurden zuletzt 1983 wiederum in Angleichung an das Kirchenrecht und nochmals 1987 geandert Spiritualitat BearbeitenGrundlage der Spiritualitat der Kartauser ist ein Leben in der Erwartung der Wiederkunft Christi Parusie Zuruckgezogen in der Einsamkeit sorgen sie sich nur Christus zu gefallen und ein Leben nach dem Evangelium in der Nachfolge Christi zu fuhren Ihre Spiritualitat lasst sich in dem Satz zusammenfassen Zum Lob der Herrlichkeit Gottes hat Christus das Wort des Vaters durch den Heiligen Geist von Anfang an Menschen auserwahlt um sie in die Einsamkeit zu fuhren und in inniger Liebe mit sich zu vereinigen Statuten 1 1 Einen besonderen Stellenwert in der Spiritualitat der Kartauser nimmt das Jesusgebet ein Charakteristisch fur die Kartauser ist ihr Schweigen ihre Einsamkeit und ihr Gebet Die Einsamkeit der Kartauser bedeutet Trennung von der Welt die sich insbesondere dadurch auszeichnet dass sie auf jedes Apostolat verzichten Sie haben keinen direkten Zugang zu Massenmedien Nur der Prior liest taglich die Zeitung und informiert die Monche uber wichtige Ereignisse Besucher sind nicht zugelassen ausser Ordensinteressenten und den Angehorigen der Kommunitatsmitglieder die jahrlich fur zwei Tage in die Kartause zu Besuch kommen durfen Das Leben der Kartauser ist hauptsachlich dem Gebet gewidmet Entsprechend ihrer Lebensweise haben sie eine eigene Liturgie die ihrer Lebensart angepasst ist Es entspricht der zuruckgezogenen Daseinsweise des Ordens dass die Kartauser in uber 900 Jahren nur wenige Bischofe hervorgebracht haben und nur sehr wenige Heilige kanonisiert wurden Drei Heilige und funfzehn Selige die 1535 1540 wahrend der Reformation in England hingerichtet wurden weil sie den Eid auf Konig Heinrich VIII verweigerten werden als Martyrer von London verehrt 3 Unter den Martyrern von Roermond waren auch zwolf Kartausermonche 4 Nicht weniger bedeutsam zur Entfaltung ihrer Spiritualitat als die Schriftlesung das stille Gebet und der Gottesdienst ist fur die Kartauser die praktische Tatigkeit als handwerkliche und Gartenarbeit Ihre Garten sind individueller und spiritueller Freiraum des eremitischen Lebens 5 Die Kartauser sind Vegetarier Strikte Fastenzeiten bestimmen ihr Leben so wird beispielsweise jeden Freitag bei Wasser und Brot gefastet Fruhstuck gibt es traditionell bei den Kartausern nicht bei den Kartauserinnen ist es jedoch ublich morgens nach der Messe eine kleine Starkung normalerweise etwas Brot und ein Getrank zu sich zu nehmen Die erste Mahlzeit des Tages ist das Mittagessen Im Sommerhalbjahr von Ostern bis Kreuzerhohung gibt es ausserdem ein warmes Abendessen Im Winterhalbjahr hingegen begnugen sich die Kartauser abends mit etwas Brot und einem Getrank Alle Kartausen sind bis auf wenige historisch bedingte Ausnahmen Maria der Mater singularis Cartusiensium der einzigartigen Mutter der Kartauser geweiht Sie ist die oberste Patronin des Ordens und nimmt einen besonderen Platz in der Spiritualitat der Kartauser ein Ihr zur Ehren wird taglich eine Votivmesse gefeiert und neben dem kirchlichen Stundengebet auch das Marienbrevier gebetet Zweiter Ordenspatron ist der Heilige Johannes der Taufer Durch ihre Lebensart wollen die Kartauser der Welt ein Zeugnis geben ihren konsequent gelebten Glauben betrachten sie als die beste Predigt die es gibt Sie sehen ihr Leben auch als stellvertretenden Gottesdienst fur diejenigen an die nicht beten wollen oder konnen und mochten stellvertretend Busse fur all jene leisten die sich ihrer Sunden nicht bewusst sind Kartauser im Film BearbeitenIm Jahr 2005 hat Philip Groning den bisher einzigen Dokumentarfilm Die grosse Stille frz Le grand silence fertiggestellt der in der Grossen Kartause bei Grenoble gedreht wurde und starke Beachtung fand Er erhielt 2005 den bayerischen Filmpreis Bester Dokumentarfilm und wurde mit dem europaischen Filmpreis 2006 ausgezeichnet Um einen Kartausermonch dreht sich auch der Spielfilm Broken Silence 1995 Bestehende und ehemalige Kartausen BearbeitenEine internationale Liste der bestehenden Kartausen bietet der Artikel Kartause eine Liste der bestehenden und aufgelosten Kartausen findet man in der Liste der Kartauserkloster Literatur BearbeitenZur Ordensgeschichte Bearbeiten Bernard Andenmatten Les chartreux en Suisse Helvetia Sacra Band III 4 Schwabe Basel 2006 ISBN 3 7965 2228 9 Gesamtdarstellung uber die Schweizer Kartausen Karl Suso Frank Geschichte des christlichen Monchtums 6 Auflage Primus Verlag Darmstadt 2010 ISBN 978 3 89678 687 6 David Knowles Geschichte des christlichen Monchtums Benediktiner Zisterzienser Kartauser Kindler Munchen 1969 DNB 457241535 Gerhard Kolsch und Christoph Winterer Die Kartause von Mainz Kunst und Geschichte des altesten Kartauserklosters in Deutschland Oppenheim 2021 ISBN 978 3 96176 160 9 Monche der Kartause Marienau Hrsg Kartause Marienau Kunstverlag Josef Fink Lindenberg 2004 ISBN 3 89870 184 0 Daniel Tibi Warum Kartauserinnen Stola tragen Zur Ubergabe der Stola an Kartausernonnen bei der Jungfrauenweihe nach der Pratique de la benediction et consecration des Vierges von 1699 und dem Rituel Cartusien de Consecration des Vierges von 1986 in Ex Fonte Journal of Ecumenical Studies in Liturgy 1 2022 169 190 Hellmut Zschoch Die Christenheit im Hoch und Spatmittelalter Von der Kirchenreform des 11 Jahrhunderts zu den Reformbestrebungen des 15 Jahrhunderts Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2004 ISBN 3 8252 2520 8 Uber den hl Bruno Bearbeiten Gerardo Posada Der heilige Bruno Vater der Kartauser Ein Sohn der Stadt Koln Wienand Koln 1987 ISBN 3 87909 157 9 Zur Ordensspiritualitat Bearbeiten Unter den Karthausern eine Beschreibung der Karthause Hain bei Dusseldorf und des Lebens ihrer Bewohner Riffarth Monchengladbach 1892 Digitalisierte Ausgabe der Universitats und Landesbibliothek Dusseldorf Martin Beer Dionysius des Kartausers Lehre vom desiderium naturale des Menschen nach der Gottesschau Hueber Munchen 1963 Willibald Bosen Auf einsamer Strasse zu Gott Das Geheimnis der Kartauser Herder Freiburg i Br 1987 ISBN 3 451 20997 7 Norbert Brox u a Hrsg Fruhe Kartauserbriefe 3 Auflage Herder Freiburg i Br 2002 ISBN 3 451 22220 5 Gabriel DiLorenzi Hrsg Gott schauen Echter Wurzburg 1996 ISBN 3 429 01758 0 Augustin Guillerand Im Angesicht Gottes Gebetserfahrungen eines Kartausermonchs Echter Wurzburg 1989 ISBN 3 429 01231 7 Rudi Holzberger Kartauser Die Alternativen von Marienau In GEO 3 1987 S 36 54 Robin Bruce Lockhart Botschaft des Schweigens Das verborgene Leben der Kartauser Echter Wurzburg 1992 ISBN 3 429 01087 X S Eva Singletary Hrsg Wo die Wuste erbluht Aus dem Erfahrungsschatz eines Einsiedlermonches Neue Stadt Munchen 2004 ISBN 3 87996 632 X Wolfgang Riehle Hrsg Das Buch von der mystischen Kontemplation genannt Die Wolke des Nichtwissen Worin die Seele sich mit Gott vereint 7 Auflage Herder Freiburg i Br 2004 ISBN 3 89411 292 1 Robert Serrou Kartauser Vom Leben in der Wuste Echter Wurzburg 2002 ISBN 3 429 01944 3 Nancy Klein Maguire In der Stille vieler kleiner Stunden Goldmann Munchen 2007 ISBN 3 442 33776 3 Judith Kirchhofer Bertram Jenisch Hrsg Gemeinsam einsam Neue Erkenntnisse der Denkmalpflege zur Freiburger Kartause In Archaologische Informationen aus Baden Wurttemberg 70 Landesamt fur Denkmalpflege Esslingen 2014 ISBN 978 3 942227 19 3 Siehe auch BearbeitenKartauserkirche Kartauserstrasse Liste der Generalminister der Kartauser Liste der Kartauserkloster Martyrer des Kartauserordens KartauserritusWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Kartauser Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Kartauserkloster Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Kartauser Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Seite des Kartauserordens Webseite des Dokumentarfilmes Die Grosse Stille uber das Leben im Mutterkloster La Grande Chartreuse Literaturliste zum Kartauserorden Webseite uber die Kartausen Italiens italienisch Einzelnachweise Bearbeiten Stand vom 24 Dezember 2004 laut Annuario Pontificio 2006 Daniel Tibi Warum Kartauserinnen Stola tragen Zur Ubergabe der Stola an Kartausernonnen bei der Jungfrauenweihe nach der Pratique de la benediction et consecration des Vierges von 1699 und dem Rituel Cartusien de Consecration des Vierges von 1986 in Ex Fonte Journal of Ecumenical Studies in Liturgy 1 2022 169 190 Martyrologium Romanum Flori Legium 22 Juni Okumenisches Heiligenlexikon Abgerufen am 19 Oktober 2018 Ben Hartmann De Martelaren van Roermond Uitgeverij Colomba Oegstgeest 2009 ISBN 978 90 73810 86 0 Simone Schullner Die Gartenkultur der Kartauser unter besonderer Berucksichtigung der Kartausen im Rheinland Analecta Cartusiana Bd 303 Diss Universitat Salzburg 2014 ISBN 978 3 902895 44 8 S 229 Normdaten Korperschaft GND 1017943 4 lobid OGND AKS LCCN n81028890 VIAF 129184449 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kartauser amp oldid 237513247