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Johann Jacoby geboren am 1 Mai 1805 in Konigsberg i Pr gestorben am 6 Marz 1877 ebenda war ein deutscher Arzt und Radikaldemokrat in Preussen Johann JacobyJohann Jacoby Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kampf um die judische Gleichberechtigung 1 2 Vormarz 1 3 Revolutionszeit 1 4 Oppositioneller gegen Bismarck 1 5 Abkehr von der Fortschrittspartei 1 6 Hinwendung zur Sozialdemokratie 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJohann Jacoby wurde als Sohn des judischen Kaufmanns Gerson Jacoby und dessen Frau Lea Jonas als jungstes von insgesamt funf Kindern geboren Nach dem Abitur am Collegium Fridericianum studierte er ab 1823 Medizin an der Albertus Universitat Konigsberg die zu jener Zeit stark von den Lehren Immanuel Kants beeinflusst war Unterstutzt von Eduard von Simson grundete er am 2 Februar 1827 das dritte Littauer Kranzchen innerhalb der burschenschaftlichen Allgemeinheit das 1829 zur eigenstandigen Corpslandsmannschaft Littuania wurde 1 Das Studium schloss er 1827 mit einer Dissertation uber das Delirium tremens und 1828 mit dem Staatsexamen ab Er arbeitete als praktischer Arzt und ab 1829 auch am judischen Krankenhaus in Konigsberg Nach dem Ausbruch der grossen Choleraepidemie reiste er im staatlichen Auftrag 1831 wahrend des polnischen Aufstands in einen russisch kontrollierten Distrikt um sich als erster ostpreussischer Arzt am Ort des Geschehens uber die Seuche zu informieren Wenig spater brach der Cholera Aufstand in Konigsberg aus Sein arztlicher Einsatz wurde in der Heimatstadt honoriert und der preussische Oberprasident Theodor von Schon soll geaussert haben Ich werde auch nach Berlin daruber berichten aber einen Orden eine Auszeichnung wissen Sie konnen Sie nicht bekommen Sie sind Jude 2 Kampf um die judische Gleichberechtigung Bearbeiten Hauptartikel Judische Emanzipation und Preussisches Judenedikt von 1812 Der preussischen Regierungspolitik stand Jacoby bereits in den 1820er Jahren wegen ihrer restriktiven Haltung zur judischen Gleichstellung voller Misstrauen gegenuber Doch erst die Julirevolution von 1830 und der polnische Aufstand beflugelten sein politisches Engagement Als aktives Mitglied der judischen Gemeinde der er unter anderem Vorschlage zur Reform des Gottesdienstes gemacht hatte wandte er sich zunachst mit Nachdruck der Frage der staatsburgerlichen Gleichberechtigung zu Fur Jacoby der wie sein Biograf Edmund Silberner meint den geistigen Wurzeln des Judentums ziemlich entfremdet an die judische Religion gefuhlsmassig nicht gebunden in der deutschen Kultur aufgewachsen und tief mit ihr verwachsen war 3 war das Ziel der Gleichberechtigung abhangig vom Erfolg der liberal demokratischen und nationalen Bewegung Wie ich selbst Jude und Deutscher bin so kann in mir der Jude nicht frei werden ohne den Deutschen und der Deutsche nicht ohne den Juden 4 In einer 1833 publizierten Streitschrift betonte er dass nicht eine Gnade zu gewahren sondern die Gleichstellung ein uns vorenthaltenes Recht sei bis eine humane Zukunft unsere billigen Anspruche vollig befriedigt 5 Von seinem Bekenntnis der Geburt wie der inneren Uberzeugung nach Jude 6 ruckte er nie ab Bis zu seinem Tod gehorte er der judischen Gemeinde an auch wenn er durch seine philosophischen Studien und seine Beschaftigung mit Spinoza das Interesse an der judischen Religion verloren hatte Vormarz Bearbeiten nbsp Vier Fragen beantwortet von einem Ostpreussen Neuauflage 1863 Hauptartikel Vormarz Jacoby war ab 1839 massgeblich an einem liberalen Diskussionskreis in Konigsberg beteiligt aus dem die von ihm gestiftete Donnerstags Gesellschaft hervorging 7 Im Jahr 1841 forderte er in seiner bei dem sachsischen Verleger Otto Wigand anonym verlegten Flugschrift Vier Fragen beantwortet von einem Ostpreussen eine konstitutionelle Verfassung fur Preussen und eine allgemeinstaatliche Volksvertretung mit einer echten Teilnahme des Volkes an der Politik 8 Er berief sich dabei auf das konigliche Verfassungsversprechen von 1815 Aus Angst vor staatlicher Verfolgung hatte Jacoby seine Schrift zunachst noch anonym veroffentlicht Nachdem jedoch polizeiliche Spitzel den Verfasser zu suchen begannen offenbarte Jacoby in einem Brief an den preussischen Konig wenig spater seine Autorschaft Er widmete nun sogar seine Schrift dem neuen preussischen Konig Friedrich Wilhelm IV ein Akt mit dem er den Monarchen an das uneingeloste Verfassungsversprechen seines Vaters erinnern wollte Friedrich Wilhelm IV ging jedoch nicht darauf ein er nannte Jacoby einen frechen Emporer und regte einen Hochverratsprozess wegen Majestatsbeleidigung gegen Jacoby an Der Konig wollte Jacobys politisches Emanzipationsbestreben mit dem Tod bestrafen Das Oberlandesgericht Konigsberg erklarte sich jedoch fur nicht zustandig da ein solch hoher Fall vor dem Berliner Kammergericht verhandelt werden musse Die Berliner Richter wiederum mochten in Jacobys Flugschrift keinen Hochverrat erkennen und schickten die Akten zuruck nach Konigsberg Nun aber griff Friedrich Wilhelm IV in den Prozess ein 1842 wurde Jacoby wegen Majestatsbeleidigung und Verspottung der Landesgesetze zu mehr als 2 Jahren Festungshaft verurteilt die er jedoch nicht absitzen musste da er Berufung einlegte und erneut vom Kammergericht Berlin freigesprochen wurde Der Kammergerichtsprasident begrundete den Freispruch damit dass Jacobys Gesinnung durchaus Ehrfurcht gegenuber dem Landesherrn erkennen lasse 8 Die Schrift machte ihn zum anerkannten Vertreter des preussischen Liberalismus Der spatere Abgeordnete Franz Ziegler beschrieb die Wirkung Jacobys so Als wir alle noch in politischer Finsternis lebten trat Johann Jacoby aus dem Dunklen hervor fertig klar glanzend kuhn und ward der Schopfer des politischen Lebens in Preussen Robert Prutz bekannte spater Mit ihm Jacoby stand gleichsam der gesamte preussische Liberalismus vor Gericht 9 In den folgenden Jahren war Jacoby vielfach als politischer Redner und Publizist tatig und forderte in Briefen an die preussischen Provinziallandtage eine politische Gesamtvertretung Erneute Anklagen waren die Folge denen er mit bewusst offentlichen Verteidigungsschriften begegnete Am 11 April 1847 trat in Berlin zum ersten Mal ein Vereinigter Landtag zusammen der die bisherigen acht Provinziallandtage umfasste Er stellte aber noch keine politisch reprasentative Vertretung dar sondern war standisch strukturiert Jacoby reiste nach Berlin um sich mit den liberal gesinnten Delegierten auszutauschen und um auf sie einzuwirken Er nahm an den Besprechungen der Opposition teil insbesondere traf er sich regelmassig mit den ostpreussischen Vertretern Er hatte erwartet dass sich der vereinigte Landtag gegen die Regierungspolitik ausspreche doch nach kurzer Zeit der Beobachtung kritisierte er die diplomatische Leisetreterei der Verhandlungen Die Delegierten seien zwar gut gesinnt aber ohne Entschiedenheit 10 Am 5 Mai verliess er Berlin und reist drei Monate lang stets mit intensiven Kontakten zu prominenten Vertretern der Opposition verknupft durch halb Deutschland mit Abstechern nach Zurich und Brussel Revolutionszeit Bearbeiten nbsp Wilhelm weigert sich die Parlamentarier anzuhoren 1848 Hauptartikel Deutsche Revolution 1848 1849 Nach dem Ausbruch der Marzrevolution gehorte Jacoby im Vorparlament und als einziger Jude im Funfzigerausschuss zu den entschiedenen demokratischen Republikanern Allerdings hielt er die objektiven Voraussetzungen fur eine deutsche Republik nicht fur gegeben und verzichtete auf deren Propagierung 11 Gleichwohl wurde er nicht als Abgeordneter Konigsbergs in die Frankfurter Nationalversammlung gewahlt unter anderem weil er im Funfzigerausschuss fur die Abtretung der preussischen Provinz Posen eintrat siehe hierzu Posen Frage 1848 1851 Polens politische und staatliche Unabhangigkeit sei nur eine Frage der Zeit die als gleichberechtigte nationale Befreiungsidee anerkannt werden musse 12 Stattdessen wurde Jacoby in einem Berliner Wahlkreis zum Mitglied der Preussischen Nationalversammlung gewahlt Dort trug er massgeblich zur Bildung der linken Fraktion bei Im Parlament trat er nur selten als Redner hervor denn ihm lag vor allem an der Organisation der preussischen demokratischen Bewegung 13 Nach der Ersturmung Wiens durch konterrevolutionare Truppen und der Ersetzung des preussischen Ministerprasidenten Ernst von Pfuel durch den ultrareaktionaren Friedrich Wilhelm von Brandenburg beschloss die Preussische Nationalversammlung am 2 November 1848 noch am selben Tage eine Deputation an Friedrich Wilhelm IV nach Potsdam zu entsenden Die Abgesandten uberreichten dem Konig eine Adresse zur Lage des Landes Der Konig nahm die Petition wortlos entgegen und wollte sich dann abwenden ohne ein Wort an die Deputierten gerichtet zu haben Da rief ihm unter Bruch der Hofetikette Untertanen war es nicht erlaubt das Wort direkt an den Monarchen zu richten sie mussten warten bis der Konig sie selbst ansprach Jacoby seinen beruhmt gewordenen Satz hinterher Das ist das Ungluck der Konige dass sie die Wahrheit nicht horen wollen 14 Aufgrund dieser Dreistigkeit sah sich Jacoby nach Ende der Audienz heftigen Vorhaltungen seiner Mitdelegierten ausgesetzt In Berlin sprach sich das mutige Auftreten Jacobys schnell herum und wurde von liberal gesinnten Kreisen begeistert aufgenommen Ein Staatsstreich fuhrte am 5 Dezember 1848 zur Auflosung der Preussischen Nationalversammlung die neue Verfassung wurde oktroyiert Im Februar 1849 erfolgte Jacobys Wahl in die zweite Kammer des preussischen Landtages Nach deren Auflosung im April 1849 wurde er am 24 Mai 1849 Nachfolger von Daniel Friedrich Gottlob Teichert als Mitglied der sich bereits in Auflosung befindlichen Frankfurter Nationalversammlung 15 Im Stuttgarter Rumpfparlament verblieb er bis zu dessen Ende am 18 Juni 1849 Anschliessend floh er mit anderen Parlamentariern in die Schweiz Als er in Konigsberg wegen seiner Teilnahme am Rumpfparlament des Hochverrats angeklagt wurde kehrte er zuruck und stellte sich dem Gericht Die siebenwochige Untersuchungshaft endete mit einem Freispruch Oppositioneller gegen Bismarck Bearbeiten In den folgenden Jahren der Reaktion stand Jacoby unter Polizeiaufsicht und konzentrierte sich auf seine arztliche Tatigkeit Daneben arbeitete er an einem ambitionierten philosophischen Werk das jedoch ein Torso blieb Bruchstucke daraus veroffentlichte er erst kurz vor seinem Tode Nach dem Abtreten Konig Friedrich Wilhelms IV und mit Beginn der sogenannten Neuen Ara im Jahre 1858 begann auch Jacoby sich wieder politisch zu betatigen Er schloss sich im Jahr darauf dem Deutschen Nationalverein an und trat 1861 der Deutschen Fortschrittspartei bei Zwischen 1863 und 1870 vertrat er den 2 Berliner Wahlbezirk in der zweiten Kammer des preussischen Abgeordnetenhauses Dort gehort er der aussersten Linken innerhalb der Fortschrittspartei an Im preussischen Verfassungskonflikt in dem die Parlamentsmehrheit eine von Konig Wilhelm I und seinem neuen Ministerprasidenten Bismarck geforderte Heeresvermehrung verweigerte forderte er mit anderen Abgeordneten zur Steuerverweigerung auf Bereits vier Tage nach der Landtagseroffnung am 9 November 1863 hielt er in der Wahlmannerversammlung seines Wahlkreises vor hunderten Zuhorern eine Rede uber den Verfassungskampf in der er deklamierte Soll Preussen als Rechtsstaat entstehen muss notwendig der Militar und Junkerstaat Preussen untergehen Im weiteren Verlauf der Rede appellierte er an die politische Selbsthilfe des Volkes Das Volk muss bereit sein selbst einzustehen fur sein gutes Recht Nicht Revolution nicht der redlichste Wille freisinniger Fursten kann einem Volke die Freiheit geben ebensowenig vermag dies die Weisheit von Staatsmannern und Parlamentsrednern Selbst denken selbst handeln selbst arbeiten muss das Volk um die papierne Verfassungsurkunde zu einer lebendigen Verfassungswahrheit zu machen Wie auf dem wirtschaftlichen Gebiete ganz ebenso auf dem politischen Selbsthilfe ist die Losung 16 dd Nachdem er angeklagt und zu sechs Monaten Kerkerhaft verurteilt worden war sorgte Jacoby fur die Drucklegung seiner Rede In der Haft in Konigsberg verfasste er die Schrift Der freie Mensch Ruck und Vorschau eines Staatsgefangenen Die Kleindeutsche Losung bekampfte er in seiner Zeitung Die Zukunft die er 1867 1871 zusammen mit Guido Weiss herausgab Mitarbeiter u a Josef Stern Journalist und Franz Mehring Im Vorfeld des Deutsch Danischen Krieges von 1864 forderte Jacoby ein Zurucktreiben des ubermutige n Dane n uber die Grenzen des deutschen Vaterlandes um Schleswig Holstein von dem Joche der Fremdherrschaft fur immer zu erlosen Allerdings verfocht er das Recht der beiden Herzogtumer auf staatliche Unabhangigkeit und sprach sich nach dem Krieg gegen deren Annexion durch Preussen aus 17 Aus ahnlichen Grunden protestierte er gegen den Deutschen Krieg von 1866 und die Annexion neuer Gebiete in den preussischen Staat Auch die Verfassung des preussisch dominierten Norddeutschen Bundes lehnte er ab In dem Aufsatz Nationalitatsprinzip und staatliche Freiheit 18 legte er seine an Herder Schiller und dem Deutschen Idealismus insbesondere Kant und Fichte entlehnte Uberzeugung dar hernach Staat und Nationalitat nur Mittel auf dem Wege zur Freiheit des Einzelmenschen als auch der Volker seien Eine Nation die er als kulturell gewordene Gemeinschaft versteht konne sich alleine oder mit anderen Nationen in einem gemeinsamen Staatswesen organisieren oder mehreren Staatswesen angehoren Entscheidend sei alleine was der Entwicklung des nationalen Charakters zu menschenwurdiger Freiheit entsprache Der blosse Einheitsdrang eines Volkes entscheide hieruber nicht In diesem Sinne ist auch seine am 6 Mai 1867 gehaltene Rede vor dem preussischen Abgeordnetenhaus anlasslich der Annahme der Verfassung des Norddeutschen Bundes zu verstehen Meine Herren gestatten Sie mir als einem der altesten Kampfer fur den Rechtsstaat in Preussen gestatten Sie mir zum Schluss noch ein kurzes Wort der Mahnung Tauschen Sie sich nicht uber die Folgen Ihres Beschlusses Verkummerung der Freiheitsrechte hat noch niemals ein Volk zu nationaler Macht und Grosse gefuhrt Geben Sie dem obersten Kriegsherrn absolute Machtvollkommenheit und Sie proklamieren zugleich den Volkerkrieg Deutschland in staatlicher Freiheit geeint ist die sicherste Burgschaft fur den Frieden Europas unter preussischer Militarherrschaft dagegen ist Deutschland eine standige Gefahr fur die Nachbarvolker der Beginn einer Kriegsepoche die uns in die traurigen Zeiten des Faustrechts zuruckzuwerfen droht Moge Preussen moge das deutsche Vaterland vor solchem Unheil bewahrt bleiben 19 dd Abkehr von der Fortschrittspartei Bearbeiten Nach dem Krieg von 1866 war eine grossdeutsche Losung der nationalen Einigungsfrage illusorisch geworden Auf der anderen Seite drangte die sozialistische Arbeiterbewegung nach grosserer Eigenstandigkeit gegenuber dem burgerlichen Linksliberalismus Jacoby versuchte gegenzusteuern und propagierte die Gleichwertigkeit von politischer und sozialer Reform die sich gegenseitig bedinge Ein Integrationsversuch mittels einer neuen deutschen Volkspartei scheiterte und Jacoby begann sich mit seinen politischen und sozialen Idealen auf die Arbeiterbewegung zuzubewegen Im November 1868 trat er aus der Fortschrittspartei aus Sein Prinzip der Rechtsgleichheit aller als Grundgedanke der Demokratie sah er nicht mehr angemessen vertreten Zudem so seine grundlegende Aussage erfulle eine reprasentative parlamentarische Regierung diese Forderung mehr dem Scheine nach als in Wirklichkeit Allein die Herrschaft des Gesamtwillens die unbedingte Selbstregierung des Volkes konne die Rechtsgleichheit garantieren 20 Im Januar 1870 hielt Jacoby eine spater gedruckte und in mehrere Sprachen ubersetzte Rede uber Das Ziel der Arbeiterbewegung in der er die Arbeiterfrage als eine Frage der Kultur der Gerechtigkeit und Humanitat bezeichnete 21 Er sprach sich fur eine Abschaffung des Lohnsystems gleichberechtigte Assoziationen und genossenschaftliches Wirtschaften aus eine Synthese von liberalen und sozialistischen Vorstellungen 22 Wahrend des Deutsch Franzosischen Krieges hielt er am 14 September 1870 eine Rede gegen die Annexion von Elsass Lothringen Er wurde verhaftet und nach Kriegsrecht in der Festung Lotzen inhaftiert Otto von Bismarck setzte sich aus politischem Kalkul und wohl auch aus menschlichem Respekt fur die Freilassung jenes alten durren Juden ein wie er ihn nannte 23 Durch seine Ablehnung des Krieges endete auch die enge Freundschaft mit der Schriftstellerin Fanny Lewald Jacoby gehorte seit ihrer Grundung im Jahre 1867 der Internationalen Friedens und Freiheitsliga mit Sitz in Bern an Eines ihrer Ziele war die Grundung der Vereinigten Staaten von Europa 24 Bei den ersten Wahlen zum Reichstag im Marz 1871 wurde er nicht gewahlt Obwohl er in allen Wahlbezirken als Demokrat gegen ehemalige Parteifreunde der Fortschrittspartei antrat wurde ihm ein Achtungserfolg auch von den Gegnern nicht abgesprochen 25 Hinwendung zur Sozialdemokratie Bearbeiten Unter dem Eindruck des Leipziger Hochverratsprozess gegen August Bebel und Wilhelm Liebknecht trat Jacoby 1872 der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei SDAP bei Ihre Grundsatze so Jacoby und die Grundsatze der Demokratie von 1848 sind dieselben Wer folgerichtig denke wird daruber nicht in Zweifel sein 26 Trotz Anfechtungen wegen seiner sozialreformerischen Vorstellungen mit einigen Parallelen zu seinem Konigsberger mittlerweile in Stuttgart lebenden Anhanger Albert Dulk der 1875 der Sozialistischen Arbeiterpartei SAPD beitrat genoss Jacoby bei den Sozialdemokraten hohes Ansehen 27 Er respektierte die Verdienste von Karl Marx um die soziale Frage und sprach sich anerkennend uber Das Kapital aus doch verwarf er den revolutionaren Klassenkampf Die Grundlagen seiner Schrift von 1870 sein soziales Glaubensbekenntnis wie er es nannte hielt er im Wesentlichen aufrecht Bei der Reichstagswahl im Jahr 1874 wurde er bei einer Stichwahl im Landkreis Leipzig als sozialdemokratischer Kandidat in den Reichstag gewahlt trat das Mandat aber nicht an Schon vor den Wahlen hatte er diese Option mehreren Wahlvereinen angekundigt An seine Wahler schrieb er wenig spater dass er von der Unmoglichkeit uberzeugt sei einen Militarstaat auf parlamentarischem Wege in einen Volksstaat umzuwandeln 28 Die Ablehnung des Mandats kostete die SDAP einen Reichstagssitz in der darauf erfolgten Nachwahl in diesem Wahlkreis gewann der freisinnige Kandidat Carl Erdmann Heine und wurde von der Partei scharf verurteilt 29 Im November 1876 einigten sich in Konigsberg Demokraten und Sozialdemokraten auf August Bebel als Reichstagskandidat Auf einer Wahlveranstaltung lernte Bebel Jacoby personlich kennen der auf ihn einen ungemein gunstigen Eindruck hinterliess 30 Johann Jacoby starb mit 71 Jahren nach einer Operation Bei seinem Begrabnis folgten zwischen 5000 und 10 000 Menschen dem Trauerzug Obwohl er an keine geoffenbarte Religion glaubte soll Jacoby seiner Schwester gegenuber geaussert haben dass er nach judischem Ritus beerdigt werden wolle 31 Die Traueransprache hielt Isaak Bamberger der Rabbiner der Judischen Gemeinde Konigsbergs Seine Marmorbuste von Rudolf Siemering wurde 1877 im Junkersaal neben dem Kneiphofschen Rathaus aufgestellt Seit 1933 ist sie verschollen 32 33 Schriften BearbeitenBeitrag zu einer kunftigen Geschichte der Zensur in Preussen Imprimerie de Bourgogne et Martinet Paris 1838 Vier Fragen beantwortet von einem Ostpreussen H Hoff Mannheim 1841 Text bei Wikisource Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Ausgabe 1863 Digitalisat bei Google Das Konigliche Wort Friedrich Wilhelms III Renovard Paris 1845 Digitalisat Der freie Mensch Ruck und Vorschau eines Staatsgefangenen Jullius Springer Berlin 1866 Briefwechsel 1816 1849 und Briefwechsel 1850 1877 Hrsg Edmund Silberner Neue Gesellschaft Bonn Bad Godesberg 1974 und 1976 Gesammelte Schriften und Reden von Dr Johann Jacoby 2 Bande Otto Meissner Hamburg 1872 Die 2 Auflage von 1877 mit dem Supplementband Nachtrage zu Dr Johann Jacobys Gesammelten Schriften und Reden enthaltend die seit 1872 veroffentlichten Aufsatze und Reden Rede vor dem Kammergericht am 9 Januar 1865 In Gesammelte Schriften und Reden Zweiter Theil Otto Meissner Hamburg 1872 pdf Das Ziel der Arbeiterbewegung Rede vor den Berliner Wahlern am 7 Juni 1870 In ebenda S 345 371 pdfLiteratur BearbeitenOffentliche Charaktere II Johann Jacoby In Die Grenzboten Jg 7 1848 II Semester III Band S 434 452 Digitalisat Karl Wippermann Jacoby Johann In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 13 Duncker amp Humblot Leipzig 1881 S 620 631 Moritz Brasch Philosophie und Politik Studien uber Ferd Lasalle und Johann Jacoby Friedrich Leipzig 1889 K S Johann Jacoby In Der Wahre Jacob Nr 222 1895 S 1865 1868 Digitalisat Gustav Mayer Die Anfange des politischen Radikalismus im vormarzlichen Preussen In Zeitschrift fur Politik Band 6 Berlin 1913 S 1 91 Hans Rothfels Bismarck und Johann Jacoby In Konigsberger Beitrage Festgabe zur vierhundertjahrigen Jubelfeier der Staats und Universitatsbibliothek zu Konigsberg Preussen Konigsberg Pr Grafe und Unzer Konigsberg Pr 1929 S 316 325 Reinhard Adam Johann Jacobys politischer Werdegang In Historische Zeitschrift Band 143 1931 S 48 ff Ernst Hamburger Juden im offentlichen Leben Deutschlands Regierungsmitglieder Beamte und Parlamentarier in der monarchischen Zeit 1848 1918 Mohr Tubingen 1968 ISBN 3 16 829292 3 Edmund Silberner Zur Jugendbiographie von Johann Jacoby In Archiv fur Sozialgeschichte Bd IX Verlag fur Literatur und Zeitgeschehen Hannover 1969 S 6 112 Peter Schuppan Johann Jacoby In Manner der Revolution 1848 Akademie Verlag Berlin 1970 S 239 276 Wilhelm Matull Johann Jacoby und Eduard von Simson Ein Vergleich In Friedrich von Hoffmann und Gotz von Selle Jahrbuch der Albertus Universitat zu Konigsberg Pr Band 21 1971 S 18 35 Edmund Silberner Jacoby Johann In Neue Deutsche Biographie NDB Band 10 Duncker amp Humblot Berlin 1974 ISBN 3 428 00191 5 S 254 f Digitalisat Edmund Silberner Johann Jacoby Politiker und Mensch Neue Gesellschaft Bonn Bad Godesberg 1976 ISBN 3 87831 213 X Bernt Engelmann Johann Jacoby Ein Radikaler im offentlichen Dienst In Wilfried Barmer Hrsg Literatur in der Demokratie Fur Walter Jens zum 60 Geburtstag Munchen 1983 S 345 354 Walter Grab Der judisch deutsche Freiheitskampfer Johann Jacoby In Walter Grab Julius H Schoeps Hrsg Juden im Vormarz und in der Revolution von 1848 Burg Verlag Stuttgart Bonn 1983 S 352 374 Bernt Engelmann Die Freiheit Das Recht Johann Jacoby und die Anfange unserer Demokratie Goldmann Munchen 1987 ISBN 3 442 08645 0 Rolf Weber Das Ungluck der Konige Johann Jacoby 1805 1877 Eine Biographie Verlag der Nation Berlin 1987 ISBN 3 373 00118 8 Lizenzausgabe unter dem Titel Johann Jacoby Eine Biographie Pahl Rugenstein Koln 1988 Kleine Bibliothek Biographien Memoiren 478 ISBN 3 7609 1190 0 Hans G Helms Johann Jacoby ein liberaler Politiker des Vormarz in der Bismarck Ara In Zeitschrift fur Marxistische Erneuerung ISSN 0940 0648 Heft 35 Frankfurt am Main 1998 S 97 109 Jurgen Manthey Der Demokrat Johann Jacoby In ders Konigsberg Geschichte einer Weltburgerrepublik Munchen 2005 ISBN 3 423 34318 4 S 442 453 Heinz Kapp Revolutionare judischer Herkunft in Europa 1848 49 Konstanz 2006 Kapitel 3 6 Johann Jacoby und das Ungluck der Demokraten Rudiger Hachtmann Johann Jacoby 1805 1877 Burgermut vorm Konigsthron In Frank Walter Steinmeier Hrsg Wegbereiter der deutschen Demokratie 30 mutige Frauen und Manner 1789 1918 C H Beck Munchen 2021 ISBN 978 3 406 77740 0 S 213 224 Julius H Schoeps Im Kampf um die Freiheit Preussens Juden im Vormarz und in der Revolution von 1848 Hamburg 2022 ISBN 978 3 86393 136 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johann Jacoby Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Johann Jacoby Quellen und Volltexte Literatur von und uber Johann Jacoby im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Johann Jacoby in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Uwe Wesel Die Prophezeiung des Doktor Jacoby In Die Zeit 18 2005 Jacoby Manuskripte in Bibliotheken und Archiven Eintrag auf preussenchronik de Eintrag auf demokratie geschichte de Katharina Kellmann Johann Jacoby Arzt Burger Demokrat und Republikaner Uwe Wesel Jacoby Johann in Kurt Groenewold Alexander Ignor Arnd Koch Hrsg Lexikon der Politischen Strafprozesse Online Stand Mai 2019 Einzelnachweise Bearbeiten Walter Passauer Corpstafel der Littuania zu Konigsberg S 28 Nr 15 Konigsberg i Pr 1935 Edmund Silberner Johann Jacoby Politiker und Mensch In Veroffentlichungen des Instituts fur Sozialgeschichte e V 1 Auflage Verl Neue Gesellschaft Bonn Bad Godesberg 1976 ISBN 3 87831 213 X S 41 Silberner 1976 S 59 Ernest Hamburger Juden im offentlichen Leben Deutschlands In Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck Instituts 1 Auflage Band 19 J C B Mohr Paul Siebeck Tubingen 1968 ISBN 3 16 829292 3 S 191 Silberner 1976 S 54 Silberner 1976 S 52 Silberner 1976 S 69 a b Ingke Brodersen Judentum S Fischer Verlag 2012 ISBN 978 3 10 400897 4 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Silberner S 116 Silberner 1976 S 168 Walter Grab Der deutsch judische Freiheitskampfer Johann Jacoby In Walter Grab Julius H Schoeps Hrsg Juden im Vormarz und in der Revolution von 1848 Stuttgart Bonn 1983 S 359 ff Walter Grab 1983 S 360 Silberner 1976 S 199 Silberner 1976 S 216 Verzeichnis der Wahlbezirke Wahlorte und gewahlten Abgeordneten mit Fraktionszugehorigkeit Memento vom 8 August 2014 im Internet Archive PDF im Portal bundesarchiv de abgerufen am 13 Dezember 2014 Silberner 1976 S 321 Silberner 1976 S 322 ff Silberner 1976 S 371 ff Silberner 1976 S 376 Susanne Miller Das Problem der Freiheit im Sozialismus Berlin Bonn Bad Godesberg 1977 S 386 Silberner 1976 S 408 Miller 1977 S 85 Hamburger Juden im offentlichen Leben Deutschlands S 196 Silberner 1976 S 379 Silberner 1976 S 485f Miller 1977 S 63 Miller 1977 S 84 Silberner 1976 S 501 Miller 1977 S 94 August Bebel Aus meinem Leben August Bebel Ausgewahlte Reden und Schriften Band 6 Berlin 1983 S 462 Silberner 1976 S 536 Herbert Meinhard Muhlpfordt Konigsberg von A bis Z Ein Stadtlexikon 2 Auflage Munchen 1976 ISBN 3 7612 0092 7 22 01 00 Vor 95 Jahren starb der Konigsberger Bildhauer Rudolf Siemering Nicht mehr online verfugbar 31 Oktober 2004 archiviert vom Original am 31 Oktober 2004 abgerufen am 28 Januar 2021 Normdaten Person GND 118556436 lobid OGND AKS LCCN n84140748 VIAF 56645324 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jacoby JohannKURZBESCHREIBUNG deutscher Arzt und RadikaldemokratGEBURTSDATUM 1 Mai 1805GEBURTSORT Konigsberg i Pr STERBEDATUM 6 Marz 1877STERBEORT Konigsberg i Pr Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Jacoby amp oldid 238119037