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Die Judische Gemeinde Konigsberg in der ostpreussischen Stadt Konigsberg entstand zu Beginn des 18 Jahrhunderts Nach der Grundung des Deutschen Kaiserreiches erlebte sie eine Blutezeit und war nach der Berliner und der Breslauer die drittgrosste judische Gemeinde in Preussen In der Zeit des Nationalsozialismus wurde sie vernichtet in der Sowjetunion unterdruckt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der judischen Gemeinde 2 Bevolkerungsanteil 3 Bedeutende Konigsberger Juden 3 1 Rabbiner 3 2 Andere z T konvertiert 4 Judische Gemeinde Kaliningrad 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte der judischen Gemeinde Bearbeiten Hauptartikel Alte Synagoge Konigsberg und Liberale Synagoge Konigsberg Um 1540 sind zwei judische Arzte Isaak May und Michel Abraham in den drei Stadten Konigsberg nachgewiesen doch erst in der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts begannen judische Kaufleute aus Litauen und Polen die Konigsberger Messen zu besuchen 1680 wurde ihnen die Eroffnung eines Gebetsraums wahrend der Messen gestattet Eine richtige judische Gemeinde entstand erst ab etwa 1700 und Konig Friedrich I gestattete den Konigsberger Juden 1703 eine Chewra Kadischa Beerdigungsbruderschaft zu grunden die spater auch ein eigenes Krankenhaus unterhielt und den judischen Friedhof anzulegen der 1704 eingeweiht wurde Doch liess der Konig die judische Gemeinde auch streng beobachten So war es von 1703 bis 1778 vorgeschrieben dass dem Gottesdienst in der Synagoge ein Professor fur orientalische Sprachen als Aufseher beizuwohnen hatte Der letzte dieser Synagogeninspektoren war der Professor fur Philosophie und Theologie Georg David Kypke in dessen Haus auch Immanuel Kant vorubergehend Vorlesungen hielt Eine fuhrende Rolle unter den Konigsberger Juden hatte die Familie Friedlander die seit 1718 in Konigsberg lebte ein prominentes Mitglied dieser Familie war David Friedlander 1756 fand die Einweihung der ersten Synagoge in der Vorstadt statt wobei damals in Konigsberg 300 Gemeindemitglieder lebten In den folgenden Jahrzehnten wuchs deren Zahl durch zahlreiche Immigranten aus Russland Seit dem 18 Jahrhundert gab es an der Albertus Universitat judische Studenten darunter Marcus Herz der Medizin und bei Immanuel Kant Philosophie studierte 1800 lebten in Konigsberg 900 judische Gemeindemitglieder 1817 waren es 1027 Die erste Vorstadtsynagoge brannte 1811 ab daraufhin wurde 1815 eine neue Synagoge in der Synagogenstrasse erbaut Im Vormarz veroffentlichte Johann Jacoby einen Aufruf zur Emanzipation der Juden 1871 lebten in Konigsberg 4000 Juden was einen Anteil von 3 5 der Burger Konigsbergs ausmachte 1880 gab es bereits 5000 Konigsberger Burger judischen Glaubens Bedeutende Konigsberger Juden waren die Bankiers Marcus Warschauer 1777 1835 der in die Bankiersfamilie Oppenheim in Konigsberg einheiratete sowie Samuel Simon und Moritz Simon die 1839 das Bankhaus Simon grundeten Von 1879 bis zu seinem Tod 1920 amtierte Eduard Birnbaum als Chasan Kantor der judischen Gemeinde Zu Beginn des 20 Jahrhunderts wirkten an der Konigsberger Universitat bedeutende judische Arzte darunter Ludwig Lichtheim Kurt Goldstein Julius Schreiber Max Jaffe und Alfred Ellinger Vor 1914 lebten 13 000 Juden in Ostpreussen und in Konigsberg Es gab eine grundlegende Spaltung der Juden in die deutsch nationalen Mitglieder des Central Vereins deutscher Staatsburger judischen Glaubens und in die Anhanger des Zionismus 1917 dienten 820 Konigsberger Juden in der Preussischen Armee davon 80 als Kriegsfreiwillige 102 von ihnen erhielten das Eiserne Kreuz 2 Klasse funfzehn das Eiserne Kreuz 1 Klasse Der Anteil der sog Ostjuden Nathan Birnbaum betrug etwa 25 2 Ab 1924 dem Jahr der Konigsberger Kant Feier gab die Gemeinde das Konigsberger Judische Gemeindeblatt als Monatsschrift heraus 2 In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Juden entrechtet enteignet und drangsaliert Daher wanderten viele Juden aus Die judische Bevolkerung sank von 3200 im Jahre 1933 auf 2100 im Jahre 1938 Nach dem 9 November 1938 konnten noch 500 Gemeindemitglieder die Stadt Konigsberg verlassen Im Oktober 1941 gelang Hugo Falkenheim als letztem Konigsberger Juden die Flucht Die ubrigen Konigsberger Juden wurden ermordet Vom Guterbahnhof des Konigsberger Nordbahnhofs fuhr am 24 Juni 1942 ein Zug nach Minsk mit deportierten Konigsberger Juden die in den Gruben bei Maly Trostinez ermordet wurden 763 Konigsberger Juden wurden nach Theresienstadt deportiert von denen 59 bei der Befreiung des Lagers noch am Leben waren Zu Beginn des Jahres 1944 lebten noch 60 judische Familien in der Stadt Die wenigen Juden die nach dem Zweiten Weltkrieg noch in Konigsberg geblieben waren wurden 1948 von den Sowjets zusammen mit den Deutschen vertrieben Einer der letzten bedeutenden Abkommlinge der Judischen Gemeinde Konigsberg war Immanuel Jakobovits 1921 1999 der von 1967 bis 1991 als Oberrabbiner von Grossbritannien amtierte nbsp Ausstellung zur Geschichte der Juden in KonigsbergNeben dem erhaltenen ehemaligen Judischen Waisenhaus an der Honigbrucke und dem umzaunten judischen Friedhof im Osten der Stadt erinnert seit September 2022 eine Dauerausstellung in der wiederaufgebauten Neuen Synagoge an die Geschichte der Juden in Konigsberg die fur die Offentlichkeit geoffnet ist Thematisiert werden die judische Zuwanderung judische Orte in Konigsberg und aus der letzten Phase zwischen 1935 und 1945 die Judische Schule Deportation Zwangsarbeit und Ermordung 3 Siehe auch Waisenhauser in Konigsberg und EruvBevolkerungsanteil BearbeitenJahr Judische Bevolkerung 4 absolut relativ1700 ca 50 0 1 1712 150 1725 75 1735 120 1756 307 0 6 1798 855 1 6 1802 891 1 6 1810 653 1 2 1820 1108 1 8 1831 1267 2 0 1840 1522 2 3 1852 2044 2 7 1861 2572 3 0 1864 3024 3 2 1890 4008 2 5 1925 4049 1 4 1933 3170 1 0 1939 1566 0 4 Bedeutende Konigsberger Juden BearbeitenRabbiner Bearbeiten Solomon Furst von 1707 bis 1722 Aryeh Lob Epstein ben Mordechai von 1745 bis 1775 Samuel Wigdor von 1777 bis 1784 Samson ben Mordechai von 1784 bis 1794 Joshua Bar Herzfeld von 1800 bis 1814 Wolff Laseron von 1824 bis 1828 Jacob Hirsch Mecklenburg von 1831 bis 1865 Isaac Bamberger 1834 1896 5 Hermann Vogelstein von 1897 Reinhold Lewin 1888 gest 1943 deportiert amtierte von 1921 bis 1938 Lewin gewann 1910 das Preisausschreiben der Universitat Breslau uber Luthers Stellung zu den Juden 2 Felix PerlesAndere z T konvertiert Bearbeiten Max Arendt Rafael Artzy Mathematiker Moritz Becker Max Brode Musiker Arthur Cohn Fritz Cohn Nechama Drober Isaac Euchel Hugo Falkenheim Ferdinand Falkson Ludwig Friedlander Max Furst Ludwig Goldstein Marcus Herz Walter Heymann Schriftsteller Werner Richard Heymann Komponist Carl Gustav Jacob Jacobi Johann Jacoby Yoram Jacoby Felix Japha Fritz Jessner Leopold Jessner Raphael Kosch Georg David Kypke Ludwig Leo Reeder Fanny Lewald Ludwig Lichtheim Fritz Litten Abraham Mapu George Marx Bankier Siegfried Michelly Hermann Minkowski Levin Joseph Saalschutz Daniel Sambursky Komponist Shmuel Sambursky Physiker Adolf Samter Zeitungsverleger 6 Oskar Samter Chirurg Walter Simon Bankier Eduard von Simson Moses Smoira Heinrich Spiero Paul Stettiner Marcus Warschauer BankierJudische Gemeinde Kaliningrad BearbeitenNach dem Zusammenbruch der Sowjetunion grundete sich die neue Judische Gemeinde Kaliningrad die sich nach eigenem Selbstverstandnis in der liberalen Tradition ihrer ostpreussischen Vorgangerin sieht 7 Im heutigen Kaliningrad haben die Juden keinen leichten Stand Viele wollen nach Israel Deutschland oder in die USA auswandern 8 Im Jahre 2011 wurde am Standort der 1896 errichteten und 1938 zerstorten Hauptsynagoge Konigsbergs der Grundstein fur eine neue Synagoge gelegt Sie entspricht auch in der ausseren Form dem Vorgangerbau Ihr Bau wurde nicht zuletzt durch die Stiftung zum Bau der Synagoge in der Stadt Konigsberg und die Beitrage des Berliner Vereins Juden in Ostpreussen ermoglicht Am 8 November 2018 wurde die Synagoge von Russlands Oberrabbiner Berel Lazar feierlich eroffnet 9 Literatur BearbeitenAndrea Ajzensztejn Die judische Gemeinschaft in Konigsberg Von der Niederlassung bis zur rechtlichen Gleichstellung Hamburg 2004 Heimann Jolowicz Geschichte der Juden in Konigsberg i Pr Posen 1867 Hans Jurgen Kruger Die Judenschaft von Konigsberg in Preussen 1700 1812 Marburg Lahn 1966 Ruth Leiserowitz Sabbatleuchter und Kriegerverein Juden in der ostpreussisch litauischen Grenzregion 1812 1942 Osnabruck 2010 Reuven Michael Koenigsberg In Encyclopaedia Judaica 2 Auflage Band 10 Detroit New York u a 2007 ISBN 978 0 02 865938 1 S 1128 1130 englisch Stefanie Schuler Springorum Die judische Minderheit in Konigsberg Preussen 1871 1945 Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 1996 ISBN 3 525 36049 5 Der ganze Text ist online lesbar Jurgen Manthey Konigsberg judische Minderheit in ders Konigsberg Geschichte einer Weltburgerrepublik Munchen 2005 ISBN 978 3 423 34318 3 S 630 643 Evrei v Kyonigsberge na rubezhe stoletij The Jews of Konigsberg at the turn of the 20th Century Berlin Verein Juden in Ostpreussen Berlin 2017 ISBN 978 3 00 057974 5 Englisch russischer Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung in Kaliningrad vom 10 November bis 10 Dezember erhaltlich auf der Homepage des Vereins 1 Weblinks BearbeitenJuden in Konigsberg ostpreussen net Museum Neue Synagoge Kaliningrad Ausstellung Juden in Konigsberg Juden in Ostpreussen e V Endlosung am Bernsteinstrand Die Ausloschung der Judischen Gemeinde Konigsberg Zukunft braucht Erinnerung Einzelnachweise Bearbeiten Benjamin Pinkus The Soviet Government and the Jews 1948 1967 A documented study Ben Gurion University of the Negev Beer Sheva Cambridge University Press 1984 ISBN 0 521 24713 6 a b c Robert Albinus Konigsberg Lexikon Wurzburg 2002 Ruth Leiserowitz Uber das Museum In jmkaliningrad Juden in Ostpreussen e V Juni 2022 abgerufen am 2 November 2022 Quellen 1700 bis 1864 Dr Heimann Jolowicz Geschichte der Juden in Konigsberg i Pr Ein Beitrag zur Sittengeschichte des preussischen Staates Joseph Jolowicz Posen 1867 S 189 urn nbn de hebis 30 180011631009 Statistische Tafel uber Vermehrung der Juden Bemerkung Die Zahlen bis 1756 sind obgleich den Akten entnommen doch nur als annahernd richtig anzusehen da die Volkszahlung bis dahin sehr nachlassig ausgefuhrt worden ist 1890 1925 1933 1939 Michael Rademacher Stadt und Landkreis Konigsberg Online Material zur Dissertation Osnabruck 2006 In eirenicon com Abgerufen am 21 Oktober 2023 Hinweis Die absoluten Zahlen der Einwohner Konigsbergs wurden aus diesen Quelle nicht ubernommen siehe dazu Kaliningrad Demographie Ebenso wurde die relative Anzahl der judischen Einwohner fur solche Jahre nicht ubernommen fur welche es keine absoluten Einwohnerzahlen in den Quellen gab Die relative Anzahl wurde auf eine Stelle nach dem Komma gerundet Stefanie Schuler Springorum Die judische Minderheit in Konigsberg Preussen 1871 1945 Gottingen 1996 Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Band 56 S 383 Karl Theodor von Inama Sternegg Samter Adolf In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 30 Duncker amp Humblot Leipzig 1890 S 324 f Ruth Leiserowitz Juden in Ostpreussen Von Konigsberg und Memel nach Kaliningrad und Klaipeda Memento vom 14 Marz 2008 im Internet Archive Judische Zeitung Dezember 2007 Judische Allgemeine 11 Marz 2010 Tino Kunzel Nach 80 Jahren Eine Synagoge kommt nach Hause In Moskauer Deutsche Zeitung MDZ vom 8 November 2018 abgerufen am 9 November 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Konigsberg amp oldid 238387848