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Ernst Hamburger spater Ernest Hamburger 30 Dezember 1890 in Berlin 3 April 1980 in New York City war bis 1933 deutsch amerikanischer Beamter und Politiker SPD Wegen seiner judischen Herkunft und seiner sozialistischen Uberzeugung ging er nach dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft ins Exil und wurde Hochschullehrer Mitarbeiter der Vereinten Nationen und politisch historischer Publizist Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung und Beruf 2 Politik bis 1933 3 Exil in Frankreich 4 New York und Nachkriegszeit 5 Leo Baeck Institut und Autor 6 Schriften 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseAusbildung und Beruf BearbeitenHamburger wurde 1890 als Sohn eines leitenden Angestellten geboren Er besuchte bis 1909 das Gymnasium in Charlottenburg und studierte anschliessend Volkswirtschaftslehre und Philologie an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen und der Friedrich Wilhelms Universitat Berlin wo er 1913 mit der Dissertation Symbola ad Horati carminum elocutionem zum Dr phil promoviert wurde Danach trat Hamburger als Studienreferendar 1914 in den hoheren preussischen Schuldienst ein Wahrend des Ersten Weltkrieges war er Soldat Zwischen 1919 und 1920 arbeitete Hamburger fur die Deutsche Waffenstillstandskommission 1918 Danach war er ab 1920 als Studienassessor in der Bildungsverwaltung tatig Seit 1921 war Hamburger Leiter der Pressestelle beim Oberprasidium in Breslau Seit 1922 war Hamburger Regierungsrat im Polizeiprasidium in Breslau und ab 1927 Oberregierungsrat im preussischen Innenministerium in Berlin Ausserdem war Hamburger Dozent an der Staatlichen Fachschule fur Wirtschaft und Verwaltung in Berlin Politik bis 1933 BearbeitenZu einem nicht bekannten Zeitpunkt wurde Hamburger Mitglied der SPD Fur diese Partei gehorte er von 1924 bis 1933 dem preussischen Landtag an In den Jahren 1928 und 1933 war er Mitglied im Fraktionsvorstand und zeitweise stellvertretender Fraktionsvorsitzender In den Jahren 1928 und 1932 war er Ausschussmitglied der preussischen Staatsbank Seehandlung Als Verwaltungspraktiker hat Hamburger versucht zur Demokratisierung der Verwaltung beizutragen Allerdings stiessen seine Vorschlage zur Ersetzung politischer Beamter durch Republikaner bei Minister Albert Grzesinski nicht selten auf Ablehnung 1 Mit Blick auf die Regierung Franz von Papen hat Hamburger 1932 eindringlich vor einer Unterwanderung der offentlichen Verwaltung durch antidemokratische Krafte gewarnt Nach der fur die Weimarer Koalition in Preussen katastrophalen Landtagswahl in Preussen im Jahr 1932 war keine der demokratischen Parteien in der Lage eine mehrheitsfahige Regierung zu bilden Auf diese Situation waren weder Otto Braun noch Carl Severing vorbereitet gewesen Vor allem der sozialdemokratische Fraktionsvorsitzende Ernst Heilmann und sein Stellvertreter Hamburger drangten den zogernden Ministerprasidenten das Bollwerk Preussen aus einer Minderheitsregierung heraus zu verteidigen 2 Dieser Versuch scheiterte am Preussenschlag von Reichskanzler Franz von Papen In der Debatte im Landtag zu diesem Ereignis machte Hamburger auf den Zusammenhang zwischen dem Anwachsen des Nationalsozialismus und der Bildung der Regierung von Papen aufmerksam Diese Regierung von Papen verdankt ihre Existenz in der Tat dem Anwachsen der Macht dem Terror und der Zustimmung der Nationalsozialisten Man konne nicht Tag fur Tag die Demokratie beschimpfen in Grund und Boden verdammen und das demokratische System zum Teufel wunschen um sich zu beklagen wenn ein anderer die antidemokratischen Konsequenzen aus solchen Lehren zieht 3 Obwohl sich Hamburger uber den Charakter des Nationalsozialismus keine Illusionen machte konnte er sich vor dem Hintergrund der Reichstagswahl vom November 1932 eine Regierungsubernahme Hitlers nicht vorstellen In Deutschland wird niemals Adolf Hitler und der Nationalsozialismus zur Macht gelangen Der Weg vom Kaiserhof bis zur Reichskanzlei betragt zwei Minuten aber Adolf Hitler wird ihn auch in einer Ewigkeit nicht zurucklegen 4 Diese Aussage erwies sich mit der Bildung der Regierung Hitler am 30 Januar 1933 als politische Fehleinschatzung Noch kurz vor dem Verlassen Deutschlands initiierte Hamburger einen Artikel wider die nationalsozialistische Hetze gegen Professor Cohn von der Universitat Breslau Nach Angaben Hamburgers war dies der letzte in Deutschland erschienene Artikel gegen antisemitische Studentenproteste 5 Exil in Frankreich BearbeitenUnmittelbar nach dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft war Hamburger einer der ersten Beamten die von der neuen Regierung entlassen wurden Er ging daraufhin ins Exil die ersten Jahre verbrachte er in Frankreich Dort war er nach Berichten der Gestapo am Braunbuch zum Reichstagsbrand beteiligt 6 Hamburger war zudem fuhrend an der sozialdemokratischen Fluchtlingsarbeit beteiligt Er war Vorsitzender des Fursorgeausschusses der Arbeiterwohlfahrt in Paris 7 Vor allem aber war er wissenschaftlich am Institut de Droit Compare der juristischen Fakultat tatig Ausserdem war er Mitbegrunder des Institut de Science de la Presse New York und Nachkriegszeit BearbeitenSeit 1940 lebte er in New York Dort war er bis 1958 Professor an der New School for Social Research Dort war er Grundungsmitglied des Institute of World Affairs In Emigrantenkreisen engagierte er sich als Mitglied im Exekutivrat des Deutschen Freiheitsrates 8 Er beteiligte sich zusammen etwa mit Hans Staudinger und anderen Emigranten auch an Expertisen zur deutschen Entwicklung 9 Daneben hat Hamburger auch zur Reform des Rechts von New York beigetragen 10 Im Jahr 1945 kehrte Hamburger als Professor an der Ecole des hautes etudes noch einmal nach Europa zuruck Von 1946 bis 1956 war er Bearbeiter des Yearbook on Human Rights der UNESCO Zwischen 1948 und 1958 war Hamburger Vertreter der USA in der Abteilung Menschenrechte bei den Vereinten Nationen Ausserdem war er von 1948 bis 1955 First Officer im Sekretariat der Vereinten Nationen Leo Baeck Institut und Autor BearbeitenSeit 1962 war Hamburger Vorstandsmitglied des Leo Baeck Instituts in New York Schon zuvor aber besonders seit dieser Zeit war er auch als Autor aktiv Einen Schwerpunkt bildeten politische und historische Schriften insbesondere zur judischen Geschichte So veroffentlichte Hamburger 1968 die Studie uber Juden im offentlichen Leben Deutschlands Von diesem Werk ist nur der erste Teil erschienen der sich mit der Zeit vor 1918 beschaftigt 11 Der geplante zweite Teil ist aus Altersgrunden nicht mehr zustande gekommen Im Jahr 1973 veroffentlichte Hamburger seine Studie Jews Democracy and Weimar Germany Auch in die damaligen geschichtswissenschaftlichen Debatten mischte sich Hamburger ein So gehorte er neben Karl Dietrich Bracher zu den scharfsten Kritikern der Autobiographie von Heinrich Bruning 12 Erst nach seinem Tod erschien 1985 die zusammen mit Peter G J Pulzer erarbeitete fur die historische Wahlforschung wichtige Arbeit Jews as Voters in the Weimar Republic Die Aberkennung seines Doktorgrades wahrend der NS Zeit wurde erst 1998 von der Humboldt Universitat symbolisch ruckgangig gemacht 13 Schriften BearbeitenDie Eroffnungsbilanz der deutschen Friedenswirtschaft Statistische Materialien mit Erlauterungen in allgemeinverstandlicher Darstellung Stalling Oldenburg 1919 Zur Kohlen und Rohstoffnot Ihre Ursachen und ihre Uberwindung Kulturliga Berlin 1920 Die Pariser Forderungen Kulturliga Berlin 1921 Staats Zionismus Sein Weg und sein Ziel Staatszionistische Organisation Berlin 1935 Education for an industrial age Cornell University Press Ithaca 1948 Ernst Hamburger Collection 1913 1980 Leo Baeck Institut Archiv Juden im offentlichen Leben Deutschlands Regierungsmitglieder Beamte und Parlamentarier in der monarchische Zeit 1848 1918 Tubingen Mohr 1968 Jews Democracy and Weimar Germany New York Leo Baeck Institute 1973Literatur BearbeitenRudolf Vierhaus Hrsg Deutsche Biographische Enzyklopadie 2 Ausgabe K G Saur Verlag Munchen 2006 ISBN 978 3 598 25030 9 S 395 Hamburger Ernest in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Bd 1 Politik Wirtschaft Offentliches Leben Munchen Saur 1980 S 266Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ernst Hamburger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Biografie von Ernst Hamburger In Wilhelm H Schroder Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs und Landtagen 1876 1933 BIOSOP Kurzbiographie in Bundesarchiv Akten der Reichskanzlei Arbeiten und Vorwartsschauen Judische Parlamentarier in der Weimarer Republik PDF Datei Acta borussica Band 12 II PDF Datei 2 14 MB Einzelnachweise Bearbeiten Gerhard Schulz Zwischen Demokratie und Diktatur Verfassungspolitik und Reichsreform in der Weimarer Republik Walter de Gruyter 1987 ISBN 3110024861 S 297 Digitalisat Heinrich August Winkler Der Weg in die Katastrophe Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1930 bis 1933 Bonn 1990 S 553 zit nach Wilhelm Ribhegge Preussen im Westen Kampf um den Parlamentarismus in Rheinland und Westfalen Munster 2008 Sonderausgabe fur die Landeszentrale fur politische Bildung NRW S 526f zit nach Ribhegge S 534 Arbeiten und Vorwartsschauen S 35f Ursula Langkau Alex Deutsche Volksfront 1932 1939 Akademie Verlag 2004 ISBN 3050040319 S 86 Digitalisat Ursula Langkau Alex Deutsche Volksfront 1932 1939 Akademie Verlag 2004 ISBN 3050040319 S 243 Digitalisat Sozialistische Mitteilungen 1 Dezember 1941 Ernst C Stiefel Frank Mecklenburg Deutsche Juristen im amerikanischen Exil 1933 1950 Mohr Siebeck 1991 ISBN 3161456882 S 177 Digitalisat Eroffnungsansprache von Bundesaussenminister Klaus Kinkel In Marcus Lutter Ernst C Stiefel Michael H Hoeflich Hrsg Der Einfluss deutscher Emigranten auf die Rechtsentwicklung in den USA und in Deutschland Mohr Siebeck 1993 ISBN 3161460804 S 7 Digitalisat Ein Stamm wie die Bayern Judische Beamte und Politiker im Deutschen Reich Buchkritik von Egmont Zechlin in Die Zeit Oktober 1968 Werner Jochmann Gesellschaftskrise und Judenfeindschaft in Deutschland 1870 1945 Christians 1988 ISBN 3767210568 S 208 Teildigitalisat Erklarung zur Aberkennung akademischer TitelNormdaten Person GND 116422483 lobid OGND AKS LCCN n86033075 VIAF 27585389 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hamburger ErnstALTERNATIVNAMEN Hamburger ErnestKURZBESCHREIBUNG deutsch amerikanischer Beamter Politiker SPD und AutorGEBURTSDATUM 30 Dezember 1890GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 3 April 1980STERBEORT New York City Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Hamburger amp oldid 206584378