www.wikidata.de-de.nina.az
Die Beschaftigung mit dem Insektenflugel gehort zu den zentralen Themen der Entomologie der Lehre von den Insekten Das Verstandnis seiner Entstehung und seiner Formenvielfalt stellt eine grosse Herausforderung fur viele biologische Teildisziplinen dar Fur die Benennung der Adern Zellen und Felder des Flugels existieren verschiedene Systeme Die Evolution der Flugel ist weitgehend ungeklart und auch bezuglich der Entwicklung wahrend der Ontogenese Individualentwicklung sind noch viele Fragen unbeantwortet Bereits im fruhen Oberkarbon und damit mehr als 100 Millionen Jahre vor den Flugsauriern den ersten flugfahigen Landwirbeltieren die mit zu Flugeln umgebildeten Gliedmassen zu fliegen vermochten entwickelten die Insekten Flugel aus Ausstulpungen der Haut Die Entwicklung der Flugfahigkeit ermoglichte die Eroberung neuer Lebensraume und die Besetzung von zahlreichen neuen okologischen Nischen Infolgedessen kam es zu einer umfangreichen adaptiven Radiation wodurch die Fluginsekten heute die artenreichste Tiergruppe uberhaupt sind Der Erfolg der Insekten ist auf die Entwicklung der Flugel zuruckzufuhren Abb 0 1 Ursprungliche Aderung und Flugelhaltung bei einer GrosslibelleAbb 0 2 Schwebfliegen Paarung in der Luft Abb 0 3 Gehartete Vorderflugel und faltbare Hinterflugel beim MaikaferInhaltsverzeichnis 1 Evolution 1 1 Theorien zur Entstehung 1 2 Palaontologische Befunde 2 Flugelbau 2 1 Allgemein 2 2 Aderung und Zellen 2 3 Felder 2 4 Gelenke 2 5 Flugelbau und Systematik 3 Flugelhaltung in Ruhe 4 Ontogenese 5 Aufgaben des Flugels 5 1 Insektenflug 5 1 1 Flugelprofil 5 1 2 Flugarten 5 1 3 Vorteile des Fliegens 5 2 Schutzfunktion 5 3 Signalfunktion 5 3 1 Farbung und Farbverteilung 5 3 2 Flugelhaltung und bewegung 5 4 Weitere Funktionen 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEvolution BearbeitenTheorien zur Entstehung Bearbeiten nbsp Abb 1 1 Theorien zur FlugelentstehungAHypothetischer flugelloser VorfahreB ParanotaltheorieHypothetisches Insekt mit Flugel aus Rucken Notum C Hypothetisches Insekt mit Flugel aus Seite Pleurum D Epicoxal TheorieHypothetisches Insekt mit Flugel aus Anhang der Beine 1 Notum Rucken 2 Pleurum Seite 3 Exiten aussere Anhange der Beine Aus dem Karbon vor 320 Millionen Jahren sind bereits Insekten aus mehr als 10 verschiedenen Gattungen mit voll funktionsfahigen Flugeln bekannt Die ersten unzweideutigen Fossilien flugelloser Insekten sind deutlich junger Die Entstehung der Insektenflugel ist daher nach Fossilfunden nicht direkt belegbar So sind die Annahmen uber den Verlauf der Evolution der Flugel weitgehend hypothetisch Die Theorien aus welchem Teil der Segmente der Brust sich die Flugel entwickelt haben lassen sich in drei Gruppen gliedern Abb 1 1 Herkunft aus seitlichen Auswuchsen des Insekts Ableitung aus Auswuchsen am Rucken des Insekts und Entwicklung aus Anhangen der Beine des Insekts Exiten und Enditentheorien Heute werden hauptsachlich zwei Theorien diskutiert Nach der Epicoxal Theorie auch Exit Theorie Kukalova Peck sind die Flugel aus beweglichen seitlichen Anhangen an der Basis der Beine entstanden Die Vorfahren der Insekten hatten demnach gegliederte Beine mit ausseren und inneren Anhangen Aus diesen Beinen entwickelten sich einerseits die Spaltbeine der Krebse andererseits aus dem beweglichen ausseren Anhang Exit genannt des obersten Beingliedes der Epicoxa die Flugel der Insekten Die Epicoxal Theorie stutzt sich dabei hauptsachlich auf die Tatsache dass bei allen Insekten die Flugel durch eine Abzweigung der Beintrachee mit Sauerstoff versorgt werden und auf palaontologische Hinweise Nach der Paranotaltheorie erstmals Fritz Muller 1873 1 haben sich die Flugel aus starren Auswuchsen der Ruckenplatten Notum der Brust gebildet Dafur spricht dass wahrend der Ontogenese von Insekten mit hemimetaboler Entwicklung die Flugelanlagen bis zur letzten Hautung starr mit diesem Korperteil verbunden sind Unabhangig davon ob die Flugel aus Anhangen der Beine oder Ausstulpungen der Brust entstanden sind bleibt die Frage ungeklart weshalb sich diese Flugelvorlaufer zum funktionsfahigen Flugel weiterentwickelt haben Es mussen Grunde angegeben werden weshalb es einen Selektionsvorteil bedeutete dass anfangliche Flugelstummel sich so vergrosserten dass der Funktionswechsel vom flugunfahigen Fortsatz zum flugfahigen Organ moglich war Hierfur existieren mehrere plausible Hypothesen die hier zusammenfassend aufgefuhrt werden Die Korperauswuchse wurden zur Werbung eingesetzt Grossere Flugel konnten zu einer hoheren Fortpflanzungswahrscheinlichkeit fuhren Die Vorlaufer der Flugel hatten direkt Kiemenfunktion oder sorgten uber eine Ventilation des Wassers indirekt zu einer besseren Sauerstoffversorgung Ihre ursprungliche Beweglichkeit fuhrte uber Ruderfunktion und flugahnliches Rudern auf der Wasseroberflache surface skimming zur Flugelvergrosserung gekoppelt mit der Entwicklung von Muskulatur und Gelenkigkeit Die Vorformen der Flugel hatten eine Schutzfunktion fur die Kiemen Ihre Grosse verbesserte den Schutz der Kiemen und wurde deswegen positiv selektioniert Die Korperauswuchse boten aerodynamische Vorteile Sie ermoglichten etwa beim Jagen der Beute oder bei der Flucht ein hoheres oder weiteres Springen oder brachten eine kleinere Verletzungsgefahr beim Fallen aus grosser Hohe mit sich Schon eine hohere Wahrscheinlichkeit beim Fallen gleich auf den Beinen zu landen wurde einen Selektionsvorteil bedeuten So konnte uber das Gleiten das Fliegen entwickelt werden Die Vorformen der Flugel dienten der Warmeregulation Insekten als wechselwarme Tiere sind bei kuhler Umgebung lethargisch Es ist fur sie von Vorteil wenn sie bei Erwarmung fruher die fur die Beweglichkeit notwendige Temperatur erreichen als die anderen wechselwarmen Tiere Die der Sonne ausgesetzten Vorformen der Flugel sollen mit einem dichten Netz von Adern durchzogen gewesen sein Die Warme die durch Sonnenbestrahlung aufgenommen wurde konnte so effizient in den Korper transportiert worden sein In den Adern der Flugel gespeicherte Warme wurde auch eine Verlangerung des Aktivitatszeitraums bei Abkuhlung ermoglichen Die einfachste Art die Korperoberflache zu vergrossern und gleichzeitig das zu erwarmende Volumen klein zu halten sind Auswuchse der Korperoberflache in Form dunner Platten die im Idealfall bei Erwarmung entfaltet bei Abkuhlung dicht am Korper gehalten werden und bei Entfaltung jeweils so gedreht und geneigt werden konnen dass sie in gunstigem Winkel zur Sonneneinstrahlung stehen Zur Abwagung dieser Hypothesen musste zumindest etwas uber die fragliche Insektengruppe bei der die Entwicklung der Flugel einsetzte bekannt sein Je nachdem ob es sich um Wasser oder Landtiere gehandelt hat wird die eine oder andere Hypothese plausibler je nach Grosse haben die aerodynamischen Uberlegungen mehr Gewicht je nach Lebensweise und Fortpflanzungsbiologie mussen die Hypothesen verschieden bewertet werden Abb 1 2 Evolution der Moglichkeiten der Flugelhaltung in RuhestellungFlugel nicht nach hinten klappbar rezente Archaeoptera seitlich ausgebreitet Grosslibellen uber dem Rucken aneinanderliegend Kleinlibellen Eintagsfliegen Klappbar Neoptera Flugel nicht faltbar z B Steinfliegen Faltbar Langsfaltung z B Vorderflugel der Faltenwespen Abb 1 3 Querfaltung z B Hinterflugel der Kafer Abb 1 4 Facherfaltung z B Hinterflugel der Ohrwurmer Abb 1 5 Fossile Funde der Gattungen Stenodictya aus dem Karbon und Lemmatophora aus dem Perm vor 270 Millionen Jahren zeigen neben einfachen Flugeln am mittleren und hinteren Brustabschnitt flugelstummelahnliche seitlich abstehende Auswuchse am ersten Brustsegment Diese fruher als reduziertes drittes Flugelpaar angesehenen Stummel finden heute mit mehreren der oben genannten Hypothesen eine weit schlussigere Erklarung Bild bei Weblinks In allen Fallen ist eine schnelle Zunahme der Flugelgrosse und beweglichkeit zu erwarten Genugend grosse Auswuchse wurden die Moglichkeit des Gleitfluges und der Verdriftung durch Wind ermoglichen und somit den Funktionswechsel zu Fortbewegungsorganen einleiten 2 3 4 5 6 7 Um die Herkunft der Insektenflugel zu rekonstruieren haben kurzlich Wissenschaftler der japanischen Forschergruppe um Shigeo Hayashi die Expression von drei fur die Flugelausformung entscheidenden Regulatorgenen bei Vertretern zweier Insektengruppen studiert namlich bei geflugelten aber sehr ursprunglichen Eintagsfliegen Ephemeroptera und bei Silberfischchen also ungeflugelten Urinsekten der Ordnung Zygentoma 8 Verschiedene Korperanhange dieser ursprunglichen Gruppen wurden bereits vorher als Vorlaufer der Flugel in Betracht gezogen Die Ergebnisse lassen sich so interpretieren dass bei den ungeflugelten Urinsekten zwei getrennte entwicklungssteuernde Module prasent sind Das eine wirkt auf die Korperseiten lateral ein und steuert die Ausbildung des oberen stabchenformigen Asts der verzweigten Gliedmassen Das andere wirkt auf die Nahtstelle zwischen Korperseite und Rucken und steuert dort die Ausbildung von flachen schildformigen Auswuchsen Die Autoren schlagen ein Modell vor nach dem die oberen dorsalen Aste der Gliedmassen in den Bereich der Nahtstelle zwischen Korperseite und Rucken einbezogen wurden und die Form der dort vorkommenden flachen Auswuchse annahmen Das geschah durch die einfache Integration der beiden vorher getrennten Steuer Module so dass anschliessend sowohl die flache zweischichtige Bauform der Flugel verfugbar wurde als auch die zu den Gliedmassen gehorige Muskulatur die Bewegungen ausfuhren konnte Dadurch wurde eine rasche Evolution der Insektenflugel moglich Das vorliegende Modell zeigt dass sich selbst grosse Bauplananderungen die eine enorme Auswirkung auf die Okologie und weitere Stammesgeschichte einer Tiergruppe haben auf der Ebene der Entwicklungssteuerung durch relativ wenige Veranderungsschritte erklaren lassen 9 Die Entdeckung der fossilen Larven der Coxoplectoptera lieferte 2011 neue Hinweise zur Klarung des evolutionaren Ursprungs der Insektenflugel die zu einer ahnlichen Hypothese wie derjenigen der Hayashi Arbeitsgruppe fuhrte Bislang galten die zwei Theorien Paranotal Theorie und Epicoxal Theorie als unvereinbare Alternativen fur die jeweils unterschiedliche Evidenzen aus Fossilbericht vergleichender Morphologie Entwicklungsbiologie und Genetik sprachen Der Nachweis dass Beingene bei der Ontogenese der larvalen Flugelanlagen exprimiert werden galt als uberzeugender Beleg fur die Epicoxal Theorie die den Insektenflugel von umgewandelten beweglichen Asten Exiten der Spaltbeine herleitet Die Larven der Coxoplectoptera zeigen jedoch dass die Hinterleibskiemen der Eintagsfliegen und ihrer Ahnen die als den Flugeln seriell entsprechende Organe gelten innerhalb der Ruckenschilde entspringen Bei modernen Eintagsfliegen ist dies nicht erkennbar da im Hinterleib der Larven die Rucken und Bauchschilde stets zu Ringen verwachsen sind und auch embryonal keine Hinweise zu finden sind Wenn Larvenkiemen und Flugel sich entsprechende seriell homologe Strukturen sind und somit gleichen evolutionaren Ursprung haben so bedeutet der Befund der Coxoplectoptera Larven dass auch die Flugel tergalen Ursprungs sind wie es die klassische Paranotal Theorie besagte Staniczek Bechly amp Godunko 2011 10 schlugen daher eine neue Hypothese vor die die neuen palaontologischen Befunde mit den Ergebnissen der Entwicklungsgenetik in Einklang bringen konnte Demnach seien Flugel zunachst als starre Auswuchse der Ruckenschilde Paranota entstanden und erst spater in der Evolution waren diese Auswuchse durch die sekundare Rekrutierung von Beingenen beweglich geworden Palaontologische Befunde Bearbeiten Obwohl eindeutige Zwischenstufen von geflugelten und ungeflugelten Insekten bislang nicht gefunden wurden was von Gegnern der Evolutionstheorie immer wieder betont wird lasst sich innerhalb der geflugelten Insekten eine Entwicklung durch Fossilien belegen Das alteste bisher gefundene geflugelte Insekt ist etwa 324 Millionen Jahre alt benannt nach seinem Fundort im sachsischen sachsen anhaltischen Bergbaugebiet Bitterfeld Delitzsch Delitzschala bitterfeldensis Bild bei Weblinks Ausserdem befindet sich in Deutschland bei Hagen Vorhalle Westfalen ein Fundort fur fossile Insekten Fundstatten sind uber die ganze Welt verteilt ein Hinweis auf eine Serie von acht Weltkarten aus acht Erdzeitaltern mit der Lage von Funden aus diesen Zeiten befindet sich im Absatz Weblinks Abb 1 3 Langsfaltung am Beispiel der Faltenwespen Vespidae nbsp Im oberen Bild ist die Haupt faltungslinie des Vorderflugels etwa auf halber Hohe als helle waagrechte Linie erkennbar Der Flugelteil der sich hinter dieser Linie befindet wird nach hinten unten umgeschlagen Der schmale Streifen am Vor derrand des Flugels vor der ersten starken Ader wird nach vorne unten umgeschlagen nbsp So bildet in Ruhestellung dieAder den widerstandsfahigen Aussenrand des Flugels der die Seiten des Hinterleibs wie eine Art Stossdampfer schutzt Der Hinterflugel ist durch den Vorderflugel weitgehend umhullt Angesichts der grundsatzlichen Schwierigkeiten der Fossilisation so zerbrechlicher Lebewesen in alten Gesteinsschichten ist jedoch zu erwarten dass viele Funde einen Interpretationsspielraum zulassen Eine weitere grundsatzliche Schwierigkeit besteht darin dass eine fossil belegte Neuerung in der davor liegenden Zeit entwickelt worden sein muss So werden die Funde erganzt durch zeitliche Abschatzungen mit der molekularen Uhr Nach diesen liegt das Auftreten der ersten Fluginsekten im Devon vor ungefahr 390 Millionen Jahren Die Aufspaltung in Palaeoptera und Neoptera wird im mittleren Devon vermutet Die Neoptera Neuflugler umfassen alle heutigen Insektenordnungen mit Flugeln ausser den Eintagsfliegen und Libellen sowie die Insektenordnungen bei denen die Flugel wieder zuruckgebildet wurden Sie besitzen einen einheitlichen Mechanismus die Flugel nach hinten umzulegen weshalb ein gemeinsamer Vorfahre angenommen wird monophyletische Entstehung Eine Radiation der Neoptera erfolgte vermutlich im oberen Karbon da im Perm bereits die Mehrheit der heutigen Ordnungen erkennbar ist Lediglich hochspezialisierte Insektenordnungen traten erst spater auf So sind zum Beispiel die Flohe mit ruckgebildeten Flugeln erst in der unteren Kreidezeit nachzuweisen Bei den Palaeoptera Altfluglern nach anderen Autoren Palaeopteroidea mit etwa sieben Ordnungen von denen funf ausgestorben sind sind die systematischen Zusammenhange noch unklar Bezuglich der Flugel sind drei Gruppen von Interesse Abb 1 4 Querfaltung beim Rosenkafer nbsp Hinterflugel ausgebreitet Durch Faltungslinien ist er in funf Felder unterteilt die jeweils nach hinten durch einen Bogen abgeschlossen sind nbsp Der gleiche Flugel halb gefaltet Die beiden Ge lenke fur die Querfaltung bilden einen stumpfen Winkel Rechts davon ist der Flugel bereits in drei Lagen gefaltet Bei grosserer Auflosung ist der dritte Bogen des Flugelrandes unter dem ersten und zweiten sichtbar Links davon er scheint der funfte Bogen unter dem vierten nbsp Der gleiche Flugel vollstandig gefaltet Die funf Felder liegen ubereinander Der Vorderflugel wurde entfernt Bei einer Ordnung der Palaeoptera den ausgestorbenen Diaphanopter oide a findet sich ein altertumlicher Typ der Klappung der Flugel nach hinten Dies zeigt dass die Moglichkeit der Flugelklappung bei Ruhestellung unabhangig voneinander polyphyletisch im Karbon zweimal entwickelt wurde Der Gedanke liegt nahe dass diese Klappung einen Selektionsvorteil bedeutete oder anders ausgedruckt dass nicht klappbare Flugel fur gewisse Lebensraume und formen nachteilig waren Ausser den Eintagsfliegen sind die Libellen die einzige Ordnung heutiger geflugelter Insekten die nicht den Neoptera sondern den Palaeoptera zugerechnet werden und bei denen in Ruhestellung keine Klappung der Flugel nach hinten moglich ist Zu ihren Vorfahren gehort die Urlibelle Meganeuropsis permiana mit einer Flugelspannweite von 71 cm aus dem Perm Ausserdem existieren Fossilien von palaozoischen Urlibellenlarven deren Flugelanlagen so gut ausgebildet sind dass man die Flugfahigkeit der Larven vermuten kann Auch andere palaozoische Fluginsekten besassen schon in den fruhesten bekannten Larvenstadien voll gelenkige Flugelscheiden die oft seitlich abgespreizt ausgewachsen sind im Gegensatz zu den starr und angelegt auswachsenden Flugelscheiden moderner Fluginsektenlarven Die Flugelscheiden dieser palaozoischen Fluginsektenlarven waren bei fruhen Larvenstadien deutlich gebogen und bei spateren Larvenstadien wurden sie neben der Grossenzunahme auch immer gerader und imaginalahnlicher Bei den heutigen Vertretern der Eintagsfliegen sind die Hinterflugel deutlich kleiner als die Vorderflugel Bei fossilen Funden findet man Formen bei denen die Flugel noch gleiche Grosse besitzen Ausserdem findet man bei den heutigen Eintagsfliegen die zu den ursprunglichsten Fluginsekten zahlen als einzigen Fluginsekten das interessante Phanomen dass neben der eigentlichen Imago auch das letzte Larvenstadium Subimago das lediglich eine Ubergangsform darstellt noch flugfahig ist und somit noch eine letzte Hautung im flugfahigen Zustand erfolgt Es konnte daher sein dass eine Begrenzung der Flugfahigkeit auf das vermehrungsfahige Adultstadium wie sie heute bei allen ubrigen Fluginsekten zu finden ist einen Selektionsvorteil hatte Im Gegensatz zum Umklappmechanismus der Flugel bei den Diaphanoptera ermoglichte der Klappungstyp der Neoptera eine solche Beweglichkeit gewisser Flugeladern gegeneinander dass in der Ruhestellung eine Langsfaltung der Flugel moglich wird Sie bezieht sich in der Regel nur auf die Hinterflugel lediglich bei den Hautfluglern auch auf die Vorderflugel Abb 1 3 Es lasst sich beweisen dass Faltungen gewissen Grundgesetzmassigkeiten folgen mussen Deswegen sind diese auch bei allen Ordnungen bei denen Flugelfaltung auftritt verwirklicht Der intuitive Schluss dass die ahnliche Konstruktion auf einem gemeinsamen Vorfahren zuruckzufuhren ist ist also nicht berechtigt Vielmehr legen die palaontologischen Funde nahe dass die Faltungsmechanismen innerhalb der Ordnungen unabhangig voneinander erfunden wurden Die Langsfaltung ist alter und kommt in acht rezenten Ordnungen vor Die spater auftretende Querfaltung Abb 1 4 findet man in vier rezenten Ordnungen wo sie vermutlich unabhangig voneinander entwickelt wurde Der dritte Faltungstyp der entsprechend einem Facher arbeitet kommt in sechs rezenten Ordnungen vor und ist ebenfalls auf keinen gemeinsamen Vorfahr zuruckzufuhren Abb 1 5 Abb 1 5 Facherfaltung bei einem Ohrwurm nbsp Im nebenstehenden Bild sind auf der linken Seite Vorder und Hinterflugel in Ruhestellung Der Vorderflugel bedeckt den Hinterflugel grosstenteils Von diesem ragt lediglich das Gelenk in Form eines Viertelkreises mit einem zentralen weissen Fleck unter dem Vorder flugel hervor Auf der rechten Bildseite ist der Vorderflugel nach rechts aufgeklappt blauer Pfeil Perspektivisch erscheint er schmaler als er ist Der Hinterflugel ist noch vollig gefaltet nbsp Im nebenstehenden Bild auf der linken Seite ist der Vorderflugel nach links geoffnet Blau er Pfeil Auf der rechten Seite wurde der Vorderflugel entfernt Der Hinterflugel ist halb geoffnet Bei grosserer Auflosung ist die Viel fachfaltung wie bei einem Facher parallel zu den Linien b und c deutlich erkennbar Der Pfeil e zeigt auf den Punkt an dem der ge schlossene Facher nochmals um 180 gefal tet wird Schliesslich wird der doppelte Stapel von Flugelfeldern unter das grosse Flugelfeld geschoben das parallel zur Linie a liegt Der Umfang an fossilen Funden reicht bei weitem noch nicht aus die offenen Fragen bezuglich der Entwicklung des Insektenflugels mit einer abgeschlossenen und allgemein akzeptierten Theorie zu beantworten Sie liefern jedoch Material fur interessante Spekulationen Eine wichtige Hypothese besagt dass der widerspruchliche Selektionsdruck auf die einerseits fur die Larven sperrigen Flugel andrerseits fur das Flugvermogen wichtige Grosse der Flugel auf zwei Arten beantwortet wurde In einer Gruppe wurde die Flugelentwicklung auf das letzte Stadium vor der Imago reduziert was letztendlich zur Entwicklung der vollstandigen Metamorphose fuhrte Als Alternative wurden wahrend der Larvalstadien die Flugel aerodynamisch nach hinten gelegt und verloren dabei ihre ursprungliche Beweglichkeit die sie erst bei der letzten Hautung wiedergewinnen wie es heute bei der unvollstandigen Verwandlung beobachtet werden kann Mit den Flugeln konnte man also die Aufspaltung der Insekten in Holometabole und Hemimetabole erklaren Eine Zusammenfassung der Fossilgeschichte der einzelnen Insektengruppen findet sich bei Rasnitsyn und Quicke 3 7 11 12 13 14 15 Flugelbau BearbeitenAllgemein Bearbeiten Fluginsekten besitzen im Grundplan vier Flugel Ein Paar die Vorderflugel sitzen am mittleren Mesothorax ein weiteres Paar die Hinterflugel am hinteren Brustsegment Metathorax Am ersten vorderen Brustsegment dem Prothorax sitzen niemals Flugel an Bei den Insektenordnungen der Polyneoptera sind Vorder und Hinterflugel in ihrer Gestalt sehr ahnlich und besitzen vergleichbare Aderung oft ist aber ein Flugelpaar grosser als das andere meist sind die Hinterflugel grosser Das vordere Flugelpaar kann zu die Hinterflugel schutzenden Deckflugeln oder Hemielytren umgebildet sein und dann nur noch wenig zum Auftrieb im Flug beitragen vgl dazu den Abschnitt Schutzfunktion weiter unten Bei einigen Gruppen ist ein Flugelpaar oder sogar beide sekundar ruckgebildet Es gibt vielfaltige weitere Abwandlungen die meist fur die systematische Einteilung von Bedeutung sind und auf die weiter unten in Form einer Tabelle eingegangen wird Allerdings konnen auch innerhalb einer Ordnung manchmal sogar innerhalb einer Art etwa zwischen den Geschlechtern grosse Unterschiede auftreten Zum Beispiel kommen bei manchen Heuschreckenarten alle Ubergange von normaler Vierfluglichkeit bis zur Flugellosigkeit vor bei den Gluhwurmchen besitzen nur die Mannchen Flugel usw Die folgenden Absatze beschreiben daher nur den grundsatzlichen Flugelbau Die Hautflugel der Insekten bestehen aus einer doppelten Schicht Kutikula die direkt in die Kutikula des Thorax ubergeht Diese Doppelschicht kann unabhangig voneinander in Dicke mehr Chitin und Harte mehr Sklerotin differieren Die eigentliche Membran ist sehr dunn nur etwa ein Mikrometer und in einigen Bereichen oft in Linienform wenig gehartet was einerseits die Beweglichkeit der Gelenkhaute bei der Einlenkung in den Thorax ermoglicht zum anderen aerodynamisch wichtige Verformungen wahrend des Fluges und die Faltung bei Ruhestellung erlaubt Es existieren jedoch auch Membranbereiche in Form dunner geharteter Platten die sich zwar biegen lassen sich aber nicht verziehen konnen Die Versteifung der hautigen Abschnitte und der Platten gegeneinander erfolgt durch die sklerotisierten Flugeladern Sie sind bis zu 100 Mikrometer dick konnen aber abschnittsweise in vordefinierten Richtungen und in beschranktem Masse biegbar sein Sie sind grosstenteils hohl und werden nach der Hautung mit Hamolymphe aufgepumpt wobei sich die Flugel entfalten Anschliessend harten sie an der Luft aus und sind in der Regel durch dunklere Pigmentierung erkennbar Die Nerven und Tracheen der Flugel sofern vorhanden verlaufen in den Adern Eine Muskulatur existiert innerhalb der Hautflugel nicht Abb 2 1 Bewegung der Insektenflugel bei indirekter FlugmuskulaturSchematischer Querschnitt durch ein Brustsegment mit Flugeln nbsp a Flugel b Gelenke c dorsoventrale und d longitudinale Muskulatur Die von oben nach unten verlaufende kraftige dorsoventrale Mus kulatur c verformt mit ihrer Kontraktion den elastischen Brustring dabei bewegen sich die Flugel nach oben Danach entspannt sich die dorsoventrale Muskulatur der Brustring schnellt in seine natur liche Stellung zuruck unterstutzt durch die Kontraktion der Langs muskulatur d Dabei bewegen sich die Flugel nach unten Naheres zu den Gelenken siehe untenDie Verstrebungen der Flugel durch die rohrigen Adern erlauben Drehungen und Verzerrungen nur in beschranktem Masse und in bestimmten Richtungen und Winkeln An der Flugelbasis bilden die Adern mit der Kutikula des Thorax in Form verschiedener Schultersklerite ein Gelenksystem das die Beweglichkeit beim Flug garantiert und die Ruhestellung der Flugel ermoglicht Die phylogenetisch alteren Flugbewegungen werden uber Hebel durch abwechselnde Kontraktionen der Brustmuskulatur in vertikaler Richtung und in Richtung der Korperachse hervorgerufen Abb 2 1 Wenn sich die vom Rucken zum Bauch verlaufende Brustmuskulatur zusammenzieht wird der Flugel gehoben kontrahiert die Muskulatur die die Brust von vorn nach hinten durchzieht wird die vorhergegangene Abplattung der Brust wieder aufgehoben und der Flugel wird gesenkt Weitere Muskelgruppen die an der Unterseite der Basis der Flugel ansetzen regeln die Flugelstellung und Flugelform wahrend des Flugelschlags und erlauben bei den Neoptera eine Flugelbewegung in Form einer Acht 12 13 15 Aderung und Zellen Bearbeiten Ein charakteristisches Merkmal der Flugel ist ihre Aderung Anhand dieser konnen Ordnungen und Familien und sogar einzelne Gattungen und Arten unterschieden werden nbsp Abb 2 2 Benennung der Flugeladern der Insekten nach dem System von Comstock und Needham nbsp Abb 2 3 Benennung der Zellen gemass Comstock NeedhamZur Beschreibung der Aderung gibt es verschiedene Benennungssysteme Sie bezeichnen die Adern und die dadurch entstandenen Flugelareale Die Benennungssysteme haben dabei zwei z T widerspruchliche Ziele Einerseits ware ein Benennungssystem wunschenswert in dem sich das ursprungliche Adersystem widerspiegelt so dass sich die heute auftretenden Aderungstypen als Spezialisierungen ableiten lassen Die Ableitung der heutigen Aderungstypen von einer Urform hatte eine hohe systematische Bedeutung ist aber bislang ungeklart Auf der anderen Seite stehen praktisch orientierte Benennungssysteme mit denen die innerhalb einer systematischen Gruppe auftretende Aderungsvariationsbreite einfach und eindeutig beschrieben werden kann In manchen Insektengruppen gibt es sogenannte Falsche Adern die lediglich das Aussehen nicht aber den Bau der Ader haben und deswegen in einem ursprunglichen System nicht vorgesehen werden konnen Eines der ersten und vermutlich auch das verbreitetste Modell einer systematischen Benennung der Aderung ist das 1898 entstandene Comstock Needham System Abb 2 2 2 3 Es stellte ein wichtiges Mittel dar um die Homologie der Insektenflugel zu zeigen Das System sieht fur die sechs grossen Longitudinaladern im Flugel beginnend an der Vorderkante folgende Namen vor Costa C Subcosta Sc Radius R Median M Cubitus Cu Analadern 1A 2A Im Falle von Aufspaltungen der Adern werden ihre Namen noch mit Zahlen indiziert Die Unterschiede in der Bezeichnung der Adern in anderen Benennungssystemen beziehen sich haufig nur auf den hinteren Teil der Flugel So nennt Snodgrass beispielsweise die erste Analader Postcubitus PCu anstatt A1 und beginnt dann ab der zweiten Analader diese als Vannaladern zu nummerieren Verschiedene Autoren betrachten auch die Ader n im hintersten Flugelfeld dem Jugalfeld s u als primar und erganzen das oben dargestellte System nach hinten um die Juga J Jugaladern kommen aber nicht in allen Ordnungen vor Aderung bei verschiedenen Fliegen und Hautfluglern nbsp nbsp Abb 2 4 Aderung der Trichoceridae Abb 2 5 Aderung derLonchopteridae nbsp nbsp Abb 2 6 Aderung der Phoridae Abb 2 7 Reduzierte Aderung bei Ichneumonidae nbsp nbsp Abb 2 8 Stark reduzierte Aderung bei Braconidae Abb 2 9 Extrem reduzierte Aderung bei ChalcidoideaAuch die durch die einzelnen Adern abgegrenzten Bereiche die sogenannten Zellen werden benannt Eine Zelle heisst geschlossen wenn sie auf allen Seiten durch Adern begrenzt ist und offen wenn eine Seite an den Flugelrand reicht Dabei leitet sich der Name der Zelle nach Comstock Needham von der davorliegenden Ader ab So wird beispielsweise die Zelle zwischen Sc2 und R1 als Sc bezeichnet Im Falle der Aufspaltung der Adern sehen die verschiedenen Systeme naturlich weiter differenzierte Namen vor Fur das Comstock Needham System ist die Benennung in Abb 2 2 dargestellt Um Besonderheiten im Flugelbau bestimmter Ordnungen besser beschreiben zu konnen wurden weitere Benennungssysteme geschaffen So gibt es beispielsweise fur Libellen noch uber funf weitere Benennungssysteme die parallel zu dem von Comstock Needham genutzt werden 12 Bei stammesgeschichtlich moderneren Formen kann man eine zunehmende Differenzierung des Aderbaus und eine Reduzierung der Anzahl der Adern und damit der Zellen feststellen Eine reduzierte Aderung muss jedoch nicht zwangslaufig bedeuten dass die Insektengruppe stammesgeschichtlich junger ist da die Anzahl der vorhandenen Adern auch von der Grosse des Insekts abhangt Die Abbildungen 2 4 2 5 und 2 6 zeigen die Aderung verschiedener Dipteren Bei der knapp einen Zentimeter grossen Trichoceridae sind fast alle Langsadern vorhanden allerdings gibt es nur noch zwei Analadern und die Queradern sind stark reduziert Die durchschnittlich kleineren Longopteriden ca vier Millimeter haben weniger Adern und bei den ein bis zwei Millimeter grossen Phoridae ist die Aderung noch starker reduziert Das gleiche Phanomen ist bei den Hymenopterenflugeln in den Abbildungen 2 7 2 8 und 2 9 zu beobachten Die Ichneumoniden besitzen nur noch vier radiare Adern bei den kleineren Braconiden ist die Aderung deutlich reduziert und bei den Chalcidoidea zu denen die kleinsten geflugelten Insekten gehoren ist die Aderung extrem reduziert 16 Felder Bearbeiten Abb 2 10 Flugelfelder nach Wooton 1979 nbsp nbsp A Remigium B Clavus C Jugum D Vannusa Plica clavalis b Plica jugalis c Plica vannalisDer Bereich zwischen Remigium und Jugum wird bei Fehlen weiterer Faltungslinien Clavus andernfalls Vannus genanntLeider ist die Bezeichnung der verschiedenen Flugelareale ebenfalls nicht einheitlich In der Tradition von Comstock Needham wird der Flugel in Felder unterteilt die durch die Langsadern begrenzt werden Dabei benennt man die Felder im Allgemeinen nach der Ader die das Feld nach vorn begrenzt Das Costalfeld liegt hinter der Costa das Subcostalfeld hinter der Subcosta das Medialfeld hinter der Media Das Praecostalfeld dagegen liegt vor der Costa das Analfeld wird nach vorn nicht durch eine Ader sondern durch die Analfalte begrenzt und das Pterostigma wird ebenfalls haufig als Flugelfeld bezeichnet obwohl es Teil des Costalfeldes ist Auch hier dienen die gangigen Bezeichnungen in erster Linie dazu innerhalb einer Insektengruppe Merkmale zu beschreiben Im einfachsten Fall z B bei den Phasmiden unterscheidet man nur ein Costal und ein Analfeld Im Zusammenhang mit der Frage der Evolution der Insektenflugel sind jedoch die Faltungslinien entlang derer der Flugel in der Ruhestellung gefaltet wird und die Flexionslinien entlang derer sich die Flugel beim Flug biegen fur die Begrenzung der Flugelfelder wichtig geworden Wooton 1979 Abb 2 10 Die wichtigsten Faltungslinien sind die Jugalfalte Plica jugalis hinter der dritten Analfalte und die Clavalfalte Plica clavalis liegt dem Postcubitus an Sie teilen den Flugel in drei Felder Vor der Clavalfalte liegt das Remigium das dem Costalfeld entspricht Dahinter zwischen Claval und Jugalfalte liegt der Clavus und hinter der Jugalfalte das Jugum Bei Hinterflugeln findet man zwischen Jugal und Clavalfalte gelegentlich eine oder weitere Faltungslinien die Vannalfalten In diesem Fall wird der Bereich zwischen Claval und Jugalfalte in dem die Vannalfalten liegen nicht als Clavus sondern als Vannus bezeichnet sodass sich die Felder Remigium Vannus und Jugum ergeben 3 17 Gelenke Bearbeiten An der Basis des Flugels laufen alle Langsadern zusammen und sind dort entweder direkt oder mittels Syndesen mit den Skleriten des Ruckens verbunden Die Sklerite werden auch Axillaria genannt Fur die einzelnen Sklerite haben sich folgende Namen eingeburgert Der an die Costa anschliessende Sklerit wird Humeralsklerit genannt die danach folgenden die Pterale 1 bis 3 die in dieser Reihenfolge zu Subcosta Radius und Anales gehoren Bei einigen Arten kommt auch noch ein mit keiner Ader verbundenes Pterale 4 vor Diese Sklerite bilden zusammen das sekundare Flugelgelenk Das primare oder pleurale Flugelgelenk bildet sich auf der Flugelunterseite durch das Pteral 2 und dem Fulcrum die uber eine Membran verbunden sind Das Pteral 3 ist dafur verantwortlich dass die Flugel angelegt werden konnen 17 Flugelbau und Systematik Bearbeiten Schon Aristoteles benannte Gruppen von Insekten nach dem Bau ihrer Flugel Heute werden fast alle Insektenordnungen mit der Endung ptera altgriechisch pteron Flugel bei Insekten im Sinne von hautigem Flugel gebildet Stark vereinfachend kann man sagen dass der Flugelbau die Insektenordnungen definiert ihre Aderung die Familien Bei hoheren systematischen Einheiten wird haufig oidea eἶdos Art artig angehangt so dass sich die Endung pteroidea ergibt Ausserdem werden auch Gruppen von Fluginsekten bei denen kein engerer verwandtschaftlicher Zusammenhang gegeben ist oder dieser umstritten ist mit Wortern belegt in denen der Wortteil ptera vorkommt Der erste Wortteil weist auf eine Eigenheit der Flugel hin die die Gruppe charakterisiert Die folgende Tabelle ist nach den wissenschaftlichen Ausdrucken alphabetisch geordnet so dass sie als Glossar benutzt werden kann Wissenschaftlicher Name sprachliche Wurzel Ubersetzung des Wissenschaftlichen Namens Deutscher Name AnmerkungenAnisoptera ἀniso aniso ungleich Ungleichflugler Grosslibellen Unterordnung im Unterschied zu den Kleinlibellen sind Hinter und Vorderflugel verschieden gross Bemerkung 7Apteraapter ἀ a ohne Flugelloseflugellos flugellos Ordnung bei Linnaeus heute aufgelost Insekten konnen primar oder sekundar flugellos sein Bemerkung 1Apterygota pterygion pterygion kleiner Flugel ἀ a ohne Flugellose Urinsekten plesiomorphe Unterklasse Zusammenfassung aller primar flugellosen Insektenordnungen vgl Bemerkung 1Coleoptera koleos koleos lederne Hulle in die das Schwert gesteckt wurde Schwertscheide Umhullt Flugler Kafer Ordnung Vorderflugel bilden eine schutzende Hulle Bemerkung 5Dermaptera derma derma Haut Leder Lederflugler Ohrwurmer Ordnung Vorderflugel verkurzt und ledrig Bemerkung 5Diaphanopteroidea diafanhs diaphanes durchsichtig durchscheinend mit durchsichtigen Flugeln Ausgestorbene UberordnungDictyoptera diktyon diktyon Netz Fluginsekten mit netzformiger Aderung Schaben Termiten Fangschrecken Ordnung Systematik ungeklartDiptera dyo dyo zwei Zweiflugler Fliegen Schnaken Ordnung nur ein hautiges Flugelpaar Bemerkung 3Embioptera ἐn en innen bios bios Leben Innenlebende Fluginsekten Tarsenspinner Ordnung spinnen Rohren in denen sie leben nur Mannchen geflugeltEndopterygota ἐntos entos innen pterygion kleiner Flugel Innenflugler Die Flugel entwickeln sich im Korperinnern Pterygota mit vollstandiger Verwandlung synonym zu HolometabolaEphemeroptera ἐfhmeros ephemeros uber einen Tag lang Eintagsflugler Eintagsfliegen Ordnung auch letztes Larvenstadium geflugelt dieses und Adult sehr kurzlebigExopterygota ἔ3w exō aussen Aussen Fluginsekten Flugel entwickeln sich aussen am Korper Pterygota mit unvollstandiger Verwandlung synonym zu HemimetabolaHemiptera ἡmi hemi halb Halbflugler Schnabelkerfe Wanzen Zikaden Blattlause Bemerkung 2 Bemerkung 5Heteroptera ἑtero hetero verschieden Verschiedenflugler Wanzen Vorder und Hinterflugel sind verschieden Bemerkung 2 Bemerkung 5Homoptera ὅmo homo gleich ahnlich Gleichflugler Zikaden Blattlause Vorder und Hinterflugel sind nicht wie bei Heteroptera verschieden Bemerkung 2 Bemerkung 5Hymenoptera ὑmenion hymenion dunne Membran Dunn Hautflugler Hautflugler Bienen Ameisen Ordnung Bemerkung 4Isoptera ἶson ison gleich Gleichflugler Termiten Vorder und Hinterflugel sind gleichLepidoptera lepis lepis Genitiv lepidos lepidos Schuppe Schuppenflugler Schmetterlinge Ordnung die Flugel tragen Schuppen Bemerkung 8Lonchopteridae logxh Lanze nspitze Lanzenfliegen Lanzenfliegen Familie der Dipteren Flugel hat Form einer LanzenspitzeMecoptera mῆkos mekos Lange Langflugler Schnabelfliegen Schnabelhafte Skorpionsfliegen OrdnungMegaloptera megalo gross Grossflugler Schlammfliegen Ordnung oder Unterordnung Bemerkung 11Neuroptera neῦron neuron Nerv Ader Aderflugler Netzflugler Ordnung Flugel stark netzartig geadertNeoptera neos neos neu jung Neuflugler umfasst alle derzeit lebenden Ordnungen von Fluginsekten ausser Eintagsfliegen und LibellenOligoneoptera ὀligon oligon wenig neos neos neu Neoptera mit wenig Adern Synonym fur Holometabola v a bei russischen Taxonomen beliebt Orthoptera ὀr8o ortho gerade richtig Geradeflugler Heuschrecken Grillen Systematik umstritten Flugel laufen gerade nach hintenPalaeodictyoptera palaios palaios alt diktyon diktyon Netz Alt Netzflugler ausgestorbene OrdnungPalaeoptera palaion palaion alt Altflugler Systematik nicht geklart hauptsachlich ausgestorbene Ordnungen rezente Ordnungen ohne Mechanismus zum Umklappen der Flugel nach hintenParaneoptera para anstatt fur neos neu Neoptera mit unechten Flugeln Hemielytren Paraelytren Wanzen Ohrwurmer Division der Neoptera Systematik ungeklartPhthiraptera f8eir phtheir Laus ἀ a ohne Tierlause Tierlause Ordnung flugelloser Ektoparasiten Bemerkung 10Plecoptera plekein plekein falten Faltflugler Steinfliegen Ordnung Flugel in Ruhe um den Korper gewickelt Polyneoptera polys polys viel neos neos neu Neoptera mit vielen Adern Division der Neoptera Systematik ungeklartPsocoptera pswxw psocho reiben Fluginsekten die nagen Staublause Ordnung Vorder und Hinterflugel in Ruhe und beim Flug gekoppelt mit nagenden MundwerkzeugenPterostigma stigma stigma Fleck Mal Wunde Flugelfleck Flugelmal opaker oder pigmentierter Fleck nahe 1 Flugelader Costa bei Libellen Staublausen und HautfluglernPterothorax 8wra3 thōrax Brust Flugelbrust Gesamtheit der Brustabschnitte an denen Flugel sitzen also die ganze Brust ausser dem 1 SegmentPterygota pterygion pterygion kleiner Flugel Flugel Insekten Fluginsekten Unterklasse Gegensatz zu Apterygota umfasst geflugelte und sekundar ungeflugelte Ordnungen Bemerkung 1Raphidioptera ῥafis Nadel Nadelflugler Kamelhalsfliegen Ordnung oder Unterordnung Bemerkung 11Siphonaptera sifwn siphōn Saugrohr Russel ἀ a ohne Russel Flugellose Flohe Ordnung sekundar flugellos Bemerkung 1 mit SaugrusselStrepsiptera strepsis strepsis Drehung Drehflugler Facherflugler Ordnung die Vorderflugel die zu Halteren umgebildet sind drehen sich beim Trocknen des Praparates Bemerkung 3Thysanoptera 8ysanoi thysanoi Fransen Fransenflugler Fransenflugler Thripse Ordnung Bemerkung 6Trichoptera trixwma trichōma Haar Haarflugler Kocherfliegen Ordnung die Flugel tragen HaareZoraptera zwros zōros kraftig stark Starkflugler Bodenlause Ordnung Bemerkung 9Zygoptera zeῦgos zeugos Paar Paarflugler Kleinlibellen Unterordnung im Gegensatz zu den Grosslibellen werden in der Ruhestellung die Vorder und Hinterflugel paarweise zusammengelegt Bemerkung 7 nbsp Abb 3 1 Hemielytron nbsp Abb 3 2 Dipterenflugel Halteren rechts in der Ausbuchtung des Vorderflugels sichtbar nbsp Abb 3 3 Thrips Flugel mit anliegenden und aufgerichteten Fransen nbsp Abb 3 4 Zickzackfaltung der Libellenflugel nbsp Abb 3 5 Schuppen eines SchmetterlingflugelsBemerkungen Ein Insekt heisst primar ungeflugelt wenn seine Vorfahren sich vom Stamm der anderen Insekten abgespaltet haben bevor die Evolution der Flugel einsetzte Sekundar flugellos heisst dagegen ein Insekt das geflugelte Vorfahren besitzt 18 Die Heteroptera werden entweder als Ordnung gesehen dann sind die Hemiptera eine Uberordnung oder die Hemiptera werden als Ordnung betrachtet dann sind die Heteroptera Unterordnung Ebenso werden die Isoptera als Ordnung als Unterordnung der Blattodea oder gemeinsam mit den Blattodea als Unterordnung der Dictyoptera betrachtet Das Wort Hemiptera bezieht sich auf die Tatsache dass die Vorderflugel nur im hinteren Teil hautig sind Der vordere sklerotisierte Teil ist durch eine Clavelspalte in Corium und Clavus geteilt Abb 3 1 Die Hinterflugel werden bei Ruhe unter den Vorderflugeln gefaltet Bei den Homoptera sind die Flugel in Ruhe dachartig aufgestellt bei den Heteroptera liegen sie flach auf dem Hinterleib an 19 Bei den Diptera und Strepsiptera ist ein Flugelpaar zu sogenannten Schwingkolbchen Halteren umgebildet kurze kleine Auswuchse die am Ende kolbig verdickt sind Bei den Strepsiptera sind die Vorderflugel Halteren die Hinterflugel voll ausgebildet Bei den Diptera sind die Hinterflugel Halteren Abb 3 2 Da diese nicht mehr wie Flugel aussehen bleiben nur die zwei Vorderflugel daher der Name Diptera Zweiflugler Die Halteren schwingen im Gegentakt mit den Vorderflugeln und wirken als Gleichgewichtsorgan mit dem jede Richtungsanderung wahrgenommen werden kann Bei manchen Gruppen dient die ausschliessliche Bewegung der Halteren zum Vorwarmen der Muskulatur vor dem Start 19 20 Hymenopteren besitzen im typischen Fall vier Flugel Sie sind alle hautig Bei einigen Familien sind auch die Vorderflugel in Ruhestellung langs gefaltet wobei die hinteren kleiner und in der Ruhestellung unter den Vorderflugeln kaum erkennbar sind Abb 1 3 Mit einer Reihe kleiner Haken an der Vorderkante der Hinterflugel Hamuli sind diese an die Vorderflugel gekoppelt Oft ist die Aderung stark reduziert und bildet wenige grosse Zellen die fur die Gruppe charakteristisch ist Abb 2 4 bis 2 6 An der Spitze der Vorderflugel findet man haufig ein dunkleres Pterostigma Fur die Benennung der Adern wird haufig ein eigenes System verwendet Herbert H Ross 1936 Weblinks 21 Kafer Coleoptera Schaben Blattodea Ohrwurmer Dermaptera Abb 1 5 und Schnabelkerfe Hemiptera sind die vier rezenten Insektenordnungen die im Zusammenhang mit der Umbildung der Vorderflugel als Deckflugel mit Schutzfunktion die Hinterflugel auch quer falten konnen um sie unter den Vorderflugeln verbergen zu konnen Es handelt sich dabei nicht um getrennte Entwicklungen von Vorder und Hinterflugeln sondern die beiden Entwicklungen gehen Hand in Hand Wenn das Insekt nicht fliegt liegen die Deckflugel teilweise oder ganz schutzend uber den Hinterflugeln und dem Hinterleib Bei stark umgebildeten Vorderflugeln Kafer Ohrwurmer werden diese beim Flug lediglich schrag nach oben abgespreizt und unterstutzen die Stabilitat und den dynamischen Auftrieb Sie fuhren dann keine Flugbewegungen aus und vibrieren hochstens Nach dem Flug werden sie uber den Hinterleib gelegt Bei den Kafern beruhren sich ihre Innenseiten und sind in der so genannten Naht Sutura parallel zur Korperlangsachse miteinander verfalzt bei den anderen Gruppen uberdecken sie sich teilweise Da die Hautflugel grosser als die Deckflugel sind werden sie durch Langs und Querfaltung entlang vorgesehener Faltungslinien so zusammengelegt dass sie unter die Vorderflugel geschoben werden konnen Im einfachsten Fall Schaben existieren hierfur lediglich zwei zusatzliche quer verlaufende Faltungslinien so dass wie bei Origami ein Teil des Flugels eingefaltet werden kann Bei Kafern hat sich in der Flugelmitte ein zusatzliches Gelenksystem entwickelt Zum Aufspannen dient die Flugelmuskulatur die uber die Form der Adern und ein entsprechendes kompliziertes System aus Schnapp und Sperrgelenken bewirkt dass die Flugel in aufgespannter Stellung einrasten Diese Gelenke sind so ausgelegt dass trotz der Krafte die wahrend der Flugbewegungen auf die Gelenke wirken die Flugel aufgespannt bleiben Abb 1 4 Zum Falten der Flugel nach dem Flug werden die Vorderflugel teilweise geschlossen und die Hinterflugel dann mit Hilfe der Beine und oder des Hinterleibs darunter geschoben 3 13 13 22 Bei den Thysanoptera Abb 3 3 sind die Flugel extrem spezialisiert Wenn Flugel vorhanden sind sind diese 1 bis 1 2 Millimeter lang und weisen etwa 150 bis 200 der namensgebenden Fransen auf die so dicht aneinander liegen dass sie 20 bis 45 der Flugelflache bilden Der Durchmesser der Fransen betragt ein bis zwei Mikrometer Vorder und Hinterflugel der Thysanoptera sind wahrend des Fluges durch eine Verbindung am Flugelansatz gekoppelt 3 23 Libellen Odonata Die grossen Vorder und Hinterflugel bis 19 Zentimeter lang und 18 Millimeter breit sind bei den Kleinlibellen annahernd gleich gross und werden in Ruhe meist nach oben aneinandergelegt bei den Grosslibellen sind die Hinterflugel deutlich breiter als die Vorderflugel und die Flugel bleiben in Ruhe seitlich ausgebreitet Die komplexe Aderung Abb 0 1 entspricht dem Benennungssystem von Comstock Needham Im Unterschied zu den Neoptera konnen die Flugel nicht nach hinten geklappt werden und besitzen keine Faltungslinien Ausserdem setzen im Gegensatz zu fast allen anderen Fluginsekten bei den Libellen die Flugmuskeln direkt an den Flugeln an Stabilisiert werden die Flugel durch eine Reihe von Langsadern zwischen denen die Flugflache nicht eben sondern abwechselnd leicht nach oben und unten geneigt aufgespannt ist Abb 3 4 Im Zentrum des Flugels befindet sich der Nodus Knoten eine querliegende Chitinverdickung die die Adern verbindet und ihr Abknicken bei Beanspruchung wahrend des Fluges verhindert Am vorderen Bereich der Flugelspitze besitzen die meisten Arten ein vergrossertes und dunkel gefarbtes Flugelfeld das als Flugelmal Pterostigma bezeichnet wird und durch Fullung mit Hamolymphe als Trimmtank benutzt werden kann Die Art der Aderung wird zur systematischen Einordnung verwendet 24 Lepidoptera Schmetterlinge Die Vorder und Hinterflugel sind einzeln aufgehangt werden aber im Flug in manchen Gruppen durch besondere Mechanismen durch einen Haken das Frenulum miteinander gekoppelt Die Adern verlieren nach dem Austrocknen ihre Funktion Die Flugel sind auf der Ober und Unterseite mit Schuppen bedeckt Abb 3 5 Die Schuppen sind abgeflachte artspezifische Haare die dachziegelartig auf den Flugeln liegen und so die Flugeladern verdecken Die einzelnen Schuppen sind immer nur einfarbig Ihre Form variiert stark Die haufigste Form ist die schildformige mit drei bis funf Spitzen und einem in einer Vertiefung verankerten schmalen Stiel am Ende Andere sind lanzenformig oder kreisrund Die Schuppen sind nicht fur das Fliegen notwendig Bei den Glasfluglern Sesiidae sind grosse Bereiche der Flugel anfangs noch lose beschuppt werden aber beim ersten Flug durch den Verlust der Schuppen durchsichtig und glasklar 25 Fur die Bestimmung wird ein eigenes Benennungssystem der Adern verwendet das den Flugel in Regionen aufteilt Als Beispiel werden die Flugel eines Tagfalters beschrieben Die Regionen verlaufen vom Flugelansatz zur Spitze wobei jeder der Vorder und Hinterflugel in vier Regionen aufgeteilt wird Die Adern werden auf den Vorderflugeln von 1 bis 12 nummeriert Dabei verlauft die 1 hinten parallel zum Innenrand Auf den Hinterflugeln befinden sich nur 9 selten 10 durchgangige Adern Die Flachen die dabei von den Flugeladern begrenzt werden nennen sich Zellen bzw Mittel oder Diskoidalzellen Naheres zu den Flugeln findet sich im Artikel Flugel Schmetterling 26 Die Zoraptera sind eine artenarme Ordnung von sehr kleinen meist ungeflugelten Insekten meist warmerer Gebiete In Europa besitzen sie keine Vertreter 3 Bei den Phthiraptera handelt es sich um kleine dorsoventral zusammengedruckte sekundar flugellose Vgl Bemerkung 1 Ektoparasiten an Vogeln und Saugern 3 Die Raphidioptera besitzen vier gleiche primitiv geaderte Flugel Sie gehoren zu den Neuroptera im weiteren Sinne und werden auch als Unterordnung der Neuroptera gefuhrt 3 19 Flugelhaltung in Ruhe BearbeitenDie Flugelhaltung der Insekten in Ruhe ist gewohnlich fur jede Art festgelegt und umfasst viele Moglichkeiten Sie hat jedoch nur sehr beschrankt systematischen Wert Vergleiche Abb 1 2 Da die rezenten Palaeoptera die Flugel nicht nach hinten klappen konnen ruhen die Grosslibellen mit seitlich abgespreizten Flugeln die Kleinlibellen und die Eintagsfliegen mit aneinanderliegend aufgestellten Flugeln Diese Ruhestellung finden wir aber auch bei den zu den Neoptera gehorenden Tagschmetterlingen Die Zikaden ruhen mit dachformig aneinandergelegten Flugeln was sie von den nahe verwandten Wanzen unterscheidet Ebenso lassen sich die Kocherfliegen durch die dachformig aneinander gelegten Flugel von den sehr ahnlich aussehenden Kleinschmetterlingen unterscheiden Bei den zu den Dipteren gehorenden Schmetterlingsfliegen gibt es jedoch ebenfalls Arten die mit dachformig aneinandergelegten Flugeln ruhen Steinfliegen rollen die Flugel in Ruhestellung der Lange nach um den Hinterleib Ahnliches finden wir auch bei einigen Kafern die die Hinterflugel nicht falten Dies gilt als primitives Merkmal Gelegentlich kann die Flugelhaltung in Ruhe fur die Unterscheidung zweier Arten hilfreich sein z B bei den Schmetterlingen 3 19 22 Ontogenese BearbeitenIm Uberschneidungsbereich der Fragen zur Ontogenese und zum Insektenflugel geht es darum zu erforschen ab welchem Zeitpunkt festgelegt ist aus welchem Bereich des jungen Lebewesens bei normaler Entwicklung der Flugel entsteht und inwieweit dieser Bereich bei manipulierten Entwicklungen noch umprogrammierbar ist oder seinerseits umprogrammiert nbsp Abb 4 1 Libellenlarve vor dem Schlupfen der Imago mit nach hinten gerichteten und unbeweglichen Flugelscheiden nbsp Abb 4 2 Nymphe einer Heuschrecke nbsp Abb 4 3 Frei gegliederte Puppe Pupa libera eines Kafers Die plastisch hervortretenden Flugel sind zwischen den Beinen erkennbar nbsp Abb 4 4 Bedeckte Puppe Pupa obtecta eines Schmetterlings Die Flugel sind nur im Umriss erkennbarAbb 4 5 Entfarbung der Flugel nach dem Schlupfenbei der Torf Mosaikjungfer nbsp nbsp nbsp Nach der Hautung wird der Flugel noch weitraumig von Hamolymphe durchflossen was durch die gelbe Farbung ersichtlich ist Nach und nach wird der Fluss der Hamolymphe auf Lagunen beschrankt weshalb die Farbe verblasst Schliesslich verkleben die beiden Hautschichten weit flachig zu einer klar durchsichtigen Membran Die Adern treten jetzt pig mentiert hervor Die sogenannten homootischen Gene die direkt oder indirekt die Entwicklung steuern sind nicht nur bei allen Insekten sondern im gesamten Tierreich sehr ahnlich Bei den Insekten werden bei der Eibildung und Eiablage durch die Mutter am Vorder und Hinterende des Eies sowie dorsal wenige typische Proteine oder RNA dieser Gengruppe lokalisiert Letztere verursachen wahrend der ersten Zellkernteilungen die Produktion entsprechender Proteine Die Proteine bilden durch Diffusion innerhalb des befruchteten Eies Konzentrationsgradienten die in ihrem Zusammenspiel als Transkriptionsfaktoren eine Kaskade von Genexpressionsmustern anstossen die im Endeffekt zu einer Selbstregulierung der zunehmenden Differenzierung wahrend der weiteren Entwicklung fuhren Zumindest bei Drosophila ist bekannt dass im Uberlappungsgebiet des vom bereits am Ei festgelegten Vorderendes diffundierenden Bicoid Proteins und des vom Hinterende her diffundierenden Nanos Proteins der zukunftige Brustabschnitt und somit die Flugel entstehen Die Insektengruppen unterscheiden sich erheblich bezuglich des Dotterreichtums der Eier Wanderung der Zellkerne nach den ersten Zellkernteilungen Form und Bewegungen des Keimstreifens Vorhandensein der Embryonalhullen usw Hier werden nur die grundsatzlichen Vorgange der Entwicklung beschrieben und es wird lediglich auf die wichtigsten Unterschiede im Zusammenhang mit den Flugeln eingegangen Insekteneier sind dotterreich der Dotteranteil ist bei Exopterygoten durchschnittlich hoher als bei Endopterygoten Nach den ersten Zellkernteilungen ordnen sich die Zellkerne nahe der Oberflache des Eies an und von aussen beginnend bilden sich Zellwande Dieser erste Entwicklungsabschnitt endet damit dass das Ei von einer einlagigen Zellschicht umgeben ist Auf ihr zeichnet sich nun der Keimstreifen ab aus dem sich der Embryo entwickelt Wahrend sich der Keimstreifen streckt wird auf ihm ausserlich eine Segmentierung und die Anlage paariger Extremitatenknospen erkennbar Aus ihnen entstehen spater Mundwerkzeuge Beine und in manchen Gruppen Hinterleibsextremitaten sie konnen aber auch zuruckgebildet werden oder im embryonalen Stadium fixiert bleiben In den folgenden Entwicklungsschritten bilden sich die Embryonalhullen und der Keimstreifen umwachst die Dottermasse und schliesst sich auf dem Rucken Die Organsysteme bilden sich aus und die Extremitaten nehmen ihre larvale Form an Das Ektoderm wandelt sich zur Epidermis um die kurz vor dem Schlupfen larvale Kutikula absondert Aus dem Hinterleib wird Haemolymphe in Brust und Kopf gepumpt wodurch diese anschwellen Die Eihullen reissen und das erste Larvenstadium schlupft Flugelknospen sind in diesem Stadium morphologisch nicht erkennbar Bei der Weiterentwicklung unterscheiden sich Endo und Ektopterygoten wesentlich Bei den Exopterygoten beispielsweise Heuschrecken und Wanzen sind in den ersten Nymphenstadien Larvenstadien keine Flugel zu erkennen Fruh jedoch lasst sich eine winzige Falte der Haut im oberen seitlichen Bereich des zweiten und dritten Brustsegmentes festmachen aus der sich der Flugel entwickeln wird Diese Falte wird mit jeder Hautung uberproportional zum Korper grosser und einem Flugel ahnlicher Abb 4 2 Mit Ausnahme der Eintagsfliegen erhalten die Flugel erst nach der letzten Hautung ihre Funktionsfahigkeit Dabei muss betont werden dass diese Entwicklung im dreifachen Sinne nicht kontinuierlich ist Einmal erfolgt sie wie das Korperwachstum in Schuben nur unmittelbar nach den Hautungen nach der Erhartung der Cuticula gibt es bis zur nachsten Hautung keine Grossenzunahme mehr Zum anderen ist die Entwicklung in den ersten Hautungen unbedeutend und erscheint in Richtung auf die letzte n der gewohnlich vier bis funf Hautungen verschoben Schliesslich verlauft die Entwicklung nicht linear sondern in einem Umweg entwickelt sich der Flugel anfangs in Richtung auf einen nach hinten gerichteten starren Auswuchs des Notums Abb 4 1 Abb 4 2 was bereits diskutierte interessante Spekulationen uber die Evolution zulasst Vor der letzten Hautung entwickeln sich die Flugel innerhalb der Flugelknospe als vielfach gefaltete Ausstulpung mit dem oben geschilderten Bau die breit anliegende Basis der Flugelschuppen differenziert sich zu dem schmalen Flugelgelenk Nach der letzten Hautung strecken die Flugel sich durch Einpumpen von Haemolymphe und erhalten nach dem Ausharten ihre Funktionsfahigkeit Abb 4 5 Die Endopterygoten Kafer Fliegen haben Larven die sich deutlich vom adulten Insekt unterscheiden und keine Spuren von Flugeln erkennen lassen Erst im Puppenstadium das von manchen als letztes Larvenstadium betrachtet wird in dem keine Nahrungsaufnahme stattfindet sind die zukunftigen Flugel bereits als Ausstulpung erkennbar offene Puppe Abb 4 3 oder nur in ihrer Abgrenzung angedeutet geschlossene Puppe Abb 4 4 Dieses unvermittelte Auftreten beruht darauf dass die bereits embryonal fur die Flugel bestimmten Gewebebereiche wahrend der Larvalstadien hormonell in ihrer Entwicklung gehindert wurden Nun wird diese unterdruckte Entwicklung beschleunigt nachgeholt In der Bandbreite der Moglichkeiten betrachten wir die zwei Extrema Bei Arten mit grosser Ahnlichkeit zwischen Larve und Adultus geschieht die Flugelbildung ahnlich wie bei den Ektopterygoten nur dass die Flugelanlagen von aussen unsichtbar im Inneren des Korpers liegen und erst im letzten Larvenstadium ausgebildet werden z B bei den Schnabelfliegen Bei Arten deren Larven keine Ahnlichkeit zur Imago aufweisen wie z B den Fliegen erfolgt die Flugelbildung aus sog Imaginalscheiben im Rahmen eines grundsatzlichen Umbaus des Korpers Aus einem bereits im Embryonalstadium definierten Bereich entsteht durch Einstulpung eine Hohlung Peripodialhohle Aus dem verdickten Boden dieser Hohlung stulpt sich in die Hohlung hinein die Flugelknospe Sie ist anfangs fingerformig und ihr Innenraum ganz von Haemolymphe durchflossen Dann flacht sie sich ab und die Haemolympohe wird auf Lagunen beschrankt in die Tracheen und Nerven vordringen Schliesslich verschmelzen Ober und Unterseite der Flugelknospen grossflachig die Haemolymphe wird auf Kanale die zukunftigen Flugeladern beschrankt Durch eine Zellverschiebung verlassen die Flugel wahrend ihrer Entwicklung die Peripodialhohle Die noch nicht gestreckten und geharteten aber bereits voll ausgebildeten Flugel liegen am Ende des Puppenstadium dem ubrigen ebenfalls umgestalteten Korper an und werden erst nach dem Schlupfen aus der Puppenhulle entfaltet Im funktionsfahigen Flugel ist die doppelte Epidermislage die die Flugelmembran abgeschieden hat abgestorben und geschrumpft so dass abseits der Adern die beiden Kutikulalagen direkt aufeinander liegen Unter der Annahme dass die Ontogenese der Flugel die Evolution der Flugel in abgewandelter Form wiederholt erwartet man von der Ontologie Informationen die Ruckschlusse auf die Evolution ermoglichen Es zeigt sich jedoch dass auch hier die Kenntnisse uber die die sich mit diesem Fragenkomplex beschaftigende vergleichende Entwicklungsgenetik bisher verfugt fur schlussige Folgerungen noch zu luckenhaft und zu wenig differenziert sind So sind bei der Fruchtfliege die Embryonalbereiche aus denen einerseits Flugel und andrerseits Beine entstehen zum fruhesten Zeitpunkt einer moglichen Identifizierung identisch was als Beweis der Epicoxaltheorie gewertet wurde Beim ebenfalls holometabolen Mehlkafer jedoch liegen sie zwar nebeneinander sind aber in ihrer Genexpression verschieden Es ist jedoch zu erwarten dass mit dem Anwachsen der Datenmenge zu der Entwicklung der Flugel aus ontogenetischer Sicht auch die Evolution der Insekten verstandlicher wird 3 6 27 28 Aufgaben des Flugels BearbeitenMan kann die Funktionen der Flugel nach naturlichen Verhaltensmustern wie Fortbewegung Balz Revierverhalten usw einteilen oder nach bewegungstechnischen Gesichtspunkten Die zweite Moglichkeit ergibt weniger Uberschneidungen und erleichtert die Erwahnung doppelter Funktionen Insektenflug Bearbeiten Hauptartikel Insektenflug Flugelprofil Bearbeiten nbsp Abb 6 1 Profil der Tragflache eines Flugzeugs das fur eine Reynolds Zahl zwischen 10 6 10 6 nbsp und 10 7 10 7 nbsp ausgelegt ist nbsp Abb 6 2 Die Form der Vorderflugel fordert das Abgleiten von hinderlichen GegenstandenDie Hauptaufgabe der Flugel ist bei den meisten Insekten das Fliegen In Abhangigkeit von Grosse Gewicht und Flugart des Insekts bestehen unterschiedliche Anforderungen an den Flugelbau Durch die geringe Grosse der Insekten mussen deren Flugel ihre Funktion bei kleiner Reynolds Zahl hier definiert als Geschwindigkeit der Anstromung geteilt durch die Tiefe des Flugelprofils und der Zahigkeit der Luft erfullen Sie weisen nicht das von Vogelflugeln und Flugzeugtragflachen bekannte verdickte und hinten spitz zulaufende aerodynamische Profil auf Flugel von Insekten zeigen eine flache Form die fur die auftretenden Reynolds Zahlen zwischen 10 2 10 2 nbsp und 10 3 10 3 nbsp besser geeignet ist Bei einigen Kleinstinsekten die mit einstelliger Reynolds Zahl leben ist die Flugflache durch Fransen ersetzt Flugarten Bearbeiten Die flache Konstruktion hat ihre Berechtigung nicht nur im Auftrieb So darf ein Flugel fur einen senkrechten Steigflug wie ihn beispielsweise die Kohlschnake beherrscht weder gewolbt sein noch ein Profil aufweisen Andernfalls wurden Krafte in Vorwarts oder Ruckwartsrichtung entstehen Auch fur den Geradeausflug ist die flache Flugelform vorteilhaft da anders als bei gewolbten Flugeln von Flugzeugen und Vogeln ein beidseitiges Anstromen der Flugel moglich wird Diesen Vorteil benutzen beispielsweise Insekten der Gattung Phormia die zum Fliegen Drehschwingungen einsetzen wofur sich die Bedeutung der Flugelseiten mehrere tausendmal pro Sekunde vertauscht Fur manche Libellen wird eine Spitzengeschwindigkeit von 54 km h angegeben Bemerkenswert ist dabei die sehr hohe Beschleunigung Insekten die im sogenannten Schwirrflug auf der Stelle stehen bleiben wie Libellen und Schwebfliegen machen sich die Elastizitat der Flugel zu Nutze Es wird davon ausgegangen dass die Tiere eine Wolbung der Flugel durch die Schlagart und frequenz passiv bzw sogar aktiv steuern konnen Nachgewiesen wurde dies allerdings bislang nur fur die Wanderheuschrecke Libellen und Schwebfliegen Abb 0 2 sind sogar zum Ruckwartsflug fahig Eine weitere Flugart ist der sogenannte Gleitflug der allerdings gewisse Anspruche an die Flugelgrosse der Insekten stellt Langere Gleitfluge sind somit nur grosseren Schmetterlings und Libellenarten vorbehalten Kleine Schmetterlinge konnen zwar auch langere Zeit gleiten sind dafur aber auf spezielle Windverhaltnisse angewiesen Der amerikanische Wanderfalter Monarch legt von Sudamerika bis Nordamerika durchschnittlich 1600 km zuruck im Einzelfall wurden 2800 km Flugdistanz gemessen 20 29 Vorteile des Fliegens Bearbeiten Aus menschlicher Sicht ist das Hauptziel des Fliegens der schnelle Ortswechsel Aus biologischer Sicht ermoglicht das Fliegen in erster Linie die Moglichkeit zur Erschliessung neuer Lebensraume Dies bedeutet aber nicht nur dass z B ein Fluss uberquert werden und die dortigen Nahrungsquellen erschlossen werden konnen oder die Bluten auf einem hohen Baum erreichbar sind Als Folge der Beweglichkeit sind jetzt auch schneller Ortswechsel oder Wanderungen moglich So konnen in kurzer zeitlicher Folge die Bluten verschiedener Baume besucht werden oder eine Anpassung an periodische Anderungen der Umwelt ist moglich Ebenso wichtig ist dass jetzt verschiedene lebensnotwendige Verhaltenskomplexe ortlich getrennt werden konnten z B Nahrungssuche auf dem Boden Fortpflanzung in der Luft und Eiablage auf einem Baum Weiterhin ermoglicht es das Fliegen Nahrungsquellen besser zu nutzen Es handelt sich dabei nicht nur um das Finden z B einer bluhenden Pflanze sondern auch um das Uberraschen eines moglichen Beutetiers Parallel dazu ergibt sich die Notwendigkeit fur die potentielle Beute sich durch Flucht dem Angriff zu entziehen So wurden nicht nur die Form der Flugel im Hinblick auf mogliche Flugmanover hin optimiert es war auch ein besseres Sehvermogen notwendig bei Nachtschmetterlingen wurde ein Gegenmittel zum Ortungssystem der Fledermause entwickelt Aus den zweidimensionalen Revieren werden beim fliegenden Insekt dreidimensionale Reviere mit allen Konsequenzen fur die Reviermarkierung und Verteidigung Insgesamt ist in der Moglichkeit des Fliegens der Grund fur die schnellen Radiation der Insekten zu suchen 7 Schutzfunktion Bearbeiten nbsp Abb 6 3 Der braune Stachelkafer Dicladispa testacea Durch den Bau der Elytren wenig attraktiv fur einen Vogelschnabel1 Mechanischer Schutz Die Klappung der Flugel nach hinten hat zwei Konsequenzen Von Vorteil ist dass der Platzbedarf des Insekts geringer ist wodurch sich neue Nahrungsquellen erschliessen lassen sowie Flucht und Versteckmoglichkeiten ergeben Wenn sich ein Insekt jedoch in Ritzen zwangt steigt auch die Gefahr der Beschadigung der Flugel Es ist also vorteilhaft wenn die Vorderflugel die beim Klappen obenauf zu liegen kommen gegen mechanische Beschadigungen unempfindlich sind So haben in einigen Insektenordnungen die Vorderflugel die Aufgabe des Schutzes nicht nur der Hinterflugel sondern auch des wenig chitinisierten und verletzlichen Hinterleibs ubernommen Dieser Schutz kann auf verschiedene Art erreicht werden Eine einfache Moglichkeit ergibt sich durch die Form wie die Flugel in Ruhestellung dem Korper anliegen und damit z B das Abgleiten von Pflanzenteilen erleichtern wenn das Insekt durchs Gras krabbelt Ein eindrucksvolles Beispiel bietet die Schabe deren Korperumriss bei angelegten Flugeln ideal ist um sich in Ritzen zu zwangen Abb 6 2 Eine weitere Moglichkeit besteht darin den empfindlichen Flugelhinterrand nach unten zu falten sodass eine robustere Ader die Begrenzung der Flugelflache im Ruhezustand bildet Abb 1 3 Die wirksamste Moglichkeit liegt in einer starkeren Sklerotisierung Hartung des Vorderflugels die dann Deckflugel genannt werden Dies bewirkt jedoch ein hoheres Gewicht was das Flugvermogen beeintrachtigt Deswegen muss ein Kompromiss gefunden werden der am besten zur Lebensweise der Art passt Bei Arten mit schlechtem oder ohne Flugvermogen konnen die Vorderflugel stark sklerotisiert und miteinander verwachsen sein Sind die Vorderflugel ganz oder teilweise deutlich verdickt und pigmentiert zeigen aber noch eine deutliche Aderung dann heissen sie Tegmina Einzahl Tegmen Sind die Deckflugel in Grosse und Form dem Korperumriss des Hinterleibs angepasst und lasst sich keine Aderung mehr erkennen dann heissen sie Elytren Einzahl Elytron Abb 0 3 Ist nur ein Teil der Vorderflugel starker ausgebildet wird der Begriff Hemielytren Abb 3 1 benutzt sind die Vorderflugel nur massig robuster als die Hinterflugel wird der Begriff Pseudoelytren verwendet Der Schutz kann darin bestehen dass es zu keinen Verletzungen kommt wenn die Insekten sich durchs Laub oder Gras zwangen er kann aber auch dazu fuhren dass das Insekt fur einen potentiellen Fressfeind wenig attraktiv wird oder gar aus dem Speisezettel eines Insektenfressers verschwindet Abb 6 3 2 Als weitere Form des Schutzes muss die Tarnung erwahnt werden die wesentlich durch Farbe und Form der Flugeldecken verbessert werden kann Abb 6 4 13 30 Signalfunktion Bearbeiten nbsp Abb 6 4 Die Flugelhaltung kann auch zur Tarnung dienen nbsp Abb 6 5 Morpho peleides mit markanter blauer Farbung nbsp Abb 6 6 Grille mit Soundbeispiel Mit der starken Radiation der Insekten ergab sich eine breite Palette von Moglichkeiten Individuen der eigenen Art oder anderer Arten mit den Flugeln mehr oder weniger spezielle Nachrichten zu ubermitteln Sie sind im Folgenden nach Flugelzeichnung Flugelhaltung und Flugelbewegung gegliedert Farbung und Farbverteilung Bearbeiten Die Farbung der Flugel kann wie die des ganzen Insekts entweder auf Pigmentierung beruhen oder es treten sogenannte Strukturfarben auf Strukturfarben ergeben sich besonders bei dunnen Schichten wie sie eben bei Flugeln oder besonders bei den Schuppen der Schmetterlinge haufig sind Abb 6 5 Farbe und Farbverteilung die sogenannte Zeichnung unterliegen zwar individuellen Schwankungen sind aber in den Grundzugen artspezifisch An der Zeichnung der Flugel erkennen viele Insekten potentielle Geschlechtspartner oder konkurrierende Artgenossen Sie dienen als Schlusselreiz zum Auslosen entsprechender Verhaltensketten So kann die Intensitat einer Zeichnung zum Selektionsvorteil werden Mit der Zeichnung der Flugeldecken ahmen manche Kafer die Zeichnung des Hinterleibs von Wespen nach Mimikry Flugelhaltung und bewegung Bearbeiten Die Flugelhaltung signalisiert haufig die Paarungsbereitschaft Gewohnlich das Weibchen nimmt die Paarungsstellung ein indem sie die Flugel so halt dass sie dadurch die Paarung erst ermoglicht Dies ist besonders bei Schmetterlingen leicht zu beobachten Auch das Drohsophilaweibchen zeigt durch das Wegklappen der Flugel und Freilegen der Geschlechtsorgane seine Paarungsbereitschaft an Es sind aber auch Drohhaltungen bekannt die einem Angriff vorausgehen Die Flugelbewegung ist sowohl deutlicher sichtbar als auch plastischer als die Flugelhaltung Sie tritt haufig im Zusammenhang mit der Balz auf So ist das Herbeiwinken des Geschlechtspartners das Imponieren beim Abstecken eines Reviers sowohl gegenuber dem gleichgeschlechtlichen Konkurrenten als auch dem potentiellen Paarungspartner und das Drohen bekannt Das Zeigen von Schreckfarben durch plotzliches Aufklappen der Flugel ist bei vielen Schmetterlingen sowie einigen Heuschrecken und Gottesanbeterinnen zu finden Besonders interessant ist die Flugelbewegung zur Lauterzeugung mittels Stridulation Dabei wird eine sogenannte Schrillkante an einer Schrillleiste entlang bewegt Die Flugel konnen Trager von Schrillleiste oder Schrillkante sein oder als Klangkorper die Laute verstarken Die artspezifischen Gesange vieler Insekten dienen zur Revierabgrenzung dem Heranlocken potentieller Geschlechtspartner und dem Fernhalten moglicher Konkurrenten Besonders verbreitet sind sie bei Heuschrecken und Grillen Abb 6 6 Grille mit Soundbeispiel kommen aber beispielsweise auch bei Kafern vor Weitere Funktionen Bearbeiten Bei sehr vielen Insektengruppen ist es verbreitet dass die Tiere in Ruhe ihre Flugel senkrecht zu den einfallenden Sonnenstrahlen stellen um moglichst viel Warme aufnehmen zu konnen Damit erhohen sie ihre Betriebstemperatur was bei wechselwarmen Tieren bei niedrigeren Temperaturen einen Vorteil bedeutet Ist der Korper genugend erwarmt wird diese Stellung nicht mehr oder seltener eingenommen Die Flugel werden also zur Warmeregulation eingesetzt 5 Die Flugel werden bei Bienen als Ventilatoren benutzt um die Luftbewegung zu erhohen wenn die Temperatur im Stock uber 35 C steigt und Wachswaben zu schmelzen drohen Sie facheln feuchte Luft in den Bienenstock der durch die Verdunstungskalte abkuhlt Ebenfalls seit langem bekannt ist das Verteilen von Sexuallockstoffen beim Weibchen des Seidenspinners Wahrend der Jahrtausende dauernden Zucht verloren diese Schmetterlinge die Flugfahigkeit Durch Fachelbewegungen der reduzierten Flugel wird der Duftstoff verbreitet Er erregt die Mannchen die sich in Richtung der Duftquelle in Bewegung setzen Manche spezialisierte Flugelschuppen die dann meist in Feldern nebeneinander liegen und mit Haarbuscheln versehen sind sogenannte Duftschuppen Androkonien produzieren Geruchsstoffe und senden sie durch Poren aus Im Verlauf der Werbung bei der Fruchtfliege Drosophila bewirken schnelle schwirrende Flugelbewegungen des Mannchens artspezifische Tone Paarungsgesange die das Weibchen mit den Antennen hort 31 Auch der Flugelton weiblicher Stechmucken Culicidae dient Mannchen als Signal zur Anlockung Einige Arten der Olkafer fuhren unter den verwachsenen Vorderflugeln eine Luftglocke von der man vermutet dass sie Schutz gegen die tropische Hitze und Austrocknung bietet 32 Erst in neuerer Zeit wurde festgestellt dass Bienen wahrend des Schwanzeltanzes durch Tone die sie mittels Flugelvibration erzeugen Informationen uber die Distanz zur Futterquelle ubermitteln 3 Bei Wasserinsekten ubernehmen die Flugel teilweise Aufgaben im Zusammenhang mit dem Leben im Wasser Bei Schwimmkafern kann sich unter den Flugeln eine Luftglocke bilden in die direkt Sauerstoff aus der Luft gepumpt wird oder in die im Wasser geloster Sauerstoff diffundieren kann Gleichzeitig beeinflusst die gespeicherte Luft den Auftrieb Dies kann dazu eingesetzt werden dass das Insekt durch seine Bewegung nicht dem Absinken oder Aufsteigen entgegenwirken muss Bei der Schmetterlingsart Hydrocampa nymphaea wird die Luft in der Hulle der unter Wasser verankerten Puppe unter den Flugeln der ausschlupfenden Schmetterlinge gehalten sodass dieser nach dem Schlupfen wie ein Korken an die Wasseroberflache getrieben wird Die parasitischen Hautflugler der Gattungen Polynema Hydrophylax Limnodytes Caraphractus und Aprostocetus benutzen ihre Flugel als Ruder beim Schwimmen unter Wasser 3 22 33 Zu erwahnen ware noch die Brachypterie das Phanomen der Kurzflugeligkeit bestimmter Insekten Gruppen Siehe auch BearbeitenFlugel Schmetterling Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Insektenflugel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die rasche Evolution der Insektenflugel Bild von Deltitschala bitterfeldensis Weltkarten mit Fundortverteilung Mogliche Verwandtschaftsverhaltnisse innerhalb der Palaeooptera bzw Palaeopteroidea Moglichkeiten der Phylogenie der Neoptera Bild von Vorderbrustanhangen Paranota die als reduziertes 3 Flugelpaar interpretiert wurden Weitere Zeichnungen auf denen Insekten mit diesen Vorderbrustanhangen zu sehen sind Jarmila Kukalova Revisional Study of the Order Palaeodictyoptera in the Upper Carboniferous Shales of Commentry France Part IIII Pyche vol 77 March 1970 No I Memento vom 27 September 2007 im Internet Archive PDF 4 5 MB Fotos fliegender Insekten Wie Insektenflugel Kollisionen uberstehen Christian Albrechts Universitat zu Kiel 22 Marz 2021Einzelnachweise Bearbeiten F Muller Beitrage zur Kenntniss der Termiten In Jenaische Zeitschrift fur Naturwissenschaft 7 1873 S 333 358 451 463 Grzimek s Animal Life Encyclopedia Vol 3 Thomson Gale 2003 ISBN 0 7876 5779 4 a b c d e f g h i j k l Cedric Gillott Entomology Springer Verlag 2005 ISBN 1 4020 3182 3 in Raymand C Moore u a Invertebrate Fossils MacGraw Hill 1952 a b Joel G Kingsolver M A R Koehl Selective Factors in the Evolution of Insect Wings In Annual Revue of Entomology Band 39 1994 S 425 451 a b E L Jockusch K A Ober Hypothesis Testing in Evolutionary Developmental Biology A Case Study from Insect Wings In Journal of Heredity Band 95 Nr 5 2004 S 382 396 a b c Gunter Bechly Ur Geziefer Die faszinierende Evolution der Insekten In Stuttgarter Beitrage zur Naturkunde Serie c Wissen fur alle Band 49 2001 S 35 38 N Niwa u a Evolutionary origin of the insect wing via integration of two developmental modules In Evolution amp Development 12 2 2010 S 168 176 Die rasche Evolution des Insektenflugels auf ag evolutionsbiologie net Arnold H Staniczek Gunter Bechly Roman J Godunko Coxoplectoptera a new fossil order of Palaeoptera Arthropoda Insecta with comments on the phylogeny of the stem group of mayflies Ephemeroptera In Insect Systematics amp Evolution 42 2 Brill Leiden 2011 S 101 138 ISSN 1399 560X Volltext als PDF 44 MB Memento vom 13 April 2014 im Internet Archive A P Rasnitsyn D L J Quicke History of insects Kluwer Academic Publishers 1980 Vorstellung mit Auszugen auf palaeoentomolog ru a b c Klaus Dieter Klass Die Phylogenie der Dictyoptera Cuvillier Verlag Gottingen 1995 ISBN 3 89588 363 8 a b c d e Fabian Haas Geometrie Mechanik und Evolution der Flugelfaltung bei den Coleoptera PhD Thesis University of Jena 1998 Robin J Wootton Das Design von Insektenflugeln In Spektrum der Wissenschaft Januar 1991 S 58 65 a b Fabian Haas Evidence from Folding and Functional Lines of Wings on Inter ordinal Relationships in Pterygota In Arthropod Systematics amp Phylogeny Band 64 Nr 2 2006 S 149 158 Paul Brohmer Hrsg Fauna von Deutschland Quelle und Meyer Heidelberg 1964 a b G Seifert Entomologisches Praktikum Georg Thieme Verlag Stuttgart New York 1995 ISBN 3 13 455003 2 dtv Atlas zur Biologie Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1971 ISBN 3 423 03011 9 a b c d Michael Chinery Pareys Buch der Insekten Parey Hamburg Berlin 1993 ISBN 3 490 23118 X a b Grosses Lexikon der Tierwelt Lingen Verlag Koln B N Danforth C D Michener Wing folding in the Hymenoptera In Annals of the Entomological Society of America 81 2 1988 S 342 349 a b c H Freude K W Harde G A Lohse Die Kafer Mitteleuropas Band 9 Spektrum Akademischer Verlag in Elsevier 1966 ISBN 3 8274 0683 8 Gerald Moritz Thripse Die Neue Brehm Bucherei Band 663 Westarp Wissenschaften Hohenwarsleben 2006 ISBN 3 89432 891 6 Jill Silsby Dragonflies of the World The National History Museum 2001 ISBN 0 565 09165 4 S 180 Heiko Bellmann Der neue Kosmos Schmetterlingsfuhrer Schmetterlinge Raupen und Futterpflanzen Franckh Kosmos Stuttgart 2003 ISBN 3 440 09330 1 Lionel G Higgins Norman D Rilley Die Tagfalter Europas und Nordwestafrikas A Field Guide to the Butterflies of Britain and Europe Verlag Paul Parey 1971 ISBN 3 490 02418 4 W McGinnis M Kuziora Kontrollgene fur den Korperbauplan In Spektrum der Wissenschaft April 1994 S 38 Christiane Nusslein Volhard Gradienten als Organisatoren der Embryonalentwicklung In Spektrum der Wissenschaft Oktober 1996 S 38 W Nachtigall Insektenflug Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 2003 Peter Detzel Die Heuschrecken Baden Wurttembergs Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 1998 ISBN 3 8001 3507 8 z B Therese Ann Markow Patrick M O Grady Evolutionary Genetics of Reproductive Behavior in Drosophila Connecting the Dots In Annual Review of Genetics 39 2005 S 263 291 doi 10 1146 annurev genet 39 073003 112454 Bernhard Klausnitzer Wunderwelt der Kafer Herder Verlag Freiburg 1982 ISBN 3 451 19630 1 Wolfgang Engelhardt Was lebt in Tumpel Bach und Weiher Kosmos Franckh sche Verlagshandlung Stuttgart 1955 nbsp Dieser Artikel wurde am 9 Dezember 2007 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Flugel Insekt amp oldid 238001450