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Das Hallenhaus wegen seines regionalen Bezuges auch niederdeutsches Hallenhaus genannt ist ein im 13 bis 15 Jahrhundert aufgekommenes Wohnstallhaus der bauerlichen Bevolkerung in Fachwerkbauweise In der fruheren Forschung ist es als Niedersachsenhaus bezeichnet worden und ist volkstumlich unter diesem Begriff bekannt Es ist ein Einhaus bei dem Wohnung Stallraum und Erntelager in einem grossen Hauskorper zusammengefasst sind Hallenhaus Dat groode Hus von 1795 im Museumshof WinsenHeidemuseum Walsrode als reetgedecktes Hallenhaus mit Kruppelwalmdach und Pferdekopfverzierungen an der Giebelspitze In grossen Hutten die man Hauser nennt lebt eine Art von Tieren die man Menschen nennt in dem herzlichsten Beieinander mit anderen Haustieren In ihren verraucherten Hutten sind diese Menschen gesund kraftvoll und frohlich schrieb der franzosische Philosoph Voltaire uber solche archaischen Wohnverhaltnisse die er bei einer um 1760 gemachten Reise durch Westfalen kennen gelernt hatte und die in gebildeten Kreisen allgemein Kopfschutteln hervorrief 1 Ganz anders urteilt der Osnabrucker Staatsbeamte Literat und Historiker Justus Moser 1720 1794 Der Heerd ist fast in der Mitte des Hauses und so angelegt dass die Frau welche bey demselben sitzt zu gleicher Zeit Alles ubersehen kann Ein so grosser und bequemer Gesichtspunkt ist in keiner anderen Art von Gebauden Ohne von ihrem Stuhle aufzustehen ubersieht die Wirthin zu gleicher Zeit drey Thuren dankt denen die herein kommen heisst solche bey sich niedersetzen behalt ihre Kinder und Gesinde ihre Pferde und Kuhe im Auge hutet Keller Boden und Kammer spinnet immerfort und kocht dabey Justus Moser 2 Diese landlich bauerliche Hausform war bis zu ihrem Niedergang im 19 Jahrhundert in der Norddeutschen Tiefebene vom Niederrhein bis nach Hinterpommern weit verbreitet Heute noch pragen Hallenhauser das Erscheinungsbild vieler Dorfer Norddeutschlands und des Niederrheins sowie Westfalens Inhaltsverzeichnis 1 Name 1 1 Alternative Benennungen 1 2 Weitere Begriffe 2 Entstehungsgeschichte 3 Vorlaufertypen 4 Verbreitung 4 1 Regionale Auspragungen 4 2 Benachbarte Bauernhaustypen 5 Aufbau 5 1 Zweistanderhaus 5 2 Dreistanderhaus 5 3 Vierstanderhaus 5 4 Durchgangshaus 5 5 Dachformen 5 6 Giebelformen 6 Aufteilung 6 1 Diele 6 2 Kuche Flett 6 3 Wohnen 7 Verzierungen 8 Verdrangung durch andere Bauwerke 9 Fruhe Dokumentation 10 Heutige Situation 11 Literatur 12 Weblinks 13 EinzelnachweiseName BearbeitenDas Hallenhaus wird auch als Fachhallenhaus bezeichnet In der wissenschaftlichen Bezeichnung steht Fach nicht fur das Fachwerk der Wande sondern fur das grosse Gefach zwischen zwei Holzstanderpaaren der Deelendecke und Hausdach tragenden Holzinnenkonstruktion Abstand etwa 2 5 m Danach wurde auch die Hausgrosse bemessen die kleinsten hatten nur 2 Fache die grossten mit 10 Fachen erreichten eine Lange von etwa 25 m Der Begriff Halle ergibt sich aus der grossen Deele Diele Niederdeutsch beschreibt das Verbreitungsgebiet in der norddeutschen Tiefebene Da fast alle Hallenhauser in sogenannte Fache eingeteilt sind ist der Zusatz Fach verzichtbar Alternative Benennungen Bearbeiten In der Vergangenheit waren noch andere Namen fur dieses Haus ublich abgeleitet aus der Bauweise oder der regionalen Verbreitung Flett Deelen Haus bezieht sich auf eine haufige Grundrissform des Hallenhauses Kubbungshaus Hallenhauser in Zweistander Bauweise namensgebend sind die als sogenannte Kubbungen ausgebildeten nicht tragenden Seitenschiffe Niedersachsenhaus Sachsisches Haus Altsachsisches Bauernhaus Westfalisches Bauernhaus Westfalenhaus Niedersachsenhaus ist dabei wohl der am weitesten verbreitete und eingeburgerte Begriff obwohl er im Sinne der Hausforschung nicht wissenschaftlich korrekt ist Weitere Begriffe Bearbeiten Weil dieser Bauernhaustyp Wohnung Stall und Erntelager unter einem Dach vereint wird er ausserdem als Einhaus bezeichnet der zugehorige Bauernhof als Eindachhof Besondere Eigenschaft des Hallenhauses ist seine Langsteilung auch dreischiffige Gliederung genannt Diese Einteilung unterscheidet es wesentlich von Einhausern in den meisten anderen Gegenden Deutschlands und Europas in denen traditionell quergeteilte Einhauser wie das Ernhaus gebaut wurden ganz abgesehen von Hofformen die schon in der Grundform mehrere Gebaude mit unterschiedlicher Funktion umfassen Entstehungsgeschichte Bearbeiten nbsp Hallenhaus in Anderen in den Niederlanden mit einem Holzgerust von 1385 nbsp Historisches Foto ca 1895 eines reetgedeckten Hallenhauses in Ausbuttel bei Gifhorn Baujahr 1779Das Hallenhaus tauchte erst im ausgehenden Mittelalter auf Bei der Restaurierung eines Hallenhauses in Anderen ostlich von Assen in der niederlandischen Provinz Drenthe Anfang des 21 Jahrhunderts wurde festgestellt dass das innere Holzgerust bereits 1385 errichtet worden ist 3 4 Die Aussenwande wurden im 18 und 19 Jahrhundert in Ziegel neu aufgefuhrt Im Nachbarort Annen befand sich ein ahnliches Haus von 1408 das 2011 niederbrannte 5 Die altesten in Deutschland erhaltenen Hauser dieses Typs stammen aus dem spaten 15 Jahrhundert zum Beispiel in Schwinde der Winsener Elbmarsch 1494 95 Regionale Unterschiede drucken die Anpassung an landschaftliche und klimatische Bedingungen aus Daneben gab es soziale Abstufungen und zeitliche Entwicklungen Anfangs bzw in kleinen Varianten des Hauses noch recht lange war der Aufenthalt von Menschen und Vieh in den verschiedenen Bereichen eines grossen Raumes Schritt fur Schritt wurden Wohnraume vom Landwirtschaftsbereich getrennt Als erstes wurden Schlafkammern abgeteilt fur den Bauern und seine Familie am hinteren Ende des Hauses fur Knechte und Magde uber Westfalen oder neben Niedersachsen Holstein den seitlich gelegenen Stallen Auch zum Verkauf produziertes Leinen wurde in einer speziellen Kammer gelagert Mit steigendem Bedarf nach Komfort und Reprasentation entstanden eine oder mehrere beheizbare Stuben Schliesslich wurde der Herd aus dem Flett am Ende der Diele in eine abgeschlossene Kuche ausgelagert Vorlaufertypen BearbeitenDas Hallenhaus ist bauahnlich zum jungsteinzeitlichen Langhaus ohne dass sich eine direkte Entwicklung beweisen liesse Das Langhaus tauchte erstmals in der bandkeramischen Kultur vor 7000 Jahren auf und wurde in den verschiedensten Regionen Europas archaologisch nachgewiesen u a im Hohenzug der Ville westlich von Koln Von den nachfolgenden Haustypen unterschied sich dieser durch seine mittlere Pfostenreihe unter dem Dachfirst Er war also noch nicht dreischiffig sondern vierschiffig Zunachst wurde das Vieh uber Nacht in Hurden Pferchen verwahrt Mit dem Ubergang der Landwirtschaft zu Dauerfeldern wurde das Vieh mit ins Haus genommen das dadurch zum Wohnstallhaus wurde Spater wurde die mittlere Pfostenreihe weggelassen was einen Wechsel vom Pfettendach zum Sparrendach bzw Kehlbalkendach veranlasste Diese dreischiffigen Langhauser oft dreischiffigen Wohnstallhauser des Vormittelalters waren in fast ganz Nordwesteuropa verbreitet Ihre Dachkonstruktion ruhte nach wie vor auf in die Erde gegrabenen Pfosten und war daher nicht sehr dauerhaft und wenig tragfahig Darum hatten diese Hauser zwar schon ein Sparren dach aber noch keinen Dachboden zum Lagern der Ernte Die Aussenwande bestanden nur aus Flechtwerk Bei Hausern des Adels wurden schon in der Karolingerzeit die tragenden Holzstutzen auf Fundamente aus Holz oder Stein gestellt Diese Stander genannten Stutzen sind im Gegensatz zu Pfosten hoch belastbar und halten mehrere hundert Jahre Fur Bauernhauser wurden in Norddeutschland erst ab dem 13 Jahrhundert Stander verwandt Damit konnten die Hauser auch einen belastbaren Dachboden bekommen Im 15 und 16 Jahrhundert wurde die Technik des Fachwerkbaus weiter perfektioniert Verbreitung Bearbeiten nbsp Rundlingsdorfer im Wendland bestehen aus kreisformig angeordneten Hallenhausern hier in SchreyahnDas Hallenhaus hat ein Verbreitungsgebiet das sich auf fast 1000 km Lange erstreckt und grob dem ursprunglichen niederdeutschen Sprachraum entspricht Im Westen reicht es noch ein Stuck in die Niederlande hinein wobei die dort ubliche geringere Hohe von Giebel und Dachboden weniger Lagerflache bietet und so die zeitigere Entwicklung von der Selbstversorgung zur Marktorientierung widerspiegelt Vom Niederrhein bis ins westliche Mecklenburg ist das Hallenhaus der dominierende Haustyp Weiter ostlich kommt es zwar bis an die Danziger Bucht vor aber landschaftspragend waren oder sind dort eher Gutshauser und Landarbeiterunterkunfte In Schleswig Holstein findet man es im Wesentlichen sudlich der Eider der einstigen Grenze Danemarks Im nordlichen Sauerland und im Weserbergland gibt es weniger eine scharfe Grenze als eine zunehmende Abweichung vom Grundschema durch Verkleinerung der Grundflache in abschussigem Gelande In Sudniedersachsen reichen hessische Vierseithofe bis weit ins niederdeutsche Sprachgebiet In Ostniedersachsen ist die Verbreitung von Niedersachsenhausern und Vierkanthofen mosaikartig verschachtelt In Sachsen Anhalt gibt es in der Magdeburger Borde keine in der Altmark nur wenige Hallenhauser Das Haus ist vertreten in den Landschaften Rheinland Westfalen Nordhessen Niedersachsen Holstein Prignitz Altmark Mecklenburg PommernDamit findet sich der Typ des Hallenhauses auch im ungefahren Siedlungsbereich des germanischen Stammes der Sachsen Dies fuhrte zum volkstumlichen Namen Niedersachsenhaus Die Namensgebung fusst auf dem alt sachsischen Kulturraum in Niederdeutschland Regionale Auspragungen Bearbeiten nbsp Rieckhaus von 1533 in Hamburg Curslack nbsp Kreuzhaus in Seestermuhe Kreis Pinneberg nbsp Zwei silberne Hallenhauser im Wappen von Hambuhren im Landkreis CelleInnerhalb Norddeutschlands weisen Hallenhauser zahlreiche regionale Ausformungen auf wie beispielsweise in den Vier und Marschlanden bei Hamburg und im Alten Land bei Stade Dabei ist der strassenseitige Giebel steil in buntem Ziegelmauerwerk gebaut und kragt oft vor Zusatzlich verzierte man seit den Grunderjahren ab 1871 die Hauserfassaden mit Formenschmuck aus dem Klassizismus und der Renaissance Giebelbau und schmuck sind auf die Nahe zum stadtischen Hamburg zuruckzufuhren In den rechtselbischen Marschen der Unterelbe findet man sogenannte Kreuzhauser Durch den Anbau von zwei Seitentrakten die quer zur Hauptrichtung des Hauses liegen entsteht ein t formiger Grundriss Die Linien der Firste bilden von oben gesehen ein Kreuz Eine weitere besonders eindrucksvolle regionale Ausformung des Hallenhauses findet sich im Artland bei Osnabruck Eine Sonderform des Hallenhauses ist das in der Regel mit massiven Umfassungsmauern errichtete Bauhaus das sich seit dem ausgehenden Mittelalter vorwiegend auf den Vorburgen westfalischer Wasserschlosser findet 6 Siehe auch Rieckhaus Benachbarte Bauernhaustypen Bearbeiten Sudlich angrenzend gibt es ausser Mehrseithofen den historischen Typ des Ernhauses auch als mitteldeutsches oder frankisches Haus bezeichnet Nordlicher Nachbar des Hallenhauses im unmittelbaren Nordseekustenraum war das Gulfhaus auch Ostfriesenhaus das in den Marschgebieten und spater auch im Bereich der Geest von Westflandern Friesland bis nach Schleswig Holstein dort als Haubarg verbreitet ist Es hatte im 16 Jahrhundert das Altfriesische Bauernhaus abgelost Weiterer nordlicher Nachbar im Schleswiger Raum ist das Geesthardenhaus das zudem in ganz Jutland vorkommt und daher auch kimbrisches Haus genannt wird Giebelstandige Wohndeelenhauser sind dem nordlichen Niedersachsen zuzuordnen traufenstandige Wohndeelenhauser dem sudlichen Niedersachsen Aufbau Bearbeiten nbsp Hallenhaus in Zeven Bruttendorf 1905 Gebaudelange Lange 27 m Breite 13 m Hohe 12 m Langsschnitt durch die Diele links Stall rechts Wohnbereich Querschnitt in Hohe des Flett der offenen Kuche nbsp Hof der Heidmark ein Zweistanderhaus von 1642 ehemals der Bookholts Hof aus der Osterheide nbsp Dreistander Hallenhaus in Streetz bei Dannenberg Elbe 1768 nbsp Forsthaus in Niedersachsen Vierstanderbau aus dem Jahr 1806Ausserliche Erkennungszeichen des Hallenhauses sind das grosse Einfahrtstor an der Giebelseite die Fachwerkbauweise und das weit heruntergezogene grossflachige Dach Ursprunglich war es reetgedeckt und daher stehen die letzten Vertreter mit dieser Dacheindeckung heute gewohnlich unter Denkmalschutz Das wesentlichste aber von aussen nicht erkennbare bauliche Merkmal des Haustyps ist die Holz Innenkonstruktion in Standerbauweise Dies ist der tragende Teil des gesamten Gebaudes Dabei wurde anfanglich mit dem sehr bestandigen Eichen holz ab dem 18 Jahrhundert auch mit geringerwertigem Kiefernholz gezimmert Zum Schutz vor Nasse ruht der Holzaufbau auf einem etwa 50 cm hohen Steinfundament oft aus Feldsteinen Die nichttragenden Aussenwande des Gebaudes sind in Fachwerk ausgefuhrt wobei dessen Zwischenraume Gefache ursprunglich mit einem Weidengeflecht sowie Lehm bewurf und spater mit Mauerwerk ausgefullt wurden In feuchten Moor und Marschgebieten wurde bei manchen Hausern die Wetterseite mit einer Ziegelmauer verblendet In Westfalen gibt es neben der ublichen Fachwerkbauweise auch Hallenhauser meist vom Vierstandertyp siehe unten deren Aussenwande aus Bruchstein ausgefuhrt sind Grundsatzlich unterscheidet man zwischen dem Zwei und dem Vierstanderhaus Als Ubergangsform gibt es noch das Dreistanderhaus Zweistanderhaus Bearbeiten Ursprunglich hatte das Hallenhaus die Auspragung als Zweistanderhaus Dabei sind zwei Standerreihen aufgestellt auf denen Deckenbalken ruhen Die Standerreihen sind der Lange nach im Haus angeordnet und bilden die fur den Haustyp charakteristische Diele Das Zweistanderhaus besitzt an den Seiten flachere durch Auflanger und Aufschieblinge Aufschieber gebildete Dachteile unter denen die Hiehle auch Hille liegt Diese seitlichen Raumerweiterungen auch Kubbung Niederlass Zuspang oder Abseite mit nicht tragenden Seitenwanden enthielten vor allem die Stalle sie gaben diesem Haustyp den Namen Kubbungshaus Damit wird auch der Dachboden nicht von den Aussenwanden getragen sondern nur von zwei Reihen von Standern die Teil der Deelenwande sind Dreistanderhaus Bearbeiten Daneben gibt es noch das Dreistanderhaus Dies ist eine asymmetrische Abweichung vom Zwei und Vierstanderhaus bei der sich der Dachfirst fast oberhalb einer der Deelenwande befindet Auf dieser Seite befindet sich die Dachtraufe oftmals in Hohe der Dielendecke wie beim Vierstanderhaus auf der anderen ist der untere Teil der Dachsparren angehangt wie beim Zweistanderhaus Manchmal ist der untere Teil des Daches beidseits angehangt Vierstanderhaus Bearbeiten Die Bauweise des Vierstanderhauses stellte eine komfortablere Weiterentwicklung des Zweistanderhauses dar und wurde von wohlhabenderen Bauern errichtet Die Konstruktion beruht auf vier Standerreihen in Langsrichtung von denen zwei Teil der Deelenwande sind zwei Teil der Aussenwande So haben die Aussenwande als Stutzwande tragende Funktion Bei den Hausern wohlhabender Bauern besteht auch eine deutlichere Trennung zwischen Wohnraumen und Stallungen nbsp Konstruktionsweise von dreischiffigen I Zwei II Drei und III Vierstanderhausern mit Kehlbalkendach Konstruktionselemente a Hauptstanderwerk b Nebenstanderwerk c Hauptbalkenlage d Hiehle Hille Speicherraum uber dem Stall e Sparren f Auflanger g AufschieblingDurchgangshaus Bearbeiten Neben dem normalen Grundriss gab es auch Hauser mit Dielen die an beiden Giebelwanden ein grosses Tor zum Durchfahren hatten In solchen Durchfahrtshausern waren zwangslaufig die Nebenraume anders verteilt Auch der Herd befand sich nicht an der sonst ublichen Stelle Besonders oft ist diese Abwandlung des Hallenhauses in Holstein und Mecklenburg Vorpommern zu finden vereinzelt auch in Westfalen Dachformen Bearbeiten In Westfalen haben fast alle Hauser ein Satteldach Im Sauerland in Teilen Niedersachsens und in Holstein gibt es daneben in Mecklenburg fast nur Hallenhauser mit Kruppelwalmdach Ein reines Walmdach ist selten Giebelformen Bearbeiten Aus der ursprunglichen Lokalisation des Wohnens in einem Teil der Diele Deele Deel erklart sich die Position in der das Hallenhaus prasentiert wird Die Wohnraume befinden sich nicht wie bei anderen Einhausern auf der Schauseite sondern an der Ruckseite Beim Hallenhaus bildet im grossten Teil des Verbreitungsgebietes die Giebelfront mit dem Dielentor die Schauseite Entsprechend sorgfaltig wurde der Grotdorgiebel Grosstorgiebel gestaltet Der Rahmen und vor allem der Torbalken der Grote Dor wurden mit Inschriften und Verzierungen versehen Das Giebelfeld daruber ist bei einfachen Hausern mit senkrechten Latten verschlossen bei besseren reicht das Fachwerk fast bis unter den First Steilgiebel Besonders im Alten Land bevorzugte man Geschossgiebel bei denen dieses Fachwerk stufenweise vorkragt Im Schaumburger Land und in der Gegend um Hannover ist bei vielen Hausern in den Giebel noch eine etwa 80 steile Dachschrage eingehangt Der ruckseitige Stubengiebel mit den Wohnstuben erfuhr nur in Ausnahmefallen eine besondere Gestaltung Beispielsweise wurde er in den Vierlanden zur Schauseite Aufteilung Bearbeiten nbsp Generalisierter Grundriss eines Zweistander Hallenhauses a Einfahrtstor b Seitentor c Feuerstelle d Diele e Flett f Stall g Stube h Futter i Gesinde k tragender HolzstanderIm 18 Jahrhundert erreichte das Hallenhaus Ausmasse von bis zu 50 m Lange und 15 m Breite Das Haus vereinigte in sich alle Funktionen des bauerlichen Lebens Auf diese Weise war fur den Bauern sein gesamtes Eigentum seine Familie und das Gesinde uberschaubar Diele Bearbeiten Wichtigster und grosster Raum des Hallenhauses ist die Diele Ublicherweise wird sie durch das grosse auch halbrunde Tor niederdeutsch Grote Dor Groot Dor Grotendor Westfalisch Niendoor an der Giebelseite betreten Das Tor diente auch als Einfahrt fur Erntewagen Danach steht man in der geraumigen Diele niederdeutsch Deele Del oder Halle daher auch die Bezeichnung Hallenhaus Die Diele ergibt sich aus dem Raum zwischen den beiden tragenden Holzstanderreihen Mit einem gestampften Lehmboden war sie der Wirtschafts und Arbeitsraum des Hauses Hier wurde die Ernte eingebracht und auf dem daruber liegenden Dachboden eingelagert In ihr konnten wettergeschutzt Tatigkeiten wie das Trocknen von Vorraten Brechen von Flachs Spinnen oder Dreschen von Getreide ausgeubt werden Auch wurden in der Diele Feiern abgehalten und die verstorbenen Familienangehorigen aufgebahrt Zu beiden Seiten lagen die halboffenen Stallungen Kubbungen fur das Vieh wie Pferde und Kuhe sowie Kammern fur Magde und Knechte Im Bereich des Einfahrtstores hatte das Federvieh seinen Platz am Rande der Diele Schweine waren schon von Anfang an wegen des Geruchs in einen separaten Schweinestall ausserhalb des Hauses verbannt Erst seit Wohn und Dielenbereich voneinander getrennt waren konnte man dort auch Schweine antreffen Die Diele ging ohne Trennung in den offenen Wohn und Kuchenbereich uber das Flett Kuche Flett Bearbeiten nbsp Offene Feuerstelle Bomann Museum Celle nbsp Gemalde von Hermann Daur 1902 Frelsdorf Inneres eines niedersachsischen BauernhausesUrsprunglich lag im hinteren Hausbereich am Ende der Diele das Flett von mittelniederdeutsch vlet vlete Boden eine offene Wohnkuche die die gesamte Hausbreite einnahm Die etwa 1 5 m grosse offene Feuerstelle befand sich mitten im Flett und war mit Feldsteinen eingefasst Sie war kein Herd wie in anderen Gegenden Viele Arten des Garens waren unter dieser Bedingung nicht moglich Die Topfe mussten hoch genug sein Kochkessel wurden mit Kesselhaken am uber dem Feuer hangenden Rahmen aufgehangt einer oft mit Pferdekopfen verzierten Holzkonstruktion Grapen mit Standbeinen versehene Kochtopfe meist aus Eisen konnten direkt in die Glut gestellt werden Nachts wurde ein Eisengitter uber das Herdfeuer gestulpt um zu verhindern dass Tiere vor allem Katzen sich am Feuer ansteckten und dann brennend und in Panik das sich oben auf dem Balken befindliche Heu und Stroh anzundeten Wohlhabende hatten statt des holzernen Rahmens einen gemauerten Schwibbogen Der Rauch entwich durch eine Dachoffnung am Giebel das Ulenlock plattdeutsch hochdeutsch Eulenloch Wegen der anfanglich offenen Feuerstelle im Inneren galt so ein Rauchhaus bei den fruhen Feuerversicherungen als besonders brandgefahrdet Das Feuer heizte in geringem Masse auch Stall und Wohnraume des Hallenhauses Auf diese Weise wurde die auf dem Dachboden gelagerte Ernte getrocknet und durch den Rauch vor Ungeziefer geschutzt Wenn sich die Bauernfamilie samt Gesinde zu den Mahlzeiten versammelte waren die besten Platze die zwischen Feuer und Kammern Durch die fehlende Abgrenzung zu Deele und Dachboden lag die Temperatur im Flett im Winter nicht uber 12 C Eine spatere Entwicklung war der Rauchabzug durch einen Kamin Noch spater hatte man einen richtigen Herd mit gemauertem Schornstein So wurde das Kochen erleichtert und das Haus rauchfrei Dagegen war der Herd kaum noch Lichtquelle und die Warmeausbeute fur die Hausheizung verschlechterte sich Eine der grosseren Kammern wurde dann zur Stube ausgebaut deren separater Ofen von der Deele aus beheizt wurde Als sich im 19 Jahrhundert die Raumaufteilung des Hauses grundlegend anderte entstand im hinteren Wohnbereich des Hauses eine separate Kuche Funktionell war so aus dem uberwiegend langs gegliederten ein quergeteiltes Haus geworden Wohnen Bearbeiten nbsp Kammer mit Alkoven SchrankbettUrsprunglich gab es nur offene Wohnstatten im hinteren Bereich des Hauses zu beiden Seiten der Feuerstelle Dort befanden sich Tische Stuhle und Schrankbetten Alkoven wobei der Kontakt zum Vieh unmittelbar war Erst als nach dem Dreissigjahrigen Krieg das Bedurfnis nach Wohnkomfort zunahm wurden im hinteren Hausbereich im Flett Erweiterungen angebaut Der Name Kammerfach steht fur den Wohnbereich des Hauses der 2 Gefache also bis zu 6 Meter breit war Eine spatere bauliche Anderung war die Einfugung eines Kellers unter dem Kammerfach der aber nicht tief war Dadurch erhohte sich dieser Hausbereich gegenuber der Hausdiele podestartig und bildete bei den grosseren Vierstanderhausern im Inneren teilweise eine Galerie Verzierungen Bearbeiten Hauptartikel Pferdekopfe Giebelschmuck Der augenfalligste Schmuck des ansonsten nuchternen Hallenhauses befindet sich an den Giebelspitzen und besteht aus geschnitzten Holzbrettern die stilisierte Pferdekopfe darstellen Die Bretter haben aber auch konstruktive Eigenschaften da sie die Dachkante gegen Wind schutzen Die Verwendung von Pferdekopfen wird so gedeutet dass sie auf das Sachsenross als Stammeszeichen der Sachsen zuruckzufuhren sind Ihre Verbreitung als Firstspitzen spiegelt sich auch im Wappen einiger norddeutscher Gemeinden wider In einigen Gegenden z B im hannoverschen Wendland tragt die Giebelspitze stattdessen oft einen kunstvoll gedrechselten Pfahl den Wendenknuppel nbsp Gezeichneter Giebelschmuck 1901 nbsp Giebelschmuck 2006 nbsp Pferdekopfe im Wappen von Buchholz in der Nordheide nbsp Wappen von Spornitz in Mecklenburg Vorpommern nbsp Mit Morgenstern und Lilie verzierter Wendenknuppel in Teschendorf 1901 Weitere Verzierungen oder Hausspruche finden sich regelmassig als Hausinschriften uber dem Eingangstor Der Hauptbalken gibt dabei den Namen der Erbauer das Baujahr sowie oft einen Bauspruch oder eine Spruchinschrift wieder Gelegentlich sind im Fachwerk des vorderen Giebels bescheidene Verzierungen zu finden Sie werden durch ein Ziegelsteinmuster in den Gefachen gebildet und stellen beispielsweise Windmuhlen oder Baume als geometrische Figuren dar Im Ravensberger Land wurden Verzierungen mit Engeln links und rechts am Torbogen zu Beginn des 19 Jahrhunderts popular sie werden deswegen auch Engelshofe genannt nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Torbalken an Hallenhausern mit Hausinschriften und Erbauerangaben in der Wedemark nordlich von HannoverVerdrangung durch andere Bauwerke BearbeitenEnde des 19 Jahrhunderts galt der Haustyp als nicht mehr zeitgemass Was einst als sein grosser Vorteil galt namlich alles unter einem Dach zu haben trug nun zu seinem Niedergang bei Gestiegene Wohnanspruche fuhrten dazu dass die Geruche und Ausdunstungen der Tiere sowie des Mistes zunehmend als unhygienisch betrachtet wurden Daruber hinaus waren den Bewohnern die Wohnraume zu eng geworden Auch erforderten hohere Ernteertrage und Landmaschinen in der Grunderzeit den Bau von moderneren Gebauden Die alten Stallbuchten sind fur heutige Kuhe zu klein Seit Mitte des 19 Jahrhunderts wurden immer weniger Gebaude dieses Typs errichtet die vorhandenen wurden teilweise durch Umbau den neuen Bedurfnissen angepasst Oft wurden die alten Gebaude jedoch abgerissen um Neubauten Platz zu machen Im ursprunglichen Verbreitungsgebiet des Hallenhauses setzte sich somit vermehrt der Typ des Ernhauses durch dessen Charakteristikum die Trennung von Wohn und Stallgebauden ist Siehe auch Rubenburg Fruhe Dokumentation BearbeitenHeimatforscher beschrieben schon Anfang des 20 Jahrhunderts den Niedergang des Haustyps so Die Gegenwart raumt grausam und unerbittlich mit diesen Resten alter Kultur auf Werner Lindner 1912 Angesichts des drohenden kulturhistorischen Verlustes fuhrten sie eine Bestandsaufnahme durch die in umfangreich bebilderten Buchern s u Literatur dokumentiert ist Der Autor und Bauernhausforscher Willi Pessler legte um 1900 zur Erkundung der geographischen Verbreitung des Hallenhauses von ihm als altsachsisches Bauernhaus bezeichnet mehrere tausend Kilometer zu Fuss per Bahn und auf dem Fahrrad zuruck Diese fruhen Studien sind aber mit Vorsicht zu geniessen denn die Verfasser meinten in der Bauweise einen Ausdruck deutscher Stammeskunde zu erkennen Dabei vermischten sie heute nicht mehr haltbare volkskundliche linguistische und biologische Thesen miteinander In ihren Werken klingt stellenweise eine Vorwegnahme der Blut und Boden Ideologie der Nationalsozialisten an Die Sachsen sind vor den anderen deutschen Volksstammen durch reineren germanischen Menschentypus urwuchsigeren Baustil gekennzeichnet Willi Pessler 1906 Heutige Situation BearbeitenDas Hallenhaus ist heute noch zahlreich im landlichen Raum vertreten Die bestehenden Gebaude erfuhren aber meist im Laufe der Jahrhunderte durch Umbauten Veranderungen In der ursprunglichen Form erhaltene Hauser sind vor allem in Freilichtmuseen zu finden wie dem westfalischen Freilichtmuseum Detmold und dem Museumsdorf Cloppenburg Fur Schleswig Holstein ist das Schleswig Holsteinische Freilichtmuseum in Kiel Molfsee mit seiner grossen Sammlung von Hallenhausern und seinen Nachbarn das wichtigste Mehrere dieser Bauten beherbergen auch das Freilichtmuseum am Kiekeberg und das Museumsdorf Volksdorf in Hamburg Beispiele aus dem ostlichen Bereich des Hallenhausgebiets finden sich im Freilichtmuseum Schwerin Muess und im Freilichtmuseum Klockenhagen im Landkreis Vorpommern Rugen Ende des 20 Jahrhunderts erlangten alte Fachwerkhauser und damit auch das Hallenhaus eine erneute Wertschatzung Im Zuge einer Ruckbesinnung auf die Vergangenheit wurden viele Gebaude restauriert und zu Wohnzwecken wieder hergerichtet In verschiedenen Stadten und Gemeinden z B Wolfsburg Kastorf Isernhagen und Dinklage entstanden ab den 1990er Jahren neue Fachwerkhaus Siedlungen deren Architektur sich an die historischen Hallenhauser anlehnt nbsp Dat ole Huus in Wilsede von etwa 1540 nbsp Hallenhaus in Isernhagen heute Nordhannoversches Bauernhausmuseum nbsp Modernes Wohnhaus als Hallenhaus Nachbau nbsp Hallenhaus als Kirche in Deutsch Evern Martinuskirche nbsp Unsaniertes Bauern haus in Wiendorf nbsp Scheune in Borgerende Rethwisch nbsp Bauernhaus in Pepelow Am SalzhaffSiehe auch DielenhausLiteratur BearbeitenRichard Andree Braunschweiger Volkskunde Braunschweig 1901 Karl Baumgarten Das deutsche Bauernhaus eine Einfuhrung in seine Geschichte vom 9 bis zum 19 Jh Berlin 1980 ISBN 3 529 02652 2 Karl Baumgarten Das Bauernhaus in Mecklenburg Akademie Verlag Berlin 1965 1970 Neuaufl u d Titel Hallenhauser in Mecklenburg Karl Baumgarten Landschaft und Bauernhaus in Mecklenburg Berlin 1995 ISBN 3 345 00051 2 Konrad Bedal Landliche Standerbauten des 15 bis 17 Jahrhunderts in Holstein und im sudlichen Schleswig Wachholtz Neumunster 1977 ISBN 3 529 02450 3 Frank Braun Manfred Schenkenberg Landliche Fachwerkbauten des 17 bis 19 Jahrhunderts im Kreis Herzogtum Lauenburg Wachholtz Neumunster 2001 ISBN 3 529 02597 6 Carl Ingwer Johannsen Das Niederdeutsche Hallenhaus und seine Nebengebaude im Landkreis Luchow Dannenberg Dissertation Braunschweig 1973 Horst Lehrke Das niedersachsische Bauernhaus in Waldeck Beitrage zur Volkskunde Hessens Band 8 2 Auflage Marburg 1967 Werner Lindner Das niedersachsische Bauernhaus Hannover 1912 Willi Pessler Das altsachsische Bauernhaus Braunschweig 1906 Heinz Riepshoff Das Bauernhaus vom 16 Jahrhundert bis 1955 in den Grafschaften Hoya und Diepholz Hrsg Interessengemeinschaft Bauernhaus e V IGB und Landschaftsverband Weser Hunte e V o O 2016 ISBN 978 3 9815353 2 7 589 S mit zahlr Abb Josef Schepers Haus und Hof westfalischer Bauern 7 neubearb Auflage Munster 1994 Klaus Thiede Bauernhauser in Schleswig Holstein Heide i H 1958 Lutz Volmer Von der westfalischen landlichen Bauart Hausbau in Ravensberg zwischen 1700 und 1870 Klartext Verlag Essen 2011 ISBN 978 3 8375 0368 5Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hallenhaus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bauernhauser in Niedersachsen Schwerpunkt Fachhallenhaus mit Verbreitungskarte Fotos Skizzen Gebaudebeschreibung durch Museumsdorf Cloppenburg Gebaudegrundriss bei Fachwerk Lehmbau de Fachwerk und Fachhallenhauser im Alten Land Stade Hallenhaus Beschreibung bei Rundlingsdorfer im WendlandEinzelnachweise Bearbeiten Heinrich Stiewe In grossen Hutten die man Hauser nennt In Lippischer Heimatbund e V und Landesverband Lippe Hrsg Heimatland Lippe Zeitschrift des Lippischer Heimatbundes e V und des Landesverband Lippe ISSN 0017 9787 Nr 04 Lippischer Zeitungsverlag Giesdorf Detmold 2023 S 14 f Aus Heinrich Stiewe In grossen Hutten die man Hauser nennt In Lippischer Heimatbund e V und Landesverband Lippe Hrsg Heimatland Lippe Zeitschrift des Lippischer Heimatbundes e V und des Landesverband Lippe ISSN 0017 9787 Nr 04 Lippischer Zeitungsverlag Giesdorf Detmold 2023 S 14 f Hagenend 3 Encyclopedie Drenthe Online niederlandisch Sijo Dijkstra Verborgen Hout De geschiedenis van de boerderij Hagenend 3 te Anderen en zijn bewoners Stiftung Drents Plateau Assen 2008 Eeuwenoude boerderij afgebrand NOS 25 August 2011 niederlandisch Karl Eugen Mummenhoff Die Profanbaukunst im Oberstift Munster von 1450 bis 1650 Westfalen Sonderheft 15 Aschendorff Munster 1961 S 28 Karte mit allen verlinkten Seiten OSM WikiMap nbsp Dieser Artikel wurde am 13 Marz 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4126144 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hallenhaus amp oldid 236095988