Der Begriff Artland hat, bezogen auf den Raum im Umfeld der Stadt Quakenbrück im niedersächsischen Landkreis Osnabrück, mehrere Bedeutungen.
Bedeutungen Bearbeiten
- Der Begriff Artland steht für die Samtgemeinde Artland (siehe dort).
- Er bezieht sich auf die 180 km² große Landschaft Artland im Landkreis Osnabrück, die aus der Samtgemeinde Artland und der Gemeinde Gehrde besteht.
- Die Erlebnisregion Artland besteht aus den Samtgemeinden Artland, Bersenbrück und Fürstenau.
- Das großflächige zusammenhängende Landschaftsschutzgebiet „Bäche im Artland“ liegt auf dem Gebiet der Samtgemeinden Artland und Bersenbrück sowie der Gemeinde Merzen in der Samtgemeinde Neuenkirchen.
- Seit 2010 bezeichnet der Landkreis Osnabrück für touristische Zwecke die Samtgemeinden Artland, Bersenbrück und Neuenkirchen (Letzteres vollständig) als „Artland“.
- „Artland“ ist ein Synonym für den Naturraum Quakenbrücker Becken, ein eiszeitliches Zungenbecken, das vom Bersenbrück-Dammer Endmoränenbogen mit den Endmoränen der Ankumer Höhe im Südwesten und der Dammer Berge im Osten und Südosten sowie ihren abdachenden Sandern eingerahmt wird. In dieser nördlich von Bramsche beginnenden physischen Landschaft liegen auch Dinklage und Teile der Nachbarorte Lohne, Vechta und Bakum im sich östlich an den Landkreis Osnabrück anschließenden Landkreis Vechta sowie das Land an der Hase im Süden des Landkreises Cloppenburg und der äußerste Osten des Landkreises Emsland. Diejenigen soeben genannten Gebiete, die heute außerhalb des Landkreises Osnabrück liegen, gehörten bis 1803 zum Niederstift Münster.
Das Artland war nie eine politische Einheit; seine Kirchspiele gehörten nicht einmal denselben Ämtern des Hochstifts Osnabrück an. Vielmehr führten wirtschaftliche, kulturelle und verwandtschaftliche Bindungen zum Artland als einer Einheit. In der dünn besiedelten Region dominieren heute zwischen Wiesen, Äckern, den für norddeutsche Geestlandschaften typischen Wallhecken, Feldgehölzen und Wäldchen mehr als 700, oft denkmalgeschützte, Fachwerkhöfe in Einzellagen.
Die Bezeichnung Artland für diesen Landstrich ist erstmals für das Jahr 1309 belegt.
Naturräumliche Gliederung Bearbeiten
Naturräumlich gliedert sich das Quakenbrücker Becken wie folgt:
- (zu 58 Dümmer-Geestniederung)
- (zu 585 Bersenbrücker Land)
- 585.1 Quakenbrücker Becken
- 585.10 Artland
- 585.11 Ehrener Feld (im äußersten Nordwesten, westlich Hahlens)
- 585.12 Bottorfer Mark (im westlichen Norden, nördlich von Menslage und Bottorf)
- 585.13 Wulfenauer Mark (im Norden, bei Wulfenau)
- 585.14 Vechtaer Mark (im äußersten Nordosten, westlich der Linie Vechta–Lohne)
- 585.15 Hase-Niederung (nördliches Randtal, Westteil an der Hase bei Löningen)
- 585.16 Fladder-Niederung (nördliches Randtal, Ostteil beiderseits des Fladderkanals zwischen Essen (Oldenburg) und Vechta)
- 585.1 Quakenbrücker Becken
- (zu 585 Bersenbrücker Land)
Diese Zungenbeckenlandschaft wird nach Südwesten und Südosten bis Osten vom Bersenbrück-Dammer Endmoränenbogen (585.0) mit den Endmoränen Ankumer Höhe (585,00) und Dammer Berge (585.03) sowie ihren abdachenden Sandern eingerahmt, die der äußerste Süden des Artlandes am Tal der Hase bei Bersenbrück allerdings in zwei einander nicht berührende Bögen trennt. Die nördlichen Randtäler des Beckens grenzen unmittelbar an Teile der Cloppenburger Geest (593), Ems-Hunte-Geest (59). Südwestlich des Ehrener Feldes ist die schmale Nahtstelle zur westlichen Nachbarhaupteinheit Lingener Land (586).
Geschichte Bearbeiten
Die Hase im nördlichen Osnabrücker Land verzweigt sich in viele Arme und bildet ein Binnendelta, ein Relikt der letzten Eiszeit vor ca. 180.000 Jahren. Durch die Eiszeitgletscher wurden die Dammer Berge und Ankumer Berge aufgeschoben. Nachdem das Eis geschmolzen war, blieb zunächst eine tiefe Mulde zurück, es entstand im heutigen Artland ein großer Binnensee, teils bis zu 60 m tief, der später durch Schwemmsande teilweise wieder aufgefüllt wurde. Aufgrund der Temperaturänderungen verlandete der See immer mehr. Es bildete sich eine Sumpflandschaft, durch die sich die Hase mit zahlreichen Armen schlängelte und sich dabei auch häufig neue Wege suchte. Die in der Eiszeit geformte Urlandschaft des Hasetals hat im Verlaufe der Jahrtausende ihr Gesicht auch ohne Eingriffe durch den Menschen ständig verändert.
Die so entstandenen Flächen ermöglichen eine ertragreiche Landwirtschaft, die über Jahrhunderte hinweg die bis heutige, bäuerlich geprägte Landschaft formte. Allerdings führten die häufigen Überflutungen der Gewässer im Quakenbrücker Becken vor Beginn der bis heute andauernden umfangreichen Wasserbaumaßnahmen immer wieder zu verheerenden Ernteausfällen und auch früher schon zu Schäden an Bauwerken. Die Bauwerksschäden fielen aufgrund der wachsenden Bevölkerung zusehends ins Gewicht, so dass im Laufe der Jahrhunderte die Motivation, Siedlungen (vor allem Quakenbrück, Essen und Löningen) vor Überschwemmungen zu schützen, zunahm.
Die erstmals im Jahre 1309 für diesen Landstrich auftauchende Bezeichnung Artland wurde im Lauf der Jahrhunderte in wechselndem Umfang verwendet, klare, dauerhafte Gebietsgrenzen gab es nie.
Voraussetzung für die wirtschaftliche Eigenständigkeit des Artlandes waren die zunächst uneingeschränkt als „gut“ bewerteten naturräumlichen Bedingungen und die damit sehr ertragreichen Böden im „Quakenbrücker Becken“. Die Hase sorgte durch ihr geringes Gefälle im Flachland unterhalb von Bersenbrück für die Ablagerung fruchtbarer Schwemmsande (angeschwemmter Sand) aus dem Osnabrücker Bergland, woraus sich ein sehr fruchtbarer Ackerboden entwickeln konnte. Die höher gelegenen Eschböden wurden mittels Plaggendüngung aufgewertet, die den fetten Wiesen entnommen wurden. Neben der im ganzen Osnabrücker Land bis zum Dreißigjährigen Krieg vorherrschenden Viehzucht wurde im Artland seit jeher Ackerbau betrieben, wobei neben Hafer und Roggen auch die anspruchsvollere und begehrtere Gerste angebaut werden konnte. Heutzutage jedoch überwiegt der Anbau von Maiskulturen, wie auch in der restlichen Weser-Ems Region. Dieser ertragreiche Ackerboden, der im Unterschied zu dem oftmals an Getreidemangel leidenden übrigen Osnabrücker Land stand, führte in der „Kornkammer des Hochstifts Osnabrück“ zur Herausbildung einer wohlhabenden ländlichen Oberschicht mit zahlreichen Einzelhofanlagen, wodurch zusammen mit Hecken, Wäldchen und Hofeichenkämpen eine parkartige Landschaft entstand.
Die 1972 gegründete Samtgemeinde Artland umfasst mit Quakenbrück, Menslage und Badbergen nur einen Teil des ursprünglichen Kernlandes, zu dem auch Gehrde gehört, das wie Menslage, Quakenbrück und Badbergen von der fruchtbaren Haseniederung profitierte. Nortrup zählt hingegen nicht zum Artländer Kernland. Es löste sich erst Anfang des 20. Jahrhunderts politisch und kirchlich von Ankum, wo 1908 die erste katholische Pfarrei gegründet wurde. Auch Ankum wird oft zum Artland gezählt (Artländer Dom), der Ort war jedoch jahrhundertelang Mittelpunkt des Farngaus, zu dem auch Nortrup gehörte.
Name Bearbeiten
Die Herkunft der Bezeichnung Artland ist umstritten. Zum einen war artland, wie aus einer Vielzahl von alten Schriften ersichtlich, allgemein die Bezeichnung für „Ackerland“ beziehungsweise allgemein fruchtbares Land und leitete sich vom althochdeutschen ard/art oder ord/ort bzw. dem lateinischen arare für „pflügen“ ab. Diese allgemeine Bezeichnung könnte sich als Name speziell für diesen aufgrund häufiger Überschwemmungen des Hase-Binnendeltas im Gegensatz zu den angrenzenden Gebieten auffallend fruchtbaren Landstrich herausgebildet haben, zumal die ersten Siedler Ortland hießen, ein Name, der bis heute im Artland oft vorkommt.
Eine andere Auslegung vermutet einen Zusammenhang mit dem Altgermanischen orte, das Siedlungsplätze und Landzungen bezeichnete und hier als eine in die Niederung vorgeschobene Siedlung zu verstehen wäre.
Letztlich wird auch darüber spekuliert, ob der Name etwas mit dem plattdeutschen aort zu tun hat (Ortstein oder Raseneisenstein als feste Bodenschicht war in dem Gebiet vorhanden).
Frühe Reiseberichte Bearbeiten
1800 bereiste der Prediger Johann Gottfried Hoche (1762–1836) aus Gröningen bei Halberstadt das Artland und berichtete:
Kulturlandschaftsraum Bearbeiten
Der Kulturlandschaftsraum Bersenbrücker Land mit Artland umfasst ein 950 km² großes Gebiet. Diese Zuordnung zu den Kulturlandschaften in Niedersachsen hat der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) 2018 getroffen. Ein besonderer, rechtlich verbindlicher Schutzstatus ist mit der Klassifizierung nicht verbunden.
Tourismus Bearbeiten
Erst ab den 1990er Jahren setzte Werbung für die Eigenheiten von Landschaft und Kultur des Artlandes langsam ein. Zur Förderung von Wirtschaft und Tourismus der Region wurden die Wirtschaftsagentur Artland (WAAL) und darüber hinaus die ARTour (Artland Touristik) gegründet. Im Oktober 2019 wurde der Aufgabenbereich der WAAL auf die Tourismusförderung beschränkt. Um dies zu verdeutlichen, wurde die Agentur in „Tourismus Marketing Artland (TMA)“ umbenannt.
Kulturschatz Artland Bearbeiten
Der Flyer für die Veranstaltung Kulturschatz Artland live für das Jahr 2023 listet unter der Überschrift „Kulturschatz Artland live“ die am Tag des offenen Denkmals 2023 teilnehmenden „Baudenkmäler, Höfe und Gastronomie in Quakenbrück, Badbergen, Menslage, Nortrup und Gehrde“ auf. Die teilnehmenden Einrichtungen können alljährlich am zweiten Sonntag im September vom Publikum besichtigt werden; die meisten von ihnen sind in der Regel zu anderen Zeiten des Jahres nicht öffentlich zugänglich.
Durch die drei Begriffe „Baudenkmäler“, „Höfe“ und „Gastronomie“ wird deutlich, dass nicht nur Interessenten für Jahrhunderte alte Fachwerkhöfe zu der Veranstaltung eingeladen werden sollen und dass „Artland“ im Sinne der zweiten Definition im Abschnitt „Bedeutungen“ verstanden werden soll. Eine Übersichtskarte der Teilnehmer am Tag des offenen Denkmals im Jahr 2023 zeigt 22 Objekte im Einzugsgebiet des „Kulturschatzes Artland“ an, davon 20 in der Samtgemeinde Artland und zwei in der Gemeinde Gehrde. Die Veranstaltung zieht im Artland mittlerweile mehr als 10.000 Besucher an.
Die „Tourismus Marketing Artland (TMA)“ begrüßt Online potenzielle Besucher „in der Burgmann- und Hansestadt Quakenbrück und im Kulturschatz Artland“ willkommen.“
Inhaltliche Begriffsbestimmung Bearbeiten
Der Kulturschatz im Artland besteht im Kern aus einer großen Zahl Jahrhundert alte[r] Fachwerkhöfe und deren Innenausstattung, die als kulturhistorisch besonders wertvoll bewertet werden. Mehr als hundert Eindachhöfe (Niedersachsenhäuser) stehen unter Denkmalschutz. Es gibt auf dem Gebiet des Kulturschatzes Artland gegenwärtig 600 komplette Bauernhof-Fachwerkanlagen des 16.–19. Jahrhunderts. Damit verfügt das Artland über eine europaweit einmalige Dichte an sehenswerter ländlicher Baukultur.
Inwieweit bei der Festlegung der Grenzen des Gebiets des Kulturschatzes Artland auch an denkmalgeschützte Fachwerkhäuser gedacht wurde, die für die Stadtbevölkerung von Quakenbrück errichtet wurde, ist unklar. So dienten die in der Stadt Quakenbrück erbauten, teilweise über 500 Jahre alten und dadurch ebenfalls kulturhistorisch wertvollen Fachwerkhäuser in der Stadt Quakenbrück zumeist von Anfang an nicht dazu, landwirtschaftliche Betriebe zu beherbergen.
Merkmale der Artländer Bauernhofkultur Bearbeiten
Die Fachwerkhöfe weisen eine besondere Architektur auf, die sich deutlich von anderen Fachwerkstilen unterscheidet. Türen und Tore der Gebäude sind häufig von prächtigen Halbrosetten gekrönt. Rosetten finden sich auch auf den verzierten Artländer Möbeln, wobei die reich gestalteten Schauseiten von Eichenholzmöbeln, zum Beispiel Stollen- oder Kastentruhen – mehrheitlich Braut-Truhen auffällig sind. Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts erscheint auf diesen als einziges Ornament der Sechsstern, während die älteste datierte Stellentruhe mit geschnitzten Rosetten aus dem Jahr 1656 datiert, wobei es sich um einen nahtlosen Übergang gehandelt haben dürfte. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts erscheint ein Motiv, das für die Arländer Möbelkultur zur Leitfunktion wurde: die Wellenranke mit Drachenkopf, die auf Stollentruhen ausschließlich in Flachschnitzerei vorkommt.
Die Wellenranken-Drachenkopf-Ornamente stammen aus Musterbüchern des 16. Jahrhunderts von Ornamentstechern, wie Cornelis Floris und Vredeman de Vries, die auch den Beschlagwerkstil der Weserrenaissance prägten und deren Ornamente sich an Fassaden von Schlössern und Bürgerhäusern im Weserraum und darüber hinaus in weiten Teilen Niedersachsens und Westfalens finden. Von diesen Zierformen bezog auch die volkstümliche Kunst Anregungen. Hierbei bietet das um 1572 entstandene Kirchen- und Chorgestühl der St. Sylvesterkirche in Quakenbrück eines der markantesten Beispiele. Ein Vergleich der Dekorformen in der Sylvesterkirche und auf Artländer Möbeln zeigt, dass eine Reihe von Motiven und Anordnungen ohne wesentliche Abänderung übernommen wurde.
Nach den Untersuchungen der Gruppe um Helmut Ottenjann und das Museumsdorf Cloppenburg erscheint das Wellenranken-Drachenkopf-Ornament erstmals 1602 auf einem Möbelstück aus dem Kirchspiel Badbergen, findet allgemeine Verbreitung jedoch erst ab 1660 und wird bis zum Ende des 18. Jahrhunderts beibehalten.
Vermarktung des Kulturschatzes Bearbeiten
Seit 1993 öffnen viele Baudenkmale im Artland Tore und Türen, um ihren „Kulturschatz“ der Öffentlichkeit zu zeigen. In diesem Jahr wurde die Deutsche Stiftung Denkmalschutz gegründet, die u. a. für die Organisation der Tage des offenen Denkmals zuständig ist.
Der Landkreis Osnabrück setzte in Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz das Projekt Kulturschatz Artland auf, „um die bedeutende Bausubstanz der Region zu erhalten“.
Unterstützung durch ähnliche Initiativen Bearbeiten
Nicht verwechselt werden sollte der Begriff „Kulturschatz Artland“ mit dem Begriff „Stiftung Kulturschatz Bauernhof“. Diese Stiftung wurde 1998 von Helmut Ottenjann, dem damaligen Leiter des Museumsdorfs Cloppenburg, gegründet. Ottenjanns Bestreben, etwas gegen den Verlust des alten Kulturgutes zu unternehmen, bezieht sich auf den gesamten ehemaligen niedersächsischen Regierungsbezirk Weser-Ems. Von Bedeutung für das Projekt „Kulturschatz Artland“ ist die Stiftung Kulturschatz Bauernhof insofern, als der 2004 von der Stiftung gegründete „Monumentendienst“ seitdem als Pflege- und Wartungsdienst vor allem in der präventiven Denkmalpflege der Vielzahl an erhaltenen Gebäuden zum Einsatz kommt, auch im Artland.
Staatliche Förderprogramme Bearbeiten
Im Rahmen des Programms „PROLAND“ hat das Land Niedersachsen in den Jahren 2000–2006 das Projekt „Zukunftsmodell Historisches Erbe – Dorferneuerungsverbundplanung Artland“ gefördert. Da der Strukturwandel in der Landwirtschaft die bäuerliche Kulturlandschaft Artland bedroht, hat sich in den vier Gemeinden des Artlands (im Sinne der Definition 5. im Abschnitt „Bedeutung“) eine Bürgerinitiative gebildet, die sich dem Problem der leer stehenden Bausubstanz in den Hofanlagen stellt. Ein Erhalt des kulturhistorischen Erbes ist nur über eine nachhaltige wirtschaftliche Nutzung der ländlichen Hofimmobilien möglich. Neben der Sicherung bisheriger landwirtschaftlicher Nutzung sollen im Rahmen der Dorferneuerungsverbundplanung Artland „Neue Wege für alte Höfe“ gesucht, gefunden und aufgezeigt werden.
Geplanter Welterbestatus des Kulturschatzes Bearbeiten
Im Jahr 1984 wurde die „Artland Landscape Osnabruck“ in die Tentativliste der UNESCO als Kandidatin für die Aufnahme in die Menge der Welterbestätten in Deutschland aufgenommen. Im Jahr 1993 wurde der Antrag zurückgezogen.
Harald Plachter, Alexandra Kruse und Helmut Kruckenberg stellten in einem Gutachten für das [[Bundesamt für Naturschutz fest: „Es fehlen [in der UNESCO-Liste der Welterbestätten] zum Beispiel Stätten oder Landschaften, die die bäuerliche Kultur oder traditionelle Handwerkskulturen widerspiegeln. […] Wie jeder weiß, leistet die Landwirtschaft seit langem auch außergewöhnliche kulturelle Beiträge für die Menschheit. Diese Leistungen werden aber nicht immer angemessen im öffentlichen Bewusstsein honoriert.“ Damit bewerten die Autoren im Nachhinein den Rückzug von der Tentativliste der UNESCO als Fehler.
Bei der Suche nach den Ursachen des Fehlschlags verweisen sie auf Helmut Ottenjann, den ehemaligen Leiter des Museumsdorfs Cloppenburg, der vermutete, es habe offensichtlich an einer unterstützenden Lobby gemangelt. Heinrich Böning, von 1977 bis 2015 Leiter des Stadtmuseums Quakenbrück, führt das Scheitern der Weltkulturerbe-Pläne darauf zurück, dass sich die Eigentümer der zu präsentierenden Fachwerk-Bauernhöfe mit Erfolg gegen die Pläne gewehrt hätten. In wiederum anderen Quellen wird darauf hingewiesen, dass die Bürger Quakenbrücks gegen die Aufnahme der Kulturschatzes Artland in die Liste der Weltkulturerbestätten gewesen seien.
Werbung (auch) für andere Sehenswürdigkeiten des Artlandes Bearbeiten
In Quakenbrück beginnt und endet die 142 km lange Ferienstraße namens Artland-Route.
Auf einer Website des Landkreises Osnabrück werden Radrouten in der Erlebnisregion Artland vorgestellt. Durch die Samtgemeinde Artland führt die Artland-Rad-Tour, durch die Gemeinde Gehrde die Artländer Fachwerkgiebelmeile sowie durch die übrigen Gemeinden der Samtgemeinde Bersenbrück die Bauernhof-Tour.
Bereits in älteren Versionen der Werbung für Fahrradtouren durch die Samtgemeinde Artland wurden die Giebeltour und die Kunsttour vorgestellt. Die Besonderheit der „Kunsttour“ besteht darin, dass an ihrem Rand zwölf Reproduktionen von Gemälden der Artländer Malerin Beate Kliche aufgestellt sind, die genau das abbilden, was der Betrachter an dem jeweiligen Standort in der realen Landschaft zur entsprechenden Jahreszeit sehen kann.
Vor allem an Gartenfreunde – auch an Motorisierte unter ihnen – richtet sich die Nortruper Gartentour. Alljährlich öffnen für diese im Juni Gärten in der Gemeinde Nortrup ihre Pforten.
Durch das Artland führt auch der Radfernweg Hasetaler Kunstroute. An der Abzweigung der Überfallhase beim ehemaligen Schützenhofwehr befindet sich die zweite Station der von Bersenbrück nach Meppen führenden Route, die Plastik „Flügel über dem Delta“ von Carola Wedell.
Öffentliche Planungen zum Tourismus werden seit 2019 vom „Tourismusverband Osnabrücker Land“ als ausführendem Organ einer von 16 „Marketingregionen für Wirtschaft, Gesellschaft und Landschaft“ in Niedersachsen (der Region „Osnabrücker Land“) koordiniert. „[U]nter der Dachmarke "Osnabrücker Land" [werden] Einzelaktionen gebündelt[,] und ein gemeinsames Marketing für die gesamte Destination Osnabrück (Stadt und Landkreis Osnabrück) [wird] betrieben.“ Dabei geht es insbesondere um Aktivitäten in den Teilregionen des Osnabrücker Landes. Dabei handelt es sich um die fünf Regionen „Nördliches Osnabrücker Land“ (zu dem das Artland gehört), „Wittlager Land“, „Melle“, „Südliches Osnabrücker Land“ und „Hufeisen“. Der letzte Begriff bezeichnet die Umlandgemeinden der Stadt Osnabrück, deren bis zur Gebietsreform 1972 gültigen Kreiszugehörigkeiten nicht berücksichtigt werden. Bis 2022 handelte es sich bei den genannten Regionen um „Integriertes ländliches Entwicklungskonzept-Regionen“. Wegen ihres Stadtcharakters gehörte die Stadt Osnabrück nicht zu diesen Regionen. Ab 2023 werden sie dem EU-Programm LEADER zugeordnet.
Ab 2023 erhalten alle LEADER-Regionen ein eigenes Finanzbudget. Die Samtgemeinde Artland bewertet diese Neuerung positiv, da sich die Region damit „– ergänzt durch Mittel von Bund, Ländern und Kommunen – zukunftsfähig aufstellen“ könne. Auf der Grundlage dieser Rahmenbedingungen entwickelte bis zum April 2022 die ILEK NOS ein „Regionales Entwicklungskonzept 2023–2027“. Dieses Konzept enthält auch Aussagen über „Fördertatbestände“. Der Begriff „Kulturschatz Artland“ kommt in dem 104 Seiten umfassenden Werk nicht vor.
Sonstiges Bearbeiten
Aus der charakteristischen – und nur die Artländer Region betreffenden – Tradition des Drachenkopf-Schnitzwerks auf dem Eichenholz von Hausbalken und repräsentativen alten Möbeln leitet sich der Name der Quakenbrücker Basketballmannschaft der Artland Dragons ab.
Im Jahr 2020 erhielt Michael Abeln, Eigentümer des 1510 errichteten Hauses Lange Straße 40 in Quakenbrück, den 1. Preis des Deutschen Fachwerkpreises „[f]ür die äußerst sensible Sanierung des stadthistorisch und fachwerkgeschichtlich für Quakenbrück wichtigen Fachwerkgebäudes“.
Literatur Bearbeiten
- Rolf Berner: Siedlungs-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Artlandes bis zum Ausgang des Mittelalters. Kreisheimatbund Bersenbrück, 1965.
- Heinrich Böning, Heiko Bockstiegel: Das Artland im Bild. Badbergen, Menslage, Nortrup und Quakenbrück stellen sich vor. Herausgegeben vom Stadtmuseum Quakenbrück. Thoben, Quakenbrück 2006, 144 S., ISBN 3-921176-98-0 (Text Deutsch, Englisch und Französisch)
- Hermann Dettmer: Volkstümliche Möbel aus dem Artland und den angrenzenden Gebieten. 4 Bände (Textteile, farb. Abbildungen, Skizzen, Karten). Cloppenburg, Museumsdorf, 1982–1998, Reihe: Materialien zur Volkskultur nordwestliches Niedersachsen, hrsg. von Helmut Ottenjann.
- Marie-Luise Hopf-Droste: Das bäuerliche Tagebuch. Fest und Alltag auf einem Artländer Bauernhof. 1873–1919. Materialien zur Volkskultur nordwestliches Niedersachsen (Heft 3). Zugleich Dissertationsschrift (Universität Münster). 2. Auflage. Schuster, Leer 1982, 203 S., ISBN 3-7963-0208-4
- Gudrun Kuhlmann: Das Artland und die Stadt Quakenbrück in ihrer historischen Entwicklung. Isensee, Oldenburg 2004, 430 S., ISBN 3-89995-009-7
- Christoph Reinders-Düselder: Das Artland. Demographische, soziale und politisch-herrschaftliche Entwicklungen zwischen 1650 und 1850 in einer Region des Osnabrücker Nordlandes. Materialien und Studien zur Alltagsgeschichte und Volkskultur Niedersachsens (Heft 32). Museumsdorf Cloppenburg, Cloppenburg 2000, 238 S., ISBN 3-923675-82-8
- Petra Reinken/Jutta Böning: Kulturschatz Artland. CulturCon, 2009. ISBN 978-3-941092-16-7
- Hermann Schettler: Die Ablagerungen der Eiszeit und Nacheiszeit in den Wasserbohrungen des Quakenbrücker Stadtwaldes und in den Tiefbohrungen der Ölfelder Ortland und Quakenbrück. Ein Beitrag zur Kenntnis des Interglazials von Quakenbrück und seiner Verbreitung. In: Oldenburger Jahrbuch. Bd. 66 (1967), Seite 123–134 (online)
- Claudia und Christian Wüst: Das Artland. Kulturschatz im Nordwesten. Entdecken & erleben. Badbergen, Menslage, Nortrup, Stadt Quakenbrück. Reiseführer. Artland Atelier, Quakenbrück 2006, 130 S., ISBN 978-3-00-018542-7 oder ISBN 3-00-018542-9
Filmdokumentationen Bearbeiten
- Artland. Aus der Reihe Landpartie – Im Norden unterwegs. Deutsche Fernsehdokumentation von Achim Tacke mit Heike Götz, NDR 2008, 90 Minuten
Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten
- Laut Heinrich Böning (siehe unten) ist der Einbezug Gehrdes damit zu erklären, dass die Kirchspiele Badbergen, Gehrde und Menslage sowie die Stadt Quakenbrück seit der Reformation ständig eine mehrheitlich evangelische Bevölkerung gehabt hätten. Das entsprechende gemeinsame Gebiet nennt Böning „Kern-Artland“. Zu diesem Gebiet gehört für Böning nicht die heutige Gemeinde Nortrup in der heutigen Samtgemeinde Artland, da deren Einwohner jahrhundertelang dem katholischen Kirchspiel Ankum angehört hätten.
- Erlebnisregion Artland – Lust auf Land und Kultur. Radtouren entdecken. Samtgemeinde Bersenbrück, abgerufen am 22. Oktober 2023.
- Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) Verordnung über das Landschaftsschutzgebiet „Bäche im Artland“ in den Städten Quakenbrück, Fürstenau und Bersenbrück sowie den Gemeinden Menslage, Nortrup, Badbergen, Berge, Bippen, Eggermühlen, Kettenkamp, Ankum und Merzen, Landkreis Osnabrück vom 30.09.2019
- Heinrich Böning: Das Artland. 2015. S. 7. ISBN 978-3-86680-845-4
- Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN): Regionalbericht für das Hase-Einzugsgebiet. Darstellung der Grundwassersituation (PDF; 8,6 MB); Dezember 2012, S. 15 (im PDF S. 20)
- ↑ Kohnen: Die Herkunft des Namens Art-Land. In: Osnabrücker Land 1974, S. 49 f.
- Sofie Meisel: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 70/71 Cloppenburg/Lingen. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1959. → Online-Karte (PDF; 7,0 MB)
- Heinz Kosanke: Naturräumliche Gliederung des Landkreises Cloppenburg. Heimatbund für das Oldenburger Münsterland. S. 6ff.
- Niedersächsisches Landesamt für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN): Erläuterungsbericht zum Plan für die Erneuerung der Dämme und Deiche an der Gehobenen Hase zwischen Quakenbrück und Gehrde im Landkreis Osnabrück. Oktober 2013. S. 9
- Berner: Siedlungs-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte
- Ottenjann: Bau-, Wirtschafts- und Sozialstruktur.
- Althochdeutscher Sprachschatz. Band 1. S. 401
- Hoche: Reise durch Osnabrück und Niedermünder in das Saterland, Ostfriesland und Gröningen. Bremen 1800. S. 44
- Christian Wiegang: K20 Bersenbrücker Land mit Artland in: Kulturlandschaftsräume und historische Kulturlandschaften landesweiter Bedeutung in Niedersachsen. Landesweite Erfassung, Darstellung und Bewertung, Hannover, 2019, S. 168–171
- Internetauftritt der Wirtschaftsagentur Artland
- Christian Geers: Neuer Name für Tochtergesellschaft. Samtgemeinde Artland trennt Tourismus und Wirtschaftsförderung. noz.de, 15. Oktober 2019, abgerufen am 25. Oktober 2023.
- Im Zusammenhang mit Veranstaltungen am Tag des offenen Denkmals wird von Tourismusmanagern oft der Begriff „Kulturschatz Artland live“ verwendet.
- 30 Jahre Tag des offenen Denkmals – Einladung zu Entdeckungstouren. Pressemitteilung. os-rundschau.de, 4. September 2023, abgerufen am 24. Oktober 2023.
- Kulturschatz Artland live. 9./10. September 2023. artland.de (Website der Samtgemeinde Artland), abgerufen am 24. Oktober 2023.
- TMA GmbH Tourismus-Information der Samtgemeinde Artland. osnabruecker-land.de, abgerufen am 25. Oktober 2023.
- Artland. artland.de, abgerufen am 26. Oktober 2023.
- Christian Kurti: Historischer Hausbau in Quakenbrück. Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, abgerufen am 26. Oktober 2023.
- Hermann Dettmer: Volkstümliche Möbel aus dem Artland und den angrenzenden Gebieten. Museumsdorf Cloppenburg. ISBN 3-923675-01-1. S. 29.
- Hermann Dettmer: Volkstümliche Möbel aus dem Artland und den angrenzenden Gebieten. Museumsdorf Cloppenburg. ISBN 3-923675-01-1. S. 29 und 47 ff.
- Helmut Ottenjann: Die Wehlburg aus dem Landkreis Bersenbrück. Aufgaben und Probleme der musealen Rettung im Cloppenburger Freilichtmuseum bäuerlicher Kulturdenkmäler Niedersachsens. In: Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland 1970. S. 145–160 (online)
- Alexandra Lüders: Prächtig verzierte Knaggen und Konsolen. nwzonline.de, 18. September 2021, abgerufen am 23. Oktober 2023.
- 30 Jahre Tag des offenen Denkmals – Einladung zu Entdeckungstouren. Pressemitteilung. os-rundschau.de, 4. September 2023, abgerufen am 24. Oktober 2023.
- Heinrich Böning: Das Artland. 2015. S. 7.
- Holger Fraas: 20 Jahre Stiftung Kulturschatz Bauernhof. rasteder-rundschau.de, 8. Juni 2018, abgerufen am 24. Oktober 2023.
- Niedersächsisches Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Integrierte ländliche Entwicklung in Niedersachsen. Der Erfolg der Förderung für den ländlichen Raum. Januar 2007. S. 38 f.
- Former Tentative Sites. worldheritagesite.org, abgerufen am 31. Oktober 2023 (englisch).
- (Memento des vom 21. Oktober 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 3,0 MB)
- Heinrich Böning: Das Artland. 2015. S. 7.
- Artländer Fachwerkgiebelmeile. osnabrücker-land.de, 2023, abgerufen am 23. Oktober 2023.
- Artland-Rad-Tour. osnabruecker-land.de, 2023, abgerufen am 23. Oktober 2023.
- Artländer Fachwerkgiebelmeile. osnabrücker-land.de, 2023, abgerufen am 23. Oktober 2023.
- Artländer Fachwerk Giebel Meile. Gehrde im Netz, abgerufen am 23. Oktober 2023.
- Bauernhof-Tour. osnabruecker-land.de, 2023, abgerufen am 23. Oktober 2023.
- Giebeltour. outdooractive.com, abgerufen am 23. Oktober 2023.
- Artländer Kunsttour. outdooractive.com, abgerufen am 23. Oktober 2023.
- Beate Kliche: (Memento des vom 19. April 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Gartentour durchs Artland. nwzonline.de, 1. Juni 2013, abgerufen am 23. Oktober 2023.
- Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept (ILEK). Südliches Osnabrücker Land. Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, S. 38, abgerufen am 26. Oktober 2023.
- LEADER-Booster für die regionale Entwicklung im ländlichen Raum. online-regionalakademie-os.de, 8. Februar 2022, S. 8 f., abgerufen am 27. Oktober 2023.
- LEADER-Booster für die regionale Entwicklung im ländlichen Raum. online-regionalakademie-os.de, 8. Februar 2022, S. 10, abgerufen am 27. Oktober 2023.
- Nördliches Osnabrücker Land – LEADER NOL. artland.de, 2023, abgerufen am 27. Oktober 2023.
- Regionales Entwicklungskonzept 2023–2027. Lokale Aktionsgruppe Nördliches Osnabrücker Land, August 2022, abgerufen am 27. Oktober 2023.
- Manfred Gerner: Deutscher Fachwerkpreis 2020. fachwerk-arge.de, abgerufen am 26. Oktober 2023.
Weblinks Bearbeiten
- Suche nach Artland (Landschaft). In: Deutsche Digitale Bibliothek
- Suche nach Artland im Online-Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (Achtung: Die Datenbasis hat sich geändert; bitte Ergebnis überprüfen und
SBB=1
setzen) - Kulturschatz Artland
- Die Artland-Radtour
- Wappen
- Samtgemeinde Artland
- Kulturschatz Artland im Kulturportal Nordwest