www.wikidata.de-de.nina.az
Das jutische quergeteilte Geesthardenhaus das aufgrund seiner geografischen Verbreitung auch cimbrisches Haus oder Schleswiger Haus genannt wird ist neben dem Gulfhaus bzw seiner Sonderform dem Haubarg und dem niederdeutschen Hallenhaus eine der drei Grundformen auf die sich die Formenvielfalt der Bauernhaustypen in Schleswig Holstein grundet Die wohl bekannteste Sonderform des Geesthardenhauses ist das uthlandfriesische Haus das auch als Friesenhaus bezeichnet wird Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Geschichte 3 Konstruktion 4 Wohnbereich 4 1 Dons 4 2 Alkoven 4 3 Pesel 4 4 Katschur 4 5 Wandfliesen 5 Wirtschaftsbereich 5 1 Geesthardenhaus 5 2 Uthlandfriesisches Haus 6 WeblinksVerbreitung Bearbeiten nbsp Geesthardenhaus in OckholmTrotz seiner Bezeichnung findet man das Geesthardenhaus nicht nur in der Geest einer Landschaft die aus eiszeitlichen Gletscherablagerungen entstand sondern auch in der Marsch dem flachen Schwemmland an der Nordseekuste Geesthardenhauser stehen vor allem in Sudschleswig in Deutschland und Nordschleswig in Danemark Ihre Entwicklung ist noch weitgehend unerforscht wobei heute besonders die Forschung zu Zeiten des Nationalsozialismus zum Teil angezweifelt wird da seinerzeit teils versucht wurde die Hausformen an Ethnien zu binden und so territoriale Anspruche zu unterstreichen Geesthardenhauser sind jedoch selten die einzige Bauform in einer Region sie treten oft zusammen mit Vierseithofen oder besonders im sudlichen Teil von Sudschleswig mit niederdeutschen Hallenhausern auf Das uthlandfriesische Haus mit seinen baulichen Anpassungen an uberschwemmungsgefahrdete Gebiete ist vor allem auf den Inseln und Halligen Nordfrieslands anzutreffen Geschichte BearbeitenEbenso wie das mit gewisser geografischer Uberlappung sudlich benachbarte niederdeutsche Hallenhaus gilt dieser Haustyp als Weiterentwicklung des bronzezeitlichen germanischen Wohnstallhauses Das Wohnstallhaus lasst sich wiederum aus dem ausserhalb der germanischen Kultur entstandenen und wesentlich weiter verbreiteten jungsteinzeitlichen Langhaus ableiten Konstruktion Bearbeiten nbsp Haus Stamp in Seeth NordfrieslandDas Geesthardenhaus ist ein traufstandiges Langhaus seine Langsseite und Dachflache ist also zur Strasse hin ausgerichtet Der Wohnbereich und der Wirtschaftsbereich sind unter einem Dach untergebracht anders als beim niederdeutschen Hallenhaus sind sie jedoch nicht miteinander verbunden Das Haus hat eine Zweistanderkonstruktion bei der die Stander die das normalerweise reetgedeckte Kruppelwalmdach tragen in der Nahe der Aussenwande stehen Seit dem spaten 18 Jahrhundert ruht die Dachkonstruktion im Wohnteil auf den tragenden Aussenwanden Diese Bauweise tritt jedoch nur in Gebieten auf die durch starke Deiche gesichert waren wurde jedoch von den in sturmflutgefahrdeten Gebieten stehenden uthlandfriesischen Hausern nicht ubernommen Selbst wenn die Wande und das Erdgeschoss eines Standerbaus bei einer Flut zerstort werden ist bei reinen Standerbauten die Wahrscheinlichkeit dass das Dach erhalten bleibt recht gross so dass sich die Bewohner auf das Dach retten konnten Seit der schweren Sturmflut 1962 haben neu errichtete Hallighauser eine Standerkonstruktion aus Betonpfeilern mit tiefen Fundamenten um die Sicherheit zu erhohen Eine weitere Besonderheit der uthlandfriesischen Hauser ist dass sie bisweilen umgesetzt wurden Da sie auf Warften standen die im Laufe der Jahrhunderte absackten oder durchfeuchtet wurden war dadurch das Haus gefahrdet Weil Baumaterialien und vor allem Holz selten und teuer waren war es fruher durchaus ublich die Hauser auseinanderzunehmen und umzusetzen wenn eine Warft nicht mehr sicher war oder aus anderen Grunden aufgegeben wurde Die Wande der Hauser wurden ursprunglich aus Grassoden Lehm oder Holz errichtet die meisten der heute erhaltenen Hauser haben jedoch Wande aus gebrannten Ziegeln Dabei kamen unterschiedliche Arten von Ziegeln zum Einsatz An der Aussenwand wurden normalerweise teure und harte sehr witterungsbestandige Ziegel verwendet wahrend weichere und preisgunstigere Ziegel die sogenannten Bleekers eher fur die Innenseiten von Aussenwanden und Innenwande eingesetzt wurden Fachwerkkonstruktionen kamen und kommen nur ausserst selten vor Geesthardenhauser sind normalerweise reetgedeckt Damit sich kein Regenwasser im Reet staut haben die Dacher einen sehr steilen Winkel Die meisten Hauser haben ausserdem einen Zwerchgiebel uber dem Eingang also einen Giebel der quer zum Dachfirst verlauft Diese Bauweise soll bei einem Brand eine sichere Evakuierung des Hauses gewahrleisten ohne dass brennendes Reet auf die fluchtenden Personen fallen kann Wohnbereich BearbeitenIm Wohnbereich befinden sich die Kuche und die Wohnraume ein Keller und die uber dem Keller liegenden Kellerstuben Die Kuche ist mit einem Schornstein ausgestattet Der Wohnbereich wird normalerweise uber eine schmale Diele erschlossen die das Gebaude quer teilt und sowohl nach vorne als auch nach hinten zum Garten einen Ausgang hat Dieser Flur grenzt gleichzeitig den Wohnbereich vom Wirtschaftsbereich ab Dons Bearbeiten nbsp Dons in Klockries links oben im Raum ist die Katschur zu erkennen rechts in der Ecke der Bilegger Hinter dem Tisch sind vermutlich Turen zu einem Alkoven Als Dons Donse Donz oder Dornsch wird ein beheizbarer Wohnraum bezeichnet in dem sich das tagliche Leben der Bewohner des Bauernhauses abspielte Hier wurde gegessen gearbeitet und im Alkoven der in den Zwischenwanden zwischen den Zimmern eingelassen war geschlafen Seit dem 16 Jahrhundert wurde der Raum mit einem Bilegger geheizt also einem Ofen der durch den offenen Herd in der Kuche dem einzigen anderen beheizbaren Raum im Haus befeuert wurde Auf diese Weise konnte der Rauch nicht in den Wohnraum dringen Als Brennstoff wurden Holz Torf oder besonders auf den chronisch rohstoffarmen Halligen getrocknete Kuhfladen sogenannte Ditten genutzt Anfangs waren die Bilegger gemauert doch seit dem 17 Jahrhundert setzten sich mehr und mehr gusseiserne Bilegger durch die mit recht praktischem Zierrat versehen sein konnten So hatten einige abschraubbare Messingknopfe an denen man sich die Hande warmen konnte oder eine Messinghaube unter der man Speisen oder Tee warmstellen konnte Alkoven Bearbeiten Der mit einem Meter Breite 2 50 m Hohe und 1 70 m Lange normalerweise sehr kompakte Alkoven konnte mit Vorhangen oder Holzluken geschlossen werden wodurch er warmer war auf der anderen Seite jedoch schwer zu luften und oft etwas feucht Haufig haben mehrere Personen einen Alkoven genutzt geheizt werden konnte er mit einer Bettpfanne in die gluhende Kohlen oder heisses Wasser gefullt wurden Geschlafen wurde im Sitzen angeblich schon aus dem Aberglauben heraus dass einen der Tod meist im Liegen ereilt Auch im Wirtschaftsteil der Hauser befanden sich Alkoven normalerweise fur die Bediensteten und Knechte Pesel Bearbeiten Der Pesel war die Gute Stube des Bauernhauses die nur zu besonderen Anlassen genutzt wurde Er konnte nicht beheizt werden Katschur Bearbeiten Die Katschur ist ein schrager Teil der Zimmerdecke der aufgrund der Standerbauweise durch die Dachkonstruktion entsteht Die Zimmerdecke beginnt erst ab dem Punkt an dem das Dach auf den Standern aufliegt Wandfliesen Bearbeiten In vielen friesischen Hausern sind die Wande von Pesel Dons oder Kellerkammer mit niederlandischen Wandfliesen den Delfter Kacheln verkleidet Auf ihnen sind oft biblische Darstellungen Schiffe oder landliche Szenen mit blauer oder purpurfarbener Glasur in runden Kartuschen auf weissem Grund dargestellt wobei sich die Motive nicht wiederholen Mehrere Fliesen zusammen konnen auch ein grosses Motiv in Form eines Tableaus bilden In dieser Form werden oft Schiffsmotive oder florale Motive dargestellt Wirtschaftsbereich Bearbeiten nbsp Unterschiedliche Raumaufteilung im Wirtschaftsbereich des Geesthardenhauses und des uthlandfriesischen HausesWahrend sich die grundsatzliche Raumaufteilung im Wohnbereich bei Geesthardenhausern und uthlandfriesischen Hausern nicht unterscheidet sind die Raume im Wirtschaftsbereich unterschiedlich aufgeteilt Geesthardenhaus Bearbeiten Beim Geesthardenhaus schliesst an den Wohnbereich in der Regel eine Loo oder Loohdiele genannte Dreschdiele an darauf folgen der Stall eine Diele und der Bansenraum in dem Heu und Stroh gelagert wurden Alle diese Raume wurden einzeln von der Traufseite an der Strasse aus erschlossen so dass das Gebaude zur Strasse hin mehrere Eingange hatte An der Gebauderuckseite verlief oft auch ein langer traufseitiger Gang der die einzelnen Bereich verbunden hat Uber den Eingangen zu Loo und Diele im Wirtschaftsbereich sind oft auch Rundgauben damit die Eingange hoher gestaltet werden konnten Der Wirtschaftsbereich konnte aufgrund seiner Bauweise erweitert werden wodurch je nach Ausrichtung des Anbaus ein L formiges Gebaude oder sogar eine geschlossene Bebauung um einen Innenhof entstehen konnte Im letzteren Fall spricht man von einem Vierseithof Uthlandfriesisches Haus Bearbeiten Auch beim uthlandfriesischen Haus ist der Wirtschaftsbereich vom Wohnbereich getrennt er hat jedoch keine Eingange an den Traufseiten des Hauses sondern an der Giebelseite Uber einen langen Gang in der Gebaudemitte konnen so wie beim niederdeutschen Fachhallenhaus die Stalle und Lagerraume erschlossen werden Diese Hauser stehen in zumeist sehr exponierter Lage und sind daher nahezu ausnahmslos in west ost Richtung gebaut um dem vorherrschenden Westwind wenig Angriffsflache zu bieten Der Wohnbereich lag stets auf der windgeschutzten Ostseite Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Geesthardenhaus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geesthardenhaus amp oldid 225487957