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Grundsatz auch aber nicht synonym Axiom Prinzip englisch principle ist eine Aussage Erfahrung Erkenntnis oder Regel welche die Grundlage fur nachfolgende Handlungen Tatigkeiten oder Unterlassungen bildet Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Anforderungen 3 Philosophie 4 Rechnungswesen 5 Recht 6 Bankwesen 7 Weitere Gebiete 8 Siehe auch 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDer Grundsatz ist eine grundlegende Regel 1 oder grundlegende Bestimmung 2 Justus Georg Schottelius ubersetzte 1641 den grammatischen Begriff aus lateinisch lex vel regula fundamentalis 3 Ein Grundsatz galt seither als grundlegender Satz eines Beweises Auch diese Wissenschaft geht aus gewissen Grundsatzen da man eher nicht vergnugt zufrieden d Verf ist bis man sieht wie eines vernunftmassig aus dem andern folgt 4 Damit avancierte der Begriff zu einer besonderen Angelegenheit der Philosophen 5 aber auch in der Mathematik 6 Goethe bemerkte 1811 dass man fur die Dichtkunst an sich keinen Grundsatz hatte finden konnen 7 In die Theologie drang der Grundsatz in Form des Dogmas vor 8 Das Wort Axiom hat Johann Christoph Sturm 1670 als Grundsatz ubersetzt ist aber durch letzteren Begriff nicht verdrangt 9 Ebenso hat sich Prinzip als eigenstandiger Begriff mit unterschiedlichem Begriffsinhalt etabliert Anforderungen BearbeitenGrundsatze und Systeme von Grundsatzen mussen im Regelfall folgende Anforderungen erfullen allgemein anerkannt klar und eindeutig formulierbar nicht weiter reduzierbar konsistent widerspruchsfrei und einleuchtend plausibel Hilfsmittel zum Umgang mit Komplexitat die Eigenschaft eines Systems oder Modells dessen Gesamtverhalten man selbst dann nicht eindeutig beschreiben kann wenn man vollstandige Informationen uber seine Einzelkomponenten und ihre Interdependenzen besitzt 10 Grundsatze jedweder Art bestimmen weltweit grosse Bereiche des Alltags und insbesondere vieler Fachgebiete Werden sie als geschriebene Rechtsnormen oder ungeschriebene Konventionen von vielen befolgt ergibt sich fur ihre Normadressaten eine hohe Sicherheit Philosophie BearbeitenImmanuel Kant zufolge liegen aller Erkenntnis allgemeine Grundsatze des Verstandes a priori zugrunde als Bedingungen aller moglichen Erfahrung 11 Auf Grundsatzen konnen andere Urteile beruhen Grundsatze konnen aber niemals anderen Grundsatzen unterworfen werden Kant teilt die Grundsatze als grundlegende theoretische Erkenntnisse in mathematische oder dynamische ein denn sie betreffen entweder die Anschauung oder das Dasein 12 13 Als grundlegende sittliche Norm ist die Maxime Kant zufolge das subjektive den Willen lenkende Prinzip zum Handeln und ist vom objektiven Prinzip den Gesetzen zu unterscheiden 14 15 Der kategorische Imperativ Kants hinterfragt ob eine Handlung moralisch gut sei ob sie einer Maxime folgt deren Gultigkeit fur alle jederzeit und ohne Ausnahme akzeptabel ware und ob alle betroffenen Personen nicht als blosses Mittel zu einem anderen Zweck behandelt werden sondern auch als Zweck an sich 16 Rechnungswesen BearbeitenIm Rechnungswesen gibt es die Grundsatze ordnungsmassiger Buchfuhrung Hierbei ist zwischen den formellen und den materiellen Grundsatzen zu unterscheiden 17 Zu den formellen Grundsatzen gehoren die Bilanzierungsgrundsatze Bilanzidentitat 252 Abs 1 Nr 1 HGB Bilanzklarheit etwa 264 Abs 2 Satz 1 HGB 266 HGB Bilanzkontinuitat 252 Abs 1 Nr 1 und Nr 6 HGB und Bilanzwahrheit 239 Abs 2 HGB Zu den materiellen Grundsatzen gehoren samtliche Bilanzierungs und Bewertungsgrundsatze sowie erganzend Grundsatz der Richtigkeit und Grundsatz der Vollstandigkeit 239 Abs 2 HGB Grundsatz der Wirtschaftlichkeit Fortfuhrungsprinzip Imparitatsprinzip Realisationsprinzip Es handelt sich um teils geschriebene teils ungeschriebene Regeln zur Buchfuhrung und Bilanzierung Recht BearbeitenIn der Rechtswissenschaft bedeutet Prinzip ahnlich einem Grundsatz eher eine Leitlinie ein Ziel das moglichst weitgehend verwirklicht werden soll Der Rechtsgrundsatz ist ein besonders wichtiger grundlegender Rechtssatz 18 So wird beispielsweise das Vertragsrecht von dem Rechtsgrundsatz dass Vertrage einzuhalten sind lateinisch pacta sunt servanda beherrscht Grundsatz bedeutet allgemein Regel mit Ausnahmevorbehalt oder Pflicht mit Ausnahmevorbehalt wie der Grundsatz des rechtlichen Gehors Anhorung der Betroffenen richterliche Neutralitat Offentlichkeitsprinzip keine Geheimjustiz Das Adverb grundsatzlich bedeutet in der Rechtssprache dass es auch Ausnahmen Einzelfall geben kann wahrend es in der Umgangssprache eher in der Bedeutung immer aus Prinzip keine Ausnahmen verwendet wird Soll etwas ausnahmslos gelten wird von stets regelmassig oder immer gesprochen In Art 38 Abs 1c der Statuten des IGH werden als dritte Rechtsquelle die Allgemeinen Rechtsgrundsatze englisch general principles of law genannt Darunter sind jene Regeln zu verstehen die in einer Vielzahl von nationalen Rechtsordnungen ubereinstimmend gelten 19 Allgemein sind Rechtsgrundsatze wenn sie zu jedem Zeitpunkt an jedem Ort in allen Teilen und fur jeden Fall geltende Prinzipien oder Grundwerte darstellen 20 Allgemeine Rechtsgrundsatze mussen aus gut entwickelten innerstaatlichen Rechtsordnungen stammen zu denen nicht notwendigerweise Deutschland zahlen muss 21 Ein allgemeiner Rechtsgrundsatz des Unionsrechts kann nur Vorrang vor nationalem Recht entfalten wenn er durch eine EU Richtlinie konkretisiert wird 22 Grundsatzentscheidungen sind Urteile oder Beschlusse der hochstrichterlichen Rechtsprechung die Rechtsfragen von grundsatzlichem Interesse erstmals klaren oder eine bedeutende grundsatzliche Anderung in der Interpretation geltenden Rechtes vornehmen Dabei zeigen sie den Weg auf fur die Konfliktlosung in zukunftigen Fallen 23 Bankwesen BearbeitenIm Bankwesen gab es bis Dezember 2006 vom ehemaligen Bundesaufsichtsamt fur das Kreditwesen herausgegebene Verwaltungsvorschriften die das Geschaftsvolumen die Risikopositionen oder die Liquiditat der Kreditinstitute limitierten oder reglementierten Sie hiessen Grundsatz I Grundsatz Ia Grundsatz II und Grundsatz III die allesamt durch die Kapitaladaquanzverordnung oder Spezialgesetze abgelost wurden Weitere Gebiete BearbeitenFur das menschliche Zusammenleben Ethische Grundsatze Goldene Regel Selbst und Mit Verantwortung Wahrhaftigkeit Gerechtigkeit Solidaritat und so weiter Politik Prinzip der Gewaltentrennung personliche Freiheit Selbstbestimmung beziehungsweise Subsidiaritat Achtung der Menschenrechte Schutz der Privatsphare und so weiter Ehe und Partnerschaft freie Entscheidung Gleichberechtigung Vertrauen Zugewinngemeinschaft und so weiter Fur Umwelt Wirtschaft Verkehr Haushaltsgrundsatze Nachhaltigkeit Verhaltnismassigkeitsprinzip Vertrauensgrundsatz und vieles andere mehr Grundsatz der Verkehrssicherheit Fur die Wissenschaften Falsifizierbarkeit Redlichkeit Reliabilitat Zuverlassigkeit Validitat Zitieren von Quellen und so weiter Fur Naturwissenschaften insbesondere Objektivitat Nachprufbarkeit Naturgesetze In der Medizin und Padagogik unter anderem freie Arztwahl Orientierung am Kindeswohl erzieherische Liebe Johannes Bosco Kongruenz von Inhalt und Methode Montessori Vermittlung von Werten Siehe auch BearbeitenGrundsatze zur ordnungsmassigen Fuhrung und Aufbewahrung von Buchern Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff Grundsatz der Nichtzuruckweisung Grundsatz der Schadenseinheit Grundsatz der Waffengleichheit Fairness HeuristikWeblinks Bearbeiten Wikiquote Grundsatz Zitate Wiktionary Grundsatz Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Gerhard Kobler Etymologisches Worterbuch 1995 S 172 Deutsche Akademie der Wissenschaften Hrsg Deutsches Rechtsworterbuch Band IV 1939 1951 Sp 1514 Justus Georg Schottelius Teutsche Sprachkunst 1641 S 473 Christian Knorr von Rosenroth Pseudodoxia Epidemica 1680 S 37 Johann Christoph Gottsched Beobachtungen uber den Gebrauch und Missbrauch vieler deutscher Worter 1758 S 123 Johann Friedrich von Flemming Der vollkommene Teutsche Soldat 1726 S 31 Johann Wolfgang von Goethe Dichtung und Wahrheit Jubilaums Ausgabe 1811 S 23 Walther Mitzka Hrsg Trubners Deutsches Worterbuch Band 3 1939 S 253 Johannes Tropfke Geschichte der Elementarmathematik Band 4 1923 S 34 Holden Hartl Implizite Informationen Sprachliche Okonomie und interpretative Komplexitat bei Verben studia grammatica 68 Akademie Verlag Berlin 2008 ISBN 3050045027 Max Apel Peter Ludz Philosophisches Worterbuch 1958 S 114 Immanuel Kant Kritik der reinen Vernunft Buch 2 1781 S 194 Kant Lexikon Grundsatze des reinen Verstandes Rudolf Eisler Abgerufen am 9 Juli 2023 Immanuel Kant Grundlegung zur Metaphysik der Sitten 1785 S 420 Heinrich Schmidt Philosophisches Worterbuch 13 Aufl hg v Justus Streller Kroner Stuttgart 1955 Max Apel Peter Ludz Philosophisches Worterbuch 1958 S 142 Wolfgang Becker Stefan Lutz Gabler Kompakt Lexikon Modernes Rechnungswesen 2007 S 97 ff Gerhard Kobler Etymologisches Worterbuch 1995 S 331 Burkhard Schobener Hrsg Volkerrecht Lexikon zentraler Begriffe und Themen 2014 S 21 Hans Werner Rengeling Rechtsgrundsatze beim Verwaltungsvollzug der Europaischen Gemeinschaften 1992 S 83 Karl Doehring Volkerrecht 1999 Rn 408 EuGH Urteil vom 10 Mai 2011 Az C 147 08 Romer NJW 2011 2187 Kye Il Lee Die Struktur der juristischen Entscheidung aus konstruktivistischer Sicht 2010 S 179Normdaten Sachbegriff GND 4216198 8 lobid OGND AKS Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grundsatz amp oldid 235322070