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Als Finnischer Burgerkrieg wird eine bewaffnete Auseinandersetzung bezeichnet die das erst am 6 Dezember 1917 unabhangig gewordene Finnland im Wesentlichen vom 27 Januar bis zum 5 Mai 1918 erschutterte Im Hintergrund des Burgerkrieges standen aufgestaute gesellschaftliche Gegensatze aber auch die Auswirkungen der revolutionaren Ereignisse in Russland zu welchem Finnland bislang als autonomes Grossfurstentum gehort hatte Die Abdankung des russischen Kaisers und finnischen Grossfursten infolge der Februarrevolution 1917 sturzte Finnland in eine Verfassungskrise in welcher die offentliche Ordnung zunehmend zerfiel Eine durch den Ersten Weltkrieg bedingte Lebensmittelkrise bewirkte im Zusammenspiel mit der Propaganda der russischen Bolschewiki eine Radikalisierung und Militarisierung der Arbeiterbewegung Die vorentscheidende Schlacht des finnischen Burgerkrieges tobte in der Stadt Tampere die im Zuge der Kampfe in weiten Teilen zerstort wurde Diese Entwicklung fuhrte schliesslich Ende Januar 1918 zu einem sozialistischen Umsturzversuch Durch Revolution wurde im Suden Finnlands ein von der Arbeiterschaft gefuhrter Staat errichtet im Nordteil des Landes konnten sich die Burgerlichen jedoch behaupten Nachdem es den burgerlichen weissen Truppen unter dem Oberbefehl von Carl Gustaf Emil Mannerheim besser als den Roten gelungen war ihre Kampfverbande fur die Kriegsfuhrung auszubilden gingen sie Mitte Marz in die Offensive und nahmen nach schweren Kampfen die Stadt Tampere ein Deutsche Kampfverbande die den Weissen zur Hilfe gekommen waren ruckten zugleich im Suden vor Nach der Eroberung von Viipuri Ende April gaben Anfang Mai die letzten Aufstandischen auf Zu den Nebenerscheinungen des Krieges gehorten politische Gewalthandlungen beider Seiten und zu seinem Nachspiel eine Hunger und Seuchentragodie unter den Roten in den Gefangenenlagern Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrunde 1 1 Gesellschaftliche Gegensatze 1 2 Bildung bewaffneter Gruppen 1 3 Erster Weltkrieg 2 Finnland nach der Februarrevolution 2 1 Wiederbelebung der Autonomie und Regierungsbildung 2 2 Das Parlament sturzt uber das Verhaltnis zu Russland 2 3 Zerfall der offentlichen Ordnung 3 Finnland im Sog der Oktoberrevolution 3 1 Revolutionare Unruhen verstarken sich 3 2 Unabhangigkeit 3 3 Das weisse Finnland rustet seine Armee 3 4 Die Sozialisten beschliessen die Revolution 4 Ausbruch des Burgerkrieges 4 1 Der Aufstand gelingt im Suden 4 2 Die weisse Regierung behauptet sich im Norden 4 3 Die Front stabilisiert sich 5 Die Kriegsparteien 5 1 Die Roten Garden 5 2 Die weisse Armee 5 3 Die Rolle Deutschlands 6 Verlauf der Kriegshandlungen 6 1 Die Schlacht um Tampere 6 2 Vorrucken der Deutschen im Suden 6 3 Der rote Fluchtlingszug 6 4 Kriegsabschluss in Karelien 7 Politische Gewalt wahrend des Krieges und danach 8 Nachwirkungen 9 Literatur 10 Film 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseHintergrunde Bearbeiten nbsp Karte des Grossfurstentums Finnland in den Grenzen von 1917Die Ausgangslage fur den bewaffneten Konflikt in Finnland wurde durch sich verstarkende gesellschaftliche Gegensatze geschaffen denen nicht durch entsprechende Reformen Rechnung getragen wurde Insbesondere im Zusammenspiel mit dem Einfluss der Ereignisse in Russland kam es zu einer Radikalisierung und der Bildung bewaffneter Gruppen Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges begunstigte diese Entwicklung und fuhrte zudem zu einer spurbaren Lebensmittelknappheit welche die Unruhe in der Arbeiterschaft weiter steigerte Gesellschaftliche Gegensatze Bearbeiten Das als autonomes Grossfurstentum zum russischen Kaiserreich gehorige Finnland war im 19 Jahrhundert starken wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veranderungen unterworfen Die anlaufende Industrialisierung und das Bevolkerungswachstum fuhrten zu einer Aufweichung der standischen Gesellschaft und zur Entstehung neuer Gesellschaftsschichten insbesondere in den Stadten Die weitgehend burgerlich gepragte nationalromantische Bewegung betrieb die Erhebung des finnischen Nationalbewusstseins durch Forderung der Bildung weiter Bevolkerungsschichten ohne allerdings eine Anderung der gesellschaftlichen Strukturen anzustreben Die zunehmend selbstbewussten Arbeiter in den Stadten nahmen stattdessen die Ideale des Sozialismus an im Jahr 1899 wurde die Arbeiterpartei Finnlands gegrundet welche 1903 in Sozialdemokratische Partei Finnlands umbenannt wurde Die Partei erhielt Zuspruch auch von der arbeitenden Landbevolkerung und den in unsicheren rechtlichen Verhaltnissen lebenden Betreibern von Pachthofen Im Jahr 1906 wurde der alte standische Reichstag durch ein demokratisch gewahltes Parlament ersetzt in welchem die Sozialdemokraten sogleich 80 von 200 Sitzen errangen Diese Reform konnte jedoch die gesellschaftlichen Spannungen nicht abbauen Zentrale soziale Reformgesetze scheiterten wiederholt an der Weigerung des Kaisers diese zu ratifizieren Im kommunalen Bereich blieb es weiter dabei dass die Vertreter des Stadtrates nur von Steuerzahlern gewahlt wurden und somit die armeren Gesellschaftsschichten einflusslos blieben Da alle sozialen Leistungen in die Zustandigkeit der Gemeinden fielen waren Verbesserungen in diesem Bereich nur schwierig zu erreichen Bildung bewaffneter Gruppen Bearbeiten nbsp Strassensperre des burgerlichen Schutzkorps wahrend der Unruhen von Hakaniemi am 2 August 1906Die Parlamentsreform des Jahres 1906 war das Resultat eines 1905 durchgefuhrten Generalstreiks der von der Arbeiterschaft Helsinkis ausgerufen worden war von burgerlichen Bewegungen aber unterstutzt wurde Da auch die Polizeikrafte streikten formten die Streikkomitees sogenannte Nationalgarden zur Aufrechterhaltung der Ordnung Von diesen spalteten sich teilweise die roten Garden punakaarti zum Schutz der Arbeiterschaft ab Nach Ende des Streiks blieben diese bewaffneten Organisationen bestehen die burgerlichen Gruppen nunmehr unter dem Namen Schutzkorps suojeluskunta Wahrend eines Soldatenaufstandes in der Festung Viapori kam es im Helsinkier Stadtteil Hakaniemi am 2 August 1906 zu Unruhen in deren Zusammenhang sich die roten Garden und die burgerlichen Schutzkorps erstmals in ein Feuergefecht verwickelten in welchem zehn Menschen ums Leben kamen Die roten Garden wurden nach diesem Vorfall zunachst aufgelost Unterdessen machte sich auch im burgerlichen Lager eine Radikalisierung bemerkbar die sich in erster Linie gegen die Zugehorigkeit zu Russland richtete Gegen Ende des 19 Jahrhunderts herrschten hinsichtlich des Verhaltnisses zu Russland zwei Stromungen vor Wahrend die vor allem in der Finnischen Partei vertretenen Verfechter einer Nachgiebigkeitspolitik die Treue zur Zarenherrschaft betonten beharrte die konstitutionalistische Stromung vertreten vor allem durch die Jungfinnische Partei und spater auch den Landbund auf einer buchstabengetreuen Einhaltung der verfassungsmassigen Rechte des autonomen Finnland Nachdem Gouverneur Nikolai Bobrikow 1903 seine Russifizierungsbemuhungen begann spaltete sich von den Konstitutionalisten die militante Aktivistenbewegung ab welche sich im Untergrund auf eine bewaffnete Auseinandersetzung mit Russland vorbereitete Erster Weltkrieg Bearbeiten Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 wirkte sich auf die Lebensverhaltnisse in Finnland zunachst nicht erheblich aus Finnische Soldaten nahmen an den Kriegshandlungen nicht teil soweit sie nicht freiwillig der russischen Armee beigetreten waren Wahrend die Papierindustrie grosse Verluste hinnehmen musste profitierte die finnische Wirtschaft auf dem Metallsektor und auch durch die 1915 begonnenen Befestigungsarbeiten in verschiedenen Teilen des Landes vom Krieg Ende 1916 begann sich die Kriegssituation jedoch erheblich auf die Versorgungslage in Finnland auszuwirken als die Verteilung von Butter Milch und Zucker spater auch von Fleisch rationiert werden musste Aus der Aktivistenbewegung ging nach Kriegsausbruch die sogenannte Jagerbewegung hervor In der Hoffnung auf eine Kriegsniederlage Russlands nahm die Bewegung mit Deutschland Kontakt auf und entsandte schliesslich 1915 rund 2000 Freiwillige zur militarischen Ausbildung in die deutsche Armee Das so gebildete Koniglich Preussische Jager Bataillon Nr 27 wurde teilweise auch an der Front eingesetzt und sammelte so soldatische Erfahrung die in Finnland sonst kaum anzutreffen war Die politische Entwicklung des russischen Mutterlandes welche seit dem Beginn des 20 Jahrhunderts von einer rasanten Destabilisierung der Zarengewalt gepragt war hatte erhebliche Bedeutung fur die Entwicklung der inneren Spannungen Finnlands Schon der Generalstreik 1905 hatte seinen Ursprung in vergleichbaren Streiks in Russland insbesondere St Petersburg im Rahmen der Geschehnisse um die Russische Revolution 1905 gehabt Der Krieg verstarkte die inneren Unruhen des Reiches die schliesslich zu den Revolutionen des Jahres 1917 fuhrten welche auch das finnische Staatssystem aus den Fugen geraten liessen Finnland nach der Februarrevolution BearbeitenDer russische Kaiser Nikolaus II verzichtete am 15 Marz 1917 als Folge der Februarrevolution auf den Thron Die Regierungsgewalt wurde von einer parlamentarisch ernannten provisorischen Regierung ubernommen Die Revolution gab dem wahrend des Krieges praktisch zum Erliegen gekommenen politischen Leben Finnlands neuen Auftrieb fuhrte aber gleichzeitig zur Zuspitzung der gesellschaftlichen Gegensatze Wiederbelebung der Autonomie und Regierungsbildung Bearbeiten Bereits am 20 Marz stellte die provisorische Regierung die unter Nikolaus II stark beschrankten autonomen Rechte Finnlands wieder her Das finnische Parlament welches wahrend des Krieges nicht getagt hatte wurde einberufen Trotz des Krieges war im Sommer 1916 eine Parlamentswahl abgehalten worden in welcher die Sozialdemokraten 103 der 200 Mandate und damit die absolute Mehrheit erhielten Die parlamentarische Mehrheit bedeutete fur die Sozialisten die Chance die neu gewonnene Freiheit fur Reformen zu nutzen sturzte die Partei aber auch in eine ideologische Krise Ein einflussreicher Teil der Parteifuhrung insbesondere die Redaktion des Parteiorgans Tyomies orientierte sich streng an den Lehrsatzen Karl Kautskys Eine Beteiligung der Sozialisten an einer Regierung in einem kapitalistischen System so wie uberhaupt die Zusammenarbeit mit burgerlichen Kraften kam nach dieser Lehre nicht in Frage weil sie das Klassenbewusstsein schwachen wurde 1 Eine sozialistische Regierung wurde also eine sozialistische Revolution voraussetzen Diese wurde sich als historische Notwendigkeit entzunden sobald der Kapitalismus im Land weit genug fortgeschritten sei ohne dass ein aktives Betreiben der Revolution seitens der Partei angebracht ware Die Zeit fur die Revolution sah die Partei aber wegen des noch wenig fortgeschrittenen Kapitalismus in Finnland als noch nicht gekommen an 2 Die Partei einigte sich dennoch mit den Vertretern der burgerlichen Parteien auf die Bildung eines Koalitionssenates welchem der Sozialdemokrat Oskari Tokoi vorsitzen und daneben sechs Sozialisten und sechs Burgerliche angehoren sollten Wegen der ideologischen Bedenken in der Partei blieb deren Unterstutzung fur Tokois Regierung aber schwach 3 Die im Senat vertretenen Sozialisten waren Reformer vor allem Matti Paasivuori Vaino Tanner und Waino Wuolijoki die nicht den Ruckhalt der Parteimehrheit hatten Der Senat setzte sich jedoch ein ehrgeiziges Programm Zu ihm gehorten die Ausweitung der Demokratie vor allem auf Kommunalebene die Begrenzung des Einflusses der russischen provisorischen Regierung die Verbesserung der Arbeitsbedingungen insbesondere der Arbeitszeit und der Sozialversicherung sowie der Erlass von Schulpflicht und Religionsfreiheit Das Parlament sturzt uber das Verhaltnis zu Russland Bearbeiten Einigkeit bestand zwischen allen Parteien daruber dass Finnland von Russland unabhangig werden sollte Nach der Abdankung des Zaren war der verfassungsmassige Monarch weggefallen Daruber was dies fur staatsrechtliche Konsequenzen hatte gingen die Ansichten auseinander Wahrend einige der Meinung waren durch den Wegfall des Grossfursten sei die staatliche Verbindung mit Russland zerbrochen uberwog die Auffassung dass die oberste Gewalt vorlaufig auf die provisorische Regierung ubergegangen sei 4 Der Senat unternahm einige Versuche bei der provisorischen Regierung ein Einvernehmen uber eine grossere Selbststandigkeit Finnlands zu erreichen scheiterte mit diesen aber Die aktivste Rolle im Bestreben nach Unabhangigkeit spielten die Sozialdemokraten welche die Kompetenzen des von ihnen beherrschten Parlaments ausweiten wollten Die Partei erhielt Unterstutzung von den russischen Bolschewiki unter Lenin der den Finnen volle Entscheidungsfreiheit und auch das Recht auf Unabhangigkeit zusagte Mit dieser bedingungslosen Unterstutzung konnten die Bolschewiki ihren Einfluss in der finnischen Arbeiterbewegung deutlich starken Als die Macht der provisorischen Regierung durch den bolschewistischen Juliaufstand in Petrograd zu wanken schien brachten die Sozialdemokraten am 18 Juli 1917 das sogenannte Staatsgesetz valtalaki ins Parlament ein mit welchem das Parlament erklarte die oberste Macht im Staat von nun an selbst auszuuben Das Staatsgesetz wurde mit grosser Mehrheit angenommen jedoch ging die provisorische Regierung aus den internen Unruhen vorlaufig als Sieger hervor und zeigte keine Neigung das eigenmachtige Staatsgesetz des finnischen Parlaments anzuerkennen Die burgerlichen Parteien beschlossen zuruckzuweichen und schlugen der provisorischen Regierung vor das Parlament aufzulosen Die Sozialdemokraten versuchten sich der Parlamentsauflosung zu widersetzen mussten aber schliesslich dem Druck nachgeben und sich auf Neuwahlen vorbereiten Tokoi und die sozialdemokratischen Senatoren zogen sich aus dem Senat zuruck neuer Regierungschef wurde Eemil Nestor Setala von der Jungfinnischen Partei In den Anfang Oktober abgehaltenen Neuwahlen des Parlaments erlitten die Sozialdemokraten eine Niederlage und verloren mit 92 Sitzen ihre absolute Mehrheit Wahrend das burgerliche Lager die Abwehr der sozialistischen Gefahr feierte 5 herrschte bei den Sozialdemokraten Verbitterung und Besturzung daruber dass die Parlamentsmehrheit als Mittel zur Behebung von Missstanden und zur Milderung der im Lande herrschenden Unruhen verloren gegangen war 6 Zerfall der offentlichen Ordnung Bearbeiten Die russische Februarrevolution hatte unmittelbare Auswirkungen auf die finnische offentliche Ordnung Die im Lande befindlichen grossen russischen Armeeeinheiten bildeten wie in Russland Arbeiter und Soldatenrate welche ab Marz die Kontrolle uber die Armee ausubten Der Druck der Rate fuhrte auch zum Erliegen der Tatigkeit der Polizei Am 19 Marz teilte der Soldatenrat von Helsinki der Sozialdemokratischen Partei mit dass die zivile Polizeigewalt an die Arbeiterschaft ubergeben werde Auf Druck der Rate erklarten sich die Stadtrate bereit die Ordnungsmacht in die Hande von besonderen Milizen zu geben deren Organisation von Stadt zu Stadt verschieden war die aber in allen Fallen von Sozialisten beherrscht wurden 7 nbsp Das Schutzkorps von Seiskari Korps wie dieses bildeten sich bis November 1917 in fast allen Gemeinden des Landes Wahrend des Sommers 1917 verscharften sich die sozialen Spannungen drastisch Russland beendete die Befestigungsarbeiten in Finnland und verringerte auch den Ankauf von Kriegsbedarf aus Finnland Folge war ein starker Anstieg der Arbeitslosigkeit sowohl auf dem Land als auch in den Stadten Gleichzeitig nahm die Lebensmittelknappheit alarmierende Formen an Im Mai verabschiedete das Parlament ein Lebensmittelgesetz welches die Produktion und Verteilung der Grundnahrungsmittel strenger Kontrolle unterwarf jedoch vielfach nicht befolgt wurde 8 Im August drangen Demonstranten in vielen Stadten in Lebensmittellager ein und verteilten vor allem Butter an die Arbeiterschaft Die Gewerkschaften wie auch die Sozialdemokratische Partei erhielten in dieser Zeit massiven Zulauf neuer Mitglieder welche mehrheitlich keine besondere Bindung an die sozialistische Ideologie hatten aber aufgrund der aufgeheizten Atmosphare und der Zuspitzung der sozialen Lage radikalisiert und vielfach gewaltbereit waren Die eher gemassigten Parteifuhrer verloren so zunehmend die Kontrolle uber die Arbeiterbewegung welche an der Basis verschiedene bewaffnete Gruppen bildete 9 Die durch den zunehmenden Verfall der Ordnung beunruhigten burgerlichen Bevolkerungsteile gingen bereits ab Juni besonders aber von August bis November dazu uber ortliche bewaffnete weisse Schutzkorps zu bilden Wahrend die ortlichen Organisatoren in erster Linie den Schutz vor Randalierern im Auge hatten spekulierten die russlandfeindlichen Aktivisten auch auf eine Verwendung der Korps bei einem bewaffneten Zusammenstoss mit den russischen Truppen Die Arbeiterbewegung empfand die Schutzkorps als Instrument zur Unterdruckung der Arbeiterklasse Die sozialistischen Zeitungen spekulierten dass die Burgerlichen den Klassenfeind zunachst durch Aushungern schwachen und schliesslich in einem Blutbad ertranken wollten 10 Schnell begann man die Mitglieder der Schutzkorps als Schlachter lahtari zu bezeichnen Die Bewaffnung der Arbeitergruppen beschleunigte sich und Ende Oktober beschloss die Partei die offizielle landesweite Bildung von bewaffneten Ordnungsgarden fur welche sich bald wieder die Bezeichnung Rote Garden einburgerte 11 Finnland im Sog der Oktoberrevolution BearbeitenAm 6 November 1917 dem Tag der russischen Oktoberrevolution ubernahmen die Bolschewiki in Petrograd die Macht Der Umsturz versetzte das burgerliche Finnland in Aufruhr und ermutigte die revolutionare Basis der finnischen Arbeiterschaft Im Schatten der neu gewonnenen Unabhangigkeit bereiteten sich die Gegner auf den Zusammenstoss vor Revolutionare Unruhen verstarken sich Bearbeiten nbsp Die Unruhen auf den Strassen fanden beim Generalstreik im November 1917 ihren vorlaufigen Hohepunkt Das Ringen um eine gemeinsame Linie der Arbeiterbewegung war nach der verlorenen Parlamentswahl von zunehmendem Druck der Strasse und einer unentschlossenen Parteifuhrung gepragt In einer gemeinsamen Sitzung der Fuhrer von Partei und Gewerkschaften am 18 Oktober war man sich einig dass die Arbeiter an der Basis nicht mehr zu halten waren wenn der Senat nicht zum Handeln in der Lebensmittelfrage bewegt werden konne 12 Der Gewerkschaftsbund setzte dem Senat am 20 Oktober ein Ultimatum die Produktion und Verteilung von Lebensmitteln unter staatliche Kontrolle zu stellen Trotz fruchtlosen Ablaufs des Ultimatums stellte der Bund die Entscheidung uber konkrete Massnahmen jedoch zunachst zuruck Gleichzeitig veroffentlichte die Sozialdemokratische Partei ein Programm unter dem Titel Wir fordern in welchem sie neben demokratischen und sozialen Reformen die Auflosung der burgerlichen Schutzkorps verlangten 13 Die erfolgreiche Oktoberrevolution fuhrte unmittelbar zu einer Intensivierung der Bemuhungen Lenins auch die finnische Arbeiterbewegung zu einem revolutionaren Aufstand zu bewegen Tatsachlich riefen die Fuhrer der Arbeiterbewegung am 14 November einen Generalstreik aus der in die Revolution munden sollte Der Aufruf wurde landesweit befolgt und die Macht im Land wurde in diesen Tagen faktisch von den Roten Garden ausgeubt Das eigens gebildete Revolutionare Komitee verzagte jedoch unter anderem wegen der noch unsicher erscheinenden Position Lenins in Russland und beendete den Streik am 20 November nachdem einem Teil der Forderungen des Wir fordern Programmes nachgekommen worden war Wahrend dieser Tage war es landesweit zu zahlreichen Gewalttaten und Morden gekommen 14 Unabhangigkeit Bearbeiten nbsp Mit diesem Dokument erkannte Sowjetrussland am 31 Dezember 1917 die Unabhangigkeit Finnlands an Das politische Finnland steckte nach der Oktoberrevolution zunachst in einem Machtvakuum Die burgerlichen Parteien waren durch die Geschehnisse des Generalstreiks aufgeschreckt nunmehr bestrebt die staatliche Unabhangigkeit moglichst schnell herbeizufuhren Das neu gewahlte Parlament erklarte am 15 November 1917 gleichzeitig das Programm der Sozialdemokraten verwerfend dass es die verfassungsmassige Autoritat des Monarchen vorlaufig selbst ausuben werde Am 27 November wahlte es einen neuen Senat unter dem Vorsitzenden Pehr Evind Svinhufvud Der legte dem Parlament eine formelle Unabhangigkeitserklarung vor welche am 6 Dezember verabschiedet wurde gegen die Stimmen der Sozialdemokraten Es erwies sich bald dass eine internationale Anerkennung des neuen Staates nicht ohne vorherige Anerkennung durch Sowjetrussland moglich sein wurde Lenin hatte den finnischen Sozialisten bereits fruher wiederholt versichert der Unabhangigkeit Finnlands nicht im Wege zu stehen und er stand zu diesem Wort als am 30 Dezember eine finnische Abordnung unter der Fuhrung von Svinhufvud personlich in Petrograd erschien und um die Anerkennung des finnischen Staates nachsuchte Zuvor hatte Lenin die Sozialisten erneut zu einer unverzuglichen Revolution aufgefordert 15 Das weisse Finnland rustet seine Armee Bearbeiten Die Gewalttaten wahrend des Generalstreiks hatten eine Beschleunigung der Bildung von weissen Schutzkorps zur Folge Eine Gruppe von knapp hundert Jagern die aus dem Dienst in der deutschen Armee fruhzeitig zuruckgekehrt waren wurde hauptsachlich im starksten Gebiet der Weissen in Osterbotten eingesetzt um Fuhrungspersonal fur die kommende Armee auszubilden Insbesondere die vom 28 Dezember 1917 bis 14 Januar 1918 in Vimpeli sowie ab 26 Januar in Vora geschulten Gruppen bedeuteten im spateren Krieg einen wichtigen Schulungsvorsprung der Weissen gegenuber ihren Gegnern 16 Die Bewaffnung der Schutzkorps war zunachst durftig Im Oktober war eine Schiffsladung von 6 500 Gewehren und 30 Maschinengewehren mit dem Hilfsschiff Equity aus Deutschland eingetroffen ansonsten konnten aber nur vereinzelte Mengen beschafft werden oft durch heimliche Kaufe von den russischen Garnisonen Ende Januar 1918 umfassten die Schutzkorps rund 40 000 Mitglieder von denen aber nur 9 000 mit Gewehren ausgerustet werden konnten 17 Angesichts der prekaren Sicherheitslage und der weiterhin im Land prasenten 75 000 russischen Soldaten war das burgerliche Lager der Auffassung dass die Regierung eine regulare Ordnungsmacht benotigte Am 12 Januar 1918 beschloss das Parlament gegen den erbitterten Widerstand der Sozialisten die Regierung zur Ergreifung aller Massnahmen zu ermachtigen welche sie zur Schaffung einer straffen offentlichen Ordnung als erforderlich ansieht Am 16 Januar beauftragte Svinhufvud den nach Finnland zuruckgekehrten Generalleutnant der russischen Armee Carl Gustaf Emil Mannerheim als Befehlshaber mit der Bildung von Streitkraften Am 25 Januar wurden schliesslich die bis dahin privaten Schutzkorps zur regularen Armee der Regierung erklart 18 Bereits am 9 Januar 1918 hatte der Senat beschlossen Verhandlungen mit Deutschland uber die Lieferung von weiteren Waffen sowie die Rucksendung der in der deutschen Armee dienenden finnischen Soldaten zu fuhren 19 Die Einstellung Deutschlands zu Finnland war zwiespaltig Der mit Russland geschlossene Waffenstillstand und die Friedensverhandlungen von Brest Litowsk standen einer offenen Stutzung antirussischer Aktivitaten entgegen andererseits erschien es gunstig in Finnland ein deutschlandfreundliches Regime zu sichern Ludendorff stimmte daher am 18 Januar dem Erwerb von 70 000 Gewehren und anderem Kriegsgerat sowie der Freistellung der finnischen Jager zu Die Durchfuhrung dieser Vereinbarungen verzogerte sich allerdings bis in den Februar 20 Die Aktivitaten Mannerheims richteten sich zunachst in erster Linie gegen die russischen Garnisonen da er annahm dass die Unruhen im Land in erster Linie durch die russischen Soldaten und von diesen aufgehetzte kriminelle Elemente verursacht wurden 21 Am 25 Januar gab Mannerheim den Befehl die Schutzkorps in der Nacht vom 27 auf den 28 Januar zu mobilisieren und die russischen Garnisonen in Vaasa und funf anderen Orten in Sudosterbotten zu entwaffnen 22 Die Sozialisten beschliessen die Revolution Bearbeiten Nach Ende des Generalstreiks vom November setzten sich zunehmend die Roten Garden an die Spitze der Entwicklung im Lager der Arbeiterbewegung allen voran die radikalen Garden in den Stadten wo auch der Einfluss der bolschewistischen Propaganda am starksten war Insbesondere in Turku kam es zu massiven Plunderungen und Ausschreitungen bei deren Massigung sich die Parteispitze machtlos zeigte 23 Die Roten Garden zentralisierten ihre Organisation Ende November durch die Einsetzung einer Zentralkommission welche einige Wochen spater in einen Generalstab umgeformt wurde Zum Oberbefehlshaber wurde Ali Aaltonen Journalist und Leutnant der russischen Armee ernannt Die Parlamentsentscheidung vom 12 Januar 1918 interpretierten die Sozialisten so dass die Regierung eine Klassenkampfarmee geschaffen habe welche gegen die finnische Arbeiterklasse gerichtet sei 24 Die sozialdemokratische Parteifuhrung war dennoch zunachst nicht eindeutig auf Revolutionskurs Die gemassigten langjahrigen Mitglieder hielten den bewaffneten Aufstand nicht fur unausweichlich 25 Der Druck der Roten Garden nahm kurz darauf jedoch weiter zu Ali Aaltonen war Anfang Januar nach Petrograd gereist und hatte unter Vermittlung des zu den dortigen Bolschewiki gehorenden finnischstammigen Eino Rahja von Lenin am 13 Januar die mundliche Zusage erhalten den finnischen Roten 10 000 Gewehre und sonstige Waffen zu liefern Diese Zusage bestatigte er schriftlich am 20 Januar und gleichzeitig wurde angekundigt dass der die Waffen transportierende Zug Petrograd am 26 Januar fruh morgens verlassen wurde In dieser Lage und in dem Bestreben die Einheit der Arbeiterbewegung zu wahren nahm der Parteirat der Sozialisten am 22 Januar neue radikale Mitglieder auf und setzte am 24 Januar ein ausschliesslich aus Radikalen bestehendes Exekutivkomitee ein dessen Vorsitz Eero Haapalainen Gewerkschaftsfuhrer aus Viipuri ubernahm Die Fuhrung der Roten Garden nahm an dass die Schutzkorps den geplanten Waffentransport zu stoppen versuchen wurden und so gaben Aaltonen und Haapalainen am 23 Januar den Befehl zum Generalstreik und zur Mobilisierung der Garden ab dem 25 Januar Das Exekutivkomitee beschloss schliesslich am 26 Januar dass die Revolution am nachsten Tag beginnen solle 26 Ausbruch des Burgerkrieges BearbeitenPraktisch zeitgleich mit dem Beginn des sozialistischen Umsturzversuches begannen die weissen Truppen mit ihren militarischen Aktionen gegen die russischen Garnisonen Wahrend die Revolution im Suden erfolgreich war konnte Mannerheim sich ein Stutzgebiet in Sudosterbotten sichern von dem aus das burgerliche Finnland bald den gesamten Nordteil des Landes unter seine Kontrolle brachte Der Aufstand gelingt im Suden Bearbeiten nbsp Krafteverhaltnisse Anfang Februar 1918 Machtbereich der Weissen Machtbereich der Roten Am Abend des 27 Januar 1918 um 23 Uhr leuchtete am Turm des Gewerkschaftshauses von Helsinki eine rote Lampe zum Signal der beginnenden Revolution Die Roten Garden besetzten die wichtigsten Gebaude und hatten am folgenden Morgen die Stadt vollig in ihrer Gewalt In den Stadten Sudfinnlands begegneten die Revolutionare ebenso wenig Gegenwehr wie im Grossteil der dortigen landlichen Gebiete 27 Das Exekutivkomitee der Sozialdemokraten setzte am 28 Januar eine rote Regierung das Volkskommissariat ein Dessen Vorsitz und damit das Amt des Regierungschefs ubernahm der Parteivorsitzende Kullervo Manner der Prasident des sozialistischen Mehrheitsparlaments gewesen war 28 Die rote Regierung hatte sogleich mit den Folgen eines nahezu vollstandigen Streiks aller offentlichen Beamten zu kampfen Die Verwaltung musste so aus Vertretern der Arbeiterschaft neu gebildet werden Ebenso streikte das gesamte Bankwesen und sturzte das rote Finnland in eine schwere Finanzkrise in welcher es sich wahrend seiner gesamten Existenz nur durch standigen Nachdruck von Banknoten behelfen konnte 29 Die Wirtschaftspolitik des Volkskommissariats war auch uberwiegend von der Bemuhung um Stabilisierung der Lage und Sicherung der Versorgung bestimmt Als sozialistisch einzustufende Wirtschaftsreformen fanden im roten Finnland nicht statt 30 Am 20 Februar beschloss die rote Regierung den Text einer neuen Verfassung Der Entwurf der weitgehend aus der Feder von Otto Ville Kuusinen stammte und nach dem Krieg zur Volksabstimmung gestellt werden sollte war streng demokratisch und sprach die oberste Gewalt dem frei gewahlten Parlament zu Der Text war deutlich an die Verfassung der Schweiz angelehnt und freiheitlich aber kaum als revolutionar zu bezeichnen 31 Die weisse Regierung behauptet sich im Norden Bearbeiten In der Nacht auf den 28 Januar begannen die weissen Schutzkorps mit der Entwaffnung der russischen Garnisonen in Sudosterbotten Die Garnisonen in Laihia Lapua Seinajoki Ylistaro Ilmajoki Kaskinen Nykarleby und Jakobstad leisteten nur geringen Widerstand und auch Vaasa konnte noch am gleichen Tag eingenommen werden In Kristinestad und Kokkola mussten die Schutzkorps dagegen den Widerstand der von den Roten Garden unterstutzten Soldaten brechen Bis zum 31 Januar war jedoch ganz Sudosterbotten unter weisser Kontrolle Dabei wurden 8 000 Gewehre sowie schwere Bewaffnung erbeutet sodass in der Folge eine wesentlich effektivere Kriegsfuhrung moglich war 32 nbsp Der Senat P E Svinhufvuds dessen dem Aufstand entkommene Mitglieder in Vaasa eine Exilregierung bildeten Wahrend die Sozialisten in Sudosterbotten kaum Unterstutzung hatten waren sie in Nordosterbotten und Lappland stark vertreten Besonders in Oulu kam es am 3 Februar zu den ersten schwereren Gefechten des Burgerkrieges Am 7 Februar hatten die Weissen jedoch den Norden gesichert In den Stadten Jyvaskyla und Mikkeli wurden die Aufstandischen Anfang Februar von den ortlichen Schutzkorps niedergeschlagen ebenso in Kuopio nach kurzem Gefecht am 8 Februar Damit war auch der Nordosten des Landes unter weisser Kontrolle abgesehen von der Industriestadt Varkaus welche zunachst eine rote Enklave blieb In Karelien hatte es bereits vor Ausbruch des Burgerkrieges starke Aktivitaten der ortlichen Schutzkorps gegeben welche zu einer Entwaffnung der russischen Truppen in Nordkarelien und im Norden Sudkareliens gefuhrt hatten Diese Gebiete blieben auch nach dem sozialistischen Umsturz in weisser Hand 33 Gleich zu Beginn ihres Aufstandes mussten die Roten einen schweren Ruckschlag hinnehmen da es ihnen nicht gelang die Mitglieder des Senats festzunehmen Drei Senatoren konnten noch kurz vor Kriegsausbruch nach Osterbotten reisen ein vierter folgte ihnen Anfang Februar Die restlichen Mitglieder unter ihnen Svinhufvud konnten sich in Helsinki bei burgerlichen Bewohnern verstecken Die entkommenen Senatoren konnten so in Vaasa eine funktionierende verfassungsgemasse Regierung bilden was dem weissen Finnland einen unschatzbaren Legitimationsvorteil verschaffte insbesondere im Verhaltnis zum Ausland Den Vorsitz ubernahm Heikki Renvall bis im Marz auch Svinhufvud aus Helsinki nach Vaasa geschmuggelt werden konnte 34 Die Front stabilisiert sich Bearbeiten Die Position der Weissen hing in starkem Masse von der Moglichkeit ab Truppen und Material zwischen den Hauptstutzgebieten in Osterbotten und Karelien zu bewegen Zu ihrem Gluck war kurz vor Ausbruch des Krieges die neue Eisenbahnstrecke von Haapamaki in der Gemeinde Keuruu uber Pieksamaki nach Elisenvaara eingeweiht worden Zur Sicherung dieser lebenswichtigen Verbindung sandte Mannerheim am 29 Januar das Schutzkorps von Lapua nach Haapamaki Die Bahnkreuzung wurde kampflos eingenommen da die roten Fuhrer im nahen Tampere die Bedeutung des Ortes zu diesem Zeitpunkt noch nicht erkannt hatten Die weissen Truppen ruckten entlang der Bahnlinie nach Suden noch bis Vilppula vor wo sie ihre Stellung aufbauten Vom 2 bis zum 7 Februar fuhrten die Roten mehrere Angriffe gegen Vilppula In gleichem Masse wie die Roten starkere Angriffe organisierten konnten aber auch die Weissen ihre Stellungen und Bewaffnung verstarken so dass die Angriffe abgewehrt wurden 35 Nach der Sicherung Vilppulas blieb der Frontverlauf fur langere Zeit im Wesentlichen stabil Die Grenze zwischen dem roten und dem weissen Finnland fuhrte von der Westkuste zwischen dem roten Pori und dem weissen Kristiina uber Vilppula Padasjoki Heinola Lappeenranta und Antrea bis Rautu an der Grenze zu Russland Es handelte sich allerdings nicht um eine durchgangige Front Zu den Wesensmerkmalen des finnischen Burgerkrieges zahlte dass er im winterlichen und schwer zuganglichen Land ausschliesslich entlang der wenigen Verkehrswege in erster Linie der Eisenbahnstrecken stattfand Entsprechend gab es Frontstellungen nur dort wo eine Bahnstrecke oder eine Landstrasse den Frontverlauf kreuzte 36 Beide Seiten konzentrierten ihre Krafte zunachst auf die Sicherung des eigenen Hinterlandes An der Sudkuste gab es noch zahlreiche funktionierende weisse Schutzkorps besonders in Porvoo und Loviisa aber auch in Siuntio und Kirkkonummi Die letzten dieser Einheiten ergaben sich erst am 1 Marz und banden bis dahin erhebliche Ressourcen der Roten Im weissen Hinterland war noch das rote Varkaus verblieben dessen Rote Garde rund 1 500 Manner umfasste die allerdings schwach bewaffnet waren Am 20 Februar fuhrten die Weissen einen Angriff mit 1 050 Soldaten sechs Maschinengewehren und zwei Geschutzen Am folgenden Tag ergaben sich die Verteidiger 37 Die Kriegsparteien BearbeitenWeder die Roten Garden noch die Schutzkorps waren dafur geschaffen worden einen ausgewachsenen Burgerkrieg zu fuhren Schlechte Ausbildung fehlende Disziplin und unzureichende Fuhrung behinderten die Kriegsfuhrung auf beiden Seiten Durch gezielte Ausbildung Einfuhrung der Wehrpflicht und besonders durch das Hinzutreten des Jagerbataillons konnten die Weissen auf diesen Gebieten im Laufe des Krieges Fortschritte erzielen die ihnen einen entscheidenden Vorteil gegenuber den Roten gaben Zugleich sandte das Deutsche Reich Hilfstruppen und verschaffte den Weissen einen weiteren Vorteil Die Roten Garden Bearbeiten nbsp Zu den effektivsten Waffen der Roten im Kampf entlang der Eisenbahnlinien gehorten die mit Maschinengewehren und Geschutzen ausgestatteten Panzerzuge Die Roten Garden waren als ortliche Ordnungsorganisationen aus uberzeugten Mitgliedern der Arbeiterbewegung gebildet worden Nach Beginn des Burgerkrieges stromten den Garden neue Mitglieder zu teilweise dadurch bedingt dass die Mitglieder nun ein Gehalt aus der Staatskasse erhielten Uber die Gesamtstarke der Garden gibt es keine verlasslichen Angaben Zu Beginn des Krieges umfassten sie um die 20 000 Mitglieder wuchsen aber bis April je nach Schatzung auf 65 000 bis 80 000 an 38 Die Bewaffnung der Roten beruhte zu Beginn der Auseinandersetzung in erster Linie auf der Ende Januar erhaltenen Waffenlieferung aus Petrograd Dies genugte nicht um eine ausreichende Bewaffnung sicherzustellen Erst als die russische Armee Finnland Ende Februar und Anfang Marz infolge des Friedensvertrages von Brest Litowsk raumte uberliessen die Garnisonen ihre Waffen den finnischen Revolutionaren was den Waffenmangel bei den Roten mit einem Schlag behob 39 Die meisten Rotgardisten hatten keinerlei militarische Ausbildung und insbesondere Angriffsbewegungen waren mit diesen Soldaten sehr schwierig Der Verteidigungskampf gelang den Roten Garden besser aber die Furcht vor Umkreisungsbewegungen fuhrte oft zur vorzeitigen Aufgabe von Stellungen und kopfloser Flucht Die Kriegsfuhrung wurde daruber hinaus durch den Mangel an qualifizierter Fuhrung erschwert Von einigen russischen Freiwilligen abgesehen hatte die rote Armee praktisch keine ausgebildeten Offiziere Eine funktionierende zentrale Kommandostruktur kam wahrend des gesamten Krieges nicht zustande Die Unzufriedenheit mit der Fuhrung druckte sich in den haufigen Wechseln der Oberbefehlshaber aus Ali Aaltonen hatte sich im Vertrauen auf die Stutzung durch die russische Armee allein auf die ortlichen Kommandostrukturen der Roten Garden verlassen Er wurde bereits am 28 Januar durch Eero Haapalainen als neuen Oberbefehlshaber ersetzt Nachdem sich dieser als wenig fahiger erwiesen hatte wurde er am 20 Marz durch ein Triumvirat aus Evert Eloranta Eino Rahja und Adolf Taimi ersetzt Bereits an der Schwelle zum Untergang des roten Finnlands am 12 April versuchte man die Krafte noch einmal zu bundeln indem Kullervo Manner zum Diktator ausgerufen wurde 40 Obwohl die Vorgeschichte des roten Umsturzversuches eng mit den russischen Revolutionen verbunden war und die Wortfuhrer der Revolution erhebliche Unterstutzung durch die russischen Soldaten im Land erwartet hatten blieb deren Beteiligung an den Kampfhandlungen letztlich gering und spielte fur die Kriegsfuhrung des roten Finnlands keine wesentliche Rolle Lenin sah sich an einer offenen Kriegsbeteiligung in Finnland durch die prekare Lage des Weltkrieges und die Friedensverhandlungen mit Deutschland gehindert und beschrankte sich auf gelegentliche Waffenlieferungen Die Garnisonen blieben grosstenteils passiv und gaben nur vereinzelt ortliche Unterstutzung Im Zuge der Evakuierung Finnlands wurde den Soldaten Anfang Marz freigestellt sich als Freiwillige der finnischen roten Armee anzuschliessen Von dieser Moglichkeit machten rund tausend Soldaten Gebrauch Eine Ausnahme stellte Karelien dar wohin wegen der Nahe zu Petrograd auch Truppen aus Russland uber die Grenze geschickt wurden Insbesondere in den Kampfen um Rautu Anfang Marz stellten Russen rund die Halfte der roten Truppen 41 Die weisse Armee Bearbeiten nbsp Die finnischen Jager bei der Ankunft aus Deutschland in VaasaDie weissen Schutzkorps hatten zunachst mit ahnlichen Problemen zu kampfen wie die Roten Unzureichende Ausbildung und fehlende soldatische Disziplin erschwerten ein koordiniertes Vorgehen Den Weissen gelang es aber in erheblich starkerem Masse als den Roten den Ausbildungsstand im Laufe des Krieges zu verbessern Eine entscheidende Rolle spielte hierbei dass den Weissen ausgebildete Offiziere zur Verfugung standen Zu diesen gehorten ehemalige Angehorige der 1901 aufgelosten finnischen Streitkrafte sowie freiwillige Offiziere der russischen Armee zu denen auch Mannerheim gehorte Weitere Offiziere rekrutierten sich aus schwedischen Freiwilligen Den grossten Anstoss bekam die Bildung der Armee aber durch die Ankunft von 1060 in Deutschland ausgebildeten Jagern des 27 Jagerbataillons am 18 und 25 Februar Diese bildeten eine funktionierende kriegserfahrene Fuhrungsschicht und dienten den unerfahrenen Truppen zugleich als Vorbild 42 Die Starke der weissen Armee bewegte sich im Marz um die 45 000 Ende April um 75 000 Die Reihen wurden gezielt durch die am 18 Februar eingefuhrte allgemeine Wehrpflicht verstarkt was den Anteil der Arbeiter in der Armee erhohte Es hatten sich aber auch zuvor bereits Arbeiter den Schutzkorps angeschlossen Den grossten Anteil 56 der weissen Soldaten machten allerdings die selbststandigen Bauern mit ihren Sohnen aus 43 Die ursprunglich ausserst mangelhafte Bewaffnung wurde zunachst durch die Entwaffnung der russischen Garnisonen Ende Januar verbessert Im Februar erhielt der Senat sodann 70 000 Gewehre und schwere Waffen aus Deutschland so dass die gesamte Armee mit angemessener Bewaffnung ausgestattet werden konnte Die Rolle Deutschlands Bearbeiten nbsp Krafteverhaltnisse Ende Marz 1918 Machtbereich der Weissen Machtbereich der Roten nbsp Entwicklung nach der Landung deutscher Truppen im April 1918 Machtbereich der Weissen Machtbereich der Roten deutsche TruppenbewegungenDas kaiserliche Deutschland hatte am Anfang des Burgerkrieges ein gespaltenes Verhaltnis zu Finnland Es war im deutschen Interesse sich in der Nachbarschaft Russlands ein befreundetes burgerliches Land zu sichern andererseits konnte die offene Unterstutzung der Weissen den Friedensprozess von Brest Litowsk gefahrden Die Anerkennung Finnlands durch Russland und die spatere Unterzeichnung des Friedensvertrages in dem sich Russland zur Evakuierung Finnlands verpflichtete erleichterten die Situation Am 7 Marz 1918 unterzeichneten die finnischen Gesandten in Berlin Edvard Hjelt und Rafael Erich einen Friedensvertrag mit Deutschland Wenig spater traf der soeben aus Helsinki gefluchtete Svinhufvud in Berlin ein und bat um die Entsendung von Hilfstruppen Die Inanspruchnahme deutscher Hilfe war im weissen Finnland umstritten Mannerheim hatte diese wiederholt abgelehnt weil er eine Abhangigkeit Finnlands von Deutschland furchtete Auch der Rumpfsenat in Vaasa weigerte sich die Vereinbarungen Svinhufvuds offiziell zu bestatigen Der Streit wurde schliesslich beigelegt indem die deutschen Truppen formell dem Oberbefehl Mannerheims unterstellt wurden Am 3 April 1918 landete die Ostsee Division der deutschen Armee im Rahmen der sogenannten Finnland Intervention mit 9500 Mann unter Generalmajor Rudiger Graf von der Goltz in Hanko sowie am 7 April weitere 2500 Mann das Detachement Brandenstein unter Oberst Otto von Brandenstein von Tallinn aus in Loviisa 44 Verlauf der Kriegshandlungen BearbeitenNachdem die Front sechs Wochen weitgehend unverandert geblieben war begann die weisse Hauptoffensive mit der Umkreisung und Eroberung der Stadt Tampere Im Suden gelandete deutsche Truppen nahmen Helsinki ein und trafen spater in Lahti mit Mannerheims Einheiten zusammen Der eingekesselte rote Fluchtlingsstrom ergab sich nach verzweifelten Gefechten Die letzten schweren Gefechte wurden in Karelien um die Stadt Viipuri gefuhrt Der Burgerkrieg endete am 5 Mai 1918 mit der Aufgabe der letzten Aufstandischen Die Schlacht um Tampere Bearbeiten nbsp Eine in Lankipohja hingerichtete Gruppe roter SoldatenDie Stadt Tampere war im Jahr 1918 das grosste Industriezentrum Finnlands und Hochburg der Roten Garden Am 15 Marz 1918 begann die weisse Armee einen grossangelegten Angriff mit dem Ziel der Einkreisung und anschliessenden Eroberung der Stadt Der Angriff wurde von mehreren Seiten gefuhrt und kam zunachst mit wechselndem Erfolg voran Vielfach fuhrten bereits kleine Angriffsbemuhungen zu ungeordneter Flucht der Roten Verteidiger an anderen Stellen wurde dagegen zaher Widerstand geleistet So kam es am 16 Marz in Lankipohja einem Dorf in der Gemeinde Langelmaki zu erbitterten Gefechten in welchen das Schutzkorps von Lapua seine beiden Kommandeure verlor 45 Nach der Eroberung des Dorfes erschossen die Weissen samtliche gefangen genommenen Rotgardisten eine Vorgehensweise die in ahnlicher Form auch an anderen Orten praktiziert wurde 46 nbsp Mit diesem Flugblatt forderten die Weissen die Verteidiger in Tampere erfolglos zur Aufgabe auf An die Bewohner und Truppen von Tampere Der Widerstand ist hoffnungslos Hisst die weisse Flagge und ergebt euch Genug Burgerblut ist vergossen worden Wir toten nicht wie die Roten unsere Gefangenen Schickt eure Vertreter mit einer weissen Fahne Mannerheim Nach tagelangen weiteren Kampfen wurde schliesslich am 26 Marz die Bahnstation von Lempaala sudlich von Tampere eingenommen und damit der Belagerungsgurtel um die Stadt geschlossen Die Kampfe in der Umgebung Tamperes hatten dazu gefuhrt dass sich die Soldaten der dort stationierten Roten Garden ebenso wie ein grosser Teil der Zivilbevolkerung in die Stadt gefluchtet hatten und die Stadt damit zum Bersten mit Menschen gefullt war Nachdem die roten Einheiten zuvor oftmals ubereilt die Flucht ergriffen hatten war nunmehr jeder weitere Fluchtweg versperrt und so bereitete man sich in der Stadt unter Fuhrung des ortlichen Befehlshabers Hugo Salmela auf die Verteidigung der Stadt vor Dem militarisch ungebildeten Arbeiter eines Bretterlagers gelang es die in Panik befindlichen Truppen einigermassen zu ordnen und eine effektive Verteidigung zu organisieren bis er am 28 Marz bei einer Explosion den Tod fand 47 nbsp Gefallene der Gefechte von KalevankangasDie Weissen wurden vom plotzlich erstarkten Widerstand uberrascht und der am Grundonnerstag dem 28 Marz begonnene Sturm auf die Stadt endete zunachst in einem Blutbad um den Friedhof Kalevankangas im Osten Tamperes Im Maschinengewehrfeuer der Roten verloren die Angreifer annahernd 1000 Manner als Gefallene oder Verwundete 48 Auch in den folgenden Tagen kam der Angriff nur muhsam voran Die Verteidiger hatten beschlossen sich nicht zu ergeben offensichtlich mitbedingt durch die Berichte vom Schicksal der Gefangenen in Lankipohja Die Einnahme Tamperes erforderte daher tagelange erbitterte Strassenkampfe in denen die Stadt Haus fur Haus von Osten nach Westen erobert dabei durch standiges Geschutzfeuer aber auch fast vollstandig zerstort wurde Am 6 April 1918 ergaben sich die letzten in den westlichen Stadtteil Pyynikki gedrangten Verteidiger 49 Die Schlacht um Tampere war die bis dahin grosste kriegerische Auseinandersetzung der finnischen Geschichte In den Strassenkampfen fielen nach verbreiteten Schatzungen rund 600 weisse und 1800 rote Soldaten 47 Nach der Untersuchung von Ylikangas sollen sich unter den genannten roten Gefallenen aber auch bis zu 500 wahrend der Kampfe Hingerichtete befinden 50 Vorrucken der Deutschen im Suden Bearbeiten Der Fall Tamperes stellte fur das rote Finnland einen schweren Schlag dar sowohl militarisch da mit den in der Stadt stationierten Truppen ein erheblicher Teil der Roten Garden vernichtet worden war als auch psychologisch da die revolutionare Bewegung eines ihrer wichtigsten Zentren verloren hatte Bereits drei Tage fruher am 3 April 1918 hatte die Landung der deutschen Truppen in Hanko das Volkskommissariat erschuttert welches ohnehin kaum noch Kontrolle uber seine verbliebenen Truppen hatte 51 nbsp Deutsche Soldaten in Helsinki nach der Eroberung der StadtDie Ostseedivision ruckte bis zum 10 April entlang der Sudkuste bis Leppavaara bei Helsinki vor ohne auf nennenswerten Widerstand zu stossen Eine energische Verteidigung der Hauptstadt war praktisch auch unmoglich zu organisieren nachdem Eino Rahja alle in der Stadt verfugbaren Krafte gesammelt und nach Lempaala gefuhrt hatte um das eingeschlossene Tampere zu entsetzen Das Volkskommissariat hatte am 6 April letztmals in Helsinki getagt und sodann angesichts der heranruckenden Deutschen die Flucht nach Viipuri angetreten Von der Goltz liess seine Truppen am 11 April den Sturm auf die Stadt beginnen am 12 April unterstutzt von in den Hafen eingedrungenen Flottenverbanden Am 13 April gaben die in Siltasaari im Stadtteil Kallio eingekesselten Roten auf Die Deutschen verzeichneten bei den Kampfen 200 Gefallene und Verwundete 52 Die am 7 April bei Loviisa gelandeten Truppen von Oberst von Brandenstein eroberten Loviisa rasch und ohne Gegenwehr und ruckten bis zum 11 April bis Orimattila vor Nachdem auch Goltz nach Norden vorruckte nahm von Brandenstein am 19 April die Stadt Lahti ein traf dort mit den weissen Truppen aus dem Norden zusammen und zerschnitt so die Verbindungen der im Westen befindlichen Roten nach Osten 53 Der rote Fluchtlingszug Bearbeiten Bereits am 4 April befahl der rote Generalstab die Evakuierung der westfinnischen Gebiete und den Ruckzug der dortigen Roten Garden nach Osten Nach der Landung der Deutschen schien die Verteidigung dieser Gebiete zunachst aussichtslos und die rote Fuhrung wollte die Krafte im Osten neu sammeln Die ortlichen Kommandanten waren jedoch unwillig dem Befehl nachzukommen es sollte lieber die Heimatstadt verteidigt werden Die Garde von Turku war erst am 10 April bereit die Evakuierung durchzufuhren Pori sogar erst am 12 April Auch die weiter ostlich stationierten Garden die spater in den Evakuierungsplan einbezogen wurden verzogerten ihren Aufbruch Zudem widersetzten sich die Garden dem Befehl ihre Familien zuruckzulassen sondern machten sich mitsamt Familien und beweglicher Habe auf die Flucht 54 Die Zuge von vielen Tausend schwer beladenen Fluchtlingen kamen auf den vom Tauwetter aufgeweichten Landstrassen nur muhsam voran und die Reise endete schliesslich in der Gegend von Lahti wo sich der Riegel der Weissen inzwischen geschlossen hatte An vielen Stellen versuchten die Roten Garden den Durchbruch In einem verzweifelten Gefecht in Hauho am 28 und 29 April konnten sich die Soldaten vielfach unterstutzt von ihren bewaffneten Frauen tatsachlich durch die deutschen Reihen kampfen Letztlich mussten sich jedoch auch sie ebenso wie die anderen Fluchtlinge geschlagen geben Die letzten von ihnen ergaben sich am 2 Mai 1918 55 Kriegsabschluss in Karelien Bearbeiten Ende April hatten die Roten nur noch die Landschaft Kymenlaakso und einen Teil Kareliens in der Hand In der schwachen Hoffnung auf Hilfe aus Russland setzten sie ihren Widerstand jedoch weiter fort Die Weissen begannen am 23 April den Angriff auf Viipuri und hatten die Stadt bald eingekreist Die Eroberung der Stadt erforderte jedoch zahe Kampfe und gelang schliesslich erst am 29 April Viele der fuhrenden Personen des roten Finnlands konnten kurz zuvor nach Petrograd fluchten Die Eroberung Viipuris stellte die letzten grosseren Kampfhandlungen dar Die letzte rote Enklave in Kymenlaakso streckte am 5 Mai 1918 die Waffen Dieser Tag gilt als Tag des Kriegsendes wenn auch die Festung Ino in Karelien noch bis zum 15 Mai von russischen Truppen besetzt blieb 56 In den Kampfhandlungen des Burgerkrieges verloren nach Erkenntnissen des 2004 abgeschlossenen Projektes des finnischen Staates zur Aufklarung der Kriegsopfer insgesamt 9538 Menschen ihr Leben Von den Opfern gehorten 3458 der weissen und 5717 der roten Seite an 57 Diese Zahlen enthalten nicht die rund 350 deutschen und 500 600 russischen Gefallenen 58 Allein rund 2000 Menschen fielen in der Schlacht um Tampere 59 Politische Gewalt wahrend des Krieges und danach BearbeitenGesamtverluste des Burgerkrieges 60 Todesursache Rote Weisse Andere GesamtGefallen im Kampf 0 5 199 3 414 0 790 0 9 403Tod durch Hinrichtung 0 7 370 1 424 0 926 0 9 720Tod im Internierungslager 11 652 0 00 4 1 790 13 446Tod als Folge der Internierung 00 607 0 0 0 00 6 00 613Vermisst 0 1 767 0 0 46 0 380 0 2 193Andere Todesursachen 00 443 0 291 0 531 0 1 265Gesamtverluste 27 038 5 179 4 423 36 640In den unmittelbaren Kampfhandlungen des Krieges fielen rund sechs Prozent der aktiv am Krieg Beteiligten Bedeutend mehr Opfer verloren ihr Leben jedoch ausserhalb der Schlachtfelder Fur die hiermit zusammenhangenden Vorgange haben sich die Begriffe roter und weisser Terror eingeburgert Wahrend der Existenzzeit des roten Finnlands wurden rund 1 650 zur burgerlichen Bevolkerung gehorende Menschen ermordet Die Morde verteilten sich zeitlich hauptsachlich auf zwei Phasen 703 Morde geschahen in der Anfangsphase des Krieges im Februar als die Roten zahlreiche Mitglieder der Schutzkorps umbrachten welche versucht hatten auf die Seite der Weissen zu gelangen Die zweite Welle von Gewalttaten ereignete sich am Ende des Krieges im April als 667 Menschen den Tod fanden oft in den letzten Tagen bevor die jeweilige Ortschaft an die Weissen fiel Die Gewalttaten waren grosstenteils vereinzelt und geschahen oft ohne dass es hierzu Befehle gegeben hatte Nur in wenigen Fallen kam es zu Massenmorden die grosste in einem Zuge getotete Menschenmenge zahlte 30 Personen Das Volkskommissariat verurteilte die unnotige Gewalt offentlich zu konkreten Strafmassnahmen wurde jedoch nicht gegriffen 61 Die weissen Truppen die nach eigener Auffassung im Dienste der Wiederherstellung der gesetzlichen Ordnung kampften griffen gegenuber den geschlagenen Aufstandischen zu drastischen Strafmassnahmen nbsp Gefangene Rotgardisten auf dem Marktplatz von Tampere nach dem Fall der StadtNach der Eroberung von Varkaus wurden innerhalb von wenigen Tagen 200 Rotgardisten hingerichtet und ahnlich wurde uberall nach der Eroberung von Ortschaften und Stadten verfahren in besonderer Schwere in Tampere und Viipuri Die Hinrichtungen geschahen oft ohne jegliche Anhorung oft auch nach kurzem Verfahren in Standgerichten welche aus Soldaten oder auch aus burgerlichen Bewohnern der jeweiligen Orte gebildet wurden Erst nach Kriegsende im Mai erliess Mannerheim ein strenges Verbot der ohne gesetzliche Grundlage erfolgenden Hinrichtungen Insgesamt richteten die Weissen wahrend des Krieges rund 8 400 Rote hin Dabei wurden die unter den Gefangenen identifizierten Russen praktisch systematisch hingerichtet 62 Nach dem Krieg verblieben in der Hand der Regierung rund 80 000 Gefangene Es wurde ein besonderes Staatsverbrechensgericht gegrundet um die grosse Menge der Falle einigermassen rechtsstaatlich verhandeln zu konnen Das Gericht verurteilte 555 Personen zum Tode von diesen Urteilen wurde aber nur ein Teil vollstreckt 63 23 000 Rote wurden zu Haftstrafen ohne Bewahrung 44 500 mit Bewahrung verurteilt Die Verfahren nahmen in all ihrer Oberflachlichkeit viel Zeit in Anspruch und es erwies sich bald dass die in Gefangenenlagern zusammengepferchten Haftlinge nicht angemessen versorgt werden konnten Ab dem Juni 1918 begannen die Gefangenen massenweise an Hunger und Seuchen zu sterben bis zum Oktober wurden insgesamt 12 500 bis 13 000 Tote gezahlt 64 Schatzungen zufolge soll es rund 15 000 Waisen gegeben haben 65 Nachwirkungen BearbeitenDer Burgerkrieg hinterliess eine tief gespaltene Gesellschaft und eine gedemutigte Arbeiterschaft Gemassigtere Mitglieder unter Fuhrung von Vaino Tanner traten an die Spitze der Sozialdemokratischen Partei die in der Folge keine revolutionaren Neigungen mehr zeigte Der Grossteil der alten Fuhrung hatte sich in das bolschewistische Russland abgesetzt wo sie im August 1918 die Kommunistische Partei Finnlands grundete und die Spaltung der finnischen Arbeiterbewegung besiegelte Die Sozialdemokraten blieben lange von der direkten Einflussnahme auf die Politik ausgeschlossen und erst ab 1937 waren sie wieder regelmassig an Regierungen beteiligt Nach Ende des Burgerkrieges begann das weisse Finnland mit der Errichtung des unabhangigen Staates Es hatte sich durch die Inanspruchnahme deutscher Hilfe stark an das Deutsche Reich gebunden und im auf den Krieg folgenden Verfassungsstreit behielten zunachst auch die Monarchisten die Oberhand Am 9 Oktober 1918 wurde der Deutsche Friedrich Karl von Hessen zum Konig von Finnland gewahlt Die Kriegsniederlage Deutschlands und der Fall des deutschen Kaiserhauses machten diese Wahl jedoch obsolet und schliesslich gab sich Finnland eine republikanische Verfassung Die Spaltung der finnischen Gesellschaft spiegelte sich im Ruckblick auf den Krieg Uber Jahrzehnte schrieben beide Lager die Geschichte des Krieges aus vollig verschiedenen Blickwinkeln Die Geschichtsschreibung des obsiegenden burgerlichen Finnlands vermied sorgsam den Begriff Burgerkrieg und bezeichnete die Auseinandersetzung als Freiheitskrieg welcher in erster Linie der Befreiung des Landes von den russischen Besatzern und mit ihnen verbundeten Kriminellen diente und sich nicht gegen eigene Burger richtete Besonders unter dem Eindruck der Geschehnisse des russischen Burgerkrieges empfand man den Sieg gegen die finnische Revolution als Sicherung der politischen Souveranitat Finnlands In der sozialistischen Literatur erschien der Krieg dagegen als typischer Klassenkrieg einer unterdruckten Arbeiterklasse die gegen die herrschende Klasse keinen anderen Ausweg als den Griff zur Waffe fand Heute hat sich in Finnland allgemein die neutralere Bezeichnung Burgerkrieg eingeburgert Literatur BearbeitenRisto Alapuro State and revolution in Finland Berkeley Los Angeles London 1988 ISBN 0 520 05813 5 Jussi T Lappalainen Punakaartin sota Teile 1 und 2 Valtion Painatuskeskus Helsinki 1981 ISBN 951 859 071 0 ISBN 951 859 072 9 Manfred Menger Die Finnlandpolitik des deutschen Imperialismus 1917 1918 Akademie Verlag Ost Berlin 1974 Aapo Roselius Amatoorien sota Rintamataisteluiden henkilotappiot Suomen sisallissodassa 1918 Valtioneuvoston kanslian julkaisusarja Helsinki 2006 ISBN 952 5354 92 X zitiert Roselius Tuomas Tepora Aapo Roselius Hrsg The Finnish Civil War 1918 History Memory Legacy Leiden Brill Academic Publishers 2014 ISBN 978 90 04 24366 8 Marko Tikka Kenttaoikeudet Valittomat rankaisutoimet Suomen sisallissodassa 1918 SKS Helsinki 2004 ISBN 951 746 651 X Anthony F Upton The Finnish Revolution 1917 1918 University of Minnesota Press Minneapolis 1980 ISBN 081 66 0905 5 Anthony F Upton Vallankumous Suomessa 1917 1918 I osa Kirjayhtyma Helsinki 1980 ISBN 951 26 1828 1 zitiert Upton I Anthony F Upton Vallankumous Suomessa 1917 1918 II osa Kirjayhtyma Helsinki 1981 ISBN 951 26 2022 7 zitiert Upton II Pentti Virrankoski Suomen historia 2 SKS Helsinki 2001 ISBN 951 746 342 1 zitiert Virrankoski Heikki Ylikangas Der Weg nach Tampere Bwv Spitz Berlin 2002 ISBN 383 05 0018 1 Heikki Ylikangas Tie Tampereelle WSOY Helsinki 1993 ISBN 951 0 18897 2 zitiert Ylikangas Graf Rudiger von der Goltz Meine Sendung in Finnland und im Baltikum K F Koehler Leipzig 1920 online Film BearbeitenKasky Die Unbeugsame FI DE GR 2008 Regie Aku Louhimies Weblinks BearbeitenDie deutsche Landung in Finnland Offizielle deutsche Darstellung von 1918 Einzelnachweise Bearbeiten Virrankoski S 610 Upton I S 16 Upton I S 58 f Virrankoski S 705 Soikkanen Hannu Kohti kansan valtaa 1 Vaasa 1975 S 192 Upton I S 248 Upton I S 60 ff Virrankoski S 710 Virrankoski S 710 Artikel in Kansan Lehti vom 17 Oktober 1917 und in Uusi Paiva vom 20 Oktober 1917 zitiert bei Upton I S 222 Upton I S 226 f Virrankoski S 711 Upton I S 249 Upton I S 252 258 Virrankoski S 713 Virrankoski S 716 Upton I S 402 ff Virrankoski S 718 Virrankoski S 718 f Upton I S 434 f Upton I S 449 ff Upton I S 455 Upton I S 487 f Upton I S 392 396 So die Worte des SDP Abgeordneten Vuoristo zitiert in Upton I S 440 ahnlich die Verlautbarung der Parteikommission vom 15 Januar 1918 zitiert in Upton I S 444 f Virankoski S 721 Upton I S 444 f und 482 ff Virrankoski S 718 721 Upton I S 510 f Virrankoski S 725 Virrankoski S 724 Upton II S 145 161 Virrankoski S 726 f Upton II S 217 ff Upton I S 513 515 Upton II S 7 f Upton II S 11 25 Virrankoski S 725 f Virrankoski S 723 f Upton II S 210 Upton II S 16 19 Upton II S 27 Virrankoski S 735 Upton II S 286 ff Virrankoski S 731 f Upton II S 227 231 Upton II S 274 f Upton II S 36 400 f Virrankoski S 725 740 Upton II S 35 f 265 273 Virrankoski S 732 735 Virrankoski S 732 Virrankoski S 738 f Ylikangas S 114 130 Ylikangas S 134 146 a b Virrankoski S 738 Ylikangas S 347 Ylikangas S 381 455 Ylikangas S 488 494 Virrankoski S 739 f Upton II S 381 388 Virrankoski S 740 Upton II S 389 f 416 f Upton II S 378 f und 402 404 Upton II S 420 f Virrankoski S 740 Upton II S 445 f Roselius S 19 Lars Westerlund im Vorwort zu Roselius S 9 Roselius S 42 Statistische Erhebung des finnischen Staatsarchivs Vuosina 1914 22 sotaoloissa surmansa saaneiden nimitiedosto Memento des Originals vom 10 Marz 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot vesta narc fi Upton II S 191 195 Virrankoski S 743 f Virrankoski S 745 748 Ylikangas S 502 514 Virrankoski S 749 spricht von 125 Hinrichtungen wahrend laut Upton II S 456 265 Urteile vollstreckt wurden Virrankoski S 748 752 Cord D J Wie Finnland nach dem Burgerkrieg 1918 einen Weg zur Versohnung fand this is finland 18 05 2018 nbsp Dieser Artikel wurde am 15 November 2006 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4408662 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Finnischer Burgerkrieg amp oldid 233464121