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Die Finnland Intervention deutscher Truppen Marz bis Dezember 1918 entschied den Finnischen Burgerkrieg zugunsten der konservativ gegenrevolutionaren Weissen Armee Daruber hinaus verfolgte die deutsche Fuhrung mit dem Vorstoss das Ziel Finnland dauerhaft aus dem russischen Einflussbereich zu losen und stattdessen fest in den nach dem Frieden von Brest Litowsk durch das Deutsche Reich dominierten Ostseeraum zu integrieren Die Anwesenheit deutscher Truppen sicherte im Oktober 1918 die Wahl des Prinzen Friedrich Karl von Hessen Kassel Rumpenheim zum finnischen Konig Der Abtransport der deutschen Ostsee Division im Dezember 1918 zog die Abdankung Friedrich Karls und den Sturz der deutschfreundlichen Regierung Svinhufvud nach sich Damit setzten sich zuletzt jene politischen Krafte in Finnland durch die eine Anbindung an Grossbritannien und Frankreich bzw die Neutralitat des jungen Staates befurworteten Offiziere der Ostsee Division in FinnlandInhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Verlauf 2 1 Politische und militarische Vorbereitung 2 2 Die Besetzung der Aland Inseln 2 3 Die deutsch finnischen Vertrage vom 7 Marz 1918 2 4 Landung und Vorgehen der Ostsee Division 2 5 Deutsche Politik in Finnland nach dem Burgerkrieg 3 Ergebnisse 4 Literatur 5 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenDas Grossfurstentum Finnland dessen politischer und wirtschaftlicher Sonderstatus 1 innerhalb des Russischen Reiches seit der Jahrhundertwende wiederholt infrage gestellt worden war zog bereits unmittelbar nach Kriegsausbruch die Aufmerksamkeit der deutschen Politik auf sich Die finnischen Autonomiebestrebungen und der bereits vorhandene deutsche Einfluss in Finnland seit 1905 dominierten Importe aus Deutschland den finnischen Aussenhandel 2 schienen einen vielversprechenden Ansatzpunkt fur die Desintegration des Zarenreiches im Allgemeinen und die Schwachung der russischen Position im Ostseeraum im Besonderen zu bieten Am 6 August 1914 wies Reichskanzler Bethmann Hollweg den deutschen Gesandten in Stockholm an Kontakte mit einflussreichen Finnen aufzunehmen und auf sie im Sinne einer Zuruckwerfung des russischen Despotismus auf Moskau 3 einzuwirken Allerdings blieb diesen und den nachfolgenden ahnlichen Bemuhungen bis zu der durch die russischen Revolutionen des Jahres 1917 eintretenden volligen Neuordnung der Verhaltnisse ein wirklicher Durchbruch versagt Das lag nicht zuletzt an der trotz wiederholter Bitten der finnischen Kontaktpersonen aufrechterhaltenen deutschen Weigerung sich offentlich und verbindlich fur die Unabhangigkeit Finnlands auszusprechen Die Reichsleitung lehnte dies ab da sie lange auf einen Sonderfrieden mit Russland spekulierte 4 Folglich blieb die Mehrheit der finnischen Fuhrungsschicht gegenuber den deutschen Initiativen reserviert zumal sie es fur unwahrscheinlich hielt dass Deutschland Russland den Frieden wurde diktieren konnen Sie setzte auf die Westmachte von denen sie in der finnischen Frage eine massigende Einwirkung auf den russischen Bundesgenossen erwartete 5 Die starke Sozialdemokratische Partei Finnlands SDP in der der linke Flugel dominierte setzte ihre Hoffnungen auf eine Revolution in Russland und liess sich nicht auf die auch uber Vertreter der SPD unternommenen deutschen Annaherungsversuche ein 6 Zu bedingungslosen Parteigangern der deutschen Interessen in Finnland wurden lediglich die Anhanger der 1904 1905 entstandenen radikal nationalistischen und antisozialistischen Aktivisten Bewegung 7 Diese Stromung unterhielt in Berlin eine von dem finnischen Anwalt Friedrich Wetterhoff 8 geleitete Finnlandische Kanzlei seit Ende 1916 Finnlandisches Buro 9 Aus diesem Kreis heraus wurde schon im Herbst 1914 gegenuber deutschen Vertretern ein Furstentum Finnland mit einem Hohenzollern Prinzen an der Spitze ins Gesprach gebracht 10 Einzelne Aktivisten verhandelten auch mit dem Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg uber eine Thronkandidatur 10 Bis zum Herbst 1917 blieb diese Stromung allerdings ein Aussenseiter des politischen Spektrums in Finnland 5 Weitreichende Konsequenzen hatte lediglich die massgeblich von den Aktivisten betriebene Rekrutierung von Freiwilligen insgesamt 1 886 Mann fur die militarische Ausbildung in Deutschland der die deutschen Stellen am 26 Januar 1915 zugestimmt hatten 11 vgl Koniglich Preussisches Jagerbataillon Nr 27 Die Aktivisten waren zwar uberzeugt dass eine Unabhangigkeit Finnlands nur durch einen bewaffneten Aufstand zu erreichen war waren sich aber auch daruber klar dass ein solcher ohne Unterstutzung durch deutsche oder schwedische Truppen vollig aussichtslos war Folgerichtig wiesen sie die regelmassig wiederholten deutschen Aufforderungen zu einem selbstandigen finnischen Losschlagen zuruck 12 Im Ubrigen betatigten sich einzelne Aktivisten als deutsche Agenten klarten militarische Bewegungen auf zerstorten russisches Kriegsmaterial oder verhalfen deutschen Kriegsgefangenen zur Flucht nach Schweden 13 Erst nach der russischen Februarrevolution unternahm die deutsche Fuhrung erste konkrete Schritte um eine militarische Intervention in Finnland vorzubereiten Das Jagerbataillon Nr 27 wurde seit Ende Marz 1917 in Libau verladefertig gehalten in Danzig liess die OHL die komplette Ausrustung fur eine finnische Armee von 100 000 Mann Rangabzeichen mit dem finnischen Lowen und finnische Kokarden inklusive bereitlegen 14 Gleichzeitig wurde von deutschen Vertrauensleuten in Finnland eine offiziose Erklarung verbreitet in der es erstmals hiess es sei deutsches Interesse dass Finnland womoglich in den Besitz der vollen Selbstandigkeit gelangt 15 Die deutschen Hoffnungen auf eine antirussische Erhebung in Finnland und eine damit einhergehende Einladung deutscher Truppen wurden jedoch erneut enttauscht 16 Die revolutionare Krise im Zarenreich lockerte zwar den Zugriff der Zentrale auf die nichtrussischen Randregionen fuhrte aber insbesondere im Falle Finnlands zugleich dazu dass dem finnischen Burgertum und den Grossgrundbesitzern angesichts des parallelen Aufschwungs der finnischen Arbeiterbewegung die Mitgliederzahl der SDP stieg 1917 auf uber 100 000 in einem Land mit weniger als 3 Millionen Einwohnern noch weniger als zuvor der Sinn nach einer Schwachung der bestehenden staatlichen Strukturen stand Im Gegensatz zur SDP drangen die burgerlichen Parteien im finnischen Landtag nun sogar darauf die im Juli einseitig beschlossene neue Autonomieregelung mit der russischen Provisorischen Regierung abzustimmen Eine vollige Unabhangigkeit lehnten sie jetzt entschieden ab da dies den von der Sozialdemokratie beherrschten Landtag zur alleinigen politischen Autoritat in Finnland gemacht hatte 17 Diese Zusammenhange wurden von den deutschen Verantwortlichen nicht erkannt weshalb sie ihren finnischen Kontaktleuten wiederholt deren vermeintliche Schlappheit vorhielten 16 Die im August durch die Provisorische Regierung verfugte Auflosung des Landtages und die anschliessenden Neuwahlen am 2 Oktober 1917 bei denen die SDP ihre Mehrheit gegen die im Zeichen der roten Gefahr zusammengeschlossenen burgerlichen und Agrarier Parteien einbusste waren wesentlich durch burgerliche finnische Politiker angeregt worden 18 Die neue Parlamentsmehrheit verstandigte sich mit der Provisorischen Regierung auf einen Verbleib Finnlands unter russischer Oberhoheit Der Sturz dieser Regierung vgl Oktoberrevolution fuhrte allerdings erneut einen dramatischen Perspektivenwechsel herbei und brachte den deutschen Einfluss der zu diesem Zeitpunkt nahezu ausgeschaltet schien wieder ins Spiel Die neue am 26 November 1917 vom Landtag gewahlte Regierung unter Pehr Evind Svinhufvud einem erklarten Parteiganger Deutschlands nahm sofort Kurs auf die vollige Lostrennung von Russland und eine enge Anlehnung an Deutschland Der sowjetrussische Rat der Volkskommissare akzeptierte am 31 Dezember 1917 die am 6 Dezember beschlossene Unabhangigkeitserklarung Finnlands 19 Die in der Folge durch die Svinhufvud Regierung bewusst herbeigefuhrte Eskalation der innerfinnischen Konflikte und der daraus resultierende Burgerkrieg offneten schliesslich den deutschen Truppen den Weg nach Finnland Verlauf BearbeitenPolitische und militarische Vorbereitung Bearbeiten Bereits am 12 November 1917 ging dem Auswartigen Amt ein Memorandum finnischer burgerlicher Politiker zu das als Aufforderung zur Intervention zu verstehen war Darin hiess es unter anderem Mit dem Anheimfallen Russlands zur Anarchie und zur vollstandigen Machtlosigkeit scheint fur Deutschland die grosse Gelegenheit gekommen zu sein eine feste und unerschutterliche Ostseeherrschaft zu grunden Dem deutschen Besitzstand in diesen Gegenden wurde sich ein Schweden anschliessen das darauf angewiesen sein wurde die politischen Richtlinien der Mittelmachte Mitteleuropas zu befolgen sowie ein freies Finnland Es durfte erlaubt sein von finnischer Seite ehrerbietigst hervorzuheben dass ein moglichst schnelles auswartiges Eingreifen in und zugunsten Finnlands einem dringenden Lebensbedurfnis dieses Landes entsprechen wurde Es ist zu befurchten dass gewisse verantwortungslose durch angebliche Klasseninteressen verblendete Elemente der eigenen Bevolkerung des Landes die Gelegenheit benutzen werden um sich der Herrschaft zu bemachtigen und einen gewaltsamen Umsturz der Gesellschaftsordnung herbeizufuhren Ein schnelles kraftiges Eingreifen der deutschen Streitkrafte wurde in dieser Lage von unschatzbarem Wert sein 20 Diese Vorstosse wurden bis Ende November mehrfach schriftlich und mundlich sowohl im Auswartigen Amt als auch bei der OHL wiederholt Die deutschen Vertreter drangten bei diesen Gesprachen aus innen und aussenpolitischen Grunden darauf dass von finnischer Seite durch Regierung und Landtag offentlich um eine deutsche Intervention gebeten werde 21 Ohne dass dies erfolgt ware brachte ein deutsches Unterseeboot Ende November ein Vorkommando des Jagerbataillons sowie Ausrustungsgegenstande Waffen und Funkgerate an die finnische Sudkuste 22 Nachdem im Januar 1918 ganz Sudfinnland an die revolutionaren Krafte gefallen war wollte die OHL die die unmittelbar bevorstehende Ruckkehr des Landes in den russischen Einflussbereich befurchtete sofort einen grosseren Truppenverband in die Region entsenden Dies erklarte der Admiralstab aufgrund der klimatischen Verhaltnisse und der noch nicht aufgeklarten bzw geraumten Minenfelder in der nordlichen Ostsee allerdings fur unmoglich 23 Der am 13 Februar 1918 in Bad Homburg vor der Hohe tagende Kronrat beschloss unabhangig von der weiteren Entwicklung des Verhaltnisses zu Sowjetrussland die Verhandlungen in Brest Litowsk waren am 10 Februar abgebrochen worden in jedem Falle Ende Marz laut Admiral von Holtzendorff der fruhestmogliche Termin in Finnland zu intervenieren Die nach Vaasa ausgewichene weissfinnische Rumpfregierung wurde aufgefordert deutschen Stellen eine Erklarung zu ubergeben in welcher unter Berufung auf die herrschende Anarchie und dauernde Gefahrdung von Leben und Eigentum unsere Intervention zur Herstellung der Ordnung 24 erbeten werden sollte Bereits am 14 Februar legte der finnische Vertreter in Berlin Edvard Hjelt das gewunschte Dokument im Namen des finnischen Volkes und Staates vor 25 Am 21 Februar wurde in einem ersten offentlichen Schritt von der Sowjetregierung ultimativ der sofortige Abzug aller noch in Finnland verbliebenen russischen Truppen verlangt 26 Zusatzlich beschleunigt wurden die deutschen Vorbereitungen durch die am 14 Februar erfolgende uberraschende Landung schwedischer Truppen auf den Aland Inseln Auf deutscher Seite wurde vermutet dass die Entente Machte Schweden zu diesem Schritt ermuntert hatten 27 Man entschied daher drei Tage spater vor dem Einschreiten auf dem finnischen Festland auch diese strategisch wichtige Inselgruppe zu besetzen 28 Fur die Abwicklung des Gesamtunternehmens wurde am 25 Februar die Aufstellung der etwa 11 000 Mann starken direkt der OHL unterstehenden sogenannten Ostsee Division befohlen Hierfur wurden grossenteils ausgewahlte Eliteverbande herangezogen 29 Die Besetzung der Aland Inseln Bearbeiten Das schwedische Vorgehen hatte die Situation fur die deutsche Politik erheblich komplizierter gestaltet Ausgerechnet die politischen Krafte in Schweden die bisher eine auf die Mittelmachte orientierte Haltung des Landes favorisiert hatten das Konigshaus und die Konservativen waren die entschiedensten Verfechter einer schwedischen Annexion der Aland Inseln Eine Kollision deutscher und schwedischer Massnahmen in der Aland Frage musste die ohnehin ins Wanken geratenen deutschen Positionen in Schweden weiter untergraben 30 Allerdings war insbesondere die OHL nicht bereit Schweden die Inselgruppe einfach so zu uberlassen 31 In Abstimmung mit dem Auswartigen Amt einigte man sich darauf die Inseln zunachst selber zu besetzen und ggf spater naturlich nur bei entsprechendem Entgegenkommen auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet Schweden zu uberlassen 32 In einem Telegramm an die schwedische Konigin rechtfertigte Wilhelm II die Besetzung der Inseln mit angeblichen logistischen Zwangen der Finnland Expedition 33 Die Stockholmer Regierung beugte sich angesichts der offenkundigen Aussichtslosigkeit einer bewaffneten Konfrontation dem deutschen Druck und wies den schwedischen Befehlshaber vor Ort an einer eventuellen Landung deutscher Truppen keinen Widerstand zu leisten 34 nbsp Zollhaus in EckeroAm 26 Februar verliess ein deutscher Sonderverband Ostsee unter dem Befehl von Konteradmiral Meurer mit dem fur die Aland Inseln bestimmten Detachement der Ostsee Division Danzig Er traf wegen schwieriger Eisverhaltnisse erst am Morgen des 5 Marz am Zielort ein Entgegen der von deutschen Vertretern in Stockholm gemachten Zusicherungen beanspruchte der deutsche Admiral die Kontrolle uber beinahe die gesamte Inselgruppe die er bis zum 8 Marz auch erhielt Das damit einhergehende provokatorische Hissen der Reichskriegsflagge auf dem Zollhaus von Eckero entfachte in Schweden einen Sturm der Entrustung 35 Nichtsdestotrotz wurden die schwedischen Truppen bis zum 25 April schrittweise abgezogen Die deutsch finnischen Vertrage vom 7 Marz 1918 Bearbeiten Die weissfinnische Regierung in Vaasa begrusste in einer Proklamation die deutschen Truppen auf finnischem Boden als Freunde und Waffenbruder 36 Ihre Vertreter in Berlin unterzeichneten am 7 Marz 1918 einen deutsch finnischen Friedensvertrag ein Handels und Schifffahrtsabkommen sowie ein Geheimabkommen das Finnland verpflichtete nahezu die gesamte laufende kriegswirtschaftlich relevante Produktion und sonstige vorhandene Materialien Holzprodukte Pappe Papier Zellstoff Erze Metalle Mineralien Altgummi Kautschuk Ole bis zu einem allgemeinen Friedensschluss als Bezahlung der gelieferten Kriegsmaterialen Deutschland zu uberlassen 37 Auch die offentlich abgeschlossenen Vertrage bedienten nahezu ausschliesslich deutsche Interessen Die den Handelsverkehr betreffenden Bestimmungen riefen in Finnland heftige Kritik hervor so sahen sich etwa die Grosshandler der Stadt Turku zu deutschen Kontorgehilfen 38 herabgewurdigt Im Friedensvertrag wurde Finnland zu umfangreichen Schadenersatzleistungen einschliesslich Verzinsung fur die seit 1914 auf finnischem Territorium oder in finnischen Gewassern eingetretenen deutschen Vermogensverluste verpflichtet 39 Das in Deutschland oder in von Deutschland besetzten Landern beschlagnahmte finnische Vermogen sollte hingegen kraft Kriegsrecht Eigentum des Deutschen Reiches sein und bleiben 40 Die staatsrechtlich einschneidendste Festlegung sah vor dass Finnland ohne vorherige Verstandigung mit Deutschland keine Vertrage mit Dritten schliessen durfte die in irgendeiner Form territoriale Hoheitsrechte des Landes betrafen Diese Bestimmung wurde auch in Deutschland allgemein als Ausdruck der Halbsouveranitat Finnlands im Verhaltnis zum Deutschen Reich 41 gewertet Die Revolutionsregierung in Helsinki erklarte die Berliner Abkommen umgehend fur nichtig 42 Sie war sich freilich daruber klar dass fur die deutsche Seite mit den Vertragen ein weiterer gravierender Grund vorlag die Vaasa Regierung wieder in Helsinki zu installieren Landung und Vorgehen der Ostsee Division Bearbeiten nbsp Hauptachsen des deutschen Vormarsches graue Pfeile nbsp Vorgehen der Ostsee Division in FinnlandAm 7 Marz hatte Wilhelm II dem Reichskanzler geraten die bevorstehende deutsche Landung an der finnischen Kuste in der Offentlichkeit in einer Weise darstellen zu lassen dass es so aussehe als sei dies kein Kampf gegen Russland sondern eine reine Polizeimassnahme auf Ersuchen der von uns anerkannten Regierung 43 Zwei Tage spater begann die Anlandung britisch franzosischer Truppen in Murmansk Die deutsche Fuhrung war nun mehr denn je entschlossen in Finnland unter allen Umstanden deutsche Truppen zu stationieren 44 Neben der politischen ergab sich in der zweiten Marzhalfte auch eine unmittelbare militarische Notwendigkeit schnell zu handeln darauf wies unter anderem der weissfinnische Oberkommandierende Mannerheim in einem Telegramm vom 20 Marz hin in dem er weitere Verzogerungen als schicksalsschwer bezeichnete 45 Inzwischen unterbreitete Verhandlungsangebote der Regierung in Helsinki wurden durch die deutsche Seite dilatorisch behandelt 46 nbsp Truppen des Mecklenburgischen Jager Bataillon Nr 14 auf Deck der SMS Westfalen Marz April 1918 nbsp Soldaten der Ostsee Division in HelsinkiAm 3 April ging die Ostsee Division im Hafen von Hanko an Land Deutsche Flugzeuge warfen 130 000 Flugblatter ab in denen sich die Invasoren als Befreier Finnlands vorstellten 47 Vier Tage spater landete ein von der 8 Armee abgeordnetes Detachement von 3 000 Mann unter Oberst Otto von Brandenstein im Raum Loviisa 48 Ein parallel von Aland aus unternommener Versuch das Jagerbataillon Nr 14 in Turku zu landen scheiterte am hartnackigen Widerstand der Verteidiger bereits in den Scharengebieten vor der Stadt Der Kleine Kreuzer SMS Kolberg musste die Landungstruppe unter erheblichen Schwierigkeiten wieder an Bord nehmen und am 10 April in Ekenas bei Hanko ausschiffen 49 In Hanko zog sich die schwache ortliche Rote Garde allerdings beim Anblick des uberraschend auftauchenden deutschen Flottenverbands zuruck und leistete nur im Umland der Stadt Widerstand Zu einem grosseren Gefecht mit etwa 500 eilig herantransportierten Rotgardisten kam es erst am 5 6 April bei Karis Am 9 April wurde eine deutsche Abteilung die die Bahnlinie Helsinki Riihimaki unterbrechen sollte bei Nummela geschlagen Die Hauptmacht der Ostsee Division ging jedoch an der Kuste entlang direkt gegen Helsinki vor Ihr konnte das Oberkommando der Roten Garden in der Kurze der Zeit keine zureichenden Krafte entgegenstellen In Helsinki das bis dahin sichere Etappe gewesen war standen nur schlecht ausgerustete Truppenteile bei Toten und Verwundeten seien meistenteils wertlose Jagdflinten oder Militargewehre altesten Modells 50 gefunden worden hiess es hernach im Bericht des deutschen Befehlshabers von der Goltz Anders als von Goltz erwartet kapitulierte Helsinki nicht Erst nach mehrtagigen schweren Kampfen in die auch deutsche Schiffsartillerie und ein aus Marinesoldaten bestehendes Landungskommando eingriffen hatten die Angreifer die Stadt am 14 April einigermassen unter Kontrolle 51 Wahrend der Kampfhandlungen kam es zu mehreren Kriegsverbrechen Die Abo Kaserne in die sich Rotgardisten aber auch Frauen und Kinder gefluchtet hatten wurde in Brand gesteckt Fluchtende wurden so ein beteiligter deutscher Offizier abgeschossen 52 Als mehrere deutsche Angriffe auf das Arbeiterviertel Siltasaari Sornainen gescheitert waren trieben die Angreifer am 12 13 April bei einem nachtlichen Vorstoss uber die in den Stadtteil fuhrende Brucke zahlreiche Gefangene als Kugelfang vor sich her 53 Nach der Eroberung Helsinkis gingen mehrere Vertreter des minoritaren rechten Flugels der finnischen Sozialdemokratie Vaino Tanner u a zu den Interventen uber und riefen die Rotgardisten zum Niederlegen der Waffen auf Goltz meldete dazu am 20 April an die OHL Ohne Zweifel steht die Masse der industriellen und landwirtschaftlichen Arbeiter im roten Lager Der schwachere revisionistische Flugel der Sozialdemokratie lehnte ein Zusammengehen mit der roten Partei ab Seine Senatoren und Abgeordneten stellten sich nach der Einnahme von Helsingfors der Division und der gesetzmassigen Regierung zur Verfugung Ihre Hilfe wurde zur Beruhigung der Bevolkerung angenommen Ebenso werden die Aufrufe der revisionistischen Partei die zur Niederlegung der Waffen und zur Wiederaufnahme der parlamentarischen gesetzmassigen Kampfmittel auffordern verbreitet werden 54 Unterdessen hatte das Detachement Brandenstein im Raum Kausala Uusikyla eine schwere Niederlage erlitten und war daraufhin der Ostsee Division unterstellt worden 55 Am 20 April konnten die Deutschen Lahti einnehmen und Fuhlung mit den von Norden her vorstossenden weissfinnischen Truppen herstellen Hierdurch wurde das noch unter Kontrolle der Roten Garden stehende Gebiet in zwei Teile gespalten Die Ostsee Division ging nun gegen die im Westen verbliebenen Rotgardisten vor wobei es besonders im Raum Hameenlinna zu heftigen Kampfen kam Zahlreiche Rotgardisten und Zivilisten etwa 30 000 Menschen die vergeblich uber Lahti nach Osten durchzubrechen versuchten mussten sich am 2 Mai nach einer mehrtagigen verlustreichen Schlacht ergeben 56 Bereits am 29 April hatte die weissfinnische Armee entscheidend begunstigt durch die Abwesenheit der von der Ostsee Division bei Lahti blockierten Hauptkrafte der Roten Garden Viipuri erobert 57 Damit war der Burgerkrieg entschieden Deutsche Politik in Finnland nach dem Burgerkrieg Bearbeiten Ein Ruckzug nach dem Ende der vermeintlichen Polizeiaktion stand bei den deutschen Stellen zu keinem Zeitpunkt zur Debatte Goltz wurden stattdessen mehrere politische Berater an die Seite gestellt er erhielt den Titel Deutscher General in Finnland und ubersiedelte demonstrativ in das ehemalige Quartier des russischen Generalgouverneurs 58 Inwieweit Goltz Stab konzeptionell in die nach dem Ende des Burgerkrieges stattfindenden Massenmorde an gefangenen Rotgardisten und linksgerichteten Zivilisten verwickelt war ist unbekannt Sicher ist dass die deutschen Kommandeure zu keinem Zeitpunkt einschritten und stattdessen mehrfach disziplinarisch gegen Soldaten vorgingen die nicht rucksichtslos genug auftraten 59 Eine deutsche Militarmission deren Leiter den Titel Chef des deutschen Generalstabes beim finnischen Heere fuhrte hatte ab Juni de facto den Oberbefehl uber die finnische Armee inne 60 Ab Mai wurde das finnische Heer nach deutschen Grundsatzen umorganisiert Zivilbeamte beaufsichtigten die Umsetzung der einschneidenden wirtschaftlichen Bestimmungen der Vertrage vom 7 Marz 61 Vorsichtige Versuche der Finnen diese den Warenexport des Landes vollig lahmlegenden Festlegungen etwas zu lockern wurden von deutscher Seite brusk zuruckgewiesen Anfang Oktober konnte allerdings nur unter erheblichen Schwierigkeiten ein Schwager Wilhelms II Prinz Friedrich Karl von Hessen Kassel Rumpenheim als Konig Finnlands etabliert werden parallele Plane des Auswartigen Amtes mit Finnland einen Bundnisvertrag und eine Militarkonvention abzuschliessen wurden von den zunehmend zuruckhaltender agierenden finnischen Verantwortlichen jedoch bis zum deutschen Zusammenbruch im November 1918 verschleppt 62 Die offenkundige Absicht der deutschen Militars das finnische Heer auf sowjetrussischem Territorium gegen die in Murmansk gelandeten Entente Truppen einzusetzen stiess bei finnischen Offizieren und Mannschaften fast durchgehend auf Ablehnung Im Herbst mussten mehrfach deutsche Truppen gegen Unruhen unter finnischen Rekruten einschreiten 63 Seit September 1918 trat eine schnell wachsende offen fur eine Anbindung Finnlands an Grossbritannien und Frankreich eintretende Fraktion der finnischen Fuhrungsschicht politisch hervor Als ihr Vertreter wurde General Mannerheim nach London und Paris entsandt Diese Stromung ubernahm im Dezember 1918 die Fuhrung des Landes und wandelte Finnland in der Folge in eine Republik um Die letzten Kontingente der unter dem Eindruck der Novemberrevolution nur noch bedingt einsatzfahigen Ostsee Division verliessen Helsinki am 16 Dezember 1918 per Schiff Richtung Stettin 64 Goltz der in Stettin aus Furcht vor Repressalien durch den ortlichen Arbeiter und Soldatenrat unerkannt in Zivilkleidung von Bord ging und nach eigenen Angaben froh war in Berlin ohne Prugel zu bekommen meine Wohnung zu erreichen 65 fuhrte ab Februar 1919 deutsche Truppen gegen die Raterepubliken in Lettland und Litauen Ergebnisse BearbeitenIn der Ruckschau wird deutlich dass die zur Jahreswende 1917 1918 sowohl von deutscher wie von finnischer Seite gewunschte Intervention deutscher Truppen auf jeweils unterschiedlichen Kalkulationen basierte und eine wirkliche Identitat der Interessen kaum gegeben war Wahrend es der deutschen Politik um eine dauerhafte Loslosung Finnlands von Russland und dessen stabile Einbindung in die deutsche Einflusssphare ging verfolgte die finnische Regierung vorrangig das Ziel mit der einheimischen Arbeiterbewegung abzurechnen Um einen diesbezuglichen Erfolg sicherzustellen schien die Anwesenheit deutscher Truppen unbedingt erforderlich zu sein Damit konnte eine ausreichende Uberlegenheit uber die Roten Garden sichergestellt und gleichzeitig ausgeschlossen werden dass Russland zugunsten der Linken in den Burgerkrieg eingriff Deshalb ging sie zeitweise auch deklamatorisch auf die deutsche Mitteleuropa Rhetorik ein ohne je ernsthaft daran zu denken sich aussenpolitisch mehr als notig die Hande zu binden Als dieser Zweck erreicht und zudem im Sommer 1918 nach und nach offensichtlich geworden war dass die deutsche Gesamtkriegfuhrung in eine ausweglose Krise geriet losten sich die ausschlaggebenden Teile der finnischen Fuhrung schnell von jeder Bindung an die deutsche Politik Die deutschen Verantwortlichen haben das relativ selbstandige ausserst flexible Agieren der finnischen Oberschicht und die enge Verzahnung von innen und aussenpolitischen Problemen in Finnland zu keinem Zeitpunkt verstanden Ihr leicht durchschaubares jahrelanges starres Hinwirken auf einen bewaffneten antirussischen Aufstand fur den sie wahllos alle der untereinander todlich verfeindeten politischen Stromungen in Finnland ohne Rucksicht auf deren konkrete Ambitionen zu gewinnen suchten reduzierte den deutschen Einfluss bis zum Sommer 1917 nahezu auf den Nullpunkt Die durch die Oktoberrevolution eingetretene Situation anderte das kurzfristig reproduzierte zuletzt aber nur die unhintergehbare strukturelle Problematik der deutschen Position in Finnland bis sich mit dem Kriegsende jede weitere Diskussion erubrigte Literatur BearbeitenLutz Bengelsdorf Der Seekrieg in der Ostsee 1914 1918 Hauschild Bremen 2008 ISBN 978 3 89757 404 5 Rudiger von der Goltz Meine Sendung in Finnland und im Baltikum Leipzig 1920 online Manfred Menger Die Finnlandpolitik des deutschen Imperialismus 1917 1918 Akademie Verlag Berlin DDR 1974 problematisches wenig aktuelles Werk mit festem Klassenstandpunkt Einzelnachweise Bearbeiten Siehe dazu sehr ausfuhrlich Julius Bachem Hrsg Staatslexikon Vierter Band Patentrecht bis Staatsprufungen 3 neubearbeitete und 4 Auflage Freiburg i B 1911 Sp 812 820 Siehe Manfred Menger Die Finnlandpolitik des deutschen Imperialismus 1917 1918 Berlin 1974 S 19 1908 kamen 40 2 der finnischen Einfuhren aus Deutschland wahrend 10 5 der Ausfuhren ebendorthin gingen Siehe Bachem Staatslexikon Sp 819 Zitiert nach Menger Finnlandpolitik S 17 Siehe Menger Finnlandpolitik S 33 a b Siehe Menger Finnlandpolitik S 49 Siehe Menger Finnlandpolitik S 53f Siehe Menger Finnlandpolitik S 40ff Archivlink Memento des Originals vom 8 Februar 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www diplomatieglobal de Siehe Menger Finnlandpolitik S 44 a b Siehe Menger Finnlandpolitik S 42 Siehe Menger Finnlandpolitik S 46 Siehe Menger Finnlandpolitik S 41 54 Fussnote 74 Siehe Menger Finnlandpolitik S 48f Siehe Menger Finnlandpolitik S 55 Zitiert nach Menger Finnlandpolitik S 55 a b Siehe Menger Finnlandpolitik S 56 Siehe Menger Finnlandpolitik S 61f Siehe Menger Finnlandpolitik S 62 Siehe Menger Finnlandpolitik S 90 Zitiert nach Menger Finnlandpolitik S 73 Siehe Menger Finnlandpolitik S 75f Siehe Menger Finnlandpolitik S 77 Siehe Menger Finnlandpolitik S 112 Zitiert nach Menger Finnlandpolitik S 113 Siehe Menger Finnlandpolitik S 115 Siehe Menger Finnlandpolitik S 108 Siehe Menger Finnlandpolitik S 127 Siehe Menger Finnlandpolitik S 129 Siehe Menger Finnlandpolitik S 130 189 Siehe Menger Finnlandpolitik S 132 Siehe Menger Finnlandpolitik S 129 Siehe Menger Finnlandpolitik S 120f Siehe Menger Finnlandpolitik S 133 Siehe Menger Finnlandpolitik S 134 Siehe Menger Finnlandpolitik S 134f Siehe Menger Finnlandpolitik S 140 Siehe Menger Finnlandpolitik S 149 Zitiert nach Menger Finnlandpolitik S 148 Siehe Menger Finnlandpolitik S 151f Siehe Menger Finnlandpolitik S 153 Zitiert nach Menger Finnlandpolitik S 155 Siehe Menger Finnlandpolitik S 154 Zitiert nach Menger Finnlandpolitik S 159 Siehe Menger Finnlandpolitik S 168 Siehe Menger Finnlandpolitik S 188 Siehe Menger Finnlandpolitik S 163f Siehe Menger Finnlandpolitik S 193 Siehe Menger Finnlandpolitik S 197 Siehe Menger Finnlandpolitik S 137 Zitiert nach Menger Finnlandpolitik S 199 Siehe Menger Finnlandpolitik S 197ff Zitiert nach Menger Finnlandpolitik S 202 Siehe Menger Finnlandpolitik S 200 Zitiert nach Menger Finnlandpolitik S 204f Siehe Menger Finnlandpolitik S 205 Siehe Menger Finnlandpolitik S 207f Siehe Menger Finnlandpolitik S 208 Siehe Menger Finnlandpolitik S 210 Siehe Menger Finnlandpolitik S 210f Siehe Menger Finnlandpolitik S 211 Siehe Menger Finnlandpolitik S 211 Siehe Menger Finnlandpolitik S 213f Siehe Menger Finnlandpolitik S 215 Siehe Menger Finnlandpolitik S 216 Siehe auch Rudiger von der Goltz Meine Sendung in Finnland und im Baltikum Leipzig 1920 S 106ff und 116 Siehe Goltz Sendung S 119 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Finnland Intervention amp oldid 235846194