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Friedrich Karl Ludwig Konstantin Landgraf von Hessen 1 Mai 1868 auf Gut Panker Holstein 28 Mai 1940 in Kassel wurde am 9 Oktober 1918 zum Konig von Finnland gewahlt nahm die Wahl jedoch nicht an und verzichtete am 14 Dezember 1918 auf die finnische Krone 1 2 Als Regentenname war Fredrik Kaarle auf Schwedisch Fredrik Karl vorgeschlagen worden Der in einigen Quellen genannte Name Vaino I geht zuruck auf eine Glosse des finnischen Humoristen Vaino Nuorteva Friedrich Karl von Hessen KasselFriedrich Karl von Hessen Kassel um 1918 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Konig von Finnland 3 Spatere Jahre 4 Nachkommen 5 Vorfahren 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFriedrich Karl war ein Sohn des Titular Landgrafen Friedrich Wilhelm von Hessen Kassel Rumpenheim und dessen Frau Anna von Preussen Formell ware er Thronerbe des Kurfurstentums Hessen gewesen Dieses war jedoch nach dem Deutschen Krieg von 1866 von Preussen annektiert worden Friedrich Karl besuchte das Gymnasium in Frankfurt am Main und wurde bei einem dortigen Lehrer Professor Gillhausen untergebracht Sein Vater liess ihn zu unerschutterlicher Treue zu Preussen erziehen dessen Hegemonie aus seiner Sicht fur Deutschland notwendig war Nach dem Abitur trat er mit 17 Jahren in das 1 Garde Dragoner Regiment in Berlin ein Anschliessend studierte er zwei Jahre in Freiburg Germanistik Archaologie Kunstgeschichte und Geschichte Ab 1888 war er Corpsschleifentrager des Corps Suevia Freiburg 3 Nach seinem Studium setzte Friedrich Karl seinen Dienst im 1 Garde Dragoner Regiment in Berlin bis 1893 fort 4 1891 war Friedrich Karl in die Kotze Affare verwickelt Am 25 Januar 1893 heiratete er in Berlin Margarethe von Preussen 1872 1954 die jungste Tochter des Kaisers Friedrich III und der Kaiserin Victoria Dadurch wurde er Schwager des Deutschen Kaisers Wilhelm II Zur Hochzeit reiste ein Grossteil des europaischen Hochadels an unter anderem der russische Zarewitsch Nikolaus 5 Das Ehepaar liess sich auf Schloss Rumpenheim bei Offenbach am Main nieder 1899 kehrte Friedrich Karl wieder in den aktiven Dienst der Armee zuruck Auf eigenen Wunsch trat er in das Infanterie Regiment Landgraf Friedrich I von Hessen Cassel 1 Kurhessisches Nr 81 in Frankfurt am Main ein wo er als Hauptmann und Kompaniechef in das Regiment eingereiht wurde 1911 nahm er wegen ernster Meinungsverschiedenheiten mit dem Kommandierenden General des XVIII Armeekorps Emil von Eichhorn hinsichtlich der Dienstmoral seinen zweiten Abschied Zu Beginn des Ersten Weltkrieges liess sich Friedrich Karl reaktivieren und kehrte als Kommandeur zu seinem alten Regiment zuruck Auf dem Schlachtfeld trat Friedrich Karl verwegen auf So ergriff er beim Einmarsch in das belgische Dorf Bertrix selbst die Fahne als der Fahnentrager verwundet worden war und sturmte voran ausserdem trat er stets in einem Gefechtsmantel mit roten Aufschlagen auf damit die Soldaten sehen konnten dass ihr Vorgesetzter in vorderster Linie bei ihnen war ein Verhalten das seiner sonst eher vorsichtigen und klugen Handlungsweise fundamental widersprach Auch der Gegner bemerkte den auffalligen Mantel schon im zweiten Kriegsmonat wurde er in der Marneschlacht bei Etrepy durch Granatsplitter so erheblich verwundet dass er nicht mehr kriegsverwendungsfahig war und sich in einem Frankfurter Krankenhaus mehreren Operationen unterziehen musste Zwei Manner an seiner Seite waren sofort tot Den Rest des Krieges verbrachte er meist im Schloss Friedrichshof dem Kronberger Witwensitz seiner Schwiegermutter Victoria den Margarethe nach dem Tod ihrer Mutter geerbt hatte 6 Am 13 Oktober 1914 fiel sein fast 20 jahriger Sohn Maximilian an der nordfranzosischen Front sein altester Sohn Friedrich Wilhelm fiel im September 1916 in Rumanien Zur gleichen Zeit lag Friedrich Karl mit einer lebensgefahrlichen Blutvergiftung im Krankenhaus Seitdem lebte Friedrich Karl zunehmend zuruckgezogen und wirkte niedergeschlagen 7 Konig von Finnland Bearbeiten Hauptartikel Konigreich Finnland nbsp Nachbildung der finnischen Krone 1980er Jahre Juwelensammlung Kemi Kemin Jalokivigalleria Nach der Oktoberrevolution erklarte Finnland das bis dahin ein russisches Grossfurstentum gewesen war am 6 Dezember 1917 seine Unabhangigkeit Diese wurde am 4 Januar 1918 durch die herrschenden Bolschewiki unter Lenin anerkannt Lenin hatte bereits kurz zuvor wahrend seines Exils in Finnland seine Zustimmung signalisiert Nach dem finnischen Burgerkrieg entbrannte heftiger Streit uber die kunftige Staatsform Finnlands Schliesslich wahlte das Parlament am 9 Oktober 1918 unter Ausschluss der Sozialdemokraten Friedrich Karl zum Konig Zu diesem Zeitpunkt amtierte Pehr Evind Svinhufvud als Reichsverweser Die Legitimitat der Wahl wurde auf die schwedische Verfassung Konig Gustavs III aus dem Jahre 1772 zuruckgefuhrt auf deren Grundlage auch die russischen Zaren als Grossfursten Finnlands geherrscht hatten Allerdings war zum Zeitpunkt der Konigswahl umstritten ob ein solcher Vorgang auf Basis dieser Verfassung legitim war Die betreffenden Paragraphen regelten zwar das Wahlverfahren fur den Fall dass der Konig starb ohne einen amtsfahigen Nachfolger zu hinterlassen sahen jedoch keine explizite Regelung fur den Fall vor dass mit dem Tod des Herrschers in diesem Fall Zar Nikolaus II zugleich auch die Monarchie unterging Die Wahl eines deutschen Prinzen verstarkte die Bindungen an das Deutsche Reich das Finnland und insbesondere dessen antibolschewistischen Krafte wahrend des finnischen Burgerkriegs durch Waffenlieferungen und Invasion mit Einnahme Helsinkis unterstutzt hatte Die Entwicklung Finnlands zu einem deutschen Protektorat lag im Bereich des Moglichen Ahnliche Entwicklungen fanden auch im Baltikum mit der Wahl eines deutschen Prinzen zum Konig Mindaugas II von Litauen und der Grundung eines deutsch dominierten Vereinigten Baltischen Herzogtums das aus Estland und Lettland bestand statt Friedrich Karl nahm die Wahl nicht endgultig an auf eine entsprechende Bitte aus Finnland hin reagierte er mit einem Schreiben in dem er hoflich um Aufschub bis zu einer endgultigen Entscheidung bat 8 Die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg und die Abdankung Kaiser Wilhelms II nach der Novemberrevolution liessen einen deutschen Fursten auf dem finnischen Thron dann nicht mehr opportun erscheinen und Grossbritannien und Frankreich verstarkten ihren Druck auf Finnland von dem Plan einer Monarchie Abstand zu nehmen Mit seinem Thronverzicht am 14 Dezember 1918 musste Friedrich Karl auf diese veranderte Lage reagieren Zugleich trat Pehr Evind Svinhufvud vom Amt des Reichsverwesers zuruck und Gustaf Mannerheim wurde sein Nachfolger Mannerheim bis 1917 General in der Armee des russischen Zaren vollzog 1918 19 als Reichsverweser die Kehrtwende von der Monarchie zur Republik 1944 bis 1946 sollte er als Prasident selbst an ihrer Spitze stehen Spatere Jahre Bearbeiten nbsp Friedrich Karl von Hessen und seine Ehefrau Margarethe von PreussenNach dem Verzicht seines sehbehinderten Bruders Alexander Friedrich 1863 1945 wurde Friedrich Karl 1925 Chef des Hauses Hessen Kassel Von Hessen trat zum 1 Mai 1938 der NSDAP bei Mitgliedsnummer 4 814 689 9 Er starb 1940 in Kassel im Alter von 72 Jahren an den Spatfolgen einer Verwundung aus dem Ersten Weltkrieg und wurde in der Kapelle der Burg Kronberg im Taunus beigesetzt Nachkommen BearbeitenUnter den sechs Kindern waren zwei Zwillingspaare Friedrich Wilhelm 1893 1916 gefallen in Rumanien Maximilian 1894 1914 gefallen in Belgien Philipp 1896 1980 1925 Mafalda von Savoyen 1902 1944 Wolfgang 1896 1989 1924 Marie Alexandra von Baden 1902 1944 Richard 1901 1969 Christoph 1901 1943 1930 Sophie von Griechenland 1914 2001 gefallen in ItalienVorfahren BearbeitenAhnentafel Friedrich Karl von Hessen 1868 1940 Urgrosseltern PrinzFriedrich von Hessen Kassel 1747 1837 1786 Prinzessin Karoline Polyxene von Nassau Usingen 1762 1823 PrinzFriedrich von Danemark 1753 1805 1774 Grossfurstin Sophie Friederike von Mecklenburg 1758 1794 Konig Friedrich Wilhelm III Preussen 1770 1840 1793 Prinzessin Luise von Mecklenburg Strelitz 1776 1810 Grossherzog Karl Friedrich Sachsen Weimar Eisenach 1783 1853 1804 Grossfurstin Maria Pawlowna Romanowa 1786 1859 Grosseltern Landgraf Wilhelm von Hessen Kassel 1787 1867 1810 Prinzessin Louise Charlotte von Danemark 1789 1864 Prinz Carl von Preussen 1801 1883 1827 Prinzessin Marie von Sachsen Weimar Eisenach 1808 1877 Eltern Landgraf Friedrich Wilhelm von Hessen Kassel 1820 1884 1853 Prinzessin Anna von Preussen 1836 1918 Landgraf Friedrich Karl von Hessen 1868 1940 Literatur BearbeitenEckhart G Franz Hrsg Haus Hessen Biografisches Lexikon Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission N F Bd 34 Hessische Historische Kommission Darmstadt 2012 ISBN 978 3 88443 411 6 Nr HK 85 S 179 180 Rainer von Hessen Anders Hulden Finnlands deutsches Konigsabenteuer 1918 Reinbek 1997 Herausgegeben von Deutsch Finnische Gesellschaft e V und erschienen bei Traute Warnke Verlag ISBN 3 9801591 9 1 Rainer von Hessen Konig im Land der ernsten Augen Das finnische Thronangebot an Prinz Friedrich Karl von Hessen im Sommer 1918 In Bernd Heidenreich u a Hrsg Kronen Kriege Kunste Das Haus Hessen im 19 und 20 Jahrhundert Frankfurt 2009 S 190 204 Manfred Menger Das Scheitern der Ambitionen des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg auf den finnischen Konigsthron im Jahre 1918 In Finnland Studien III Band 3 Harrassowitz Verlag Wiesbaden 2003 S 113 Jonathan Petropoulos Royals and the Reich The Princes von Hessen in Nazi Germany Oxford University Press 2006 ISBN 0 19 979607 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Friedrich Karl von Hessen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Hessen Friedrich Karl Landgraf von Hessische Biografie Stand 28 November 2019 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Marjaliisa Hentila Seppo Hentila Das deutsche Finnland 1918 Scoventa Verlag Bad Vilbel 2018 ISBN 978 3 942073 48 6 S 320 332 454 S Brief von Friedrich Karl an den finnischen Botschafter in Edvard Hjelt In histdoc net 14 Dezember 1918 abgerufen am 1 September 2019 finnisch Kosener Corpslisten 1960 36 445 Friedrich Karl von Hessen Ein Freiburger Schwabe fast auf Finnlands Thron Arbeitskreis der Studentenhistoriker AKSt Abgerufen am 8 Februar 2023 deutsch John C G Rohl Wilhelm II Der Aufbau der Personlichen Monarchie 1888 1900 2001 ISBN 3 406 48229 5 S 561 Friedrich Karl von Hessen Ein Freiburger Schwabe fast auf Finnlands Thron Arbeitskreis der Studentenhistoriker AKSt Abgerufen am 8 Februar 2023 deutsch Friedrich Karl von Hessen Ein Freiburger Schwabe fast auf Finnlands Thron Arbeitskreis der Studentenhistoriker AKSt Abgerufen am 8 Februar 2023 deutsch Protokoll zur Unterrichtung von Friedrich Karl uber die Entscheidung des finnischen Parlaments uber die Konigswahl In histdoc net 4 November 1918 abgerufen am 1 September 2019 finnisch Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 15410713VorgangerAmtNachfolgerAlexander FriedrichChef des Hauses Hessen Kassel 1925 1940PhilippNormdaten Person GND 122424417 lobid OGND AKS LCCN n2015012789 VIAF 55029124 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hessen Friedrich Karl vonALTERNATIVNAMEN Vaino I Hessen Friedrich Karl Ludwig Konstantin von Fredrik KaarleKURZBESCHREIBUNG Prinz und Landgraf zu Hessen sowie zwei Monate lang Konig von FinnlandGEBURTSDATUM 1 Mai 1868GEBURTSORT PankerSTERBEDATUM 28 Mai 1940STERBEORT Kassel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Karl von Hessen amp oldid 235348079