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Der Begriff Deutschbohmen ist eine Sammelbezeichnung fur die deutschsprachigen Bewohner Bohmens oder auch aller bohmischen Lander sowie fur das Siedlungsgebiet dieser Bevolkerungsgruppe In den zur bohmischen Krone gehorenden Landern Mahren und Osterreichisch Schlesien sprach man von Deutschmahrern und Deutschschlesiern Im 20 Jahrhundert wurde fur diese Gruppierungen zunehmend der Begriff Sudetendeutsche oder Sudetenlander gepragt Holzfaller im mehrheitlich deutschsprachigen Bohmerwald Frantisek Kratky um 1890 Deutschsprachige Siedler kolonisierten hauptsachlich im 12 und 13 Jahrhundert im Zuge der deutschen Ostsiedlung aus Altbayern Franken Obersachsen Schlesien und Osterreich kommend vor allem die Grenzgebiete Bohmens und Mahrens Spater zogen Einwanderer aus deutschsprachigen Gebieten infolge der Hussitenkriege Pestepidemien und des Dreissigjahrigen Krieges in entvolkerte Landstriche Bohmens und Mahrens Weitere Zuwanderer kamen im Rahmen der Binnenwanderung aus deutschsprachigen Regionen der Habsburgermonarchie nach Bohmen Mahren und Schlesien teilweise kamen sie auch aus anderssprachigen Regionen der Habsburgermonarchie und assimilierten sich an die deutsche Kultur Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsgeschichte 2 Geschichte 2 1 Mittelalter und Fruhe Neuzeit 2 2 Das lange 19 Jahrhundert 2 3 Siedlungsgebiete und Anzahl 1910 2 4 Auseinandersetzungen um die Eigenstaatlichkeit 1918 und 1919 2 5 Erste Tschechoslowakische Republik 2 6 1938 bis 1945 2 7 Vertreibung 3 Von der Vertreibung bis heute 3 1 Deutsche Minderheit in Tschechien 3 2 Vertriebene und deren Nachkommen 3 3 Umgang mit dem Munchner Abkommen und den Benes Dekreten 3 4 Gegenwartige deutsch tschechische Beziehungen 3 5 Sudetendeutsches Museum 4 Mundarten 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBegriffsgeschichte Bearbeiten nbsp Mehrheitlich deutschsprachige Gebiete in den bohmischen Landern Stand 1930er Jahre Die Bezeichnungen Deutschbohmen Deutschmahrer und Deutschschlesier kamen nach den nationalen Umbruchen 1848 gleichzeitig mit der haufigeren Verwendung des Begriffs Tschechen allmahlich in Gebrauch 1 Im 20 Jahrhundert wurde der Begriff Sudetendeutsche gebrauchlicher Durch diesen Begriff fuhlten sich allerdings wiederum andere lange ansassige deutschsprachige Bevolkerungsgruppen ausgeklammert Ausserdem sind die Begriffe Deutschbohmen und Deutschmahrer insofern genauer als die Bezeichnung Sudetendeutsche weil viele Siedlungsgebiete weit abseits der Sudeten lagen Deutschbohmen und Deutschmahrer wurden bis zum Ende der Doppelmonarchie wie die Bewohner der zum heutigen Osterreich gehorigen cisleithanischen Kronlander meist primar als Deutsche der osterreichischen Reichshalfte wahrgenommen und sahen sich auch selbst als solche Eine Rolle spielte auch dass sie nur in diesem Kontext bevolkerungsmassig mit den Slawen Altosterreichs konkurrieren konnten Ausserdem empfand man sich als Teil des zusammenhangenden deutschen Sprachgebietes und nahm sich somit nicht als ethnische Minderheit wahr Im heutigen Tschechien werden im Zusammenhang mit der deutschen Minderheit entweder ebenfalls die Bezeichnungen Deutschbohmen und Deutschmahrer verwendet haufiger spricht man jedoch schlicht von den Deutschen in der Tschechischen Republik Siehe auch Begriffsgeschichte und Begriffskontroverse im Artikel SudetendeutscheGeschichte BearbeitenMittelalter und Fruhe Neuzeit Bearbeiten Deutsche Bewohner gab es in den bohmischen Landern seit dem Mittelalter 2 So warben die Premysliden im Zuge der deutschen Ostsiedlung im 12 und 13 Jahrhundert Siedler aus Bayern Franken Obersachsen Schlesien und Osterreich an um die bohmischen und mahrischen Grenzgebiete zu besiedeln 1348 wurde die Karls Universitat Prag gegrundet die ab Ende des 18 Jahrhunderts als die lateinische Unterrichtssprache durch das Deutsche ersetzt wurde bis ins spate 19 Jahrhundert kulturell und sprachlich deutsch gepragt war Als kulturell bedeutsames Beispiel des Mittelalters wird haufig das Prosawerk Der Ackermann aus Bohmen aus dem 15 Jahrhundert von Johannes von Tepl angefuhrt Uber Jahrhunderte spielten deutsche Bohmen und Mahrer wichtige Rollen in Wirtschaft und Politik der bohmischen Lander So war beispielsweise die Glaserzeugung ein in deutschbohmischen Gebieten verbreiteter Wirtschaftszweig Ein eigenstandiges deutschbohmisches Bewusstsein war jedoch lange Zeit nicht verbreitet oder es spielte im Alltag keine bestimmende Rolle Die betreffenden Personen sahen sich meist als Bohmen Mahrer Schlesier Untertanen des jeweils regierenden Herrschers oder des Heiligen Romischen Reiches nbsp Gastmahl der Generale Wallensteins in PilsenBestimmende Ereignisse waren die Hussitenkriege die Tatigkeit der Bohmischen Bruder der Dreissigjahrige Krieg wodurch die Lander der bohmischen Krone stark in Mitleidenschaft gezogen wurden und die Kriege Friedrichs II gegen Osterreich um den Besitz Schlesiens die mit dem Verlust eines Grossteils dieses Landes fur Osterreich und die bohmischen Lander endeten Der Verlust bedeutete eine Schwachung des deutschen Elements in den bohmischen Landern Die entvolkerten Landstriche zogen allerdings wieder deutsche Siedler an Dass die bohmischen Lander von den deutschen Habsburgern zumeist von Wien aus regiert wurden und der alte bohmische Adel nach der Schlacht am Weissen Berg faktisch bedeutungslos geworden war begunstigte die zunehmende Dominanz der deutschen Sprache und Kultur 3 In der tschechischen Bevolkerung sollte sich dagegen im 19 Jahrhundert zunehmender Widerstand entwickeln Das lange 19 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Tracht aus der Schonhengster Sprachinsel zwischen Bohmen und MahrenNach 1848 als sich durch die tschechische Nationalbewegung eine Gleichstellung der Deutschen und Tschechen durchsetzte versuchten die in Bohmen lebenden Deutschen zumindest in den Regionen in denen sie die Mehrheit bildeten die politische und kulturelle Hoheit zu bewahren Auf dem Kongress in Teplitz 1848 wurden die Forderungen verankert 1867 wurde die Gleichberechtigung der osterreichischen Staatsburger aller Nationalitaten in der Dezemberverfassung dem definitiven Beginn der konstitutionellen Monarchie verankert Das Reichsgesetzblatt erschien schon seit 1849 auch in tschechischer Sprache 4 Die deutsche Vorherrschaft zu bewahren erwies sich in ganz Cisleithanien als immer schwieriger und letztlich unmoglich 1868 bis 1871 wurde die Forderung der Deutschen Bohmens und Mahrens nach einer staatsrechtlichen Losung von den Tschechen immer lauter Das Postulat einer geschlossenen Region nahm teilweise Formen an in denen gefordert wurde Tschechisch vollig auszuschliessen Die Demarkation sollte einer vollig neuen Aufteilung der Kreisgebiete dienen die von Amtern der jeweiligen Nationalitat verwaltet werden sollten Festgehalten wurde die Aufteilung im Pfingstprogramm vom 20 Mai 1899 das weitgehende Regelungen fur die nichtdeutschen Volker enthielt 1900 folgten Vorschlage fur die Einteilung Bohmens in eine deutsche und eine tschechische Zone 1903 wurde vom Mediziner Josef Titta der Deutsche Volksrat fur Bohmen gegrundet der sich zur Aufgabe setzte die zerstrittenen deutschen Parteien in Bohmen zu einen um gemeinsam eine Losung des Nationalitatenproblems zu finden Der Volksrat konnte zwar keine Koalition der deutschen Parteien bewirken doch galt er als bedeutsamste und einflussreichste deutsche Schutzgemeinschaft in Altosterreich Mahrischer Ausgleich ist die Sammelbezeichnung fur vier 1905 beschlossene Landesgesetze die in Mahren eine Losung der Nationalitatenprobleme zwischen Deutschen und Tschechen gewahrleisten sollten um einen osterreichisch tschechischen Ausgleich herbeizufuhren 1907 wurde der Reichsrat das Parlament Cisleithaniens zum ersten Mal nach dem allgemeinen und gleichen Mannerwahlrecht gewahlt Tschechische Politiker bestritten teilweise seit langem die Zustandigkeit des Reichsrats in Wien fur die bohmischen Lander storten die Verhandlungen durch Obstruktion und verlangten ein eigenes Parlament in Prag brachten sich in Wien aber letztlich aktiv ein Im Zuge einer neuen Wahlkreisaufteilung wurden die Wahlbezirke des deutschen und des tschechischen Siedlungsgebietes so weit wie moglich voneinander abgegrenzt 1909 erarbeitete der Deutsche Zweiteilungsausschuss eine private Initiative auf dieser Grundlage einen Entwurf zur volligen Aufteilung Bohmens und der Schaffung der Region Deutschbohmen Der grundsatzliche Antagonismus dass die Tschechen sich in Prag selbst regieren wollten Deutschbohmen und Deutschmahrer bei dieser Losung in der Minderheit aber auf Altosterreich setzten konnte in der Monarchie nicht aufgelost werden Siedlungsgebiete und Anzahl 1910 Bearbeiten nbsp Prozentuale Verteilung der deutschsprachigen Bevolkerung in den bohmischen Landern im Jahr 1930Das Siedlungsgebiet der Deutschbohmen und Deutschmahrer verteilte sich geographisch auf das Bohmerwaldgebiet das Egerland Nordbohmen Ostbohmen Mahrisch Schlesien Nordmahren und Sudmahren Ausserdem gab es einige deutsche Sprachinseln wie den Schonhengstgau siehe Bild und deutsche Minderheiten in Stadten mit vorwiegend tschechischsprachiger Bevolkerung In den bohmischen Landern der Osterreichisch Ungarischen Monarchie lebten entsprechend der Volkszahlung von 1910 etwa 3 25 Millionen Deutsche knapp ein Drittel mit sinkender Tendenz bei einer Gesamtbevolkerung von knapp zehn Millionen Anteile der Umgangssprachen nach der Volkszahlung von 1910 Kronland Einwohner Deutsch Tschechisch PolnischBohmen 5 6 712 944 2 467 724 4 241 918 1 541Mahren 5 2 604 857 719 435 1 868 971 14 924Schlesien 5 741 456 325 523 180 348 235 224Summe 10 059 257 3 512 682 6 291 237 251 689Auseinandersetzungen um die Eigenstaatlichkeit 1918 und 1919 Bearbeiten nbsp Beanspruchtes Gebiet der Republik Deutschosterreich Projektierte Provinz Deutschbohmen als angestrebter Teil von Deutschosterreich Hauptartikel Bohmische Gebiete Deutschosterreichs Am 28 Oktober 1918 proklamierte sich die Tschechoslowakei als selbstandiger Staat In den uberwiegend von Deutschen besiedelten Grenzgebieten Bohmens Mahrens und Mahrisch Schlesiens lehnte die Mehrheit der Bewohner die Einbeziehung in den neuen Staat ab Die Provinz Deutschbohmen und die Provinz Sudetenland sowie die Kreise Bohmerwaldgau und Deutschsudmahren erklarten unter Berufung auf das soeben proklamierte Selbstbestimmungsrecht der Volker ihren Anschluss an Deutschosterreich Die Tschechoslowakei bestand auf den historischen Landern der bohmischen Krone und im November 1918 besetzten tschechische Truppen diese Gebiete Die am 4 Marz 1919 dagegen abgehaltenen Demonstrationen wurden von tschechischen bewaffneten Kraften blutig aufgelost Durch den Vertrag von Saint Germain vom 10 September 1919 wurde der Verbleib der von Deutschen bewohnten Gebiete bei der Tschechoslowakei bestatigt Die staatliche Eigenorganisation war damit am Ende Spater wurde die Forderung nach Selbstbestimmung der Deutschbohmen und Deutschmahrer durch die Sudetendeutsche Partei neu aufgegriffen Im Sprachgebrauch setzte sich fur die deutsche Bevolkerung der bohmischen Lander zunehmend der Begriff Sudetendeutsche durch obwohl dieser Begriff von den Betroffenen zum Teil nicht akzeptiert wurde da sie weit weg vom Sudetengebirge z B in Prag oder in Sudmahren lebten siehe auch Sudetendeutsche Erste Tschechoslowakische Republik Bearbeiten Hauptartikel Deutsche in der Ersten Tschechoslowakischen Republik Wahrend der Ersten Tschechoslowakischen Republik bestanden verschiedene als Negativismus und Aktivismus bezeichnete politische Stromungen innerhalb der deutschsprachigen Bevolkerung Fur diese wiederum burgerte sich nun der Begriff Sudetendeutsche ein Dieser Name leitete sich vom Begriff Sudetenlander ab der in der osterreich ungarischen Monarchie die Lander der Bohmischen Krone bezeichnete Die Negativisten boykottierten den tschechoslowakischen Staat mit dem sie sich nicht identifizierten Auf negativistischer Seite traten die deutschnationale Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei DNSAP 6 und die Deutsche Nationalpartei von Rudolf Lodgman von Auen in Erscheinung Denen gegenuber standen auf aktivistischer Seite der Bund der Landwirte die Deutsche Christlich Soziale Volkspartei die Deutsche Demokratische Freiheitspartei und die Deutsche Sozialdemokratische Partei Bereits DNSAP und DNP naherten sich wahrend ihres Bestehens bis 1933 ideologisch zunehmend der NSDAP in Deutschland an Die Sudetendeutsche Heimatfront von Konrad Henlein bildete seit dem 1 Oktober 1933 ein neues nationalistisches Sammelbecken Auch die Sudetendeutsche Heimatfront die sich spater als Sudetendeutsche Partei SdP bezeichnete naherte sich zunehmend der NSDAP an und geriet auch finanziell in ihre Abhangigkeit Diese Tendenz wurde auch durch gegensatzliche wirtschaftliche Entwicklungen in den von Arbeitslosigkeit gezeichneten deutschsprachigen Gebieten der Tschechoslowakei und dem benachbarten aufstrebenden Deutschen Reich begunstigt Viele deutschsprachige Minderheiten Bohmens Mahrens und Schlesiens forderten nun den Anschluss ihrer Siedlungsgebiete an das Deutsche Reich 7 8 9 Die SdP gewann bei Wahlen zunehmend an Bedeutung in dieser Bevolkerungsgruppe Am 5 November 1937 ausserte Henlein den Wunsch der Einverleibung des sudetendeutschen Gebiets ja des ganzen bohmisch mahrisch schlesischen Raumes in das Reich 10 Schliesslich kam es unter der Losung Heim ins Reich zur Sudetenkrise mit Abbruch der Autonomieverhandlungen mit der Regierung in Prag und zu terroristischen Aktivitaten der Sudetendeutschen Freikorps die im Munchner Abkommen gipfelten 1938 bis 1945 Bearbeiten Am 29 September 1938 wurde im Rahmen des Munchner Abkommens ohne Beteiligung der Tschechoslowakei die Annexion der deutschsprachigen Gebiete durch das Deutsche Reich beschlossen 580 000 Tschechen lebten in den betroffenen Gebieten Von ihnen mussten 150 000 bis 200 000 ihre Wohnorte in Richtung mehr zentral gelegener bohmischer und mahrischer Landesteile verlassen 11 Nach Eingliederung in den nationalsozialistischen Machtbereich wurde mit der Verfolgung von Juden Sinti und Roma und anderen Minderheiten sowie von Regimegegnern begonnen Der am 30 Oktober 1938 gegrundete Reichsgau Sudetenland unter Gauleiter Konrad Henlein umfasste einen grossen Teil der deutschsprachigen Siedlungsgebiete in Nordbohmen und Nordmahren Die ubrigen Gebiete wurden benachbarten Gebietskorperschaften in Bayern und Osterreich angegliedert nbsp Odsun Vertriebene Sudetendeutsche warten mit Handgepack auf ihren AbtransportAm 15 Marz 1939 liess Hitler unter Bruch des Munchner Abkommens die als Rest Tschechei bezeichneten zentralen Gebiete Bohmens und Mahrens besetzen Hitler erklarte dieses Territorium zum Protektorat Bohmen und Mahren Von 1939 bis 1945 teilten die deutschsprachigen Gebiete Bohmens Mahrens und Tschechisch Schlesiens die Geschichte des nationalsozialistischen Deutschlands Vertreibung Bearbeiten Hauptartikel Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei Wahrend und nach der Einnahme durch amerikanische und sowjetische Truppen fluchteten viele Sudetendeutsche und es erfolgten spontane Vertreibungen Deutscher aus dem Gebiet der ehemaligen Tschechoslowakei Im Mai propagierte Edvard Benes die Notwendigkeit der Entfernung der Deutschen und stiess damit eine Folge teilweise blutiger wilder Vertreibungen an durch die bis zu 800 000 Menschen ihre Heimat verloren Durch das Benes Dekret 108 wurde der gesamte deutsche Besitz konfisziert Im Jahr 1946 wurden weitere ca 2 256 000 Menschen offiziell ausgesiedelt Von der Vertreibung bis heute BearbeitenDeutsche Minderheit in Tschechien Bearbeiten Hauptartikel Deutsche Minderheit in Tschechien Ein kleiner Teil der Deutschbohmen Deutschmahrer und deutschen Schlesier lebt heute als Deutsche Minderheit in der Tschechischen Republik Diese verblieben bei der Vertreibung meist im Land da sie fur die Aufrechterhaltung der Wirtschaft als notwendig angesehen wurden In der Tschechischen Republik lebten 2001 noch 39 000 Deutschbohmen Deutschmahrer und Schlesier die als Deutsche Minderheit zusammengefasst werden Der Anteil der deutschen Minderheit an der Gesamtbevolkerung betrug 2001 0 4 Sie leben vor allem im Norden und Westen Bohmens Jungere Generationen stehen zuweilen unter starkem Assimilationsdruck an die tschechische Mehrheitsbevolkerung Die zahlenmassig umfangreichste deutsche Minderheit lebt mit 9500 Personen in der nordbohmischen Aussiger Region In der westbohmischen Karlsbader Region lebt mit fast 3 hier wiederum im Bezirk Sokolov mit 4 5 der relativ grosste Anteil Deutscher an der Gesamtbevolkerung in Tschechien Vertriebene und deren Nachkommen Bearbeiten Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Eine weitaus grossere Anzahl der Deutschbohmen und Deutschmahrer wurde nach dem Krieg in Deutschland sesshaft wo sie offentlich eher unter der Bezeichnung Sudetendeutsche wahrgenommen werden Teilweise siedelten sie sich auch in Osterreich und anderen Landern an Die nach dem Krieg aus der Tschechoslowakei nach Deutschland vertriebenen Deutschen und ihre Nachkommen leben heute im gesamten Bundesgebiet Hier siedelten sie sich vor allem im Bereich der ehemaligen US amerikanischen Besatzungszone besonders in Bayern aber auch in Hessen und im nordlichen Baden Wurttemberg an Insbesondere hier grundeten sich einige Firmen oder kulturelle Einrichtungen die sich in der Tradition ehemals bohmischer mahrischer und schlesischer Institutionen und Betriebe sehen Vertriebenenstadte wie etwa Neutraubling bei Regensburg das zu Kaufbeuren gehorige Neugablonz Geretsried Traunreut Waldkraiburg oder Trutzhain wurden neu gegrundet Weitere grosse Gruppen von Vertriebenen wurden im Bereich der ehemaligen DDR sesshaft hier besonders in Sachsen Anhalt und Thuringen Aber auch in den ubrigen Gebieten der fruheren DDR und im Norden Westdeutschlands sowie in Osterreich leben heute Deutschbohmen Deutschmahrer und ihre Nachkommen Ein Teil von ihnen ist in der Sudetendeutschen Landsmannschaft oder in anderen Organisationen wie Ackermann Gemeinde Seliger Gemeinde oder Adalbert Stifter Verein organisiert Der weitaus grosste Teil dieser Personengruppe ist jedoch nicht Mitglied einer entsprechenden Gruppierung und hat sich weitgehend assimiliert Oft kann man eine bohmische mahrische oder schlesische Abstammung nur durch wenig auffallige Merkmale erkennen wozu beispielsweise typische Familiennamen familiare Brauche und Traditionen mundartliche Farbungen eine im gesamten deutschsprachigen Raum verstreut lebende Grossfamilie oder die Zugehorigkeit zur meist romisch katholischen Diaspora in mehrheitlich protestantischem Gebiet oder zur in Bohmen und Mahren verbreiteten altkatholischen Kirche gehoren konnen Umgang mit dem Munchner Abkommen und den Benes Dekreten Bearbeiten Trotz vieler freundschaftlicher Kontakte auf privater oder kommunaler Ebene ist das Verhaltnis mancher Tschechen zu Vertriebenen aus dem damaligen Sudetenland und umgekehrt bis heute angespannt und teilweise von erheblichen Vorurteilen belastet Nach wie vor sind Aussohnung und Ausgleich problematisch und der Dialog zwischen den Nachbarn wird weiterhin durch Misstrauen auf beiden Seiten erschwert Die Benes Dekrete wurden entgegen von Forderungen der Vertriebenenverbande von der tschechischen Seite nicht fur ungultig erklart Die Angste vieler Tschechen beziehen sich hauptsachlich auf die mogliche Geltendmachung von Eigentumsanspruchen sollten die Benes Dekrete auch fur andere ehemalige Bevolkerungsteile aufgehoben werden In der Tat verbliebe dem tschechischen Volk nur ein kleiner Teil des eigenen Landes wurde es z B den Anspruchen etwa der katholischen Kirche die bedeutende Teile des Landes ihr Eigen nannte und jenen der ehemaligen deutschen ungarischen und polnischen Grundbesitzer nachgeben wie sie sogleich nach der Wende 1990 91 erhoben wurden Die Bundesrepublik Deutschland hat das Munchner Abkommen anfanglich als volkerrechtlich bindend betrachtet Dagegen forderte die tschechische Regierung in der Vergangenheit dessen Ungultigkeitserklarung von Anfang an juristisch ex tunc als unabdingbare Voraussetzung fur die vollstandige Aufhebung der Benes Dekrete Spater wurde das Abkommen im Normalisierungsvertrag der Bundesrepublik mit der Tschechoslowakei CSSR vom 11 Dezember 1973 ratifiziert 1974 als nichtig ex nunc erklart die vertragschliessenden Staaten des Abkommens hatten sich 1938 zu Lasten eines Drittstaates der Tschechoslowakei geeinigt 12 Seit dem Ende der Blockkonfrontation gelten die Benes Dekrete vielen Tschechen als elementarer Bestandteil des staatlichen Selbstverstandnisses so z B dem Prasidenten Vaclav Klaus obgleich sich dieser bei seinem Amtsantritt so wohlwollend gegenuber den deutschen Bohmen zeigte dass er bisweilen sehr heftige Kritik erntete 13 nicht zuletzt aus den genannten Grunden Der Beitritt der Tschechischen Republik zur Europaischen Union relativiert die Wirksamkeit und Folgen des Abkommens wie der Dekrete fur die gemeinsamen Beziehungen erheblich Dazu Kernsatze aus der am 21 Januar 1997 von den Regierungen beider Staaten vereinbarten Deutsch Tschechischen Erklarung Aus der Einleitung zugefugtes Unrecht nicht ungeschehen gemacht sondern allenfalls gemildert werden kann und dass dabei kein neues Unrecht entstehen darf Aus Absatz I der gemeinsame Weg in die Zukunft ein klares Wort zur Vergangenheit erfordert wobei Ursache und Wirkung in der Abfolge der Geschehnisse nicht verkannt werden durfen Aus Absatz II Die deutsche Seite bedauert das Leid und das Unrecht das dem tschechischen Volk durch die nationalsozialistischen Verbrechen von Deutschen angetan worden ist Aus Absatz III Die tschechische Seite bedauert dass durch die nach dem Kriegsende erfolgte Vertreibung sowie zwangsweise Aussiedlung der Sudetendeutschen aus der damaligen Tschechoslowakei die Enteignung und Ausburgerung unschuldigen Menschen viel Leid und Unrecht zugefugt wurde Aus Absatz IV Beide Seiten stimmen darin uberein dass das begangene Unrecht der Vergangenheit angehort und dass sie ihre Beziehungen nicht mit aus der Vergangenheit herruhrenden politischen und rechtlichen Fragen belasten werden Aus Absatz VIII Beide Seiten treten fur die Fortfuhrung der bisherigen erfolgreichen Arbeit der deutsch tschechischen Historikerkommission ein Gegenwartige deutsch tschechische Beziehungen Bearbeiten In den letzten Jahren ist eine zunehmende Entspannung im deutsch tschechischen Verhaltnis zu beobachten So gibt es in der Tschechischen Republik Initiativen wie beispielsweise im Rahmen des Vereins Antikomplex die sich mit der Erforschung der deutschen Vergangenheit der bohmischen Lander befasst 14 In Usti nad Labem eroffnete das Collegium Bohemicum als Wissenschaftseinrichtung mit dem gleichen Themenschwerpunkt 15 Aufsehen erregte der Dokumentarfilmer David Vondracek im Jahr 2010 mit der Dokumentation Zabijeni po Cesku uber die Vertreibung der deutschen Bevolkerung aus der Tschechoslowakei 16 17 Auch die Sudetendeutsche Landsmannschaft der von Kritikern oft eine eher verstandigungsfeindliche Haltung vorgeworfen wird bemuht sich verstarkt um eine Entspannung des Kontaktes zur Tschechischen Republik insbesondere nach einem Besuch des damaligen tschechischen Ministerprasidenten Petr Necas in Bayern im Jahr 2013 18 Sudetendeutsches Museum Bearbeiten Das Sudetendeutsche Museum in Munchen erzahlt die Geschichte der Deutschen in Bohmen Mahren und Sudetenschlesien Es vermittelt eine Vorstellung von der kulturellen religiosen und wirtschaftlichen Lebenswelt vor 1945 Die Ausstellung thematisiert die politischen und sozialen Entwicklungen bis hin zur Katastrophe von Krieg und Vertreibung schildert aber auch den muhsamen Neubeginn und die Integration Die Dauerausstellung spannt einen Bogen uber mehr als 1 000 Jahre Geschichte dargestellt in rund 900 Objekten auf 1 200 Quadratmetern Ausstellungsflache 19 Mundarten BearbeitenIn den deutschen Gebieten der bohmischen Lander wurden die gleichen Dialekte wie in den angrenzenden bairischen ostfrankischen thuringisch obersachsischen und lausitzisch schlesischen Dialektgebieten gesprochen Bairisch im Suden und Westen Im Einzelnen sprach man Mittelbairisch in den sudlichen Gebieten entlang der Grenze zu Nieder und Oberosterreich und im Bohmerwald ausserdem in den Sprachinseln des Schonhengstgaus Budweis Wischau Brunn und Olmutz sowie Nordbairisch entlang der Grenze zur Oberpfalz im Egerland und in der Iglauer Sprachinsel Ostfrankisch bzw Erzgebirgisch im Bereich zwischen der Stadt Saaz und dem Erzgebirge und in Sprachenklaven im Schonhengstgau und in Nordmahren Lausitzisch Schlesisch in Nord und Ostbohmen unter anderem Oberlausitzer Mundart und Glatzischer Dialekt und Nordmahren Gebirgsschlesisch Thuringisch Obersachsisch abschnittsweise entlang der Grenze zu Sachsen im Bereich der Elbe und als Mischdialekt mit dem Nordbairischen in der Iglauer Sprachinsel und in Prag Die Dialekte der deutschbohmischen und deutschmahrischen Gebiete wurden im Sudetendeutschen Worterbuch lexikographisch erfasst und beschrieben Die Sprachgeographie erfasst der Atlas der historischen deutschen Mundarten auf dem Gebiet der Tschechischen Republik Da heute kein geschlossenes deutschbohmisches und deutschmahrisches Siedlungsgebiet mehr besteht sind einige dieser Mundarten akut vom Aussterben bedroht Dies betrifft insbesondere die schlesischen Dialekte und die Mundarten der fruheren Sprachinseln Literatur BearbeitenLeopold Grunwald Hrsg Sudetendeutsche Opfer und Tater Verletzungen des Selbstbestimmungsrechtes und ihre Folgen 1918 1982 Junius Verlag Wien 1983 ISBN 3 900370 05 2 Wilhelm Weizsacker Quellenbuch zur Geschichte der Sudetenlander I Band Von der Urzeit bis zu den verneuerten Landesordnungen 1627 1628 Lerche Munchen 1960 DNB 455444889 Karl Bosl Handbuch der Geschichte der bohmischen Lander 4 Bande Hiersemann Stuttgart 1966 1971 ISBN 3 7772 6602 7 Emil Franzel Sudetendeutsche Geschichte Mannheim 1978 ISBN 3 8083 1141 X Hermann Raschhofer Otto Kimminich Die Sudetenfrage Ihre volkerrechtliche Entwicklung vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart 2 erganzte Auflage Olzog Munchen 1988 ISBN 3 7892 8120 4 Walter Koschmal Marek Nekula Joachim Rogall Hrsg Deutsche und Tschechen Geschichte Kultur Politik Mit einem Vorwort von Vaclav Havel Beck sche Reihe Band 1414 Beck Munchen 2001 ISBN 3 406 45954 4 In tschechischer Sprache Cesi a Nemci Dejiny Kultura Politika Slovo uvodem Vaclav Havel Paseka Prag 2001 ISBN 80 7185 370 4 Robert Luft u a Hrsg Ferdinand Seibt Deutsche Tschechen Sudetendeutsche Festschrift zu seinem 75 Geburtstag Oldenbourg Munchen 2002 ISBN 3 486 56675 X urn nbn de bvb 12 bsb00092911 0 Rudolf Meixner Geschichte der Sudetendeutschen Preussler Nurnberg 1988 ISBN 3 921332 97 4 Friedrich Prinz Hrsg Deutsche Geschichte im Osten Europas Bohmen und Mahren Siedler Berlin 2002 ISBN 3 88680 773 8 Julia Schmid Deutschbohmen als Konstrukt deutscher Nationalisten in Osterreich und dem Deutschen Reich In Bohemia Band 48 2008 Nr 2 S 464 479 Digitalisat Ferdinand Seibt Deutschland und die Tschechen Geschichte einer Nachbarschaft in der Mitte Europas 3 Auflage Piper Munchen 1997 ISBN 3 492 11632 9 Tomas Stanek Internierung und Zwangsarbeit Das Lagersystem in den bohmischen Landern 1945 1948 Veroffentlichungen des Collegium Carolinum Band 92 Oldenbourg Collegium Carolinum Munchen 2007 ISBN 978 3 486 56519 5 ISBN 978 3 944396 29 3 urn nbn de bvb 12 bsb00092903 6 Originaltitel Tabory v ceskych zemich 1945 1948 ubersetzt von Eliska und Ralph Melville erganzt und aktualisiert vom Autor mit einer Einfuhrung von Andreas R Hofmann Tomas Stanek Verfolgung 1945 Die Stellung der Deutschen in Bohmen Mahren und Schlesien ausserhalb der Lager und Gefangnisse Buchreihe des Institutes fur den Donauraum und Mitteleuropa Band 8 Ubersetzt von Otfrid Pustejovsky bearbeitet und teilweise ubersetzt von Walter Reichel Bohlau Wien Koln Weimar 2002 ISBN 3 205 99065 X Heute ist das Collegium Carolinum die herausragende Forschungseinrichtung fur die gemeinsame deutsch tschechische Geschichte und Herausgeber weiterer wichtiger Literatur Weblinks BearbeitenKatrin Bock Der 28 Oktober 1918 In Radio Praha 26 Oktober 2002Einzelnachweise Bearbeiten Antonin Mestan Bohmisches Landesbewusstsein in der tschechischen Literatur In Ferdinand Seibt Hrsg Die Chance der Verstandigung Absichten und Ansatze zu ubernationaler Zusammenarbeit in den bohmischen Landern 1848 1918 Oldenbourg Munchen 1987 ISBN 3 486 53971 X S 31 38 hier S 35 Friedrich Prinz Hrsg Deutsche Geschichte im Osten Europas Bohmen und Mahren Siedler Berlin 2002 ISBN 3 88680 773 8 Teil eines zehnbandigen Gesamtwerks Manfred Alexander Kleine Geschichte der bohmischen Lander Reclam Stuttgart 2008 ISBN 978 3 15 010655 6 Alex Historische Rechts und Gesetzestexte online Website der Osterreichischen Nationalbibliothek a b c Die Ergebnisse der Volkszahlung vom 31 Dezember 1910 in den im Reichsrate vertretenen Konigreichen und Landern 1 Heft Die summarischen Ergebnisse der Volkszahlung Peter Glotz Die Vertreibung Bohmen als Lehrstuck Munchen 2003 S 119 Alena Mipikova Dieter Segert Republik unter Druck Bundeszentrale fur politische Bildung 6 November 2002 Rede des Parlamentsabgeordneten Sandner vom 25 Juni 1935 Statistik Arbeitslose 1933 1939 Webseite des LeMO abgerufen am 7 Marz 2013 Helmuth K G Ronnefarth Heinrich Euler Johanna Schomerus Konferenzen und Vertrage Vertrags Ploetz ein Handbuch geschichtlich bedeutsamer Zusammenkunfte und Vereinbarungen Teil II Bd 4 Neueste Zeit 1914 1959 2 erw u verand Aufl Ploetz Wurzburg 1959 S 154 Ralf Gebel Heim ins Reich Konrad Henlein und der Reichsgau Sudetenland 1938 1945 Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2000 S 278 Matthias Lichter Oberregierungsrat im Reichsministerium des Innern schrieb in seinem 1943 im Carl Heymanns Verlag Berlin erschienenen Werk Das Staatsangehorigkeitsrecht im Grossdeutschen Reich zu 2 des Vertrages zwischen dem Deutschen Reich und der Tschechoslowakischen Republik uber Staatsangehorigkeits und Optionsfragen vom 20 November 1938 RGBl II S 896 betr die bis 10 Juli 1939 eingeraumte Moglichkeit eines beiderseitigen Bevolkerungsaustausches auf Verlangen der jeweils anderen Regierung Ubrigens war noch am 4 Marz 1939 zwischen der Reichsregierung und der damaligen Tschechoslowakischen Regierung zusatzlich vereinbart worden dass unter Vorbehalt einer anderweitigen Verstandigung beiderseits der 2 vorlaufig nicht angewendet werde Jorg K Hoensch Geschichte der Tschechoslowakischen Republik Kohlhammer Stuttgart 1978 S 168 Sudetendeutsche uber Vaclav Klaus emport Memento vom 21 Mai 2007 im Internet Archive NetZeitung 7 Juni 2005 Erklarung des Prasidenten der Tschechischen Republik Vaclav Klaus zum deutsch tschechischen Verhaltnis Memento vom 18 November 2005 im Internet Archive KAS Marz 2003 Antikomplex Collegium Bohemicum Toten auf tschechische Art ein umstrittener Film uber Massenmorde nach dem 8 Mai 45 Radio Praha 6 Mai 2010 Zabijeni po cesku Video Ceska televize Necas bedauert Vertreibung der Sudeten Bericht uber die Rede von Petr Necas im bayerischen Landtag SRF 21 Februar 2013 Sudetendeutsches Museum Das neue Erlebnis namens Heimat In Sudetendeutsches Museum 1 April 2022 abgerufen am 22 Dezember 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutschbohmen und Deutschmahrer amp oldid 237179018