www.wikidata.de-de.nina.az
Die bohmischen Gebiete Deutschosterreichs waren nie Teil der Republik Deutschosterreich da das Gebiet in das tschechoslowakische Staatsgebiet eingegliedert wurde Am 28 Oktober 1918 proklamierte sich die Tschechoslowakei als selbstandiger Staat In den uberwiegend von Deutschen besiedelten Grenzgebieten Bohmens Mahrens und Mahrisch Schlesiens lehnte die Mehrheit der Bewohner die Einbeziehung in den neuen Staat ab Zwei Provinzen Deutschbohmen und Sudetenland sowie die Kreise Bohmerwaldgau und Deutschsudmahren erklarten ihren Anschluss an Deutschosterreich Die Tschechoslowakei bestand auf den historischen Landern der bohmischen Krone Im November 1918 besetzten tschechoslowakische Truppen die Gebiete Durch den Vertrag von Saint Germain vom 10 September 1919 wurde der Verbleib der von Deutschen bewohnten Gebiete bei der Tschechoslowakei bestatigt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Ende der Monarchie und Ausrufung der Republik Deutschbohmen 1 2 Besetzung durch tschechoslowakische Truppen 1 3 Vertrag von Saint Germain 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEnde der Monarchie und Ausrufung der Republik Deutschbohmen Bearbeiten nbsp Raphael Pacher erster Landeshauptmann von Deutschbohmen nbsp Beanspruchtes Gebiet der Republik Deutschosterreich Projektierte Provinz Deutschbohmen als angestrebter Teil von Deutschosterreich1918 wurde die Nationalitatenfrage Bohmens erneut diskutiert Der osterreichische Ministerprasident Ernst Seidler von Feuchtenegg wollte der Abtrennung Bohmens von Osterreich Ungarn durch das Einrichten von Verwaltungskreisen die nach der Nationalitat der Bewohner aufgeteilt werden sollten zuvorkommen Sein Nachfolger Ministerprasident Max Hussarek von Heinlein bot den Tschechen am 26 September 1918 weitgehende Autonomie im k k Osterreich an Dies kam allerdings zu spat da Exiltschechen wahrend des Ersten Weltkriegs in den Vereinigten Staaten von Amerika und bei der Triple Entente bereits den Status Verbundeter erreicht hatten und die k k Regierung in Wien von den baldigen Siegermachten nicht mehr als ernsthafter Machtfaktor betrachtet wurde Raphael Pacher gelang es am 14 Oktober gemeinsam mit dem Sozialdemokraten Josef Seliger alle deutschen Parteien und Abgeordneten Bohmens und Mahrens zu einer Koalition zu vereinen Zur Vorbereitung der Grundung der Republik Deutschbohmen ernannte diese Koalition unter Vorsitz von Pacher einen zwolfgliedrigen Ausschuss Einen Tag nach der Ausrufung der Tschechoslowakischen Republik wurde am 29 Oktober 1918 die Provinz Deutschbohmen mit Sitz in Reichenberg ausgerufen Erster Landeshauptmann war Pacher der sein Amt am 5 November an Rudolf Lodgman von Auen ubergab Diese Provinz Deutschbohmen bestand aus einem zusammenhangenden Gebiet in Nord und Westbohmen das sich vom Egerland bis zum Braunauer Landchen entlang der Grenze zum Deutschen Reich erstreckte In Sudbohmen entstand die Verwaltungseinheit Bohmerwaldgau die Teil von Oberosterreich werden sollte Deutschbohmen im Adlergebirge und im Gebiet von Landskron schlossen sich zur Provinz Sudetenland zusammen Der bohmische Bezirk Neubistritz wurde Znaim zugeschlagen und sollte damit von Niederosterreich verwaltet werden Das Gerichtswesen wurde fur das Sudetenland und Deutschbohmen in Reichenberg angesiedelt fur die anderen deutschen Regionen war Wien zustandig Am 22 November 1918 erklarte sich die Provinz Deutschbohmen zum Teil des Staates Deutschosterreich Ebenfalls am 22 November 1918 wurde durch Gesetz der Provisorischen Nationalversammlung der deutschbohmische und deutschmahrische Abgeordnete bisherige Reichsratsabgeordnete angehorten der Gebietsumfang Deutschosterreichs definiert 1 Neben der Einrichtung der staatlichen Verwaltungsorganisation wurde auch die Schaffung der Oberbehorden in Angriff genommen So sollten die Finanzlandesdirektion das Landeswirtschaftsamt und das Oberlandesgericht Reichenberg sowie eine Post und eine Bahndirektion entstehen Aus geografischen Grunden ware eine territoriale Losung aber nur bei einer Angliederung dieser Gebiete gemeinsam mit Osterreich an Deutschland moglich gewesen 2 Dem stand aber das alliierte Anschlussverbot entgegen Besetzung durch tschechoslowakische Truppen Bearbeiten Deutschosterreich hatte im Unterschied zu den Tschechen deren Exilpolitiker die Staatsgrundung seit Jahren vorbereitet hatten keinerlei Vorsorge getroffen seine Gebietsanspruche gegebenenfalls militarisch zu sichern Dafur wurden Kriegsmudigkeit und schlechte Versorgungslage als Erklarung angefuhrt Die Einbeziehung Deutschbohmens und Deutschmahrens in Deutschosterreich scheiterte daher Die tschechische Regierung bestand weiter auf einem Einheitsstaat und verweigerte die Anerkennung der genannten deutschen Verwaltungsbezirke Unter dem Befehl des Feldmarschallleutnants Jan Divis begann am 13 November die Besetzung der von Deutschosterreich beanspruchten Gebiete durch tschechoslowakische Truppen eigentlich tschechische da die Slowakei in der Realitat noch nicht angeschlossen worden war Die auf Veranlassung der deutschbohmischen Landesregierung aufgestellten Volkswehrabteilungen unter Befehl des Landesbefehlshabers Feldmarschallleutnant Anton Goldbach konnten den anruckenden Truppen wenig entgegenstellen sie konnten polizeiliche aber keine militarischen Aufgaben erfullen Die Landesregierung in Reichenberg konnte nur die Anweisung erteilen dass gegen die Besetzung der einzelnen Orte Protest erhoben wird Dennoch kam es im Bruxer Gebiet und bei Kaplitz zu Zusammenstossen deutscher Bevolkerung mit tschechoslowakischen Truppen Dabei wurden mehrere Zivilisten getotet An einigen Orten wurde sogar das Standrecht verhangt und Widerstand sofort verfolgt Staatskanzler Karl Renner ein Sozialdemokrat aus Sudmahren beklagte am 13 November 1918 zu Beginn der Besetzung Es gibt heute auf dem ganzen Festlande beinahe keinen anderen Imperialismus mehr als den der tschechischen Nation Die Tschechen wollen die bluhendsten Teile Deutschosterreichs sich unterwerfen Leider haben sich tsch Sozialisten von jeher in den Reihen des Proletariats von unklarer Haltung zu Fuhrern dieses Imperialismus gemacht Sie schicken in unser Gebiet Militarpatrouillen sie bieten Militarformationen auf Wir gestehen es offen wir haben gar keine Macht zur Abwehr die Republik Deutschosterreich hat nichts als sonnenklares Recht 3 Um ihre Handlungsfreiheit zu wahren fluchtete die deutschbohmische Landesregierung am 14 Dezember 1918 in das Parlament in Wien Dort fuhrte sie bis zur Entscheidung der Friedensverhandlungen in Paris am 10 September 1919 wohl nur theoretisch die Geschafte fort und proklamierte das Selbstbestimmungsrecht der deutschbohmischen Bevolkerung Bis Februar 1919 waren die deutschbohmischen deutschmahrischen und osterreichisch schlesischen Gebiete durch ihre 1911 gewahlten Reichsratsabgeordneten in der Provisorischen Nationalversammlung fur Deutschosterreich vertreten Bei der von ihr vorbereiteten Wahl zur Konstituierenden Nationalversammlung vom 16 Februar 1919 wurde es den Deutschen in den bohmischen Landern von der Prager Regierung verboten ihre Stimmen abzugeben Als das gewahlte Parlament am 4 Marz 1919 in Wien ohne Vertreter der Deutschen in Bohmen Mahren und Osterreichisch Schlesien zusammentrat rief die deutschbohmische Landesregierung zu Demonstrationen fur die Gewahrung des Selbstbestimmungsrechts auf Dieser Aufforderung folgten viele Burger aller Parteirichtungen und versammelten sich zu zunachst friedlichen Demonstrationen Das tschechoslowakische Militar versuchte dies zu verhindern und schoss in die Menschenmengen In den Stadten Kaaden Eger Karlsbad Mies Aussig Sternberg und anderen Orten hatte man 54 Tote und zahlreiche Verletzte zu beklagen Staatskanzler Karl Renner beklagte am 5 Marz in der Nationalversammlung man habe inklusive Sudtirol mehr Deutschen das Selbstbestimmungsrecht vorenthalten als die Schweiz Einwohner hat Vertrag von Saint Germain Bearbeiten Deutschosterreich bestand weiter auf seinem Anspruch In der deutschosterreichischen Friedensdelegation in Paris war Lodgman von Auen Experte fur Deutschbohmen Es kam allerdings nicht zu Verhandlungen da die deutschosterreichische Delegation den Verhandlungssaal nicht betreten durfte sondern das Verhandlungsergebnis im Vorraum abzuwarten hatte Auf Grund dieser Situation entstand in Deutschosterreich und im Deutschen Reich der Begriff Diktat von Saint Germain Die Prager Regierung konnte hingegen auf der Seite der Siegermachte mit ihrem Vertreter Edvard Benes und den franzosischen Fachleuten Ernest Denis und Louis Eisenmann ihre Interessen ohne direkte Gegenrede Deutschosterreichs vertreten und tat dies erfolgreich So verlangte sie in den Denkschriften fur die Konferenz die Unteilbarkeit Tschechiens mit dem Hinweis auf Les Tchecoslovaques leur histoire et civilisation 4 und etikettierten die Gegenseite mit Le probleme des Allemands de Boheme 5 Innerhalb von funf Minuten nach Sitzungsbeginn waren sich die Delegierten der zustandigen Kommission einig den Wunschen der Prager Regierung zu entsprechen Der Versailler Vertrag vom 28 Juni 1919 enthielt Bestimmungen die das Deutsche Reich dazu verpflichteten die Unabhangigkeit Osterreichs zu respektieren Deutschosterreichs am 12 November 1918 beschlossener Beitritt zum Deutschen Reich der Deutschen Republik war somit ausgeschlossen Dies trug wesentlich zur Festigung der uneingeschrankten Autoritat der Tschechoslowakei uber Bohmen und Mahren bei da es ausserst schwierig gewesen ware die deutschen Gebiete im Norden des Landes quer uber ein unkooperatives Nachbarland von Wien aus zu regieren Der Vertrag von Saint Germain den Deutsch Osterreich am 10 September 1919 mit den Siegermachten zu schliessen hatte schloss Deutschbohmen und Deutschmahren definitiv aus Osterreich aus Nach diesem als Diktat empfundenen Staatsvertrag trat die deutschbohmische Landesregierung zuruck Von der Prager Regierung wurde eine Amnestie erlassen Siehe auch BearbeitenDeutsche in der Ersten Tschechoslowakischen Republik Deutschbohmen und DeutschmahrerLiteratur BearbeitenWilhelm Weizsacker Quellenbuch zur Geschichte der Sudetenlander Hrsg vom Collegium Carolinum im Verlag Robert Lerche Munchen 1960 Alfred Bohmann Das Sudetendeutschtum in Zahlen Hrsg vom Sudetendeutschen Rat Munchen 1959 Eugen Lemberg Geschichte des Nationalismus in Europa Curt E Schwab Stuttgart 1950 Emil Franzel Sudetendeutsche Geschichte Mannheim 1978 ISBN 3 8083 1141 X Ferdinand Seibt Deutschland und die Tschechen Geschichte einer Nachbarschaft in der Mitte Europas 3 Auflage Piper Munchen 1997 ISBN 3 492 11632 9 Jan Berwid Buquoy Integration und Separation der Sudetendeutschen in der CSR 1918 1920 Theorien der Nationalismen Dissertation Ceske Budejovice 2005 ISBN 3 924933 08 1 Julia Schmid Deutschbohmen als Konstrukt deutscher Nationalisten in Osterreich und dem Deutschen Reich In Bohemia 48 2 2008 S 464 479 Weblinks BearbeitenKatrin Bock Der 28 Oktober 1918Einzelnachweise Bearbeiten Gesetz StGBl Nr 40 und Staatserklarung StGBl Nr 41 1918 S 51 Manfred Alexander Die Deutschen in der Ersten Tschechoslowakischen Republik Rechtsstellung und Identitatssuche In Umberto Corsini Davide Zaffi Manfred Alexander Hrsg Die Minderheiten zwischen den beiden Weltkriegen Duncker amp Humblot Berlin 1997 ISBN 3 428 09101 9 S 127 Mitteilungsblatt der Sudetendeutschen Landsmannschaft 2002 Nr 4 S 2 Les Tchecoslovaques leur histoire et civilisation deutsche Ubersetzung Ungarisches Institut Munchen PDF 83 kB Le probleme des Allemands de Boheme deutsche Ubersetzung Ungarisches Institut Munchen PDF 35 kB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bohmische Gebiete Deutschosterreichs amp oldid 237745595