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Die tschechoslowakischen Denkschriften fur die Friedenskonferenz von Paris 1919 die allgemein dem damaligen tschechoslowakischen Aussenminister Edvard Benes zugeschrieben werden und deshalb auch in der Regel als Benes Memoranden bekannt wurden sind eine Sammlung von Schriften die von fuhrenden Mitarbeitern der tschechoslowakischen Regierung ausgearbeitet wurden um die eigenen Forderungen bei der Konferenz von Versailles zu untermauern Sie trugen zur Festigung und internationalen Anerkennung der Grenzen des neuen Staates wesentlich bei Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Problematik und Rezeption 3 Die einzelnen Memoranden 4 Literatur 5 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenNach der Grundung der Tschechoslowakei 1918 und vor der Friedenskonferenz von Paris 1919 wo die Verhaltnisse nach dem Ersten Weltkrieg geregelt werden sollten war die tschechoslowakische Seite sehr stark daran interessiert ihren Anspruchen an Gebietsregelungen Nachdruck zu verleihen Insbesondere handelte es sich um Deutschbohmen und Sudetenland Bohmenwaldgau Deutsch Sudmahren Teschener Schlesien und die Slowakei Die Gebiete wurden teilweise militarisch besetzt Auf Geheiss des Konferenzrates wurden die Forderungen und Vorstellungen der Regierung mit einer Begrundung dann schriftlich in den sogenannten Memoranden formuliert welche der Konferenz vorgelegt wurden Die Grundlage bildeten dabei die ersten drei Schriftstucke Benes trug die tschechoslowakischen Forderungen zusammen mit dem Ministerprasidenten Karel Kramar am 5 Februar 1919 dem Rat der Zehn vor und konnte ein positives Echo verbuchen am 27 Marz 1919 wurden sie der eigens dafur eingerichteten Kommission fur tschechoslowakische Angelegenheiten vorgelegt bestehend aus den Vertretern der Vereinigten Staaten Grossbritanniens Frankreichs und Italiens 1 In den Pariser Vorortvertragen konnte die Tschechoslowakei zwar nicht alle dennoch die wichtigsten territorialen Anspruche durchsetzen Problematik und Rezeption BearbeitenBereits wahrend der Konferenz wurde bekannt dass die in den Memoranden enthaltenen Zahlen teilweise beschonigt wurden was nach Ansicht der Historiker der tschechoslowakischen Delegation einen Raum zum Nachgeben sichern sollte um dann doch noch die Forderungen zu erreichen 1 Hier wird in der Regel vor allem auf das Memorandum 3 Das Problem der Deutschen in Bohmen verwiesen wo die damals angenommenen Zahlen der Minderheiten besonders der Deutschen zwar zuerst ubernommen dann jedoch aus politischen Grunden heruntergerechnet wurden teils mit Hinweisen auf gefalschte osterreichische Statistiken usw 2 Ebenfalls problematisch erwies sich spater die Behandlung des Punktes Selbstverwaltung und Gleichberechtigung der Minderheiten Vor allem im Memorandum 3 und in einer Note Benes vom 20 Mai 1919 an die Konferenz wurde die innere staatliche Ordnung nach dem schweizerischen Vorbild in Aussicht gestellt welche dem multiethnischen Charakter Rechnung trug 3 Durchgesetzt hat sich jedoch schliesslich die nationalstaatliche Konzeption Masaryks Die Minderheiten waren nicht zuletzt auf Masaryks Betreiben hin zwar gleichberechtigt waren proportional im Parlament vertreten besassen Schulen und kulturelle Einrichtungen sie wurden jedoch aus vielen Bereichen zuruckgedrangt 4 Eine Entgermanisierung einiger Teile des Landes konnte zwar aufgrund der parlamentarisch demokratischen Struktur des Staates nicht durchgefuhrt werden dennoch konnen hier die Wurzeln der Unzufriedenheit beispielsweise der Sudetendeutschen Ende der 1930er Jahre gesucht werden 5 Die Memoranden sind deshalb auch zur Zielscheibe von Kritikern geworden welche die Revision historischer Tatsachen fordern Schutzenhilfe leistet hier beispielsweise auch der tschechische Historiker und Publizist Rudolf Kucera Kucera welcher der Sudetendeutschen Landsmannschaft nahesteht bezeichnet die Memoranden als eine Ansammlung von Halbwahrheiten und sogar Lugen 6 und tritt ebenfalls fur eine Revidierung der Benes Dekrete ein 7 Diese Ungereimtheiten in der sehr komplexen Staatswerdung und den Selbstbestimmungsbemuhungen der Tschechoslowakei werden bis heute als Argumente fur eine Revision angefuhrt denn die Staatsverfassung vom 29 Februar 1920 kam ohne jedwede demokratische Legitimation zustande Die Mitglieder der mit ihrer Ausarbeitung beauftragten Revolutionaren Nationalversammlung waren weder durch ein gewahltes Parlament noch durch einen Volksentscheid legitimiert und verabschiedete in der gleichen nicht demokratisch legitimierten Zusammensetzung Gesetze 8 Die einzelnen Memoranden BearbeitenEs gab insgesamt elf Memoranden Memorandum 4 bestand aus zwei Teilen 9 Memorandum Nr 1 Die Tschechoslowaken Ihre Geschichte und ihre Zivilisation Ihr Kampf und ihre Arbeit Ihre Bedeutung in der Welt deutsche Fassung PDF 85 kB Memorandum Nr 2 Die territorialen Forderungen der tschechoslowakischen Republik Memorandum Nr 3 Das Problem der Deutschen in Bohmen deutsche Fassung PDF 36 kB Memorandum Nr 4 Das Problem des Teschener Schlesien deutsche Fassung PDF 63 kB Memorandum Nr 4 A Memorandum uber die Lage in Schlesien deutsche Fassung PDF 41 kB Memorandum Nr 5 Die Slowakei Das in der Slowakei beanspruchte Gebiet deutsche Fassung PDF 77 kB Memorandum Nr 6 Das Problem der Ruthenen Ungarns deutsche Fassung PDF 25 kB Memorandum Nr 7 Die Lausitzer Wenden deutsche Fassung PDF 80 kB Memorandum Nr 8 Das tschechische Oberschlesien Gegend von Ratibor deutsche Fassung PDF 19 kB Memorandum Nr 9 Das Problem des Glatzer Gebietes deutsche Fassung PDF 20 kB Memorandum Nr 10 Probleme der Berichtigung der Tschechoslowakischen und Deutsch Osterreichischen Grenzen deutsche Fassung PDF 31 kB Memorandum Nr 11 Die Tschechoslowakische Republik und ihr Recht auf Ersatz der Kriegsschaden deutsche Fassung PDF 48 kB Literatur BearbeitenHermann Raschhofer Hrsg Die tschechoslowakischen Denkschriften fur die Friedenskonferenz von Paris 1919 1920 In Beitrage zum auslandischen offentlichen Recht und Volkerrecht 24 Berlin 1937 siehe jedoch die Anmerkungen im Artikel Hermann Raschhofer Einzelnachweise Bearbeiten a b Eva Irmanova Madarsko a Trianonska mirova smlouva in Europa nemzet kulpolitika S 100 und 104 tschechisch Memorandum Nr 3 Das Problem der Deutschen in Bohmen PDF 36 kB Forschungsverbund Ost und Sudosteuropa forost Ungarisches Institut Munchen Erwin Viefhaus Die Minderheitenfrage und die Entstehung der Minderheitenschutzvertrage auf der Pariser Friedenskonferenz 1919 Textor Verlag Frankfurt am Main 2008 S 181 f 2 Die Sudetendeutschen in der CSR Redaktion Bayerische Landeszentrale fur politische Bildungsarbeit Manfred Kittel Horst Moller Die Benes Dekrete und die Vertreibung der Deutschen im europaischen Vergleich in Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte Heft 4 2006 S 557 PDF 1 7 MB Rudolf Kucera in Stredni Evropa 25 1992 S 7 zit nach Mnichovska zrada nebo prazsky krach online auf deliandiver org Siehe zum Beispiel sein Interview im Ostpreussenblatt vom 6 April 2012 Die CSR und die Vertreibung der Sudetendeutschen Die Erste Republik Die Zeit von 1918 bis 1938 online auf der Homepage Gebirgsneudorf abgerufen am 10 Juni 2013 Dokumentensammlung im historicum net online auf historicum net Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tschechoslowakische Denkschriften fur die Friedenskonferenz von Paris 1919 amp oldid 225660357