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Die Deutsch Tschechische Erklarung eigentlich Deutsch Tschechische Erklarung uber die gegenseitigen Beziehungen und deren kunftige Entwicklung tschechisch Cesko nemecka deklarace o vzajemnych vztazich a jejich budoucim rozvoji ist ein grundlegendes Dokument der Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik von 1997 in dem beide Seiten erklarten dass sie ihre Beziehungen nicht mit aus der Vergangenheit herruhrenden politischen und rechtlichen Fragen belasten werden Gleichzeitig vereinbarten sie die Einrichtung des Deutsch Tschechischen Zukunftsfonds Der am 21 Januar 1997 von Bundeskanzler Helmut Kohl und Bundesaussenminister Klaus Kinkel sowie Premierminister Vaclav Klaus und Aussenminister Josef Zieleniec in Prag unterzeichneten Erklarung stimmten sowohl der Deutsche Bundestag am 30 Januar als auch das tschechische Parlament am 14 Februar zu Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Inhalt 3 Folgen 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenIm Rahmen der neuen Ostpolitik unter Bundeskanzler Willy Brandt hatte die damalige Bundesrepublik Deutschland auch mit der Tschechoslowakei diplomatische Beziehungen aufgenommen der Prager Vertrag von 1973 regelte die Grundlagen Neben Gewaltverzicht der Unverletzlichkeit der gemeinsamen Grenze und der Erklarung gegenseitig keinerlei Gebietsanspruche zu erheben war vereinbart worden das Munchner Abkommen von 1938 als nichtig anzusehen Nach den Umwalzungen 1989 90 mit der tschechoslowakischen Samtenen Revolution und der Vereinigung der beiden deutschen Staaten wurde 1992 ein Nachbarschaftsvertrag geschlossen in dem unter anderem das Recht der jeweiligen Minderheiten also der Deutschen in Tschechien sowie der Tschechen und Slowaken in Deutschland ihre ethnische kulturelle sprachliche und religiose Identitat frei zum Ausdruck zu bringen festgeschrieben wurde Ausdrucklich aus dem Vertragswerk ausgeklammert blieben Vermogensfragen beispielsweise eventuelle Entschadigungen fur Enteignung und Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei Nach der friedlichen Auflosung der Tschechoslowakei zum 1 Januar 1993 stellte Tschechien im Januar 1996 ein formelles EU Beitrittsgesuch Nach den Verhandlungen zwischen beiden Regierungen wurde die Erklarung nach etwa dreistundiger Aussprache vom Deutschen Bundestag am 30 Januar 1997 mit einer Mehrheit von 577 Stimmen angenommen 20 Abgeordnete der CDU CSU Fraktion stimmten dagegen 23 Abgeordnete der CDU CSU Fraktion und der PDS enthielten sich 1 Im tschechischen Abgeordnetenhaus hingegen wurde eine kontroverse viertagige Debatte gefuhrt die sich teils bis spat in die Nacht erstreckte Die Kommunisten und die Republikaner waren gegen die Erklarung auch einige andere Abgeordnete hatten Vorbehalte Die Kritiker furchteten insbesondere dass die Erklarung einem deutschen Revisionismus und Entschadigungsforderungen der sudetendeutschen Vertriebenen den Weg bereiten konne da die entsprechenden Punkte nicht deutlich genug geregelt seien Die Debatte war von vielen Unterbrechungen gekennzeichnet haufig verursacht von Kommunisten und Republikanern die mehrfach Antrage auf die Verschiebung der Debatte einbrachten Am Abend des 14 Februar 1997 beschloss das Abgeordnetenhaus die Annahme der Erklarung mit 131 zu 59 Stimmen 2 Inhalt BearbeitenDie Erklarung besteht aus einer Praambel und acht Punkten Punkt eins hebt auf die Weiterentwicklung der Beziehungen im Geiste guter Nachbarschaft und Partnerschaft ab wobei der gemeinsame Weg in die Zukunft ein klares Wort zur Vergangenheit erfordere Im zweiten Punkt wird deutsches Bedauern ausgedruckt uber das Munchner Abkommen die Zerschlagung und Besetzung der Tschechoslowakischen Republik sowie die nationalsozialistische Gewaltherrschaft im dritten Punkt tschechisches Bedauern uber Leid und Unrecht durch die Vertreibung Enteignung und Ausburgerung der Sudetendeutschen sowie daruber dass Exzesse nicht bestraft wurden Zentral ist Punkt vier der feststellt dass jede Seite ihrer Rechtsordnung verpflichtet bleibt und respektiert dass die andere Seite eine andere Rechtsauffassung hat Beide Seiten erklaren deshalb dass sie ihre Beziehungen nicht mit aus der Vergangenheit herruhrenden politischen und rechtlichen Fragen belasten werden Im Punkt sieben wird die Einrichtung eines deutsch tschechischen Zukunftsfonds im Punkt acht die Fortfuhrung der Arbeit der deutsch tschechischen Historikerkommission sowie die Einrichtung eines deutsch tschechischen Diskussionsforums vereinbart Folgen BearbeitenSowohl die Europaische Union als auch der Europarat begrussten die Erklarung 3 die Sudetendeutsche Landsmannschaft dagegen lehnte sie ab 4 Der Deutsch Tschechische Zukunftsfonds wurde am 29 Dezember 1997 als Stiftungsfonds nach tschechischem Recht mit Sitz in Prag gegrundet Der Beitritt Tschechiens zur Europaischen Union erfolgte mit der Osterweiterung zum 1 Mai 2004 Siehe auch BearbeitenFreunde im Herzen EuropasWeblinks BearbeitenDeutsch Tschechische Erklarung im Wortlaut Nachbarschaftsvertrag von 1992 im Wortlaut Deutsch Tschechischer Zukunftsfonds Deutsch tschechische und deutsch slowakische HistorikerkommissionEinzelnachweise Bearbeiten Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 154 Sitzung 30 Januar 1997 http dip21 bundestag de dip21 btp 13 13154 pdf Stenographischer Bericht der 8 Sitzung des Abgeordnetenhauses des Parlaments der Tschechischen Republik 11 12 13 und 14 Februar 1997 online Declaration by the Presidency on behalf of the European Union on the German Czech Declaration on the Mutual Relations and their Future Development und The Council of Europe and the Czech German Declaration Vgl David Binar Nur zogernd gehen die Nachbarn aufeinander zu Artikel in der Welt vom 16 Juni 1997 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsch Tschechische Erklarung amp oldid 226331446